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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.01.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070121014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907012101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907012101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-21
- Monat1907-01
- Jahr1907
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«tt»«r arbeit, innen- !n ein dürfte den n und atz die e sind «decke ^eve. >«aol, nodd. >s 'S 'S .3°. eo Ja- r. SS). Verein, geu auf 0—^1 iSocheir- br. Id» und ar- «gS. lnvcretn 411 bi» zen von ,d Frei- »abends igerl-ben n. Der ttchtmit- d Feier. -S Uhr. cet. > Feier. IstonlagS 'lhet gs. >r oorm. rei. ben. len. alle i, so irch siirist istalt 8. zs. rlirist: -hr?" rs. N«I. iüertiud i k.8vbu- von einem 'llkonnnen ipicl>I»»g. »IVL7 Sie. .". n -26. März 75 an die >ssa esc», auch m »lavier 74 an die Beznns-Preis für Leipzig und Bororte. I» der Haupt- Eipedüion oder deren AuSgabesiellen ab- aeholt Monatlich: Ausgabe^ (I mal täglich) 70 Ps., Ausgabe lt <2 mal täglich) 80 Pf* bei Zustellung in» HauS Ausgabe 4 80 Ps^ Ausgabe 8 l Marl. Durch aniere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Poft bezogen (I mal täglich)ia>ierdalb Deutschland» monatlich 1 Mark, für Oesterreich-Ungarn 5 L 45 d vierteljährlich, di» übrigen Länder laut ZeitungsvreiSlifte. Diese Nummer lost« aut 4 St allen BahnhSsen »ad bei III al^ a den ZeitnngS« Verkäufer» i AeSaltton und GrpeSMa»; IohanniSgass« 8b Telephon Nr. 1ÜL, Rr. LS Nr. 1NL Berliner ReSattftmS-vureau: Berlin LiV7. 7, Prtn^ Loui» Ferdinand- Straße 1. Telepdou t. Nr. 0275 Morgen-Ausgabe 8. KipMer TagMatt Handelszeitung. ÄmtsAatt des Rates «nd des VoüzeivMles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die Sgrspatteue PetUzeUe tur Geschäfts- inserate an» Leipzig und Umgebung 25 Ps„ Familie»-, Wohnungs- n. Stellen-Anzeigeu, sowie An- und Verkäufe 20 Bf„ kuauzielle Anzeigen 30 Ps„ für Inserate ooa auswärts 30 Pf. Reklamen 75 Ps„ auswärts > Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Laufend exkl. Postgebühr. Aeschäftsanzeigeu an bevorzugter Stelle im Preis« erhöht Rabatt nach Torii. Für Inserate vom Ausland« bewnderer Tarif. Auteigen-Anuubme: AugllstuSplON 8, bet sämtlichen Filialen a. allen Annoncen- Expeditionen ne»' ^n- und Auslandes. -ür da» Lrichernea an beiummten Tagen u. llätzeu wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: LarlDnu cke r,Herzgl.Bavr.Hofbuchhaudlg., Lützowuraße 10 (Telephoa Vl, l>ir. 4603). Filial-Ervedttt on:DresSen.Marien sir.34. Nr. 21. Montag 21. Januar 1907. 1VI. Iahrqanq. Aäkler, geäenlrel kurer Pflicht am rs. Januar! Wählt nur national! Var Wichtigste vom Lage. »Heute abend um N/, Uhr spricht Herr Jnsttzrat Dr. Junck im arotzeu Saale des Äeutraltheaters. Es habe« nur AnHänger der bürgerliche« Parteien mit Eintrittskarte« Zutritt. * I« Berlin hat gestern das Krönungs- und O^densfest stattgefunden. lS. Letzte Dep.) * Dem ReichSgerichtSpräsideuten Freiherr« von Secken- dorff ist der Preußische Kroueuordeu I. Klasse, dem Oberreichsauwalt Dr. OlShausen und dem SenatSpräsi- droteu beim Reichsgericht von Buchwald der Kroneu- orpL« II. Klasse mit dem Ster« verliehen worden. * Im DreSvuer AuSstelluagSpalast sprach gestern Gouverneur vou Lindeqrrist über Deutsch-süd« Westafrika. (S. d. Art.) * Der ehemalige italieuiiche Ministerpräsident Saracco ist, 89 Jahre alt, m Blstaguo gestorben. VSloivt forclerung «les Lager. Der Kanzler hat beim Mahle des kolonialpolitischen Aktionskomitees und seiner Ausgawählten unter Ausschluß der Oeffentlichkeit und der Presse eine Wahlrede gehalten. Für die Verbreitung der Rode wurde jedoch gesorgt, was immerhin anzverkennen ist. Denn schließlich konnte das Komitee in seiner vornehmen Exklusivität ja auch annehmeu, der Kanzler habe ihm die Rede allein gehalten. Es war aber so freundlich, dos nicht zu tun. Wir wissen jetzt also, was der Kanzler will und haben di« Erlaubnis, es zu be sprechen. „Ein Reichstag, dessen Mehrheit in nationalen Fragen nicht versagt, das ist die Fovderuug des Tayes." Dies sicher zutreffende Wort des Kanzlers bedarf aber der Ergänzung. Solch ein Reichstag ist nicht nur eine Forderung des Tages, sondern auch ganz besonders der Regierung, deren Ansehen und persönliche Zusammensetzung von ihrer Erfüllung abhängt. Man kommt um die Variation dieses Themas nicht herum, denn wir wollen um keinen Preis verdunkeln lassen, daß di« Regierung selbst das allerdringendste Interesse an einer nationalen Mehrheit besitzt, daß di« Regierung in der Patsche sitzt, und daß ihr die nationalen Parteien heraus helfen sollen. Deshalb scheint uns die deutsche Neigung zur Lehrhaftigkeit zurzeit der Regierung nicht eben gut anzu stehen. Uns wäre es jedenfalls lieber gewesen, einiges darüber zu vernehmen, wie Fürst Bülow sich die «Gestaltung der Dinge denkt. Die Lamprechtsche Politisierung der Ge sellschaft wäre z. V. gleich ein interessantes Thema gewesen, ein sicherer Probierstein, an dem man hätte sehen können, wie weit Fürst Bülow über das Ästhetische hinaus auch auf politischem Gebiete modernen Ideen zugänglich ist. Das ist schön gesagt: „Man warte nicht auf Anerkennung und Ver sprechungen für die Zukunft, sondern sei Mannes genug, sich selber Geltung zu verschaffen." Aber wenn man die Grunv- sätze für di« Auswahl der Regierungsbeamten in Preußen kennt, so darf man daran erinnern, daß diese Spritzigkeit sich immer nur nach links richtet. Und der Liberalisuuus darf sagen: „Gervtde mn mir die nötige Geltung endlich zu verschaffen, fordere ich jetzt Garantien." Daß diese Garantien in der Vernichtung alles konservativen Wesens bestehen sollen, kann nur ein Fanatiker verlangen. Aber Gleich berechtigung, freies Feld für liberale Kräfte wollen wir haben. Von der „Paarung konservativen Geistes mit libe ralem Geiste" halten wir gar nicht viel; scheint uns eine un natürliche Kreuzung. Wir haben in Sachsen noch traurige Erinnerungen genug an die wunderbaren Kartellzeiten. Ach nein, das „Paaren" wollen wir lieber sein lasten. Seine höchsten Forderungen wird der Liberalismus sich gegen die Rechte erkämpfen wüsten. Deshalb lieber keine Paarung, die doch wieder zur Scheidung führen müßte. Die Zeit ist eingehender Kritik nicht günstig. Indessen läßt sich an manchen Punkten der Kanzlerrede doch nicht ohne Widerspruch Vorbeigehen. Fürst Bülow ist auf sein Wort zurückgeLommen von der Verantwortung, die nicht von den Parteien, sondern von der Regierung getragen werde. Diese Exkulpation des Zentrums und der Sozialdemokratie in solchem Augenblicke will uns schier unbegreiflich scheinen. Wenn die Regierung den Parteien so gar keine Verant wortung läßt — wozu der Lärm? Auch daß der Kanzler ohne Zwang auf das Thema von persönlichem Regiment ein gegangen ist, läßt sich schwer verstehen. Was will der Kanzler damit erreichen? Daß er sich nicht hinstellen und erklären kann, das persönliche Regiment bestehe, es tue ihm sehr leid und bereite ihm viele Schwierigkeiten, aber er könne es zu seinem eigenen größten Bedauern nicht ändern, das wissen wir. Dann wäre er morgen Kanzler gewesen. Aber glaubt er vielleicht, auch nur einer der ungezählten deutschen Politiker, die Bastermann