Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.01.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070122023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907012202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907012202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-01
- Tag1907-01-22
- Monat1907-01
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mberrd'AnsgabeL eiMer. Tageblatt in. >nn ind M. Jahrgang. Nr. 22 Dienstag 22. Januar 1907. Leiter ing. NN. rs. Spandau be- IH Feuilleton El» ser welche. noch Hetzen Vie lsiein. l. Wenzel Nut. guter Llutt Qeschichte ist Leäichle. ääsaschheit ist groß, unä Uhr. Lrinz Koist. ichm. Aale: )ause. Scku ltern aus den Kolonien erträgni?» hen rS- n): rge. in llich !ml 01SS7 Nrell; 8eity: Uhr: tzt ab statt. kl, 17. »»»2 ubach) äpelle der liem. dir Sgefpalteae Petitzetle für Geschäft», tnservt» ans Leipzig nutz Umg«du»g w Pf, Famtlt»»^ vohuuaqs- «. Slelleu-Aazetge», Schluß der Redaktion eingegaogene» ans der 3. Seite des Hauptblattr-2 DerabargS Mission. des Kolonialamtes, Dernburg, empfing Re»aln«n uub Ez:pei»Utou: JobanlliSgass« 8. relevtzon Str. 153. Nr. 222. Nr. 1173. Berliner Revatttons-Burean. Berlin XV7. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße t. Telephon l. Nr. 9275. )voß. en. eres. Proselyten ru mschen ist cler einer jeäen ääenschsn. Lia LILiter Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Htadt Leipzig auf die die Nutzen kann die wertvoll und kompakte Majorität nicht sondern auch im Volke hinter Der gestern den Münchner Korrespondenten eines auswärtigen Blatte?, dem gegenüber er folgende interessante Ausfüh rungen machte: Leute, welche in meiner Person einen Politiker vermuten oder glauben, daß ich mich später einmal auf politlschem Gebiete bewegen oder locken lassen werde, irren und lennen mich nicht. Ich habe bei meiner Berufung dem Reichs- lanzler erklärt, daß ich das Amt nur als kaufmännischer Verwalter der Kolonien aolreien will. Bon diesem Ge- dict« entfern« ich mich nicht und reagiere auch nicht auf mir entzezcngeworfene politische Fragen. Ich will die ungeheuren Kräfte, die in den Kolonien, liegen, kaufmännisch ver werten, das Kapital zu dieser Verwertung beranzieben und mit der Zeit einen Teil der Last, die die Kolonien dem deutschen Volke auferlegen, derjenigen übertragen, Kolonien ziehen. Ich nur rann für Deutschland reich macken, wenn ich eine nur im Parlament mir habe. Dcsbalb werde ich nicht Nachlassen, meine Zeit der Auftlärung des Volkes, das bisher nur trübe Erfahrungen mit den Kolonien vor sich hat, über deren Zweck zu widmen. Ich werde gehen, wenn wir keine Majorität für Erhaltung der Kolonien im Reichstage finden. Frankreich and Spanien in Marokko Wie der „TempS" meldet, haben Spanien und Frankreich »n Erwartung der Konstitution der marokkani'cken Staats bank vieler die nötigen Geldmittel zur sofortigen Organi sation der Polizei in Tanger vorgeschossen. Frankreich und Spanien teilen riesen Enttckluß allen Signalarmäcklen der AlgeciraSa'te mit. Der „Temps" bemerkt ra.u: „Die Er- v-nmrng R voils zum Bolschaner in Madrid beweist, welchen W rl Frankreich daran» legt, in seiner marolkanischen Politik auch künftig io engem Einvernehmen mit Spanien zu bleiben". Der französitcke und spanische Botschafter statteten gestern Mobamev el TorreS in Tanger einen