Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.08.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060822017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906082201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906082201
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1906
- Monat1906-08
- Tag1906-08-22
- Monat1906-08
- Jahr1906
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Lette 2. «r. 424. IVO. Jahr«. Mittwoch, 22. «»««ft IVO». Leipziger Tageblatt. Mit .fi lein Probennuuner» Feuilleton ? jt't c < A An- An- sich * Auf 26. Juni I p' L- e * K-ntg»-erg t. Pr., 21. August. Wegen nicht bewilligter Lohn-Tarisforderungen sind die hiesigen Getreideträger und Speicherarbeiter in den Ausstand getreten. Spanien. * BergarbetterauSstand. In Bilbao sind 600 Bergarbeiter in den Ausstand getreten. Die Truppen der Garnisonen Burgos und Vittoria sind zusammcngezogen, um die Ordnung im Aus- Leipziger Tageblattes auf Berlangert kostenlos Die « eine bede ein Pril wohnendt sich insol nach Le während nachmittc der Ehe der Siro sprach m Er sagte, Die Fra einem H sie sich d zimmer c und mi in Szen zweisei auch er. aus Köl unterhiel Möckern genannt «ros meidet i r/»4 Uh Wagne mal n konnte l Personal Sich unS au Schreine sungen * Di tona l Polizei Frau u Lotterie^ veleib Während 18. Juni der B.sch her kannt den Tisch, kmu zur ries er: ,. buwd!" t leidigung irbernahw der Verhc -u haben, welcher T Reisekorb und einen H. die an heißen.^ 5 gefährlich' yauS besti Verdacht, der Norksi Unterbett, Neisekorb Betten wc lerin auf wurde H. erkannt, t der Geric nicht für können ui erhebunge ihm zur l Anaabe, 1 schloffen ( nehmung wiederhol Umstände zahlreiche mit welch billigt w« Jahre Ruslana. Oesterreich-Ungarn. * Geventl p. Krieshammer s. Der ehemalige vsterrelchlsch. ungarische Kriegsminister General v. Krieghammer ist gestern mittag gestorben. Der Verstorbene war ein pmsionierter Jäger. Diesem Sport ist er zum Opfer gefallen; er starb an den Folgen eine» Sturze» vom Pferbe, den er bei einer Jschler Hosjagd erlitt. Krieghammer war 1832 geboren, trat 1849 in die österreichische Armee und machte den Feldzug von 1859 in Italien, sowie den von 1866 in Böhmen mit. 1891 zum General der Kavallerie ernannt, bekleidete er den Posten LeS RetchSkriegsministers von 1893 bi» 1902, wo er seine Entlastung nahm. Sein Nachfolger ivurde Feldmarschallleutnant Ritter v. Pitreich. Erst unter diesem gelang «» notwendig« v. Kricghammer verschleppte Armeereformen, insbesondere die Frage über da- Rohmaterial für die Geschütze, ob Bronze oder Stahl, über die Lafette, ob Rohrrücklauf ober stabile Unterlage, über den Geschützpanzer, über Vermrbrung der Haubitzen bei der Feslungsartillcrte und Vermehrung de» Train», dnrchzufuhren. Frankreich. * Die elsatz-lothringische „Frage- und die Homburger Mouarchenzusammenkunst. Unser Pariser Korrespondent schreibt un»: Die merlwürdigste aller Enten, die anläßlich der Friedrich». Hofer Mooarchenzusammeulunft der ausländischen Presse zugeflogen rssanten Vorgang überdauert. Wurde sie doch in den Tagen des Großen Kurfürsten einmal eine Zeit lang zugleich von kurbrandenburgischen, holländischen und Stadt»Emdener Wach soldaten bezogen. Fortan aber kennzeichnet nur noch die originelle altholländische Türüberschrift „Slaept niet die daer walte" tdre einstige Bestimmung. Diese Wache ist aber auch jetzt da einzige, wa» noch an die bittern Jugenderlebnisse Eeume» hier in Emden erinnert. Der nachmalige Verfasser de» ,,Spaziergang» nach SyrakuS" wurde bekanntlich vom damaligen Landgrafen von Hessen zweimal „als Soldat" verkauft, erst nach Amerika, bann an Preußen und kam so als Musketier nach Emden. Eines Tage» schrieb er hier ans Tor der Wache einen lateinischen BerS, der einem Offizier auf. fiel (Senme war vormal» Student der Theologie), und seitdem besserte sich sein Lo», indem ihm der damals in Emden anwesende General Courbisre, wie auch mehrere wohlhabende Bürger die Er- ziebung ihrer Kinder übertrugen. Gleichwohl unternahm er, vom Heimweh übermannt, zwei Fluchtversuche, die zwar beide mißglückten, aber seine Lage nicht allzu sehr verschärften, denn man hatte allgemein Mitleid mit seinem Schicksal. Da» eine Mal (1784; verirrte er sich im Nebel, so daß er am anderen Morgen, nachdem die Glocken und die auf dem Stadtwalle ausgestellten Kanonen die Flucht de» Deserteurs brkanntgegeben