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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.02.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070201012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-01
- Monat1907-02
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ch die deS I Spott der Feinbe, die deute höhnten und frohlockten, solle reich« Leute von der Aolonialinfanteri« benutzte« aber die der Ber- zehnfach gerockten werden. Wenn die Arbeiter ihre Kräfte Gelegenheit, einige Wohnunaen buchstäblich auSzuplüuderu. aber ia dem Javrr feiner Miaifterschait Ge- Unerbbrtes getan: die Ernennung einer * Apoltz«. Da» liberale Wahlkomitee, deffe« Kandidat Schuldirektor Weiß an» Auerbach unterlege« war. leimte für die Stichwahl den Anschluß an de« ReichSwablverbaad ab. E» soll den Wähler« überlassen bleiben, selbst die Ent scheidung Zwilche« dem Antisemiten Gras Lud dem Sozial- dewokratea Baudert z« treffen. * 8Ue«b«rg. Die Vorstände de» »ationaNiberale« Ber el«» und de» allgemeinen liberale» (freisinnigen) Verein» be schlossen, den freikoaservativen Kandidaten Bauermeister in der Stichwahl gegen den Sozialdemokraten Raute zu unter stützen. Pfarrer Korel. Bekanntlich wnrde der hessische Pfarrer Korell im vorigen Jahre vom Oberlonsistorium in Darmstadt gemaßregelt, weil er sich bei der Stichwadlparole nach der Darmstadter Nachwahl nicht ausdrücklich gegen den Sozial demokraten auS'eiprocheu batte. Auch bei der Wabl am 25. Januar ist Pfarrer Korell nicht selbst in die Stichwahl gekommeu — der nationalliberale Kandidat halte noch etwa 1500 Stimmen mehr erkalten — aber die Zabl seiner Stimmen ist von 5800 im April 1908 auf 8500 am 25. Januar gestiegen. Jetzt hat er folgende Erklärung erlassen: An meine Wähler! 1903: LOW Stimmen. 1906 : 5800. 1907: MM. Da» ist der Aufstieg de» Liberalismus i» Wahlkreise Darmfiadt-Groß- Gerau. Jünr gebärt die Zukunft, trotzdem ich auch dirieS Mal nicht in die Stichwahl gekommen bin. Wir müssen arbeiten, arbeiten, daß nach dem Ausstieg auch der Erfolg nicht fehlt. Boran in Treue und Arbeitl Ich danke olle» meine« Wähler« für ihr Vertraue«. Unver geßlich ist mir die Hilfsbereitschaft Io vieler Frauen und Männer. Die Op'erfreudigkeit der Allen «nd Jungen aller Berufe stand im Einklang mit unserem großen Ziele. Mei» Auftrag für die ReichslagSwadl >907 ist erledigt. Ich lege ihn in die Hände des Wahlausschusses der Bereinigte» Libe ralen zurück. Königstättrn, den 28. Januar 1907. Adolf Korell. Ja gleicher Weise hatte Korell auch im April dem Wahl ausschuß die Parole überlasten. Dreier bat sich auch dieses mal nicht für den National»,beraleu gegen den Sozialdemo kraten entschieden, aber auch urcht die Wabl des Sozialdemo kraten empfohlen, vielmehr den Wählern die Wahl sreigestellt. Maa darf nun gespannt sein, ob daS Ober-Konsistorium abermals gegen Korell vorgebt, wenn durch diese Wahlparole der Sozialdemokrat siegen sollte. hrlich. Partei und Land schulden ihm tiefe Dank- für sein« unvergleichlichen Dienste. Herr Jaurös er Herr Minister habe die Absicht, sein Amt nieder- .. DaS darf nicht geschehen. Ich hoffe, daß es den Vorstellungen der republikanischen Maiorität gelingen wird, Briand auf diesen Platz zurückzuführen." Auf die Ruse: fter,ng gewesen wie im Jahre 1905. !L9, 1902 256, 1901 269, 1900 277, tattgesunden.^Die ' ZaÜ der Verzzxteilungen wegen Be- dert wäre. Dann 'äßen sie zu Hause und heilten ihr« Beu- ... . . - s<n. — Der blutrünstige Aufru», mit dem da» Blatt so »lea>- lich alles, was es sich bisher geleistet hat, übertrifft, klingt schließlich in die Ermahnung aus, Abonnenten l!) für die .Leipziger Volkszeitung", ^-r treuesten Freundin der Ar beiter, zu gewinnen. „Je dichter sich im Wahlkampf hie Schwaden der ord n u n g s r e t t e n d e n Volks. Verdummung über die Gehirne gelegt habe, um so kräf tiger sei der „Volkszeitung" ^ahn zu brechen, damit in der Sticklust unserer Tage ihre stimme wie siegreiches Trom- petengeschmetter erklinge." — Das Pech, das Bebel und Singer mit ihren Prophezeiungen vor der Wahl gehabt haben, hätte die „Volkszeitung" etwas Vorsicht im Prophe zeien lehren sollen, aber die Furcht, mit den Wahlkreisen auch die Abonnenten zu verlieren, hat sie taub und blind gemocht, die Armes . - , , ge Wohnung« , Zehn dieser zweifelhaften „Retter" wurden von der Gen darmerie verhaftet. In Lamballes (Departement CStes du Nords erlaubten sich einige Zlolonialinianteristen von einem Detachement, das von BrHt nach Cherbourg kommandiert worden ist, während der Reife auf dem Bahnhof vor den Augen aller Reifenden arobe Ausschreitungen gegenüber ihren Offizieren und Unteroffizieren. Zehn von ihnen fehlten bei Abfahrt de» Zuge«, ,n den sie zur Weitersahrt m Lamballe umgestiegen waren. Man mußte sie mit Gewalt aus einer Wirtschaft in der Nähe des Bahnhofe» herbei schleppen. Einer von ihnen weigerte sich in der Trunkenheit, den Zug zu besteigen. Er flüchtete sich über die Gleise-, ein Leutnant setzta hinter ihm her und hielt ihn fest, bis die Unteroffiziere herbeieilien, um den Widerstrebenden am Kopf und an den Füßen zu packen und Io in den Waaena^eil zu trogen. Nach diesem Schauspiel, daS die zahlreichen Mit- reisenden belustigt beobachteten, konnte der Zug endlich nut 20 Minuten Verspätung absahren. — Die reaktionären Organe benutzen diele unerhörten Vorfälle natürlich, um die Notwendigkeit der Kriegsgerichte und DiSziplinkompagnie» zu betonen und Picquarls Projekt der Aushebung ter Mili tärgerichtsbarkeit «nd militärischen Strasanstaltc» zu In kämpfen. England. * Die KinigSrelse. Der König «nd die Kvnigtn werden bei ibrrr Reise nach dem Kontinent am Sonnabend wahrscheinlich nicht weiter alS bi- nach Paris fahren. In vielem Fall« wird König Eduard ia der britischen Botschaft »ad di« Känigur im Hanse der Lady of Grey in Pari» absteigra. * Parlaments-Wahl. Bei der Wahl zu« Unterhaus« iu Nord- und Oil-Derbvshir« wurde Harvey (liberale Arbeiter partei) mit 6644 Stimmen gewählt. Der Unionist Lourl erhielt bötb Stimmen. DaS Mandat diese» Kreise» ist somit der liberalen Arb-ilerpartei erhalten geblieben. * Birrell. Der bisherige Unterricht»Minister, der auS seinem Ressort geschieden ist, um der Nachfolger de» nach Washington al» Botschafter gehenden Mr. Brice za werden, ist dem Aus lände nur als Urheber der verunglückte» eflueatioo diit bekannt geworden. Er hat 7 s' "" 7 77 _ leaenheit gefunden, sich al» tüchtige» Lester de» Schulwelra» z« bewähren. So hat er da- Schulinspeklorat reorganisiert »no hat etwas bis dahin Anzahl von Lehrern zn Schulinivekiore«, die ave ein« sechsjährige Ledrervraxis hinter sich haben. Den Schulregulativen hat er sriiches Blut eingeflögt und vahin gewirkt, daß die Schüler mehr fürs Leben erzogen werden. Organisierte Spiele sind ans den Schulplan geletzt worden, und der Moralunterricht, der gleichzeitig für das bürgerliche Leben vorbereitet, ist obligatorisch gemacht worden. Ten Kirchenschulen hat er einige im Lause der Zeit zur Praxis ge wordene Gepflogenheiten abgrwölmt und überall neben ferner unge heuren parlamentarischen Arbeit «str offene» Auge für die Bedürf nisse seines RessorlS gehabt. * Mae Kerma. Der neue UuterrichtSminister Mac Kenna, ei» Jurist, der aber nie die Praxi» au-geübt hat, ist, man könnte lagen, Parlamentarier von Beruf. Mit 29 Jahre« versuchte er zum ersten Male einen Wahlbezirk zu erobern — vergeblich! Drei Jahre später sitzt er für Roith Monmouthldire auf den Bänke« der Linken, ein Sitz, den er seitdrm mit immer wachsender Popularität und Majorität brhauptel bat. Er kam im Paria- ment bald unter den besonderen Einfluß von Str Charles Dilke, als dessen politischer Schüler er angesehen werden darf. Im verflossenen Parlament war er einer der eifrigsten und geschicktesten Liberalen, di« nnenlwegt de» Angriff ans das Kabinett Bal'our»Chamberlain führten. Seine großen Tage kamen, als Ekomberlai» sein« Schntzzollkampagne er öffnete. Er wurde der Sekretär der FreidaudelSunro» nud warf sich mit aller Macht auf die Arbeit der Organisation, die die Wahlen so günstig beeinflußte. Im Unterbaust varirrte er sehr geschickt «inen Versuch Annin Chamberlains, durch Besteuerung von odgestreilten Tabaks- blältern eine Schnyzollmaßregel zugunsten der Lobaksinduslrie rin- zusühren. Vorläufig wird dem neuen Uaterricht-miaistrr die Auf gabe zusallen, die au» dem Balfourfche» Schulgesetz von 1902 dem getarnten Schulwesen erwachsenden Schäden auf administrativem Wege nach Möglichkeit