Besuch ab und über reichten eine Noir, laut welcher die beiderseitigen Geickwader Marokko verlaisen. — Die Geschwader scheinen auch sebr überflüssig gewesen zu sein, da die Beiuhigung des Landes forischreitel. Gestern wurden in Tanger 15 Gefan gene eingebracht, die in Arzila Verschwörungen gegen den Maghzen anzezeltelt hatten. natürliche LIunsch So« Nie. bester ul§ raufens Swekkel. sie iLenscheu sins öörne. Rufklürunz ist ser Ausgang ses keuschen aus seiner feldstverschulseten Unmünsigkoit. gsni. Aazelae» X) fitt Aukeratr oo> auswLrts A) Vf Reklame» 75 Pf, auswärts 1 Mark. Bellaqe- aedühr 4 Markt». Laufrad exkl. Postgebühr. GrschLft-aazrigen an bevorzugter Stelle siu Piets« erhöht. Rabatt nach Lartl. Für Iajrrote vom Auslande besonderer Larks. La»«tgrn-Äaaadme: Ru-uft««»la» v, det sämtlichen Filiale» ». aüenLaaoacra- itxpedltioara des Ja» und Auslandes. Man müßte vorsichtiger mit dem Attribute sein. Sie ist eine bedeutende Schauspielerin, sicherlich ausgezeichnet vor mancher der Schwestern, sie bringt die Natur aus die Bühne mit, überdies noch die Kunst, diese Statur auch festzubalten. Dennoch ist sie nicht nur nicht „groß": sie wird die Größe, die durch Jahrhunderte geht, auch kaum erreichen. Ihr Wesen, das sie in Meisterschaft beherrscht, scheint allzu um grenzt, der Bezirk zu eng, darin sie als Monarchin befiehlt. Ihr Spiel kann bestricken, ihre Anmut liebkosen, die Re signation ihres Schmerzes kann uns rühren. Ader die Stürme werden nickt elementar sein, wenn sie ihre Hel dinnen zeigt, die nur um sich, um ihr kleines gutes Recht in der Masse, nicht um die gewaltigen Geschicke kämpfen. Wenn sie, wie man das aus dem Theater nennt, in das Fach der großen Heroinen übergeht, werden alle Heroinen der roten Sarah lächeln dürfen. Und wenn sie sich an den heißen Teufeln versucht, die manchmal die Röjane brachte, werden wir diese darum nicht vergessen. Tie Sarah konnte impo nieren, man kann zittern vor der Rejane, Frau Suzann« Desvres wird man lieben. Tas Volk trug sie empor. Und die Wunder, die in seinen Tieren blühen, wird sie am reichsten erfüllen. Lari b> Zonale. sind, irgend welche fernere Hilfe lösten können, so rechnet der Präsident best mmt darauf, baß Sie sich ohne Zögern an cha weneen wcrveu, da wir w ffen, wie gerne -sie im umge- kehrten Falle uns dieselbe Hilfe angedeiheu lasten würden. In Vertretung StaaiSielretär gez. Bacon." . . .„ Die Lonvoaer amerikaniiche Geiandttchast und die britrscken Regierungsbehörden erklären, kein« otsizieüen Nachrichten zu haben. Am meisten enlrüst-t sinv die Amerikaner über die Fortseudung de« Feldlazaretts au» Winchester Park, wo amerikaniiche Mariueärzte die Verwundeten behandelten. Ja London ist man darüber sehr aufgeregt, daß englische Kriegsschiffe nicht zur Hand waren. Die brititche Avmiraluat verwahrt sich gegen diese Auffassung, sie bat so'vrt die iu Trinivav liegenden Schiffe „Inveiatigadlr" «ob „Brilliant aus Aermuva m>t aller Geschwindigkeit nach Kingston beordert, unv beive Schiffe melveten, daß sie losort Mit Vorräten, Zelten uov Aerzten abgehen würben. Ta» «riegsamt erklärt gegenüber vem Vorwurf, daß da« Militär uuzureickenb gewesen sei, ras Gouvernement habe über 1748 Mann, darunter 380 Weiße, vou denen ein: Kompagnie da- SanitSi-korps bildet, verfügt. Ern Mehr an Truppe» würde höchstens Vre Konfusion vermehrt