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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.01.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070118022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907011802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907011802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-18
- Monat1907-01
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Anzeiqen-PreiS Abend-Ausgabe L Bezugs-Preis MjWM Tagcblaü Handelszeitung Ämtsvlalt des Males nud des NEzeiamles der Ltadt Leipzig Nr. 18 Freitag 18. Zanuar 1901 ohn. keimers. rigen im )V« Uhr. rv SS Feuilleton. 01KO7 0114» V8t Lausend. Hauben- uinot. Lenz. ie sieben L): Der etzschmar. eebmonn. Dietrich. Schmidt. 101. Jahrgang Schluß der Redaktion eingegaogen« auf der 3. Seite des HauptblatteSck Maximilian von Polen; ss-. in Niederlößnitz bei Dresden der frühere tlackulicl, Ui« für Leipzig und Vororte: In der Haupt- Ezpeditiou oder deren Ausgabestellen ab geholt monatlich: Ausgabe^ (I mal täglich) 7V Pf, Ausgabe L <2 mal täglich) 80 Pf., bei Zustellung ins HauS Ausgabe 80 Pf., Ausgabe 8 1 Mark. Dncch unsere aus. wärligen Ausgabestellen und durch die Post bezogen (l mal täglichsinnerhalbDeutschlandS monatlich 1 Mark, für Oesterreich-Ungarn S L 45 k vierteljährlich, die übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. S- z < . Zu den Deutschen, die während der Erdbebenkatastrophe sich rn Kingston befanden, gehört auch der Erste Offizier der „Prinzessin Biktoria Luise", jenes Tonristen- bampsers der Hamburg-Amerika-Linie, der bekanntlich vor einer Reihe von Wochen in unmittelbarer Nabe des Hafens von Kingston strandete. Herr von Bah sei batte nach dem Selbstmorde des Kapitäns Brunswig das Kommando auf dem Schiffe übernommen und leitet letzt im Auftrage seiner Gesellschaft dort die Bergungsarbeiten. Gestern nachmittag erhielten seine in großer Sorge um ihn befindlichen Anver wandten in Berlin ein Telegramm mit dem erlösenden Worte: „Gerettet!" Redaktion und Expedition: Johaunisgasje 8. Telephon Nr. 15L Sir. 222, Nr. 1173. Berliner Redaktions-Bureau: Berlin blW. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße 1. Telephon I, Nr. 9275. vrt nent!». mit > VIS,7 rr ^rt.) Gestern ist „ . Reichstags- und LaudtagSabgeordnete Geheimer Regierungsrat v. Poleuz, früher Amtshauptmaun in Auerbach, später in Plaueu. gestorben. — Er war am 19. Januar 1837 in Chemnitz geboren. Während seiner Tätigkeit als Amts- bauptrnanil in Plauen wurde er 1893 für den Wahlkreis Plauen in den Reichstag gewählt. Seine Wahl wurde aber am 18. April 1894 für ungültig erklärt. Er gehörte der konservativen Partei au. Die Avrüstnngsfragc. Es steht nunmehr so gut wie fest, daß die Abrüstungs frage zum Programm der nächsten Haager Friedenskonferenz gehören wird. Obgleich nach Lage der Dinge von inter nationalen Erörterungen dieser Frage ein praktisches Er gebnis kaum zu erhoffen ist, wird sich auch Deutschland an derartigeu Erörterungen gern beteiligen; namentlich mit Rücksicht darauf, daß es anderen Mächten, insbesondere den Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit dieser Angelegen heit vollster Ernst ist. Trotz eines gewissen Skeptizismus, der sich in der öffentlichen Meinung Deutschlands in dieser Frage geltend macht, wird die Regierung nichts tun, um dem Versuch einer Verständigung in der Abrüstuugssrage Schwierigkeiten zu bereiten. Tie Feldgerichte aufrecht erhalten. Da bei verschiedenen Haussuchungen in Petersburg und in der Provinz die eindriugeuben Polizisten mit Waffen gewalt abgewehrt worden find, beschloß die Regierung Gegenmaßregeln zu ergreifen und die Feldkriegsgerichte »echt eiuzuschräukeu. Das Save der marokkanischen Expedition. Spanien und Frankreich dürste« demnächst den Mächten die Rückberufnng des größten Teiles der »ach Tanger ge sandten Streitkräfte durch eine Note anzeigen. Der Hungertyphus in Kasan. In dem Gouvernement Kasan ist der Hungertyphus aus gebrochen und hat eine große Ausdehnung angenommen. Die Hungernden erhalten von der Behörde je ein Pfund Brot für die erwachsene Person und ein halbes für jedes Kind. Dieses Quantum erweist sich jedoch als zu gering. Die Hungersnot steigt immer mehr. Meuternde Matrosen. eck. Di« Frühblätter melden: In Kuxhaveu wurden gestern 24 Matrosen wegen Meuterei gegen ihre Vorgesetzten verhaftet. Oer Schein regiert ckie Weit, und <tie Qerechtig- keit ist nur auf cler Oühoe. smiiier. Ls gibt Sachen, clie nicht schreiben man cien tllut haben muh. Oorrrrnonr. Was cien moralischen ääut anlangt, so habe ich nur selten clie Zweiuhrmorgens-Rrt gefunclen: ich meine cien unvorbereiteten ääut, cier bei unerwarteten Vorfällen nötig ist, uncl cler, wenn clie unvorher gesehensten Ereignisse eintreteo, ciem Urteil uncl cler Entschlossenheit volle Freiheit wahrt. Napoleon. lecker europäische Krieg ist ein Oürgerkrieg. Voltaire. P-l. hmanu. meyer. krt-Fock. rius. >a. sirr, bett, lentzlchel mne. twald. -lausten. Kraus, lecher t. zmaun. Diener, kkmann. iirerberg 3. Akt. 0 Uhr. Scrüsttinftur; im Postneubau an der Georgeustratze. Heute gegen Mittag brach im Schalterraum des im Bau begriffenen Postneubaues an der Georgenstraße ein dort er richtetes Deckengerüst zusammen, wobei unter den Balken und Brettern vier Arbeiter begraben wurden, von denen leider einer, der Fließenleger Eouard Sch im ana, ge boren am 30. Mai 1866 in Grün in Böhmen, wohnhaft L.-Plagwitz, Müblenstraße 30, nur als Leiche geborgen werden konnte. Drei andere, der Gipser Ernst Kuzaj, wohnhaft L.-Linvenau, Aurelienstraße 37, sowie die Fließenleger Oswald Meine!, wohnhaft in Mockau, und August Pannier, wohnhaft in Böblitz-Ehrenberg, kamen mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davon. Der Zusammenbruch des Gerüstes ist aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zuiückzusühren, daß bei der Veränderung von Steifen, die infolge der Fließenlegung erforderlich wurde, nicht mit der nöligen Vorsicht vorgegangen worden ist. Das in dem großen Schalterraum angebrachte und auf Steifen und Querbalken ruhende Gerüst harte eine Länge von etwa 18 Metern, sowie eine Breite von etwa 6 Pietern. Da es in der ganzen Länge und Breite mit starten Brettern bedeckt war, so war die Schwere sehr bedeutend und es konnte jede Außerachtlassung der nötigen Vorsicht leickt Gefahr mit sich bringen. Im Hinblick darauf Hatto auch der Maurerpolier schon gestern geäußert, man solle nicht zu viel Wegnehmen. Eine Veränderung bzw. Ver kürzung der Steifen machte sich wegen der Fließeu- legung erforderlich. Die große Last hat nun, nachdem heute schon einige Stunden lang gearbeitet worden war, den plötzlichen Zusammenbruch verursacht. Hierbei erlitt der Fließenleger Schimana einen Schädelbruch, der seinen sofortigen Tod berbeisührte. Auf die Ehefrau, die gerade das Mittagessen brachte, wirkte die Nachricht in hohem Maße erschütternd und nur schwer war die laut Wehklagende zu beruhigen. Die auf telephonische Meldung hin sofort mit Rettungs wagen und Arzt herbeigeeilte 1. und 3. SanitätSwache leisteten den Verletzten die erste Hilfe. Die eingeleitete Untersuchung dürste näheres über die Ursache deö bedauer liche« UnglücksfalleS ergeben. Anzeigen-Annabme. August uSplay 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen expeditionen des Zn- und Auslandes. Vas Neueste vom Lage (Die »ach Depesche» stehe« Feuer gelöscht und die Stadt unter der Kontrolle der Truppen. Die Umgebung scheint weniger gelitten zu haben, da die Nachbarorte die Stadt Kingston mit Lebensmitteln versorgen und besonderer Mangel nicht erwähnt wird. Da gegen fehlt eS nach dem nachträglichen Brand« des Militär lazaretts an Medikamenten. Die Schiffe im Hafen blieben unversehrt. Ein New Dorker Bankhaus empfing die Meldung von einer Springflut und dem Versinken Kingstons ins Meer. Zwei amerikanische Schlachtschiffe sind bereits aus der Reede von Kingston eruge «rosse«. Den letzten Londoner Nachrichten aus Kingston zufolge ist die Zahl der Toten und Verwundeten noch immer nicht genau bekannt. Die Kabelverbindnngen sind wieder oergestellt. Die Katastrophe war so schnell über die Stadt hereingebrochen,daßdieseinwenigenA>lgenbllckeneinemTrümmer- haufeu glich. Der Palast des Gouverneurs ist ebenfalls ein gestürzt. Die im Hafen liegenden Schiffe sind in Spitäler umgewandelt worden. Die Aerzte haben ungeheure Arbeit. Manch« von ihnen müssen 24 Stunden hindurch ununter brochen arbeiten. Die Ausräumung der Trümmer in Kingston geht sehr langsam vor sich.- Die Einwohner wurden von den Behörden gebeten, die Stadt angesichts der Möglichkeit einer Epidemie zu verlassen. Ferner telegraphierte der Gouverneur von Jamaika dem Londoner Kolonialamt, daß die Wersten nur von einer englischen Poikdampstrgesellschast verbrannt sind, außer- dem aber noch die Werften von ausländischen Gesellschaften. BiS zum 17. Januar mittags wurden 343 Leichen bestallet. Das Erdbeben blieb auf drei Kirchspiele von Kingston und auf Port Royal und Saint Andrew beschränkt. 500 Personen befinden sich im Hospital. Die Stadt ist zum Teil geplündert. Die Bevölkerung erträgt das Unglück sehr geduldig, viele sind sogar teilnahmslos. -S- Anläßlich der Katastrophe von Kingston sandte Präsi dent Falliöres gestern, wie aus Paris gemeldet wird, ein Kondolenztelegramm an König Eduard, das dieser sofort mit einem Danktelegramm erwiderte. Die Ruinen von Kingston. Direkte Berichte aus Jamaika, die in New Dork ein- gelaufiu siad, laute» noch immer widersprechend. Doch scheint die Zahl der Verletzten erheblicher zu sein, als anfänglich angenommen wurde. Bis zu 200 Tote und 1000 Verletzte sind konstatiert worden. Es ist möglich, daß sehr viele Neger, die sich wahrend des Bebens in die Häuser verkrochen, zugrunde gegangen sind, während die Weißen durch die ersten leichten Siöße gewarnt, ins Freie flüchteten. Das Erdbeben be schädigte zwar alle Häuser, doch manche nicht sehr erheblich. Den eigentlichen Schaben richtete das Feuer an, das um sich griff, weil die Wasserleitung geplatzt war. Innerhalb vierundzwanzig Stunden war das trunken, — ein Freund hatte vorher in dem Fläschchen da? Gilt mir Wasser vertauscht. Dunkelste Tragik löst sich aus in Komik und Ironie. Das sanden wir schon bei Jacobsen, aber milder und lächelnder. Bei Knut Hamsun ist alles ge waltsamer, untergründiger, verzerrter — wie «ine Maske. Und wie ist cs mit der Liebe? Zwei Menschen lieben sich und bereiten sich nichts als Wob. — so ist es immer bei Knut Hamsun. Sie lieben sich und guälen sich, bis aufs äußerste, aus Trotz und Mißverständnis und weil es das Leben so will, — bis sic zusammenbrechen. Sie lieben sich und sagen es sich kaum, sic finden sich nicht zusammen, sic sind voll namenloser Sehnsucht nacheinander, aber ihre Sehn- sucht wird nicht erfüllt. Wann wird Sehnsucht je erfüllt? Das Ende ist immer grau, und blickt man zurück auf alles Erleben, so bleiben als sicher gewonnene, schmeezliche Güter; Resignation und Ironie. Man kann manches über Knut Hamsun sagen, aber das letzte, das, tvas seinen stinsten und per'vnlichsten Reiz aus macht, kann inan mit Worten nicht ausdrücken. Wer könn e den Dust und den Glanz seiner Sprache schildern, dieicr rhythmisch so beseelten Sprache, die mitunter braust wie das Meer, mitunter melancholi'ck wallt wie weiße, gespenstisbe Nebel über nördlichen Wielen? Seine Sprache ist hiu- rcißeiiid. Sic ist so bildlich, daß wir unter den Mem-ben und Dingen zn atmen glauben, von denen er redet. Er ver mag von der Natur ui reden, daß uns scheint, als enthülle sich uns das geheimnisvolle Leben der Gräser und der tiefere Sinn der einsam murmelnden Bäche. Wir wandern mit ihm durch die Wälder und hören ganz klar den Wohllaut der duftigen Stille. Wir empfinden die Liebe wie aas Wehen des Friih'inrs in Rosenbüschen. Alles ist wundersam beseelt, alles ist 2eelc, Mensch und Baum und Blüte und Meer, — und alles ist eins, und alles ist Minous und alles ist Traum und alles ist Rätsel, Rastel, Rätsel. Dies lassen wir nicht ab zu fühlen, N>enn wir in den Bäcker« von Knut .Hamsun lestn. „Viktoria" und „Pan" gehören zu seine» schönsten Ticktungen. Sic haben den ,a:-esien^Tuft, den goldigsten Stummer, die holdesten Gestalten. Sein mäch tigstes Buck beißt „Mysterien". Hier starrt uns das Ta sein mit den schmerzlich vcrnmrrensten Auren an In seinen Novellen ist Knut Hamsun eigentümlich ungleich. Meister liche Tinge flehen neben mittelmäßigem Gut. Bestie besten Novellen sind in dom Buche „Die Königin von Saba" ver einigt. Wcm der Dichter noch stund ist, der mag zuerst dieies Novellenbuch und dann „Pan" und „Viktoria" lese«, die 6 gespaltene Prtitzeile für Geschäft«» iaferate aus Leipzig und Umgebung 25 Pf, Familien-, WohaungS- u. Stellru-Anzeiaru, sowie An- und Verkäufe 20 Pf., finanziell« Anzeige« 30 Pf., für Inserate von auswärts 30 Pf. Reklamen 75 Pj„ auswärt- 1 Mark. Beilage» aebühr 4 Mark p. Tausend rxkl. Postgebühr. Heschästsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht Rabatt nach Tarif. Für Inserate vom Auslande besonderer Taris. politisches. * Aus der Diplomatie. Der bisherige Gesandte in Guate mala, Freiherr von Seefried aus Buttenheim, ist seinem Anträge gemäß aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand versetzt und bei diesem Anlasse, durch Verleihung des Kronenordens 2. Kl. ausgezeichnet worden. Zu seinem Nach folger ist Lcgationsrat Gras von Schwerin ernannt, der die Geschäfte in Guatemala bereits seit mehreren Mo naten vertretungsweise führt und bisher Botschaftsrat im Wien war. Dieser wird in Wien durch den ersten Sekretär bei der Gesandtschaft im Haag, Legationsrat Dr. Grafen B r o ck d o r s f - Rantzau, ersetzt, wahrend der erste Sekrc- tärposten im Haag dem zweiten Sekretär bei der Botschaft in Washington, Leaationsral Tr. von Kü Hl.mann, übertragen worden ist. Letzterer hat in der Person des zweiten Sekretärs bei der Botschaft in Madrid, von Ra- dowitz, einen Nachfolger erhalten. Der Posten des zweiten Sekretärs bei der Botickmft in Paris ist dem Lega tionsrat Grafen von Mirbach-Harsf, der der Gesandtschaft im -Haag als zweiter Sekretär angehörte, ver liehen worden. eck. Gmunden und Berlin. Ein Privattelogramm aus Hannover meldet uns: Die Frübblätter drahten aus Gmunden: Die Meldung eines Berliner Korresponden ten, eine Beileidsdepesche des deutschen Kaiserpaares sei in Gmunden nicht eingegangcn, ist unwahr. Eine Bei leidsdepesche des deutschen Kais er Paares ist tatsächlich eingcgangen. Sie ist in äußerst herzlichen Formen gehalten. Der Herzog von Cumberland antwortete in einem Danktelegramm. sst. Ein Zcntrumskandidat in 18 Sprachen. Die ultra montane „Sächsische Volkszeitung" will den Nach- weis führen, daß das Zentrum die „modernste und fort schrittlichste aller Parteien" ist und wie keine andere den Wünschen der Wähler Rechnung trägt. Um zu beweisen, daß ihre Kandidaten allen Ständen entstammen, führt sie diese der Reihe nach aus. Von dem aufgestellten Militär, einem bayerischen General, der als hervorragendes Talent bezeichnet wird, heißt es: „Dieser Offizier spricht acht zehn Sprachen und gilt als eine Autorität im Artrlle- riewcsen. Seine Wahl wird deshalb ein großer Gewinn für uns sein und er kann dem Reiche Millionen ersparen. Dabei verfügt er über eine ausgezeichnete Redegabe. Durch diese Wahl wird am deutlichsten das Geschrei von der „un nationalen" Zentrumspartei widerlegt. Wir freuen uns schon, wenn dieser Abgeordnete in Generalsnnisorm er scheint und im Zentrum Platz nimmt: besonders bei der Reichstagseröfsnung wird diese Erscheinung viel Aufmerk samkeit erregen." Auch ein Gesichtspunkt! * Dcrnburgs Vortrag in München. Unser Münchner Korrespondent schreibt: Der am 21. Januar ftattsindende Vortrag des Kolonialdirektors Dcrnburg erweckt hier ein «alle Erwartungen weit übertreffendes Interesse. Im Karneval ist es in München fast «ausgeschlossen, einen sehr großen Saal für andere als Vergnügung-, zwecke zu erhalten. So batte bas Komiteeursprünglich notgedrungen den alten Rathaus- igal in Aussicht genommen, der nur ca. 1000 Personen faßt, über ein Sturm der Entrüstung veranlaßte eS zu neuer- mit seiner müden Weltsrcmdheit, mit seiner Charakterlosig keit, mit all seinen Schwächen. Glahn ist eine von Hamsuns reizvollsten Figuren, man merkt, wie der Dichter in diesen Typus vernarrt ist. Glahn ist ein Verführer, dem alle Fragen erliegen, ein Jäger, der kein Wild verfehlt, er ist ein Einsamer, und das Leben gilt ihm nichts. Absichtlich endet er es frühe, mit zweiunddreißig Jahren. Hamsun schrieb eine große dramatische Dichtung, „Munken Vendt", in der es sich um einen verwandten Typus handelt. Munken Vendt ist eine Gestalt, die an Gösta Bcrling erinnert, den berühm ten Helden des Romans von Selma Lagerlöf. Munken ist ein verlotterter Student, schön, von allen Frauen begehrt, er streift mit der Büchse durch den Wald. Er trinkt, er ist ein Abenteurer, er ist unstet und herrlich. Er narrt alle Welt und besonders alle Frauen, er taucht bald als Küster, bald als Pfarrer, bald als Schuhmacher im Lande auf, und keiner kann ihn sangen, kein Häscher und kein Weib. Er ist ein wirrer Wanderer, er weiß mit seinem Leben nichts zu beginnen, wie Gösta Bcrling und wie Glahn. und er stirbt einsam am Wege. In „Munken Vendt" finden wir die Größe der nordischen Wälder an Hellen Frühlingstagen und in schneeigen Winternächtcn. Es ist eine derbe nordische Bauernromantik, in die wir schauen: kerniqe, große Gestalten schreiten daher, in mehr epischen als dramatischen Konturen. Hamsun ist ein Erheller der Dämmerung, die über den Taten und den Gefühlen liegt. Wir blicken in das Leben hinein, und manchmal ist uns, als sinke ein Schleier von allem Lebendigen heräb, und wir meinen, der Sinn des Da seins enthülle sich. Wir blicken in Seelen hinein, und mit unter meinen wir, jetzt wüßten wir erst, was „Seele" ist, — nie haben wir so empfunden, wie es in den verborgensten Winkeln unseres Gefühls aussieht. Ties lehrt uns Knut Hamsun mit wunderbar deutendem Finger, ähnlich wie es zwei andere qroßc Dichter des Nordens taten, Ibsen und Jens Peter Jacobsen. Er taucht in die mystischen Gründe der Seele und der Natur. Er weist ans die Rätsel des All, er weist ans das in uns, was uns mit dem All verbindet. Er empfindet kosmisch, indem er psychisch empfindet. Er belebt den Tannenzapfen, der einsam, ohne daß «s einer hört, tief im Walde vom Baume fällt: er zeigt uns die Seele der Quelle, die verlassen im Walde rinnt, ohne daß sie jemand hört oder sieht. Er beseelt die Nächte und den Wind in den Nächten, den rinnenden Regen und die unter- gehende Sonne. Der Wind und die Sonne und der rinnende Regen, -und wir, das ist Eins. Hamsuns Sprache erscheint oft «hastig: ja hitzig. Er kann gar nicht schnell und kurz genug das berausbringcn, woran ihm gelogen ist. Mit sechs Worten möchte er eine ganze «Seelenstimmung aufbaucn, und dies gelingt ibm auch in der Tat. Prägnanz des Ausdrucks ist sein heißes Bemühen, er schreibt ein paar Worte hin, und wir blicken in die Tiefen eines ganzen Lebens. Manche Kapitel seiner Bücher scheinen in einem Zuge niedergeschrieben zu sein. Das ganze, mäch tige Buch „Mysterien" macht den Eindruck, als sei es in einem Atemzug hingedichtet. Etwas Fliegendes, unruhig Dahiucilendcs ist in diesem temperamentvollen, überouellen den Stil, der doch wieder so fein gefeilt und durchgebildet ist. JenS Peter Jacobsen war Impressionist, aber "nut Hamsun ist in noch viel höherem Maße Impressionist. Er «hat die «m- pressio-nistische Technik zu ihrer äußersten Grenze geführt. Jacobsen war ein Maler, er malte impressionistische Bilder. Vamisun führt keine Bilder mehr aus er gibt grok-zügiae Ski-zen. Seine Sprache wird dithyrambisch, wo er Visionen gibt. Etwas Verzückte-, Hymnisches ist da, eine Diese Nummer kostet aus 042 allen Bahnhöfen und bei I II kl^I den ZeitongS-Verkäufern i Anrrt Hamsun. Von Hans Bethge. Knut Hamsun ist, seit Ibsen starb, der seelisch disferen- zierteste Dichter unter den Skandinaviern. Er ist der Sänger einer großen, melancholischen Melodie. Er ist ein Meister schwermütiger Visionen, ein Offenbarer alles Menschlichen, ein Verkünder der Geheimnisse, die in uns wobnen. So tief in das seltsam pochende Herzblut der Menschheit hinein gehorcht wie er haben nicht viele der heutigen Dichter. Und wer verfügte über eine so beredte Sprache, das Erlauschte zu verkünden, wie er? Wenn man seine Bücher betrachtet *) und sagen sollte, was in ihnen vorgeht, man könnte leicht um die Antwort ver legen sein. Das Leben geht in ihnen vor, die konstruktiven Linien sind oft verwischt. Zuweilen sehen wir kaum eine Verwickelung, sondern wir sehen einfach das Leben, wirr und seltsam, launisch und meistens grau. Ein heißer Atem weht durch Hamsuns Bücher, sie sind nicht erdacht, sondern sic find empfunden. Es sind nordische Bücher, wir lauschen in die Stille nordischer Wälder und sähen in die Helligkeit nor discher Nächte. Seine Menschen find keine „Helden". Sie haben keine großen Gcbcrdcn, sie sind nicht „ehel", sie ver üben nichts, was unsere Bewunderung heraussordert, sie tragen nicht den Glorienschein der Auserwählten um das Haupt. Es sind vielmehr Menschen mit vielen Schwächen und meistens ohne das, was man „Charakter" nennt, — und dennoch lieben wir sie! Wie lieben wir Viktoria in jenem schmerzlichen Buche der Liebe, das ihren Namen trägt, wie lieben wir sie. obwohl sie dem Manne, dem ihre Sehnsucht mit, nichts als Trübes bereitet. Und wie lieben w,r -en Leutnant Glahn, den schönen, braunen, dreißigjährigen Leut nant Glahn in dem Buche „Pan", das man vielleicht Ham- >uns beieeltestes Buch nennen kann, — wie lieben wir ihn *) Knut Hamsuns Werke sind alle in deutscher Ueber- !N«eu.'" ^rtage von ALert Lauge« zu Manche« „ holde Zwiesprache mit dam Ewigen nnd mit dem ewig Rätselhaften. Hier ist ein mystisches Sehertum, hier stehen Hamiun große Symvole zur Verfügung, hier rinnen ihm die Worte in wunderbar strahlenden, tanzenden Rhythmen von den Lippen. Er erkennt immer das Unheimliche, Unentrinnbare im Hintergrund alles Seienden. In den „Mysterien" handelt es sich um nichts als um die geheimen mystischen Unterströme der Seele, die uns beherrschen. In den Novellen spukt es zuiweilen. Er erzählt von Gesichten, von unheimlichen Beziehungen der Seelen, die nns das Blut erstarren machen. Seine Menschen sind Menschen der subtilsten, ver worrensten, launenhaftesten Empfindungen nnd niemals Menschen der Vernunft. Wir sehen sinnende, grübelnde Menschen, aber man möchte sagen: nicht ihr Verstand grübelt, sodern ihr Gefühl. Alles, was sie tun, wird von ihrem Gefübl diktiert, ihr Gefühl hebt sie hinauf in ibre rosige Seligkeit und leitet sie in alle Schmerzen und in den Tod. Er bat eine starke Sympathie mit Menschen, in denen cs nicht hell und klar aussioht, in denen cs vielmehr rätselhafte und eigentümlich verschlungene Wege gibt. Hamsuns Menschen gehen nicht mit Siegerschritten durchs Leben, sie sind zu kompliziert und zu unsicher. Sie tun oft gerade das, was sie nicht wollen, und das, was sie wollen, unterlassen sie. Ihr Fühlen nnd ihr Handeln stehen im Widerspruch, — sie erkennen auch diesen Widerspruch, aber sic vermögen ihn nicht zu bezwingen. Ich denke an einen Menschen, den ich kannte und dem etwas passierte, was sehr wob! einem Menschen in Knut Hamsuns Büchern Halle passieren können. Er schritt «dahin, — da fällt ibm plötzlich etwas sehr wichtiges ein, und er will es schnell nieder schreiben. Aber er lxit keinen Bleistift bei sich. Er tri t daher flugs in ein Geschäft. Dort fragt ihn das Laden fräulein: Wollen Sic einen gewöhnlichen Bleistift oxr einen gespitzten Taschenblcistist? Der Mann weiß, -aß er kein Messer bei sich hat und daß ihm also ein ungelpitztcr Bleistift nichts nützen kann, — aber was tut er? Er ver langt mit lauter und deutlicher Stimme einen ungespitzt n Bleistift! Er sieht schweigend zu, nne das Fräulein diesen unnützen Bleistift einwickelt, nimmt ihn in Empfang nnd stolpert hinaus. Draußen saßt er sich an die Stirn, er ist innerlich siedend heiß, und fragt sich: Bist du wahnsinnig? Er getraut sich nicht, in ein anderes Geschäft zu treten, er hat feine ganze Sicherheit verloren, er läuft blöde herum und kann die wichtigen Worte nickt niederschreibeu, an denen ibm so viel gelegen ist. Dafür bat er freilich einen ungcspitzten Bleistift in der Tasche! Endlich hält er es nicht mehr aus. Er stürzt aus einen Knaben las und brüllt ihn an: .Hast du ein Messer, Junge? Ein Messer, damit ich meinen Bleistift spitzen kann?! Ein Messer! Ein Messer! — Der Knabe meint einen Irrsinnigen vor sich zu haben, mackt kehrt und läuft, so schnell er kann, von hinnen. — Aehnücken Komplikationen begegnen wir in den Büchern Knut Hamsuns nicht selten. In den „Mysterien" bat er in meisterhafter Weise ein: Szene geschildert, aus die man verweisen muß. Er Hot dori geschildert, wie jemand Gift nimmt, und nun gibt er eine Beschreibung des Seelenzustandes, der dancich eintritt. Man kann kaum etwas Ergreifenderes lesen. Die Ovalen !u 4 Betreffenden steigern sich ins Namenlose. Wie isi dieser Seelenzustand der Anast gcsichcn' Das Ende aber isi nicht tragisch, sondern komisch. Der Mann bat nämlich gar kein Gift genommen, sondern er hat ein Schlückchen Wasser ge- * Dresdner Theater. Zur 0 rsiaunührung der Komödie „Ins alte Heim", deren Vermsser der verztorbcne Däne Gustav Es mann ist, schreibt man uns: Tas Werk zer fallt in doppelter Hinsicht in zwei Hülsten, entlxiit aber so viel Feines und Amüsantes, daß man es immerhin ats eine Art Bereicherung unsere:- mcdr als kargen besseren Lusl- 'piclvorrates ansprcä>en bart. "Die Zwiespältigkeit der Ar- bcck tritt zunächst im An'bau der Handlung zutage. Sic '">1 sich, wie dei Tft« - "'N „das alte Heim", t»en cr>, G- hos Rabesholm, dem die Stadt Kopenhagen immer näher rückt, den sie noch cvrscklingcn wird. Die jüngere Genera tion und auch der uuinniichc Teil der älteren Kal nichts da gegen einzuwcndcu, weil die pekuniären Aussickieu äußerst gute — nur Urania Rabe, die alte Herrin aus Rabeshoim, sträubt sich: sic will nicht fort von der Scholle, nicht an das Reckt des Neuen glauben. Ihr Nesse Erik, der suinrn» enm lnuck« sei« rnrispscheS Examen bestanden, steht ihr gegen- Für das Erscheinen an bestimmlen Lagen «. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Vaupt-Filtale Berlin: CarlDunckr r,Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg^ Lützowstraße 10 «Telephon VI, Nr. 4603). Filtal-Ervedition:DreSVen,MariLnstr.34.
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