hatten, dicht vor den Toren der Stadt, wahrscheinlich in der Gegend der jetzigen Seumestraße, wieder frsigrnommen wurde. Das andere Mal (1787) schleppte er sich durch Schnee und Morast bis Detern an der oldenburatschen Grenze, von wo er dann wiederum zurückgeholt wurde. Di« Spieß- rutrngängr, denen er eigentlich verfallen war, wurden ihm beide Male infolge seiner sonst guten Führung in mehrwöchig« Hast bei Wüster und Brot grmildert, und letztere sogar mit dem Hinzusügen: der Arrestant werde wobl nicht» dagegen haben, wenn ihm die Bürger zuweilen ein Stück Braten senden möchten. Diese diskrete Mahnung war nicht vergeben-, und selten hatte hier ein Gefangener so gute Tage. Nachdem die Zeit der Hast verstrichen war, fragte ihn oben- drein ein Bürger, Kaufmann Tappernen: Warum bitten Sie nicht einmal um Erlaubni-, Ihre Heimat (Sachsen) wtederzusehen? — Ich würde nicht wiederkommen. — Gewiß nicht, sagte der Kauf- mann, aber bieten Sie eine Kaution. — Da- kann ich nicht, denn ich habt nicht so viel Geld.— Aber ich! Bieten Sie 180 Taler. — Ich komme nicht wieder... — WaS gebt da» mich an; da« Geld liegt für Sie bereit. Senme bat nm die Erlaubni-, erhielt sie und entkam diesmal glücklich. Den zweiten Fluchtversuch soll er übrigens gemacht haben, weil die ihm von LourbtSr« gemachte Hoffnung, Osfizier zu werden infolge Einschieben- auswärtiger Offiziere fehl- schlug- * Das Taschentuch. Eine schönt Frau und rin zierliche» Taschentuch rrlchrinen un», so schreibt di« „Voss. Zig ", heutzutage al- untrennbare Begriffe, Und doch gab e» eine Zeit, wo das Taschentuch noch nicht einmal dem Namen nach bekannt war und wo Frauen dennoch al» schön gefeiert wurden. Walter von der Vogelweide und der Minnesänger Heinrich von Meißen, der sogar den Nameu „Frauenlob" erhielt, haben die zartesten lyrischen Gedichte an Damen und Edelsräulein gerichtet, die sich niemals eine» Taschen tuch- bedienten. Aber e- wäre ungerecht, hieran» den Schönen jener Zeit einen Vorwurf zu machen, denn die Kultur, die alle Welt beleckt, hatte damal- noch keinen Wrchselverkedr zwischen Nase und Taschentuch dervorgerusen. itt ist eine historisch feststehend« Tat- sache, daß erst vor etwa 350 Jahren eine Dame sich zum ersten Male «ine» Taschentuch«» bediente. Die junge Dame — sie muß jung gewesen sein —, di« diesen ersten Schritt zur Veredlung der Sitten «uteraahm, war eia« hübsche Venetianeriu. Italien ist somU di« Wieg« de» heut« unentbehrliche» Taschentuchs, J vorn Sultan Abdul Hanrld. Ein Mitarbeiter des „Petit Parisien" erzählt: Der Sultan ist kein Jüngling mehr. Er trägt die Last von 64 Jahren und hat sehr schwer daran zu tragen, da er schon seit längerer Zeit feine Müdigkeit und seine körperlichen Leiden nicht mehr verbergen und verheimlichen kann. Ganz wie der Papst lebt er als freiwilliger Gefangener hinter den Umfassungsmauern eines großen Palastes, den er nur jeden Freitag verläßt, um der traditionellen Zeremonie des Selam- lik beizuwohnen. Sein Vatikan ist Jildiz. Dieser Palast gleicht weder dem Schloß zu Versailles, noch dem Louvre, noch dem Ouirinal, noch dem Schlosse zu Wind sor. Man könnte alle Königsschlösscr der Erde zur Muste rung heranzieben, ohne etwas Aehnliches zu finden. Man hat allerdings drei Viertel Jahrhundert gebraucht, um Jildiz zu bauen, und joden Tag fast wird irgend ein neues Gebäude angefügt. Es ist eine schier unendliche Reihe von Häuschen, Kiosken, Palästen, von dem Palaste Merassim, der 1898 an läßlich des Besuches des deutschen Kaisers gebaut wurde, bis zum „Petit Trianon", einem Schlöffe, das einer orientalischen Montespan oder Pompadour seine Entstehung verdankt. Es gibt in Jildiz Meierhöfe mit Triften, Hammerwerke für die Artillerie, Porzellanmanusakturen und Teppichwirkereien, di« ausschließlich für den Sultan arbeiten, usw. RingS um die kleine, durch Gitter geschützte Festung, hinter welcher sich Abdul Hamib verbarrikadiert hat, breitet sich die Stchdt Jildiz aus. Denn dieser Palast ist eine Stadt, in welcher 7000 Mann der kaiserlichen Garde und mindestens 5000 andere Personen leben, lauter Leute, die über den Monarchen zu wachen oder für sein körperliches Wohl befinden und sein Vergnügen zu sorgen haben. Neben Kammerherren, Sekretären, Offizieren, Beamten jeder Art ist da der Harem mit seinen Hunderten von Frauen. Jeden Tag werden für diese ungeheure Zahl von Untertanen und Untertaninnen 1700 Tische