haben. (?) Retchsb»nk. * Die Reichsbank hat den Diskontsatz um 1 Prozent auf 0 Piozent und den Lombardziusfuß auf 7 Prozent herabgesetzt. (Vgl. Han-el-itg.) suzanne Desprtz». Die Wildheit der roten Sarah, die flammenden Feuer, ore Ne in der Maison MoliSre, dann noch im Hause der Porte St. Martin in heroischen Seelen entfachte, all die klassijchen Tränen und Blitze, der große melodische, der schwere und schreckliche, der sentimentale Tod, den damals Adrienne Le- -ouvreur oder Medea, Phädra oder die Kamcliendame starb, all das wird die kleine Frau Suzanne TespröS, die nach Ber lin als Fremde kam, doch nickt als Fremde fortzog, nicht oft, nicht gern versuchen. Sic hat auch nicht die freche, die witzig- sckarfe, die geistirberblitztc Kunst, die Kraßheit, den Zynis mus der Rosane, die als Zaza auftritt, dem Gaukelspiel von Plerrot und Colombine groteske Tragik abgewinnt: still, einfach, schlicht geht Frau Desvres abseits für sich. Sic kam au- der dunkeln, ungekannten Masse, die die glänzenden Feste der Pariser Gesellschaft nicht kennt, dies frische, gesunde, kräftige französische Volk, das der Hauch der berückenden Boulevards noch nicht entnervte, trug sie empor. Sie war nicht zaghaft. Trat eines Hellen Morgens in« Sprech zimmer ces „L'Oeuvre" ein und ließ sich Herrn Lugne Poe melden, der gutmütig die Szene anhörte, die die Kleine ohne Technik, voll falscher Betonung, dennoch leidenschaftlich, voll versteckter dramatischer Absicht vortrug. Die zierlichen Ge- ichichten, die heute Herr Lugnr- Poe erzählt, wenn die Saal diener des „L'Oeuvre" den Besuchern das Programm ihres Direktors .n die Hände drücken, sind gewiß sehr hübsch. Doch dünkt uns wichtiger, daß nebenher verraten wird, was und tvo die Künstlerin spielte: Lemaltres „L'Ainöe" im Gymnasc, ständig im ,,L'Oeuvre", wo sie sich an Ibsen, an d'Annunzio, an Maeterlinck, an Zolas „Äervaise" wagte, dann auch, als die ComSdie der Steifheit und Würde nicht« mehr vergeben m müssen glaubte, auf der Bühne Molierrs die „Phaedra" RacineS. Sie hat daraus ihr Repertoire geschaffen, wie die Sarah Bernhardt, die Rejane, wir die Judic, wie alle sich den stolzen Rahmen schufen, der im Ausland bestaunt ward. Brierq' ,Lkvte Robe", die „Rosine" dcS Herrn Capus, Datlb«l- „Sapho", die er mit Adolphe Delot arbeitete, natür- Vas Neueste vsm Tage (Die Drpefcheo politisches. * „Reichsfinanzresorm uud Einzelabstimmung". Aus eine im Zusammenhang mit der Wahldewegung gestellte An frage des Professors Sunckel in Kastel hatte der H.rr Reichskanzler in folgendem Telegramm geantwortet: „Tie einzelnen Steueroorlagen bildeten lediglich Anlagen des Mantelgesetzentwurfes und haben erst durch Verabschiedung des Mantelgesetzeß auch ihrerseits Gesetzeskraft erlangt. Mit der Ablehnung des Mantelgeke-eutwurfes wären, wenigstens nach der Struktur dieses Entwurfes, die neuen Vorlagen von selbst gefallen." Dieses Telegramm, schreibt die „Nordd. Allg. Ztg", scheint zu Mißverständnissen Anlaß gegeben zu haben, fein Inhalt ist aber durchaus richtig. Die einzelnen Steuervorlagen bildeten in der Tat lediglich Anlga-n des Mantelaesetzentwurfes und haben erst durch Verabschiedung des Mantelgesetzes auch ihrerseits Gesetzes kraft erlangt. Mit der Ablehnung des Mantelaesetzentwurfs wären, wenigstens nach der Struktur dieses Entwu'ftS,^die Steuervvrlagen von selbst gefallen. Was geworden wäre, wenn man im Reichstage versucht Haden würde, diese Struk tur zu ändern, läßt sich natürlich nicht sagen. Irrtümlich ist aber die Annahme, daß die Steueroorlagen auch ohne daS Mantclgesetz selbständig Gesetz geworden sein würden. * Tie Feuerbestattung. 200 l Feuerbestattungen in den deutschen Krematorien sinv wätzrend vr« Jahre« Idvb be wirkt worven gegen 17KS im Voriadre. Tin Rückgang bat sich nur in Heidelberg und Jena gezeigt; er erllärr sich vurch die Iadeiriebnabme der Krematorien in Heilbronn und Ulm. Es gibt jetzt 13 deutsche Krematorien. Hinzugelommen sind Vie W»rp»we-er. Wenn man die Ausstellung der Worpsweder bei Gurlitt wirklich ein Ereignis neunen will, jo ist es jedenfalls ein betrübendes Ereignis: denn diese Ausirellung zeigt, daß die Worpsweder am Ende ihres Lateins angeiangt sind. Diese Gruppe von Künstlern hüt vor Jahren ein Neuland für die Kunst entdeckt uns damit sich ihren Anteil an einer der größten Leistungen der modernen Kunst gesichert: an der Erweiterung des Stoffgebietes der jlänsi. Und obwohl dieses Neuland nur ein karges Moor- und Heideland war, so war es doch nicht ohne Reize. Wie sie lesensspendenden Jahreszeiten überall um jo intensiver auftreten, je kürzer die ihnen gegönnte Frist ist, io besitzen auch in diesem Teile unseres Vaterlandes der fehn'uchtsvolle Vorfrühling, der reiche Sommer, der klare kühle Herbsi eine gesammelte Fülle, eine gedrungene Intensität, wie sie bevorzugtere Landstriche nicht -nfiweisen können. Und die Worpsweder sahen, alt sie in ihre neue künstlerische Heimat kamen, diese Erschertnrngen mit Entzücken und Verständnis: ihre Bilder brannten in junger Lieckr für diese Erde, sie gaben eine Anschauung ihrer Sckvnbeiten und ihres Charakter«; sie wagten manche Neue FaiHenvkkorde, brachten manche neue Motive, und etwas Fri ckes, Würziges und Herbes stieg aus ihren Bildern aus Das machte iyr« Anziehungskraft aus. Nun lag, so will mir scheinen, ihre künstlcri'chr Ausgabe unverkennbar vor ihnen. Sie mußten über die bloße Motivmalerei hi.-ms» komme» zu einer Darstellung des Raume- und der Nu.ur, die sich aus eigenen inneren Gesetzen aufdoute. Di« Zufalls- eulveckuno mußte in das Reich der künstlerischen Notwendig keit erhoben werden Die Worpsweder bocken diese Au^ycwr nicht ge'bst. vielleicht nie recht erkannt. Ei« malen noch h«tt« «Helden Motive, wir vor zehn Jahren, und male« si, en derselben Dei'e wir damals — mir bedeutend schlechter. Der Vang«! an Fähigksir, di» Dinge in ihr« Körperlichkeit im letzten Jahre Ulm, Chemnitz und Bremen. Die Gesamt- zahl aller in den veulichen Krematorien bisher bewirkten Einäscherungen betrug bi- zum 1. Januar 12 007. * Ei» Masseuprozeh gcaen polnische Geistliche. Ein Pro- zeß gegen 25 katholische Geistliche des Dekanats Löbau in LVestpreußen beschäftigte das Landgericht zu Thorn. Dir Angeklagten sollen am 21. November o. I. am Feiertage Mariä Opferung im Anschluß an die Kundgebung.»«- Erz- bischo's Dr. o. Stablewski in Polen einen Aufruf von den Kanzeln in den Kirchen verlesen hacken, in dem gemäß der Anklage eine direkte Aufforderung zum Schalstreik enthalten gewesen sein soll. Der Bischof Dr. Rosentreter (Kulm) har übrigens die angeklogten Geistlichen wegen dieser Kund gebung schon disziplinarisch 5«stvaft. «1. Der Fall Muschwitz. Aus Mannheim meldet uns «iu Prioattelearamm: Bei dem seinerzeit Aussehen erregenden Fall des Bezirkskommandeurs Mulchwik hatte die bie'ige „Volksstimmc" behauptet, baß der Bezirkskommandeur des halb für geisteskrank erklärt worden iei, um ihn der strers- rechtlichen Verfolgung wegen der Beleidigung des Rechts anwalts Tr. Frank zu entziehen. Tie genannte Militärbe hörde hat nun I t r a fa n t rag bei der StaatScnuoaltlchckft gegen die „Volksstimme" wegen dieser Behauptung gestellt. * Wieder ein Fall von Zeugaiszvangsverfahrea. Der Redakteur des sozialdemokratischen „Volisblattes", Molke», bubr, wurde, wie uns ein Prioattelegramm aus Halle unr- teilt, vom Schöffengericht, dü er sich weigerte, den Verfasser des den Rechtsanwalt Suchsland beleidigenden Artikels «e nennen, im Zeugniszwangsveiffcrhren zu 15V X Geldsttch» derurteilt. Bereits vor 3 Wochen war er wegen der gleiche» Sgche zu 5 Geldstrafe verurteilt worben. Das Verfahren nimmt seinen, Fortgang, so daß Molkenbubr im nächste« Termin in Haft genommen werden wird. — Wann wirb oies« moderne Folter, die edem feineren moralischen Gefühl widerspricht, endlich beseitigt werden?! * Erklärung der Ehristlick-Sozialen. Der Houptver- band der Christlich-Sozialen Partei veröffentlicht in dem in Siegen erscheinenden „Volk" nachstehend« Erklärung: „Im Hinblick aus die Kcrmpsesweffe ser vereinigten Liberalen «a» Freisinnigen in Siegen, die in der rücksichtslosesten Weise gegen Dr. Stöcker Vorgehen, seine Krankheit oasbenten und sein positives Christentum verdächtigen, können wir unser« Beschlüsse zugunsten der Liberalen, Freisinnigen und Na- tionalliberalen in den rheinnch-westsälischen Wahlkreisen nicht aufrechterhalten und behalten uns unsere Stellung, be sonders für die Stichwahlen, in jedem einzelnen Falle vor." — Diese Erklärung siebt stark nach einem Vorwand aus, hinter dem sich Zentrumsireundschaft verbirgt. ' Ein SchelmenstSckchen aus Spandau-Osihavelland be richtet die „Beri. Morgenpost": Zu dem die Kandidatur des liberalen Dr. Freund in Potsdam-Osthavelland unterstützen den Ingenieur Keidel kamen einige Männer und bewogen ihn, eine liberale Versammlung in Spandau zu entrieren. Sozialdemokraten sollten ausgeschlossen sein. Keidel gin nichtsahnend daraus «in. Als er den Saal in Spandau be trat, war dieser voll von — Sozialdemokraten. Nach Keidel sprach der sozialdemokratische Kandidat Dr. Liebkneckt — Stunden lang. Der „Vorstand" des Herrn Keidel ließ ihn reden und schmunzelte vergnüat. Keidel merkte endlich, daß er Sozialdemokraten aufgesessen war, hie sich ein« liberale Versammlung einb:rufen hatten, weil sie selber — keine Säle in Spandau bekommen! Für das Ertchei»«» a» bestimmte» Lage» «. Plätze» wird ketue «tzaraattr kbenwauae». Hmitzr»FMale Berit»: LarlDvncke r, Herzg t-Vayr.Hasbrrchhmwlg, Lützownraßr 10 (Telephon VI, Nr. 4S0S). Mltnl«Erpedttt»»:PreSdea,Marie»strL4. in Bernsteins „Le Dütour" das verkommene Fräulein Lucienne in losbreckender Erbitterung von sich stoßt, das sie an ihre Mutter, die Kokotte, zu erinnern wagt, und sind sparsam auch, wohlgemessen, wenn diese Jacqueline iw Tenniskleidchcn, Jacqueline, die die Halbwelt großzog, die eleganten Gebärden der Nichtstuer kopiert. Indes gleitet seltsam beherrscht die Rede fort, kommt wie aus Fernen her, noch zittert die Uederlegung nach. Forschend stellt sie ihre Fragen, hält ein wenig mit der Stimme ein, fast scheint es, als erriete sie die Antwort schon: sie läßt alles an sich herankommen, eine merkwürdige, halb müde Passivität, eine wunde Wehrlosigkeit deutet im voraus an, was sich vollenden wird. Es ist die Passivität, die Wehrlosigkeit der Armen, die von unten kamen. Und Rede und Handlung, die leisen psychischen Zusammenhänge, der Rede, der Geschehnisse inneren Fortklang reflektiert das Antlitz dann. Der An walt hält fein Plaidoyer zugunsten der Mörderin Elisa. Alles wird auigerollt, schonungslos die Qual eines Tornett daseins aufgedeckt: Elisa, verhärmt, zwischen beiden Justiz- soldaten im einfachen, schwarzen Kleid, völlig apathisch hinter ihm. Erst mählich horcht sie auf. Dann zieht ein schwaches Lächeln über ihr Gesicht, schmerzlich, krank, müde und zer stoßen. Halb verziehen sich die Lippen zu einem Weiuen, aber spät erst füllen die Augen sich Mit Tranen. Mit sicherer Kraft geleiten diese Blicke, dieses Lackeln des Anwalts ganze Rede, nimmer ergreffend, nimmer anders, stets nuancierter, daS völlig stumme Spiel eines langen Aktes, das dann in wahnsinnigen, halb geröchelten Angstschreien, in einer arauendurchdrunaenen, entsetzengepackten Abwehr jäh ab- oricht. . . . Vielleicht spielt Suzanne DespröS im Tragi schen nicht deutlicher alS die Furcht, da sie eS vermag, Angst- Visionen in ihren Zügen nahezu konkret werden zu lassen. Sie bat das nicht nur als Elisa gezeigt, die Steigerung war virtuos, wie sic bei Zola die Wiederkehr des toten Camille ah. Die Absicht des Dichters spinnt sich in ihr fort, sie er- ebt das Gedichtete innerlich noch einmal. Dem Dichter cbeint sie bis in die letzten Geheimnisse nach-ns-Lren, sie wütet alle Weisungen, die er gab. überdies noch in ihrem s-lbstschöpserischem. Ginne aus. Sie tanzt die Tarantella Noras nicht, sie spielt sie, sie dramatisiert sie, schafft sich ein zweites, ungesprochenes Drama. Mag sein, daß hier schon heimlich Routine anhebt, eindruckbewußte, uneiaaestandene Manier, die manche der Zeichnungen umrauchl. „Das Beste schluckt sie hinunter! Dorum fit sie die große Gchauspielerin der Vorgeschichten. Was vor dem Stucke liegt, wie dieser Mensch so geworden ist, den Roman vorher, der ibn geformt bat, hellt ihr transparentes Gesicht auf. Und die große Sckauivielerin der Pausen. Denn der Dichter schweigt, wird ihr Auge beredt. Fängt er wieder zu sprechen an, ist «S manchmal fast^ als erschrecke sie und wolle sich derstecken. und die grove Gchauspielerin zwischen den Zeile«. Wenn der Dichter etwa- sagt, aber nur so nebenhin, unb «och etwa- ganz andere« meint." Sicherlich bat hier Herr Hermann Bahr, der Enthusiastische, der Schwärmer, «in Richtige« getroffen. Ihrer Wirkungen stärkste schie« da- Schweigen auf der Sznte. Nur daß Herr Bahr, wie auch fit anderm Fall untuuter, hier wiederum in allzu überlauten Worten spricht, aur daß», schnell entzückt, Fra» G»P»»r Desprss eure „groß," Schauspielerin nesrtt. lich auch der jüngere Herr Dumas durften nicht fehlen. I Selbst Jules Renard, der „Poil de Carotte" schrieb, ward I c» nicht verschmäht, wenn das Stückchen Gelegenheit dot, die I Schlichtheit auch niedlich zu zeigen. Selbstverständlich, daß Frau Despres das Wirksamste von alledem jetzt auch nach Deutschland brachte, — das Wirksamste: vielleicht nicht das Neste. Freilich genügte, was sie zeigte, dennoch reichlich, die Art. das Wesen zu erkennen. Tas Volk trug sie empor. Sie kann die Salondamen nicht spielen, auch der frische, feste Körper, das nicht allzu scharf geschnittene Profil, die etwas breite Art, sich zu be wegen, verrät den Stand, dem sie entsproß. Man mag diesen kleinen hübschen Frauen, deren Worte ungekünstelt, deren Augen gutmütig und klug, deren Schritte, obgleich nicht gazellenyaft, dennoch voll Reiz und Anmut sind, oft genug des Morgens in den Straßen von Paris begegnen, wie sie an die Arbeit eilen, wie sie die Einkäufe für den engen, kleiner^ bürgerlichen Haushalt besorgen. Und bis heute ist Frau Desprä-s diese „kleine Frau" geblieben, für die sie aus der Bühne spricht, deren Leid sie, gleichsam in Reminiszenz besängen, mehl lebt, als spielt, diese kleine Frau, die zur Mörderin werden kann, wenn sie Therese Naquin heißt, zur Mörderin, wenn sie, die in Not als Dirne verkommen war, eines Mannes Brutalität aller Menschlichkeitsrechte ent kleiden will. Selbst Nora bleibt dort, wo Frau Despres das Bildnis am besten gerät, im Kleinbürgerlichen besangen, bleibt Mutter, Gattin, die hausfrauliche Freundin, die fast mütterlich auch Doktor Rank umsorgt. Schwer nur ringt sich, nur ungläubig, am Ende des Lichters Problem durch, schwer glauben wir s, daß Nora, just diese Nora geben kann. Zola, der von Suzanne DeSprös den stärksten schauspiele rischen Eindruck batte, den ein rascher Lebensabend ihm ver gönnte, schrieb ihren Inhalt nieder: ,^>ou ^runä tuloat est mit äe vSritS et äe louür«»:. LUe üonuv ls vis eUo-iotzws, pur Iäämir»dle siniplieits ü« «vn jeu, per la ta^oa «laut slko reei-S« totalvinent Io pcr»oi>ll»gs, eu Io laieavt »iso, o» Staut lui-mSms. lilt i» äoueeur üout vlls envolopps I» triatv äoetioS« dnmLino, u'ex-lue vaa cckon «Ue la nettstS, vi la koroe." Sie spielt „sich selbst". Bringt einen Klang mit auf di« Bühne, der sie zu den halbveraessenen Zeiten umfing, da sie selbst noch in den Tiefen des Lebens stand. Die dunkle Schwermut des Erlebten, die leise Trauer, fast wie ein melancholisches Erinnern liegt es über chren Gestalten. Sie kann die Solondamc nicht spielen: die Blumenflechterin, daS Modell, das eines Hellen Morgens zu LugnL Po» in- Sprech zimmer trat . . . Allen Ausdrucksmöglichkeiten dieser Künstlerin gebietet die Schlichtheit. Sie wirkt durch die Geste, vertraut dem dunkeln, stillen Alt ihrer Stimme, verläßt sich mehr, denn alle andern, auf ihr stummes Spiel. Dir Hande fassen alle Dinge leise, zärtlich, fassen sie wiederum mütterlich an, sie liebkost ein Kind, wenn sie als Elisa dem erregten Soldaten über di« Wangen streich». Nie ist diese Zärtlichkeit wahrer, als wenn Nora mit den Kindern »vielt, die sie strahlend emporhebt. Stets bleibt die- Spiel der Hände »cttürlich. stets sorgsam abgewogen, stet» scheinbar just im Auaenblick bestimmt. Und sie sind sparsam in der Zartheit, spcrrsinn im Zor», wenn sie, die kleine robuste Bürgerfrau Ray»i«, de» Löffel aus de» Mittagstisch wirft, wenn sie all Jacqueline Kk 1755. Tcr Eisenbahner-Ausstand iu Bulgarien. Der Bahnverkehr in Bulgarien stockt völlig, seitdem zum AuSstanv noch der Schnee hinzugekommen ist. Es wird ge» melvet: „Da der Eisenbahnverkehr nicht in Gang zu bringen ist, w ll die Regierung im Ausland 50 Maschinisten unv 50 Heizer en iagicren. Wegen großen Schneefalls mußte der Babnoerlebr Rusfichuk-Varna eingestellt werden. Roosevelt und Stcrnburg. Roosevelt wurde gelegentlich der Eiörterung der Handels- vertrags-Frage über die Haltung der deutschen Presse infor miert. Er war Lbcrralchl, zu hören, daß in Deulschianv die Ansicht ausgesprochen wurde, das; einmal die Ernennung von Bryce den Einfluß Sternburgs abschwäcben Werve, unv daß ferner die öffentliche Meinung einem Handelsvertrag derart giinüig sei, daß ein solcher nach der Rückkehr der Nortzkom- Mission aus Deutschland leiclu abzuschiießeu sei, wenn nur Siernl-urg die Verhandlungen geschickt leite. — Darüber bekunvete der Piäsivent seine Ueherra'chung mit folgen den Worten: Steinburg sei ihm ein warmer persönlicher Freund, den niemand verdrängen oder er setzen lönne. Dieser Freund habe im Interesse zweier Nationen Hervorragendes geleistet, höher als er lönne von den Änicrilancrn siche,sich kein anderer Bottchaster geschätzt werden. Die Aussichten aus Ahickließung eines Handels vertrags seien dagegen in Anb.trackt der Haltung de« Senats wenig ermu tigenv. Seine Hoff iung, daß ein Vertrag aber roch noch zustande komme, siüge sich auf Sterndurgs bisherige Erfolge und die Resultate, eie reffen unermüdliche Arbeit für ein Handelsabkommen bereits zu verzeichnen habe. Werve ein Vertrag noch ratifiziert, io gebühre überhaupt Sternburg allein die Anerkennung dafür. Ter Zwischenfall von Iamaita. Swettenham erwähnt in seinem Danktelegramm nichts von irgend einer Reibung. Tas Kolonialamt verlangte von ibm telegraphisch Einzelheiten über den Zwiichensall. Der Ltaatslelreiär des Aeußern E:warv Grey antwortete auf eine offizielle Anfrage aus Washington, ob die dutische Regierung weitere Unterstützungen in Gelt» oder in anderer Weise für Jamaika nnzunehmen geneigt sei, daß da- An- eibieten dankbar geschätzt Werve. Ter Gouverneur habe bis jetzt noch nicht auesührsick darüber bericht-», was eisocdersich ?c>, doch scheine jetzt, nachrem einige Tage vergangen sind, keine Nolweuvigkert mehr vorzuiiegen, die Großherzigkeit der Vereinigten Staaten noch weiter in Anspruch zu nehmen. Grey schließt nut herzsichen Dankesb-zeugungca sür die er- basi-ne Hilfi- In offiziellen Kreisen ist man der Ansicht, daß die Washingtoner Negierung in vieler An gelegenheit nichts unternehmen werve. — Auf die Depesche ve« KriegsMiNister« Haldane an den Tlaatssetreiär Rook wurde folgenoes An woritelegramm abzesanvl: „Der Präsident nahm von Ihrem Telegramm m l großer Genug tuung Kenntnis Und gibt seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Nähe unseres Landes eS ermöglicht bat, der schwer betroffenen Bevölkerung von Jamaika in ihrer Not irgencwie Helsen zu können. Wenn wir eben wegen dieser Nabe unv so lange Ihre KriegSlranSporlschiffe noch nickt «»gekommen für Leipzig und Loiotte: In der Ha«pt- -iprdittoa oder der«» Ausgabeslell«» ab geholt moaatlich: «»«gabe ä (I mal tSqlich) 7V Pf, Ausgabe v <8 mal täglich! 80 Pf., bei Zustellung in« Hau« Ausgabe 80 M., Ausgabe 8 l Mark. Durch unfer« aus- wärligen Auegabeslellea und durch die Post dezogen ll mal täglichsinnerdalbDeullchland« mcmailich 1 Maik, sür Oeslerrrich-Ungarn 5 k 45 b vierteljährlich, die übrigen Länder laut ZeituugevreiSliste. Lief« Nummer tostet aus 4 44 allen Bahnhöfe» und bet I II klßl den Zeitungs-Verkäufer»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite