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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070114010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-14
- Monat1907-01
- Jahr1907
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BezuaA-PreiS für Leipzig uav Bororte: In der Hanp». Lipedilion oder deren Äu-gabemllen ab- pedol« monatlick: Ausgaben il mal täglich) 70 Pt, Äu«gade v 2 mal läpUW) 80 Vf„ bei Zustellung in- Haus Äu-zav» 80 Pf., Ausgabe 8 l Mark. Durch anlere aus- wärligen AnSgabcslellen und durch die Post ' ezogcn ll mal tägl-ch!innerkaIbTeul>ch!ands monatlich l Maik, sür Oesterreich.Ungarn > k 45 k viertel,idrlich, di» üb'igeu Lauder laut Heitnugepreislisle. Diele Nuinmrr koilet aut - Z» alleu Bahnhöjen und bei I I» ^I^e den ^eitnnas-Berkäulern Vicüultlo» r«»o t»zpcsuu»u: Iovannisgasje 8. Televbon Str. >Ü3. 4kr. 22L Nr. 1173. Berliner Re0attions-B«reau: Berlin d>FV. 7, vrin^ Louis Ferdinand- Ltratze 1. Telepdorr r, Nr. 927L Morgen-Ausgabe L. UciDiM TagcbiM Handelszeitnng. Ämtsvlatl des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Ar. U Montof' 14. Januar 1907. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene PelUzrilr für Geschäfts inserate au- Leipzig uub Umgebung Lü Pf, Familien-, Wohnungs- u. Stellen-Anzeigeu, sowie Ln- und Berkäuse LO Pf„ fiuauzlelle Anzeigen 30 Ps„ für Inserate von auswärts 30 Ps. Reklamen 75 Pf„ auswärts l Mark. Beilage- gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. Gejchästsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht Rabatt nach Tarn. FürInIerat» vom AuSlande bewnderer Tarik. Anzeigen-Aunabme: Attgttstusplatz 8, bet sämtlichen Filialen n. ollen Annoncen- Expeditionen de-' iln- und Auslandes. für das Lrlcheinen an bestimmten Tagen u. plätzen wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuacker,Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg., Lüyowst raste 10 lTelephon Vl. Nr. 4603). Filial-i^rveSiti»n:TrcsSen,Marieustr 34 101. Jahrgang. Var lssichkigste vom Lage. * Jin großen Saale deS diesigen ZentralikeaterS sprach gestern vormittag der Kandidat der naoonalcn Parteien Justilrat Dr. Junck vor seiner Leipziger Wähler» schast. — Am Sonntag nachmittag sand gleichfalls im großen Saale res ZcntralkbeaierS die angelündigte Ver sammlung der Leipziger Ze n trum swäb l e r schasl statt. (L. die des. Artikel unter Neichsiazowahlkamps.) * Der russische Ministerpräsident Stolypin und der Justizminister Schtl cheglow, tow sind zu Mit gliedern des ReichsralS ernannt worden unter Be lassung in ihren Stellungen. * Jaurös wendet sich in der „Humanste" in äußerst scharker Weile rege» die englische Jiugopresse, die in -oerhängniSooller Weise gegen Deutschland ausr.izt (S. Letzte Dcp.) * Der Thronfolger von Portugal stürzte bei einer Reilübung ün Lislaboner Palaisgarten vom Pserde und blieb längere Zeit bewußtlos liegen. Er erholte sich jedoch später wieder. * In der Nackt vom letzten Sonnabend znm Sonn tag wurde die Leipziger Feuerwehr ver>ckiedentlich alarmiert, da an drei -siellcn rer Slaot Großfeuer aus gebrochen war. Am intensivsten war die Feuerwehr bei der Löickung res Brandes der Metallwarenfabrik von (5. A. Steinbach in Stötteritz tätig. (S. Leip;. An- gelegenheilen.) * Den Grand Prix de la Ville de Nice von 100 000 FrcS gewann gestern in Nizza Mon>. (5. Va- glianoS »Hanoi 11." in einem Felde von 17 Pferden. (S. Sport.) "Der Oberregisieur Erdmann vom königlichen Schauspielhaus zu Dresden ist gestern jrüh infolge eines Schlaganfalls gestorben- Vie hrrrscbenäen Marren. Bebel bat aus dem Parteitage zu Mannheim in einer lich ten Stunde den „Genossen" dem Sinne nach versichert, daß Deutschland der bcstorganisi-rte Staat der Welt sei. Dieses ehrliche Geständnis enthält jeden'alls auch den Grund, weshalb das Gros der Schlagworte und Partei- phra'en der roten Agitation io alt und schwach bat werden muffen, daß es heute einer durchgrei'cnden Nevision drinaend bedarf. Die sozialdemokratische Parteileitung, die gewohnt ist, ihre Kämpfe nach den Grundsätzen amerikanischer Reklamemilliordäre anszuscchten, hätte es sonst zweffellos an solcher Auffrischung des Parteiwortschatzcs nicht fehlen lassen und sie eventuell durch Dekret „von oben" durchge führt. Ein viel beliebter Sckstager der Genossen ist „Ter Kamm gegen die herrschenden Klaffen". Ja, herrschende Klaffen! Das Blatt hat sich gewendet. Seit dem 13. Dezemoer ver flossenen Jahres wissen wir, welches bei uns heute die herr schenden „Klassen" sind: Priester und Sozialdemokraten! Wie einig diese widerliche Verbrüderung zum Zwecke der Herrschaft ist, zeigt das sozialdemokratische Flugblatt, das kürzlich sämtliche Briefkästen und Türsvalten Leipzigs unsicher machte. Eine Methode, die den Ordnungsparteien bezüglich der Rede des Dr. Junck aufs angelegent lichste empfohlen sei. Die rote Hälfte der beiden „herr schenden Klassen" kann sich darin gar nickst genug tun, die, schwarze wegen ihres Vergehens am 13. Dezember zu ent schuldigen, um sie vor den Augen des erzürnten Volkes vollständig weih zu waschen. Man höre und staune: Was hat in Wahrheit den Krakeel zwischen Zentrum und Regierung herbcige-ührt? . . . Nichts andere«, als daß die ultramoutane Partei, um des Anhangs willen, den sie noch in kleinbürgerlichen und proletarischen VolkS'cknchten besitzt, gelegentlich den Schein annehmen muh, als triebe sie noch eine Art Opposition. Tie „entsetzliche Korruption, die sich an allen Ecken und Enden der deutschen Kolonialpolitik austat, eine moralische Korruption, die aus gleicher Höhe steht mit dem finanziellen Bankrott dieser Politik, zwana das Zentrum zu einigen schüchternen, ab- wehrenden Bewegungen" m'w. Wer lacht da nicht? Wer 'ehender Auges ist, weih, daß gerade die geschäftigen Schiebungen des Zentrums hinter der Szene eine der Haiostursachen der Mißstände in nnstrn Kolonien waren und daß Dernburq die Axt an die Wurzel des Giftbaumes legte, als er diese schamlosen Treibereien der Dunkelmänner an? Licht zog. Roeren und Genossen rein waschen! Das bekommen unsre Brüder von der roten Partei nicht fertig, so sehr sie auch an große Wäsche durch Vorgänge in den eigenen Rechen gewöhnt sind. Die Liebesmühe ist vergeblich. Da für bat die Offenheit und Ehrlichkeit Dernburgs gesorgt. Daß daS Zentrum dem ehrlichen Manne, der unerbitt- !ich die Art schwang, in den Arm siel, ist hegreiflich. ES wußte, daß es im Grunde mit der Korruvtion, die es mit heuchlerischer Entrüstung beklagte, aufs engste verknüpft war und daß der Hieb so aus ihm selbst sitzen bleiben würde. Der Trieb der Selbsterhaltung mochte sich geltend. Das ist ver ständlich. Eher da? Reich als daS Zentrum; daS ist der Kernspruch derer von Rom ia immer gewesen. Nun aber die Genoffen! Warum glaubten die, das Zen trum unterstützen zu müssen? Man stelle sich die Sozialdemokratie einmal ohne Agitation vor, ohne sene Verhetzung der Massen, die Jahr sür Jahr, Tag für Tag. Stunde für Stunde durchgesührt wird! Die Energie, mit der diele Agitation betrieben wird, ist ein darür, wie dringend notwendig sie sür die Existenz- 'äbiokclt der Sozialdemokratie ist. Agitation braucht aber s Stoff. Zwar ist eL jde« rote» Agitatoren nie schwer ge worden, solchen Stoff einfach zu machen, ganz „ut fick", s wie Fritz Reuter lagen würde. Aber schließlich muß auch ! einmal ein wirklicher Haken gesunden werden, an dem ein f Stück Verhetzung angehängt werden kann. Deshalb be- ! grüßt der eingefleischte Genosse Fehler und Schwächen der Negierung und der nationalen Bürgerschaft und Vorgänge, die sich als solche darstellen lassen, mit großer Freude. Und er kann grob werden, wenn ihm solche Agitationsmittel, auf die er um so eher ein Anrecht zu haben glaubt, je länger man sic ihm gewährt, durch Beseitigung der Mißstände ent ziehen will. Natürlich kann er nicht gerade öffentlich dar- über schimpfen, daß man 'hm derartige Nebelstände nickst hübsch bestehen läßt: um so mehr aber macht er seinem Aerger Lust durch Schimpfen über die Methode, die zur Beseitigung des Nebels angewandt werden soll oder ange- wendet wird, — und zwar am heftigsten über diejenige, die geeignet ist, am ehesten zum Ziele zu führen. Mit Verleumdungen, Verdrehungen und unwahren Be. Häuptlingen allein ist eine Partei nicht zuiammenzuliolten; das wissen die Genossen. Die Sozialdemokratie braucht Agi'astonsstoff, wie das liebe Brot. Männer wie Dernburg, die mit Uebelständen aufräumen, kann solche Partei nicht vertragen. Tie sind Sonne sür die sozialdemokratische Butter. Ta schmilzt sic. — Wird so der 13. Dezember nicht in vollem Umfange ver ständlich? Auch hier nichts als Trieb zur Selbsterhaltung, und zwar zur Selbsterhaltung um jeden Preis. Eher eas Reich, wie die Sozialdemokratie! Ganz wie beim Zeniruml Was Wunder, Laß die rote Partei den schwarzen Bruder über den grünen Klee lobt und von den Todsünden gegen das Reich rein zu waschen uchl! „Dies Kind, kein Engel ist so rein!" Das ist bezüglich des Zentrums der langen Rede kurzer Sinn im sozialdemo- krati'chen Wahlaufrufe. Wähler! Mitbürger Leipzigs aller Stände! So sehen die „herrschenden Klaffen" -om 13. Dezember aus! Bei den krampfhaften Versuchen unserer roten Kampf- gegner, den Leitsatz dieses Wahlkampfes zu vertuschen, ist es notwendig, dies entrückende Bild test im Auge zu behalten. Schon siel die Standarte Mottelers, von dem seine Genossen honten, daß er unbesehen zum Neichstagsvertreler Leipzigs bestellt werden würde h-rriter. Men bat es im Lrqer der Gegner sür eine Notwendigkeit gehalten, während der Stampf in vollem Gange ist, den Führer zu wechseln. Ein gutes Zeichen sür uns. Nun doppelt gearbeitet für die gute Sache! Der Sieg muß uns doch werden. LclstnM gegen ssoeren. (Schluß:. Ein hübsches Gericht auS der Jesuitenkirchc setzt uns Schmidt in folgendem vor, wo es sich um die „sekrete Mitteilung" handelt, wie man bei Loyolas und Roeren sagt — grober Vertrauensbruch und Verrat von Amtsgeheimnissen nennt man es bei uns. Ehren-Wistuba mag sich bei Pater Schmitz bedanken, der ihn für immer an den Pranger stellt: Auf Frage des Vorsitzenden' „Ich habe trotz der Schwindeleien d'Almcidas ihn für glaubwürdig gehalten." Auf Frage des Verteidigers: „ES ist möglich, daß ich den d'Almeida selbst einen Schweinehund genannt habe. Zweifel an seiner Glaub würdigkeit in die'er Sache habe ich trotzdem nicht gehabt." — Es wird der Brief des Paters Schmitz vom 17. Mai 1903 verlesen, nachdem der Pater zugegeben, daß der Brief von ihm sei. Aas Frage des Staatsanwalts, locr ihm diese „sekrete" Mitteilung über die Telegramme gemacht habe, sagt Pater Schmitz: „Uebcr diese Sache ist mit mir in der Beichte gesprochen worden. Ich glaube daher darüber nichts aussagen zu können." Aus Vorbehalt: „Die betreffende Person hat bereits vor der Beichte mit mir gesprochen. Ich glaube aber auch über das, wes vor der Beichte gesprochen worden ist, in diesem Falle keine Aussage machen zu dürsen, weil derselbe Gegenstand nachher in der Beichte berührt worden ist." Auf die gesetzliche Destimmuna des 8 52 Nr. 1 der Straf prozeßordnung binaewiesen, erklärt er: „Ich bleibe bei der Verweigerung des Zeugnisses und würde nur dann aus'aaen. wenn ich mich vergewissern könnte, wie die katholischen Moralisten über diese Frage denken." Nach einigen Stunden meldet sich Pater Schmitz noch einmal und erklärt: „Ich habe mich veraewiffert, daß ein bedeutender katholischer Moralist, Busenbaum, cs für zulässig erklärt, eine Aussage vor Gericht über Tatsachen zu machen, die in der Beichte berührt worden sind, voraus gesetzt, daß der Beichtvater schon vorder Kenntnis davon erlangt bat. Demgemäß erkläre ich: Die in meinem ver lesenen Bries vom 17. Mai 1903 erwähnte Kenntnis, daß ein Telegramm vom Auswärtigen Amt eingetrossen war: „Sachen Schmitz eantrn Müller müssen ruhen" habe ich von dem apostolischen Präsekten Bücking erlangt, der die betreffende Mitteilung von dem Bureauvorsteher des Gouvernements Wistuba erhalten hat." Kommentar überflüssig. O heiliger Alphons von Ligori, o heiliger Ignaz, o großer Busenbaum, euren Segen auf den gelehrigen Schüler und seinen Kumvan Wistuba! Aber die echt sesuitisckie Schule verrät der ehrliche Pater Schmitz noch deutlicher: Um Zeugen ist er nicht verlegen. Er stützt sich, und das ist das Unglaublichste, auf das Gutachten eines Eingeborenen in Lome, der das Mädchen niemals gesehen hatte und feine Angaben über das Alter des Mädchens lediglich auf Grund der Beschreibung gemacht hat, die der Angeklagte in Gegenwart eines andern Paters ihm von dem Körper der Adparo gab. Der An geklagte hatte selbst das Mädchen genau gesthen. „Hätte daher der Angeklagte eine solche Anzeige, nach dem er die Tatsache erfahren, sofort abgeiandt, so hätte daS 1 Gericht -weiselloS hierin «ine grobe Fahrlässigkeit erblicken müssen. Nun hat aber der Angeklagte nach Sammlung seines hauptsächlichsten Materials die Reise von Atakpame nach Lome gemacht un) hier zusammen mit dem Präfekten Bücking den Bureauoorstand Wistuba eingehend um Rat ge fragt und sich auch tagelang mit den übrigen Paters in ein gehendster Weise beraten. Ich hatte gegen das Urteil, durch welches Pater Schmitz zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt war, auch Berufung ein gelegt. Mir war wiederbo t nabe gelea a oee - m-'ne Be rufung zurückmziehen. Ich wußte, daß der Staatsanwalt Berufung eingeleg: hatte und gab deshalb dem Wunsche der Behörde nach und zog mein' Berufung zurück. Erst in der Verhandlung Januar 1906 erfuhr ich. daß di« vom Staatsanwalt eingelegte Berufung aus den Akten ent- fernt worden war. . Blatt 20 Akten Pater Schmitz sand ich- „Nach Blatt 107 wll auch von dem Staatsanwalt Berufung eingelegt worden jein. Aus den Akten ergibt sich darüber nichts. Ich ersuche um Aufklärung. „ Buea, 17. ^ebruar 1904. Der Kaiserliche Oberrichter gez. I. V. Fehler." Ter Gouverneur von Togo hatte die Berufung entfernt." Herr Horn war aber der Liebling der Mission, und bei Herrn Roeren, Erzbergcr cL Co. gut ungeschrieben, denn beim Zentrum singt m-a-n: „Jeder Gouverneur ist gut, wenn er uns den Willen tut!" Der Kaiserliche Oberrichter hat allerdings kein Verständnis für solche Praktiken bewiesen, in ihm lebt der deutsche ehrlickie Be amte. Ter edle Horu, diese Marionette am Missions draht, ist zwar längst „in die Wurst" gekommen, aber hoffentlich nimmt ihn nnd seine Genossen Herr Tern- bürg tüchtig bei den Ohren. Es hat sich ja Gottlob ausgestübclt, allerdings zum Schmerze Noerens und des „vorbeigelungenen Hofrats" Wistuba, des sekreten „De- Pesckscnmannes." Das „Stäbchen" des Herrn Roeren. Geo. A. Schmidt fährt fort: Nach Seite 4089 des Stenogramms hat Herr Oberländes gerichtsrat Roeren mich beschuldigt, 40 alte Leute von Avete mit dicken Stöcken mißhandelt zu haben. Die ganze Angelegenheit entwickelte und verhielt sich aber wie folgt: Juli '90?. war der. Leuten der Dahvme-Stadt Avete be fohlen worden, die an den Straßen gepflanzten Schalten bäume durch Umftecken von Stöcken vor ihren Ziegen zu schüken. Dies geschah nicht. Der Häuptling forderte in meinem Auftrage die Leute wiederholt auf, doch sie weigerten sich und erklärten ihm, sic wollten "berhaupt nichts mehr arbeiten. Der Häuptling bat nunmehr um Bestrafung. Ich be'abl die Stellung von 40 Strafarbeitern nach drei Tagen. Alle Leute weigerten sich. Der Häuptling hat um strenge De- strcüung. Früher hatte sich Avete durch Gehorsam ausgezeichnet und nie Ursache zu ernsterer Bestrafung gegeben. Seit den Gerichtsverhandlungen und dem Streit mit der Mission ist aber mehrfach vom Häuptlina Klage über Ungehorsam ge- führt worden. . In Avete war eine Schule der katholischen Mission. Der Lehrer, der ständig an Syphilis litt, war schon einmal wegen Unter'chlaau"g ong-'-eigt, doch nicht überführt, jedenfalls aber ernstlich aewarnt. Es war mir ganz klar, baß dieser Ungehorsam nur auf Verhetzung -urückzusühren war. Als die Aveteleute im Juni zum erstenmal ungehorsam und herausfordernd geworden, hatte ich ihnen mit Prügel strafe im Wiederholungs'alle gedroht. Freiheitsstrafe empfinden sie gar nicht, auch fehlt es an Raum und Wacht- mannschast. Da die Leute bei der Vernehmung sich sehr frech be nahmen, bestrafte ich sie mit je iechs Schlägen Prügelstrafe, nur drei besonders freche Burschen, unter diesen die beiden, welche die Soldaten mit dem Messer angegriffen, erhielten ie zwanzig Schläge. Ausgenommen waren von der Prügel strafe acht Leute, die schon etwas graues Haar hatten, da ich solche aus Prinzip nie habe vrüacln lassen. Es erhielten also nur zwölf junge Burschen Prügelstrafe. In dem Verfahren gegen den Pater Müller (25. Ja nuar 1906) war Pater Schmitz Zeuge gegen mich. Es wurde -dem unter Zeugcucid stehenden Pater Schmitz die präzise Frage vorqelegt, ob er in dieser Angelegenheit mich Avete gegangen fei. um Material gegen Bezirksleiter Schmidt zu sammeln Pater Schmitz hat trotz dringender Vorhaltungen eine bestimmte Antwort nicht gegeben, sondern es ist in der Verhandlung offenbar geworden, daß er eine solche unter allen Umständen zu vermeiden gesucht hat, da die Beantwortung dieser Frage mit „ja" für die Beurtei- luna^dcr Gesamtloge des Falles von entscheidender, für die M--"on und den angeklagten Pater ungünstige Bedeutung und dem Zeugen daher höchst peinlich war. Der Staatsanwalt stellte daraus fest, daß der Pater Schmitz sich einer wissentlichen Verletzung der Eidesvtlicht ichaldia gemacht bade und stellte beim Richter den Antrag, gegen den Pater einzuschreiten." Ten» Puter ist natürlich dank hohen Schutzes nichts gesckiehen. Welcher