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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193405089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19340508
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19340508
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-08
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1934
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LakkeeIVLL Lrrtlick empkoklen s. Vellage znm Riesaer Tagevlatt. rieusraa, 8. AkB IV84, abends 87. Jahr,. Baldur von Schirach RJP. Zum 8. Mai, dem Geburtstag »«» Reich», ijugeubsührer», schildert und ein Berliner Httlerjunge, wie !er zum ersten Mal den ReichSjugendführer erlebte. SS war zu Beginn de» Jahre» 1933, al» die Berliner Hitler-Jugend in einer Brauerei in Berlin zum ersten Male ontrat zum Appell vor Baldur von Schirach. Der derzeitige „Kulturminister Grimme sah sich veranlaßt, den Schülern die Teilnahme an diesem Appell zu verbieten. Go kamen wir eben als Jungarbeiter hin. Bunt war unser« Kleidung zusammengewürfelt. Wir vom Wedding trugen schwarzen Hemden und rot« Knüpstücher. Was tauchte da nicht alles auf! Blaue GAJ-Kittrl, weihe Hemden, alle» 'mögliche war vertreten. 1030 Mann stark war die Berliner HI. angetrcten, obgleich nur 980 gemeldet waren. Sin glänzender Erfolg für damals. Dann kam Baldur v. Gchirach und schritt die Krönt ab. DaS waren alles Kerle: Groh und kräftig, viel«, die von der Kommune zu uns gekommen waren, nur wenige aus dem bürgerlichen Lager. Dann sprach er. Es waren inhaltsschwere Worte: kämpfen, Tod, letzte Konsequenzen, Liebe zum Bolk, leiden. . . Wie er vor uns stand und begeistert zu uns sprach, da fühlten wir: ES ist einer von u»S, ei» Kamerad, der aus versteht! Auch Herbert NorkuS stand unter diesen 1030 Mann, auch seine Augen leuchteten, und er hat wenige Tage darauf Iseinen mutigen Einsatz mit dem Leben bezahlt, ist für seinen, für unseren Glauben gefallen! — Dann traten die Lcharstihrer vor den ReichSsugenb» führer, und jeder drückte ihm einzeln die Hand, am Gchluh die verwundeten der letzten Monate. Dieser Händedruck ^war uns wie ein Gchwur, ein Gelöbnis! Baldur von Schirach, unser ReichSjugendführer, erwarb sich damals unser vertrauen, er dachte, er sühlte wie wir. Und so ist e» geblieben: In seinen Gedanken, in seinen Reben, in seinen Gedichten leben wir. Und wie er für uns steht, so stehen wir für ihn, wir Hitlerjungen zu unserem ReichSjugendführer. MiNlt'SIrnilrchrt der VS-dNSV nach Mainz und in» Rheintal Am Pfingstmontag findet auf Veranlassung der Reich»« amtsleitung der NS-HAGO »in« gewaltige Kundgebung für da« Saargebiet statt. Die große Organisation der NS- LAGO und de« (SchG hat sich restlos in den Dienst dieser Sach« gestellt. Au« allen deutschen Gauen werden sich dl« chandwerker, chandel und Gewerbetreibenden mit ihren Kraftwagen beteiligen. Damit werden chandwerk und chan del ihren deutschen Brüdern Im Saargebiet in eindrucksvoller Weise ihre Verbundenheit mit dem Saarland kuudtun. Die Fahrt ist in vorbildlicher Weise organisiert. Die teilnehmenden Wagen fahren am Pfingstsonntag kreiswetse aeschlossen nach Plauen i. D., wo sie spätesten« 6,80 Uhr früh eintreffen. Um 7 Uhr fahren dann die sächsischen Teil, nehmer von dort aeschlossen nach Mainz. E» tonnen nur solch« Wagen teilnehmen, di« entsprechend betriebssicher sind. Di« Verpflegung und di« Unterbringung der Teilnehmer ist in vorbildlicher Weise gelöst, und es ist bei allem Bedacht daraus genommen, daß di« Kosten so niedrig al, möglich «halten werden. Nach der am Pfingstmontag stattjindenden Kundgebung ist den Teilnehmern die Wahl des Rückwege» Di« freien Plätze in den Kraftwagen sollen nach Mög lichkeit den Gesellen, Ungeteilten, Arbeitern und Lehrlingen au» den Betrieben zur Verfügung gestellt werden, damit gleichzeitig der Gemeinschaftssinn gefördert wird; auch di« grauen sind zu der Fahrt zugelasien. Die teilnehmenden Wage» müssen bi, spatesten» Sonnabend, S.Mat, 17 Uhr, mit der Zahl der mitfahrenden Personen dem zuständigen OrtOgruppenamt»l«tt«r der RS HAGO gemeldet sein, der noch am gleichen Abend die Meldung telephonisch an die zu- ständigen Kreisleitungen weiteraibt von diesen muh die Gesamtleituno bi» Montag. 7. Mai, vormittag» 10 Uhr, über die Zahl der teilnehmenden Fahrzeuge und Mitfahrer unterrichtet sein. Verschandelt nicht dir schöne Vak«! Lin« Mahnung an jugendlich« Wanderer Die Gauleitung Sachsen der NSDAP erläßt folgen den Aufruf: Bei Eintritt des sommerlichen Wetter» beginnen nun mehr wieder die Wanderungen m di, Natur. Besonder» die Jugend, aber auch andere Formationen bevölkern in au»g,e- biger Weise Wald, Flur und Feld. Schon jetzt laufen von den Forstverwaltungen berechtigte Klagen «m, daß man, ohne die Vorschriften der Forst- und Waldbehöroen -u beachten, an verbotenen Stellen Rast- und Lagerplätze auf schlägt, wobei große Schäden angerichtet werden. Gleich zeitig werden Feuer zum Abkochen usw. angebrannt, wobei die Vorsicht zur Verhütung eines Waldbrand«» außer acht gelassen wird. Vielfach sind nach Verlassen der Lagerplätze noch ausgiebige Spuren de» Lagerlebens durch Hinterlasten von allerhand Resten und Abfällen zu sehen. Die Gaulet- tung ersucht im Interest« des Schutzes unserer schönen Hei mat, in Wäldern und Fluren den Vorschriften der Forst- und Gemeindebehörden genügend« Beachtung zu schenken. Bei Bezug von Lagern muß vorher di« Genehmigung der zuständigen Behörden eingeholt und um Zuweisung eines entsprechenden Platzes gebeten werden. Die Forstverwal tungen und Gemeindebehörden werden ihrerseits gebeten, durch Anbringung von Tafeln di« Stellen zu kennzeichnen, an denen Lager aufgebaut und Feuer angebrannt werden dürfen. MMlMkMIWW! Bon dem politischen Kreis- und ArbeitSomtSbezirk Kamen, konnte bereit» am 11. 4. 1984 berichtet werden, daß er frei vo» Arbeitslose» sei, nachdem er noch am 31. 1. 1934 8874 Arbeitslos« ausgewiesen hat. In Samen, sind, um die se» hohe Ziel »u erreichen, durchaus keine Wundermittel angewendet worben. Wie im ArbeitSamtSbezirk Riesa bestand auch dort in der Landwirtschast «»b i» freiwillig«» ArbeitSdteust ganz beträchtlicher vedars a» jüngere» Arbeitskräfte», und damit war der W«g gewiesen, besten Beschreitung im Interest« der Allgemeinheit der Nachahmung wert ist. Im ArbettSamtSbeztrk Riesa und entsprechendem poli tischen Kreis Großenhain werben heute gegen 8890 Arbeit»« lose und etwa «3N offene Gtelle» i» der Landwirtschaft gezählt, deren Besetzung trotz der ansehnlichen ArbettS- losenzahl bisher au» den verschiedensten Gründen auf un- überwindlich« Schwierigkeiten gestoben ist. Diese» Zahlen- Verhältnis an und für sich ist so unverständlich und so un- haltbar, baß e» kein« Zeit »u verlieren gilt, diesem gerabe- zu »nst»»lge« Zuftaud ein baldige» End« »u bereiten. Di« Regierung de» SO. Januar 1933 hat alle» getan, um der Landwirtschaft und dem freiwillige» Arbeitsdienst bi« Stellung «inzuräumen, bi« ihnen im Jnterefse de» BolkS- ganzen zukommt. DaS deutsche Volk steht geschlossen hin ter dieser Regierung und bat nun aber auch di« nationale Pflicht, seine treue Gefolgschaft durch di« opferbereite Tat unter Beweis ,u stellen. Unter den 3SV0 Arbeitslose» d«S Riesa—Großenhainer Bezirke» befinden sich viel« ledig« und jünger« Volksgenos sen, die seit Monaten und Jahren vergeblich darauf warten, in der Industrie «in Unterkommen zu finden. Da» untätig« Warten bedeutet aber einen Leerlauf der ArbettSkraft und Verlust an BolkSvermögen, den wir un» nicht leisten dürfen. Ehrlichen, arbaitSwillige» Bolk-genossen muß e» ein leichte» sein, endlich »»berechtigt« Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft und dem freiwilligen Arbeitsdienst »u über- winden, und gerade den — an der Zahl der Arbeitslosen gemessen — geringen, aber bringenden Bedarf an Arbeit», kräftcn restlos zu decken und insoweit der eigenen Arbeits losigkeit «in Ziel -u setzen. Di« Einsicht muß Raum gewinnen, daß durch müßige» Abwarten und unbestimmte» Hassen auf ein« frühere ober spätere BeschästigungSmögltchkeit in der Industrie die wirk- ltche Arbeitsfähigkeit und Bereitschaft statt aufrecht erhalten, mehr und mehr vermindert wird. Ein« «in- ober zwei jährig« Tätigkeit in der La«d»trtschaft oder im freiwil lige» Arbeitsdienst kann dagegen die Einsatzsähtgkett nur erhAhe« und bei weiterem wirtschaftlichen Ausstieg di« Rück kehr in den vielleicht früher auSgeübten industriellen Beruf nicht verhindern. I» übrigen ist die Zeit »ah«, wo »ei jeder Einstellung»»» jüngere» Arbeitskräfte» i« d«r Industrie denen der Vorzug gegeben wird, die sich durch ihre freiwillig »»«leistete Dienstzeit tu, freiwilligen Arbeitsdienst de« ArbeitApaß erworväu Haden Mrllmsu »er MM WWe MMl Di« Deutsch« Hochschule für Politik veröffentlicht unter der HScauSgeberschaft ihre» Präsidenten, Pg. Paul Meier- Benneckenstein, im Junker und Dünnhaupt Verlag, Berlin, «ine Schriftenreihe, tn der die von führenden Politikern und Wissenschaftlern gehaltenen Sondervorträge veröffent licht werben. Sie umfassen alle Gebiete nationalsoziali stischer Weltanschauung und Politik, wie Gtaats- und Kulturphilosophie, Rafsenkunbe und Rassenpflege, Rechts- unb Staatslehre. Innenpolitik, Wirtschaft»-, Finanz- und Sozialpoltttk, Wehrpolittk, Außenpolitik und besondere Ge biete der Gesamtpolitik. Die Reihe ist au» dem Bedürfnis entstanden, unter den Veröffentlichungen zu nattonalsozia- ltstischen Themen eine Dammelstätte für Beiträge zum un- verfälschten Nationalsozialismus zu bieten. Di« Hefte haben den Zweck, al» Stoff für Schulungskurse, in der Partei, in der Arbeitsfront, in der Studentenschaft usw. zu bienen. Sie sind als Aufklärungsmittel für weiteste Kreis« angelegt. Der Preis beträgt 0.80 je Exemplar. RetchSmtntster Dr. Goebbels eröffnet die Reihe mit der Schrift »Der Faschismus u»d seine praktischen Ergeb, utfse". Er stellt da» Weltbild de» Faschismus den demo kratischen Kräften gegenüber, die ihm vorangegangen waren, zeichnet sodann bi« Persönlichkeit Mussolinis und zeigt au» eigener Anschauung die großen kulturellen Lei stungen de» Faschismus auf allen Gebieten de» gesellschast- ltchen Leben». Heft S handelt über »Die Kührerpersüulichkeit i« der deutsche» Geschichte" von Prof. Dr. Will, Hoppe. Der Brr- fafser spricht vom deutschen Führertum, wie e» tn der Ge schichte zutagegetreten ist und wie e» beut« bei un» lebendig ist, von der gegensettigen Bedingtheit von Masse und Führer und von dem Besonderen, da» jeder großen Persön- ltchkett eigen ist. GtaatSsekretllr Fritz Reinhardt beleuchtet in Hest 8 di« „Fiuau-, »»d Steuerpolitik im «ationalsozialistischeu Staat". Mit viele» statistischen Belegen läßt er die klar«, zielbewußte Linie seiner bishertgen und besonder» seiner zukünstigen Maßnahmen aus den Gebieten der Steuer politik und de» ReichShauShalt» bervortreten. ES folgt eine Schrift »Amerika und der Natio»«l» sozialiSm»»" von Pros. Dr. Friedrich Schönem»»», einem der besten deutschen Amerikakenner, der im Jahre 1938 eine Reis« durch die USA. unternommen hat. Er behandelt da» seelische und politisch« Verhalten der Amerikaner, beson- der» rtndruck»voll auch da» der Deutschamerikaner, zu den politischen Ereigntsien in Deutschland. Er weist ernsthaft aus di« Gefahren dieser Haltung hin und zeigt die Wege »u ihrer Bekämpfung. Alfred Roseuderg, der Leiter de» Außenpolitischen Amte» der NSDAP., öffnet tn seinem Beitrag »Krisis »»d Neubau Europa»" den Blick für die Kräfte, die die euro päische Zukunft bestimmen werden, und vor denen das Aus land beute noch die Augen zu verschließen versucht. E» sind die überall verschteden ausgeprägten Nationalsimen, bi« tn der Achtung vor dem eigenen und dem fremden Volkstum «ine friedliche Arbeittteiluug im Leben der Welt berbeisühren werben, wenn es gelingt, den richtige» Einsatz zu finden. Im 6. bisher erschienenen Heft Uber „Rasteupolittsche Erziehung" erörtert Dr. med. Walter Groß, der Letter de» LufklärungSamteS für Bevülkerungöpolitik und Rasten- pfleg«, die Frage, welchen Weg der Nationalsozialismus zur Verwirklichung seiner rasten- und bevölkerungspoliti schen Ziele geben wird: den Weg der Erziehung und Auf klärung b«S Einzelnen zur Gewinnung eine» Ärrantwort- lichkeitSbewußtsein» für sein« biologischen Funktionen. 4)Lttr»k«-8«Lurt,tuutr,r»Uxao o»aao misrea.neeosu ES war tm Spätsommer des Jahre- 1012. Der Violinvirtuose Albertina Puccardto, tm Kreise seiner Intimen und Bewunderer nur Puce genannt, ging mit erregten Schritten in seine« eleganten Musik- zimmer von einer Wand zur anderen, jedesmal mit einer scharfen Biegung um den lederaepolsterten Eben- holzsessel, der tn genau abgezählten Windungen bis zu einer bestimmten Löhe geschraubt war, genau so hoch, wie Gerda Wohlbrücken e- liebte, um auf Puccs Flügel spielen zu können, ober richtiger: wie sie es befohlen hatte. Gerda Wohlbrücken befahl überall und allen Men- schen. Sie durfte es, denn sie war nicht nur bezaubernd schön, sie war der erste Sopran der großen Over. Wien hatte sich schon viele Müde gegeben, sie für sich zu gewinnen. Aber Gerda Wohlorücken war tn Berlin geblieben. ES war ein offene- und pikante- Geheimst-, warum sie blieb. Puce, der schönste, eleganteste Mann, der be törende Geiger, hatte nun schon seit einem ganzen Jahr sein Zelt tn Berlin aufgeschlagen. Seit seiner Rückkehr au- Amerika, wo er fünf Jahre geweilt un- bet seinem letzten Konzert ebenso gHeiert worden war wie bei seinem ersten, waren er und Gerda Wohlbrücken die beliebtesten Künstler Berlins und zu- gleich da» Paar, da- von aller veffentlichkeit mit großem Interesse beachtet und beobachtet wurde. Sie wußten beide darum, und es reizte sie, überall und allen Menschen zu beweisen, baß ihre Zusammen gehörigkeit eine rein ideale war. Sie zeigten sich im Theater, bei zeremoniellen und intimen Festlichkeiten, auf Basaren, Spazierfahrten und Reisen stet» -usam- men, jedoch nie als Paar allein. Auch heute würde Gerda Woblbrücken zu Puce kom men, aber auch heute nicht allein« Bei jedem Wagenrollen, bet jedem Pferdegetrappel eilte Albertino nach dem Fenster und sah gespannt durch die schweren seidenen Vorhänge nach iyr au- und nach ihrer Gesellschaft, die sie ihm heute mttbrtngen würde. Er wußte nie, wer die anderen waren, die er tn seinem Leim bewirten sollte, da- entschied Werda. Er fragte mchk danach und äußerte nie ein Mißfallen. ES hätte nur den einzigen Erfolg gehabt, daß Gerda dann einfach nicht gekommen wäre. Albertino konnte Gerda nicht mehr entbehren. Nur sie war daran schuld, baß er ein volle- Jahr in einer Stabt au-gehalten hatte. Berlin war zwar groß, aber Pucc der Geiger brauchte eine größere Welt. Aber dieses Heim hatte Gerda eingerichtet, hier atmete alle- nach ihrer Art, verschwenderisch und süv. Kür Pucc war e- eigentlich zu intim, zu gleichmäßig, für Pucc, der nie ein eigene- Heim gehabt hatte, der von einem Hotel zum anderen, von einer Gastfreund schaft zur anderen, von einer Stadt zur anderen, von einem Land, einem Erbteil zum anderen gezogen war, der immer nur Gast war, bewundert und geliebt seit siebzehn Jahren, nachdem ein Gönner tm Orchester der großen Oper tn einem der ersten Geiger, in dem hohen, schwarzen Italiener, da- Genie entdeckt hatte. Er hatte die Veranlagung de» jungen Virtuosen so vertieft, baß alle Welt seine Kunst bewunderte. Pucc war eiü Geiger geworden wie kein zweiter seiner Zeitgenossen, aber dabei hatte er sich zu einem Mann entwickelt, für -en e- nicht- Heilige- gab außer seiner Kunst. Und auch da pflegte er zu lächeln: „Die Kunst ist hei- lig? Meine Herrschaften, Sie halten mich doch nicht für einen Heiden, der ein Götzenbild anbetet." Nein, beten konnte er wirklich nicht. Auch Gerda Wvhldrücken vermochte er nicht anzubeten, un- so etwa» oder etwa» Sehnliche» wie einen Götzendiener ihrer Schönheit wollt« sie doch wohl nach und nach au» ihm machen. Sie kam immer, suchte ihn, ließ sich von ihm suchen, berauschte ihn und zeichnete ibn mit dem ganzen Zau ber ihrer stolzen und unendlich süßen Persönlichkeit aus. Der Duft ihre» reichen SaareS, der sanfte Schmelz ihrer Haut, ihrer weichen, vollen Lippen hatten sich in ihm eingenistet. Er durfte ihre Stimme hören, und wenn bet ihrem Klang au- seinen schmalen, dunklen Wangen jeder Blutstropfen «ich, sang sie immer schöner, schöner al te zuvor ein Mensch ihren Gesang gehört hatte. Älbertino stand hinter den seidenen Behängen und wartete. Seine langen, schlanken Finger durchwühlten das blauschwarze Saar. Gerda Wohlorücken wußte genau, wie lange man einen Mann warten lasten durfte und mußte. So kann das nicht weitergehen, dachte Pucc. Heute würde er die übrigen Gäste nach kurzer Zeit entlasten. Werda würde er zwingen zu bleiben, bei ihm zu bleiben, bet dem Mann, der iyr künftige» Leben für sich verlangte. Seine Lände umkrampften die kühle Seide. Eie sollte sich an den Flügel setzen, sollte spielen und singen, und er wollte mit seiner Geige ihre Lieder um» weben. AlbertinoS Atem stockte. Gerda Wohlbrücken- Sagen! Ein einzig schöner Wagen! Da» Herz schlug rasend gegen Puce- Brust. Kam sie allein, zum ersten Male allein zu ihm? Mit einem Ruck hielt der livrierte Kutscher die feu rigen Rappen an. Der Wagenschlag wurde geöffnet, und ein ganz junger Mensch stieg au-, stand schüchtern zur Seite. Gerda Wohlbrücken folgte ibm, legte den Arm um die Schulter des Jungen und führte ihn so in -a- HauS. Durch Albertino» Schläfen zog ein Rauschen und scharfe- Stechen. Gerda Wohlbrücken brachte mit vertraulicher Geste einen einzigen fremden Gast zu ihm, einen unbekann ten, noch sehr jungen, kleinen Menschen. Ein Kind, einen Knaben! Puce lachte laut und schrill. Eine neue Laune dgr Künstlerin! Mit schnellen Schritten war er im Vestibül. „Gerda Wohlbrücken l"
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