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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070208022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907020802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907020802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-08
- Monat1907-02
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BeHuqS-PreiS sür Leipzig nnd vor«1e: In der Haupt» üxpeditioa oder der»» An»gabeftell«i, ab- gehoU monatlich: Au-gab« «1 (I mal täglich) 70 Pf., Ausgabe k <2 mal täglich) 80 Pf., bei Zustellung tu» Haus Ausgabe A 80 Pf., Ausgabe L l Mart. Durch aus«« aus« wärligeu Au-gabeftellea und durch die Post bezogen (1 mal täglich)ianerhalbDeutschlaudS monatlich 1 Mark auSfchb Bestellgebühren, sür Oesterreich-Ungarn 5 L 45 k vierteljährlich, die übrigeu LLuder laut AeituugSpreiSliste. Liese Nummer tostet aui s sä z»? allen Bahnhöfen nud bei III kl^I den Zeitungs-Bertäosern I* Resattt»« uu» vrpesMaa: Iohanuisgasse 8. Telephon Nr. 15L Nr. 22L Nr. 1173. Berliner RevaktionS-Buremr: Berlin INV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße 1. Telephon I, Nr. 9278. Nr. 3S. Abend-Ausgabe 8. WpMrr.TaMM Handelszeitnng. Amtsblatt des Mates und des Molizeiamtes der Ltadt Leipzig. Freitag 8. Februar 1907. Anzeigers-Preis die 6 gespaltene Petitzeile sür Geschäft«. Inserate auS Leipzig und Umgebung 25 Pf. Familien-, RohnunqS- u. Stellen-Anzeigen, sowie An- und Verkäufe 20 Pf. finanzielle Anzeigen 30 Pf., für Inserate von auswärts 30 Pf. Reklamen 75 Pf, auswärts 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. Gtschäftsanzeigrn an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. FürJnserate vom Auslande besonderer Taris. Anzeigeu-Aunabme: Augustusplay 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In« und Auslandes. ür das Ericheinen an bestimmten Tagen n. .lätzeu wird keine Garantie übernommen. Haupt-Filiale Berlin: CarlDu » cke r.Herzgl-BayrHofbuchhandlg-, Lützowstraße 10 «Telephon VI, Str. 4603). Ktltal-8r»edition:TreSden,Mariensir.L4. 101. Jahrgang. Vas Neueste vsm Lage. (Die nach Schluß der Redaktion ringegangenen Depeschen flehen auf der 3. Seite des HauptblatteS.) Alles erlagen. Den aufregende» Mitteilungen über Präsident Roosevelts pessimistische Beurteilung der amerikanisch-japanischen Be- ziehunge». welche vor einer Woche ihren Weg in die ameri kanische Sensationspresse gefunden hatten, haben überhaupt keine Tatsachen zugrunde gelegen. Roosevelts Aeußerungen sind gar nicht gefallen. Der Washingtoner Korrespondent der .Tribüne" ist von Roosevelt ermächtigt worden, die sensatlvnellen Berichte zu dementieren, die über seine Rede auf der letzten Konferenz mit den kalifornischen Mit gliedern des Kongresse» veröffentlicht sind. Roosevelt erklärte, er habe niemals angedeutet, daß Japan wegen der kali fornischen Schalfrage den Bereinigten Staaten ein Ulti matum überreicht habe, noch daß wegen dieser Sache die Gefahr eines Krieges bestände. Der Präsident mißbilligte nachdrücklich da» schädliche und verderbliche Gerede von einem Kriege, da» durch die Tatsachen in keiner Weise gerechtfertigt werde. ' Sine interessante Wa-lftatisttk. Eine interessante Wahlstatistik macht die .Schlesische Zeitung" auf. Bekanntlich suchte man einen Mißerfolg der Wahlparole der Regierung daran» herzuleiten, daß die Sozialdemokraten trotz ihre» starken Rückganges an Man daten 240 000 Stimmen mehr bekommen haben wie 1903 und das Zentrum gar 308 000 Stimmen mehr. Die Rechner haben aber vergessen, daß den 550 000 Stimmen, um die Zentrum und Sozialdemokratie zunahmen, 1 100 000 Stimmen gegenübcrstehen, die der dem Reichskanzler zur Seite stehende Block vom 13. Dezember gewann. Der Block de» Reichskanzlers gewann also die doppelte Anzahl Stimme» wie sein Gegner. Daß diese überhaupt mehr Stimmen erhielten wie 1903, liegt daran, das diesmal im ganzen 1'/« Millionen Stimmen mehr abgegeben wurden wie 1903. Diese setzen sich au« der Zunahme der Bevölkerung und aus der lebhafteren Teilnahme der „Nichtwähler" zu sammen. Im Berbältnis zu ihrer früheren Stimmeuzahl hätten au dieser Zunahme partizipieren müssen: die Sozialdemokraten mit 540000 Stimmen das Zentrum mit 350000 Stimmen die Natioualliberalen mit 240000 Stimmen die vereinigten Konservativen mit.... 222000 Stimmen die vereinigten drei freisinnigen Parteien mit 157 000 Stimmen Wie stellen sich die Zahle» haben zuzenommen: die Sozialvemokraten um das Zentrum um die Nationalliberalen nm die Konservativen um die Freisinnigen um aber in Wirklichkeit? Es 240 000 Stimmen. 300000 Stimmen, 310000 Stimmen, 232000 Stimmen, 348 000 Stimmen. Während also Nationalliberale und Freisinn etwa 300 000 Stimmen noch über die 400000 Stimmen hinaus, die ibnen von dem Stimmenzuwachs rechnungs mäßig zustauden, gewannen und die Konservativen auch noch 10000 Stimmen, büßten Sozialdemokratie und Zentrum, die erstere 300 000, das letztere 50 000 Stimmen von dem ihnen rechnerisch bei gleichmäßigem Anwachsen aller Parteien zustehenden Anteil ein. Bülow uns Tanzi«. Auf die telegraphische Mitteilung, daß bei der Reichstags wahl die Stadt Danzig auch diesmal erfolgreich gegen den Ansturm der Sozialdemokratie gehalten worven sei, ist bei dem politischen Redakteur der „Danziger Zeitung" Dr. Herrmann folgende« Telegramm des Reichskanzlers ein gegangen: „Herzlichen Dank für Ihre Mitteilung des Wahl- ergcbnlfscS und meinen besten Glückwunsch, daß Danzig sich wieder so wacker gehalten hat. Reichskanzler Fürst Bulow." Bayern und Pie MajcftätSbeleidigungen. Die „Korrespondenz Hoffmann" schreibt: In Bayern steht ein allgemeiner Erlaß über die Behandlung von MajestätS- beleidigungSsachen uicht zu erwarten. In deu Fällen, die sich dazu eidoeten, wurde der Verurteilte schon bisher völlig oder teilweise begnadigt. Auch ist Vorsorge getroffen, daß dem Justizministerium über alle Verurteilungen dieser Art vor der Einleitung der Strafvollstreckung berichtet wird. Die Befugnis, ein anhängig gewordenes Strafverfahren nieder- zuschlageu, die in anderen Bundesstaaten der Krone zusteht, ist dem bayerischen Bersassungsrechte fremd. politisches. * Deutsch-amerikanische Verhandlungen. An Berliner amtlicher Stelle wird zu der Meldung, daß die amerikanisch« Tarifkommisfion die Grundzüge eines wirklichen Vertrags, und nicht eines Provisoriums mit Deutschland veröffent lichte, erklärt, daß keinerlei Verhandlungen stattgefunden hätten, weil dazu weder die amerikanische Kommission, noch die deutschen Herren, die mit ihr unterhandelten, Auftrag gehabt hätten. Die amerikanischen Kommissare hätten sich lediglich informieren und Bericht an den Senat erstatten sollen. * Bischof Fritzenchon Straßburg ist mit der Haltung des Zentrums bei den Stichivahlen unzufrieden. Wie die „Amt liche Aocresp.' meldet, äußerte er sich bereits bei dar Kaiser- geourtstogsfeier in der Universität einem hohen Beamten gegenüber, er hoffe, das Zentrum werde bei den Wahlen den Sozialdemokraten nicht unterstützen. Als dann später ver lautete, das Zentrum werde wahrscheinlich doch für diesen eintreten, fragte die Negierung an, ob der Bischof seine da malige Erklärung nicht in den hiesigen katholischen Blättern veröffentlichen wolle. Er sagte dies anfänglich auch zu, hat aber diese Zusage nachmals wieder zurückgezogen, da mittler weile die Stichwahlparolc des Komitees bekannt geworden war. Der elsaß-lothringische Landesansschuß wurde gestern in Straßburg durch den Statthalter v. Köller eröffnet. Die Tyronrede weist einem uns zugegangcnen Privattelegramm zufolge zunächst auf die Besserung der Finanzlage hin. Der Landeskrod-it hätte nicht, wie gefürchtet, zur Ergänzung der außerordentlichen Einnahmen in Anspruch genommen wer den müssen. Die Preissteigerung der Lebensmittel lasse eine Unterstützung der unteren und'mittleren Beamten angezeigt erscheinen. Hierfür werden 500 000 .kl. erbeten. Mit der Rheinregulierung soll im Frühjahr begonnen werden. Dir Kantonalpolizeikommissare werden abaejchafft. Die Regie- rung hofft eine besondere politische Polizei zurr. Schutze der öffentlichen Ordnung nicht nötig zu hohen. Das Reichs gesetz über den Unterstützungswohnsitz soll bis zum 1. April 1909 in Kraft treten. Ängekündigt wird eine Novelle zum Berggesetz und zum Landeserbschaftssteuergesetz, ferner ein Biersteuergesetz, ein Gesetz über Waffengebrauch der Ge- fängnisbeamten. Zum ersten Präsidenten wurde Abgeord neter v. Jaunez, zum Vizepräsidenten Staatsrat Gunzert gewählt. Die nächste Sitzung findet am kommenden Mitt woch statt. inb. Parlamentarische Nachrichten. Die nationalliberale Interpellation über den sogen. Bremserlaß des Kultus ministers wird am Sonnabend im preußischen Abgeordneten hause zur Verhandlung kommen. — Der Aba. Müller- Sa g a n , der wegen schwerer Erkrankung nicht wieder zum Reichstag kandidierte, ist jetzt so weit wieder hergestellt, daß er sich an den Arbeiten des preußischen Abgeordnetenhauses beteiligen kann. Er nahm schon gestern an den Verhand lungen teil. — Die Doppelmandate (Reichstag und preußischer Landtag) sind wieder recht zahlreich. Es sind 88 gegen 106 im alten Reichstage und zwar 69 alte und 19 neue Abgeordnete. Sie verteilen sich mit 28 Mitgliedern aus die konservative, mit 9 auf die Reichspartci, 5 auf die national- lberale, 7 auf die freisinnige Volkspartei, 30 aus das Zentrum, 4 auf die Polen, 4 auf die Wirtschaftliche Vereini gung und mit einer Stimme auf die Dänen. — Für die Nach wahl in dem Neichstagswahlkreis Lennep-Mett mann wird an Stelle des in Mühlhausen gewählten Abg. Eick hoff wahrscheinlich der bekannte freisinnige Parlamentarier S ch m i d t - Elberfeld ausgestellt werden, der in Alzey- Bingen unterlegen ist. Er hat den Wahlkreis Lennep schon 1887 bis 1893 im Reichstag vertreten. * Aos dem Wahlkreise Aunabera wird uns geschrieben: Der glänzende Wahlsieg des nationalen Kandidaten in unse rem Wahlkreise hat auch die kühnsten Erwartungen über troffen, die man im nationalliberalen Lager auf den Ausfall der Wahl setzte. Wie schon früher einigemal« hervorgehobcn worden ist, war die Situation für den natioualliberalen Kandidaten in unserem Wahlkreis« ein« sehr schwierige. Die erzgebiraifche Bevölkerung, die außerordentlich treu an ihrer Heimat hängt, ist sür jemand, der dem Kreise nickt angehört, schwer zugänglich, und wenn es dem freisinnigen Kandidaten zustatten kam, daß er ein Sohn des Erzgebirges war, so wehrte man sich umsomehr dagegen, einen Dresdner zu wählen. Dazu kam, daß Dr. Streicmann in der kurzen Zeit von der Rcichstagsauflösung bis zur Neuwahl selbst bei äußerster Anstrengung sich nicht in allen 66 Orten des Wahl kreises vorstellen konnte, obwohl er allein in der Zeit vom 5.-25. Januar über 30 Versammlungen persönlich abhielt. Da, wo er sprach, gelang es ihm allerdings, sich im Sturme die Herzen der Wähler zu erobern und die Wähler der Stadt ebenso für sein Programm zu begeistern, wie durch die Volkstümlichkeit seiner Reden auch die Wähler der kleinen Orte zu gewinnen. Der Wahlkampf ist einer der schwierig sten gewesen, die cs wohl in Deutschland gab. So kam es z. B. vor, daß der nationalliberale Kandidat Dr. Strese- mann an einem Tage in Johanngeorgenstadt sprechen, am nächsten Tage in sechsstündiger Schlittenfahrt bei Schnee treiben und größter Kälte nach dem auf der Höhe des Fichtelberges liegenden Oberwiesenthal und von da aus am nächsten Tage mit sechsstündiger Eisenbahnsahrt nach Eiben stock zurück. Als das Ergebnis der Hauvtwahl bekannt war und zur allgemeinen Freude die Stichivahl Dr. Etrejemanns mit erheblichem Vorsprung vor seinem sreisinnigen Mit bewerber gesichert war, reihte man im nationalliberalen Lager trotzdem nicht, den Kamps mit aller Energie weiter zu sükren. Und so hat denn Herr Dr. Stresemann vvm Tage der Hauptwahl an abermals ohne Unterbrechung Per- sammlungen in denjenigen Orten abgehalten, die er vorher nicht besuchen konnte. Am Tage vor der Stichwahl sprach er in 3 Orten, und der Erfolg dieser intensiven Agitation zeigte sich am besten darin, datz in verschiedenen derjenigen Orte, die zwischen Hauptwahl und Stichwahl bearbeitet worden waren, die nationalliberalen Stimmen größer waren, wie bei der Hauptwahl freisinnig« und national liberale Stimmen zusammengenommen, während die sozial demokratischen Stimmen vielfach ein«n Rückgang erfuhren. Hervorgehooen muh aber auch werden, daß außer dem Kan didaten ein« große Zahl nationaler Männer sich dem Wahl kampfe mit wahrer Aufopferung widmeten, darunter auch zwei bei der Hauptwahl unterlegene Reichstagskandidaren, die Herren Kickelhayn-Ehemnitz und Pfarrer Löscher-Zwö nitz, die für Tr. Stresemann Versammlungen abhielten. Ebenso arbeiteten die Mitglieder des Wahlcomitös in einer nicht mehr zu übertreffenden Weife, fanden sich doch z. B. in dem verhältnismäßig kleinen Orte Bärenstein 70 Per sonen zusammen, welche am Sonntag vor der Wahl olle übrigen 500 Wahlberechtigten persönlich besuchten, um sie auf ihre nationalen Pflichten hinzuweisen. Unter dicscn Umständen kann man sich nicht wundern, daß der so alän- zend erfochtene Sieg auch mit dem größten Jubel gefeiert wurde. In den Hauptorten des Wahlkreises, in Buchholz und Annaberg, wo der gewählte Abgeordnete selbst an den Feiern teilnahm, wollt« der Jubel kein Ende nehmen, und ein Kriegsteilnehmer meinte, daß seit der Siegesfeier von 1871 eine solche einmütige Begeisterung noch niemals im Wahlkreise vorhanden gewesen sei. Mit besonderer Genugtuung konnte der neugewählte Abgeordnete des Kreises darauf Hinweisen, daß er nicht von den oberen Hundert Wählern, sondern gerade von Arbeitern nnd Hand werkern und kleinen Leuten gewählt sei, die sich teilweise von der Sozialdemokratie abgewendet und für di« nationale Sache gewonnen worden waren, so daß er aus den Schultern aller Volksschichten in den Reichstag einzieht. Am frühen Morgen trafen noch Wähler aus Frohnau in Annaberg ein, di« es sich nicht hatten nehmen lassen, in der Nacht an', zubrechen, um hen neuen Abgeordneten persönlich -u be grüßen. In den übrigen, beinahe 70 Orten des WahllrK'es aber verkündeten Freudenschüsse und die Feuer aus den Höben und die in manchen Dörfern auspenihrte schlichte Il lumination aller Fenster der Orte den Sieg der nationalen Sache in diesem beißumstrittenen erzgebirgischen Krss^s S * Exkommunikation. Mittels Dekrets der heiligen Kon- gregation der Inquisition wurde über die in Russisch-Polen ins Leben getretene Neliqionssektc der Mariener die groß«» Exkommunikation verhängt * Kaulbars. „Rjetsch" fordert die Abberufung de? Gcneralgouverneurs von Odessa, General Kaulbars, da dieser die Greuel der weißen Garde nicht nur nicht ver hindere, sondern sogar ..nterstütze. * Das Befinden Dr. Luegers ist noch immer sehr ernst. Gleichwohl halten die Aerzte eine unmittelbare Gefahr für ausgeschlossen. Feuilleton. Unsere OruncksStze flock nur ein Supplement ru unfern Lxislenren. IVir hängen unfern Fehlern gar gern ckas Oevvanck eines gültigen (Gesetzes um. Soettie. Der lAenscj) rvirck ohne LruncksStze, aber mit cker Zähigkeit geboren, sie alle in sich aufrunehmen. Voltaire. ^lan ehrt cken -kann, cker nach Oruncksätzen hanckeit; allein man liebt ihn nicht. Nippel. Die sogenannten Lruncksätze haben keine Kraft; ckie bevegencke Kraft virck entrvecker ckurch eigene Triebe regiert ocker ckurch fremcke Personen. Zcremli» SvNNell. Von ihren Uruocksätzeo recken ist am meisten ckenen eigen, ckie geracke unter cker Herrschaft nur ihres Naturells stehen. Suirkvw. Lsrtez' Memoiren über die Eroberung von Mexiko. Spannend, wie die Kapitel eines guten NomancS, lesen nch die eigenhändigen Berichte, die Ferdinand Cortez über sie Eroberung von Mexiko an Kaiser Karl V. erstattet hat. Wir wissen kaum noch, daß er selbst solche Berichte ge- 'ckrieben bat, und es ist daher mit Freuden zu begrüßen, ^aß eine neue deutsche Ausgabe sic der Vergessenheit ent reißt.*) Seit Cäsars Zeiten waren anderthalb Jahrtausende verflossen, in denen kein siegreicher Feldherr seine Er- oberungszüge selbst beschrieben hatte. Aber auch unter den Zeitgenössischen Geschichtschreibern ragt die Darstellung des Cortez weit hervor. Einer der Krieger seines Heeres, Ber nal Diaz del Castillo, hat ebenfalls seine Erinnerungen aus- eczcichnet — aber er tat es erst 50 Jahre nach den geschilder ten Ereignissen, während Cortez unmittelbar nach frischer Tat seine Erlebnisse niedersckrieb. Ebenso wie die Berichte des Cortez sich durch eine gedrängte Kürze miszeichnen, sind die des Bernal Diaz in die Länge gezogen. Die Nachwelt hat manche Handlungen des Cortez und seiner Soldaten auf dos schärfste verurteilen müssen. Den- *) Die Eroberung von Mexiko. Drei eigenhändige Be richte von Ferdinand Cortez an Kaiser Karl V. Mit Bil dern und Pläne». Bearbeitet von Tr. Ernst Schultze. Bond 4 der „Bibliothek wertvoller Memoiren.") Hamburg, Gutenberg-Berlag. 848 Beiten. Preis geheftet 8 ge» dvnbe» 7 noch wird es für alle Zeiten denkwürdig bleiben, wie dieser kühne Mann mit einer Handvoll Abenteurer ein mächtige» Reich über den Hausen warf, das seit Jahehu..st:rtcu be- stand und vor dem auch die tapfersten Indianer Mittclameri- kas zitterten. Als Cortez an der Küste des amerikanischen Kontinents landete, kannte er weder die Gestaltung des Landes noch seine Sprachen. Er besaß keine Karte der Gegenden, in die er eindringen wollte, und war völlig un gewiß über die Ausnahme, die ihm seitens des Herrichers des großen Reiches von Anahuac wcrvcn würde. Aber ihm war jene wilde Energie des Willens eigen, die das Glück, auch wenn es widerstreben sollte, gewaltsam an sich reißt. Obwohl er bei seinem ersten Zusammentreffen mit den Indianern geschlagen worden war, und obgleich er wußte, daß ihm eine hundertfache Ueberzahl von Feinden entgegen treten würde, stand er doch nicht davon ab, gegen die Haupt stadt des Reiches vorzudringen — dem unzweideutigen Ver bote des aztekiscbcn Hcrrsckfers zum Troß. Endlich in der Hauptstadt angelangt, bemächtigte er sich durch einen treu losen Handstreich der Person Montezumas, ließ vor den Augen seines Volkes einige seiner getreuesten Kaziken hin richten und verlor die Geistesgeqenivart selbst dann nicht, als er in dieser schwierigen Lage hörte, daß in seinem Rücken ein neues spanisches Heer angekommen sei, dessen Befehls haber ihn seines Feldhcrrnaintes entsetzen sollte. Nachdem er sich durch einen kühnen nächtlichen Uebcrfall dieses neuen Gegners entledigt hatte, sand er bei der Rückkehr nach Mexiko die Verhältnisse weit schlimmer als früher vor; die Azteken empörten sich offen gegen die Spanier, bedrängten sie stürmend in ihrem Quartier und trieben sie unter schrecklichen Verlusten aus der Hauptstadt hinaus. Geschlagen, aller europäischen Schußwaffen beraubt, auf ein Drittel seines Bestandes verkleinert, zog das entmutigte spanische Häuslein in langsamen Märschen und aus weiten Umwegen wieder nach Osten. Aber Cortez wußte den Mut seiner Truppen aufs neue zu entflammen, nachdem er in einer wichtigen Schlacht wieder den Sieg errungen hatte. Er setzte sich nur wenige Kilometer östlich von Mexiko scst und unterwarf, sobald erst-durch einige Streiszüge das kriegerische Ansehen der Spanier wicderberqestellt war, einen Kriegsplan von bewundernswerter Kühnheit. Die Stadt Mexiko lag damals an einem großen Landser. Zu ihrer schnellen Eroberung brauchte er also Schiffe. Er befahl daher, mitten im Lande, in Tlazcala, alle Bestandteile für 13 Segelschiffe anzusertigen, nnd ließ die einzelnen Stücke dann ans den Rücken von 8000 Indianern in langem Zuge an die östliche Küste des die Hauptstadt umgebenden Landsees schaffen. Dort ließ er die Schiffe zusammensetzcn und vom Stapel lausen. Sic unterstützten nun den heiligen Angriff, den er von den festen Dammwegen aus eröffnete. 75 Tage lang währte die Belagerung Mexikos, dessen Ein wohner sich verzweifelt wehrten. Es gibt wenige Beispiele in der Weltgeschichte, daß eine belagerte Stadt sich mit solchem Heldenmut«: verteidigte, obwohl sie nicht von hohen Mauern umgeben war, obwohl nicht genügend Lebens mittel vorhanden waren, obwohl Frauen und Kinder in Menge in der Stadt geblieben waren — und obwohl wieder holt die ehrenvollsten Bedingungen für di« Ucberaabc an geboten wurden. Als die Stadt endlich fiel, stellt« sich heraus, daß die Belagerten auf «inen so kleinen?lcil ihre» > V1adtg«bi«te» »usammengedrängt worben waren, daß die Häuser und Straßen voll von Verwundeten und Sterben den lagen; die Belagerer hielten es nicht eine Stunde lang in der verpesteten Luft dieser Trümmerhaufen aus. Die Bevölkerung hatte in ihrem schrecklichen Hunger die Rinde der Bäume gegessen, Eidechsen und kriechendes Gewürm verzehrt, den Boden nach jedem Hälmchen Gras umgewühit — und sich dennoch nicht ergeben wollen. Ihr Herrscher, Guatemotzin, unter dem nun der Thron Montezumas zu sammenbrach, war noch ein Jüngling an Jahren — aber ein unbeugsamer Charakter von stahlharter Energie, der in seinem Unglück all den Heldenmut bewährte, den der In dianer in der Ertragung seelischer und körperlicher Leiden zeigen kann. Mit vollem Recht hat man ihm in der Stüdt Mexiko im 19. Jahrhundert ein Denkmal gesetzt — Cortez entbehrt eines solchen, übrigens aus politischen Gründen. Tie Heldentaten, die bei der Eroberung Mexikos durch Belagerer wie Belagerte vollbracht wurden, haben schon da mals die Welt in Bewunderung versetzt. Ihr Erstaunen wurde vermehrt, als sie die Erzählungen von der Kultur stufe der mittclamcrikanischen Indianer vernahm. Denn man war bei den ersten Nachrichten von der Entdeckung Amerikas so sicher gewesen, daß nun Berichte über die märchenhaftesten Tinge und über die abenteuerlichsten Er- eignissc folgen würden, daß man sich enttäuscht gefühlt hatte, als länger wie zwei Jahrzehnte hindurch nur Nachrichten von leicht zu behandelnden, meist überaus freundlichen, aber unzivilisiertcn Jndianerstämmen nach Europa gelangten. Ta tra) die Kunde von dem kühnen Zuge des Cor'ez das Ohr der europäischen Welt — nnd mit einem Schlage schienen all die Voraussetzungen erfüllt, daß man nun von Abenteuern hören würde, wie man sie merkwürdiger in keiner spanischen Rittergeschichte lesen konnte. Insbesondere auf die Spanier selbst wirkten die Nachrichten aus Mexiko faszinierend. Kamen Briefe eines Mitgliedes jener Abcn- teuererschar nach Europa, so enthielten sie wunderbare Er zählungen von gefährlichen Wagnissen unter fremden Völkerichoiten, von einem tropischen Klima, das einen üppigen Pslanzenwncsis von wunderbarer Schönheit er zeugte, von abenteuerlichen Erlebnissen der verschiedensten Art, von siegreichen Kämpfen und Schlachten gegen eine hundertfach überlegene Jcindcszabl — so daß man wohl glauben konnte, daß das Leben der Männer, die sich Cortez angcschlosscn batten, verwirklichte Dichtung war. Selbst einen solchen Roman zu erleben oder sich wenigstens ton ihm erzählen zu lassen, war der Wunsch so manchen Spaniers — zumal der überaus .zahlreichen Klasse unter ihnen, die eine bürgerliche Beschäftigung verschmähten und das Kriegshandwerk sür den einzigen eines Hidalgo wür digen Berns hielten. So forderten die Erlebnisse der Teilnehmer an den Cor- tezschen Erobcrungszügen direkt zur Wiedergabe heraus. Wir besitzen daher eine Reibe von Denkwürdiakeiten über jene Ereignisse, die zum Teil damals, -um größten Teil aber erst später auf Grund der mündlichen Berichte anderer niedergeschrieben wurden. Am bekanntesten sind vor. diesen Memoirenwerken drei geworden: die eigenhändigen Berichte des Cortez an Kaiser Karl V., die Auszeichnungen seines .Hausgeistlichen Gomara, und die Denkwürdigkeiten des Bernal Dia- del Castillo, der die sämtlichen KriegSzüge zur Eroberung Mexiko» mitgemacht hatte. Wi« gesagt, sind di« Bericht« de» Cortez unter allen diesen Werken die interessantesten. Sic sind daher fast sc- gleich, nachdem sie in Spanien angekommen lvarcn, gedruckt worden, und nicht nur in spaniichcr Sprache, sondern :n schneller Folge auch in lateinischer, italienischer, deutscher, französischer, englischer Ucbcrsctzung. In allen diesen Sprachst sind mehrere Ausgaben erschienen. Die Cortezsche Erzählung ist natürlich nicht unparteiisch. Cortez verschweigt z. B. vollständig, daß er in Cbolula unter den Indianern ein schrcckliaieS Blutbad anrichtete, daS er sorgfältig vorbereitet hatte. Er unterdrückt ferner sein Mit teilung darüber, daß er den Aztekenkaiser Guatemotzi-i, der bei der Einnahme der Hauptstadt in seine Hände gefallen war, foltern ließ, um Nachrichten über den Ort zu er pressen, an dem die Indianer das Gold vergraben batten, das sie ihren beutegierigen Feinden nicht in die Hände fallen lassen wollten. Er erwähnt auch nichts davon mit welcher unendlichen Treue ihm Donna Marina, seine india nische Sklavin und Geliebte, diente, wie sic als Dol metscherin in hundert gefahrvollen Augenblicken an seiner Seite stand und wie sie ibn mehr als einmal vor schlimmem Verrat, ja vor gänzlickx'in Untergang rettete. Alles doS verlangte den Apparat sorgfältiger Anmerkungen, durch die sich die vorliegende neue deutsche Ausgabe auszeichner. * Gtt» Devrients Lutherfestspiel Ein Gclcitswort zu den bevorstehenden Aufführungen in Leipzig. Im breite», sumpsigen, -onnendurcliglnblen Gebirgsial, umrahmt von waldigen Bcrgklökcn, die der Felsenzabn des Kugel mit seinem riesigen Hoizkrenz überragt, Kegen dicht und regellos hingcsät die Däuser von Lberammerqau, und draußen vor dem Dors, ralabwärts, jenseits des klaren Ge birgsbaches steht die — Bühne für das Passionsspiel, wohin alle zehn Jahre die Wallfahrt Sckniulnstigc und Andächtige führt. Da werben auch die Schaulustigen zu Andächtigen bei den ergreifende» lebende» Bildern ans dem alten Testa ment, und wenn die Draqö-die'pom Erdenlcben des Erlösers dargestellt wird, wenn die bunte Menge jubelt beim Einzug Christi in Jerusalem, seiner spottet aus dem Wege nach Golgatha. Vergessene Sckmuer kindlickzer Andacht ergreifen auch den der Kirche längst Entfremdeten, wenn dort der Heiland den Tod am Kreuze findet. Jahrhundertelang waren die Pasiionsiviele nur wenig bekannt, und erst seit 18'»0 wuchs der Besuch ins Riesenhafte an, die Darstellung geivann durch Läuterung des manchmal recht derben Textes und durch 'Lieseitiqnng mancher Ge schmacklosigkeiten. obne dock, ihre urwüchsige Kraft einzu büßen, die die Dorfbewohner, seil Jahrhunderten ganz im Jdeenkrcis der Passion lebend, dem Spiele zu verleihen wissen. Jener gewaltige Aufschwung rührt daher, daß ein Mann, bekannt durch seine genialen Lenkungen und «ein ehr- liches Urteil di« Augen der Welt auf daS ärmliche Dorf lenkte, EduardDevrienk. Viellcichr gab gerod« auch die Erinnerung an diese Tat seines Vat«r» dem Sohne OttoDevrioatden Gedanken ein, für da» protestantisch« Deutsch and ei» BolksschausviÄ zo schoss«, da» den DeMeshekdai vervrvert. ia dem di« Vs-
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