gedeckt. Jeden Monat belaufen sich ihre Gehälter auf weit mehr als eine Million. Der Sul. tan ist zwar reich, doch seine Zivilliste, etwa 30 Millionen, genügt ihm nicht. Er muß noch aus seinem großen eigenen Vermögen schövfen. Für sich selbst ist Abdul Hamid durchaus nicht verschwen derisch, sondern im Gegenteil höchst anspruchslos. Seine Kleidung ist sehr einfach und gleicht der zahlreicher Ein wohner von Konstantinopel. Trotzdom treibt der Beherrscher der Gläubigen alle Leibschnöider zur Verzweiflung: keiner von ihnen darf sich seiner erhabenen Person nähern. Nur auf große Entfernungen dürfen sie urteilen, ob die für ihn angefertigten Kleider paffen. Früher war der Sultan ein großer Freund von Kaffee und ,Zigarren. Wenn er in seinen Gärten spazieren ging, bMleitete ihn stets sein Kafseebereiter, der immer und über all in der Loge sein mußte, eine oder mehrere Taffen Mokka ur bereiten. Jetzt geht Abdul Hamid nicht mehr spazieren. Kraftk, tzarikgert, «gwöhuisch, scheint er sich selbst -ur Last sind, ist wohl die Nachricht Pariser nationalistischer Blätter, die elsaß-lothringische „Frage" sei zwischen Kaiser Wilhelm und König Eduard zur Sprache gekommen. Der englische König habe dem deutschen Kaiser nahe gelegt, Lothringen gegen eine Ent- schädigung durch Kolontalgrbtrt a» Frankreich abzu- treten, um dadurch de» europäischen Frieden dauernd zu sichern und rin« allgemeine Abrüstung zu ermöglichen. So lächerlich eine derartig« Meldung un» Deutsche auch anmutet, r» gibt immer noch viele Leute in Frankreich, die an die Möglichkeit einer Rück- gab» Elsaß-Lothringrn» oder wenigsten- Lothringen» ernstlich glauben. Zur Entichädigung Deutschland- haben diese seltsamen Politiker Französisch. Hiuterindien au-eriehen, diese große Besitzung Frankreichs in Ostasien, die vollkommen auf englische Kohlen angewiesen ist und deren Verteidigung wider einen etwaigen chtnrsisch-japanijchen.Angriff ausgeschlossen erscheint. Seitdem die Idee de- Revanchekriege- so gut wie ganz in Frankreich er loschen ist, ergehen sich einige französische Politiker in derartigen phantastilchen Hoffnungen einer srirdlichen Rückgewinnung der ver» lorenen Provinzen, die trotz der geistreichsten Kombinationen deutsch bleiben werden, so lauge e- ein deutsche» Heer al» Wacht an der Mosel und an den Vogesen gibt! * Die Generalräte, so nennt man die Munizipalräte in der Provinz Frankreichs, begannen am Montag ihre Tagung. Daß diese Departemental-Versammlungen von Bedeutung sind, dos ersieht man schon daraus, daß an denselben vier Minister, zwei Staatssekretäre, 250 Deputierte und 150 Se natoren teilnehmen und zu diesem Zwecke tatsächlich von Paris abgereist sind. Diese Generalräte tagen zweimal jähr lich, und sie haben ein vornehmes Bureau: so Präsident Sarrien in Saüne-et-Loire, Barthou, der Arbeitsminister in Basses Pyrönves, der Finanzminister Poincaröe ist Vize präsident im Departement Meuse (Maass, der Ackerbau minister Ruau in Haute Garonne. Die Staatssekretäre Sarraut und Berard sind in gleicher Lage in Ain und Aude. Selbst der Senatspräsident Dubost führt väheim in Jsere das Szepter. Sie haben am Montag ihre Bureaus neu kon- stituiert, eS gibt in Frankreich, eingeschlossen Algier, 90 Generalräte, und diese haben zusammen 39 Senatoren, 24 Deputiert« und 8 gewesene Deputierte oder Senatoren zu Vorsitzenden. Diese „Provinzial^andtage", um im ,,preu ßischen Ton" zu reden, haben mitzureden inbezug auf die von den Kammern bewilligten Alters-, Kranken- und Jnvaliden- Unterstützunaen, die am 1. Januar 1907 in Kraft treten sollen, und die die Budgetkommission den Generalräten zu gewiesen hat. * Ein Rundschreiben des Ministers des Innern Elsmenceau an die Präfekten fordert diese zur Beschleunigung und dringenden Berichterstattung über die Privatunterricht-« an stallen aus, um dadurch zu verhindern daß diejenigen kongre- ganistischen Anstalten, die geschlossen oder unterdrückt worden sind, bestehen bleiben oder ungesetzlicher Weile neugebildet werden und fort fahren, in unerlaubter Weise Unterricht zu erteilen. Vagabunl stimmt vo auch gerb man so e vorher, rr schlagen anwalt T anwaltsch den R. o< Dieses V Frag« kcn zu werde liegen köi bedeutend der Ausn deren Ge ledigung wi< z. B AuSftrhru anwalt I offiziellen gen Vera stets auch und Beer müsse, wc hart gesti einzugrei richtig al schäft las !