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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070202022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-02
- Monat1907-02
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Der „Washington Post" zufolge erllärte eia Mitglied des Kongresses ans Kalifornien, Präsident Roosevelt habe in der Konferenz mit den Kongreßmitgliedern Kaliforniens am 3l. Januar nachdrücklich die Noiwendigkeit betont, die Reibungsursachen mit Japan sofort zu beseitigen. Die Schulsrage müßte geregelt werden, ohne daß man die Ent scheidung der Gerichte abwarte. Ein Krieg mit dem stolzen tapferen Japan würde ganz anders sein als ein Krieg mit Spanien; ungleich den Europäern würden die Japaner nicht alle Mittel ihrer Politik erschöpfen, ehe sie den Krieg er klärten, sondern sogleich losschlagen. Auch der Staatssekretär Root habe dringend dazu aufgefordert, alle Streitfrage» mit Japan sosort auf diplomatischem Wege zu regeln. — Wie der Londoner „Daily Telegraph" meldet, bringen auch die Rew Yorker Zeitungen äußerst erregte Artikel über einen Krieg mit Japan, trotz der Versicherung des Kriegs- selrelärö Taft, daß ein solches Gerede sinnlos sei. Tas einzige Motel, den Krieg mit Japan zu verhindern, sei, alle Maßnahmen wieder rückgängig zu machen, die man ergriffen habe, um die Kmder der Japaner von der gemeinsamen Er ziehung mit den Kindern der Weißen auSzufchließen. Sollten die obigen Rachrichten aus Wahrheit beruhen, so hancelte eS sich um eine JnviSlretion schlimmster Art seitens res bezeichneten Kongreßmiiglieves, der überdies des Prändenten vertrauliche Erklärungen zweifellos stark gefärbt in die Oeffentlichkeit gebiacht hat. Vielleicht liegt eine un» faudere Machinatroa der amerikanischen KriegS- parlei vor. Tas Wahlrecht und die verbündeten Regierungen. Der „Münchener Zeitung" ging auf eine Anfrage fol gendes Telegramm des Reichskanzlers zu: „Daß die ver- hündelen Regierungen eine Verfchlechrerung oes Wahlrechts planen, tsl erfunden", gez. Bülow. Fürst Bülow über die Bremer Stichwahl. Der Generaldirektor deö Norddeutschen Lloyds, Wiegand, erhielt gestern Abend vom Reichskanzler auf seine Melrung von rem Aus'äuge der Stichwahl nachstehendes Antwori- iclezramm: „Sebr erfreut Lurch die gute Rackricht, sende ich Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch. Möge der Sieg, den in Bremen vaterländischer Sinn und einheit liches Vorgehen errunaen haben, vorbildlich für die Stich wahlen werden". — Dem Evesredakieur der „Weserzrituag", Emil Fitger, der dem Reichskanzler ebenfalls von dem Ergebnis der Stichwahl Mitteilung machte, ging folgendes Antwortielegramm zu: „Sehr erfreut, sende ich Ihnen herz lichen Dank und aufrichtigen Glückwunsch zu dem schönen Siege." Dernburg im Vogtland. Kolonialdirektor Dernburg hat «ine Einladung der vogt- ländischem Industriellen angenommen, nächste Woche in Reichenbach einen Vortrag über die Ziele der deutschen Kolonialpolitik zu halten. Bayrischer Landtag. Der Prinzregent hat den Landtag auf den 14. Februar einberufen. Tie Wahlen zur Hamburger Bürgerschaft. Nach den bisherigen aus Zweidriiteln der vorhandenen Bezirke vorliegenden Ergebnissen der gestern abgebalienen allgemeinen Wahlen zur halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft werden für die neue Fraktion der Vereinigten Liberalen, lowie für die Sozialdemokraten etwa 5 bis 6 »sitze neu blnzukommen, die den alten Fraktionen der Rechten und Linken verloren gehen. Das endgiliige Ergebnis wird infolge des neuen Proportionalwahlsystems erst in etwa zwei Tagen oorliegen. Zur Haager Konferenz Professor von Martens killärte in einer Unterredung einem Mitarbeiter des „Tempo", die russffche Regierung wolle auf der Haager Konferenz nur ganz bestimmte