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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193309254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19330925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19330925
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-09
- Tag1933-09-25
- Monat1933-09
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1933
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^?224. 3. Beilage znm Riesaer Tagevlatt. Montag, 2S. September 1V33, abends. 86. Japrg. - Der Vüüeberg. Historisches Fest aus historischem Boden. Die Vorbereitungen. — Sine Pressesahrt. qu. Nur wenige Tage, der 1. Oktober rückt näher und mit ihm das große Erntedankfest, das dem deutschen Volke gegeben wird und zur Tradition werden soll. Wie der 1. Mai zum Tag der nationalen Arbeit erhoben wurde, soll fortab der 1. Oktober der Feiertag der deutschen Bauern, des NährstandeS sein, und alle sollen in Liebe und Donk bas Fest miterleben, zu dem jetzt die letzten Vorbereitungen getrofsen werden. Jedes Fest mutz seinen Rahmen haben. Der Arbeiter mutz in der Stadt feiern. Hier im Häusermeer bilden sich körperliche und geistige Kräfte, um das Räderwerk der Wirtschaft in Gang zu setzen, der Bauer wurzelt im Boden. Seine Feste müssen aus dem Boden wachsen, natur verbunden sein, zumal ja dieses Erntedankfest ein inniges Bekenntnis des Landwirtes sein soll zu seiner Erde, zu seinem Acker, seinem Hof, seiner Aufgabe. Einen ehrlichen Dank soll er dem Schöpfer aller Dinge geben, der Saat und Ernte walten und gedeihen läßt und mit dem Gelingen der schweren Landarbeit den Bauern enger und fester stets bindet. Das warf ganz selbstverständlich die Frage noch einem Festplatz auf und hieß sie lösen. Sie ist glücklich und glänzend gelöst! Der historische Bücke berg bei Hameln ist wie ge schaffen zur Feier des Erntedankfestes. Das Netchsministerium für Propaganda und Volks aufklärung hat — um der Presse rechtzeitig Gelegenheit zu geben, den Festplatz des 1. Oktober kennen zu lernen — eine Pressefahrt nach dem Bückeberg veranstaltet, eine Fahrt von Berlin auS wett durch deutsches Land, von der noch zu be richten sein wird — eine Fahrt zu dem lieblichen, auf strebenden, wirksamen und eigenartigen Bad Pyrmont, von wo aus ebenso wie von Hameln die Fäden nach dem Bücke berg gehen. Zwischen diesen beiden bekannten Orten liegt der packende, sinnvoll gewählte Schauplatz deutschen Erntedank festes. Was, denkt man, kann an einem Berg zu sehen sein? Wie kann er schon jetzt erkennen lassen, was er später sein wird? Ja, wenn sich am 1. Oktober Abertausende, Hundert tausende, eine halbe Million und mehr auf dem Berge ver sammeln, dann wird er leben, bann ist er ein Stück Zeit geschichte. Und — nun steht man oben auf dem Blickeberg. 1800 Arbeitssrciwillige sind verschwindend wenig auf dem weiten Terrain, die kleine Gruppe der Journalisten ein winziges Häuflein — aus der Ferne gesehen. — Aber da steht man und schaut — ehe eine sachkundige Hand sich hebt — ins weite, weite Tal. Hinten die Wcserberge, eine Bergkette, die ein unendlich grotzeS, rein landwirtschaftliches Gebiet umschließt. Da schaut man den deutschen Boden, die Heimat und Arbeitsstätte des Bauern — dort sprechen die Felder und Wiesen die harte Sprache des Landes, und der bunte Wechsel der Felder betört jeden, da steigt empor jener kräf tige Erdgeruch, dem wir alle verfallen, und man ist sich klar: dieses Land, diese Heimat mutz man lieben. Keinen besseren Platz gab es, und mögen sich noch so viele Berge in unserem Vaterlande erheben und noch 7o viele Täler umgrenzt von Gebirgsketten vor unseren Füßen breiten. Ter Vückcberg ist ein Festplatz! Unsere Vorfahren hatten einen ausgeprägten Sinn für geeignete Festplätze. Sie schon hatten den Bückeberg entdeckt, wie es Aus grabungen bewiesen haben. Aus dem Kamm des Berges bildet ein dunkler Wald den Hintergrund. Langsam fällt der 80 Morgen große Berg ins Tal herab. Der Festplatz wird jetzt hergertchtet, in Huf eisenform stecken ihn abertausend Fahnen ab, Boden erhebungen werden eingeebnet. Der ganze Berg soll eine gleichmäßig ansteigende Höhe erhalten, und wenn die Bauern am 1. Oktober in 220 Sonberziigen, auf allen mög lichen Fahrgelegenheiten zum Festplatz eilen, sich in geord neten Zügen von 6 Bahnhöfen, die unten im Tale liegen, über den Berg ergießen, werden sie alle freudigen Herzens ins deutsche Land hinunterschauen können — und unten In der Ebene militärische Schauspiele erleben — bis schließlich der Führer am Fuße des Berges die Rednertribüne besteigt, um, allen sichtbar, zu ihnen zu sprechen. Aber das ist bereits ein Teil des Festprogramms. Vom frühen Morgen ab fahren die Sonberzüge ein, marschiert die SA., für die grobe Lagerzelte mit einem FassungS- Ser Festtag der Sauern. LW. Wenn am 1. Oktober überall im ganzen Deutschen Reich, in jeder Stadt, aus jedem Dorf und in jedem ver lassenen Flecken daS große Wecken begännt, hebt der Fest tag -es deutschen Bauern an. Der Bauer als der Ernährer des Volkes ist wieder anerkannt als wichtigster Träger des Staates. Dies kündet der Tag des Erntedankes auch all den Großstädten, die sich bisher so oft erhaben dünkt-m über den Mann der Scholle. Es ist ja „nur" ein Bauer! Gewiß ist es nur ein Bauer. Er will und soll auch gar nichts anderes sein. Die Zetten sind vorbei, wo man den Bauern das kaufmännische Denken bcibringsn wollte, wo der als rückständig aalt, der nicht solange Schul den machte, bis er schließlich mit dem weißen Stab von Haus und Hof vertrieben wurde. Wie oft ist es früher be klagt worden, daß der gemeine Mert landwirtschaftlichen Bodens nicht immer einwandfrei scstzustellcn wäre, iveii noch nicht genügend Grundstücksverkäufe vorgelegen hätten. Diese Art des gemeinen Wertes als ein besonderer Grad messer für die kaufmännische Bedeutung der Landwirtschaft, wird in Zukunft keine Rolle mehr spielen.' Allerdings soll der Bauer auch heute rechnen. Er mutz alles an hochwertiger Erzeugung aus seinem Boden he rausholen, was nur irgend mit Anspannung aller Kräfte möglich ist. Der Bauer. ist ja der Träger der Volksernährung. Im Dienst an der Scholle nnd im Dienst für die Nation hat er die Pflicht, mit dem ihm anvertrauten Gut sparsam und wirtschaftlich umzugehen. Aber das, was sich mit deutschem Bauerntum nicht verträgt, ist die kapitalistische Ausbeutung des Bodens. Wer vom Boden seine Reute haben will, um damit speku lieren zu können, ist kein Bauer. Der Erntvdanktag des deutschen Bauerntums wendet sich also nach drei Sötten. Vom Staate aus ist es der Fest tag für den Nährstand, der nun mit einer solchen Feier symbolisch zu dem ersten Staub im Reich erhoben wird, nicht um etwas Besseres und Erhabeneres zu fein als andere Stände,- aber eben in der Reihe der deutschen Stände, die alle in gleichwertiger Pflichterfüllung und mit gleichwer tiger Notwendigkeit nebeneinander stehen, ist doch dieser erste Stand die Voraussetzung für das Gedeihen aller an deren Stände. Damit ist dieser Festtag zum Zweiten das Bekenntnis der Stände aus der Stadt wirtschaft zur Dankcs- pfkicht gegenüber dem Bauern. Das Dritte ist aber der er neute Ausruf au den Bauern selbst zu der verstärkten Pflichterfüllung, die in harter Zeit als unerbittliche For derung vor dem Hüter deutscher Scholle steht. . Diese Pflicht erschöpft sich nicht nur in der sauberen Wirtschafts führung zur ausgeglichenen Sicherung der Ernährung. Das Bauernvolk ist auch der Träger der biologischen Entwick lung der Nation und der Träger deutscher Kultur. In den Zeiten einör aufgezwungenen kaufmännischen Rvchenhastig- keit hat sich aus dem Lande auch das Nobel des Ein- und Zwei kiudcrsn sie ins ei nae fressen, dieses Nebel, das .itv Grunde der Ausdruck eitles maßlosen Egoismus /.und einer hemmungslosen Lebensseighcit ist. Soll die, neue Zeit für den Bauern einen tiefen Sinn bekommen, so mus- gerade er mit der Weiterleitung des Erbgutes aus. eine fröhliche Nachkommenschaft der Verantwortung Rechnung tragen, die darin liegt, daß jeder von uns doch nur. ein winziges Glied in der endlosen Kette von Generationen ist und daß unctgennühige Arbeit, die nicht nur dchi ma teriellen Broterwerb siebt, ihre Weihe allein durch die Sorge und Fürsorge für Kinder und KindeSkinPcr be kommt. Als letzte Pflicht tritt in der noch längst nicht überwundenen Not des Volkes an den noch mit dest Nach wirkungen der Vergangenheit schwer ringenden Bauern dee Forderung heran, auch die Masse der Hungernden «>>- Frierenden am Erntcdauk teilhaben werden zu basse'n Es ist nicht mit Almosen getan. ES ist keine Mildtätigkeit. Es handelt sich um das notwendige Opfer, in dem sich dsc wahrhafte Volksgemeinschaft bewährt. Und gerade tu die sem Opfer liegt es, daß es nicht so sehr auf das nach au.ßan weithin sichtbare gute Werk ankommt, mit dem sich,, viel leicht mancher von Sünden nnd Fehlern frei kaufen zu können glaubt. Tie stille Wohltat, die geräuschlos und selbstverständlich geleistet wird, von der die Umwelt nichts merkt, für die es keine Ouittmrg und keine Plakette, gibt, ist der beste Erntedank. Wir wollen doch nicht belobt und belohnt werden, nicht Dank und Ehre ernten, für eine Pflichterfüllung, die nur selbstverständlich ist. I, M- vermögen von 100 000 Mann errichtet sind, heran. Man kann sich jetzt, auf dem Berge stehend, bereits ausmalen, wie alles sein wird. Der Festplatz wir- voll und voller, immer neue Scharen marschieren heran, Fahnen wehen, Leben — Leben und Marschmusik, von riesigen Lautsprechern über das ganze Tal getragen, bringt eine mächtige rhythmische Bewegung. Schließlich werden Flieger ihre Kunst zeigen, werden Artillerteübungen, Attacken eines Reiterregiments sichtbar. Viel wirb es zu schauen geben, bis endlich der Führer von dem Reiterregiment eingeholt wird. Vielleicht wird sich dann der Abend langsam über Berg und Tal senken und damit die Scheinwerfer in Tätigkeit gesetzt. Der Wald auf dem Bergkamm wird magisch beleuchtet, und die Fahnen in der Runde werden im Glanze des künstlichen Lichtes erstrahlen. Der Festplatz wird durch einen künstlichen Damm, der von dem Tal zur Höhe geht, durchschnitten. Diesen Damm hinauf wird der Führer — begleitet von seinen Mit kämpfern und Helfern, hinaufsteigen und wieder hinab, um von der Rednertribüne im Tale zu sprechen. Als Redner sind vorgesehen: der Reichskanzler und Führer, Minister Tarrs und Dr. Goebbels. Oben auf dem Berge sind die Tribünen für Ehrengäste und Presse errichtet. Man erwartet viele Diplomaten. Wenn der große Festakt vorüber ist, wirb ein neuartiges Feuerwerk die Teilnehmer fesseln. Als Abschluß werden bengalische Feuer den Eindruck eines fernen Wetter leuchtens Hervorrufen. Unendlich die Vorbereitungen, schwer die Arbeit, um den Festplatz bis zur letzten Anforderung zu erschließen und ihn künstlerisch zu gestalten. Bewährte Männer wirken mit, größte Schwierigkeiten werden gelöst: in der Erdbewegung, der Beleuchtung, in der Organisation des An- und Ab marsches. An alles ist wieder gedacht. Und deshalb unter liegt es keinem Zweifel, daß das Fest, das ganz Deutschland am Rundfunk mtterleben wird, gelingt. M lehr nm M Wer zeim vensMn Ist, mm mn erst, mn Ile estiml mmlrm. Für di« prompte Zustellung sorgt unser gut orgauifierte, Anstragebienst. Sollte es aber einmal vorkomme«, daß Sie bas Riesaer Tageblatt nicht pünktlich erhalten, dann benach richtigen Sie uns bitte sofort, wir veranlassen bann schnellst« Abhilfe. Wenn Sie zufrieden sind, dann empfehle« Sie daS Riesaer Tageblatt auch bitte in Ihrem Bekanntenkreis. Neubestellungen auf das Riesaer Tageblatt werden täglich in der Geschäftsstelle Riesa, nur Goethestraße öS, am genommen. 4eMt»o»»-ucnr»ciwrr vuacn vr»i.»o ois»» aieirri, vigv-y» <4. Fortsetzung.) Don draußen riefen die Stimmen der Kameraden nach cym. »Wann darf ich kommen, ohne Sie zu verfehlen?" „Du verfehlst mich nie!" „Dann auf Wiedersehen!" „Auf Wiedersehen, Markus Leute!" Komisch, dachte der Jung« im Hinauslaufen, er weiß, wie sch heiß«. Die Gartentür schlug zu. Füße trabten die Straße hinab. Verhallendes Lachen klang durch den Nachmittag. Christine kam aus dem Haus gelaufen und ries einen Namen. Ottmar Leute kam auf sie zu und nickte. „Ich habe Besuch gehabt," flüsterte er. „Der junge Markus war bei mir!" „Hier im Garten?" Ihr« Kehle schnürt« sich zusammen bei dieser Frage. „Ja, hier!" bekräftigt« er. „Er will wiederkommen. Ich habe ihn darum gebeten. Das wirst du mir wohl gönnen, Christine." Sein Blick wurde scheu, wie der eines Tieres, das fürchtet, geschlagen zu werden. Er trat ganz dicht an sie heran und -ssriff nach ihrem Oberarm. „Sie sargen mich ein und rch leb« noch!" „Ich werde ihn hereinlassen, wenn er kommt!" tröstete sie ihn erschüttert. „Ja, Christine?" „Ja!" Ihr Blick glitt von ihm ab Sie vermochte den verzweifelten Ausdruck des leinen nicht mehr zu ertragen. „Es ist schon spät jetzt Sie müssen Ihr Pulver nehmen und dann zu Bett gehen. Vielleicht kommt der Junge schon mor gen wieder." Er nickte und ging gehorsam mit ihr nach dem Hause Ais sie zusammen die Treppe hinaufstiegen, schrie Christine plötz lich auf und hielt den Mann mit stählernen Armen zurück. Er Kina bereits mit halbem Körper über das Geländer, ver suchte sich freizumachen und auf das Pflaster des Einganges zu stürzen. Es war ein verzweifeltes Ringen, fn dem die alt« Frau zu unterliegen schien, als ihr ein lächerlicher Zufall zu Hilfe kam: Eine Spinne kroch das Geländer herauf und versuchte, an dem Aermel des Irren Halt zu finden Ekelgeschüttelt riß er den Arm zurück und folgt« Christine willig nach dem Zimmer, wo er ohne Widerstreben lein Pulver nahm. Sie wartete im Nebenraum, bis er sich ent kleidet hatte, und ihr ein Knacken des Bettes verriet, daß er in den Kissen lag. Nach zehn Minuten tat das Pulver leine Wirkung Als sie leise eintrat, lag sein Kopf gegen die Wand gedrückt, die Lider waren tief über die Augen gesunken. Ihre Gedanken irrten die lange Strecke Weges zurück, die sie immer und immer wieder gingen: War es recht von Frau Gertraud gewesen, daß sie damals in der schwärmeri schen Liebe ihrer siebzehn Jahre dem Großkaufmann Leute die Hand zur Ehe reichte, obwohl sie wußte, daß der Fa milie Leute mehr als ein zerrüttetes Gehirn entsprossen, mehr als ein Selbstmörder Generation um Generation in Schrecken versetzt hatte? Wer mochte richten? — Und wer durfte es? Bei Ottmar, dem Jüngsten der Familie, waren erst in dessen fünfzehntem Lebens ahr die Symptome der unglück seligen Vererbung aufgetreten, während Marku», der älteste aus der Ehe Frau Gertrauds, der klügste Kopf war, den dis Lentes feit Generationen ihr eigen genannt hatten. Aber gleichsam, als wollte das Schickial seinen Spott treiben, blieb der Irre am Leben, während der andere «inen allzufrühsn Tod erleiden mußte Christine iah auf den Schlafenden herab Dnd studierte die bleichen Züge, aus denen das ganze Ringen eines unter- jochten Geistes sprach. Und niemand, der Hilfe bringen konnte! Hier versagt« alle Kunst und alles Wissen Un summen hatten die Lentes ichon verschwendet Von über allher hatten sie Kapazitäten von Ruf geholt, Rat erheischt und Honorar« bezahlt, die fürstlich waren Aber jeder von ihnen halt« die Achsel gezuckt und war. ohne viele Worte zu machen, wieder gegangen Der Fluch, der über den Lentes hing, hieß: Vererbung. Die Tat'aä>e blieb, daß jeweils einer aus der Familie mochte es nun der Aeiteste oder der Jüngste, oder einer an der Mitte heraus lein, üiei«r fürchterlichen Krankheit an ¬ heimfiel. Sie lebten und waren tot. Lebendigen Leibes ab gestorbene Glieder, die verlassen hinter Gitter und Mauer werk ihr Dasein verbringen mußten. Beinahe war die alte Magd erzürnt über den Leichtsinn, mit dem Frau Gertraud vor fünfunddreißig Jahren dem jungen Lente ins Haus gefolgt war. Aber die beiden hatten sich wirklich geliebt. Und wer konnte wider die Liebe? Wäre damals ein Engel vom Himmel herabgestiegen, Frau Gertraud ein fluchwürdiges Geschick zu prophezeien, sie batte nicht auf sein .Warnen gehört. Und nun war es zu ' spät und sie mußte tragen, was sie selbst nicht anders gewollt' hatte. - -- . -. Christins ging nach dem Fenster und öffnete es zur Hälfte?. Sorglich hakte sie die Riegel «in. Der Krank« pflegte besser zu schlafen, wenn die Luft ungehindert zu ihm herem- strömen konnte. . vom Garten herauf, wo das Rot des Kieses wie Kupfer leuchtete, kam kein Ton. Zuweilen fürchtete sie diese Laut losigkeit der Nächte, in denen sie ganz allein mit dem Irr sinnigen und ihren Gedanken war. Aber allmorgens, wenn der Tag sie weckte, fiel jegliche Beklemmung von ihr ab Jedes lichte Wort, das der Kranke zu ihr sprach, war ein Geschenk für sie. Sie war dem Unglücklichen Amme gewesen,..- dann Betreuerin seiner Kindheit, und seit den Tagen, da ihn die Nacht umfing und immer mehr feinen Geist um- dünkelt«, war sie ihm der Engel der Barmherzigkeit, der leine schützenden Fittiche über ihn breitete, wie es selbst eins Mutter nicht treuer und behutsamer tun konnte. Sie trat vom Fenster weg noch einmal zu dem Bett hin. in dem Ottmar Lente schlief. Nützte es etwas, seine Stirn zu bekreuzen? Für Ihn gab es keine Sünde, kein Unrechttün. Eingehend in das Licht der Ewigkeit, blieb für ihn'mir die Frage an den Schöpfer: „Warum? . . . Weshalb? War es ein Werk deiner Vorsehung?" „Dann bist du also Markus Lente," murmelt« der Irre und drückte die Schultern tief in die Kissen zurück. Christine erschrak und bekam einen starren Zug um den Mund Di« Mutter des kleinen Markus fiel Ihr ein. Viel leicht war dies« glücklicher Vielleicht hatte der frühe Tod ihres Mannes das Geschick oerlöhnt und verschonte dafür ihr Kind vor dem Furchtbaren, mit dem es sonst aeirbl-''"- worden wäre
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