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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.02.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070214011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907021401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907021401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-14
- Monat1907-02
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Vkzira--Vrcl- ptr Leivzt» uud Vorort«: In der Haupt» Livrdiiioa ober deren Au4aab»si»llen ab» pedoU monatlich: dluegabex ll mal täglich) 7t> Pf. «u«gad» tz 2 mal rägllw) »o Pf, bei Zusiellnog ta» Haut Aut.iabr L 80 Pf., -luttiabe 8 I Mark. Duich un'ere out- wättigen tlu-gad« stellen und turch di» Pust lrzogen t mal «äglich'innerdaidDeuIIchlandt monatlich tMaikaatichi. Bestellgebühren, für Oeiierreich-Unaarn 5 li 45 d v««rttiiidrliciy die üdiiaen Münder lau« Zeitunnepieittls». riet, Nummer lostet aul 4 t» tz allen Bahudösra uue bet I II fldl »en sirttungt-Berk-uieru ' Aedaltluu uu» vTpraitttMi Iovanuitgasi« 8. Lelepbon Nr. l5L 4tr. AL. Nr. »17L. Berliner Aedatttona-Vureau: Berit» KW. 7, Prinz ^outt tzerdmaud- Straße 4. Telephon l. 9kr. 9275. Morgen Ausgabe KWiger.TaBlalt Handelszeitung. Ämtoblal! des Aales «nd des Volizeiamles der Lladl Leipzig. LlnreiaenaVreis di» «aespaae« PotUMte tür Gefchtftt. tnseeaie ans Leipzig »ud Umaedaaa tt Pf, Kamiliea^ «»h,»m,t-». Glellnl-Nazetgech fowte A- uud Berläuf, M Pf, ßuauzwü« AuzRae, SU Pf, für Aiierat, vaa autwtrlt 80 Pf. Neklamea 75 Pf, auswärts t Mark, veilaga» aebäor 4 Mark v. Lauiaas exkl. Poftaabüar. Veschäftsaama»» a» bevorzugter Ltell» tni Pieif» erdddt «adoN nach Tarik. Ktr Aairrat« vom Avsland« baonderer Tarif. Aaz»ig»u-«a»adm,. >u>nttUl»dtaU v, de, «amtliche» Ftltale» ». all«»*»a»ar»»- ^xpeditioar» des Fu- uad Auslandes Kür da» Er>ch»i»»a aa vmummreu lugen a. Plätze, wcr» lrta« Garautn üderuammea. Handruidtltal» Berit«: GarlD»»ck«r. A«r,gl.Ba,r.H»tbuchhandlg„ Lützowslratz» 16 «elepdo» Vt. Nr. 4M3l Ailial»Sr»edUtO«: rreadan.Ptarieukr.L4. Nr. lSSSSSSkSSSS- Donnerstag 14. Februar li)07. 10l. ZadlMg. Var wichtigtte vom rsgr. * Am heutigen Ta,je begeben sich der deutsche Kron prinz und die Kronprinzessin zu mehrwöchigem Aufenthalt nach St. Moritz. * Im Landesverratsprozeh Prinz wurde der Angeklagte wegen Versuchs des Verrats militä rischer Geheimnisse an die russische Regie rung in zwei Fällen zu drei Jahren sechs Mo- naten Zuchthaus und fünf Jahren Ehroer. I u st verurteilt. Die Untersuchungshaft wurde mit Rücklicht auf die Person des Angeklagten nicht in Anrechnung ge bracht. lS. d. des. Ber.j * V.stern begann in Berlin ter Prozeß gezen Poeplau wegen Verletzung deS Ainl-geheimnisse» i» den detanaiea Kotonlaiafsärea. (S. Gerichtesaal.) * In Karlsruhe wurde her Dr. jrr. Foehrenl'ach aus Baden-Ba^en, ein Schwiegersohn ves früheren Fiuanz- mintster» Becker, zum Oberbürgermeister gewählt. * Lord Newton wird ansang nächster Wöbe seinen Entwurf zur Reform des Oberhauses embrmgen. * Amerika untersagt die japanische Einwanderung aus den Saodwlch-Ju feto und Philippinen. (S. Äus>.) * Die bulgarische Sobranje ist gestern geschlossen. (S. Ausl.) * Zn ter gestrigen Stadtverordneten- sitzung wurde der Vorstever Just,z>ai Dr. Junck in Ruckuchr au, seine Walll zum Mitglied de« Reichstags aus unbestimmte Zu beurlaubt. z^S. Bericht der Ltallverorkueleu). Zorislllrmslrsafitche Msuremng r Die Sozialdemokratie ist trotz ihrer Wahlniederlage noch keine erledigte Partei. Dafür sorgen ihre Organisation und die Zahl ihrer Wähler. Mit drei ein Viertel Mil- iionen Stimmen ist man in einem Reiche mit demolranschem Wahlrecht immer noch ein beachtenswerter Faktor. Dagegen kann doch auch nicht verkannt werden, daß die sozialdemo kratische Gefahr durch die jüngsten Eceignisse viel von ihrer Bedenklichkeit verloren hat. Tie Mär von dem unaufhalt samen Siegeslauf der Partei ist gänzlich zerstört worden. Und in der Partei selbst hat der unerträglich gewordene Hochmut einen starken Stoß erlitten. Darüber können auch die nur mühsam bewahrte Hal tung und die noch ab und zu versuchten großen Geostrden nicht hinwegläuschen Und eine Unteriuchung deS heutigen Zustandes der Partei bietet genügend Beweismatcrial für die gründliche Erschütterung des Selbstvertrauens der Parteileitung, die bei der Sozialdemokratie bisher in viel höherem Grade als bei irgendeinem anderen Parteigebilde für die Stimmung der geführten Massen maßgebend ge wesen «st. Zwei Erscheinungen hat der Ausgang de» Wahl- lampses in der Sozialdemokratie bisher gezeitigt: die in Dresden mit Keulen erschlagenen Revisionisten sind wieder munter geworden und in der bisher des Revisionismus gänz- lich unverdächtigen Parteileitung selbst macht sich revisionistisch angehauchte Erkenntnis bemerkbar. Diese zweite Eriche'-nung will unS weit bedeutsamer dünken als die erste. Tas Häuf lein der revisionistischen Intellektuellen hat sich so völlig um einen Kredit gebracht, hat insbesondere in und nach Dres den so wenig Zutrauen zu sich selbst bewiesen, den Kamps so wenig mutig und aus so viel Umwegen eingeleitet uns ge führt, daß Mißtrauen ihm gegenüber berechtigt ist. Auch ist nicht zu verkennen, daß der Revisionisten persönliches Ansehen bei den Genossen wie in der bürgerlichen Welt arg gelitten hat. Wer einmal so klein beigegrben bat, wie die Kollmar, Braun, Heine, Göhre es getan, der wird sich über Mangel an Nelpekt nicht mehr beklagen dürfen. Inzwischen ist noch dazugekommen, daß die Schätzung deS bayerischen Führers v. Volkmar, deS Hauptes deS Revisionismus, ganz außerordentlich zurückgegangen ist. ES »st zu durchsichtig geworden, daß dieser vielgewandte Politiker und kluge Kopf sich nie von seiner römischen Vergangenheit hat völlig lösen können. Er ist die Seele deS schwarz-roten Kartells »n Bayern, ist der geschickteste Förderer des Ultrainonlan.Smus in Deutschland und durch die Unnatürlichkeit seiner anti liberalen, kulturfeindlichen Politik der eigene Vernichter seines früheren Rule» geworden. Möglich, daß unter neueren, günstigeren Verhältnissen der Mut der Gedemütigten wieder wächst. Möglich auch, daß der Niederlage der Revisionisten viel Persönliche- und Zusällige» anhaftete. Wichtiger ist jedenfalls die Er scheinung. daß die starr dogmatische Parteileitung sich in ihren jüngsten Kundgebungen von der Blässe revisionistischer Gedanken angekränkelt zeigt. Vorherrschend ist «erklärlicher weise immer noch die Sucht, die Gründe für sie Wahl- blamag» in äußeren Umständen zu suchen. Im .Vorwärts" aab der Parteioorstand, wie schon kurz berichtet durde, «inen Erlaß »Aa dis Partei" bekannt, der sich äußerlich noch ganz in den autokratischen Formen und stellenweise auch noch in dem alten überheblichen Stil präsentiert. Ta heißt eS noch: „Unsere Partei ist eine Partei auS einem Guß, die weiß, was sie will. Eine Pha- anx, in der es keine Halben und Viertelsmänner, sowie charakterlosen Streber und politischen Waschlappen gib', wie ie in den Reihen unserer Gegner massenhaft vorhanden ind." Also immer noch ist der Genosse eo ipso edel, hilf reich und gut und ein ganzer Kerl. Der Gegner dagegen..,. Insofern ist also der verehrliche Parteivorstand noch in der alten hochmütigen Gesinnungstüchtigkeit besangen oder tut wenigstens so. Auch schreibt er noch dasselbe miserable Deutsch, das ihm die Götter verzeihen mögen. Redet von >en „innegehabten Wahlkreisen", von der „streng sachlich ten Weise", von einer Schlacht, die der Kanzler ,in bezug auf das Zentrum" verloren habe, und ehrt so nach Kräften daS Andenken des durchgefallenen Zehn-Gebote-HosfuiannS. Solche Aeußerlichkeiten nicht klein zu achten, gebieten unS >ie Ueberzeugung von dem Kulturwert der Sprache und die Gerechtigkeit. Auch die Negierung belastet sich häufig genug mit sprachlichen Sünden und muß sich deswegen Sottisen sagen lasten. Weshalb sollte eine Parteileitung, »ie sich in ungeheuerlicher Anmaßung kulturell so über alle- »istorische Maß erhaben dünkt, mit anderem Zollstock ge messen werden? Wer nicht einmal die Voraussetzungen der Kultur zu erfüllen gelernt hat, wird uns auch schwerlich den richtigen Weg „zur Sonnenhöhe der Kultur" zu führen wissen. Auch sonst wird noch mit einer gewissen Prätention und ostentativ an den allerheiligsten Dogmen festgehalten. Dafür zeugt besonders lustig der schöne Satz des Trostes: „Ter Ka pitalismus gebiert mit jedem Tage jeiner weiteren Existenz, um mit unseren Altmeistern Marx und Engels zu reden, die Totengräber seiner eigenen Klassenherrschaft." Und da bei müssen die Autoren des Erlasses selbst zugeben, was auch schon Kautsky getan, daß wir in einer „überaus gün- tigen Prosperitätsepoche" leben, daß es also nichts ist mit dem Dogma von der fortschreitenden Verelendung der Masten. Aber trotz dieses orthodoxen Gebarens ist der Erlaß ein revisionistisches Manifest Wer kann sich eines Satzes, wie des folgenden in einem offiziellen Aktenstück der Sozialdemokratie erinnern? „Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß wir selbst auch einen Teil der Schuld an unse ren Niederlagen tragen." Und dann kommen die Bekennt- niste. Zunächst soll ein großer Teil der Genossen zu opti mistisch gewesen sein. Und dann „soll ferner nicht ver schwiegen werden, daß die vielen Meinungsdifserenzen, die wir in den letzten Jahren batten, in der Presse und in Zu sammenkünften aller Art oftmals in einer Weise cnspe- tragen wurden, die unseren Gegnern Stoss zu Angriffen lieferte, namentlich weil die Ausschlachtung in der üblichen tendenziös entstellten Weise geschah. Hier haben wir tünstig, ohne Ausnahme, uns die größte Reserve auszuerlegen. Müssen Meinungsverschiedenheiten >m Interesse der Pariei ausgetragen werden, so darf dieses nur in der streng sach lichsten Weise gescheh-n. Wir dürfen keinen Augenblick ver gessen, daß wir Parteigenossen sind und jeder von uns das Recht hat. zu verlangen, daß seine abweichende Meinung als ehrlich gemeint und im Interesse der Partei geltend gemacht angesehen wird." Wer diese Toleranz nicht als das Produkt eines revisionistisch angehauchten Geistes erkennt, der lese schleunigst die Berichte vom Dresdener Parteitage rach. Dort wurden die Verkünder solcher Ansichten mit Verbal injurien so zugcdeckt, daß sie bis heute die Sprache verloren. Und die Krankheit loder Genesung, je nach dem Siand- punkts schreitet fort und ersaßt auch schon die kleineren Götter. Die Parieiredakteure wollen zusammenkvuimen, über die Ursachen der Niederlage und die Taktik der Zukunft beraten. Tas muß doch wohl von der allerhöchsten Stelle aus gebilligt worden sein, denn auch der „Vorwärts" ist dem Plane geneigt. Und bedenkt man noch, daß die Wahlen selbst recht erfreulich von der Lösung Hunderttausender aus dem sozialdemokratischen Banne Kunde gegeben haben, daß der Abgeordnete Dr. Südekum berichtet, wie skeptisch die Ge nosten geworden sind, wie sie unerhörterweise sogar schon über den Mangel an Erfolgen der Fraktion geklagt, wie sie positive Arbeit gefordert haben, dann muß man zu der Ueberzeugung kommen, daß der Revisionismus in der So zialdemokratie marschiert. Wie weit er es bringen, welche Gestalt er annehmen, ob er vor allem nationalisierend wirken wird, wollen wir mit dem der Sache gebührenden Interesse, aber in Gelassenheit abwarten. Besonders aber möchten wir vor der Wuder- holung alter Fehler warnen. Was der Revisionismus er reichen kann, muß er auS eigener, innerer Stärke er,eichen. Und alles laute Anfeuern, jeder vorzeitige Versuch, mit ihm zu paktieren, kann der Entwickelung nur schädlich sein, wie da- früher schädlich gewesen ist. Unsere Ausgabe, das heißt die aller Politiker, die in den Sozialdemokraten immer noch irregeleitete Kinder unserer Nation sehen, liegt auf einem ganz anderen Gebiet. Wir haben die endliche Wiederver einigung durch sozialpolitische Arbeit zu fördern. Und wenn e« wahr ist, daß Fürst Bülow den Hinweis aus die sozial demokratische Niederlage mit „Nun erst recht" fnämlich So zialpolitik! beantwortet hat, so erössnrt sich eine Perspekrioe schwieriger und mühseliger, ober auch lohnender Wirksamkeit für alle, die sich da» Deutschland der Zukunft nur alt» den Hort eine» einigen Volke» denken mögen. Vie be llen ssSurer. * „Ich bin nicht sicher, ob ich nicht lieber eine Verfassung haben möchte, >n der die Volksvertretung in hohem Grade un- mittelbar unter der Kontrolle des Herr schers selbst steht, als erne Verfassung, in der sie in gleichem Grade unter der Kon trolle einer anderen Kammer steht." Sagt Campbell Bannerman. Die Thronrede sagt es nicht, dort heißt es einfach: „Ernste Fragen über die Arbeite» unseres parlamentarischen Systems sind aus unglücklichen Differenzen zwischen den beiden Häusern entstanden. Mein« Minister ziel-en soeben den wichtigen Gegenstand im Hinblick aus eine Lösung der Schwierigkeit in Erwägung." Der König kennt erst das Stadium der Erwägung. Der Ministerpräsident hat sein Urteil gebildet. „Ich bin nicht sicher" ist doch bloß eine vorsichtige Redewendung. Erklärte sich Campbell für sicher in seinem Urteil, so fiele hm eine moralische Verpflichtung zu, den Konflikt al- akut zu be handeln. Campbell bekennt sich nicht etwa hypothetisch zum Abso lutismus. Taz wäre ein grobes Mißverständnis seiner Worte. Aber er würde eine schärfere Anspannung de» monarchischen Elem.nts, als sie durch die faktische Entwick lung les englischen VerfassungSlebens gerechtfertigt ist, vor ziehen der Fonsristung der jetzigen OberhauSmachtstellung. „Monarchie oder Feudalismus!" Veto dc- Königs oder Veto des Oberhauses! Diese schicksalsvolle Frage brandet täglich stärker an die Küsten des meerumspülten A bion. Sie wird auch die VerfassungSfrage der Zukunft im feslländischcn Europa werden, dessen Struktur einer republikanischen Ein richtung dauernd widerstrebt. Tie Frage des Zweikammersystems zeigt ein anderes Ge sicht in Monarchien, ein anderes 'N Republiken. DaS Volks haus der demokratischen Republik macht ein Gegengewicht nötig, eine Notabelnversammlung mit erhöhter Altersgrenze oder eine berussständische Interessenvertretung, die in die Oberhäuser, nicht in die Volkshäuser hineingchört. Ein Gegengewicht konservativer Tendenz gegen die wechselnden Mehrheiten, das Destillat des gärenden und vom Gefühl, nichl vom Prinzip bestimmten Volksgeistes. Tie Monarchie darf ein solches Korrelat de- allgemeinen Slimmrechts entbehren. Der wohl beratene, wohl geleite:« Wille deS Königs ist Gegengewicht genug. Ein starker Herr scher wird natürlich vorausgesetzt, ein starke» Augersichsein und Jnsichsein des Königtums. Dem starken Herrscher kann die Opposition der Volksvertretung ein Hemmnis werden, aber ein durch seine persönliche Sicherheit und Kratt über windbares, die Stellung und Tradition von einer so gewal tigen Basis sich erheben lassen. Tie Opposition einer fer- dalen Kammer ist eine Fessel, die der Eigensinn einer privi- legierten Kaste zu einer unzerreißbaren zu machen imst.inde ist. Freilich gestatten die Verfassungen den ParS- schub, machen aber eben durch diesen die Oberhäuser im Grundsatz zur Farce, zu einem überflüssigen, stilwidrig n An hängsel, zu einem Schönheitsfehler der konstituuoncllen Monarchie. Es wird noch nicht zur Abschaffung des Oberhauses in England kommen. Tie Zeit ist grundsätzlichen Benderungen der europäischen Verfassungen nicht günstig. Man sprich«, von den radikalen Kreisen abgesehen, nur von Palliativen um über den toien Punkt hinwcgzukommen, auf den der Machtgebrauch des Oberhauses die englische Gesetzgebung ge bracht hat. Die einen beschränken sich daraus, eine Reform des Oberhauses vornehmen zu wollen, andere wollen d S erbliche Prinzip absck>affen, eine dritte Partei will nur eine Beschränkung deS Vetos Herbriführen, wieder andere e>n Referendum an Stelle des Vetos setzen. Ferner wird vor geschlagen, den Verfall des Oberhauses zu beschleunigen un: cs aus das Verhältnis des römischen Eomitia Euriata unter der-Rcpublik zu reduzieren. Schließlich wird ge-orden, m.-n solle dem Oberbaus? vom Budget aus benommen, indem man strittige Gesetzesvorlagen als integrierenden Bestandteil de? Budgets betrachtet, auf das das Oberhaus keinen Einfluß hat. Ein Präzedenzfall liegt in der Legislatur VirtoriaS lAustralien! vor. Weiter wird eine gemeinsame Abstimm,nz beider Häu»cr zusammen vorgeschlagen, und nach dem B i- spiel Eduards l. soll schließlich nur das Votum besonders hier für einberusrner PeerS entscheidend sein. Die Vorwürfe gerade gegen daS englische Ober- Hau» sind ein klein wenig übertrieben. Man legt ihm zur Last, daß eS gesetzgeberische Nück'chritte sanktioniere, die Arbeit der fortschrittlichen Perioden aber unfruchtbar mache. Beim Schulgesetz mochte das stimmen. Aber alS die Homerulebill fiel, hat da» Land ausdrücklich den Widerspruch durch sein Votum bestätigt. Die Bedingung, an die damals die Lords ihre Zustimmung zu einer so tief einschneidenden Verfassungsänderung dc» britischen Reiches geknüpft hatten' eine rein englische Mehrheit deS Unterhauses scheint freilich durch dessen gegen wärtig« Zusammensetzung erfüllt zu sein. Aber bei de» jüngsten Wahlen war von Homerule keine Repe, ward« eS sogar verleugnet. Auch weist daS Oberhaus mit Recht auf seine Nachgiebigkeit bei d*er Trabes DiSpute-Bill hin. Es war vielfach erwartet, daß dem Fall der Schulbill eine unverzüglich« Auslösung des UnterhoujeS folgen würre, um durch ein unzweifelhaftes Verdikt de» Volkes für einen offenen Krieg gegen die Pairs da» moralische Fundament zu errichten. Tie Regierung hat die andere Methode gewählt: killinix Cis cup! durch Häufung der Kon,litt» soll der Becher »um Ueberlaufen gebracht werden. * Unmittelbar an die Verlesung der Thronrede schloß sich nach englischem Brauch die Adreßdebatte beider Häuser, Antistroph« und EpiK>o» der KönigSbotscha°1. Die Diskussion de» Oderhause» ist schon milgeretli. Im Unterhaus« bespöttelte Balfour die Reih« der Za der Thronrede erwähnte« Maßnahme» aav zweifelt daran, ob viele der Maßnahmen während der gegen- wärtigen Tagung auch nur im Unterhaus» erledigt weiden würden. Ueber die OberhauSfrage sagt er, der G danke, daß irgend «ine Umgestaltung der Zweiten Kammer ge legentliche Meinungsverschiedenheiten mit der Ersten Kam mer verhindern würde, sei töricht. Alles was man tun könne, sei, dafür Sorg« zu tragen, daß aus di« Dauer das Volk darüber entscheide, unter wa» für Gesetzen eS leben will. Premierminister Sir Henry Eampbell-Bannermann bemerkt in seiner Erwiderung, der wichtigste Teil der Thron rede sei die Stelle, di« sich auf die Streitigkeiten zwischen beiden Häusern de» Parlaments beziehe. Er erkenne vollkommen die ernste Natur der Auf gabe an, welcher sich zu widmen daS Haus, wenn die Zeit dazu gekommen sei, von der Negierung aufgefordert wercen solle. Es sei nicht mit den Gefühlen verletzter Eitelkeit, der Gereiztheit oder deS Verdrussc», daß die Negierung diese große Frag« in Angriff zu nehmen gedenke. D e Frage der Beziehung zwischen den beiden Häusern ist die Frax«, die wir aufwerfen wollen, und nicht di» Frage der Verkässtng deS Hause» der Lord-, welche eine andere Angelegenheit ist. Nachdem «r sodann auf den Gegensatz in der Haltung de- Oberhause-, je nachdem die Konservativen oder di« Liberalen an der Macht seien, hingewiefen bat, fährt der Premierminister fort: Tie Negierung schneidet «ine vniie- heuer wichtige Frage an, aber sie ist sich de» Ernste- der Lage bewußt. Die wesentliche und eigentliche Natur der Verfassung ist, daß sie eine Nepräsentatioverfassung ist Tie Volksvertretung in Großbritannien ist nicht wie in einigen anderen Ländern ungefähr w-nig mehr als «in Sicherhe 1S- ventil der Verfassung. Tie repräsentative Kammer uad da» Revräsentativsyftem sind die Grundlage der britischen Kon stitution. Ich bin nicht sicher, ob ich nicht lieber eine Verfassung haben möchte, itl der die Volksvertretung in hohem Grade unmittelbar unter der Kontrolle de- Herr scher» selbst steht, al» eine Verfassung, in der sie in gleichem Grade unter der Kon trolle einer anderen Kammer steht. Ich bin nicht sicher, ob die Frage, wenn der Kampf darüber we ter vorgeschritten sein wird, nicht leichter zu lösen sein wird, als eS jetzt den Anschein hat. Aber auf jeden Fall muß di« Frage geregelt werden. sLauter Beifall.) Die gegenwärtige Lage ist schimpflich, gefährlich ui.d entsittlichend. Wir müsse» «i»e solche Neuordnung der Beziehungen der beiden Häuser erreichen, die un» in den Srand setzt, die Wünsche d«S Vol ke» in angemessener Harmonie zur Ausführung zu bringen. Neber die irische Frage sagt sodann der Premierminister: Sollen wir leugnen, daß do» irische Volk ein Recht darauf hat, seine eigenen heimischen Angelegenheiten zu verwalten, solange diese nicht mit den Angelegenheiten England» in Widerstreit geraten, und solange nicht» geschieht, was di« Oberhoheit des Parlament» und inio'ge davon die Festig keit des Zusammenhang» der drei Länder verletzt? E» bedeutet gar keinen Unterschied für die Festigkeit d?» Reiches, wenn die Iren haben, wa» jede Kolonie mit Selbstverwal tung besitzt. Im weiteren Verlauf der Adreßd«batte er klärt John Redmond sJref, lediglich die Gewährung eines Parlament» mit einer diesem verantwortlichen Exekutiv« würde Irland auch aur verhältni-mäßigea Frieden uao Ge deihen bringen. verbsna pscl- »»ü «nü Poriverivsller-Veieiniglmg. Es wird uns geschrieben: Seit nunmehr fast zwei Jahren herrscht in den Re hen der mittleren Postoeamteaschast, die sonst getreu der Decis« ihres Vcrbandsorgan» „einig und gleich" da» schönste Bild der Eintracht und Harmonie boten, ein Zwispalt, und zwar zwischen dem Verband und dem Teil der Postverwalter, di« sich in der Postoerwaltervereiniguna zusammeng jui-den baden. Den ersten Anlaß zu den Mlßhelligkeiten hat die Versendung einer von den Postverwaltern hcraucHtäeb.'nen Denkschrift gegeben. Tiefe und die Antwort hieraus von der „Deutschen Postzeitung", dem VerdandSorgan, ließen untere» Erachrens etwas die not ge Sachlichkeit und g.dc,tene Zuri ck- Haltung vermissen. Wir b.oauecn aufrichtig im Interesse d«iver Teile da» hieraus entstandene gespannte Verhältnis. Hat doch gerade der Verband Deuljcher Post- uns Telegraphen assistenten, der als die größte, destorgonisierte uns geleil.tr Beamrenoereinigung allgemein anerkannt wird, seine gr.'ß"n Erfolg« auf wirtschaftlichem Gebiele — Wvdtfahrtüeiin.ch- rungen, Tterbc lasse, Unterstützung Kasse ujw — sowie in dienstlicher Be-iehung —Erschließung der Sekretär- und Ob-r- sekrctärstellen uiw.—-nurdem au-geprägtenSvlidaritätsgefuhl und dem einmütigen Zusammenhalten sämtlicher mittleren Postbeamten zu verdanken. Tie Postoerwalter glaubt» nua, daß ihre speziellen Interessen seitens dc» Verbände» nicht .» genügender Weite vertreten worden sind und vertret.« »er den. sUnseres Wissens, di« wir den Vorgängen in der Ver- baodsbwcgung stets großes Interesse entgezrngebracht haben, geschieht mit wichen Anschauungen dem Verband« unrecht. Dieser hat stch, speziell in den letzten Jahren, viel m.t b«r Lage der Postoerwalter deschastiat uns dir « haben dem Vorgehen de» Verbände» manche Vorteile zu verdanken ! S « hatten stch deshalb in den verschiedenen Oberpostdirck ioa»- bezirken »u Vereinigungen zusammevgejchlossru, Venen auch viele Aeroandsmitglieder angrhörten, m der Annahmc, durch gesondertes Vorgehen ihre Wünsche eher und besser erfüllt z» sehen. Eine Folge dieser Sonderbündelei war der Zusatz zum ß 10 der Satzungen de» Verband«», den der 10. BervandStag im September 1006 mit überwältigender Mehrheit annahm. Dieser Zusatz lautet: „Die Zugehörigkcit zu anderen postalischen Fachvereinen, die ähnliche Ziel, verfolgrn, wie der Verband, ist den Mitgliedern nicht gestattet. Soweit ein« derartige tfugehörigkeit besteht, ist str b anen srei Monaten nach einer vom Verband-oorstaa- «rhatteaen Auf forderung »u lösen." ES muß odn« weitere- anerkanat verdea, daß brr ver band au- Seibster-attung-trieb f» haadA» mußt«. -» tuaui»
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