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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070206028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-06
- Monat1907-02
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kür Leipzig »»d Borortr: Iu der Haupt» Erprdttio» oder deren Ausgabestellen ab geholt monatlich: Abgabe 4 (1 mal täglich) 70 Pt , «aSgabe v (2 mal täglich) 80 Pf, bei Zustellung in» Hau- AuSgab« - 80 Pf., Ausgabe ö l Mark. Durch untere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen (I mol täglich)innerhaIbDeu«ichlandS monatlich l Mark au-Ichi. Bestellgebühren, sür Oesterretch-Ungarn 5 4Ü d vierteljährlich, dir übrigen Länder lau« ZeitungSpreiSliste. Dirje Nummer kostet aut SSt ttt - allen Bahnhöten und bei III den ZeitungS-Verkäufer« Aetatttou und Vr-e-tttaa: JohanniSgass« L Telephon Nr. lüS, Nr. 22?, Nr. 1173. Berliner Aedatttons-Vurean: Berlin XV. 7, Prinz LouiS Ferdinand» Straße 1. Telephon I, Nr. 9275. Nr. 37. Abend'Ausgabe 8. MpMer.TagMM Handelszeitung. Ämlsölatt -es Mates und -es Nolizeiamtes -er LLa-1 Leipzig. Mittwoch 6. Februar 1907. Auzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petüzrile für Geschäfts» Inserate anS Leipzig und Umgebung 22 Pf. Familien-, ÄohnungS» u. Stellru-Anzeiaen, sowie An- und Verkäufe L0 Pf., stnanzrellr Anzeige» 30 Pf. für Inserate von auSwärt» SO Pf. Reklamen 72 Pf. auSwärt- 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tauseub exkl. Postgebühr. GeschSftSaazrigen an beoorzugler Stelle im Preise »rdöht. Rabatt nach Tori«. Für Inserate vom Ausland« bewnderer Laris. Anzrigen-Annadme: Au-uftu-platz 8, bei «ämtlichru Filialen u. allen Anaoarrn- Llpeditionrn de- In- und Auslandes. ür daS lericheiuen an bestimmten Tagen «. llätzea wird keine Garanti« übernommen. H«att»FUtale Berlin: LarlDn» ck« r,Herzgl.BaqrHofbnchhandlg. Lützownraße 10 tLelephoa Vl, Sir. 4S0S). FUial-Erpedttinn: rre-demMarirnstuLL. 1VI. Jahrgang. Vas Neueste vom Tage. (Die »ach Schluß der Redaktion eingrgangenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des HauptblattrS.) Der ueue Reichstag. Noch immer herrscht ein großes Durcheinander bei den Angaben über die endgültig gewählten Abgeordneten und über ihre Parteizugehörigkeit. Mit voller Sicherheit wird man darum erst nach der amtlichen Feststellung des Wahlresultats die endgültige Fraktionsliste aufstellen können. Nach den Angaben deS offiziösen Depeschenbureaus vom Mittwoch mittag ist die Stärke der Fraktionen wie folgt: 105 Zentrum, 59 Konservative, 55 Nationalliberale, 43 Sozialdemokraten, 28 Freisinnige Vvlkspartei, 21 Reichs partei, 20 Polen, 15 Wirtschaftliche Vereinigung, 11 Frei sinnige Bereinigung, 10 Fraktionslos«, 8 Bund der Land wirte, 7 Deutsche VolkSpartei, 7 Elsässer, 6 Deutsche Reform partei, 1 Welfe, 1 Däne. Dazu bemerken wir, daß unter den 10 hier als fraktions los bezeichneten Herren sich mehrere befinden, die sich den liberalen Fraktionen noch anschließen werden, wie z. B. Neu- mann-Hofer, Enders,' Graf Bothmer, Gregoire, während andere wieder einer der mehr konservativen Fraktionen als Mitglieder oder Hospitanten beitreten dürsten. Die Ovation vor dem kaiserliche» Tchlod und dem Uanrlerpaiats. (Offizieller Bericht.) ÄlS der Kaiser Dienstag abend kurz vor Mitternacht von einem Vortrage des Direktors Lasche, dem er in der Allge meinen EleltrizitälSgesellschaft am Prinz Friedrich Karl-Ufer deigewohnt hatte, nach dem Schloß rurückkehrte, wurde il>m unter den Linden von der dort zu Tausenden angeiammcllen Menge eine stürmische Ovation bereitet. Die Menge um- drängle die kauerUcben Automobile, die nur sehr langiam unv vorsichtig weiteriahreu konnten. Als der Kaiser m das Schloß eingesahren war, sammelte sich die Menge in tadel loser Haltung auf der Lustgarlensene des Schlosses und stimmte daS „Flaggenlied" unv die „Wacht am Rhein" an. Als vre Lieber verklungen waren, erichien der Kaiser, be- gleitet von der Kaiserin und den Prrozen Adalbert uno August Wilbelm, auf dem Balkon des Schlosses, von be geisterten Zurufe« begrüßt. Der Kaiser wachte ein Zeichen, vaß er sprech n wolle, worauf sofort lautlose Stille ennrat. Der Kaiser sagte folgendes: „Meine Herren I Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die schöne Huldigung, die Sie uns dargebracht haben. Sie entspringt dem Gefühl, vaß Sie stolz sind, Ihre Pflicht gegenüber dem Vaterlanve getan zu haben. Nach dem Worte nnlereS Kanzlers könne« Sie reiten, und Sie werden niederreiten, was uns entgegensteht, zumal wenn alle Stänve und alle Konfessionen fest und einmütig zu sammenhätten. Lassen Sie dieie Feierstunde nicht als eine vorübergehende Welte patriotischer Begeisterung verrauschen, sonvern bleiben Sie fest bei der eingeschlageoen Bahn. Ich schließe mit dem Dichterworte unseres großen Kleist au» seinem Prinzen von Homburg, wo der alte Kottwitz zum Großen Kurfürsten ettva sagt: „WaS kümmert dich die Regel, nach der der Feind sich schlägt, wenn er nur geschlagen wirb? Die Kunst jetzt lernten wir, »bn zu be siegen, und sinv voll Lust, sie fürder noch zu üben." Die Neve des Kaisers wurde wiederholt von enthusiastischem Beifall unterbrochen. Als der Kaiser geenret baue, stimmte vie Menge das „Heil vir im S'egerkranz" an. Beide Majestäten waren sichtlich tief ergriffen von der ihnen dar gebrachten Hulviguug. Eine nach Tausenden zählende Volksmenge zog in musterhafter Ordnung gegen Mitternacht zum Neickskanzler- pala>S und brachte dem Fürsten Bülow unter Absingung patriotischer Lieber eine begeisterte Kundgebung dar. Der Reichskanzler erschien, stürmisch begrüßt, und tiefe Stille trat sofort rin, al» er das Wort ergriff unv etwa sagte: Ich danke Ihnen, meine H.rren, daß patriotische Ge sinnung Sie wiederum hierher geführt hat. AIS rch am 13. Dezember einen letzten Appell an den Reichstag rich tete, schloß ick mit den Worten, daß Vie Regierung ihre Pflicht tun würde im Vertrauen auf das deutsche Volk. Dieies Vertrauen hat nicht getäuscht. Was bei den Haupt- Wahlen gesiegt hat und deute bei Len Stichwahlen weitere schöne Erfolge errang, daS ist ver veutiche Geist, Der gekämpft hat allerwegen. Der noch lämpft zu seber Frist, Unv ver darum wcbr erlegen. Weil er ja unsterblich ist. Wenn wir diesem deutschen Geiste treu bleiben, wenn vor allem die deutsche Jagend festhält an die'em Geiste und sich mit ihm erfüllt, vann können wir ruhig und freudig in die Zulunfl des Vaierlanbes blicken. Uno nun stimmen Sie mit mir ein in ren Ruf der Liebe unv Treue bis zum Tooe: Unser deutsches Vaterland, es lebe hoch, hoch, hoch! Brau'end ertönte das Hoch auf daS Vaterland, und ent blößten Haupte- sang d>e Menge „Deutschland, Deutschland über alles". Kaiser Kran; Josef. Ein Privattelegramm unseres Wiener ^-Korrespondenten meldet unS: Die Kaiserrrise nach Prag dürste von Ausang März aut Spälsrühling verschoben wer den, da dir Aerzte, obwohl ver Kaiser nicht leidend, ihn dem rauhen Klima nicht aussetzen wollen. König Viktors Reise nach Griechenland. Die Nachricht über die bevorstehende Reise des Königs Viktor Emanuel nach Griechenland wird amtlich bestätigt. Die Reise ist aus Ende April festgesetzt. Der König wird sich in Brindisi einschiffen und von einem Teil der italieni schen Floite begleitet sein. KabinettSordcr in der Angelegenheit Vaedke. Die Freisprechung deS frühere« Oberste« Gaedke vor dem Kammerger-cht von der Anklage, unbefugt den Titel Oberst wciiergesührt zu haben, nachdem er ihm auf Grund ehreugerichtlichen Spruches durch KabinetlSorder vom 27. Februar 1904 aberkaant worden war, stützte sich be- kanuilich darauf, daß die Entscheidung dem Betr.ffenvkn nicht ordnungsmäßig verkünvet worben war. Es lag ein Mangel in den bestehenden Verordnungen vor, den Herr Gaevke sich zunutze machen konnte. Um hier Remedur zu schaffen, ist folgende, im Armre-VerorvoungSblatt veröffentlichte König liche KabinetlSorder ergangen: Auf den mir gehaltenen Vortrag bestimme ich, daß dem § 60 ver Allerhöchsten Verordnung über die Ehrenaerichle der O fiz>ere im preußischen Heere vom 2. Mar 1874 und dem tz 23 der Allerhöchsten Verordnung über die Ehren- gerickle der Sanitäieoifiziere im preußischen Heere vom 9. April 1901 als 3. Absatz hinzugefügt wird: „Sofern die Bekanntmachung in der durch Absatz 2 vorgeschriebenen Form nicht durchführbar ist ober nach Ermessen ves KommanveurS nicht angängig er scheint, ist dem Angeichuldigten eme vom Kommaobeur beglaubigte Abschrift des Spruches und meiner Ent scheidung durch Ersuchen der Staatsanwaltschaft zuzu- st.llen. Die ZusteUuagSuikunbe ist zu den Akten zu bringen." Die Vorschrift des Absatzes 3 findet auch auf früher ergangene ehrengerichtliche Sprüche unv von mir getroffene Enischeidungen Anwendung. Sie habe« hiernach das Er forderliche zu veranlassen. Neues Palais, den 27. Dezember 1906. Wilhelm. An deu Kriezsmillister. Der Absatz 2 deS § 60, der jetzt die nötige Ergänzung erhalten hat, lautet: Bei Freisprechung oder Warnung erfolgt die Bekannt machung durch den Kommandeur (Leitenden) in Geaenwalt de« EhrenratS oder durch rie Post, wo,über Bescheinigung zu den Alten zu bringen ist. I« allen anderen Fällen erfolgt sie durch den Ehrernat oder durch den nächne,, Ebrcnrai ober das nächste Militär-Gericht in mündlicher Verba» blunz. Zu der mündlichen Verhandlung brauchte Herr Gaedke als verabschieveter Offisier sich nicht einzufiuden. Nach der neuen Bestimmung genügt die zu den Alten gebrachte gericht liche ZustellungSurkunve. politisches. * Aus der Diplomatie. Der duich Vre Ernennung des BotschastoraieS Frerberrn von unv zu Bormann rum Ge sandten m Santiago (Chile) frei gewordene Posten des ersten SelreiärS ber ver Bonchaft in Konstantinopel ist rem LegationS- «ekretär bei der Gesandtschaft in Athen, LegaiionSrat von Below - SaleSke, übertragen worden. Ten Poste« des LegationesekrelärS der der Gefandischait in Belzrav bat der LegatwnSselreiär bei der Gesandtschaft in Rio de Janeiro, Dr. Freiberr von Hehl zu HerrnSdeim, erhalte«. cä. Gegen die ausländischen Slodentra. Wie uns e n Privattelezramm aus Darmstadt meldet, ist gegen zahlreiche ausländische Stuventen der hessischen Hochschule, die bei der NeichStazswahl der Sozialdemokratie Schlepperdieast leisteten, ein Au-weilungSversah,en eingeleitet worden. eä. Freispruch der „Äugend". Die erste Strafkammer deS Lancgerichis Hannover bob, wie un» ein Privatlelegramm meleet, die seinerzeit Wege« angeblich unzüchtigen Abbil- rungen erfolgte Beschlagnahme der Nr. 18 der Münchener „Iugenv" auf, da es sich nach genauer Prüfung nur um rein künstlerische Darstellungen handele, die daS Sittlichleits- gesühl keines normalen Menschen verletzen löunea. * Lod eine- frühereu Netchsra»««b»e»rdneten. Der bis herige Reichs- unv LauvtagSabgeorvnele Josef Witz'Sperger, Privatmann in Cham. Bayern, ber alS Mitglied der ZenirumSpartei von 1881 bis 1906 ve« 4. Oberpsälnschen WabltreiS «N.unburg vorm Walv) im Reichstag vertrat, ist im Alter von 68 Iabren in Ebam gestorben. Er war für rie Neuwahl nicht w ever als Kanvibat ausgestellt. An feine Stelle wuroe am 22. Januar sein FraktioaSgrnoffe Schirmer gewählt. * Georg von Vollmar. Der wiedergewählte Reichstags- abgeordnete v. Vollmar hat sich beute Wege« eine- alte» Leiden- ,m Roten Kreuz einer Operation «nterzogrrr, di« gut verlaufen ist. v. Vollmar wird in kurzer Zeit voll ständig wi.ver hergestellt sein. * «onkercn; sozialdemokratischer Redakteure. Die „Schwab. Ta w." beantragt beim iozialdemokrati chen Partei- oorslanv die baldige E nberufung der beabsichtigten Koniereuz der politischen Redakteure der sozialdemokratischen Partei» presse. Sie begründet es damit: „DaS Ergebnis ver Wahlen w ro noch zu mancherlei Beirachiungen Anlaß geben. Es müisen die Lehren aus diesem Kampf gezoaen, eS muffe« vor allem die nächsten ZukunstSaufgaben der Partei besprochen werden. Dazu wirv sicherlich der nächste Parteitag Gelegen heit bieten. Aber unsere Parteipreffe kann und darf mit ver Erörterung dieser Fragen nicht b»S dahin warten. Sre wirk, Stellung nehmen, Anregungen geben, Vorschläge machen muffen zu den Dingen, die in erster Linie zu tun sind. Dabei muß selbstverständlich der Meinungsfreiheit vollster Spiel raum ge assen w-rden. Aber «o manche- MisvriständnlS, so manche Gereizihelk, so mancher Zusammenstoß laun ver mieden werden, wenn unter den Vertietern der Partei redaktionen in Bälde eine mündliche Aussprache statrfiudet." * * Auf eine« deutschen Tchtff soll Mädchenhandel ge trieben jein. Der französische Konsul von Seigua war am 12. Dezember benachrichtigt, daß der deutsche Dampfer „Mathilve", über Haipong lommenv, 6 anamitische Mädchen an Bord bade. Bei der Durchsuchung des Schiffe- wurden 6 anamitiiche Mädchen unv 3 chinesische Frauen gesunde», vie aus ver Heimat verschleppt worven Ware«. Die Urheber ver Entführung wurden zu fe 6 Jahre« Zwang-arbeit verurteilt. * Lcrmanüvcr. Eine Granate von einem englischen Kriegsschiff, welches im Kanal Schießproben veranstaltete, ist in der Nähe eines Hotel» in Chelfey explodiert, doch richtete sie zum Glück keinen Schaven an.— Das russische Geschwader nahm gestern einen Scheinangriff auf Biterla vor. — Di« Freundschaft zwiiche« Frankreich «nv Rußland muß Loch noch sehr dick fein. Feuilleton. Oer kAenscch deurtellt rtie Dinge lange nicht so sehr nsch ctem, wss sie wirklich sinck, als nach Oer Art, wie er sie sich cleokt uns sie in seinen lckeengsng einpasit. lv. o. klomvolNt. Das ist Ole erhabene Lchüpfung, von Oer wir täg lich beugen sinck, Oie nichts veralten unrl nichts ver- mockern lüstt, so llasi llust unckpflanren, Tiere undÜAenscheu sich überall sie ULalle reichen, sich immerwührenci reinigen, verjüngen, entwickeln, verecleln, so llap jectes Linrekivesen nur rier Lattung rum Opfer füllt, ckafi ller Dock selbst nichts ist als ckie UnsterdtzAlceit ckes Kreislaufs. Ul^elwvn. je exakter unsere Wissenschaft virck, um so lang weiliger werden ihre literarischen prockulrte. Lk. glilrotti. Den, fpsl an, nächsten. Commandeur Robert E. Peary gibt in der Februar- umnm<r von „Harper- Monthly Magazine" den ersten aus führlichen Bericht über feine letzte Nordpolsahrt, die ihn unter allen, die bisker nach dem hohen Ziele arktischer For- ichung gerungen haben, dem Pole am nächsten gebracht hat. Mit seinem Dampfer „Roosevelt", dem besten Schiff, das bisher für arktische Zwecke konstruiert worden ist, verließ er am 16. Juli 1905 New Jork und gelangte bald in die ihm wohlbeftinnten Gegenden Grönlands, wo er seine alten Be ziehungen zu den Eskimos wieder aufnahm und eine Anzahl von Eingeborenen zur Teilnahme an seiner Expedition ver anlaßte. Am 17. August verließ die „Roosevelt" den Hafen von Etah und wandte sich den Regionen des ewigen Eises zu. Bei der Richardson-Bai aber wurden die Eisverhältn sie w schwierig und unüberwindbar, daß sich Peary entschloß, 'einen während der letzten Fahrten.gewonnenen Glauben auf die Probe zu stellen, nach dem die grönländische Seite der Kennedy, und Robesonkanäle günstigere Möglichkeiten für die Schiffohrt bietet als d,e Seite von Grinnell-Land. „Fest ver trauend auf die Fähigkeiten der „Roosevelt", so erzählt Peary, „und allen Regeln der arktischen Schiffahrt in diesem Gebiet entgegen, wurde daS Schiff ostwärts gewandt und mitten in das dichteste Packeis deS Kanals hinernpetrirbrn. DaS Ei-, dem wir uns entaogenstellten, war sehr dick und 'chver und seine südlich treibenden Massen lenkten unS un vermeidlich von unserer Richtung ab. Dennoch kamen wir ganz gut in östlicher Richtung vorwärts und nach einem 'chweren und hartnäckigen Ringrn brachen wir in los«» Ei ¬ dei Kap Calhoun durch und drehten nun direkt nordwärts, s mußte die „Roosevelt", durch einen unglücklichen Zufall ge> Von hier -ur Newman-Bai ging unser Kurs dicht an der grönländischen Küste hin und wir fuhren meist durch offenes Wasser, nur durch einige Eisbarrieren -ertweilig unier- brochen, die wir jedes Mal nach schwerem Ankämpfen in wenigen Stunden überwanden. Von Joe Island zu Kap Lupton steuerten wir durch fast eisfreies Wasser, von einem steifen nördlichen Wind getrieben, durch rollende Wogen hin, vie die „Roosevelt" merklich stampfen ließen. Westlich an der Küste von Grinnell-Land entlang lag das Eis in dichten Massen und ohne einen Zwischenraum. Gerade über Kap Lupton, während wir krachend durch eine enge Eiszunge hin durchfuhren, schleuderte ein plötzlicher Wirbel der Strömung, die zuzeiten wie der Strudel einer Mühle tief aufschäunn, das Eis so gewaltig zusammen, -aß ich die splitternden Eis stücke nur mit dem dichten Gestöber fallenden Laubes vor einem Herbststurm vergleichen kann, er zwängte das Schiff zwischen die riesigen Eismassen und ließ cs krachend gegen den Eisoiirtel fahren, so daß es sich bedenklich auf die Seile legte. Der Lärm und das Krachen erinnerten^an das Ent gleise« eines Eisenbahnwagens, der aus den Schienen hcr- ausspringt und dann hinstürzt. Glücklicherweise für uns legte sich dos Schiff mit schwerem Stöhnen in eine enge Einbuchtung der Eisinauer und wurde eil-ig mit allen nur vorhandenen Tauen in Sicherheit gebracht. Die ganze Ver- wirruny dauerte weniger als fünf Minuten, aber in dies.r Zeit war die Steuermaschine -erbrochen und mußte durch eilige Reparaturen notdürftig wiederherzestellt werden. So bald der Druck des Eises nachgelassen hatte, wandten wir uns nach Newman-Bai und blieben hier sechs Tage liegen, auf eine günstige Gelegenheit wartend, um hinüber nach der Küste von Grinnell-Land zu gelangen, do die Bai und dcr Kanal mit unüberwindbaren Eismossen eriüllt waren. Schließlich nahmen wir, ungeduldig über den Aufschub, doch den Kampf mit dem Packeis wieder auf, obwohl kein freies Wasser irgendwo sichtbar war. Nun begann ein 35stündiges Ringen gegen das Eis, das häufig von einer solchen Höhe war, daß die an den Davits des Deckhauses hängenden Boote eineezogen werden mußten, um nicht an den Eisspitzen zu zrrschellen. Geriet das Schzsf -wischen -wei Eisfelder, dann zitterte es wohl eine Minute lang wie eine Violin- saite hin und her und der Kamps wurde nur durch die hart näckigst« Anstrengung gewonnen; denn selten war genügend ruhiges Wasser -wischen den schwimmenden Eisfeldern, daß die Zkoosevelt" einen wirksam«« Vorstoß wagen konnte. Bei den wenigen Gelegenheiten, wo dies gelang, hob sich der stahlbewehrte Bug über das Eis hin und überwand eS, wie ein geschickter Nenner ein Hindernis nimmt. Endlich nach 35 Stulchen hatten wir unS in einen kleinen Strich eisfreien Wassers durchaearbeitet und lenkten dann nach manch-n angstvollen Zwischenfällen unter den schweren Eisfeldern, di« die Mündung deS RobesonkanalS erfüllten, nach Kap Rawson und mit voller Dampfkrcfft eilte dann die „Roosevelt" in eine» engen Schlupfwinkrl, der sich in den EiLmassen am Kap Sheridan oot, gerade als da- PolareiS in kompakter Mass« grg«n di« Küstr anprallt«." Ht«r am Kap Sheridan zwangen, ihr Winterquartier Aufschlägen. „In d«a folgen den Tagen bot sich keine günstige Geleg.-nHeit, weiter noch Norden zu gehen und am Abend des 16. September drehte ich ein weites Eisfeld rund um Kap Sheridan, bis es schliek- ich das Schiff erbarmungslos -wischen seiner eigenen, blau- euchtenden Masse und der starren Mauer des Eisgürt.ls an der Küste hielt. Seine langsame, unaufhaltsame Bewegung bot einen furchtbaren, aber faszinierenden Eindruck; Tausende Tonnen kleineren Eises, die das gewaltige Eisfeld vor sich hertrieb, überwand die „Roosevelt" leicht und sicher, aber der Anprall dcr ganzen Masse schien den sicheren Untergang des Schiffes zu bedeuten. Einen Augenblick, der uns ein ga izes Menschenalter Leuchte, war der Druck furchtbar; Ser ganze Bau der „Roosevelt" krachte und dröhnte wie eine Gewe r- salve. Das Hauptdeck in der Milte des Schii'es hob sich um mehrere Zoll, der Hauptmast hing schlaff herab und die ganze Takelung schwankte wie in einem furchtbaren Orkan; dann mit einer mächtigen Anstrengung und einem Ton, der m.ch an das stöhnende Aufatmen des seine letzte Kraft zusammen nehmenden Athleten erinnerte, sprang das Schiff empor. Das mächtig« Eisfeld krachte gegen die Schneide des Eis gürtels, erschütterte die ganze Flache unter uns und bohrte sich hinein; dann kam es zur Ruhe, aber ein dumpfes Dröhnen ginz durch das Eisfeld, pflanzte sich auf an)cre Eisfelder fort, ließ ihre Oberfläche sich krummen und grotz« Eisstücke abfplittern. Wir aber blieben zwar gestrandet, doch gerettet. Dieser Vorfall machte natürlich allen Gedanken eines weiteren Vordringens ein Ende und wir schafften den wichtigsten Vorrat an Land." Don hier aus begann nun Pearys Vordringen zu Fuß. Da ihm einige 80 Hunde starben, war er auf die IaK> von Moschubochsen und Renn tieren angewiesen, wodurch eine Prvoiantierung der Ge sellschaft ermöglicht wurde. Er führte nun seinen Plan aus, seine Leute in möglichst getrennten Abteilungen auszusenden und eine untereinander verbundene Reihe von Lagern mög lichst weit vorzuschisben. Auf diese Weil« glückte es ihm, in dem er sich beständig aus die Lager der anderen Abteilungen stützen konnte, dem Nordpol immer näher zu kommen. Am letzten Lager wurde alles nicht absolut Notwendige zurück gelassen und in langen Märschen hastig weitergezvoen. llm die Mittagsiunde des 21. April hatte Peary 87 Grad 6 Min. nördlicher Breite erreicht. „So weit die Geschichte meldet, ist Los die äußerste Annäherung an den Nordpol, die jemals von Menschen erreicht worden ist. Ich danke Gort us gan-em Herzen für Las, was ick halte vollenden dürfen, obwohl es ja nur eine reine Lappalie war, verglich«« mit dem leuchten den Juwel, für dessen Erlangung ich mein Leben eingesetzt hatte. Aber wenn ich auf die zum Skelett obgemagerren noch übrigen Hund« und die saft leeren Schlitten blickte irnd im Geist« die treibenden EiSma'sen und Lid unbekanr ten Fernc« noch von mir bedachte, fühlte ich, baß ich so weit gekommen war wi« vernünftigrrweis« erwartet werdm könnt' M«n« Flüggen flatterten auf der Höhe der höchste« Ei-spitze in m.strer Näh« «nd etwa 100 Fuß davon ließ i.b e,n« Flasche zu»ück, di« «in«« kurzen Bericht und em Slüet drr strdcn«n Falne enthielt, dir ich sechs Jahre vorher «m dl« Nordseit« Grönlands herumgetragen hatte." * AU»ert Saniain nn- die Don E. B. Russell (P°risj. Noch lange Zeit nach Samains Tode wußte — außer einigen nahen Freunden — niemand in Frankreich, daß eine der reinsten Stimmen im großen Chor der moderne« Dich tung erklungen und dann wieder verstummt war. Eine schier krankhafte Scheu vor der Menge und ihrer pcrsönlich- keitsvernichtenden Gleichmacherei halte ihn sein Leden lang fern von dem marktschreierischen Getriebe derer geholten, welche Dichterruhm verleihen, und mit fast mädchenhafter Scham wachte er darüber, daß nichts von seinem eigensten Ich von fremden Blicken oufgefangen wurde. Tie Leute kannten nur den pflichttreuen kleinen Nnterbeamten irgend eines Ministeriums, den einfachen, fast spießbürgerlichen Mann mit dem schweigsamen, fast kalten Wesen: eine dieser zahl- und glanzlosen Existenzen, die das Großstadtleben ichant, und an denen man aa-.los vo.üoe'vert. Tief verborgen aber in seinem Innern regte und dehnte sich ein Leden, so reich und stolz wie es mir cinioc - cc- salsgesegnete kennen! Weder die drückende Last der Tage, noch die Knechtschaft der Armut vermochten e.ne abtönende Note hineinzutragen, denn wie in einem Zanberspicgel ver wandelte sich alles in Schönheit, tief und innig und weihe voll. Und wenn dann die Nacht die Ketten dcr 5rvne von seinen Händen löste, in seinem armen Heim, da entfaltete sich dieses Leben zu solcher Intensität, daß es fast materielle Wirklichkeit, und dos Pariser Proletarier<niartier zu einem Märchengarten wurde, in dem sich seine Seele an Farden- vracht und Harmonie berauschte. Indes, nicht die kraft strotzende Pracht der sonnendurchgkübten Fluren, sondern die ergreifende Schönheit des hinsterbcnden Tages, Venn sich die Natur schüchtern, voll schmerzlich-süßer Resignation, in die geheimnisschwere Nacht hinüberglciten läßt! Nickt der triumphierende Heroismus einer großen Lebenssinfonie, sondern die unendliche Trauer eines Moll-Adagio, dessen einzelne Töne langsam, wie Tränen stillen Leids, aus dem nach der großen Ruhe der Erde verlangenden Herzen quellen! Denn sremd ist dem Blute dieser Zuspätgeborenen die Lebensenergie der vollkrästigen Menschen; abstoßend sind ihnen die Dinge, woran sich jene weiden, grob und brutal erscheinen sie ihnen. Feinere, weit subtilere Eindrücke ge winnen sie von der Außenwelt, und ihr Empfinden neigt sich, dem Impulse ihres Gesetzes folgend, zu den Dingen, in welchen sie ein Hintersterben erkennen. Daher in ihren Werken, statt der leuchtenden Sonnensarben. das seine, um- risseverwlschrnd«, sarb«nabfchwächende Grau dcr herbstlich«» Nebel; statt der Wonne d«S kraftbewußten AuSlebenS die seligen Schauer deS SichopkernS, deS Vergehen-; statt d«r Pracht der Blume, die sich der Sonne öffnet, da> müd« Neigen ihr-S Haupte- in der Stunde des Vrrw«lkenS. In des ist in diesem steten Hinneigen zur V«rgönglichk«it der Ding« nicht- von dir Empörung d«r Ro«Lvtt!«r gegen di-
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