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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193408255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19340825
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19340825
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1934
- Monat1934-08
- Tag1934-08-25
- Monat1934-08
- Jahr1934
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.08.1934
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Sie MMW der men «er tz-rößer als das Kolofleum — Zunächst steht aber nur daS Modell Non D. AntheS Nur ein Modell spricht bisher zu dem Beschauer von dem unermekltchen Wollen eines Künstlers, dem die deutsche Erhebung und die geschloßene Krönt von Führer und Volk innere Wahrhastigkeit geworden ist. Ein Modell, daS auch dem Laien schon ein Gefiidl der Ehrfurcht übermittelt. Denn neben der Aufmarscharcna im Nürnberger Luitpoldtzain wird eine Kongreßhalle entstehen, von so ungeheuren Aus maßen, wie sie die Welt bisher noch nicht kannte. Das rö mische Kolosseum wird von dem Werk des verstorbenen Professors Ruff, von dem daS Modell stammt, in den Schat ten gestellt. Nicht nur, daß die Außenmaße — 145 mal 196 Meter — größer sind, als die des Kolosseums, auch der Geist des Werkes wird sich stark von senem Zirkus der römischen staiserzeit abhebcn, der doch eben eine Zerfallserscheinnng war, während die Kongreßhalle in ungeheurer Wucht von dem Vorwärtsstreben der deutschen Nation Zeugnis ob legen wird. Der Jnnenraum dieser Kongreßhalle soll ein Wciheraum für den Führer und sein Volk werden. Nur in Stunden, die es wert sind, in der Geschichte eines Volkes bewahrt zu werden, wird hier der Führer seine Stimme er heben und zu 66 000 Volksgenossen sprechen. Obwohl die Halle aber soviel Menschen gut aufnehmcn kann, wird man hier nicht von einem Profanban für die Masse sprechen können, sondern stets das Gefühl der absoluten Geschlossen heit und Verbundenheit haben. Die Organismen dieses Baniverkes sind ehrlich und klar nach außen hin betont. Es scheint, als hätte daS Strebe» nach Offenheit in der Architektur hier seine höchste Krönung erfahren. Der Iunruraum zeigt die Gliederung eines Amphitheaters, in riesigen Rängen baut sich das Haus aus, konzentriert einzig und allein aus die Fützrerkanzel. Die Halle ist 85 Meter hoch und schließt mit einem Säiilcnkranz nach oben ab. Das Licht stürzt in diesen Naum durch das Glasdach. Künstliche Beleuchtung wider spräche nicht nur dem baulichen Ebarakter, sondern vor allem der Bestimmung der Halle. Eine zweite Glasdeeke aber, die tiefer liegt, sorgt für die Ablenkung der beißen Sonnenstrahlen, um den Ausenthalt für die Menschen nicht unerträglich zu machen. Da die großen Feste des FvhrxrS meist von einer strahlenden Sonne begleitet sind, eine sehr wichtige Vorrichtung. Die Rübnenwand hinter der Kanzel ist nicht gerundet. So ist cs möglich, den Führer von jedem Platz aus gut zu leben. Ein Grundsatz, der umso glücklicher durchw.«nhrt werden konnte, als keine Mittelstützc notwendig sein wird, die Dectenlast zu tragen. Ein freitragendes Eisenkonstruk- nonsdach wird unbeschwert die gewaltige Fläche libcrspa». neu ES ist sicher nötig, eine» solche» Weiberaum sirr ein Volk zu schassen, daS in einer so innigen Verbundenheit mit seinem Führer lebt. Meder WiMe w VW? Unentwegte Optimisten — Abenteuer einer Flotte Ricsentancherglocke Non Hans Hansen Die spanische Regierung bewilligte dem Pconierossizier Sennor Manuel Moro die Erlaubnis, nach den Wracks Ser dreizehn mit «"old beladenen Schisse zu suchen, die in einer Schlacht mit holländischen und englischen KriegSschissen 1702 in der Bucht von Vigo sanken. Vorhergehende Rettungs versuche wurden bereits von schwedischer, englischer, fran zösischer und italienischer Seite unternommen — stets ver geblich. Es wurden nur einige Gewehre, Schisssaus- riistnngsgcgrnsiändc und ein kleines Kästchen mit recht wenig werivöllen Opalen an das Tageslicht bcsörecrt. Pessimisten behaupten, daß cS sich hier nicht anders verhalte ivie bei verschiedenen ähnlichen Fällen auch — die erhoslten Werie seien langst ohne Aussehen beseitigt worden. Fmmcrhln - mehrere bekannte Firmen, die sich mit .'er Bergung gesunkenen SchisssgnlcS abgeben, wurden um Kostenanschläge ersucht und kamen gern der Anssvrdcrang nach. Begreiflich, wenn man sich erinnert, daß die Bergung der »Egnpt" siins Millionen in Umlauf brachte, wovon mehr als die Hälfte bei der Bcrgungssirma hängen blieb. Bei der Goldsnche in Vigo handelt es sich um die Reste der großen Flotte, die unter der Regierung Philipps V. mit Gold beladen von den Westindischen Inseln in See nach. Don Manuel de Bclasco führte das Kommando über die neunzehn Gallevncn, die, von 23 sranzösischen Kriegs schiffen begleitet, sich aus die gefährliche Reise über den .Atlantik der Heimat zu machten. Die Flotte erreichte glück lich Eadiz, konnte aber nicht in den Hafen einlau'.n, da englische und holländische Schiffe ihn barrikadierten und belagerten. Ter Admiral brachte seine Goldschiffe in die kleine Bucht von San Simon und ließ einen Wall vor der schmalen Einsahrt auswersen, außerhalb dessen die HilfS- nnd Begleitschiffe Wache halten mußten. Während er nun in aller Eile das Gold an Land zu bringen trachtete, cr- > Menen draußen die feindlichen Kriegsschiffe und griffen an. Einen Tag lang wogte die Schlacht unentschieden hin und her, dann sah der Admiral ein, daß er unterliegen m ißte und gab Befehl, die Goldschiffc in Brand zu setzen. Einer Galleone gelang eS, im Schutz der Dunkelheit zu entkommen und nach San Lucar zu flüchten. Fünf der Richtlinien über das BedarsSbescheinigunqSversahcen für unedle Metalle Bedarssbeschcinignngsversahren für Kleiuverarbciter (Firmen, die im Monat nicht mehr als je 1OOO Kilo gramm Blei-, Kupfer- oder Zink-Inhalt oder je 50 Kilo gramm Nickel- oder Zinn-Inhalt verarbeiten s 1. Bedarfsanmeldung. Die Klcinnerarbeiter melden ihren Bedarf für September sofort bei der zuständigen In dustrie- uud Handelskammer bezw. bei der zuständigen Gewerbekammer an. 2. Prüfung. Die Kammern prüfen die Anträge. 8. Anmeldung des Bedarfs der Kleiuverarbciter für den gesamten «ammerbezirk. Die Kammern melden 5 r Ueberwachungsstelle, die Handwerkskammern dem Reichs stand des Deutschen Handwerks, wie hoch der Bedarf der Kleiuverarbciter in ihren Bezirken ist. Der Rcichsstand des Deutschen Handwerks gib«, nach Bezirken geordnet, der Ueberwachungsstelle den Gesamt bedarf an. 4. Entscheidung der Ueberwachungsstelle. Die tteber- wachungsstclle stellt für den Gesamtbedarf oder notfalls nur für einen bestimmten Prozentsatz des angeitzeldeten Be darfs Sammclbescheiuigungcn aus, dir die Handwerkskam mern auf dem Wege über den Rcichsstand des Handwerks, die Handelskammern unmittelbar von der Ueberwachnngs- stclle erhalten. Wenn eine Kürzung der angcsordertcn Mengen ersol- gen muß, wird den Kammern anhcimaestellt, aus Grund der ihnen bekannten Lagerung der besonderen Dringlichkeit in den einzelnen Fällen die dem Bezirk sreigcgcbenen Metalle entsprechend zu verteilen. 5. Sicherstellung der Versorgung durch dir Neber» wachungsstelle. Die Ueberwachungsstelle trisst Vorsorge, daß in bestimmten Bezirken bei Händlern oder Hütten sav'el Metalle vorrätig sind, daß durch dicke Vorräte der zugelas sene Bedarf der Klcinverarbeiter gedeckt werden kann. Den Kammern werden die Händler und Hütten, bei denen Vor räte vorhanden sind, auf Anforderung bekanntgegeben. 6. Die Mctallbeschassuug der Kleiuuerarbeitee. Die Kleinverarbcitcr erhalten non ihrer Kammer eine BedarsS- bcscheinigiing, in der auf die Sammelbescheinigung der Ueberwachungsstelle unter Angabe ihrer Nummer Bezug genommen wird. Die Kammern haben den Kleinverarbei tern mitznteilen, daß sie Metalle von denjenigen Stellen be ziehen können, von denen sie bisher bezogen haben, daß sie aber dazu nicht verpflichtet sind, sondern auch an anderer ihnen genehmer Stelle, wo sie entsprechenden Vorrat finden, auf Grund der Kammer-Bescheinigung kaufen können. Die Händler, an die sich die Kleinverarbeiter zwecks Bezuges gewendet haben, beschaffen sich ihrerseits ans ihren bisherigen Quellen oder nötigenfalls aus solchen, die ihnen aus Anfrage seitens der Ueberwachungsstelle bekannt ge geben werben, gegen Bedarfsbescheinigung die gewünschten Metallmengen. Für die nach Ziffer 2 der Richtlinien den Industrie- und Handelskammern aufcrlegte Prüfung der Anträge sind folgende Fragen zu beantworten: »s Welche Vorräte sind noch vorhanden? (Die Beant wortung dieser Frage unterliegt der Verordnung über Auskunftspflicht und den in dieser Verordnung angcdroh- tcn Strascn.f >,f Welche Aufträge liegen zurzeit vor? (Angabe der Komnizssions Nummer und Angabe der Lieferfristen. Liegt eine schriftliche Auftragserteilung nicht vor, so ist das Vor handensein von Ankträgcn aus andere Weise glaubhaft zu machen.I <-> Wer ist der Austraageber? Weiterhin ist eine Erklärung darüber obzugeben, daß das angesorderte Metall nicht zn den durch die Anord nung Ist vom 15. August Ist.'U iDentkcher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Nr. Illst vom 16. August 16341 verbotenen Zwecken benutzt wird. Da eine Anzahl insbesondere kleinerer Firmen vor aussichtlich ihren Bedarf nicht für einen Monat im vorans angcben kann, weil ibnen die entsprechenden Aufträge noch nicht vorliegen, sind Vorschläge sür eine besondere Regelung der Ueberwachungsstelle unterbreitet worden, die zurzeit geprüft werden. Schatzschisfe wurden erobert und sielen den Engländern in die Hände, die damit fast eine und eine halbe Million Pfund Sterling an reinem Gold gewannen — die übrigen dreizehn lagen bald daraus am Grunde des Meeres. Der letzte Versuch, die versunkenen Goldbarren zu heben, endete mit einem Fehlschlag im August 168n. Eine italienische Firma batte eine teure Konzession dazu bet der spanischen Regierung erworben und drei Jahre hart an der Bergung gearbeitet. Sennor Manuel Moxa, der die Ver suche nun wieder ausnehmen will, ist trotzdem voll Ver trauen. Er hat eine Taucherglocke von zweitausend Tonnen Gewicht bauen la"«n. die über da» gesuchte Schiss berabge- lassen werden soll. Nach dem AuSpumprn de» Wasser» i: ilt r» der Ingenieur siir keine schwere Arbeit, die Wracks durchsuchen zu lassen. Sd Bub oder Mädel die Geburtsanzeige sollte aber im Riesaer Tage blatt sein, um allen vom frohen Ereignis rasch Kunde zn geben. Das Riesaer Tageblatt ist ja das beliebte Verbrettungsorgan für Familien nachrichten aller Art. Familien-Anzcigcn durch daS Riesaer Tageblatt erreichen den gesamten Bekanntenkreis und werden werktäglich von früh 8 Uhr an entgegen genommen in der Tageblatt-GeschästSstelle Riesa, nur Goethestraße 5V. Schasst Freude durch Eintritt in die It.S.V. MlkNrMkl Durch die AuSsührnngSanweisung zur Reichsstraßen verkehrsordnung vom 28 Mai 1634 tRGBl. l 2. 455j wird bestimmt werden, daß die Prüfung von Rückstrahlern, di« nach der im 8st. September 1684 außer Kraft tretenden Ver ordnung über die Hinteren Lenckstzcichrn der zweirädrigen Kraft- und Kleinkrafträder sowie der Fahrräder vom 27. 4. 1626 «RGBl. I L. 88» bisher von den Prüfstellen der einzelnen Länder vvrgenommen wurde, nur noch durch di« Pbnsikalisch Technische ReickSanstalt in Berlin-EbarloUcn. bürg 2. Werner LiemeuSstraße 8 12. vorgenommen werden soll. Die wirtschaftliche Lage der Rückstrahler berstellenden Industrie und die Notwendigkeit, möglichst frühzeitig von der Ptzvkikalisch.Technischen ReichSanstalt geprüfte Rück strahler ans den Markt zu bringen, machen eS erforderlich, die Prüfung schon vor dem 1. Oktober 1631 durch diese An stalt vornehmen zu lassen. Sie wird daher mit den Prü fungen am 26. 8. iggz beginnen. Die Phnsikalisch-Tcchnische ReichSanstalt wird die Prüfungen nach dem von tbr her- ansgegcbcncn Merkblatt vornehmen. Die Ergebnisse der Prüfung der etwa in den ersten 14 Tagen einlanscndcn An träge werden gleichzeitig bekanntgegeben, um somit Wett- bewcrbsvorsprüngc einzelner Firmen zu vermeiden. Es empfiehlt sich daher, derartige Anträge möglichst sosort nach dem genannten Termin einzureichen. Da nicht damit zn rechnen ist, daß die Frist (1. Iannar 16S5l sür die Ausrüstung aller aus össentlichen Straßen und Wegen verkehrenden Fahrzeuge mit Rückstrahlern vrr» längert werden wird, läßt der Rcichsvcrtchrsministcr in der Ocssentlichkeit daraus Hinweisen, daß es ratsam ist, sich schon seht mit Rückstrahlern einzudecken. Er bittet scrner, besonders zn betonen, daß die AussührungSanwcisung zur Reichsstrakenverkchrsorduung vom 28. Mai 1684 mit Rück sicht aus das übliche Abblendlicht von Kraftfahrzeugen, bei dem das Lick« schräg nach unten aus die Fahrbahn strahlt, vorschreiben wird, daß Rückstrahler nicht höher als 56 Zen timeter über dem Erdboden angebracht sei« dürfe«, damit sie möglichst frühzeitig in den Lichtkegel des Abblendlichtes gelangen. MMr Ms Früchteschwer Früher als sonst hat uns der sehr zu Unrecht ge schmähte Sommer die Fruchtreife gebracht, eine Fruchtreife, die der Hoffnungsvollste nach der anhaltenden Trocken heit nicht erwartet hatte. Schwer und voll hängen die Zwe'ge an B,rnen- und Apfelbäumen: sie würden brechen, wenn sorgliche Hände sie nicht stützten. Und mit duftigem Flaum bedeckt, lugen Pfirsiche und Pflaumen aus bergen dem Blattgrün. Welch reicher Segen! In den Straßen bieten die Obstwagen ein lustig buntes Bild. Sie ver mitteln billigen Kauf, denn die Spesen der Händler sind nur nering. Das prangt in allen Farben, im feurigen Rot der Tomaten, im Gelvgrün der Aepfel und Birnen, im tiefen Blau reifer Pflaumen. Und schon mischen sich malerisch herrliche Trauben in das Bild. Wahre Künstler gibt es unter diesen Straßenhändlern. Manche verstehen es besonders, ihre Wagen malerisch auf- znpntzen. Aber noch kräftiger reizt zum Kaufen der billige Preis, namentlich unsere Hausfrauen, die cs in schwieriger Zeit gelernt haben, Rechenkünstler zu sein, um mit geringen Mitteln das zum Leben und Gedeihen Nötigste zu be schaffen. Das schöne, frische und billige Obst aber bereichert den Tisch ganz besonders Daß unsere Kleinen schon an all diesen Sorgen und Berechnungen tätigen Anteil nehmen, daß aber auch häß licher Eigennutz durch Beispiel und Wort unseres Führers unter den Besitzenden zu weichen beginnt, beweist ein Vor fall, den ich erlauschte: Auf einer der baumbestandenen Chausseen, die in Dresdens Nähe sich über Berge und Täler nach allen Seiten hinziehen, sind die Birnenvflücker an der Arbeit. Körbe werden gefüllt, auf den Wagen gehoben. Zwei der Bäume, die die Straße säumen, er- gaben allein den reichen Ertrag. Ein Mädchen kommt des Weges, den Schulranzen auf dem Rücken, eine Musik mappe in der Hand. Die Kleine bleibt stehen, schaut sehnsüchtig nach den vielen schönen Birnen, die beim Pflücken herabgefallen sind und weit umher bis in den tiefer gelegenen Acker verstreut liegen. Endlich faßt sie sich ein Herz, tritt artig an den Besitzer heran, und sagt: »Bitte, darf ich ein paar Birnen auslesen? Für meine Mutti!" DaS klipgt so rührend! Freundlich erlaubt eS der Mann. „Nimm nur mit, was unten liegt!" Und er zeigt ihr die weit verstreuten Früchte. Das läßt sich die Kleine nicht zweimal sagen. In ihr kurzes Röckchen sammelt sie und stopft Ranzen und Mappe voll, daß sie cs kaum tragen kann: und nicht eine Birne verzehrt sie selbst Alles, alles soll für die Mutti sein! So schweißt die Not der Zeit die Herzen zusammen! Auch in den Schrebergärten herrscht Freude über solch reiche Fruchternte. Da stehen die Nachbarn, zeigen einander über den Zaun hinweg die schönsten Stücke ihrer Ernte, den Riesenapfel, der allein fast ein Pfund wiegt und gar so herrlich duftet, die schönen Tomaten und gar eine späte Nachlese der Erdbeeren, eine zweite Ernte. Unser schönes Sachsenland kann als wahrer Frucht garten angesprocken werden. Vater August war cs, dcr es iedem Landwirt, jedem Gartenbesitzer zur Pflicht machte, Obst anzupslanzen. Die Stecklinge und Samen wußte die Sorgfalt dieses weitschauenden Herrschers aus dem Orient zu beziehen: und jedes neuvermählte Paar erhielt zum Geschenk einige dieser jungen Obstbäumchen. Es war damals auch viel leichter, ein eigenes Stück Land zu besitzen, darauf für spätere Geschleckter gepflanzt werden konnte Selbst in der Festung Dresden, im inneren Stadtkern, zog sich nm die niedrigen Häuser ein sckmiales Stückchen Garten: und an den Fronten grünte, selbst in der Wilsdruffer Gasse, die und da der W-instock, bis dann zu Anfang de-5 17. Iahrbunderts Johann Georg l. das Ziehen von Weinstöckcn in der Stadt bei Strafe ver bot. Das aber hatte einen besonderen Grund War da ein übermütiger Bursch aus den Einfall gekommen, der gar stigen Nachbarin einen reckten Schabernack zu spielen. Er umwickelte deren Weinstock unten mit Strotz und brannte es an. So wurde aus bösem Scherz ein bitterer Ernst, denn das Häuschen brannte nieder. Und der Dummeiungenstrcich sand seine harte, vielleicht allzu- baue Bestrafung. Damit aber Derartiges nicht wieder vorkommen sollte, wurde obiger Erlaß verfügt. Da gab es denn Jammer und Tränen. Manche Frau im lieben Dresden hatte sich von weither, von Ungarn oder Italien, die Reben kommen lassen und wen dete den köstlichen Errungenschaften alle Sorgfalt zu. Doch für» solchen Verlust mußte daun der Garten hinter dem Hause entschädigen: und da diese Häuser meist ziem lich niedrig gebaut waren, gab cs auch im Gewirr enger Gasten manch grünes Fleckchen zum Pflanzen und Ernten. Wenn auch jede Zeitspanne ihr besonderes Gesicht zeigt, — die Tage der Fruchtlese, dcr Segen des Spät sommers behält seinen Zauber durch alle Jahrhunderte! R. B.
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