Fragen erörtern, welche eine positive Lötung erhoffen lassen, wie z. B. Ve-besserung des Verfahrens zur friedlichen Regelung internationaler Streitfälle, Verbesselnug des Ab kommens über die Geietze des Landkriegs, Ausarbeitung eines Abkommens über die Gesetze des Seekriegs. Gegen diese P> ozrammpunkte sei von keiner Seite irgend ein giunbsätzlicker Einwand erhoben worden. In London und Washington sei jedoch die Absicht geäußert worden, auch die Frage der Eintchränkung der Rüstungen auf die Tagesordnung der Haager Konferenz zu setzen. Ferner wolle Präsident Roosevelt von der Äonserenz die sogenannte Diagoooktrin erörtern lassen, das heißt die Frage, ob man ber^chiigt fei, Gewalt aniuwönk'n, nm die südamcr»tanischen Staaten zur Bezahlung ihrer Schulden zu zwingen. Ruß land werde von der Einschränkung der Rüstungen nicht sprechen, weil es dieses Projekt noch nicht für reif batte, und weil es wisse, baß auch andere Staaten nicht wünfchen, daß man sich damit beschäftige. Das Recht Englands oder Nordamerikas oder irgend eines anderen Staates, diesen Gegenstand auf das Programm der Haager Konfeienz zu fetzen, werden wir respektieren, erllärte Piv- fessor MartenS; wir werden uns nur bemühen, die genauen Bedingungen festzusetzen, unter welchen diese Frage even tuell aufgeworfen werben könnte. — Die Schlußklausel scheint wieder allrS VorauSgeaangene zu verderben und Ruß land eine Hinterpforte zu eröffnen, durch welche eS uns im Haag wieder wie in Algeciras in den Rücken fallen kann. Oesterreichisch-italienischer Grenzkonflikt. Zwei italienische Deputierte brachten die Anfrage an den Minister des Auswärtigen und den Kriegsminister ein, ob die Nachricht begründet sei, daß unterirdische Befestigungen vom österreichischen Generalstab an der Grenze bei Belluno angelegt seien, deren Stollen weit in italienisches Gebiet sich hineinerstrecken sollen (?). Marokkanische Anleihe. Die marokkanische Regierung hat sich an die Mächte ge wandt zur Aufnahme einer Anleihe durch Vermittelung der marokkanischen Staatsbank. Ter Sultan soll sich gegen wärtig in großer Geldnot befinden. politisches. " Allgemeine Erhöhung der preußischen Beamtengehälter. Ueber eine allgemeine Erhöhung der Beamtengehälter wurde gestern nachmittag in der Budgetkommission bei der fortgesetzten Beratung des Bergetats verhandelt. In der Kommission herrschte Einstimmigkeit darüber, daß eine gene relle Regulierung der Beamtengehälter, sowie Revision der Beschlüsse von 1897 über die Beamtengehälter in Anbetracht der allgemeinen Preissteigerung stattfinden müsse. Der Bergetat wurde bewilligt, worauf sich die Kommission bis auf den 7. dss. Mts. vertagte. * Nobilitierung des Abgeordneten Gamp. Wie die „In formation" erfährt, steht die Erhebung des bekannten frei konservativen Abgeordneten Gamp in den Adelsstand binnen kurzem bevor. " Jusangel. Ter frühere Abgeordnete Fusangel ver öffentlicht eine Erklärung, worin er ein gerichtliches Vor gehen gegen diejenigen Geistlichen und Laien ankündigt, die zwei Tage vor dem Wahltage in über 40 Ortschaften mit der Behauptung agitierten, Fusangel habe Ehebruch getrieben * Aaswrisaag Son Ausländern. Aus Schwientochlowitz wird gemeldet: Auf dem Hüttenwerk Bethlen Fava wurde eine Razzia nach ausländisch-polnischen Arbeitern veran staltet, welche nicht in vorschriftsmäßigen Quartieren unter gebracht waren und ohne Legitimationspapiere sich am Orte aufhielten. Etwa 45 Ausländer wurden festgenommen und aus dem Staatsgebiet ausgewiesen. * Der Liberale Landesausschuß für das Königreich Sachsen (Freisinnige Vereinigung) ist in seiner Sitzung am 1. Februar einstimmig dem Beschlüsse der Berliner Partei leitung beigetreten, wonach in den Stichwahlen nur solchen Kandidaten die Stimme zu geben ist, die durch Programm und Persönlichkeit eine sichere Gewähr bieten, daß sie nickt der politischen und geistigen Reaktion Hilfsdienste leisten. * Gegen die Münchener Zeutrumsparole. In rcr „Augsburger Postzeitung" veröffentlichen die Münchener Unioersilätsprolessoren Ahberger, Grauert, Frbr. v. Hertlmg. ferner die Reichsräte Fürst Quadt - Wykradt - Jsi y. Frhr. v. Soden-Frauenhofen, sowie Hofrat Dr. Jockner und Abt Gregor Danner von St. Bonifaz die Ertlärung, daß sie als Angehörige der Zknlrumsparrei dem Beicbluß der Leitung der bayerischen Zentrumcpartei, wonach den Zentrums wählern in zwei Wablkreisen direktes Eintreten für den tozial- demokratischen Kandidaten empsobien wird, lebhaft b. dauern, weil dieser Beschluß nach ihrer Uederzeugung mit den Grund sätzen des Zentrums in Widerspruch stehe und überdies leinen Parteilnterrffen zuwiverlause. O * Jaurk-s über die jüngste krisiS. JaurSs erklärt, die Sozialisten hätten Briand nicht fallen lassen wollen, damit die Klerikalen sich nicht rühmten, die forschrittliche Mehrheit gesprengt zu haben; Jaures betont dann aber, daß ferne Rettung nur eine bedingungsweise war; er verlangt von Briand Energie und stellt der Negierung ein so trübes Pro gnostiken, daß man den Eindruck hat, er habe dem Mini sterium gestern nur eine partielle Krise erspart, um es morgen insgesamt über den Haufen zu werfen. * Die Liguidation der Dreyfuö-Assäre wird fortgesetzt. Der Kriegsminister Picquardt bestätigte dem Vorsitzenden des Armeeausschusses der Kammer, daß er mit der Wieder einstellung des früheren Reserveoffiziers Reinach in die Listen der Reserveoffiziere sich befassen wolle. * Admiral Biressord ist zum Oberbefehlshaber des Kanalgeschwaders ernannt worden. * Parlameulartfche Rw-cr lagen der belgische« Regie rung. In der Kan mersitzung wurde aus Anlaß eer Debatte über das neue Glubengefey ein von der Regierung bereits ak eptiener Antrag des Führer- der Reckten Wocste mit V3 gegen 53 Stimmen abgelebnt. Die Regierung wurde lomil in die Minderheit versetzt. DaS Reiuital der Ab stimmung wurde von der Linken mit lebbajiem Applaus aaf- .zeuouunrn. — Die Vorlage üb.r erae Abänderung deS Wahl» getetzeS wurde von den Gruppen der Rechten einstimmig abgelehnt. * Raub in SoSuowiec. Der Kassierer Neumann von der Kaiharina-Hülle wurde von vier Banditen überfallen und um 5600 Rudel beraubt. * ttulturbil» aus der Lobrauje. Die bulgarische So- brause verhandelte gestern über einige oppositionelle Jaler- pellallvnen. Hierbei kam es zwischen rem RegieiungSanhäuger Ionow und dem Führer der raertalen Demokraten Zanow zum Streit, der damit endete, daß Ionow dem Zanow ei« Feuilleton. In Knliurjahrhunckerten sinck die blationen SN cker Kunst hinsufgeklettkrt, jetzt soll «ter Künstler hersb- steigen, um verstsncken au jein. sseueidock. Der grosse ttaufe cker Qleicchgültigen unck Tonlosen muss aufgehoben unck molslisch vernichtet rvercken; ckenn uuf ihm ruht cker kluch Oer Llürungen unck Ver wirrungen, welche ckurch lrühne ^üinckerheiten entziehen. Solikrieit Keller. Oesctze, Zeiten, Völker überleben sich mit ihren ^Verken, nur Oie Llerndilcker cker Kunst schimmern in aller Unvergüngiirchkeit über cken Kirchhöfen cker 2eit. Zeeii k>»ul. In Legencken, wo ckie Künste geblüht haben, sinck auch ckie schönsten ääenschen gereugt vvorcken. WInckelinenn. Larnhard sankst. Bon Tr. Heinrich Pudor (Steglitz). Auf den Münchener Glaspalastausstellungen war das Kunstgewerbe zuerst im Jahre 1897 zugelasseu uno be schränkte sich in jenem Jahre auf eine „winzige entlegene Ecke". Im Jahre 1898 waren bereits ein: große Reche ein gerichteter Zimmer zu finden, und zwar außer denjenigen H. E. von Berlepschs ein Saal, der nach dem gelungenen Arrangement des Architekten W. Bartsch die hauptsächlichsten Werke des bayerischen Kunstgewerbevereins vereinigte, ei» Zimmer von Pros. Emanuel Seidl, ein weiteres von Helbig und Haiger und zwei Zimmer der Architelte» Düffer und Mischer. Das letztgenannte enthielt einen schablonierten Fries von B. Pankok und Türeinfajsungen desselben Künstlers in leuchtend gelber Naturfarbe. Auch ein Büfett von B. Pankok, ausgeführt von den „Vereinigten Werk stätten", war da zu sehen, das in der Berlepschen, Mickael- schen Art das künstlerische Gepräge durch reichliche Eisen metallbeschläge mit barocken Schwänzen und zahlreichen kleinen Mcssingstiftcn erhielt. Eher schon zeigt sich in den Stühlen der Fensternischen der spätere Pankok: hier trckt schon Originalität neben Materialverständnis hervor, lieber das Sofa ist nickt mehr zu sagen, als daß es allzu schwer und plump wirkt. Ter Seerosen-Stuhlbezug ist geradezu fürch terlich: man versteht heute nicht, daß so etwas noch im Jahre 189? als modernes Kunstgewerbe einen rühmlichen Platz finden konnte. Der Architekt Dülser gehört zu den ersten Künstlern, die aus der Zeit der Münchener Renaissance und des Barock in di« moderne Zeit hinüberführen. Etwas mehr als H. E. Berlepkch steht er der älteren Zeit, im besonderen dem atmet schon eher modernen Geist, schlimmster, ja un Weltausstellung in Z lers entnommen. Meisterhaft ist dagegen das Kiffen dieses Zimmers — ob auf diesem Gebiete der Künstler nicht glück licher gewesen wäre, als in der Möbelarchitektur? Aber auch der Schiedmayersche Flügel bietet manche interessante, wirkungsvolle Eurzelhsit und «Wenfalls jshr gelungen ist daS Glassenster ebenda. Das Jahr 1904 brachte endlich eia interessantes Wohn zimmer, in Fühlung mit Hermann Obrist kür dessen Hau entworfen. Bei den beiden Schränken dieses Zimmers er kenne» wir das Talent Panko:s mit all seinen guien Seiten und ohne die schlechtem: sie sind durchaus originell, ohne un- organisch, unharmonisch un-d unsachlich zu sein. Der größere stellt wohl d-n bedeutendsten Möbelentwurf des Künstlers dar. Wenn der Künstler in dieser Weise sich weiter ent- wickelt, dann haben wir das Beste, das wirklich Gute, und fraglos etivas Großes noch von ihm zu erwarten. Aus -er Juaen-zeit Katharinas II. Von Tr. Hans Landsberg (Berlin). Es ist merkwürdig, wie im Zeitalter der Maria Theresia und der Pompadour sich die europäische Frau plötzlich zur Regierungssähigkeit entwickelt. Vielleicht cristierten hier Zusammenhänge mit dem galanten Eharakter dieser Epoche, in der dem Weibe eine viel größere Einflußsphäre einge räumt wird, als jemals in einer späteren Zeit. Die Eman zipationsbestrebungen der folgenden Jahrhunderte haben der Frau gewiß größere soziale Rechte verschafft, aber ihr tatsächlicher Einfluß ist nie stärker gewesen als da, wo sie im Guten und Schlimmen durch die reine Wciblicyteu wirken konnte. Das Bild Katharinas von Rußland, die sich 17t ' gewaltsam eines idiotischen Gemahls entledigte, um nach dem Beispiel ihrer Vorgängerin Elisabeth durch einen Putsch den Thron zu besteigen, ist einigermaßen verzerrt durch die Skandal- und Liebesgeschichten, die man während ihrer Regierungszeit vom russischen Hose und zuerst von ihr selbst, dieser maßlos sinnlichen Frau, erzählte, die die Liebhaber wie die Kleider wechselte und nacheinander die Soltikoff, Orloss, Ponjatowsky, Pvtemkin erhoo und stürzte. Man vergißt darüber, daß diese Günstlingswirtschaft ganz im Stile der Zeit lag und daß unsere Semiramis des Nordens für die Kultur und Zivilisation ihres Landes doch schließlich ganz Ungewöhnliches geleistet hat. Sie gründete Handels- und Akademieschulen, Findelhäuser und Fräulein stifte. begann an der Abschaffung der Leibeigenschaft zu arbeiten, Kob die Tortur auf und entwarf Pläne für eine Konstitution. Von ibr stammen die kür eine russische Despotin gewiß doppelt ungewöhnlichen Worte: „Tie Völker sind nicht um unseretwillen da. sondern wir, die Herrscher, um unserer Völker willen." In der Korrespondenz, die ste mit Voltaire, Grimm, Diderot, dem Prinzen Heinrich von Preußen pflog, erkennt man immer wieder auss neue, wie sehr sie bemüht ist, sich persönlich den geistigen Besitz ihrer ^eit anzucignen und einem kalb barbarischen Lande die Segnungen der europäischen Kultur zu erschließen. In Bries, den sie zu Anfang ihrer Regierung (1769> an xg- „liniere Abgaben sind so mäßig, Rußland sein Huhn elfen kann, Münchener Barock nahe (vergl. z. B. sein Speisezimmer in der Villa Kaiser Ludwig-Platz). Die Diele aber in der Villa Georgenstraße 20 < " . ff. Und das von Dülfer Gesagte gilt in ähnlicher Weise von den Architstten Helbig und Haiger. Wir haben, ehe wir aus kcmmen, der Gründung der „Vereinigten Werkstätten fü Kunst und Handwerk" Erwähnung zu tun, die für Münch.» etwas ähnliches bedeuten, wie die Künftlerkolonie für Darm stadt. Anläßlich der 1897er Glaspalast-Ausstellung hatte sich unter Führung des Malers Krüger eine Gruppe von Künst lern zusammengetan, deren gemeinsames Streben war, das ganze Gebiet der Innendekoration künstlerisch zu befruchten, unter ihnen der Bildhauer Hermann Obrist, der Maler N. Riemerschmid, die Architekten Dülfer und Mischer. Daran schloß sich ein Atelier für Maschinenstickerei unter Bruno Paul. Endlich sollen Petvasch, Ringer, dessen abscheuliche Handleuchter bekannt wurden, Hirtzel, Berner, Karl Groß, der Bildhauer Th. von Gosen, Frau Hartmann-Burger und E. von Egidy genannt werden. Später trat noch Endest, der dann nach Berlin, und Ludwig Habich, der nach Darmstadt gi-ng, bei. Vankok versorgte die „Vereinigten Werkstätten" mit Möoelentwürfen. Der Wäscheschrank, den die „Takor. Kunst" 1899 veröffentlichte, zeigt wiederum die über die ganze Vorderseite sich erstreckenden, in „wilden" Linien sich be wegenden Möbelbeschläge. Aehnlich bei dem Schrank für Kleider und Wäsche. Dos Schränkchen mit Wafchvorrichtung ist wohl charakteristisch für die nicht anders als barock im schlechten Sinne zu bezeichnende Empfindung und Formgestaltung Pankoks. Auch bei dem auf der deutschen Kunstausstellung in Dresden 1899 ausgestellten Schlaf zimmer überwiegt noch dieser barocke Zug — originell, um reden Preis originell bis zum Fratzenhaften, erzwungen elegant, absichtslos karikierend, durchaus undeutich, ge legentlich auch noch unorganisch und unharmonisch wie bei dem Schrank jenes erwähnten Schlafzimmers, der nickt „aus Versehen" nur einen Arm hat. Aber schon bei diesen Ar beiten erkannte man, daß es an Talent Pankok sicherlich nicht fehlte. Davon zeugte in stärkerem Maße der Zier schrank, den die „ykreinigten Werkstätten" iw Jahre Mo lherauSbrochten. Wiederum zeigten die Möbel anS der Villa Obrist von demselben Jahre (Büfett, Silberschrank, Ecktisch und Giasschrankj einen sich in Wurzelgebilden ergahenden blühenden Naturalismus, der denjenigen eines Galle roch hinter sich ließ. Kann man ein Birkett auf Füße von Blumen stellen, oder einen Ecktisch auf Blätter, oder einen Glas schrank aus Blüten? Ist ein solcher Versuch trotz aller Originalität nicht als barock zu bezeichnen? Die Krebenz dagegon, ebenfalls aus der Villa Obrist, macht einen sehr be friedigenden Eindruck, und man möchte glauben, daß einem im Grunde starken Talent der Kops verdreht worden ist Für diese Verdrehuna >var auch die Holzdeckr Kes Zimmers der Pariser Weltausstellung bezeichnend: auch hier Origi nalität, aber irregeleitete. Das Jahr 1901 zeigte einen neuen starken Vorstoß Pankoks in der Richtung des Outrierten, Exzentrischen. Ich bin ernstlich überzeugt, daß man schon in sünfuudzwaa-ig Jahren diesem Schreibtisch, die'e Kommode, dielen ganzen Damensalon, von den „Vereinigten Werkstätten" 1901 aus geführt und auf der Dresdner Ausstellung gezeigt, als Rari täten im populären Sinne, als Gcschmacksausartungen s" f ^freiwillig komischer Art noch einmal aus stellen wird. Man denke em Sofa, das eigens so gebaut ist, aer. daß cs den Eindruck machen soll, es stürze zusammen. M. n ff das Schaffen Pankoks zurück- denke ein« Kommode, die nur eine Kulisse ist, und noch dazu - . . "" - ijjx aus spindeldürren Beineu steht. Und was sollen in aller Welt die flügelartigen Ansätze an der Hinterwand d.s Schreibtisches? Alles so unsachlich, so unzweckmäßig und, ich wiederhole, so undeutsch als möglich. Aber freilich de.o- ratio, dekorativ auf Koston der Vernunft Im folgenden Jahre überrascht Pankok durch eine ziemlich reife Leistung, das Haus Lange >n Tübingen, dessen Außeu- und Innenarchitektur von ihm herrührt. In der „Dekora tiven Kunst" erschien damals ein Artikel „Luxuskunst oder Volkskunst?" von Hermann Obrist, der sich mit dcm Schassen Pankoks beschäftigte. Es heißt da: „Dieser Sohn der roten Erde (er ist Anfang der 70er Jahre als So.zn cims Schreiners in Münster in Westfalen geboren) har Zeilen des fast sagenhaften Elends durchgemacht, ehe er bei der „Jugend" durch seine Vignetten eiwas verdiente. Vorher war er aus der Schreinerwertstatt zu einem Steinmetz g> kommen, von da zu einem Dekorationsmaler. Dann ger et er nach Berlin, wo er weder damals hingehörte, noch jemals hingehoren wird. Bis er nach München kam, war er mebr als Landschaftsmaler tätig gewesen. Erst hier wurden Zimmermann und Berlepsch auf seine Radierungen aufmerk sam und die „Jugend" 1896 auf seine ornamentalen Ein fälle. Erst im Jahre 1897 veranlaßte ihn Direktor Krüger, stich ziekbewußtcr dem Kunsthandiverk zu widmen." Uno w weiter. Obrist ist also der Ansicht, Pankok sei „der Typus des unbewußten, phantasicoollcn, unbeschreiblich reichen dionysischen Träumers". Mag sein. Sicher aber, daß w r den in der JnnenarAtektur nicht brauchen können. Auch Obrist gesteht den „Taumel von zackig-bacchantischen Ein fällen" jener Zeit zu. Auch Obrist sagt: „als moderne Zimmer unbequem und ohne Ahnung von Komfort waren sie doch als Träume einzig." Zugestanden. Aber die „Träume" wurden in Ahorn anSgeführt und wirken nun als leibhaftige Möbel so barock und unorganisch, wie wir sie bezeichneten. Aber, wie gesagt, das HauS Conrad Langes :n TübinglN überrascht angenehm. Tie Außenarchitektur zeigt nur noch wenig Erzentrisches h. D. die Altane, die wie ein Beschläge- ornament wirkt). Tie Innenarchitektur bietet in der Diele schon eine reife, abgeklärte Leistung. Das Jahr 1903 bringt, von Pankok entworfen, das Cbe- schließunaszimmer in Denan. Mittlerweile toar Pankok an die staatliche Lehr- und VersuckSwerkstätte in Stuttgart be rufen worden: von dieser sind auch die Deffauer Arbeiten ausgesührt. So wild wie in den früheren Jahren schäumt hier der Pankoksche Most nicht mehr. Einzelnes, wie die sc- schnitzten Säulen und Balkenköpse der Diele sind trefflich cmunden und wirken bläkend in gutem Sinne. Anderes, vor allem das Pult deS Standesbeamten, ist in der alte« Zs Pankokscken Tollheit gehalten. Es ist wakrlich bezeichnend, S daß die Fratzen an der Vertäfeluna deS Musikzimmers der eirwm Brief, den sie zu i Weltausstellung in St. LouiS dem Künstler so aut gelungen Voltaire richtet, heißt cs. sind, denn sie sind der Ausdruck seiner Kunst. Tie Intarsien, daß jeder Dauer in Rußland sein Huhm effen kann, wenn mit denen die Wände die-cS Mosikzimmers mosaikartig ae-er will, und daß seit einiger Zeit di« Landlente ,n manchen mustert sind, sind willkürlich den Stubienmappen deS Künst» I Provinzen Truthühner den einheimisches vorziehen; daß der
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