«iten, w, Gericht r Weise en an Bedr den anw« zeigen w besten no Gelbstraf deren S strafe vor * Zur Turfsrevision in unserer Webwarenindustrie. AuS M«eran« schreibt man uns: Nach den am letzten Freitag stattgefunden«n Arbeiterversammlungen hat letzt bereits wieder di« Neunerkommission getagt. Sie hat von der Zu stimmung der Arbeit«! zu dem neuen Tarif nach dem Vor schläge der Fabrikanten Kenntnis genommen, die weitergehen, den Forderungen der Arbeiter jedoch abgelehnt, di« in ihrer Resolution, in der sie erst die Aufbesserung deS neuen Tarifs anerkennen, zum Schluß fordern: „Die Neunerkommission solle in ihrer nächsten Sitzung dafür eintreten, daß die bis jetzt bei Bedienung von zwei Stühlen in Abzug gebrachten 10 Prozent in Wegfall kommen oder auf mindestens 5 Pro zent herabgesetzt werden." — Der neu« Tarif soll vom 1. Ok- tober ad, nicht, wie «s erst hieß, vom 1. September ab, in Kraft treten. — Während mit seiner Annahme die Lohn- betveaung der Weber beendet ist, schwebt noch die der Vor- ardeirer (Spuler, Treiber, Scherer, Vorrichterj. Diese haben jetzt den Fabrikanten Vorschläge für einen neuen Lohntarif unterbreitet. Die Fabrikanten haben dazu erklärt, die von den Arbeitern gelieferten Unterlagen zur Ausarbeitung eines Tarife? zu benutzen, den sie ihrerseits den Vorarbeitern etwa Mitte Oktober d. I. vortegcn wollen. cck. ArbettSkanipf in der Textilbranche. AusNeumiinster meldet uns ein Privattelegramm: Die Textilsabrikanten be schlossen einstimmig die Ablehnung der Arbeiterforderungen und die Aussperrung sämtlicher rund 5000 Textilarbeiter für den 25. August. Gründung «ine» anarchistischen Blattes für Süddeutschland. Die Genoffe« «ls Ludwigshafen waren mit den Berliner anarchistisch«» Blättern nicht zufrieden, der Notizenrcrum be ziehe sich aus ausschließlich auf Nordveutschland. Di« an- archcstlsche Bewegung in Aüddeutschlanid habe größere Fort schritt« gemach, spezi«ll galt da» für Ludwigshafen und Mannheim. Sei man «rst im Besitz eines anarchistischen Blattes, so habe man die notwendige Zentral«, vielleicht sei auch der Redakteur des anarchistischen Blattes geeignet, nun die mündliche Agitation in Süddeutschland betreiben zu können. Di« Berliner Vertreter der anarchstischen Blätter wollten von dieser Gründung nichts wissen, so stark, wie hier aus der Konferenz beiqpt werd«, sei die anarchistische Agita tion iu Süddcutschland nicht, sie ermangele auch jeder Orga nisation, zudem möge man auch bedenken, daß ein solches Blatt im Anfang viel Geld koste und es anscheinend an allen materiellen Mitteln fehle. Die Diskussion dauerte sehr lange; eS wurde auch der Vorschlag gemacht, das anarchistische Oraa» -Der Revolutionär in Berlin in Süddeutsch land erscheinen zu lassen, andere Redner wollten wieder, daß es in Berlin als Kopfblatt gedruckt werde. Diese Vorschläge sanden aber nicht die Billigung, mit knapper Mehrheit wurve bi« Bildung einer Kommission beschlossen, die die Blatt gründung in Süddeutschland vorbereiten und für Auf bringung der notwendigen Mittel sorgen soll. Sodann wandte man sich der Frage der Agitation zu, man betonte, daß eine solche ohne festgeschloffen« Organisation doch nicht genügend betrieben werden könne. Behufs Schaffung einer guten Organisation mögen die Genoffen in den einzelnen Städten Gruppen bilden und diese sich föderativ verbinden. Jedenfalls hat die Anarchistenkonferenz in Cnddeutschland ««zeigt, daß auch hier der Anarchismus im Werden und fiandSgebietc aufrecht zu erhalten. Der Ausstand droht sich auf das ganze Grubengebiet auSzudehnen. Die Reise de- König» nach Bilbao wird voraussichtlich infolge de» Ausstande- vrrjchodeo werden. Rußland. * Russisches Blut. Nach offizieller Bekanntmachung wurden in der letzten Woche in Rußland 72 politische Mord« an Amtspersonen verübt, 42 Beamte wurden schwer ver wundet. Ferner wurden 120 Bomben gefunden, 12 Ge heundruckereien entdeckt, 13 Kron-Schnapsbuden und 18 Staatskassen beraubt, wobei 22 Angestellte getötet und ver wundet wurden. Aus politischen Gründen wurden 276 Per sonen verhaftet. * Sine bewaffnete Bande ranbte vorgestern abend im Badeorte Majorenhof gegen tauiend Rubel aus der Kaffe de- Pferdchenipiel». Um die Verfolger abzuschrecken, warf die Bande eine Byroxilinbombe, die, vhue Schaden zu stiften, explodierte. Der von Deutschen organisierte Selbstschutz nabm die Verfolgung trotzdem auf, wobei der achtzehniäbrige Sohn de- Rigaer Schulinspektors Dannenberg von den Banditen erschossen wurde. Andere wurden verwundet. Die Revolutionäre entkamen in der Dunlelheit. Im Seebad Bildertingshos wurde ein Ueberjall auf die Villa Helmsing versucht, deren Badebäuser auqezünvet wurden. Die Russen aus.dem Innern des Reiches verlasse» in Massen und fluchtartig die Strandorte. In Riga, wo Agitatoren aus Warschau eingetroffen sein sollen, wurden gestern an ver» Ichiedenen Stellen drei Schutzleute beschossen; einer wurde getötet. Seit Sonnabend verzeichnen die Zeitungen aus Livland und Kur land 25 fch.vere, bewaffnete RaubüdrrMe und fünf Mordtaten. * Die lettische sozialdemokratische Arbeiterpartei ver breitet den in 30 000 Exemplaren in lettischer Sprache her gestellten Ausruf des Wiborger Rumpfparlaments, den sie mit einer besonderen Parteierklärunq an die „Bürger" be gleitet. In derselben begrüßt die Parteileitung das un- gesetzliche und revolutionäre Vorgehen der 187 Dumamit- gliöder freudig, wenn sie denselben auch das Recht oibspricht, sich Vertreter des Volkes zu nennen, da die verflossene Duma nicht auf dem Boden des gleichen allgemeinen Wahlrecht» gewählt sei. Im übrigen gibt sie der Ueberzeugung AuS- druck, daß durch Rekruten- und Steuerverweigeruna das herrschende System nicht zu stürmen sei, sondern daß das Volk sich zu einem Aufstande zusammentun müsse. Man sieht, an Zielbewußtsein lassen es die Herren Genossen drü- ben nicht fehlen, und der Kamm ist ihnen immer noch blutig ror geschwollen. * Die „BolkSrache". Die radikale Zeitung „Towarischtsch" meldet: Die Camorra der Volksrache, welche seiner Zeit dem Dumamitgliede Professor Herzenstein das Todesurteil übersandte, stellte jetzt an dessen Hinterbliebene die schriftliche Forderung, im Tarife von drei Tagen 8000 Rubel für die Ab gebrannten von Ssysran, lowie 4000 Rubel an Familien ermordeter Polizisten zu zahlen und sich durch »ine Erklärung in der Presse zu verpflichten, künftig keiner politischen Partei anzugehöre». Erfüllten sie diese Forderungen nicht, fo soll ihr Leben verwirkt und rbr Besitz werde vernichtet. * Konsul Goldbcck-Löwc über die Lage i» Finnland, läßlich der Meuterei in der Festung Sveaborg sind eine zahl Schilderungen durch die Blatter gegangen, die weniger durch ruhige Sachlichkeit als durch phantastische Ausschmückung kennzeichneten. Es wird daher besonders in unseren Handelskreiscn inleressieren, was der Kaiserlich deutsche Vizelonsul Herr Albert Goldbeck-Löwe in Hel.sing- fors einer hochangesehenen deutschen Firma auf ihre Anfrage über die augenblickliche Situation in Finnland. schrieb. Leinen beachtenswerten Auslassungen entnehmen wir fol gendes: Der Militärausstand auf der Festung Sveaborg, welche von altersher von russischen Truppen besetzt war, Iwt mit Finnland eigentlich nichts zu tun, sondern ist ein Glied in der Kette der zahllosen Meutereien, wie sie im Kaiserreich überall vorgekommen sind. Hochbedauerlich ist nur, daß eine Gruppe von finnischen anarchistisch-sozialistifchen Arbeitern die Gelegenheit wahrnahm, um den Versuch zu machen, Un ruhe in Helsingfors und auch sonst im Lande Hervorzurusen. Dieser Versuch ist bekanntlich mißglückt. Die erwähnte anarchistische Gruppe, die selbstverständlich mit nichts zu frieden ist und die leider eine enorme Agitation unter der arbeitenden Klaffe entfaltet, wird sicher «uch in Zukunft versuchen, den Klaffen- und Rassenhaß zu schüren. Finden also wieder ernste Unruhen in Rußland statt, so bin ich überzeugt, daß dieselben auch bei uns zu spüren fein werden, aber doch niemals in dem Maße wie in Rußland, denn daS Proletariat ist in Helsingfors sowohl wie im ganzen Lande nicht annähernd so groß w'e überall im Kaiserreich. Was nun die allgemeine ökonomisch« Lage anbelangt, so ist sie bisher durch die oben erwähnten Verbältniüe. selbst durch die wiederholten Streiks, w«nigberührt worden; auch die Werkstätten, die am meisten durch Ausstände haben leiden müssen, zumal in HelsingforS, wo nun bereits die fünfte Woche aus denselben nicht gearbeitet wird, sind ihren Verpflichtungen unverändert nachyekommen und im allge- meinen so fundiert, daß zu Befürchtungen momentan kein Anlaß ist. Niemand kann jädoch wissen, wie sich die Ver- nnd den italienischen „karrolotto" eigneten sich zunächst die Damen Frankreich» an, wo da» Taschentuch zur Zeit Heinrichs II. (1547—59) in Anfoahme kam. An» dem teuersten Gewebt bestehend und mit kostbaren Stickereien und Besätzen ver sehen, galt e« aber lediglich al» Luxusartikel. Unter Heinrich III. (1574—89) trug man e» schon parfümiert und nannte e» dann auch wohl „dlouoboir ck» Vonus". Etwa um» Jahr 1580 hielt es in Deutschland seinen Einzug. Auch hier wurde das Taschentuch oder „Facilletlekn", wie man es nach seinem italienischen Ursprung be- nannte, ein Schau- und Prunkstück, dessen sich nur Fürsten und sonstige sehr reiche Leute bedienen dursten und da», in kostbarer Weise hrrgestellt, unter reichen Brautleuten die Rolle eines Ver- lobungSgeschenk» spielte. Neben teurcm Spitzenbesatz an den Kanten und wertvollen Stickereien war auch ein Aufputz mit Quasten an den vier Ecken sehr beliebt. Dem niederen Volke war der Gebrauch de» Taschentuches durchau- verboten. In Dresden wurde um das Jahr 1595, und schon zwölf Jahre früher, 1583, in Magdeburg eine der Rangordnung der höheren Stände entsprechende Preisliste für Taschen tücher festgesetzt. Beinahe schon ebenso früb wie in Frank- reich finden wir da» Taschentuch auch in der Türkei unter Soli- man IO. dem Pra.htliebenden (1520 —1566), einem Zeitgenossen Kaiser Karls V. Hier war e» gewissermaßen eine Auszeichnung für die höchsten Staatsbeamten und Würdenträger, die das Taschen tuch als Prunkstück entweder im Gürtel oder von diesem herab hängend zu tragen pflegten. Heute ist es der unentbehrliche Be- glelter jedermann- und kein Luxusgegenstand mehr, sondern ein Kulturträger, dessen Bedeutung höchstens unter der längsten Jugend, namentlich auf dem Lande nicht immer genügend gewürdigt wird. * Ein seltener Handschrtftenfnnd. Der Kustos an der Wiener Hofbibliolhek, Ferdinand Mencik, hat unter anderen ab gelösten Pergamentstücten ein Pergamentdoppelblatt gesunken, das rund dreihundert Verse und drei Initialen enthält. Dieses seltene Pergamentslück, über dessen Herkunft nicht» weiter bekannt ist, wurde dem Privatdozenlen an der Wiener Universität Dr. Viktor Jnnk zur Bearbeitung übergeben. ES stellte sich nun heraus, daß dieses Pergamentslück, das im bayerisch-alemannischen Dialekt versaßt ist, ein Fragment aus der gereimten Bibelübersetzung des Schweizers Rudolf v. EmS aus der Mitte de- dreizehnten Jabrhundrrts ist. und zwar enthält es Episoden au- dem Buche der Könige. Dieser Fund ist darck« von bemerkenswertem Interesse, weil eine Ausgabe dieser gereimten Chronik bi- heute nicht existiert, die eigentlich die erste Bibel in deutscher Sprache war und die einzige Quelle bildete, au- der die Laienwrlt de» dreizehnten Jahrhunderts ihre Kenntnis de- Alten Testaments schöpfen konnte. * Hochschulnachrichten. Geheimrat Johanne» Bahlen, Ordi- nariu» für klassische Philologie an der Berliner Univeisität, bat dieser Tag« sein goldene» Professorenjubiläum gefeiert. Der Jubilar, 1830 am 28. September in Bonn geboren, kam 1856 al- Professor nach Breslau, 1858 nach Wien und 1874 nach Berlin.— Dr. Otto Hötzsch, der erst vor einigen Tagen zum Professor an der Akademie in Posen berusen wurde, führte sich am 15. August in den Lehr körper der Berliner philosophischen Fakultät al» Privatdozent eln. — Drin Privaldozenten für Medizin an der Universität zu Freiburg i. B. Dr. Adolf Windau» (au- Berlins wurde der Titel „außerordentllcbrr Proirssor" verliehen. — Professor Dr. Artur Titiu«, Ordinarius der syslrmaltichen Theologie an der Kieler Universität, hat «tuen Ruf in qleicher Eigenschaft nach Göttingen al« Nachfolger te» Geheimen Kirchenral» Proseffor Dr. Ferdinand Kettenbnsch angenommen. Italien. * Weltfriedenskongreß in Mailand. Vom 15. bis 22. Sep tember d. I. wird in Mailand der 15. Weltfriedenskongreß abgehalten werden. Auf der Tagesordnung stehen u. a. die ölenden Punkte: Internationaler Unterricht und pazi fistische Erziehung, der Pazifizis-mus und die Arbeiter bewegung, Fragen des internationalen Rechts, einschließlich Haager Konferenz und Zivilsanktionen der Schiedssprüche. Zu Ehren der Kongreßteilnehmer finden bedeutende Veran staltungen statt. An dem Kongresse können außer den Dele- gierten der Friedensvercine auch nichtdelcgierte Mitglieder aller Friodcnsgesellschaften tcilnehmen. * Die Disziplin der Earabinieri. Aus Rom schreibt un- ser Korrespondent: Herr Giolitti hat sich veranlaßt gesehen, vem bedrohlichen Treiben der Carabinieri, auf denen das ganze bißchen sogenannter öffentlicher Ordnung in Italien zumeist beruht, durch „spontane", später durch das Parlamrni zu ratifizierende Gewährung erhöhten Soldes zu begegnen. Die Earabinieri haben aber offenbar, und nicht zum wenig sten wohl angesichts dieses Erfolges, Geschmack an ihrer -lgi- tation gesunden und scheinen bei ihr bleiben zu wollen. Sie verfügen bereits über ein regelrechtes „leitendes Agitations komitee", das die Unzulänglichkeit der Zugeständnisse der Re gierung öffentlich festgestellt hat. Besagtes Komitee,'selbst der verkörperte Widerspruch gegen die angeblich so eiserne Dis ziplin der Carabinieri, hat ferner dem kominandierenden General der Carabinieri, der in einem Erlasse unter An drohung der schwersten Strafen zur genauesten Erfüllung aller Dienstvorschriften ermahnt und vor jeder Agitation ge warnt hat, erwidern zu sollen geglaubt, daß seine Mah nung „lächerlich" sei, dast man auf das „Geschwätz der Regierungsvertreter" nichts mehr gebe, sondern ernst hafte Verbesserung der „durch Hunger und Disziplin ver bitterten" Lebensverhältniffe der Carabinieri heische. zu sein, und die einstigen Ablenkungen: Lektüre und Theater — «r ließ stetS für sich allein spielen — machen ihm längst keinen Spaß mehr. Niemand wird ihn um sein Schicksal beneiden. Es ist bekannt, daß der Sultan fast gar nichts ißt. Man bringt ihm stets mit großem Pomp und in feierlichem Zuge die Speisen, dieer bestellt hat. Soldaten eskortieren die Ge richte, und wenn sie vorüberzie'yen, muß sich jedermann tief verneigen: aber Abdul Hamid berührt das Effen kaum und erhebt sich schon nach wenigen Minuten vom Tische. Seine einzige Freude bilden seine Lieblingstiere. Er war von jeher ein großer Tierfreund und zeigte sich dafür den Menschen gegenüber um so harter und tyrannischer. * ' Kammersänger Eugen Kura ringt seit acht Tagen mit dem Tode. Der an Arterienverkalkung hoffnungslos leidende berühmte Künstler au- der entschwundenen Glanzperiode der Münchener Hofoper ist nach seiner Villa in Leoni am Starnberger See gebracht worden, wo seine Angehörigen um ibn versammelt sind. * Wagners Opern in England. Wie wir bereit» gemeldet baden, geht man in London damit um, in der Wintersaison im Covent Garden-Theater die Opern Wagner» in deutscher Sprach« zu sehr billigen Preisen cmizusühren. Einer der an dieser Be- wegung interessierten Unternehmer hatte ein Interview mit einem Vertreter der „Tribüne", worin er sich u. a. folgendermaßen äußerte: Er glaubt, daß in London und in England überhaupt viel Liebhaber der Wagner-Musik vorhanden sind, die keine Gelegenheit baden, seine Werke aus der Bühne zu hören, und die jede Gelegenheit be- willkommnen würben, ihrem Wunsche Genüge zu leisten, fall» da» Lintrstt-geld gering wäre. E» ist kein Zweifel, daß Wagner die größte und populärste AuziehuogSkrast auf der Bühne ist. Wenn während der ersten Wochen in der Sommersaison eine Oper von Wagner aufgeführt wirb, so ist sie wenig besucht von einem aristokratischen und gutsituierten Publikum. Und die Ursache davon ist „vnnitkw vavitatum" —, daß eine Oper des Meister» gewöhnlich in einem dunklen Theater gegeben wird und nur dir Bühne erleuchtet ist. Di« reichen Engländerinnen lieben da- nicht, weil sie nicht der Over wegen in» Theater gehen, sondern nur, um Ihr« schönen Kleider und ihre funkelnden Diamanten zu zeigen. Unter den oberen Klaffen ist die italienisch« Oper populärer, nicht deshalb, weil sie sie von einem musikalischen Standpunkte au» vorziehen, sondern wett ie mit glänzender Beleuchtung gegeben wird. Man kann wohl agrn, daß die englischen oberen «lassen wenig musikalischen Gr- chinack haben. Wenn sie in die Oper gehen, ist e» ihnen ganz gleich, wie da» Orchester spielt, oder, wa» auf der Bühne vorgeht, loiangr nur Sterne, wie Madame Malba, oder Siguor Caruso daran trilnehmen. Mit einem Worte, e» ist ein sasbtonablrr Zeitvertreib. Anderersest» muß man sagen, daß die englischen Mittelklasse» einen viel entwickelteren musikalischen Geschmack al bte Plutokratie haben. Al» Beispiel dafür möge dienen, daß die billigeren Sitze immer „gepackt" voll sind, we»n ein« Wagner- Oper angrkündigt ist. * Ter Lichter Leu«« auf per Emdener vkrgerwache. Mau schreibt der „Köln. Ztg ": Di« alte Emdener Bürgerwach«, 1691 zwischen dem Rathaus« und dem RatSdelft, in dem sie sich spiegelt, gebaut, die einen Hauptbestandteil de» dortigen malerischen Altemdenrr Stadtbild«» au-macht, ist nruerding» ihrer Bestimmung ent»ogeu worden, indem die zuletzt darin untergrbrachtr