zn paralysieren und die Borberritungen zu einer neuen Vorlage zu treffen, die freilich erst, nachdem der Uompf gegen da- Oberhaus auSgetäwpft ist, zur Dislnssio» kommen dürste. Schwede«. * Et« vffisier der Heilsarmee als Gesandter. Zum Ge- sandten Schweren» io Washington ist Herr Sabertrantz ernannt worden, der früher Offizier in einem der vornehmste« Kavallerie regimenter war. Er wurde Mitglied der Heilsarmee, wo er ia kurzer Zeit LffisierSraug erhielt. Er war al» Missionar der Heils armee iu Indien und China tätig, kehrte jedoch dann infolge eines Zw stes nach Stockholm zurück. Infolge leiner außerordentlichen Senutniffe» fremder Sitten und Geb,Suche, die er sich auf seinen ousgrdehllltn Mission-reifen erworben hat, wurde er in den diplo matischen Dienst übernommen. Dort erwies er sich derartig brauchbar, daß bereits nach gauz kurzer Zeit seine Ernennung zum Gesandten erfolgte. Schweiz. * Abfillth-Verbat. Ja der BuaoeSkanzlei ist ei» Initiativ- antrag riugereicht worden, nach dem die Fabrikation, die Einfuhr und ter Ausschank von Absinth ia brr ganzen Sarweiz verbalen weiden soll. Der Antrag trägt 168 34l Unterschriften. Die Bundes versammlung muß den Antrag binnen Jahresfrist behandeln und dann dem Volke zur Annahme oder Verwerfung vorlegeu. Rußland. * Skandale. Der Senat fällte in dem Prozeß gegen Baron Frederick«, den Gouverneur von Nischny-Nowgorod, iu der Angelegenheit Getreibelieferuugeu der Firma Libwall einstimmig das Urteil aas Uederjchrrituug der Amtsgewalt, Nachlässigkeit im Amt und Bestechung, da die Tatsache, daß der Baron 25000 Franc- von Lidwall erhalten, erwiesen isr. Der Senat g»b Fredericks zwei Wochen Zeit, diese Anklage zu wider- leien und Gegenbeweise herbeiruschaffen. Bor de« Schranken des Moskauer Militardezirksgertcht- gelangte rin die höheren Kreise außerordentlich interessierender Prozeß gegen den Soda de» bekannten UuterwerjerS von Sibirien, Baron Möller-SakomelSki, gegenwärtigen GentrulgouvrlnenrS in den Ostseeproviazru, zum Abschluß. Gegen dielen hoffnungsvollen Lprößling lagen nicht weniger al» zehn Anklagen wegen gewisser Hrlkrnlate» vor, die er alS Unteroffizier im Krimschen Dragoner regiment — nur soweit batte es der junge Herr gebracht — iu den verschiedensten Städten Rußland- vollsührt hatte. Alle diese Heldentaten waren grobe Ausschreitungen gegen fremde Zw l- prrioneu an öffentlichen Orten, die da- Militärgericht für so schwerwiegend erachtet«, daß es den Baron »um Verlust des Adels. Ausstoßung aus dem Heere, Einreihung iu die Arrestaulen- tompagni« aus vier Jahre verurteilte. Perfien. * Intrigenspiel. Unter der Führung des Sad-ed-Danleh, des geschworenen Feinde» des Zollministers Mr. Rau-, versucht eiu Teil des Parlament» gegen die belgische Zollverwaltung Stimmung zu machen; da e» sich aber um ganz vage An schuldigungen baudelt, die durch nicht- begründet werden lönnen, so dürfte diesem VerleumdvngSfrldzug kein« große Bedeutung bei- zumessen sein. — E» ist kein Geheimnis, daß Rußland alles daransetzt, die liberalen Reformen und den ganzen Par- lamentarismuS in die Brüche gebe« zu lasse» und mit Hoch druck in diesem Sian« zu wirken sucht. Es ist möglich, daß daran schließlich die Entente mit Englaob scheitert, denn kiese» wünlcht ein starkes nud gesunde» Persien, während Rußland au- der Ohn macht seine» Nachbar» Vorteil zu ziehen hofft. Der schon ge meldete Konflikt zwilchen dem neuen Schab und der Bolk-ver- tretung dürft« a«ch »ft diesen russischen Aufhetzereien zusammen- hänge«. nauer ziemlich wahrscheinlich. Er hat zwar »ar 500 Stimme« Vorsprung; allein die Sozialdemokraten brachte« nur 1500 Stimme» auf, die zum Teil vo« Mitläufern her rührte», und eine Steiqrrang der Wahlbeteiligung ist »icht au«gkichloflen. Schlrmmer steht e» i« Zweibrücke», W» der Nationalliberale Leineweber »» SOO Stimm,» hinter dem ZeairumSkandidatr» Göhring zurückgeblieben ist, währenv die Sozialdemokratie über 5700 Summen ver füg^ Nach der Haltung der Zemrumsprefse unterliegt e» keinem Zweifel, daß ibre Partei der Soz-aldemokralie gegen über minvesteu» wodlwollenve Neutralität proklamieren wird, wofür fib wese zum mindeste, ia Zweibrücken, vielleicht auch i« GermerSbeim erkenntlich zeigen wird. * Aentrn» »nd Sozialdemokratie in Bade« haben nun mehr strengste Wahlenthaltung für alle die badische« Wahlkreise ancmpsohlen, in denen die Partei «icht an den Stichwahlen beteiligt ist. Wird diele Dchl- porole von beiden Parteien genau eingehalten, so bedeutet dies, daß das Zentrum die Wahlkreise Villina?n-Donau- eschingen, Freiburg, Kehl gegen dr« Nationalliberalen ge winnt bezw. sich erhält; die Sozialdemokratie aber Pforz heim wie Karlsruhe Argen die Nativnalliberalen behauptet. DaS Schicksal von Lörrach würd« sich dann zugunsten der Rationalliberalen entscheide«, ebenso das von Heidelberg. ock. Die Stichvahlparole der Welse«. Die Parteileitung der Deutfch-Hannoverschen Partei beschloß, für die zwischen den bürgerlichen und sozialdemokratischen Kandidaten in der Provinz stattfindenden Stichwahlen keine Wahlparole auSzugeben, son-ern die Entscheidung den einzelne« Wählern freizustellen. * Toppelwahten. Binnea kurzem werde« voraussichtlich emige Nachwahlen infolge von Dopvelwablen stattzufinden habe». Ein Abgeordneier ist schon im ersten Wahlgange in zwei Wahlkreisen gleichzeitig gewählt worden: der Pole von CzarlinSki, der sowohl in Dreschen - Pleschen al» in Wirsitz-Schubi« durchs Ziel geganaen «st. Der Zentrum-iübrer Dr. Spabn ist in seinem alten Wahlkreis Bona wievergewäblt und außerdem ia Deutsch-Krone (Westpreußen) in eine nicht gerade auSstchiSoolle Stichwahl gelang». Abg. E'ckboff in Remscheid kommt i« seinem HeimatSkrei» Lennepv-Mett- maoa-Remscheid und gleichzeitig in Müblhausen (Tbür.)- Langensalza i« die engere Wabb Endlich ist der Bürger meister von Kolmar i. E., Rechtsanwalt Blumenthal, sowohl ia seinem bisberigen Wahlkreise Straßburg-Land al» in sei«em HeimakSkrei» m der Stichwahl; beide Male bat er mit dem Zentrum z« fechteu uod beide Male gibt die Sozialdemokratie de« Ausschlag. Huslanck. Oesterreich «Ungar«. * P»l»»tziS Abschied. Justizminlfter Polonhk legte vor Eintritl in die Tagesordnung die Gründ« feiner Demission dar. Seiner Ansicht nach tolle eia Minister nicht einen Prozeß wegen Verleumdung anjlreagen, solange er da» Vertrauen der Maiorität besitze Da diel« seine Anfchauung nicht von allen Teilen der Koalition gebilligt worden sei, dabe er den Prozeß ringeleiiet. Damit jedoch während de» Berfayreus die Wälde «eine« Amt » keine Einbuße erleid«, dabe er demissioniert. Er kalte unentwegt an den Prinzipien der Unabhängtgkrileparlei fest. (Lrbhalier Bei fall.) Der Justizmiaister verließ hierani unter Beifall-lundgebungru seiner Andäager den Saal. Der Abgeordnete Hoiny (Unabhängig- kritspartrt) widmete den Verdiensten Polonyis die wärmste An» erkennung und verla» hierauf dir gestrige Resolution der Unab- bängigkertsvartei, die daS Bedauern über den Rücktritt PolouyrS ausdruckt. nur die Beleidigung deS Kaisers, sonder« am , . , Landesherr« unter Strafe stellt, so daß er« Teil der Per-' zehnfach gerochen werden. Wenn die Arbeiter ihre A urteilungen »icht auf die Majestätsbeleidigunge« im Sinne verdoppelten, verdreifachten, so .ögen bei den nächsten Reichs- >es Erlasses entfällt. In keinem früheren Jahre ist die tazswahlen die jetzt so übermütige« Sieges» Zabl der Verurteilungen aus 8 25 des Strafge'etzbuches so lummel mitgebrochenen Knochen im Graben, fterlng gewesen wie im Jahre 1905. 1904 hatte sie 239, 1903 Dann zögen sie nicht mehr .u frechen Provokationen vor» 259, 1902 256, 1901 269, 1900 277, 1899 375, 1898 445 be-. Volksbaus, wie diesmal, wo nur.durch die Mer ne tragen. Es hat^ also^ ein säst ^ununterbrochener Rückgang s D>3 z^v^l i n^d e r Arbe^iterein B l u t b a d v « r h^ a - eidigung eines Mitgliedes des landesherrlichen 'Haus s § 97 des Strafgesetzbuches!, von denen auch ein Teil unt r, »en Erlaß fällt, da der Kaiser auch über die Verurteilungen, wegen Beleidigung von Mitgliedern seines Hau'es Bericht behufs Begnadigung erfordert hat, sind nicht bedeutend, sie betrugen im Jahre 1905 31 gegen 36 im Jahre 1904. 22 im Jahre 1903 und 18 im Jahre 1902. Wegen Tätlichkeiten gege« den Kaiser oder den Landesherrn (8 94 des Strafgesetz buches! oder gegen ein Mitglied des landesherrlichen Hauses l8 96) ist seit langen Jahren keine Verurteilung erfolgt. * Kolonialbirektor Dcruburg beabsichtigt, angeblich, mäa» lichst bald nach Erledigung des Kolonialetats seine Reue nach den Schutzgebieten, zunächst Ostasrika, anzutreten. — Ob diese Nachricht bearündet oder nur eine Auffrischung früherer ähnlicher Nachrichten ist, lassen wir dahingestellt. * Tie Berufungen i» bürgerlichen Rechtsstreit. Im Hin blick auf die zur Erörterung gestellten Abänderungen ve» GerichtSveriassungsgeietzeS bei seinen Bestimmungen über die Zuständigkeit der Amtsgerichte «nd Landgerichte ia bürger lichen Rechl-streitigkeitea läßt der Juni Minister Dr. Beirler nunmehr a nau festftellea, weiche Klassen der Bevölkerung an den Belusungen gegen Urteile in bürgerlichen Rechts streitigkeiten vorwiegend beteiligt sind. Die angeordnete Zuiammenstellung wird sich aus daS. erste Halbjahr 1906 erstrecke« uuv die darin aubängig gewordenen Berusunaen «mfassea. Die Nachweimozea erfolgen nach BeruiSgruppen. * Die »euen Steuer» sind im ReichsbaushaltSetat für >906 mit einer Einnahme von 61,7 M llioaen Mark in An satz gebracht. Sie sind abgesehen von der Perioaeosahr- kartensteuer, die am 1. August 1906 ia Geltung trat, seit dem 1. Juli v. I. i« Kratt. W-e «ckroa gemeldet, haben sie bi» Enke Dezember bei der Z garrenensteuer 4.6 Millionen Mark, bei dem Frackturkunvenitempel 8,6, bei der Fahrkarten steuer rund 6 Millionen Mark, bei der Kraftfabrzeugsteuer 1.1 Millionen Mart, bei der Besteuerung der Bezüge der AnssicklsralSmitgl ever 0,9 und bei der Erbschaftssteuer rund 1 Mill. Mark, zusammen 22,2 Mill. Mark erbracht. Nun wird daS ausstehende Vierteljahr noch bei dem Erirage mehrerer neuer Steuern eine bedeutende Aenderung bringen, aber ob es gelingen wird, den ElatSaniatz ia Wirtlichkeit zu erringen, ericheint doch jetzt zweifelhaft. Im ersten Vierteliabre ihre» B<stehen» hatte erbrachi die Zigarettensteuer 3,6 Millionen, der Frachturiuiiveustempel 5,7 Millionen, die Krafttabrieug- steuer 1,0 Million, die Steuer der Bezüge der Auistckls- ratsmitglieder 0,3 Million, die Erbschaftssteuer 0,1 Mil lion Mark. Die PerwaeafabrlaNensteuer, d,e Ende Okiober zwei Monate i« Krait war, verreichaele damals eia ErgedmS von 3,3 Millionen Mark. Vergleicht man diese Ende Oitoder eiagegangcnea Summen mit denen, die Ende Dezember voi lagen, so kann man beionvers günstige Schlüffe !ür daS Endergebnis der neuern Sieueru am Cave deS lausenden FinaaziahreS nicht ziehen. Man wird vielmehr gut tun, damit zu rechnen, daß auch iu diesem Punkte der Etatsansatz diesmal nicht ganz erreicht werden wird. * NcichStagswahl and Sozialpolitik. Das Wahlergebnis scheint der „sozialen Praxis" ganz danach angcian, der Fortführung der Sozialpolitik günstige Aus sichten zu eröffnen. Tenn die Parteien, au.s ^eren Zu sammenarbeiten mit der Negierung die sozialpolitische Ge- setzgebung seit Jahren beruhe, kehrien zum minbesten in oer gleichen Stärke in den Reichstag zurück. Führende Sozia.- resormer in den einzelnen Fraktionen seien entweder bereits gewählt odc.- stünden in günstiger Stichwahl. Die Nied' läge der Sozialdemokratie aber müsse den bürgerlichen Parteien doppelt di« Verpflichtung auferlegen, den Massen der Unbemittelten durch Taten zu beweisen, daß ihr Schicksal bei der sozialdemokratischen Partei in .chi.chten Hände lieg« und daß die bürgerliche Mehrheit des Reichs tages zur Durchführung einer kräftigen Sozialreform bereit sei. Die Sozialdemokratie habe ihre Nieüerloge selbst ver schuldet. Durch die Roheit ihres Gebarens feit Tresven und Jena, durch ihre revolutionäres Wüten, durch den blinden Haß gegen alle nationalen Ziele habe sie Hundert tausend« von Mitläufern abgeschreckt, die inne geworden seien, wohin die Wege führen, welch« sie aus Unzuftledenheft und Verärgerung eingeschlagea. „In demielben Maße oder noch stärker", fährt die „Soziale Praxis" wörtlich kort, „hat die Partei der Singer unb Stadthagen sehr große Mafien der gewerblichen Arbeiterschaft, der Angestellten und Privat beamten durch ihre öde Negation und völlige Un fruchtbarkeit in der Sozialpolitik enttäuscht und abgesioßen." Nun sei eia Hemmschuh einer gedeihlichen Entwicklung beseitigt. Wäre die Sozialdemokratie yäi'.ftg eine Helferin reaktionärer Bestrebungen gewesen, so sei letzt die Bahn frei für die nationale Arbeiterbewegung und die Gesundung der Arbeiterorganisationen. Verdoppelte Fürsorge für die Massen, di« em Anrecht auf Schuy und Gleichberechtigung hätten, sei jetzt die Forderung deS Tages. Nur so werde der Sieg wirklich auSgenützt und befest gt. Daß an maßgebendsten amtlichen Stellen diese Auffassung herrsche, wird der „Soz. Pr." aus unanfechtbaren Quellen bestätigt. * Der »eutsch --oinffche Kampf. In der gestrigen Sitzung der Slra'iammer z« Gnesen wurde der Dekan Maximilian MrugaS ia Bomst wegen Vergehen» gegen tz 130« ve» StlafgesetzbuckeS (Geiäorvung deS öffentlichen FrievenS), begangen in einer Predigt in der Kirche von Porulitz unter Annabme mildernder Umstände zu drei Wochen Festungshaft verurteilt. Ferner wurde der Piarr- verweser Leon Formanowicz in Movlicrewko wegen desselben Vergehens und Verteilung von Schulstreikzettel« zu drei Wochen Gefängnis verurteilt. * Ei» Gnatzkngesuch tze» Pfarrers «aifert. Der wegen versuchten MeineidS zu einem Jahr ZuchlbauS verurteilte ZenirumSaguator und katbo!ftck>e Plärrer Gaisert von Gundel- Wangen, der bekanntlich auch vor dem Reichsgericht mit leiner Berufung keinen Eriolg hatte, bar eiu Gnadengesuch an den Großherzog voa Baven riugereicht. Ein zweite- Gnaren- geiuch ist von der Gemeinde Günvelwangea au den LaoveS- Herrn abgegangen. DaS zweite Gesuch trägt, wie die „M. Z." mitteilt, auch die Unterschrift ve» Biichofs voa Freiburg. * Verurteilter anarchistischer Retzatteur. Der Redakteur de» Berliner Anarchistenblatie» .Der freie Arbeiter", Rudolf Oesterreich, wurve gestern von der neunten Strafkammer ve» Landgericht» 1 wegen Verächtlichmachung der veulickreu Armee vurch einen Artikel über den Hauptmann von Köpenick zu sechs Wocheu Gesaagai» verurteilt. Der SlaatSaawatt hatte sech» Monate beantragt. slr. Si»e Prophezei«,, der .Leipziger Bolkszeit„g". Die .Leipziger Volkszeitung" sucht der sozialdemokratischen Wahl niederlage gegenüber ihre Zuflucht »n der krassesten Schwgxz- molerei für die Zukunft. In einem anderthalb «-eiten langen, an die Arbeiter Leipzigs gerichteten Ausruf prophe zeit sie, daß der neue Reichstag das reaktionärst« Parlament werden würde, daS Deutschland je gesehen habe. Die Kolo- nialskandole würde man im 'olde neuer Millionen und Mil- liardea ersticken. Die Ausgaben kür die Kolonie» würden zu wahnsinniger Höhe emporschnellen, uferlose Flottenpläne würden von neuem den Massen die Taschen leere« und das internationale Wettrüsten auf den Meeren mit allen seine« Schrecken entfesseln. Und Kosten für alle diese Herr lichkeiten würde man selbstverständlich wiederum den besitz losen Massen oufbalsen. Zu spät würden die Wähler er- j kennen» daß sie mit dem Kamoi gegen den „Umsturz" «ur wie die de« eigene« Umsturz vorbereitet, nur die Existenzbediagun- >0 Per- gen ihrer eigenen Klosse unteravaben hätten. Und die bittere Deutsches Keich. Leipzig 1. Februar. * Der Erlaß tze» Kaiser» a» tze» preußische« Justiz» «iiftfter, «ach vem über alle Verurteilungen wegen einer ohne böse Absicht begangene« MajestätSbeleivlgung dem Kaiser von amtSwegen Borlrag gehalten werden soll, bat bekanntlich formell nur für Preußen Geliuog. In anderen BunveS- staaten begangene MajcstätSdeleiviguageu werden davon nicht betroffen, weil da» Begnadigungsrecht überall dem Landes herrn des Orte» der Verurteilung zustebt. Heber die Frage, ob in Sachfe« in Fälle« der MajestäiSbeleidigung oder der Beleidigung eine» Mitgliedes de« töniglicheu Hause» ebeu'o verfabreu wird, erfährt der „Dr. A." von zuständiger Seile folgende«: Seit geraumer Zeft, noch von der Reaieru«?Si«it König Johann» her, destebt kür die SiaalSanwalttchaft in Sachieu die Vorichrist, daß sie in Fällen der MajestätS- beleidiguog und der Beleidigung eines Mitgliedes deS könig liche« Hause» nach Erörterung des SacboerbaftS und «ocd vor Erhebung der Anklage aa daS Justizministerium Bericht z« erstatten hat, damit diese» den siraffall dem König vor- trage« kann. Mit der Berichterstattung wird alio nickt ge wartet, bi» da» Verfahren beendet «ad eine reckt»krästige Verurteilung au-gesprockeu ist. Die» beruht daraus, daß (ander» al» in Preußen) »ack der sächsischen Berfaffuug»- urkunde der König da» Reckt bat, Strasiälle niederzuicklagen. Macht der König von dem Niederschlagung-recht Gebrauch, so «uvet schon damit da- Verfahre«, ohne daß e« zur Haupt- verhanviung uns zur Verurteilung kommt. Voa der Niever- schlaguug ,st auch schon jabrzehaftlang i« zahlreichen Fallen der Majestäi-beleidigung Gebrauch gemacht worden, nament lich dann, wenn die Tat ohne böie« Wille«, au» lieber- eiluuz oder Unbedachtsamkeit begangen, ferner aber auch, wen« sie nur au» Rache gege« de« Taler nachträglich an gezeigt worden war «nd kein Interesse an der Verfolgung vorlag. E» erschcint, nachdem die Kundgebung de» Salier» ergangen ist, »icht zweiftldast, daß aa der bewährten Ein richtung iu Sacksea sestgehalteu werden wird, wlaaHe »icht da» Gesetz selbst die Straidarkeil der Majestät»beleidig»az einschränkt. * Majestätsbeleidign,^Prozesse. Die MajeitStsbeleidi- aungSprvzesse. auf die durch den Erlaß de» Kaisers vom 27. dieses Monats wieder die Aufmerksamkeit ge enkt ist, habe» in de» letzten Jahre« erheblich abgenommen; wie man an nehme« kann, unter dem Einflüsse der auch wieder in dem Erlasse bekundeten Abneigung des Monarchen gr.i«n der- gleiche» Strafversolaunaen. Im Jahre 1905 si«d, l... 7 , „Voss. Zta." frststellt, i» -anz Deutschland nur 160 Per- gen ihrer eigenen Klosse unteravaben hätten. Und die bittere sonen «och § 95 de» Strafaesetzduches verurteilt worxn,, Enttölttckmng der Geprellten würbe sich in .romenlose Wut »obei »och »» bochckftcht»»« ist, »aß dieser Parogvaph «icht I 7 7 China. * Seeräuber. I« den den Westriver um gebenden Gebieten sind Flußpiratea tn großer Zahl vo, Händen. I» Lome de- De zember wurden von idnen 15 Dschunke« sortgeavmmen. Dke chinesischen Kausleule beklagen sich über den ungenügenden Schutz der Wassers»aßen und dl« dort herrschend« Unsicherheit, die es »iftlg macht, »ine bewaffnete Schutzwach« mitzuuediseu. E» ist et,« Abteilung Zollwüchter nach Naa-Ntoq abgegaugey) Marokko. * Tagesbericht. Nachrichten au» Tanger wissm nach «ine,» Privafteiegrawm ans Madrid z» meiden, daß die Unierweciaug der Führer de» rebellilchea Stamme» Beni Mfoar zuaimmt /Rai- _ I»li. der sich im Bergla») onsdült, bat bei dem Krirg-miais« a»- vniiou muno oer csarpreuien wuroe ixy >n .ramenime rvut wurde bei ihren RettungSarbefterr eifrig von den Soldaten,»gefragt, ob ihm Pardon gegeb« würden werm er freiwillig «ach gage» di« Sieger des 25. Januar »»setzen. Aber derselbe. besonder» Artillerist«» rurd Matrose», mtterstützt. Zahl-1 Tnuger Lore. Frankreich. * Der Zwischeufall Clemeneeau — Bria»d. Neber die jüngste aufgeregte Kammersitzung wird ausführlicher be richtet: Es verschärfte den Ton der Debatte der Aerger. den viele Abgeordnete der Linken über das „üori possuious der bischöflichen Erklärung empfinden, dem sie einen ener- gilchen Widerstand der Regierung entaegenzustellen wünsch ten. Brrand, der wiederholt in dre Debatte eingegriffea und klar ausgesprochen hatte, daß man in der Erklärung nicht auf die hochmütige Form, sondern aus den Inhalt und die Bereitwilligkeit der Kirche, sich auf de« gesetzlichen Boden zu stellen, jeden müßte, hörte lächelnd an diesem Tage zu. Dagegen wurde aus den radi kalen Kreisen der Kammer ein Amendement zum Regie- rungsprojelt vorbereitet, das gegen Schluß der Sitzung ein- gebracht werden sollte. Es handelte sich um einen Antrag des Deputierten Cere, in gewissen schwer kontrollierbaren Fallen >en Maire zu ermächtigen, die Kirche zu schließen. Würde rieser Antrag durchgegangen fein, so würde er einer Be- timmung des Briandschen Gesetzes widersprochen und unter Umständen unvorhergeiehene Folgen für das Ministerium gehabt haben. Aber Briand schien seiner Sache zu sicher. Zu einem Antrog des Deputierten Meunier, der keinen an deren Zweck batte, als einen Aufschub der Beratung über den Negierungsentwurf zu erzielen, nahm Briand daS Wort. Er wies die Schwierigkeiten znrück, die der Regierung fort gesetzt gerade von ihren Freunden in den Weg gelegt wür den, erklärte zum hundertsten Male, daß er die Winkelzüge der Kirche und den Gang der Ereignisse vorausgesehen habe, und daß er nach dem bisherigen Verlauf der Angelegenbeit aus das Vertrauen der Republikaner Anspruch zu haben glaube. Briond schloß „Tie Regierung hat weder die Ab- sicht noch den Wunsch, gegen den Willen der Kammer an ihrem Platze kleben zu bleiben. Aber sie verlangt es, daß ihr dieser Wille dann klar ausgesprochen wird. Gewiß gibt cs eine Majorität für uns, aber es gibt auch eine unter irdische Wühlarbeit, die ich wenigstens mir nicht länger ge fallen lasse." Nun steigt Clemeneeau auf die Tribüne und hält eine Rede, die sehr witzig ist, in der er aber aus uner- rlärlichen Gründen einige spitze Bemerkungen gegen Briand macht. Er nennt ihn einen Optimisten, sagt, der Kultus minister babe nach seinen eigenen Worten zwar alles vor ausgesehen, nur nicht das, was eingetreteu sei. „Wollen Sie , fahrt Clemeneeau kort, „daß ich Ihnen meine Ansicht über das Dokument der Bischöfe sage? Es ist nichts als ein schlechter Zeitungsartikel. Wenn man darin die Absicht er- blickt, eine Verhandlung mit der Regierung einzuleiten, so erkläre ich: Die Regierung verhandelt nicht. DieS unver schämte Ultimarum stößt die Regierung mit dem Fuße zu ruck. Man sagt, daß der Grundsatz der Kirche sei: Alles oder nichts! Wenn sie uns diese Frage stellt, antworten wir: Nichts! Bei diesen Worten steht Briand, der eine Zeitlang ruhig zugehört hat, plötzlich auf und verläßt den Saal. Der Marineminister folgt ihm. Eine Anzahl Abgeordneter stürzt den beiden eilig nach. In großer Erregung steigt Cle- menceau, während auf verschiedenen Bänken mit de« Teckeln geklappt wird, auf die Tribüne. „Wenn mein Kol lege von mir beleidigt ist, sagt Clemeneeau, „so spreche ich ihm hier mein Bedauern auS. Seine Mitwirkung ist mir unentbcl '" ---- barkeit sagte, der zulegen. Das da Vorstellungen der Briand auf diesen Platz zurückzuführen." Auf die Ruse: „Wo ist Briand?" verlaßt Clemeneeau den Saal und kehrt nach einigen Minuten mit Briand zurück, der leichenblaß und erhobenen Hauptes wieder auf der Ministerbank Platz nimmt. (Donnernder Beifall auf allen Bänken.) In den Kammercouloirs glaubt man, daß die Worte Cle- menceous unter dem Einfluß der Eifersucht auf Brianh ge sprochen worden sind. Der Antrag Meunier, der zu allem Anlaß gab, wurde von Meunier zurückgezogen. — Die meisten Blätter erblicken in dem Vorgang ein Anzeichen da für, daß die Einigkeit des Kabinetts etwas erschüttert ist. Jaures erklärt in der „Humanste", das Ministerium habe jedenfalls einen Riß erlitten, der vielleicht vernarben, viel leicht aber auch sich erweitern werde. Wie ernst Briand verstimmt gewesen ist, äußerte er in einem Interview: „Ge wiß, Clemeneeau war wieder sehr witzig; aber ich konnte nicht mitlochen; denn sein ätzender Spott traf mich als Urheber des Gesetzes. Clemeneeau gefiel sich auf der Tribüne in der Geste des Journalisten, der einen netten Aurore-Artikel diktiert; ich wollte mich meiner polemischen Wendungen in der „Lanterne" nicht erinnern und zog eS vor, draußen zwei Zigaretten zu rauchen. Den Rest wissen Sie; Clemeneeau v»rneinte jede böle Absicht, ich konnte meinen Abend also in der Ministerloge beschließen." * Mtntfterrnt. Im Minisirrrate wurden der KultuSminisler Briand «nd der Fft,anzminisiei Caillanr mit ber Prüi««« der Frag« beauftragt, wem dort, wo Kuftuevereinigungni nickt besiehe«, die Schenkungen uav Elbichaftr», Vie den ««ltuSstüttrn zugrivaudt werden, zusallen sollen. Der Malinemiaifter Tbomson trtlie mit, vaß der Uniall de» Unterseeboote» „Algerien" auf eine Nachlässig, leit de» Kommandanten zurückzofüvren ist und daß dem »omman- danlrn deswegen et« Verweis erteilt wervea wird. End« uächfter Doch« wird sich der Mtuisterrat mit der Prüfung der Einkommen- steaervorlagr beichLftige». * Die Diszipliiloß-keit der Armee. Keine Woche ver geht, ohne daß die Presse mehrere Ausschreitungen diszivliv- loser französischer Soldaten meldet. Seitdem nun auch die Garde RLpubstcaine in Paris kürzlich in zwei Fällen den Gehorsam verweigert hat, sind alle Waffengattungen des französischen HeereS bei diesem revolutionären Reigen betei ligt. Keine übertrifft aber an Zuchtlosigkeit di« Kolonial armee, deren Leute ein wahres Bedürfnis zu habe« scheinen, alle Welt wissen zu lassen, daß sie sich seit dem Re- rrutierungSgesetz von 1900 fast ausschließlich auS den bedenk- lichsten Kreisen der Großstädte ergänzen. In Tonlos legt« eine Feuersbrunst zehn Häuser in Asche. Die Feuerwehr wurde bei ihren Rettungsarw
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