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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070205027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-05
- Monat1907-02
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muß der Lu-gaog der Dahl am 25. Januar al- Folge und Reiultat der bisherigen Taktrk der Partei der deutschen Arbeiterschaft ein Menetekel lein. Nicht Stimmenfang und pa, lameniarischer Kuhhandel, sondern stetige prrazipielle Aus- llärung über den Sozialismus at« Weltaulchaunug sei seruer seine Loiung." Der .Schmutzlappen deS Hoiteniotieublocks". Nach dem „Taqdblatt für den amtSh. Bezirk Borna" h<tt die „Mulden- talzcttnng" di« deutsche Flagge als „Schmutzlappen des HottentottendlockS" beschimpft. Dies« infame Beleidigung t^r deut'chen Flagge charakterisiert an einem Beispiel, was in der deutschen Sozialdemokratie an Verächtlichmachung der eigenen siöatton möglich ist. Ein französischer Sozialdemo krat würde sich schämen, derartiges zu schreiben. * * Greater-Britaiu. Der Premierminister von Neusee land Sir Joseph Ward gewahrte auf der Durchreise zu der londoner Reichskonferenz einem Vertreter der Melbourne! Presse ein Interview, in dem er sein Programm entwickelte und Ausschluß gab über den Vorzugstarif für England. Ward erklärte, daß die Interessen der britischen Kolonien gleichbedeutend seien mit der Ausdehnung der interkolonialen Handelsverträge, einer VorzugSbehandlung der englischen Schiffahrt, der Einrichtung eines Reichsrates mit be ratender Stimme und dem Abschlüsse eines Uebereinkommens über di« Unabhängigkeit der Kolonien von den englischen VertvagArerpflichtungen, besonders bei der Regelung der Einwanderung asiatischer Rasten aus Japan und China, der natürlichen Feinde Australasiens. England verkenne die Wichtigkeit Australasiens, das eine größere Zukunft habe, als England sellbst. * Französisch« Militärangelegeuheiteu. In Clermont- Ferrant traf der Unterstaatsiekretär für den Krieg Charon ein, um sich über eine sozialistischerseits aufgestellte Be hauptung zu informieren, daß, ein Militärarzt durch Dienst zwang aegeu einen kranken Soldaten besten Tod verschuldet habe. Der Fall soll für den Arzt günstig liegen. * Ein Europäer in Marokko augeschosseu. Eine Ab teilung der Mission Die wurde vorgestern von Anhängern des Tewnajostammes in einem Hinterhalt angegriffen und ein Mitglied der Mission durch einen Kopfschuß verwundet. Die Mission sah sich gezwungen, nach Rabat zurückznkahren. Bei der marokkanischen Regierung ist in der Angelegenheit Klage einyereicht worden. * Prinzessin Clementine. Ter Zustand der Prinzessin Clementine von Koburg ist andauernd ernst. Tie Tempe ratur ist hoch, der Puls unregelmäßig, die Expektoration reichlich. * Die Revolution in Bulgarien. In der Sobranie wurde die Regierungsvorlage über die Reform der Universität von der vereinigten Opposition, bestehend aus der National partei, den Zankowisten, Demokraten und Sozialisten^ heftig bekämpft. Es kam zu stürmischen Szenen so daß die Sitzung unterbrochen werden mußte. * Di« russisch«» Wahleu fallen ganz reaktionär aus. Auch die Kandidaten der gemäßigt-liberalen Partei, der friedlichen Erneuerung, die «ns als die ".neiftsympathifche erscheint, wer den erbarmungslos abgesagt. Bei den Wadlmänncrwahlcn in Opotschka im Gouvernement Pskow ist Graf Heyden von der Partei der friedlichen Erneuerung nicht ge wählt worden. Ebenso ist in dem Distrikt Charkow nicht wiedergewählt worden das frühere Mitglied der ersten Duma Professor Kowalewski. Bei den Wahlmännerwahlen der Großgrundbesitzer der Provinz Moskau wurde Fürst Scherbatow, der Präsident des Verbandes wahrhaft rnssischerLeute, gewählt. Fürst Alexis Golitzin, Graf Gudawitfch, der Führer der Partei der friedlichen Erneue rung Schipow, das Mitglied derselben Partei Wukowskoy und Fürst Paul Dolgoruky der Jüngere, die ebenfalls als Kandidaten ausgestellt waren, wurden nicht ye w äh lt. Freilich wird bemerkt: Diese Wahlen seien noch nicht end gültig, weil es nur Wahlen ersten Grades feien: das End ergebnis könne durch die noch ausstehenden Wahlen in den Städten ein anderes werden. Indes ist das ein magerer Trost. Bei der parteiischen Wahlmache der Regierung Stolypins konnte natürlich auch kein anderes Resultat ber- auskomman. Wieder wird einmal aus Warschau ein Vor gang gemeldet, welcher die russische Wahlfreiheit in io rech tes Licht setzt: Aus Grund einer Verordnung des Ober- volizeimeisters sind sämtliche Wahlbureaus der fortschritt lichen Parteien geschlossen worden. Nur die der Natio- nalisten blieben verschont. „Nationalisten",bedeutet wohl die „wahrhaft russischen". — Anders lautet folgende Nach richt: 'Die Zeitung „Ruß" meldet aus Moskau, dort bestehe allgemein dre AMicht, daß die gestrigen Wahlen das Ergeb nis aller Wahlen in Stadt und Gouvernement Moskau im voraus entschieden hätten. Es wurden vorzugsweise ^Ka detten gewählt werden, welche aber einen oder zwei Sitze den Vertretern des sozialistischen Blocks würden überlasten müssen. — Der „Ruß" setzt überhaupt, wie wir schon geschrie ben haben, erhebliche Zweifel in die amtlichen Wablzisiern. Er beschuldigt das Wahlbureau der Regierung der -Mo- oelei". * Gurk». Der in die russische Schwindelaffäre verwickelte Ministergebilse Gurko weigert sich, seinen Abschied einzu- reichen und beantragt gegen sich das Gerichtsverfahren. — Tas erste Departement deS Reichsrates hat nunmehr über die Bestechungsangelegenbeit Gurko-Lidwall beraten und in folge der von Gurko abgegebenen Erklärungen beschlossen, eine vorläufige Untersuchung über diese Angelegenheit an zuordnen. ' Der Waiwupu hat die Gouverneure angewiesen, Mittel zur Eröffnung weiterer Häfen durch die Erhöhung der Hafen abgaben von Fremden und Chinesen wufzubringen. Lokales und vermischtes. Wetterbericht -es kgl. fächs. meteor. Institut« zn Vrerbe«. Voraussage für den 6. Februar. Müßige westliche Winde, meist trüb«, Schnee, gelinder bezw. milder * Pädagogisches Preisausschreiben. Für die ehemaligen Schüler des Lehrerseminars zu Dresden-Friedrichstadt er folgt für 1907 ein Preisausschreiben ans den Mitteln der Ammonstiftung. Das zur Bearbeitung gestellte Thema lautet: „Moderne Erziehungsromane". Die Arbeiten sind dis Ende November bei der Hauptkanzlei des Rates der Stadt Dresden einzureichen. * Die Zahl der Feuerbestattungen bewegt sich in Deutsch land seit Zähren in aufsteigcnder Linie. Im vergangenen Jahre erfolgten in 13 gegenwärtig in Deutschland bestehen den Krematorien 2061 Einäscherungen, gegen 1769 im Vor jahre. Nur in Jena und Heidelberg ist im letzten Jahre ein Rückgang zu verzeichnen. Dafür sind aber im letzten Jahre verschiedene neue Krematorien in Tätigkeit getreten. Feuer- bestatiungen überhaupt Wunden in Deutschland bisher 12 097 vollzogen. * Plakatwettbewerb. Das Preisgericht zur Beurteilung der Entwürfe für ein Plakat der Brauerei Riebcck L Co., über besten Zusammentritt wir gestern berichteten, hat unter 119 eingegangenen Entwürfen den Entwurf von Fräulein Marie Hambach-Magdeburg mit dem ersten, den von William Krause-Dresden mit dem zweiten und den von Hans Blanke-Magdeburg mit dem dritten Preise ausge zeichnet. Die Preise betragen 1000, 600 und 400 ^l. Ferner wurden zwei weitere Entwürfe zum Ankauf vorgeschlagen. Die öffentliche Ausstellung der Entwürfe geschieht im Kunst gewerbemuseum. Leipzig ist bei dem Wettbewerb diesmal also leer ausgegangen. D Jubiläen. Der Steinsetzpolier Friedrich Wilhelm Ruhl in Leipzig-Lindenau begeht morgen bas Jubiläum 25jähriger Tätigkeit im Straßenbaergoschäst von Friedrich Walther in Leipzig-Reudnitz. — Am 7. Februar begabt das 25jährige Jubiläum als Beamter der Stadtgemeinde Leipzig der Beleuchter am Stadttheater Karl Heinrich Stemmler in Leipzig. * Arbeitertnrner. Der in Leipzig seßhafte Arbeiter- Turnerbund hält seinen achten Bundestag vom 19. bis zum 21. Mai d. I. in Stuttgart ab. — Das heutige Rußland wird Redakteur Dr. Adrian Polly aus St. Petersburg am kommenden Freitag im Kaufmännischen Verein zum Gegenstand eines fesselnden Vortrages machen und es >n seinen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen näher beleuchten. Bei den Erfahrungen des Redners dürsten interessante Schilderun gen des russischen Lebens zu crivarten sein. * Wem gehören die vollgeschriebenen Hefte der Schüler? Tas Oberverwaltungsgericht hatte sich mit der Frage zu be schäftigen, ob ein Schuldirektor berechtigt ist, die vollxe- schriebcnen Hefte der Schüler zurückzubehalten. Nachdem der Sohn eines Notars die höhere Lehranstalt verlassen hatte, forderte der Vater von dem Direktor der Anstalt mehrere Hefte zurück, die lateinische und griechische Arbeiten seines Sobnes enthielten. Der Leiter der Schule erklärte sich zwar bereit, das unbeschriebene Papier auszuhändigen, lehnte cs aber ab, die Hefte mit den Arbeiten hcrauszugcben. Der Vater betonte aber, er habe ein großes Interests für die Arbeiten seines Sohnes und beantragte im Wege der Klage, den Leiter der Schule zur Herausgabe der Hefte zu verurteilen, die er für sein Geld angeschasst habe. Das Amtsgericht wies jedoch die Klage des Notars ab. Als dieser gegen das amtsgcrichtlichc Urteil Berufung einlegte, erhob die Kgl. Regierung zugunsten des Schulleiters den Konflikt mit der Behauptung, da die Arbeiten für die Schule angc- fertigt seien, so stehe der Schule auch ein Anspruch aus die Hefte mit den Arbeiten zu, damit die Aufgaben des Unter richts durch mißbräuchliche Benutzung der Helte nicht ge fährdet würden. Der Direktor der Schule habe durch die verweigerte Herausgabe der Hefte seine Amtsbcfugnistc nicht überschritten, sondern lediglich die Weisungen der Kgl. Re gierung befolgt. Das Oberverwaltumgsgericht erachtete die Ansicht der Kgl. Regierung für begründet. Tic Arbeiten, die die Schüler für die Schule angefertigt haben, stehen auch der Schule zur Verfügung: die Lehrer seien daher berechtigt, die vollgeschriebenen Heft« -urückzubehalteu, sobald die Schüler abgehen, das unbeschrieben« Papier müsse aber herausgozeben werden. * Verhaftung««». Bei «men» Streit, der -wische» einem 29 Jahre alten Arbeiter und einem Bauunter nehmer entstanden war, schlug esterv seinen Gegrer mit einem Feuerhaken über den Kopf und warf ihn außerdem eine Treppe hinab. Der Bauunternehmer hatte verschiedene Verletzungen erlitten und Ker Täter kam in Haft. — Wegen dringenden Verdachts, Ueöerzieberdiebstähle begangen zu haben, wurde ein wegen Diebstahls schon vorbestrafter 24 Jahre alter Bah narbeiker aus Grabschütz fest genommen. * Unfall. In der Tauchaer Straß« kam gestern «in bSiähriger Schneidermeister -u Falle und erlitt Verstauchungen am linken Knie und am linken Handgelenk, so daß er auf einem Stuhle in seine Be hausung getragen: und in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. * Vermißt wird seit dem 29. v. M. der am Schleußiger Wege in Kleinzschocher wohnhaft gewesene Maurerlehrlorg Friedrich Gustav Werner, geb. am 27. April 1890 zu Kleinzschocher. Seine Eltern befürchten, daß ihm ein Unfall zugestoßen ist, da irgend ein Grund zur Entfernung nicht ersichtlich ist. Der Vermißte ist mittelgroß, schlank, hat dunkelblondes Haar, volles, gesundes Gesicht, stottert zeit weilig etwas, trug dunkelblaue Hose, dunkles Jackett, grün wollene Unterjacke, schwarzen Hut und G. W. gezeichnete Leibwäsche. * Frevelhafter Ueberinut. Ein unbekannter Täter zer trümmerte mutwilligerweise ein am Grundstück Moritz- straße Nr. 1 angebrachtes Reklameschild von Glas nn Werte von 25 -<l. * Eiumieterdieb. In einer Wohnung in Dolkmarsdorf trat ein unbekannter, etwa 20 Jahre alter Einmieterdieb auf, bcr sich als Schlosser Friedrich Böhme ausgab. * Hoffnungsvolle Bürschchen. AuS einem Verkaufsladen in der Lützener Straße entwendete ein etwa 9 Jahre alter Knabe, in dessen Begleitung sich ein gleichalteriger Knabe befand, einen Holzkasten mit einer größeren Partie Räder zn Taschenuhren. Die Bürschchen flüchteten mit ihrer Beute nach der Odermannstraße zu. * Gestohlen wurde vom Korridor eines hiesigen A r z t e S eine schwarze, breite Sealstola mit 6 Schwänzen im Werte von 180 Als Dieb kommt in Frage ein Unbekannter, der sich als Herlmagnetiseur ausgab. Er ist etwa 45 Jahre alt, übermittel, hat volles Gesicht, rotes Haar und Schnurrbart und trägt Brille. — Ferner wurden gestohlen aus einem Lagerraum im BrühI 20 Nutriafelle, gezeichnet „Prima", und 5 Nutriafelle im Gesamtwerte von 465 Zl: aus Gartenabteilungen an der Grenz straße in Volk marsdorf 4 belgische Riesenkaninchen und eine Anzahl andere Kaninchen: ans einem Vergnügnngslokal in der Wcstvorstadt ein schwarzer, mit Weißen Fäden durchzogener Winterüberzieher und ein Spazierstock mit silbernem Griff. * Die letzte Leiche von der Katastrophe in Reeden wurde gestern um 11 Uhr zutage gebracht. Bet »er Schlittenfahrt verunglückt. Aus Breslau meldet uns ein P rivatteleqramm: Im Zobtengebirge verunglückte der 35jährige Privatdozent für Gynäkologie an der Breslauer Universität Dr. Roland Sticher mit seinem Sportschlitteu. Er erlitt schwere innere Verletzungen und starb bald darauf. Millionenspendc. Das Pariser Mutt La Presse" meldet, der am 4. Februar verstorbene Bankier Osiris habe dem Institut Pasteur mehrere Millionen Francs vermacht. Große Feuersbrunst. Aus London wird depeschiert: Eine ungeheure Feuersbrunst brach gestern in der Wow- street aus. 40 Dampfspritzcn waren in Tätigkeit. Es ge lang trotz aller Anstrengungen nur, das Gebäude zu retten. Der Schaden wird auf 3 Millionen geschätzt. Familientragödicn. Aus Pest wird gemeldet: In Ko er ntend hat der Polizist Pocze nachts nach einem häus lichen Zwist feiner Frau und seinem Kind den Hals durchschnitten und sich dann erhängt. — Aus Wehl heiden wird mitgeteilt: Der 36 Jahre alte Schuhmacher Matheis vergiftete in der vergangenen Nacht seine Ehe frau, seine drei Kinder und sich selbst mit Rattengift wegen Mangels an genügendem Arbeitsverdienst. Alle fünf wurden schwer erkrankt und bewußtlos in das Krankenhaus geschasst. Es ist jedoch Hoffnung vorhanden, sie am Leben zu erhalten. Millionär und Mörder. Aus Nelw A.ork wird tele graphiert: Im Prozeß gegen den Millionär Thaw wogen Mordes beschränkte der öffentliche Ankläger die Be weisaufnahme aus die Tatsache des Mordes und ließ das Motiv dahingestellt. Die Verteidiger erklärten, Thaw sei erblich belastet und habe sich als ein Werkzeug der Vorsehung betrachtet, er habe die Natur seiner Tat nicht gekannt und bereits seit 3 Jahren White nachgestellt. Wieder ei« Gr»be»»aaUlck. Eia Telegramm au- Elkins lDestvirginiaj meldet, daß infolge einer Explosion in der Davis-Kohlen- und Koksgesellschaft zu Thomas gehörige» Grube 25 bis 30 Bergleute, meist Ausländer, getötet wurden. Generalverlammluny des Albertzweigvcreins Leipzig. Unter dem Vorsitz des Geheimen RegierungSrairs Dr. Grüuler fand heute vormittag im Saale deS Mariendeims die ordentliche Generalversammlung de- Albertzweigvereins Leipzig statt. Der Cchrisifüdrer de- Verein-, Siadtrat Dr. Schanz, erstattete den Jadrr-bnncht, dem wir folgende- ent nehmen: Das Berichi-jadr 1906 war da-38. t>«S Verein-. Der Schriftwechsel mit dem Direktorium de« Alberlverriu« in Dresden war wieder ein sehr lebhafter, ebenso auch der Verkehr mit den Be- Hörden und anderen, gemeinnützige Zwecke verfolgenden Korpo rationen. Die Prüfung der Schülerinnen deS ZweigverelnS fand am 28. April statt. GS unterzogen sich derselben 8 Lehr schwestern, die sämtlich gut bestanden. Die Königin-Witwe verlieh am 23. April die Auszeichnung der „Großen Haube" den Albertinerinnen Schwestern Nina Meidell und Gertrud Korn und die gleiche Auszeichnung am 5. Angust den Schlvestern Emmi Wirkan, Alide Kurtzig. Rosa Rerzler, Marie Kunde und Margarete Franke. Drei Schwestern wurde die „Dienstauszeichnung" zuteil. Ten Alberlinerinnen Schwestern Anna Otto und Gertrud Sckuchardt wurde die Larolamedatlle in Silber, den Schwestern Hedwig Rotbe, Olga Gaudeck und Cbarloite Mattick wurde die Larolamedatlle in Bronze verlieben. Nab Vereinbarung mit dein Rat der Stabt Leipzig wurden zwei Schwestern zur Srankenvslege nach der Leipziger Pflegstätte bei Adorf i. B. entsandt. Mit dem Evangelvcheu Fraurnverein iu Florenz wurde ein Ab kommen dabiu getroffen, daß demselben 2 Albertinrrinoen mit zwei jährigem Wechsel zum Krankendienft zur Verfügung gestellt werden. Im Lerichtsiahre wurden insgesamt 17 840 Pflrgetage geleistet. Hiervon entfallen auf die AnstaltSoflege 1* *584 Tage und aus Privaipflege ausschließlich der Armen- und Gunetnvepslege 4256 Tage. Verpflegt wurden 83 Arm«, was 656 Besuche erforderte Der Aufwaub für di« Armeukraakenpflege betrug 1882 X Aus dem Vorstand« schied im Laufe de- Berichi-jahrrs Frau KreiShauptmann von Ehrrnstein, welch« für ibr« long- lädttge unv erfolgreiche Tätigkeit von der Königin Witwe Carola zum Ehrenmitglieve deS AlbertzweigveretaS Leipzig ernannt wurde. Au die Stelle der Ausgrichiedeneu trat al- Vorsitzende des Ver ein- Frau Generalin Gräfin Vitzthum v. Eckstädt, dtr bereit- seit dem Jahre 1904 dem Vorstand angrhört«. Neu irr den Vorstand berufen wurde Freifrau n. Welck. Anläßlich der letzten Geburi-tag-seier der Köaigin-Wttwe erhielt da- Vorstands- Mitglied, grau Geh. Mcdizinalrat Trendeienburg, die Larola- Medaille in Silber und bei der gleichen Gelegrnbeii wurde die Oberin, Frau von Zimmermann, die seit 1903 dem Vorstand 'ungestört, mit dem goldenen Oberinnen kreuz mit dem Namenszug der Sönigin-Witwe aus gezeichnet. Ter Schatzmeister, Jnstizrat Dr. Engel, erstattete hierauf den Kassenbericht. Mr entnehmen demselbeu folgendes: Der Lassenbesiand am Ende des Jahre- 1905 betrug 10 079,72 X An Pfleggeldern gingen ein 30 162,01 X, au Beiträgen der freiwilligen Schwestern 1002,50 .X, au Mitgliederdeiträgen und dergl. 3132,35 X, au Etiltung-ziuseu 4477,20 .X, an Wertpapieren 1500 Xi, vom Rat der Stadt Leipzig au- der Stiftung eines Menschenfreunde- 600 Xi und aus vor jährigen Uedrrschüssen 600 X, an Geschenken 5721,45 .X, dazu der Reinertrag aus der Verwaltung des MarienheimS 1529,46 X, zusammen 58 804.69 X Die Gesamtausgaben betrugen 39 928 .X. sodaß der Verein mit einem Kaffenbrstand von 18879,24 X in das neue Geschäftsjabr eintreten konnte. Das derzeitige Verein-Ver mögen belänst sich auf 284 206,74 X Ter von Generalkonsul Derham erstattete Bericht über die Polikliniken und da- Krankenasyl besagt: Zur Behand lung kamen 831 Augenlranke, 376 Ohrenkranke, 240 Nerven kranke, 234 Patienten für iunere Krankheiten i» der Poliklinik, insgesamt 1731 Personen. Die Summe der Verpflegten in der stationären Klinik betrug 94 mit 911 Verpslegtagen (gegen 1l6 mit 1013 Verpslegtagen in 1905). Die Kastenverhältnisse des Asyls gestalteten sich wie folgt: Den Einnahmen in Höhe von 10151,08 X standen 6270,46 Xi Ausgaben gegenüber, so daß der Kaffenbrstand 3880,62 X beträgt. Die Bewegung in den einzelnen Polikliniken ergibt folgendes Bild: In der vom Sanilütsrat Dr. Stimmet geleiteten Poliklinik für Odrenlranke wurden behandelt: 78 Männer und N4 Frauen in zusammen 1353 Konsultationen). Außerdem wurden in der stationären Klinik 63 Augen- und Ohrentranke an 678 Verpfleg tagen behandelt. Bei den chronisch eitrigen Mittelohrentründungen, szn welcher Krankheit besonders die Kinder in der Poliklinik ein großes Kontingent stellen, tam im Berichtsjahre ein neues Ver jähren vielsacd zur Anwendung, wodurch ost gerade bei den schlimmsten Formen recht gute Resultate erzielt wurden. Die von Tr. med. Brassert geleitete Poliklinik für Nervenkranke bedandelte 240 Patienten in 2460 Konsultationen. Bon Nervenkrankheiten gelangten 186 Fälle zur Behandlung. In der Poliklinik für innere Krankheiten (Leitung: Dr. med. Höhne) wuiden 47 Männer und 127 Frauen, zusammen 234 Personen, sowie 60 Länder behandelt; die Anzahl der Konsul' talionen betrug 802. In der vou Professor Dr. Schröter geleiteten Poli klinik für Augenkranke wurden 166 Männer, 370 Frauen uud 282 Kiuder behandelt. Operationen wurden auSgesührt 80. Rodelpartie von den Unterkunftsbäusern des Brunstein, des Herzogstandes oder des Hirschbcrges. Es ist ein Ver gnügen, Zeuge zu sein von einer solchen rasenden Taffahrt. Wie röten sich die Wangen von so manchem.bleichen Stadt- korke, wie atmen die Lungen begierig die frische Berglust. Mit Blitzeseile geht es hinunter. Da eine Kurve! Das Fräulein im sportsmäßigen Kostüm mit dem weißen Sweater, den festen derben Pumpbosen aus Loden und den schneedicyten Wickelgamaschen um die graziösen Waden ist keine Unerfahrene mehr. Elegant verlegt sie ihr Gewicht. Der Schlitten hat die scharfe Wegbiegung genommen. Mt einem fröhlichen Lachen geht cs in Windeseile weiter. Nach unserer feschen Rodlerin kommt ein älterer Herr. Ein Bureaukrat, der es sich wohl vor 10 Jahren noch nicht träumen ließ, daß er noch einmal wie ehedem als Abc- ichütze Schlitten sahrcn würde. Damals war es freilich nur ein Stückchen von zwanzig bis dreißig Metern, die er mit seinem eisernen Schlitten wohl hundertmal hintereinander herabnihr. Heute war er zuerst vier Stunden hinausge stiegen. Mißtrauisch betrachtete er zuerst oben die zum Verleihen angeborenen Rodel. Endlich ließ er sich über- reden. Na, warum denn nicht? Ter Herr Negierungsrat und der „Geheime" rodelten ja auch. Am Anfänge ging es gut. T-anm freilich die Kurve! Natürlich steuerte er pevode entgegengesetzt. Der Schreck dauerte aber nicht lang. Eiligst krabbelt er och aus dem Weichen Schnee, in welchen er im weiten Bogen geschleudert. Aber ach. der Schlitten! Herrenlos ist er durcbaebrannt. Zum Glück nicht weit. Auch er hat in dem Schneewall, der die Bahn hemmt, gar bald auf seinen Herren warten gelernt. Wenn freilich Tau- Wetter eintritt, dem scharfer Frost folgt, so ist es mit dem Rodeln ein eigenartiges Vergnügen. Die Bahn besteht dann aus hartgefrorenem Schnee, der schon mehr rauhem Eise ähnelt. Da gibt es dann kein Bremsen mehr, und wehe dem, der in verdoppelter Geschwindigkeit an der Kurve zum Falle kommt. Die Schneewälle sind natürlich auch vereist, was der ungeübte Rodler wohl noch einige Wochen spüren und an verschiedenen blauen Flecken ersehen kann. Ein schwierigerer Sport als das Rodeln, das in seinen Anfangsoründcn eigentlich jeder sofort kann, ist das Lausen mit den Skiern. Drollig sieht eS sich an, wie der Anfänger müh-sam die nicht allzusteile Halde hinausklimmt. Wie ost er sich doch mit den langen Holzschienen irrt, wie er ge- wistermahen seine beiden Füße verwechselt und dann hilflos im Schnee liegt. Dann das verflixte Aufftehen mit den langen, am Anfang recht unbeguem scheinenden Skiern. Kaum meint er, es wäre erreicht, da rutscht er mit dem einen Fuße wieder -aus, und er beginnt von neuem mit seiner „Au'ersrebnng". Bergab getraut er sich anfänglich nur von ganz sanften Abhängen zu fahren. Aber auch hier ereilt ihn bald das Schicksal, und nickt selten kommt es vor, daß der Neuling im weiten Bogen mit dem Kov: voraus in den Schnee geschleudert wird, wo man nur die verzweifelt strampelnden Füße mit den Skiern von dem ganzen SvortS- mann erblickt. Dagegen der gewandte Skiläufer, der Kunst- lvringer! Schneller als wie mit dem Rodei'cklitten faust er den steilen Hang herab, zu dem Vorsprung aus Schnee, dem Sprunghügel. Zwanzig biß dreißig Meter ist seine Sprungweite, ehe er mit den Skiern die steile Halde wieder berührt. Selbstverständlich gehören Sprünge von dreißig bis fünfunddreißig Metern schon zu den Seltenheiten. Be sonders gute Springer finden sich naturgemäß unter den Skandinaviern, Koch haben es auch unsere Gebirgler, die sich den ganzen Winter dem Sporte widmen können, zu schönen Leistungen gebracht. Gar mancher von den Jägern, die früher nur mit Steigeisen und Schneereifen umzugehen wußten, viele der Bergführer und der wohlhabenden Bauern burschen haben schon eine bemerkenswerte Meisterschaft er reicht. Doch was wäre Skilauf, was Rodeln, wenn nicht die herrliche Bergwclt den Hintergrund für beide Sporte bieten würde. Ohne gebahnten Weg strebt der Skiläufer zu den Spitzen der Berge. In violetten Tönen schimmert die bay rische Hochebene zu ihm heraus. Vom schärfsten Weiß bis zum tiefsten Ultramarin wechseln die Kontraste der ver schneiten Halden und der vereisten Wände. Mer nickt grell und hart, in fein abgetönten Uebergängcn malen sich die feenhaften Bilder des Winters in den Bergen. In Spalten und Höhlen, die Eis und Frost in die kolossalen Felsmasscn gegraben, glitzern kunstvoll aneinander geschmiegte^ Eis nadeln. Oft glaubt man an der Morte zu dem Schlosse des Eiskönigs zn sein, aus welcher das Klingen zarter gläserner Instrumente dringt. Es klingt und singt in diesem Gewirr von tausenden Nadeln und Spitzen. Welch stolzes Bild ist cs ferner, wenn die mächtigen Edelhirsche rudelweise M den Futtcrstellcu ziehen, wenn cs uns vergönnt ist, dem laust so flüchtigen, scheuen Könige der Alpen auf wenige Schritte nahezukommen. Auch die furcht same Gemse verläßt notgedrungen die unwirtlichen Fels gebiete, und schüchtern nahen auch sie sich dem Reiche des Menschen. Ueber all diese Schönheiten des Winters, durch welche der modernc Sporismann fast wie im Fluge eilt, über den weißen Firnschnee wölbt sich ein Firmament, in tieferem Azur, als über den Küsten des Südens. Freilich nicht allzu lang. Brausende Schneestürme verdunkeln zu oft nur die lichten freudigen Farben des Baycrnlandes, beulender Föhn wind fegt den glitzernden Schnee in schmutzig-farbenen Wild- bächen in die Täler, und der heitere Himmel hüllt sich in trauriges Grau. In dummen Stuben träumen dann die Menschen, denen cs der Eiskönia der Berge angetan hat, von neuem Sonnenschein, von neuem, blinkendem Weiß der Schneedecke, der allein der Wintersport sein Dasein verdankt. * Hambarger Brief. Man schreibt uns vom 3. Februar: Isadora DuncanS Tanzschule gab heule eine Matinee im Tbalia-Tbeater, die vom Verein zu ihrer Unterstützung und Er- staliunq veranstaltet wurde Hamburg bat trotz der movernen Be strebungen noch immer kein rechtes Matineepublikum, so war der Besuch kein besonders großer, aber dafür ein vecständnisooller. Nach einem einleitenden Klaviervortraq von Pros. Hermann Lasont, der aoch die Musik zum Tanze sedr fein «vielte, erschienen die kleinen Mädchen mit nackten Beine» und Armen in kurzen, griechisch drapierten Gewändern aus Gaze. Sie tanzten eine Gigue von Corrlli und alifranzösische Gavottes und Musette-, Die rhythmisch und taktisch prächtigen und anmotiaen Bewegungen Wilken be ruhigend auf die Nerven und Sststetisch für da- Auge. Die folgenden Sarabande und Menuett von Corelli waren geeignet, zur Andacht zu stimmen. Im ganzen sand der erste Teil eine zu einseitig ernste Zusammensetzung. ES wurde zwar lebdaft applaudiert, doch kam mebrsach die Ansicht zum Ausdruck im Foyer, baß der Kindertanz eine gewisse Melancholie enthielt, die nicht natürlich erscheine. Es kam der zweite Teil uud ganz anders wirkte dieses Zeichen ans unS ein. In der schwungvollen Ballettmusik von Franz Schubert, im Walzer von Joseph Lanner, in dem Lieder reigen „^vnkevivx ol tdv üovers" von Henry Pasmore ent- salteien die Kleinen ihre entzückende Grazie, ihren kindlichen Humor, und es war eine Lust ihren berückenden und so stilvoll einfachen Schwingungen zuzusehen. DaS Publikum erwärmte sich immer mehr für die Kunst der Isadora und die kleinen Tänze- rinnen mußten den Schleierreigen und noch andere mein: wieder- holen. Die Ovationen erreichten ihren Gipfel bei Humperdincks Roseoringel rind Tanzreigen. Ter Schluß wurde durch Wieder holle Zugaben verlängert und höchst befriedigt von dem eigen- artiaen Genuß gingen groß und klein nach Hause. — Unter dem Vorsitze von Medizinalrat Prof. Hoffa, Prof. Humperdinch Bankier Kretschmar und Prof. Schott hat der obenaenannte Verein eine Zivrigarnvve Hamburg-Altona gegründet. Viel Sympathie für diese Sache ist besonders in Altona vorhanden, wo der Turn inspektor Müller für die Turn- und Tanzresorm eine große Pro paganda entfaltet. 21. L. * Friedrich Westerman» Der bekannte Verleger Friedrich Westermann in Braunschweig, ein Sohn des Begründers dec ver dienstvollen Firma George Westei mann, ist gestern abend, 67 Jahre alt, gestorben. Friedrich Wettermann bat do- Erbe seines Vater-, dec daS deutsche Familienblatt in seiner illustrierten Zeitschrift „Weslermanns Monatshefte" in belletristischer und teckniicker Be ziehung zu einer höchst erfreulichen Blüte brachte, sorgsam gehütet. Das Blatt, das im vorigen Jahre sein jünfzigiäbriges Jubiläum feierte, verstand er in der alten gediegenen Weise sorizuleiten. Bon den Autoren, die Friedrich Wettermann herauSgeqeben hat, seien die drei Namen Wilhelm Raabe. Theodor Storm und Friedrich Svittliagen genannt. Da- beste Verdienst, das sich der Verstorbene erworben bat, war seine Herausgabe der Werke Theodor Storms ia einer billigen Volksausgabe. Dimitri Mendelejew. Mendelejew, dessen Tod wir mcld-ten, war ein Gelehrter, der weit über di« Gienzen seiner russischen Heimat hinaus das größte Ansehen genoß. Obgleich er sich seinen deutschen Lehrern angelchlossen batte, versuchte er doch die Chemie, besonders di« Lehre von den Elementen, auf selbständige Art weiter zubauen. und so danken wir ihm die berühmte Tdeorie vom perio dischen System der Element,. Er hat nachgewiesen, daß die Elemente von ihrem Atomgewicht abhänqrn, daß zwischen den einzelnen Elementen bestimmte, gesetzmäßige Atomgewicht«, abttönde zu erkennen seien, die mit bestimmter Gewißheit sür jede- bisher in der Chemie gefundene Element zntreffen. Durch dir'e Feststellung gelang e- ihm. den chemiicken Forichern Wege auzugeben, auf denen sie neue Elemente entdecken konnten. Sie wit'en di« Lücken »ach, dir in der Periodizität der einzelnen Atom- gewichte bestanden, und nach diefe» Brrechouncieu gelang e- idnen wirklich, »eu« Elemente z» finde». Nach der Methode MrodelejewS worde so von dem Direktor deS Freiberger Hüttenwerkes Clemens Winkler das Germanium entdeckt. I» seiner Heimat hat Mendclejew als Lehrer außerordentlich fruchtbar gewirkt und eia Handbuch der anorganischen Chemie geschrieben, daS sehr geschätzt wird. * Der Hervorruf im Theater. Nach den Lürmffenen, die sich bei der Erstaufführung der „Jungfern vom Bischvfsberg" im Leisinqtheater ereigneten, als Gerhart Hauptmann von feinen Ole- treu-n herausgerusen wurde, scheint die Frage interessant zn kein, wie alt die Sitte de- HerauSruiens überdauvt ist. Der erste Hervorruf ereignete sich am Abend des 26. Februar 1743. An diesem denkwürdiqen Tage sand in Paris die ersste Aufführung von Voltaires „M'-rope" statt. Ter berühmte Schrijtsieller hatte schon vorher bas Pariser Publikum mit keinen Bühnenwerken begeistert; aber keine seiner Tragödien hatte so gefallen, wie an jenem Abend „Mörope". Die Be geisterung war so groß, daß daS Pnblilnm durchaus den Autor sehen wollte, nm ihm seine Bewunderung zu zeigen. In einem seiner Briese erzählt Voltaire, wie sich dies zutrug: „Die Begcisterung war so groß, daß das Publikum unter lautem Rufen mich zn sehen ver langte. Mau holte mich aus meinem Versteck hervor und führte mich mit Gewalt in die Loge der Marschallin vou Villars, wo sich auch deren Schwiegertochter befand. Tas ganze Theater schien ratend geworden zu sein; alles rief der Herzogin von BllarS zu. daß sie mich küssen solle, und der Lärm war so grop, daß sie aus Befehl ihrer Schwiegermutter gehorchen mutzte. Ich bin also öffentlich gekützt worden, wie Alain Chartier von Margarete von Schottland geküßt wurde; aber er schlief, und ich war wach." * Kleine Chronik. Der bekannte französische Ovcrnkomvonist Camitle Erlanger, der Komponist des „Polnischen Juden", vollendete soeben eine neue Oper, deren Held kein anderer als ter Dichter der „Nächte", Alfred de Muffet, ist. Die Liebesabenteuer des Dichters, bei denen natürlich auch Georges Sand eine qrvtze und tragilcke Rolle spielt, werden darin in freier Phantasie be handelt. Die Novität, zu der Jules Bois das Textbuch schrieb und die die Opera Comique erwarb, führt den Titel: „Die Liebenden von Venedig". — Tie Gründung eines besonderen Museums für die ältere deutsche Kunst wird von der Gcneralverwaltung der königlichen Museen zu Berlin geplant. Zur Verwirklichung des Gedanken- sollen in der nächsten Zeit die großen Lücken an-gcsüllt werden, die die Sammlungen nach dieser Ricrtung bin ausweisen. Abgesehen von Werken der Kleinkunst fehlt eS namentlich an größeren plastischen Arbeiien, die zur dekorativen Wirkung der Räume deS neuen Museums gebraucht werden. Es ist eine autzerorventlichc Tätigkeit entfallet worden, um in den hauptiächlich in Betracht kommenden Eiüdten und Landbezirken Deutschlands nach solchen Kunstwerken zu suchen. — Frank Wedektnd bat soeben rin neues Stück vollendet. E- ist eine Komödie, die den Titel „Musik" führt. — AuSder Humboldt-Stiftung der Berliner Akademie der Wis senschaften ist für 1907 eine Summe von rund 9000 Mk. zu veraebeu. Die vom vergangenen Jahre verfügbaren Mittel in Höbe von 7000 Mk. find Herrn Walter von Knebel zn einer haupffächlich im Interesse der Vulkanologie unternommenen Forschungsreise auf Island be willigt woiden. Tr. von Knebel ist dort bereits seit längerer Zeit tätig. — Nach wrgsältigen Experimenten im Laboratorium für Pesiforschnng in Bombay ist feiigrstellt worden, daß die aus reinem Nickel, Nickel und Kupfer. Kupfer und Silber bestehenden Geldmüozen eine baklerientötende Wirkung ousübeo, fo daß inSbrsouder« eine Ver breitung de« Pestbazillu« durch solch« Mü»-e» »ar i» geriage«. Grad« zu besürchteu steht.
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