Stadt- poltter ander-wohin verlegt wurde. St« hat manchen tut«r- bältniffe weiter entwickeln werden, wenngleich vielfach die Ansicht laut wird, daß das Schlimmste überstanden sei. Unter Zusammenfassung aller Umstände ist mein Rat für hier her arbeitende deutsch« Frrmrn der, neue Ver bindungen nicht anznknüpfen, ohne sich von dem Wert der selben gewissenhaft überzeugt zu hoben, mit alten Verbin dungen jedoch unverändert, aber vorsichtig weiterzuarbeiten und nicht etwa durch voreiliges «und unnötiges Abbrechen der. selben sich selbst zu schädigen und so der Konkurrenz anderer Länder Vorschub zu leisten." * Rücktritt zur evangelisch«, Landeskirche. Seit dem Erlaß des Zarenmanifestes vom 12. April 1905, betreffend die Glaubensfreiheit, sind in den drei baltischen Provinzen 4000 Personen von der orthodoxen -nr lutherischen Landes kirche übergetreten. Norwegen. * Tie Königin von E««la«P ist gestern mittag an Bord der Jacht „Victoria and Albert" m Ehrtstianta eingetrosseu. Bulgarien. * Tie Ereignisse in Anchtal» und anderen Otten sollen, wie offizielle Meldungen bestätigen, tatsächlich übertrieben sein. Die Zahl ter Opfer an Menschenleben ist angeblich nur eine geringe. Wesbalb wird die Zahl der Umgekommenen dann aber nicht an gegeben? — Für di« durch den Brand von Anchialo obdachlos Gewordenen hat übrigens daS bulgarische Ministerium anständiger weise 200 000 Francs zum Bau provisorischer Wohnungen be willigt. Ebenso wurden 500 000 Francs für die durch die griechischen Banden in Makedonien geschädigten bulgarischen Familien bewilligt. Türkei. * Ter Gesundheitszustand de» Sultan». Nach fortgesetzt gemachten offiziellen Versicherungen ist der Sultan vollkommen her gestellt. Nach vertraulich gemachten Angaben bedarf jedoch sein veraltete» Bla senletden (NterrngrirS) «och «rnster ärzt licher Behandlung. Der Sultan bedürfe einer gewissen Schonung, doch sei sein Zustand ohne Gefahr. Marokko. * Der Maghzen rüstet gegen Raksnlt. Lu» Tanger, 14. August, schreibt uns unser Dtitarbeiter: Da» Verhältnis Rarsulis zum Maghzen und di« darau» entstehenden Zwi schenfälle erhalten einen geradezu komödienhafte» Anstrich. Mag auch nicht alles wahr sein, wa» man ihm m seiner Selbst herrlichkeit zuschreibt, daß er -. B. ben um Larasch wohnenden Kabvlen geboten haben Zoll, sie hätten »et strrnger Strafe die für diese Stadt geplanten Hafenarbeitra unter deutscher LeituW zu verhindern, so steht doch fest, daß sich Ralsuli für dem Sultan gleichwertig, nich- untergeordn«t ansieht. Und so fragt er in einem offiziellen Briefe bei demselben an, ob eS wahr sei, daß der neuernannte Gouverneur von Tanger auch Gouverneur des Fahs sein solle. Der Sultan antwortete ihm auch' cs sei keine Rede davon, und schickt ihm «ine Tar- ruda, d. h. eine von durch Muley JdriS, dem Hauptheiligen von Fes, geweihte Fahne, welches als Zeichen ver Anerken nung für gute geleistete Dienste gilt. Ral'suli bleibt trotz dem mißtrauisch und läßt wissen, daß er im Notfall «inen marokkanischen und zwei europäische Notable als Geißeln festnehmen lassen werde. Die „Afrika ESpavole* in Tetuan aber weiß zu berichten, daß die dortige Besatzung auf Bel Ghazis Ankunft daselbst mit einem 3000 Mann starken Heer wartet, mit welchem vereinbart sie zunächst di« Gebrüder Va- lientes unschädlich machen, alsdann da» Ändschera- und darauf das Fahsgebiet gründlich unterwerfen soll. Dringende Ver anlassung dazu Äaben die englischen Forderung«« auf Ent- schädigung und Bestrafung der Schuldigen mr bi« gekaperten englischen Barken und di« Anarchie, die nach der Ermordung des Kaid Duas bei den AndscheraS herrscht, und an dritter Stelle natürlich das Gebühren Nalsult». Der Magfuen hat jedenfalls die Ueberzeugung, daß erfolgreich« Verhandlungen in Tanger zur Durchführung der Beschlüsse von Algeciras unmöglich sind, solange das umliegende Gebiet nicht ganz bem Sultan unterwürfig gemacht worben ist. Südafrika. * Englische Hnmanttäl. Sin Schwärz« wurd« zu 6 Monaten Gefängnis unv 25 Peitschenhieben verurteilt, weil er beim Durch- wandern eine- Dorfe- laut gebetet hott«, Volt möge den Ein geborenen die Kraft geben, die Weißen von der afrikanischen Erde zu veriagen. Die „Agence Hava«" nirlvrt diese« Urteil einige Tage nach dem von englischen Truppen unter Oberst Mackenzie ungerichteten Blutbad der Zulu» au» Durban, der Hauptstadt Natal».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder