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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193405194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19340519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19340519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-05
- Tag1934-05-19
- Monat1934-05
- Jahr1934
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 19.05.1934
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Die Fülle des neuen Lebens Rubens: Die üusgirpuag des -eiligen »eiste«. und von seiner Ausgießung auf die Jünger des zum Himmel aufgestie- genen Meisters. Don Pfingsten, dem Morgen der neuen Weltzeit, erzählt die Apostel geschichte in ihrem zweiten Kapitel. gängen. von denen st« nur mit Andeutungen sprechen, da es ja etwas ganz Neues, ganz Andersartiges für sie war: «in Brausen „wie" von einem gewaltigen Wind, Zungen „wie" von Feuer — und mit seiner inneren Gewalt, durch die sie. die eben noch so Furchtsamen, mit einer un erhörten. furchtlosen Beten- nerfreudigteit beschenkt wur- den. Eie waren „neu- geboren" zu Menschen neuer Art: zu Gotteskindern, die. von Gottes Geist erfaßt, sich nun auch in allem Tun und Lassen von diesem Gottes geist treiben ließen; neuge boren. frei geworden wie der Fink, der frei aus seinem Bauer sich aufschwingt und hinausjubelt. Dieses Einströmen des Geistes aus der Höhe ist es, dem die ch r i st l ich e K i rche ihr Dasein verdankt. Daß sie so. nicht aus Menschengedan ken. von unten her, sondern aus der Gottesgabe des Gei stes von oben her erstanden ist. das macht es, daß sie ein Gebilde ganz eigener Art ist. Nur wo sie ihre Art lebendig Wie die Mitternacht die Wend« ist von Tag zu Tag. wie der alle Tag da vergeht und der neue beginnt, wie aber dieser neue Tag noch nicht, um so zu sagen, sickstbar ans Licht tritt, sondern langsam durch die Dämmerung mit seinem Licht hervorkommt: so ist der Kar freitag die Wend «stunde von Welt zu Welt; da ist das Alte vergangen und das Neue bricht mit Ostern an. Aber auch dieser neue Weltenmorgen ist nicht sofort in voller Helle und Leben digkeit da. Auch ihm ist eine Dämmerung mit allmählich wachsendem Licht oorange- gangen — das sind die Tage, an denen Jesus den Seinen erschien — bis dann die Fülle des neuen Le bens hereinbrach: am Pfingsttage in derAusgießung des Heiligen Geistes. PfingstenI Auch der Name klingt wie Heller Fin kenschlag im frischen Früh- lingsmorgen. Es ist wie ein sinnvolle» Wunder, was die deutscheSeele in ihrerSprache da gefrästen hat, indem sie das fremd«, der deutschen Junge ungefüge Wvrt„pevte- doste" (das heißt der „fünfzigste Tag") immer wieder umschmolz, bis das Helle, jubelnde, waldfrische „Pfingsten" daraus geworden ist! Wie das Tirilieren der Vöglein im Frühlingswald tönt das Wort, wie das klingend« Säuseln des Windes, der durch frisches Grün weht und über junge Knospen und Blüten dahinstreicht. Aus dem Munde des Volkes geboren und gebildet, klingt es dem Ohr dessen, der zu hören versteht, wie Glück- chen, die läuten von der Geburt eines neuen Geistes Man merkt es dem Bericht an, wie froh beglückt die Jünger damals den Einbruch des neuen Gottesgeistes in ihre wartenden Herzen erlebt haben; mit seinen äußeren Vor - vertritt und den Gottesgeist durch Wort und Werk hineinträgt in die Welt, erfüllt sie ihre Auf- gab«. Cie hat sie in jeder Zeit und an jedem Volk zu erfüllen: möge sie dies, ihr Werk, in neuerwachter Kraft und Freudig keit auch in unserer Zeit an unserem Volk vollbringen: die großen Taten Gottes verkündigen, aus der großen Liebe Gottes segnen. Dann werden auch wir beglückt erleben, was damals so dankbar-froh erlebt wurde: Pfingsten! Die Killdtr schreien »Vivat hoch!« gn die blaue Lust hinein; Den Frühlinq setzen sie auf den Thron, Der soll ihr König sein. Die Kinder haben die Veilchen gepflückt M, all, die da blühten am Mühlengrabcu. Der Len; ist da; sie wollen ihn fest Sn ihren kleinen Fäusten haben. Pfingstliches Vrauchtum ist die Darstellung des Winters durch eine Strohpuppe, die durch das Dorf gefahren wird und die, wie es na mentlich in der Mark geschah, an jeder Tür« um Unterschlupf bittet. Aber niemand will dem Winter Her berge geben und so wird er zuletzt, nachdem man alle Türen vor ihm krachend zugeschlagen hat, vor dem Dorfe verbrannt. Eine andere Aus bildung dieses Brauches besteht darin, daß die Strohpuppe auf ein mit Blumengewinden und Bändern geschmücktes Rind, den sprichwörtlich gewordenen bunten Pfingst ochsen, gesetzt wird. Das Tier trabt mit seinem Strohreiter so lange durch das Dorf, bis dieser herunterfällt und nun zur Verbrennung geschleppt wird. Zuweilen tritt der Winter aber auch als drollige Figur, als spaß machender Schellenmoritz, auf, der von einem als Bischof verkleide ten Manne durch die Ortschaft ge führt wird, wobei der Bischof, ein früher Vorläufer der fleißigen Sammler, die in diesem Jahre die Winterhilfe ermöglicht haben, für die Ortsormen Brot, Speck, Butter und Eier heischt, damit auch sie das Fest fröhlich begehen können. Für den Schellenmoritz hat die mitteldeutsche Sage eine eigenartige Erklärung. In der Moritzkirche in Halle ist der Hei lige, nach der im 15. Jahrhundert üblichen Tracht, mit einem mit Schellen verzierten Gewände dar gestellt. Das Volk, das diese Tracht später nicht mehr verstand, erzählte nun, der Bischof sei ein jähzorniger Mann gewesen, der einst «inen Mau rer, den «r beim Bau faulenzend überraschte, totschlug. Um in Zu- kunft die Handwerker zu warnen, habe er sich Schellen an sein Gewand nähen lassen, die sein Erscheinen schon von weitem ankündigten. Daß diese Erklärung nicht richtig ist, geht dar aus hervor, daß auch beim englischen Maifest ein schellenbesetzter Mohr (St. Moritz sollte ja ein Ne ger gewesen sein) auftritt. Der ihn begleitende Bischof wird ost ganz in grüne Zweige gekleidet und wird dann zum Lattich mann, wobei man stellenweise besondere Kräuter, wie den heilkräftigen Eppickf-Holun- der, verwendet. Wie vielseitig Pfingsten sonst noch in zahlreichen Einzelheiten gefeiert wurde und gefeiert wird, belegt der deutsche Sprachschatz, wo von den Pfingstblumen die Rede ist, der Pfingstrose oder Päonie, dem Pfingstveigel oder der Nachtviole, während die verbreitetste Pfingst- blume der gelbe Ginster ist. W.S. dienst« unter den Baumkronen ab gehalten hatten, am .Hölzches- t a g" ein Hochamt seierten. Anschließend an diesen Hölzches- tag wurde ein Vogelschießen veranstaltet, wie Pfingsten überhaupt seit alters für die Abhaltung von Schützenfesten sehr beliebt war. Es ist schon finih aufgefallen, daß der Vogel, nach dem man noch jetzt in einzelnen Gegenden mit Pfeilen und Armbrüsten schießt, die Gestalt einer Taube hatte. Selbstverständlich war das ursprünglich nicht das Sinn- bild des Heiligen Geistes, auf das die Schußwaffe zu richten man als Lästerung empfunden haben würde, sondern die schon bei den alten Grie- chen als Zeichen des Frühlingsslern- bildes der Plejaden bekannte Mai taube, der Vogel, dessen Gurren um diese Zeit in den Wäldern von Liebe und Eheschließung unter den Tieren kündet. Auch diese Taube ist aber stellenweise schon in das Osterbrauch- tum geraten. Allen Frühlingsscsten gemeinsam ist die Freude an Leibesübun gen derIugend, besonders haben sich die P f i ng st r i«t e in den ver schiedensten deutschen Gauen als ein« sehr beliebte Volksbelustigung erhal ten. Die Art ihrer Veranstaltung ist aber sehr verschiedenartig. Es kam- men einfache Wettrennen vor, stellen, weise klingen alte ritterlich« Spiele nach, so waren früher in der Provinz Sachsen, in Mecklenburg, in der Alt mark und im Havelland« »ine Art von Turnieren üblich, bei wei chen die jungen Burschen und die Knechte um die Wette nach einem mit Bändern geschmückten Kranze stachen. Auch in Thüringen und im König reiche Sachsen hatte sich dieses Spiel lange erhalten. Ganz eigentümlich war der Austrag eines Gelände- ritte», der in der Lausitz beliebt war. Wer zuerst am Ziele anlangte, wurde König und öffentlich bewirtet, während der zuletzt ankommende Reiter einem maskierten Scharf- richter verfiel, der ihm auf einem Sandhaufen einen alten, mit Asche gefüllten irdenen Topf vom Kopfe schlug. Mit anderen Frühlingsscsten gc- meinsam hat Pfingsten schließlich die eigenartigen Kämpfe, in denen der Winter vom siegreichen Sommerbesiegt wird. Wie alt diese Bräuche sind, beweist ihre Der- breitung über den ganzen Kreis der arischen Völker, wobei jedoch anzu merken ist, daß sie in ganz ähnlicher Fonn auch bei außereuropäischen Naturvölkern noch gegenwärtig in Gebrauch sind. Am gewöhnlichsten Während die winterliche Weih nachtszeit den größten Teil ihres an- gestammten Brauchtums zeitlich fest vereint, hatte die Kirche in der Be- kehrungszeit den Wunsch, di« Er innerung an eine Reihe von anderen altangestammten Festen zu verwischen. Wo das nicht gelang, wurde das her gebrachte Brauchtum wenigstens zer splittert, so daß cs sich heute auf eine ganze Anzahl von Festen verteilt. Daher kommt es, daß Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten und Sommersonnenwende, daneben noch der eine oder andere Zwischentag, gemeinsame Züge haben. Beginnen wir beim Pfing st- bäum, den wir anderwärts als Maibaum, aber keineswegs an den ersten Mai gebunden, sondern meist am Johannistag als der Sommer sonnenwende errichtet, begegnen, so tritt er vereinzelt auch als Oster- schmuck aus. Er ist der Lebensbaum, das Widerspiel des Weihnachts baumes, und um ihn herum hat sich ein besonderer Kreis von Festlich- keilen entwickelt, von dessen ehema- liger Vielseitigkeit wir uns erst einen Begriff machen können, wenn wir die genauen Vorschriften betrachten, nach denen jetzt noch, genau wie vor zweitausend Jahren und mehr, sich an einer einzelnen Stelle in Deutsch- land, am Südharz, das Brauchtum der Aufrichtung der „O u e st e" voll- zieht, d. h. eines Lebensbaumes, der mit dem aus Blätterzweigen gebun denen Sonnenzeichen des Radkreuzes verziert wird und weit hinaus in die Lande leuchtet. Sehr bemerkenswert ist die weite Verbreitung der Sitte, den Pfingst- bäum, in diesem Falle meist eine Tanne, auf der Dungstätte des Hofes zu errichten. In Schwaben war es üblich, daß für jedes arbeitende Pferd eine solche Tanne errichtet wurde, und zwar wurden die gerade ge- wachjenen Stämmchen in besonderer Weise verziert. Den Rindern da- gegen verzierte man bei aufgehender Sonne die Ställe mit Birkenmaien, und diese wurden später ebenfalls auf die Dungstatt gebracht und mit Dung überdeckt, um die fruchtför- dernde Kraft des Letzteren zu ver mehren. Das SchlagenderPfingst- maien erfolgte mit besonderen Feierlichkeiten, oft war es ein großes Fest, wie in Köln, wo am Pfingst- donnerstag die ganze Bevölkerung unter Führung der Geistlichkeit und besonders zu diesem Zweck gewählter „Rittmeister" in den Wald zog und dort, wo die Vorfahren ihre Gottes
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