Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193401050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19340105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19340105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-05
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 05.01.1934
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Uiesaer Tageblatt Drahtanschttstr AUd AU§ik1g-V tElbkblM MÜ AMtigeH. Postscheckkonto: Tag,blatt Ries«. >-- » „ Dresden 1530. Fernruf Nr. 20. La» Riesaer Logeblatt ist dar zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Girolasse: Postfach Nr. 52. Großenhain, do« Finanzamts Riesa und des Hauptzollamts Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Riesa Nr. 52. 4. Freitag, 5. Januar 1934, aderrdS. 87. Jahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jede« Ta« abend» '/>« Uhr mit «uSnahme der Sonn- und Festtage. «ezua»prei», gegen BoranSzahlung, fitr einen Monat 2 Mark ohne Zustellgebühr, durch Postbezug RM. 2.14 einschl. Postgebühr lohne Zustellungsgebühr), ««zeigen für die Nummer des Ausgabetage» sind bis 1l> Uhr vormittags aufzugeben; eine Gewähr für daS Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die gesetzte 46 mm breite mm-Zeile oder deren Raum v Rpf., die 00 mm breite, 3 gespaltene Reklame-mm-Zeile im Textteil 25 Rpf. Nachweisungsacbühr 27 Rpf-, zeitraubender und tabellarischer Latz 50°/. Ausschlag. Bei fehlerhaftem undeutlichen Manuskript wird Haftung abgelehnt. Telephonisch aufgegebene Anzeigen ohne Gewähr. Feste Tarife. Bei Einziehung der Gebühren durch Klage oder in Konkursfällen, sowie durch Zwangsvcrgleich wird der für Aufträge etwa bewilligte Nachlaß hinfällig. Zahlung», und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Erzähler an der Elbe". Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe» der Druckerei, der Lieferanten oder der BeförderungSeinrichtuugen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. ' ' Durchschnittsauflage im Dezember 10.83: «500. Rotationsdruck und Berlag: Langer LWinterlich, Riesa. GeschiistSftelle: Goethestrabe 5». Hauptschriftletter: Heinrich Uhlemann, Riesa. Anzeigenlciter: Wilhelm Dittrtch, Riesa. 9aS Trümmerfeld von Sffegg. Sie RetümgSarbeflen eingestellt. Vie etwa 12» eingeschlossenen Bergleute verloren. slBrlix. Noch immer steigen au» den Oekfnungen de» Nclsonschachts schwarze Rauchwolken hervor, die ganze Gegend in dichten Dunst hüllend. Wo der Förderturm ein stürzte, türmen sich Steine, Schuttgcröll, geborstene Eisen- stangen. Aus dem EhaoS ragen die geschwärzten Reste der Eisenkonstruktion des eingcstürzten Förderturme» in den Nebel. Bor dem Zechentor haben sich schon seit frühmorgens Tausende von Menschen angesammclt. Aus allen Straßen der Umgebung ziehen zahllose Menschen der Unglücksgrub« zu. Eine Fran ist bis aus den Förderhof vorgedrungcn un lehnt laut klagend und schreiend an einer geschwärzten Maner. Fn dem Dorse Ostrgg sind die ersten Trauerfahnen aufgezogen. An allen Ecken stehen erregte Mcnschcngruppcn: Überall sieht man weinende und klagende Frauen. Fn einer kleinen Zechenstube liege» die vier geborgenen Leichen nebeneinander an der Wand. Kohlengcschwärztc Gesichter, die Hände vor dem Körper verkrampft, als wollten sie ihn schützen. Die Haut schält sich von den Gesichtern. E» werden einfache Holzsärge herbeigeschasst, die Toten Hineingelrat. Ein Betriebsleiter rnit die Namen aus, einer schreibt sie aus die Holzsärge, dann schlügt mau Nägel in den Sarg. Dumpf hallen die Hammcrschläge durch den hoben Raum. Einen Atemzug lang Schweigen. Die Gendarmen und Feuerwehr leute nehmen den Helm vom Kopf. Der Leiter der Offegger Feuerwehr, Stadtrot Tre«k«r, schilderte den Hergang der Katastrophe folgendermaßen: Um 16.45 Uhr gab es eine Explosion und einen gewal tigen Knall. Er mar, wie ich erfuhr, bi» an die 20 Kilo meter entfernte sächsische Grenze zu hören. Durch den mit der Explosion verbundenen Feuerschein — ich sah «ine Stich flamme, die höher war als der Schlot de» Schachtes, also etwa 1"0 Meter — wurden die Feuerwehren der gesamten Umgebung alarmiert. Wir waren wenige Minuten nach der Explosion mit etwa 20 Mann al» die ersten an der Stelle. Zuerst galt es, da» sehr erschütterte Gebäude der Sortie- rnngsanlage abzustützen. ES brannte an einzelnen Stelle», und eine Hrlsertruppc versuchte dort, zu löschen. Die ande ren machten sich zunächst an die Bergung der Bcrunglttcktrn. die unter dein eingestürzten Turin lagen. Nach kurzer Zeit trafen die anderen Feuerwehren ein. Drei Stunden später gelang die erste Rettung. Wir befreiten den Wcrksschmied Ferdinand Linke. Er hatte einen Obrrschenkelbruch erlitten. Linke berichtete uns, daß der Werkmeister Schmidt in seiner Nähe liegen müsse. Tatsächlich wurde Schmidt gefunden, aber er war völlig unkenntlich. Zentnerscknvcre eiserne Konstrnktionspfciler waren aus ihn bcrabgestürzt. Daneben stießen wir ans die Leiche einer Frau, die beim Reinigen -er Lchachtstube beschäftigt gewesen war. Nn vkklcht der »in «mltelril. * Brüx, 4. Fan. Tie vier Bergleute, denen r» gelang, sich durch einen Notausgang des Schachtes Nelson VII durch zuarbeiten und sich zu retten, hatten sich Donnerstag vor mittag so weit erholt, daß sie ihren Eindruck von der Kata strophe schildern konnten. Wa» sie berichten können, trägt aber zur Aufklärung der Ursache der Katastrophe nicht bei. An ihrer Arbeitsstelle verbreitete sich plötzlich ein dichter Qualm. Tie vier Häuer wurden dadurch so beunruhigt, daß sic sofort versuchten, zum Förderschacht zu gelangen. Sie konnten aber infolge des Rauches nicht weiter un kehrten zunächst um. ES gelang ihnen dann, durch den nicht weit entfernten Notausgang des Schachte- VII hcrau-zn» kommen. Aber auch auf dieser kurze» Strecke lagen bereits überall Tote, über die die Flüchtlinge stolperten. Tie Ge retteten sind durch die grausigen Eindrücke seelisch auf das Lchmcrste erschüttert. 88 veMk mtkk de« Wem der MdeimMr i« MSbWe«. tt P rag. Wie aus Dur gemeldet wird, wurde ans den Gruben Nelson VII und Vlll mit der Einmauerung be gonnen, da die Gefahr bestand, daß sich da» Feuer, das da» cingestnrztc Holzgerüst ergriffen hat, ansbreiten würde. Ans der Grube Nelson lll arbeiteten an dem Unglücks tage in der Nachmittagsschicht 131 Bergleute und 6 Aussetzer, insgesamt also 140 Personen. Ter Nationalität nach sind eS 66 Deutsche, 61 Tschechen und ein Pole. Bon den Aussetzern sind sechs tschechischer und drei deutscher Nationalität. Bon den 110 Eingesahrencn haben sich nur vier gerettet. Zehn wurden bisher als Leichen geborgen. Es sind demnach noch 126 Bergarbeiter im Schacht etngeschloffen. Tie eihgeschloi- sencn Bergleute haben kein Lebenszeichen von sich gegeben, und Lö ist bisher auch nicht gelungen, «ine Berhindnng mit ihnen herznstelle«. ES besteht kaum eine Hoffnung, d>« Verschütteten zu retten, da im Stollen keine Atemlnst mehr vorhanden ist. Eine hcruntergelassenc Lampe erlosch sofort. Die Rettungsarbciten schreiten sehr langsam vorwärts, da sie neuen Schwierigkeiten begegnen. Fn den Schächten VII und IX ist Feuer ausgebrochcn, nur noch eine kurze Ber- bindung zwischen Schacht VII und IV ist frei von Feuer. Gegen 3 Uhr wurden Fenermchrwagcn, LanitätSkrastwagen Wo sich daS Grubenunglück in Nordböhmeu ereignete. und Rettungsmannschaften zum größten Teil nach Haus« geschickt. Allmählich leerte sich der Schachthof, und eS wurde die Weisung gegeben, erst bei Tagesanbruch wieder mit den Arbeiten zu beginnen. Auf der Grube Vll muhten gegen 4 Uhr morgens die RettunqSarbeiten eingestellt werben, da sich au» der Grube ein schwarzer Rauch wälzte. Um die Mittagsstunde wurden aus dem Schacht Nelson drei Tote geborgen. Geradezu wunderbar ist die Rettung de» einen der vier mit dem Leben davongekommenen Bergleute, de» Berg manns Dalibor Sykora. Etwa in der Mitte des Schachte», noch 150 Meter unter der Erdoberfläche, verließen itzu die letzten Kräfte. Die zu Tode erschöpften Kameraden, die selbst jede Sekunde glaubten, nicht mehr weiter zu können, hätten ihn seinem Schicksal überlasten müßen, al» in dem selben Augenblick vor ihnen der Umkreis eines Manne» anstauchte, der aus den Leitern des LüstungSsckachtes eilends herabsrieg. Ter Retter packte den taumelnden Sokora un schleppte ibn mit Hilf« der anderen die Leiter heranf bi« an» Tageslicht. ES war durch einen wunderbaren Zufall der Bruder de» Geretteten, der Bergmann Franz Sykora. Me WsfMl Ms MM in elogeMUM« verilnik. U Prag. Zu den Rettung», und Aufräumungsarbeite« auf den Gruben Nelson wird noch gemeldet, daß um 18 Uüe in geringer Entfernung von der Wassergrube Feuer be obachtet wurde. ES wird jetzt daran gearbeitet, die dl« Förder- und Wastcrgrube verbindenden Gänge abzudichten, um da» Bordringen frischer Luft zum Brandherd zu ver hindern ES besteht kaum noch Oossnung, die verschütteten Bergleute zu retten. Tie Gesamtzahl der in die Grube ein gefahrenen Arbeiter wird fetzt mit 144 angegeben. Zur Untersuchung der Katastrophe wurde «'n besonderer «uvscknß eingesetzt. An» dem Umsang der Verwüstungen schließt man, daß es sich höchstwahrscheinlich um eine Sohlen» ftandexplosion gehandelt hat. Ter Schauplatz des Grubenunglücks in Nord-Böhmen. Blick a.'l die Nelson-Schächte in Neundorf bei Ostegg im nordwestböhmischen Braunkohlenrevier, wo durch eine Explosion 162 Bergleute cingcschlosten wurden. Die Kewnmsarbeiten eingestellt. Brüx. sFnnksprnch s Tic Rettungsarbeiten aus den Ne'sou-Sch chlen sind notgedrungen eingestellt worden. Tie noch in der Grnbe befindlichen etwa 12V Bergleute sind als verloren zu betrachten. Tiese Maßnahmen der Grubevlcituug decken sich mit dem Beschluß der amtlichen NntersuchunaSkorumIsston. Beim Vordringen gegen die Arbeitsstelle im Nelson- Schacht IN find die Rettungsmannschaften am Donnerstag abend auf zwei Brandherde gestoßen. Man »ersuchte ver geblich, dos Feuer mit Feve'l-isckwnvaraten zu ersticken. Offenbar brennt das ganze Kostlrn''öz des Reviers Dos Feuer breitete sich so rasch ans da'' die Arbeiten schließlich eingestellt werden mußte«. Auch im nordwestlichen Teil konnte wegen zn starker Pergasnng der Strecke nicht weiter, gearbeitet werden. Man hat sich daher entschlossen, den Mannschostsschacht und den dnrch die Explosion zerstörten Förderschacht, die 5ll Meter von einander entfernt liegen, von ter Aoble aus gegen die übrigen Teile der Grube abzu sperren. Während der Nacht wnrden die Sperrmauern aus- gesübrt. Es bleibt somit nichts übrig, als die Grude ihrem Schicksal zu überlasten. Heute srüh gegen 5 Uhr erfolgte im Ostteil der Grnbe Nelson lN eine mit starken Erschütterungen verbundene neue Explosion Ans dem Wasserschacht, der bisher als Zugang sür die Rettungsmannschaften diente, steigt mit Rasch vermischter Wasserdamps ans.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite