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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193310109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19331010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19331010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1933
- Monat1933-10
- Tag1933-10-10
- Monat1933-10
- Jahr1933
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1933
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Riesaer Tageblatt «r»d Anzeiger Mt-latt und Amrlgett. Tageblatt Riesa. . Dresden 1580. Fernruf Nr. 20. Das Riesaer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Girökass«: Postfach Nr. 52. Troßenhain, des Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Riesa Nr. 52. 237. Dienstag, 19. Oktober 1933, abends. 8«. Iahrg. Da, tzttefoer Tageblatt erscheint jede« Ta, abend« '/,« Uh- «« «u«nahv« der «onn- und Festtag«. Ve,««,rrt», g«g«n Vor«K»ahkmg. für «inen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug »M. 2.14 ein sch I. Postgebühr lohne Zustellungsgebühr). Für den Fall de« Eintretens von ProduktionSverteuerungen, Erhöhungen d«r Löhn« und Materialienprets« behalten wir un» da« Recht der Pr«i«. «rhöhun« und Nachforderunq vor. 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Verantwortlich für Redaktion: Hernrrch Uhlemann^ Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. Vrozeb im Reichstag. Heule Beginn der Berliner Verhandlungen gegen van der Ludhe. Berlin. (Funkspruch.) Die ganze Umgebung des Reichstagsgebäudes war heute Dienstag von starken Polizei posten mit Karabinern umgeben. Absperrungen wurden zunächst nicht vorgenommen, so daß sich in der Nähe der Portale ein größeres Publikum ansammeln konnte, das, da es wegen des beschränkten Raumes nicht zugelassen werden kann, wenigstens die Ankunft des Gerichtes, der Prozeß beteiligten und der Angeklagten beobachten wollte. Schon um 8 Uhr morgens begann der Zustrom zum Reichstags gebäude. Sämtliche Portale waren von Polizei- und Reichs- tagsveamten stark besetzt, um eine genaue Kartenkontrolle durchzuführen. In besonderen Räumen, die alle zngelassenen Personen nach Eintritt in das Gebäude zunächst passieren müssen, wird von einem größeren Aufgebot von Beamten eine strenge Durchsuchung nach Waffen vorgenommen. Die Reichsgcrichtsverhandlung findet im früheren Saal des Hanshaltsausfchusscs des Reichstages statt, dem größten Saal, den der Reichstag setzt noch zur Beringung hat. Der Saal ist in der Zwischenzeit nach den Wünschen des Reichs gerichtes zu einem Gerichtssaal umgebaut worden. Auf den Korridoren ist wieder ein besonderes Postamt mit rund 40 Telcphvnzellen untergebracht, das den gewaltigen inter nationalen Presscverkehr abzuwickeln hat. Auch für die Zuhörer ist der Raum in Berlin etwas größer als in Leip- zig. Zu jeder Verhandlung können etwa 1o0 Zuhörer zu gelassen werden. Zur ersten Verhandlung in Berlin hat sich auch der Tonfilm wieder cingefunden. Zu diesem Zweck sind im Saale gewaltige Jupiterlampen aufgebaut. Daneben erfolgt für den Rundfunk, wie in Leipzig, eine laufende Aufnahme des Prozesses auf Schallplatten. Gegen s'sll Uhr flammen erneut die Lampen ans. Der Senat betritt unter Führung des Senatspräsidenten Bün- ger den Saal. Er eröffnet sofort die weitere Hauptverhanb- lung und erklärt, das bisherige Verfahren diente dazu, die Angeklagten über die umfangreiche Anklageschrift zu hören und dabet die sachlichen Streitpunkte soweit klar zu stellen, baß die Beweisaufnahme über die einzelnen Zusammen hänge erfolgen kan-n. Jetzt haben die Zeuge« daS Wort. Mögen Sie sich ihrer hohen und verantwortungsvollen Auf gabe bewußt sein. Der in meinen Anfangsworten in Leip zig erwähnten Unabhängigkeit der Richter und Freiheit des Anwaltstandes entspricht die Freiheit und Unabhängigkeit der Zeugen. Nur ihrem Gott und ihrem Gewissen sollen sie sich verantwortlich fühlen. Allein bei einer solchen Ein stellung derjenigen, die in dieser wichtigen bedeutsamen Sache berufen sind, Zeugnis abzulegen, kann -ie Rechts pflege das sein, was sie sein soll: Ein Spiegel der Wahrheit! Der Vorsitzende ruft dann, wie am ersten Sitzungstage ln Leipzig, die Angeklagten der Reihe nach auf und ebenso ihre Verteidiger. Als er nach dem Aufruf der drei Bulgaren erklärt, baß Rechtsanwalt Dr. Teichert der Offizialvertei diger dieser Angeklagten sei, rüst Angeklagter Dimitroff da zwischen, ich verteidige mich allein. Unter den vom Vor sitzenden weiter aufgerusenen Sachverständigen befindet sich auch diesmal als Sachverständiger für Brandschäden der Berliner Branddirektor Dr. ing. Wagner und Professor Geheimrat Josse von der Technischen Hochschule. Als erster Zeuge wird am heutigen Verhandlungstage der Student Hans Flitter vernommen. Flöter studiert in Berlin Theologie. Er pflegte, wie er aussagt, jeden Tag in der Staatsbibliothek zu arbeiten und ging abends stets über die Linden und durch den Tiergarten vor dem Reichs tag vorbei zu seiner Wohnung. An dem Abend des Reichs tagsbrandes, so erzählte er, habe ich etwas länger gearbeitet und kam kurz nach 9 Uhr hier am Reichstag vorbei. Als ich den Kiesplatz vor dem Reichstag betrat, hörte ich ein Fenster klirren. Tas Klirren wiederholte sich ein paar Mal. Ich sah dann auch, wie ein Mann ein Fenster einschlug. Dieser Mann hatte einen Feuerbrand in der Hand. Diese Hand bewegte sich beim Einschlagen des Fensters. Als ich das sah, habe ich keine Minute mehr gewartet. Am rechten Portal unten, wo die Auffahrt ist, traf ich einen Wachtmeister und teilte ihm sehr aufgeregt mit, was ich gesehen habe. Ich habe dem Wachtmeister die Richtung gesagt, wo das war. Darauf bin ich nach Hause gegangen. Nach einer kurzen Zeit kam meine Wirtin und teilte mir mit, -aß der Reichstag brenne. Den Mann, der das Fenster einschlug, sah ich auf dem Balkon vor dem Restaurant-Betrieb. Wie er aussah, kann ich natürlich nicht sagen, aber einen Hut hatte er nicht auf. Möglich ist es allerdings, daß er eink Baskenmütze oder auch eine andere Mütze trug. Der Vorsitzende richtet nun an -en Zeugen eine Reihe von Fragen, wobei der Zeuge seststellt, daß «S fünf oder acht Minuten nach ll Uhr gewesen s«in müsse, alS er dem Polizei beamten von seiner Beobachtung Mitteilung machte. Er ist der Meinung, daß die Person, die das Fenster einschlug, keinen Mantel, sondern nur eine Jacke trug. Weitere Fragen betresfen die Art des FeuerbrandeS. Der Zeuge gibt die Möglichkeit zu, daß es sich um einen Kohlenanzünder handelte, kann aber nicht genau bekunden, welcher Art der Zündstoff war. Auf die Frage des Vorsitzenden, ob es be stimmt nur eine oder etwa, wie Lin anderer Zeuge aus-. gesagt habe, zwei Personen gewesen seien, erklärt der Zeuge nachdrücklich, nur eine Person aus dem Balkon gesehen zu haben. Auf eine Frage des Verteidigers Rechtsanwalt Dr. Sack erklärt der Zeuge Flöter, wen» er bei seiner erstell Vernehmung von einer „Fackel", bei seiner zweiten von einem „Feuerbrand" gesprochen habe, so Habe er in beiden Fällen dasselbe gemeint. Die beiden. Polizeiwachtmeister Buwert und Pöschel werden dem Zeugen Flöter gcgenübergestellt. Es ergibt sich dabei, daß Flöter seine Meldung dem Wachtmeister Buwert erstattet hat, der im allgemeinen die Westseite des Reichs tages zu bewachen hatte. Die beiden Beamten verlassen nach dieser Feststellung wieder -en Vcrhandlungssaal. Präsident BUnger vernimmt zunächst den Zeugen Flöter noch weiter und weist nochmals - auf eine Zeugenaussage hin, daß 2 Männer in den Reichstag eingestiegen sind. Zeuge Flöter: Die beiden Aussagen brauchen sich doch nicht zu widersvrechen, denn wenn der Zeitpunkt, zu -epi der andere Zeuge das sah, früher oder spater lag, so kann er etwas anderes gesehen haben als ich. Ich kann jedenfalls mit Bestimmtheit aussagen, daß zu dem Zeitpunkt, wo ich es gesehen habe, nur eiu Mann da war. Der Oberrcichsanwalt wünscht zu wissen, welche Farbe die Kleidung des Mannes hatte, worauf der Zeuge aber keine bestimmte Antwort geben kann. Er weiß nur, daß es nichts Helles war. Der Angeklagte Dimitroff fragt, was der Wachtmeister , gesagt und getan hat, als der Zeuge ihm seine Beobach tungen meldete? Zeuge: Der Wachtmeister hat nur einige abgerissene Frageartikel gebraucht, wie „Was?" oder „Wo?", sonst war nicht viel Zeit zum Reden, und ich gab dann den Beamten noch einen Stoß in den Rücken, damit er sich beeilen sollte. Dimitroff: Gehörte der Zeuge einer Partei an und welcher? Zeuge: Ich habe nie in meinem Leben einer Partei an gehört. Außerdem möchte ich dem Angeklagten mittcilen, daß es meines Erachtens unmöglich ist, daß parteipolitische Willensbildung die Gesetze der Optik modifizieren könnte. (Heiterkeit.) Auf eine Frage des Bertetdtgers Rechtsanwalt Dr. Sack sagt der Zeuge, er habe von dem Verhalten des Polizei wachtmeisters den Eindruck gehabt, daß der Beamte seine Meldung von dem Vorgänge am Reicbstagsfcnster für un- kaßbar und unmöglich im ersten Moment hielt. Angeklagter Torgler: Der Zeuge spricht von der Auf regung, die sich seiner bei der Beobachtung des Vorganges bemächtigt habe. Ist es richtig, daß er trotz dieser Auf regung gleich nach Hanse gegangen ist, ohne sich um die weitere Entwickelung der Dinge zu kümmern? Zeuge Flöter: Ich hatte an diesem Tage kein Butter brot in die Stadtbibliothek mitgenommen, ich war also hungrig und bin deswegen gleich in meine nahegelegene Wohnung in der Hindersin-Straße gegangen. Dort habe ich mich aber nicht lange aufgehalten, sondern bin bald wie der heruntergekommen. Nun wird Polizeiobcrwachtmeistxr Buwert als Zeuge wieder hereingerufen. Nach seiner Schätzung sei Flöter un gefähr 5 Minuten nach 9 Uhr zu ihm gerannt gekommen und habe ihm von der klirrenden Fensterscheibe Mitteilung gemacht. Wir gingen zusammen zu dem eingeschlagcnen Fenster, erzählt Buwert, es war das 2. Fenster vom Por tal I aus nach rechts. Gegenüber dem Fenster sahen wir, wie die Flamme Hoch ging. Ich nahm an, daß ein Stores brannte. Wir beobachteten eine Weile das Feuer, darauf sagte ich zu dem Zeugen: „Rennen Sie doch schnell rüber zur Brandenburger Torwache und alarmieren Sie sie, sagen Sie, daß der Reichstag brennt. Darauf rannte der Zeuge weg. Vorsitzender: War das bestimmt auch Flöter? Zeuge Buwert sagt: Nach seiner Ansicht sei cs Flöter gewesen. Buwert gibt aber auf Vorhalt zu, daß es sich auch um einen anderen Zeugen, Thalert, gehandelt haben kann. Der Zeuge Buwert schildert dann weiter seine Beobach tungen: Der Mann, der mich auf das Feuer aufmerksam gemacht hatte, ging dann in Richtung Brandenburger Tor wache weg. Nach ungefähr 2 Minuten sah ich dann mit einem Mal im Parterre ein Feuer, einen Lichtschein. Es sah aus, als wenn ein Mann eine Fackel in der Hand hatte und damit im Erdgeschoß in Richtung Brandenburger Tor entlangrannte. Ich rannte mit, und zog dabei schon meine Pistole. Vorsitzender: Van der Lubbe behauptet: Es sei ein Tischtuch gewesen, daß er hinter sich herfchleiste, sie sprechen von einer Fackel. Zeuge: Was ich sah, war höher, deshalb hielt ich es für eine Fackel. Einen Mann habe ich überhaupt nicht gesehen. Aus den weiteren Bekundungen des Zeugen ergibt sich, daß «r, nachdem er geschossen hatte, von der Rampe sprang und zu dem Fenster lief, in das er geschossen hatte. Das Licht war aber verschwunden. Als der Zeuge nun -ie Freitreppe wieder hinaufging, sah er den Wachtmeister Pöschel. Er schickte ihn zum Portal V des Reichstages, um dem Pförtner davon Mitteilung zu machen, daß der Reichstag brennt. Etlva 9 Uhr 17 jrgs nach -er Angabe -es Zengen Polizei leutnant Lateit mit seinen Beamten vor dem Reichstage ein. Die Feuerwehr kam schätzungsweise 3 bis 5 Min. später. Angeklagter Dimitroff: Wann hat der Zeuge bemerkt, «aß es sich um eine Brandstiftung bandelte? Zeuge Buwert: Daß eine Brandstiftung vorlag, habe ich erst bemerkt, als ich an den Fenstern den sich sortbewegenden Feuerschein sah. Rechtsanwalt Sack: Und da hat der Zeuge sofort ge schossen? Zeuge Buwert: Nein, solange der Schein sich bewegte, hätte das Schießen keinen Zweck gehabt. Am vorletzten Fenster stand der Fcsterbrand aber einen Moment still, und da habe ich hineingeschvssen. Die Verhandlung wird hieraus durch eine halbstündige Pause unterbrochen. * Nach der Pause, die sich über eine Stunde ausgedehnt hatte, wird der Lljährigc Schriftsetzer Thalcr als Zeuge vernommen. Ich kam, so schildert er, vom Brandenburger Tor her am Reichstage vorbei und wollte zum Lehrter Bahnhof. An der Ecke des Reichstages, ehe ich zum Haupt portal kam, hörte ich lautes Klirren. AlS ich in der Rich tung des Schalles blickte, hatte ich den Eindruck, als ob zwei Personen neben dem Hauptportal in ein Fenster einstiegen. Der eine war eben in das eingeschlagene Fenster Hinein gekrochen, auf das Gesicht des anderen fiel eben noch -ex Schein der Laterne von der Ecke des Reichstages her — ich war allerdings ziemlich weit entfernt und dann stieg auch er ein. Ich lief zur Ecke zurück und rief dem Schutzmann, den ich kurz vorher an der Seite des Reichstages überholt hatte, zu, er solle Herkommen, es steige einer ein. Als ich zurück kam, war schon ein Schupo da und ein anderer Herr. Da brannte es bereits oben. Vorsitzender: Von wo aus sahen Sie denn die Männer «infteigen? ZeUge Thaler: Als ich das Klirren hörte, lief ich die Rampe zum Hauptportal etwas hinauf, weil ich von unten nicht sehen konnte und stieg auch noch auf die Seitenmauer. Vorsitze«-«: Welches Fenster war denn «ingeschlagen? Ze«ge Thaler: DaS erste Fenster neben -em Haupt portal. Vorsitzender: Der Zeuge Flöter war nicht sicher, ob es das erste oder zweite war. Sie wollen also zwei Personen gesehen haben? Zeuge Thaler: Ich glaubte, zwei Personen zu sehen. Einer war in gebückter Haltung hinter der Balustrade des Balkons beim Einstcigen, während die erste Person schon drinnen war. Ich sah noch kurz das Gesicht des zweiten. Vielleicht hat er sich umgewendet, weil er gesehen oder gehört hatte, wie ich die Rampe herauflief. Als der Angeklagte Dimitroff wieder unzulässige Fragen stellt und Verdächtigungen auSfpricht, ruft der Vorsitzende: Wenn Sie so fortfahren, werde ich Ihnen keine Beachtung mehr schenken. Dimitroff: In diesem Prozeß, Herr Präsident, bin ich nicht Schuldner, sondern Gläubiger, Laß möchte . . . Vorsitzender: Ich entziehe Ihnen jetzt das Wort. Dimitroff: Ich protestiere. Der Angeklagte van der Lubbe wird hierauf vor den Nichtcrtisch geführt, um sich zu den letzten Zeugenaussagen zu äußern. Van der Lubbe verfolgt seine alte Taktik. Bald ant wortet er mit ja, bald mit nein. Manchmal schweigt er und gibt bann' wieder verwirrte Auskünfte. Der Verteidiger van der Lübbes Rechtsanwalt Scuffert ermahnt den An geklagten. Sie stehen, so sagt er, wie wir aus -en Briefen Ihrer Angehörigen wissen, auf dem Standpunkt, ich werde «ie meine Mittäter verrate« «nb werbe immer dafür sorge«, baß sie nicht verraten werde». Wenn Sie wirklich glauben, daß den Mitangeklagten Unrecht geschieht, bann haben Sie -och erst recht Veranlassung, klar Ihre Meinung zu sagen. Vorsitzender: Sind Sie allein eingestiegen an diesem Abend? Van der L«bbe: Ja: Vorsitzender: Haben Sie den Reichstag allein ««gesteckt? Dimitroff ruft dazwischen: Tas ist unmöglich, ausge schlossen, Idiot! Vorsitzender: Schweigen Sie, ich entziehe Ihnen das Wort. Ich frage Sie nochmals, van der Lubbe: Haben Sie de« Reichstag allein angesteckt? Van der Lubbe: Ja. Oberreichsanwalt: Wir haben bas ja schon einmal durchererziert. Aber ich möchte trotzdem noch einmal fragen: Haben andere es vorbereitet? Haben andere Ihnen ge holfen? Van der Lubbe: Das kann ich nicht sagen. (Bewegung ) Dimitroff: Er will nicht zugeben, daß er ein Werkzeug gewesen ist. Rechtsanwalt Dr. Sack: Dimitroff hat gemeint, daß van der Lubbe ein mißbrauchtes Werkzeug von anderen sein müsse. sDimitrosf: So ist eS!) Ich halte es für meine Pflicht, dem Senat das zu unterbreiten und glaube» baß der Oberrcichsanwalt von sich aus hier vielleicht ein greifen wird. TLr Vorsitzende setzt -arm j>i.e Zeugenvexnebmnngen fort.
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