bei seiner bekannten Reichstags rebe zugestimmt haben, wäre der Meinung geworben, das sei min heute alles nicht mehr wahr? Die nationalen Par teien haben notgedrungen alle solche Fragen trotz ihrer Wich tigkeit aus dem Wahlkampfe auSgcschaltet. Müssen denn die wilden Tie« immer geneckl werd«? Ach ja. Und daun kommt noch die ständige Klage über die Parteipreste. „Je mehr ein Blatt eingeschworen ist auf eine bestimmte Partei doktrin, um so kritischer war es", nämlich gegenüber dem Kanzlerbrief au den General v. Liebert. So recht artig war eigentlich wohl mrr die ganze parteilose Presse. Die hat Hurra gerufen und sich sonst aller Kommentare enthalten. Das ist ebenso loyal wie beguem. Erst beim Ueberblicken der ganzen langen Rede kommt man dahinter, weshalb trotz mancher kluger unb beherzigens werter Stellen auch diese neueste Wahlaktion des Kanzlers nicht so eindrucksvoll sein kann, wie wir sie dem Kanzler und uns gern gewünscht hätten. Der Rede fehlt der einheit liche Zug. Sie besteht aus einem Dutzend Themata, di« ictzt im Wahlkampf vielfach von geminderter Bedeutung sind. Nnd dann unternimmt sie Unmögliches: die Versöhnung d«r konservativen und der liberalen Anschauung auf Grund der Mahnung au die Liberalen, nicht so anspruchsvoll zu sein, da doch die Konservativen so etwas leicht übelnohmen. Trotz d«r leicht begreiflichen Abneigung des Fürsten Bülow wird man wohl zu gelegener Zeit aus diese unbedingt nötig« Aus einandersetzung zwischen Konservativen und Liberalen zu- rückkommen mäste«. Und ohne Liberalisierung der Regie rung geht es datbei nicht ab. Unser Leipziger Wahlkamps wird nur von wenigen der in der Kanzlerrede aufgeworfenen Probleme näher be rührt. Am meisten noch von d«r Kritik an der Sozialdemo kratie nnd von der Frage: „Wie lange wird die Knechtschaft von Millionen deutscher Arbeiter noch dauern?" Wir hoffen, hieraus am 25. Januar ein« hafftumgsfrvhe Autworr geben zu könne«. vemagsgenkiintte. Die geehrt« Partei des Herrn Lange muß ihre Lage für verzweifelt halte«. Si« wendet immer heiklere Mittel an, am ihren Kandidaten zn ompsetüen, je näher der Wahltag rückt. Jetzt find di« Herrschaften bereits bei d«n Septen nats- wahlen des Jahres 1887 angelangt uwd schreiben Flugblätter mit den blödesten Behauptungen. „Seid gewarnt I" wird eins überschrieben. „Man will euch nur die Taschen ausplündern!" heißt es darin. Welcher „Man" Las ist, wird nicht gesagt. Man wagt doch nicht recht zu behaupten: „Dr. Junck will euch die Taschen ausplündern!" Soviel Dummheit, das bei den bündigen Erklärungen Dr. Juncks gegen jede Lebensmittelverteuerung zu glauben, traut die Sozialdemokrati« ihren Wählern doch nicht zu. Deshalb ist immer „Man- der Unhold, der dem Volke alles Böse antun will. Gerade als ctz di« Wähler in Leipzig es in Dr. Junck mit einem schattenhaften, geheimnisvollen Wesen zu tun hätten und wicht mit einem Mann von Fleisch und Blut, der fest auf sein«n zwei Beinen und ebenso fest auf seinen Erklärungen steht. Dr. Junck ist für das ReichstagSwahl- recht. Ma« möchte beimche sogen, deshalb steht in dem Flugblatt: „Man will das Reichstagswahlrecht be schneiden." Immer „Man". Dabei handelt es sich in Leip zig doch nicht darum, was irgend ein wild gewordener Junker will, sonder» was Junck will. Und der will am Reichstags wahlrecht festhalten. Schadet nichts. Die Wähler merken es wohl nicht. Also weiter im Text. „Man will den Ar beitern das Koalitionsrecht rauben". Dabei ist Dr. Junck ausdrücklich für das Koalitionsrecht ringe- treten. Und nun kommt das schlimmste Verbrechen dieses mysteriösen „Man". Nämlich „Man" will auch „die Stimme des unterdrückten Volkes durch die Blutjustiz ersticken". Ein wahrhaftes Scheusal, dieses „Man". Zwar wissen wir nicht recht, wie das mit dem Ersticken gemeint ist. Der wohltemperiert« Autor des Flugblattes weiß es wohl selbst nicht. Indessen klingt es doch sehr schön. Und wer dumm genug ist, glaubt vielleicht wirklich, hinter solcher nichtsnutzigen Redensart müsse doch noch etwas mehr stecken als die Lust am Demogogentmn. Da§ ganz« Flugblatt ist zmammengeflickt aus handgrei'- lichen Unwahrheiten, gemildert durch klägliches Ungeschick. Es ist zum Beispi«! eine glatte Unwahrheit, wenn in dem Flugblatte gesagt wird, es sei jetzt nach Uebcrgabe der Bon- delzwarts militärisch ganz gleichgültig, ob 8000 oder 2500 Mann dort stehen bleiben. Das behaupten nun wohl die Strategen der Sozialdemokratie und des Zentrums, wie Herr Ledebour, der nicht einmal Soldat gewesen ist. Das Kommando der Schutztruppen freilich das sich selbst vom Zentrum die Anerkennung sparsamster Wirtschaft erworben hat, will wicht imstande sein, mit 2500 Mann ein Gebiet, größer als das Deutsche Reich, gegen Len Ausbruch neuer Unruhen zu sichern. Aber solche Kleinigkeiten kümmern das Flugblatt nicht. Es behauptet und erspart sich die Beweise, weil es nämlich keine hat. Dann werden die Bilderbogen mit Szenen aus dem Hererraufstande „frecher Schwindel" genannt. Ja, läßt sich denn das Volk wirklich so belügen? Kämpfen nicht unsere Truppen in Südwcst? Sind die Ver- j lirstlisftn Schwindel? Sind di« Farmermorde Schwindel? j Ist vielleicht der ganze Aufstand den Wählern nur vorge- tönscht, um sic angenehm zu unterhaltcn? Darüber schweigt der Verfasser des Flugblattes. Ist auch nicht seine Aufgabe, aar^uklären, sondern aiffzureizen. Deshalb begnügt er sich damit, alles „Schwindel" zu nennen. Nun muß der Flugtzlattschreibcr aus einer bodenlosen Un geschicklichkeit festgenagelt werden. Er schreibt: „Im Jahre 1887 gelang dieses Verbrechen lnämlick das deutsche Volk zu betrügen), weil die Sozialdemokratie durch das Ausnahme gesetz geknebelt, die sozialdemokratische Presse unterdrückt war." Das hätte der biedere Genosse lieber nicht !o laut sagen sollen. Dr. Junck zwar ist gegen all« Aus- ! nahm eg e s e tz e. Wir sind eS auch. Aber «s könnten doch Leute kommen, di« dem Flugblatt glauben und die Nutzan wendung daraus ziehen möchten. Was wollen ihnen den« di« Sozialdemokraten entgegnen, wenn di« alten Gründe von der Nutzlosigkeit der Ausnahmegeschgebung zum alten Eisen geworfen sind? Die sozialdemokratischen Führer sollten sich ihre Flugblattschreiber doch bess«r ansehen. Sonst können ihnen noch die schönsten Unannehmlichkeiten passieren. Das ganze Mittelstück des Flugblattes wird von einer Liste der Sünden eingenommen, deren sich der 1887 gewählte Reichstag schuldig gemacht hoben soll. Es hat gar keinen Zweck, sich im einzelnen aufs Widerlegen einzulassen. Man kann sogar ruhig zugeben, daß manche Leistungen des damals gewählten Parlaments auch im liberalen Sinne keine Ükuhmestaten sind. Aber was hat das alles mit der jetzigen Wahl zu tun? Rein gar nichts. Dari« besteht eben das Demaaogenstück des Flugblattes, daß es wie ein Roßtäuscher den Wählern Vorreden will, wenn si« nicht sozialdemokratisch wählten, zöge die Reaktion herauf. Wo ist denn der reaktionäre Kandidat in Leipzig, der das Brot ver teuern, di« Fftischnot behalten, di« Stenern erhöhen, die Wahlperiode verlängern will? Weil di« Sozialdemokratie wohl weiß, daß sie dem bürgerlichen Freiheits kandidaten Junck nichts anhaben kann, weil sie sich diesem Gegner nicht gewachsen fühlt, so macht sie sich ein Schreckgespenst Zurecht, einen WahlrechtS- räuber und Lebensmittelverteurer, den ge heimnisvollen „Man", der in Leipzig gar nicht existiert. Und gegen den zieht sie zu Felde. Gegen den schreibt sie Flug blätter, schimpft sie und zetert sie. Wähler von Leipzig, was geht Euch „Man" an? Seht .M Dr. Junck und sein Pro gramm. Das ist klar wie der Tag und bündig wie das Wort eines Ehrenmannes. Dr. Junck hat Euch gesagt, er wolle sein« Versprechungen halten, welche Stellung auch di« Nationalliberalen «innehmen würden. Ihr wählt in Dr. Junck also keinen Parteiantomate», Vi« es jeder Sozialdemokrat sein muß, sondern einen freie» Ma»«, ''er gewöl-nt ist. Wort zu halten. Also seidgc warnt ! Laßt Euch nicht blaffen von de» Flugblattdemagogen! Wählt Dr. Jnnck! sisidoMen uns lfticdttMwadl. Man schreibt ums: Der Wahlausschuß des Zentrums für das Königreich Sachsen ließ in den letzten Tagen m die Hände der katholischen Wähler in Leipzig einen Aufruf für die Wahl Erzbergers gelangen, den wir ohne Bemerkung nicht vorübergehen lassen können. Zunächst muß dringend betont werden, daß nach unserer Meinung die Sache des katholischen Glaubens mit der des Zentrums nicht zusammenfällt. Wär« dem so, dann hätte» unfehlbar die deutschen Katholiken die Frage sich vorzu- ftgen, ob im Reiche die katholische Religion von Staats wegen gefährdet ist und rm Zentrum ihren einzigen Schutz hat oder nicht, und ob zweitens in diesem Falle der Wähler für bas Zentrum gegen das Reich stehen könne. Diese Frage muß verneint werden. Die katholische Religion ist hier gesetzlich geschützt wie jede andere, und kein reichs treuer Bürger denkt daran, die Katholiken irgendwie zu hemmen oder zu schädigen, noch weniger daran, sie in ihrem Glauben zu hindern. Damit ist aber die immer wieder kehrende Vermengung der Sache der Religion mit derjenigen des Zentrums ein geradezu religionsfeindliches Unter nehmen, das nur die Folge nach sich ziehen kann, alle die jenigen — und die Zahl ist sehr groß —, welche mit den Satzungen des Katholizismus und den Forderungen der katholischen Hierarchie nicht mehr unbedingt einverstanven sind, M zwingen, Farbe zu bekennen nnd sich von einer Kirchengomeinchast zu trennen, die sie beschuldigen, anti nationale Ziele zu verfolgen. Aber ganz abgesehen davon, nnd selbst in dem Falle, daß das Zentrum recht, daß sein« Politik Berechtigung hälft, so ist das Ansinnen des Wahlausschusses dieser Partei in allen Teilen des Reiches, wo die Entscheidung ntcht zwischen dem Zentrum und den Nationalen, sondern Frischen den Nationalen und der Revolution, also auch in Sachsen, steht, entschieden abzuwelfen und als ein staatsfeindliches Manöver zu verurteilen. Man komme uns nicht mit der leeren Phrase der Zähl stimmen. Es handelt sich hier wahrlich nicht darum, ob die Anhänger des Zentrums einige Tausend mehr oder weniger sind, es handelt sich darum, ob Sachsen im NeiclMag der Deutschen durch die internationale rote Fahne verrieten sein will oder nicht. Jeder Bürger, der dem Kandidaten der bürgerliclwn Parteien seine Stimme versagt, um einen ganz aussichtslosen Erz berger zu unterstützen, hilft, ohne diesem zu nützen, dem Sozialdemokraten und schadet damit seiner Sache in zwei facher Hinsicht, erstens dadurch, daß er dazu beiträgt, im Reichstage die Zahl der offenkundigen Feinde der Ordnung und jaden Glaubens zu vermehren — und di« fttzige I religiöse — oder besser antireligiöse — Politik der in Frankreich herrschenden Partei beweist das genügend —, zweitens dadurch, daß er alle national gesinnten Freunde ge sunder Staatsordnung im Reiche von der staatsfeindlichen Gesinnung der Zentrumsmänner mehr und mchr überzeugt und ikmsn die Meinung aufzwinat, daß das Reich sich so lange nicht festigen, ruhig entwickeln und gesunden werde, so lange das Zentrum, mithin also auch der Katholizismus im Reiche nicht völlig gebrochen und niedergelegt sein wird. Ich dächte wahrlich, die Katholiken Deutschlands hätte« allen Grund, die deutsche Nation nicht in di« Bahn der Franzosen unb der Italiener zu drängen, allen Grund, danach zu streben, die Meinung zu verbreiten, man könne «in treuer Katholik und zugleich ein trauer Deutscher sein. Der Vorwurf, daß, wer nicht für Erzberger stimmt, Ver rat an der heiligen Sache übt, richtet sich somit von selbst. Wir geben ihn dom Zentrum ruhig zurück, indem wir rufen: Der Bürger, der hier für Erzberger stimmt, stimmt für den Demokraten und übt somit doppelten Verrat, erstens an der eigenen Sache, dann aber auch an seinem Vaterland«. Sin Katholik. Loitverneul von cinäequirt über veu zch-dütttvettalrilta. Eine nach Tausenden zählende glänzende Versammlung hatte sich gestern vormittag im großen Saale des städtischen Ausstellungspalastes in Dresden zusammengejuudeu, um der Rede des Gouverneurs von Deulsch-Suowestafrika zu lauschen, der auf die Einladung des zu diesem Zwecke gebil deten Komitees unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Geh. Finanzrat Beutler hier zum ersten Male eine Rede über die Bedeutung der Kolonien für Deutschland hielt. Die Veranstaltung, die, wie Oberbürgermeister Beutler in seiner Begrüßungsansprache ausführte, dazu dienen sollte, die breiten Massen über die Kolonialfrage auftukläreu und dadurch den von unberufener und nicht sachverständiger Seite verbreiteten Darstellungen entgegenzuwirken, ging nicht vou einer einzelnen Partei ans, sondern es waren die führenden Männer aller nationalgesinnten Parteien an wesend, ebenso wie die Stzitzen der staatlichen und kommu nalen Behörden. Das Staatsministerium war fast voll zählig vertreten, dagegen hatte sich die königliche Familie, in Anbetracht des Umstandes, daß ber Versammlung ein ge wisses politisches Juteresse doch nicht abzusprechen sei, fern gehalten. Anderseits wurde der offiziell unpolitische Charakter der Versammlung äußerlich dadurch dokumentiert, daß zahl reiche Damen Einlaß gesucht und gefunden hatte«. Der Redner legte in der Tat auch gauz besonderes Ge wicht auf die wirtschaftliche Seite der Kolonialfrage, ver mied strengstens jeden Angriff auf eine politische Partei und erinnerte nur zu Beginn seines Vortrags daran, daß er mit Vergnügen die Gelegenheit ergriffen habe, gerade in Sachsens Hauptstadtzu sprechen. Habe doch Sachsen eine ganze Reihe tüchtiger Männer nach den Kolonien und besonder- nach Deutsch-Südwestafrika geschickt, von denen über 30 ihr Leben in dem blutige» Aufstande für das Vaterland gelassen hätten. Im übrigen waren die Ausführungen fast rein technischer Natur. Der Redner gab eine klare Uebersicht der Entwicklung deS Exports aus de« Kolonien, der unS einst, und zwar in absehbarer Zeit, in den Stand setzen soll, m bezug auf viele Produkte, wie Baumwolle, Kakao, Strauß federn usw., vom Ausland«, besonders auch von den ameri kanischen Trusts, unabhängig zu werden, wenn auch vor läufig nicht prophezeit werden soll, daß unsere Kolonien den gangen Bedarf i» diese» Produkten für Dentschland decken werden. Die Tatsache, daß noch keine nennenswerten Dia- montfunde in nnseften Kolonien gemacht worden seien, bilde noch keinen Beweis für das Nichtvorhandensein der wert vollen Mineralien, den» auch in Deutsch-Südwcstafrika komme an vielen Stellen jener berühmte „blaue Grund" vor, der in Kimberley die wertvollsten und größten Dia manten der Welt geliefert habe. Auch die Argumente, daß infolge eines Nachlassens der Auswanderung in Deutschland die Kolonien an Wett verloren hätten, widerlegte v. Linde- quist mit dem Hinweis auf die Tatsache, daß von den Mannschaften nicht weniger als 1000 sich bereit erklärt haben, in Deutscb-Südwestafrika zu bleiben, daß die Applikationen von Deutschland aus sich mehren, und daß auch aus Sachsen zahlreiche Meldungen vorliegen. Dann kam, wenn man es so bezeichnen darf, der politische Teil der Rede. Der Gouverneur vermied auch hier die Nennung einer einzelnen Partei. Er wies aber auf daS Beispiel zweier Kolonialmächte hin, in denen die Parla mente, auch die Parteien, die keine großen Sympathien für Kvlonialpolitik haben, doch niemals ihren Regierungen die Mittel versagen, die zu ihrer Verteidigung, zum Schutz der dortigen Europäer notwendig sind: England und Frankreich. Er erinnerte daran, wie in England gerade in der Zeit der Niederlagen das ganze Volk hinter der Regierung stand und Riesensummen bewilligte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Er erinnerte ferner daran, daß Deutsch land bei der Proriantzufnhr in den Kolonialkriegen wegen Mangel an Verkehrsmitteln oft auf die Hilfe des Auslandes angewiesen gewesen sei, und forderte die Anwesenden aus, an ihrem Teile dazu beizutragen, daß hierin in Zukunft Wan del geschaffen würde. Nachdem der stürmische Beifall, der den Worten des Redners folgte, verklungen war, richtete Oberbürgermeister Beutler in seinem Schlußwort einen be geisterten Appell an die Versammlung, die Gesinnung, die sie durch ihr Erscheinen und durch ihren Beifall zum Aus- druck gebracht habe, in der entscheidende» Stunde auch durch die Tat zu beweisen, worauf er mit dem üblichen Hoch auf den deutschen Kaiser und den König von Sachsen schloß. Deutsches Reich. Leipzig. 2l. Januar. * Di« Teilnehmer an dem Essen, bei dem der Reichs kanzler seine Wahlrede hielt, waren u. a.: aus Berlin Exzellenz Dcrnbura, Generaldirektor der Staatsarchive Ge heimrat Koscr, Wilhelm v. Siemens, die Professoren Schmoller, Ad. Wagner. Sering, Schäfer, Kaftan, Harnack, Seckel, Kahl, Gierke, Brunner, v. Soden, v. Martitz, Brandl, Hans Delbrück, Liebermann, Riehl, Lanipe, Flamm, Franke, Geheimer Legationsrat Dr. Hammann, Staatsminister a. D. Henty, Ernst v. Wildenbruch, Ludwig Fulda, Professor Julius Wolff, Schriftsteller Friedrich Dernburg, Professor Anton v. Werner, Professor Manzel, Geheimrat Rathenau, Graf Götzen, der Afrikareisende Schillings; ferner Rektor Barkhausen-Hannover, Baurat Wallot-Dresden, die Professoren Rein-Jena, Hans Meyer, Stieda und Binding-Leipzig, Bracht-Dresden; v. Calker- Straßburg, Diehl, Rachfahl und Gerlach-Königsbcrg, Marcks, Gothein, Rathoen und Jellinek-Heidelberg, Leist- Gießen, Rocholl-Düsseloorf, v. Savigny-Münster, Seeck- Grcifswald und andere hervorragende Persönlichkeiten. * Die Marine als Arbeitgeberin. Die Marineverwaltung hat im Rechnungsjahre l9tk/06 im ganzen 24 Millionen Mark an Arbeitslöhnen gezahlt. Aus die Arbeiter der Werft Kiel entfielen 9,2 Millionen Mark, der Werft Wilhelmshaven 8,1 Millionen Mark, der Werft Danzig 3,4 Millionen Mark und der Torpedowerkstatt Friedrichsort 1,7 Millionen Mark. In eine Summe von 1.5 Millionen Mark teilen sich die Arbeiter der Lazarette, Verpslegungs- und Bekleidungsämter, sowie der Artillerie-, Munitions und Minendepols. Im ganzen beschäftigte die Marincvcr- waltung am 1. November 1905 19 491 Arbeiter. Von diesen waren 7136 auf der Werst Kiel, 6675 auf der Werft Wilhelmshaven, 2902 auf der Werft Danzig, 1183 auf der
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