Richter unter dem Zentrumsregi- ment ini Deutschen Reich sollte lvohl einem „afrikanischen Märtyrer" zuleibe gehen." Tic famose Geschichte von der Königin Sisagbc mit Fedcrhut und Dogen ersckzeint nach Schmidt leider als eine ausgemachte Lüge und Aufschneiderei. Schmidt schreibt: Ferner hat Herr Oberlandesgerichtsrat Roeren im Reichstag behauptet, sStenogr. S. 4092 L.) „daß ich am 7. M-ü 1903 meine schwarze Konkubine Silagbe formell und amtlich zur Königin gemacht, ihr Gerichtsbarkeit verliehen mit der Genehmigung bis zu 1b ^t. Gerichtsgebühren zu er heben und ihr einen Degen verliehen hätte." Auch hier kann ich nur wieder sagen, es ist empörend, mit welcher Dreistigkeit Lügen in die Welt gesetzt werden. Siiagbe ist von dem Häuptlinge und Aeltesten von Ätak- pame gewählt, auf deren Anmchen von mir bestätigt worden als Frauenkönigin. Sie war ca. 40- 45 Jcchre alt. Es ist eine unerhörte Lüge, daß sic meine Konkubine gewesen, eben- so. dan ich ihr einen Degen geschenkt babe. Bisher waren auch diese Behauptungen 'ar nicht aufgetaucht, selbst der Präiest hat ganz anders darüber geschrieben. Eine Frauenlöaigin ist vielerorts üblich und bietet manche Vorteile. Die Frauenkönigin Sisagbe wurde vou den versammelten Acüesten vou Atakpame gewählt uno von mir nur bestätig:. Sie ist eine nahe Verwandte des Königs Toigos von Atakpame. Sie erledigt alle kleinen Frauenpalaver und hat, sobala Frauenpalaver vor die Station gebracht werden, mit min destens vier anderen einflußreichen Frauen Len Verband lungen beizuwohnen. Sie hat nur kleine Frauenpalaver zu machen; wer mit ihrem Urteil nicht zufrieden ist, har zu nächst beim König Berufung einzulegen und eventuell darauf bei der Station. Sie in eine kluge, wohlhabende und sehr einflußreiche Person und hat bis letzt durchaus im Sinne der Regierung zu handeln sich bemüht, und zwar mit Erfolg. Wenn ich ihr jetzt mitteilen würde, daß die Mission sie beschimpst. könnte es Vorkommen, daß ein oder cvent. auch mehrere Milaliedcr der Mission einmal gehörig verprügelt, vielleicht auch lotaeschlagen würden. Ebenso wie die Mission die Sisagbc beschimpft, hat sie auch 'choir früher den König Toigbe beschimpft, ihn einen ge- meinen Schweinehund genannt und ähnliches, und warum? Weil die Leute kein Vertrauen zur Mission haben und auch die Drohungen der Mission nicht fürchten. Sisagbe tvar wiederholt bei mir, hat sich über die Missio nare beschwert, daß sie immer in ihre Hütten kämen und sie nickt in Rübe lieben. Als Sisagbe im Jahre 1905 — ich war schon IsH Jahre etwa von Togo fort — nach Lome mußte -um Gericht in -den Missionssachen, hat sie sich dort das Leben genommen. Noch eine ganz unsinnige Behauptung hat Herr Roeren gegen mich ausgestellt. Er sagte, ich hätte bei Strafandrohung die Mädchen zum Tanz besohlen. Dieses Gerücht war von dem Laienbruder Prob-us ver breitet worden, weshalb er in erster Instanz schon zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt war. Probus berief sich darauf, dies Gerücht von einem Missionslehrer gehört zu haben, wieder von dem braven Aloysius Johnson. Die schwarze Liste des Zentrums. Tie Herren Patres von der Mission hatten in Ber - l i n natürlich eifrige Sekundanten. Der gewandte Prinz Arenberg, der es im Reichstag sogar fertig kriegte, den grimmigen Enthüller, August Bebel, gelogentzlich zum Schweigen zu veranlassen — ein adlcs Bild, der „schwarze Prinz" und der „rote Augustus" im intimen Gespräch, Symbol der roten und schwarzen Internatio nale! — agierte eifrig hinter den Kulissen. Darüber erzählt Schmidt: „Der Neichstagsabgeordncte Prinz Aren-berg hatte auf Veranlassung des Präfekten dem Staatssekretär Frei herrn von R^cht Hofen eine schwarze Liste von Veamten Togos eingereicht. Hierin hieß es un gefähr wörtlich: Im Interesse des Friedens ist die Ent fernung der nachstehenden Beamten aus dem Schutzgebiet Togo dringend erwünscht! Es so'gcn die Namen: Regieruugsbaumcister Schmidt Assessor Dr. Graes Assessor von Notberg Bezirksleiter Dr. Gruner Bezirksleiter Schmidt Sekretär Lang. Allen diesen Beamten wurden darin schwere Vorwürfe gemacht, deren Richtigkeit der Präfekt „auf Ehre und Ge wissen" versichert haben soll. Die Unter-uckmngcn haben aber erwiesen, daß die-'e Be schuldigungen alle unwahr waren!! trotz der Ver- Sicherung des Präsekten. Ich hatte von den, dem Prinzen Arenberg gegen mich wcitrrgcgobcnen Beschuldigungen von dem Richter Kenntnis erhalten und schrieb desycub au den Prinzen Arenberg. Einige Monate später erfolgte eine mündliche Ver handlung zwischen d' m Prinzen und mir. Empört über den ganzen Hergana und die ^mmisckmng und Beeinflussung durch politische Persönlichkeiten wollte ich aus dem Dnenst scheiden und der Oeifentlichkeit die ganze Angelegenheit übergeben. Doch Se. Durchlaucht appellierte an mein Interesse für Togo und versprach, nur dann mit seiner aanzen Partei für die Togobahn zu stimmen, wenn die Veröffentlichung unterbliebe. Ich willigte im Interesse Togos schließlich ein. Die in der schwarzen Liste genannten Bewerber sind mir Ausnahme von Dr. Gruner alle entfernt worden, Regie- rungSbamneister Schmidt ist gestorben. An meiner Stelle wurde ein katholischer Offizier naw Togo geschickt, wie mir dieser selbst mitgeteilt hat, nur, weil er katholisch war! Sekretär Lang, der, katholffch, aus der katholischen Kirche ausgetreten war, wurde auf Knall und Fall nach Südwest- afrila versetzt. Lang batte eine große Menge die Missionare --chwer be- lastendes Material. Er war eine Zeitlang mein Verteidiger gewesen und hatte als solcher viele Stenogramme und Ab schriften usw. gesammelt. Dieses Material ist ihm nach seiner Angabe auf dem Dampfer gestohlen worden. Zwi-cben Lang und dem Präfekten hatte auch eine Zeil- lang eine Beleidiaungsklage .e'^webt, da Lang u. a. auch ge äußert haben 'ollte, daß der „Präfekt der Mission es nick't mit der Wahrheit genau nehme". Obgleich Lang den Wabrl>eitsbe:veis dafür antrcten wollte, ist die Sache aus Wunsch deS Präfekten bcigclegl worden." Sviveit folgen nnr Herrn Schmidt. Der Koinmen- tzar zu den Darlegungen ist leicht gegeben. Pcrtres, die soviel nationale Ciesinnung haben wie Serbiens König Geld, wollen der großen Macht, die vom Jcsuitengoneral rasiert wirb, auch in unserem Togo eine Burg aufrichtcn. Sie sinb an und für sich eine ganz fidele Brüderschaft, singen Kneiplieder mit und fehlen nicht, wenn cs feucht fröhlich hergeht. Gönnen wir ihnen von Herzen. Aller dings, daß Unzucht mit Knaben und andere Schw — ervergehen gegen das sechste Ge bot auf der Station vorkainen, wie Herr Scixmidt er zählt, nimmt nicht genrde für die Leute ein, die später dem Beamten das Sittlick/eitsverbrcckx'n an den Hals bangen wollten. Tann will der Beamte sich nicht ducken un-d vergißt, daß nn Deutschen Reiche Zentrum Trump i ist — also, ihm mutz der Hals gebrochen werden, „und wenn es Tausende kostet". Die Mission macht mobil. I ihre Helfershelfer sind allerdings ein eigenartiges Korps.
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