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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070226021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907022602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907022602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-26
- Monat1907-02
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Abend-Äudgabe 8 Sl«Heiqe«.PreiS nMerTlUMM Handelszeitrmg Amtsblatt des Rates und des Nolizeiarntes der Ltadt Leipzig allo. Dienstag 26. Februar 1907. Nr. 57. Uhr. Lolk. lhr. alben Feuilleton !8ö. nsr, IM, Nale: end-: ikl. iberr ieter Mwr rotor Rat »rrsr W. Jahrgang orsch. >ain. Herrn !l des 'N zu Eine stern. MDMiiri nnö ErpeSttw«. IohauuiSgaffe 8. Telephon Ar. 1SL Rr. LLT «r. I17L. Berliner RednttionS-vureau. Berlin 7, Prinz LooiS Ferdinand- Straße 1. Telephon I. Nr. 927k. kieliglon ist ckie Poesie 6er unpoelischea Menschen. , ' S6llparrer. Von 6em Augenblick en, ivo eine Keligion bei 6er Philosophie Hilfe begehrt, ist ihr Untergang unad- rvendiich. d. Vie kieligion ist 6le lirücke für schlechte Staat,- Verfassungen. S-bopendauer. Sonst rvar 6ie Religion 6ie Stütze 6e, Staate^ jetzt ist 6er Staat Stütze 6er kieligion. tuiüvig feuerdacti. iener. llack. irga. woß. >. >. >er. ner. einitz. , des r. ny. Leitmtgrrcha«. * Die Rede Bülows im neuen Reichstage wird bereits von vielen Blättern kommentiert. So ankert sich die „National-Zeitung" in einem Artikel „Ein schwarzer Tag für das schwarz-rote Kartell": So wurde denn aus Abend und Morgen doch noch ein be deutender Tagt Und für die regierende Paitei von ehegesiein keiner von den angenehmsten. Sehr hochgemut schienen sie null gestimmt zu sein, die Herren der schwärzlichen Milte. Die spar- liehen Versuche, eine sorglose Heiterkeit zur Schau zu tragen, ließen mit fortschreitender Sitzung mehr und mehr nach, und schließlich saß da- ganze Zentrum muckenmäuschenstill und hörte andächtig zu. wie einer Bußpredigt zur Fastenzeit, als ihm seiner Sünden voi:- gerüttelt Maß mehrmals vorgrbalten wurde Man wird den, Reichskanzler hinfort nicht mehr dea Borwurf machen dürfen, er scheue den Waffengang mit der weiland regierenden Partei. Co gründlich ist den selbstbewußten Herrschaften der " Mitte von. Auzeigen-Alluahme: An»uftu»-la- 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. Expeditionen de- Zn- und Au-laades. Altenglische Meister. (Zur Ausstellung des Leipziger Kunstvereins.s. In der Geschichte der modernen Kunst schreitet England mit Riesenschritten voran. Während in Deutschland unter dem Regime Winckelmanns der Klassizismus auflkbt und in Frankreich der Rausch des heiteren Rokoko von den Stürmen der Revolution hinweggefegt wird und nach der Spieß bürgerlichkeit Chardins die pathetische Phrase der napoleo nischen Zeit mit G. L. David und seiner Schule zu Worte kommt, hat England bereits seine nationale Künstlerentwick lung begonnen. Bürgerlich ist hier die Note. Dogarth macht den Anfang. Aber was bei ihm noch zu sehr an reiner Prosa der Alltäglichkeit vorwiegt, wächst sich bei seinen Nach folgern, geläutert an dem Farbenzauber Tizians und an dem großen Vorbild des Spaniers Velasguez zu reifer künstlerischer Form aus. Josna Reynolds und Thomas Gainsborough leiten zugleich die neue Be wegung ein utid führen sie chm Gipfel. Rückständiger er scheint neben diesen beiden George Romney, während in Thomas Lawrence, dem echten Nachfolger seines Meisters Sir Joshua, die Porträtmalerei des JnsellandeS auf lange Zeit hinaus ihren höchsten Glanz ausstrahlt. Erst er hat in der Kunst jenen feinen Typus des neuen Eng länders geschaffen; aus seinen Schöpfungen weht uns so wohl der zarte Duft jener Gesellschaft entgegen, die über eine neue durchgeistigte Kultur mit triumphierendem Lächeln Herr geworden. Tausende von Kupferstichen werden nach den Werken dieser Porträtisten geschaffen und Bilder wie die Porträts einer MrS. Siddons oder Eliza Farren sind auch auf dem Kontinent populär geworden wie die kost- lichsten Schöpfungen eines Rafael. Der Schotte Henry Raeburn und der delikate John Höppner vervoll ständigen die Reihe. Neben dem Porträt aber erwachen gleichzeitig di« Genre malerei und die Landschaft. Auf diesen Gebieten wirten die alten Niederländer vorbildlich. Als Genremaler steb» fwr Schotte David Wilkie obenan, der von Meistern wie Ostade Die Befestigung Honolulus. Da die Bewohner von Hawai einen sofortigen Angriff im Falle eines japanischen Krieges besürchten, herrscht große Genugtuung darüber, daß die Regierung die Befestigung Honolulus energisch betreibt. Diamond Head, die süv- ostliche Hauptstadt, soll daS Zentrum der Verteidigung ab geben. Die Stationierung weiterer Schlachtschiffe im Pazifischen Ozean unterbleibt zunächst, weil die vorhandene Flottenmacht für die atlantische Küstenverteivigung unent behrlich ist. Von Gesrg Wegener» Ralfe in China. Kien-tschang-fuin Kiangsi, 5. Dezember 1906. *) Kiangsi war in früheren Zeiten das große Durchzugsland von Kanton nach dem unteren Aangtse, und die Gesandt schaften der Europäer nach Peking sind über den Meiling paß und längs dem Kanfluß gezogen und haben diese Route mehrfach beschrieben. Seitdem die Schiffahrt an der Küste aber vervollkommnet ist, hat sich der Verkehr dorthin ge- wandt, und der Ueberlandweg ist wenig mehr besucht worden. Kiangsi' wurde eine abseits liegende Provinz. Hier sind, nach den Angaben der chinesischen Behörden seihst, Europäer außer Missionaren überhaupt noch nicht gewesen. Vor allem nicht auf dem Wege, den ich wandere. Ich reiste von Kiukiang Mitte November nach Nan- tschangfu über den Poyangfee, aber nicht im Dampfer, mir dem man im Sommer heute in 24 Stunden etwa dorthin kommt. Eine englische Firma, weit unternehmender als unsere Leute hier draußen sind, hat diesen Dienst mit einem slvck-ae-henden Schiff« „Schaff" eingerichtet und unter chineff. scher Deckadresse ein Kontor in diesem noch nicht geöffneten Platz erössnet. Sie dat sich somit das moralische Anrecht auf die künftige erste Rolle in der unzweifelhaft demnächst zur Erschließung kommenden reichen Provinz erwovben. Ich führ tm Hausboot, zwar vier Tage, aber ungleich inter essanter, da ich viel intimer, sogar an eigener Person, die Schwierigkeiten und Uertümlichkeiten, aber auch die quanti tative Großartigkeit des Flußschiffcchrtsbetriebes kennen lernte. Der Poyongsee war eben im Begriff, sich in Kanäle und Lagunen auszulösen; ich sah so ein weiteres Stadium des gleichen Vorganges wie beim Tungtinse«, wo wir noch eine grenzenlose Wasserfläche gefunden hatten, aber mir äußerster Vorsicht und beständigem Stocken fahren mußten. Besondere günstige Umstünde meiner Reise bringen es mit sich, daß ich von Nantschvng, der Provinziallhauptstadt, an die Reis« mit größten Vorteilen über Land mache, geleitet von der chinesischen Regierung, in jedem Ort von den Be hörden zuvorkommend empfangen, so daß ich überall mit den ersten Mandarinen in persönliche Berührung komme und so nicht nur Kulis und Herbergen sehe. Bon Nangtschangfu, *j AuS einem Brief an den Herausgeber der „Allgemeinen Wissenschaftlichen Berichte". Für das Erlcheinrn an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Festerteilte Aufträge kvunen nicht zurück gezogen werden. Haupt-Filiale Berlin: LarlDunckec, Herzgl-Bayr.Hofbuchho ndl g.. Lüsowslraße 10 (Tel. Vl, 4603'. Atlial-VLpetzttion:TrcSden.Marienstr.3l. für Leipzig and Vororte: I» der Hanpt- Erpedition oder deren Ausgabestellen ab geholt monatlich: Ausgabe s (1 mal täglich) 70 Ps„ Ausgabe v lL mal täglich) 80 Pf, bei Zustellung iuS HauS Ausgabe T 80 Pf., Ausgabe ö 1 Mark. Durch unsere au«, wärtlgen Ausgabestellen nud durch die Post bezogen (1 mal täglichstnoerhalb Deutschland» monatlich l MarkauSschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungarn 5L45K vierteljährlich, die übrigen Länder laut ZeituugSprriSliste. Var Neuerte vom Lage. (Die noch Schluß der Redaktion eingrgangeneu Depeschen stehen auf der L Seite des HauptblattrS.) Die Woermaiui-Linie, die bisher zweimal monatlich sechs große Dampfer nach Swakopmund und Lüderitzbncht expediert, erklärt, sie sei bei der ungenügenden Unterstützung auf die Dauer nicht in der Lage, die Dampserverbindung nach dem Schutzgebiet aufrecht zu erhalten. Die Regierung habe ein Abkommen mit der englischen Houstenlinie für die Verbindung Swakopmunv» mit Kapstadt getroffen und dieser Linie da« Monopol über tragen. Die Woermann-Linie Hal den vierzehn tägigen Dienst mit zwei Dampfern, wofür mit der Reichspost ein Vertrag bestand, gekündigt. Sie wird vom 1. Juli ab nur einen vierwöchentlichen Dienst mit einem Dampfer betreiben. Jnterpellatian über tzte SchiffahrtSabgaben. Die von den Freisinnigen beim Reichstag eingebrachte Interpellation über die SchifsahrtSabgaben (Dr. Ablaß und Gen.) hat folgenden Wortlaut: Hält der Reichskanzler die Einführung von SchifsahrtSabgaben, wie sie in tz 19 des preußischen Gesetze- üb,er die Herstellung und den Ausbau von Wasserstraßen, vom 1. April 1905 vorgesehen sind, für vereinbar mit der ReichSverfaffung und mit den bestehenden internationalen Verträgen? Billigt der Herr Reichskanzler die Erklärung, welche der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten in der 10. Sitzung der Buvgetkvmmission abge gebne hat? " ' / ' ' ' ' und Teniers lernt, in der Schilderung der englischen Land schaft sind John Crome, John Constable und der unvergleichliche William Turner die unübertroffenen Führer. Wer die Werke dieser Meister gut vor Augen hat, wird mit Leichtigkeit von hier aus die weitere Entwicklungs lini« zur modernen Malerei des Kontinents finden können. Was Courbet oder die Schul« von Barbizon beispielsweise an malerischen Werten entdeckten, ein Meister wie Con stable hatte sie bereits viele Jahrzehnte vor jenem gekannt. Die Geschichte dieser neuen englischen Kunst an guten Beispielen kennen zu lernen, bietet die gegenwärtige Aus stellung des Kunstoereins eine vortreffliche Gelegenheit. Die Münchener Galerie Heinemann besitzt eine erlesene Kollektion altenglischer Meister, die auf ihrer Tournee durch Deutschland augenblicklich in Leipzig gelandet ist, wo man ihr hoffentlich auch neben der Klingerausstellung die ver diente Beachtung schenken wird. Nicht alles freilich, was sich in dieser Sammlung befindet, ist volllvertig. Reynolds, GainSbvrough, Raeburn haben bessere Werke geschaffen als die hier ausgestellten, immerhin sind auch dies« instruktiv genug, uns mit dem Wesen der englischen Kunst um die Wende des 18. Jahrhunderts vertraut zu machen. Gerade die englische Porträtmalerei dieser frühen Zeit hat ihre charakteristischen Züge. Eine malerisch hohe Auffassung — man denkt vor manchem dieser Bilder mit Recht an Tizian — ein« feine Beseelung der Physiognomien sind ihr eigen und «s ist gewiß nicht uninteressant, gerade solche Werke mit den Leistungen unseres fast gleichzeitigen Deutschen Anton Graff zu vergleichen. Auch Angelika Kaufmann wird erst in diesem Zusammenhang voll verständlich; denn es ent sprach ganz ihrer feinsinnigen weiblichen Begabung, sich eng an ihren Lehrmeister Reynolds anzuschließen. Der Glanzpunkt dieser Sammlung ist unzweifelhaft John C on st a b l e, von dem wohl mehr als zwanzig Werke bei einander hängen, wundervolle Schöpfungen meist kleineren Formates, vor denen alle Höhenleistunoen de'' altnieder ländischen Kunst von Ruisdael über Hobbema Seghers, Ko- ningk bis auf die >venig«n landschaftlichen Schilderungen Rembrandts vor uns auftauchen. Ein Müllerssohn wie dieser, hat auch er den bitteren Fluch jedweden großen Künstlerschicksals tragen müssen, unverstanden von keiner Mitwelt zu sterben. Licht und Lust verbinden sich in seinen Bildern mit einem natürlichen Stimmungsgehalt, um diese Stücke zu Meisterschöpfunqen echter Landschaftsmaler«; zu machen. Constable und Crome haben zuerst die englische Landschaft entdeckt und was unter den Modernen des Insel reiches, die im Landschaftlichen, wie man weiß, besonders stark sind, an Höyenleistungen geschaffen worden ist, es fußt im Grunde noch immer auf den Werken dieser beiden Großen. Auch vom „Old Crome", wie ihn die ,'ieitaenossen vertraulich nannten, führt die Ausstellung einige charakte ristische Stücke vor, di« schon seine Stärke für die Beyand- luna der Atmosphäre erkennen lassen, Bilder, die in ihrer einfachen Größe an Schöpfungen Rousseaus oder Dupr4S denken lassen. Aber auch die kleineren Meister, die sich wie Trabanten um die Fixsterne der alten englischen Kunst scharen, sind aut vertreten, so George Vincent mit einem vortrefflichen Stück „Vieh an der Tränke", so auch George Morland, Richard Wilson, Gilbert Steward Newton, der ein feinsinniger Illustrator Dhakesvearescher Werke war, u. a. nicht zu veroess-n endlich auch William Turner, jener Wundergott deS neuen veranstalteten zahlreiche Frauen vor dem Parlaments gebäude eine große Demonstration. In einer darauf folgen den Versammlung wurde beschlossen, in der Agitation bis zur Erreichung des Ziels nicht nachzugeben. — Nachdem die Petition der Negierung zur Berücksichtigung überwiesen, also höchst wohlwollend vom Parlament be handelt ist, von Giolitti freilich etwas diletarisck, aber immerhin höflich, — trotzdem dieser Straßenunfug! Für solche unweibtiche Lust an öffentlichem Skandal fehlt einfach jeder Schatten einer Entschuldigung. * Marokkanische Polizei. Der „Heraldo" meldet, die spanische Regierung habe sich mit Frankreich geeinigt über die Organisation der Polizei in Tanger, Casablanca und den anderen Häsen Marokkos. * Gefecht in Makedonien. Bei Penidlchesee sand ein her tiger Kampf zwischen einer bulgarischen und einer griechi schen Bande statt. Die Bulgaren verloren 32 Mann, die Griechen etwa ebensoviel. * Der serbikch-sranz-psche Handelsvertrag wurde gestern gleichfalls von der Skupschtina angenommen. * Mr. Bryces Antrittsaudieuz. Der Staatssekretär des Auswärtigen Rvot stellte gestern den neuernannten engli schen Botschafter Bryce dem Präsidenten Roos«v«lt vor. Bryce gab dem Wunsche König Eduards nach Ausrechterhal- tung und Stärkung der zwischen England und den Ver einigten Staaten bestehenden herzlichen Beziehungen Aus druck. Roosevelt erwiderte, er könne der Sendung Bryces Erfolg Voraussagen, da beide Länder von den gleichen Herz lickten Absichten beseelt seien. Neberall, wo di« angelsächsische Rasse in der Welt Fuß gefaßt habe, seien ihre Bestrebungen gleichmäßig auf die Förderung des großen Gedankens der Repräsentativregierung gerichtet. * Der mittelamerikanische Krieg. Einem Telegramm aus Managua zufolge nahmen die Truppen der Republik Nicaragua die Stadt San Marcos. Die Verteidigung von Honduras wird von dem Kriegsminister Ordonez geleitet. * Der amerikanisch-dominikanische Vertrag. Der ameri- känische Senat genehmigte den Vertrag mit d«r Republik San Domingo über die Erhebung der Steuern durch die Vereinigten Staaten. ausweisen konnten. Wer nicht am 1. Januar anwesend war, also vielleicht erst am 2. Januar zuzog, brauchte für das ganze Jahr keine Steuern zu zahlen. Eine uralte Militär steuer war noch eine ganz besondere Einrichtung. So kann sich der Landtag ein Verdienst erwerben, wenn er diese Rumpelkammer von Mißständen endlich aufräuml. * Graf Pückler wurde gestern nachmittag in dem Hotel, wo er logiert, von einem Kriminalbeamten aoaeholt, um eine dreimonatige Gefängnisstrafe, zu deren Verbüßung er sich nicht gemeldet hat, zu absolvieren. Er wurde nach Tegel gebracht. * Zur Reichstagsersatzwahl in Mühlhausen-Langensalza. Die Vertrauensmänner der Zentrumspartei batten ur sprünglich vorgeschlagen, die Parole für den Kandidaten des Bundes der Landwirte und der Konservativen Hofbesitzer Arnstadt auszugeben. Das Zentralkomitee des Zentrums hat jedoch gestern den Beschluß gefaßt, den Zentrumswählern im Kreise Mühlhausen die Entscheidung zwischen Arnstadt und dem freisinnigen Kandidaten sreizustellen. sic. Laudesversammlung der evangelischen Arbeiterver eine. Die am 10. März 1907 hier stattsindende Landes versammlung der evangelischen Arbeitervereine Sachsens wird sich mit zwei sehr wichtigen Anträgen zu beschäftigen haben. Der eine betrifft die Stellung der evangelischen Arbeitervereine zu den Gewerkschaften, und fordert, daß es den ersteren nicht verwehrt sein soll, Mitglieder aufzu nehmen, welche die Zugehörigkeit zu den freien Gewerk schaften mit ihrer christlich-nationalen Gesinnung zu ver einigen vermögen. Der zweite Antrag betrifft die Stellung der Arbeitervereine zu den nationalen Ausschüssen. Die Arbeitervereine sollen mit den vaterländischen Vereinen und den nationalen politischen Vereinen, respektive den natio nalen Ausschüssen am Orte in Verbindung zu treten suchen, in der Weise, daß die Mitglieder der verschiedenen Vereine gegenseitig zu den sozialpolitischen Vorträgen, Diskussions- abenden usw. geladen werden. Der Zweck dieser gegen seitigen Einladungen soll hauptsächlich sein, eine aufklärende Aussprache über die den nationalen Neichstagsabgeordneten zu übermittelnden Forderungen der Arbeiter, die im Inter esse des Staates liegen, herbeizuführen. . ... . SöntgSreiseu. Die Abreise deS Königs Eduard nach Biarritz ist endgültig auf den 4. März festgesetzt. Die Königin folgt erst am 17. oder 18. März. — Die Reise de« König» von Italien nach Athen findet nunmehr definitiv, wie bestimmt ist, in der ersten Hälfte des April statt. Der Kanaltunnel. Die englische Regierung lehnte die Einsetzung eines Spezialausschusses für die Prüfung de» Tunnelprojekt- unter dem Kanal vom Standpunkt der nationalen Verteidigung ab mir dem Bemerken, daß da- System der Lande-oerteivigung genüge, um dem Parlament die nöligen Ausschlüsse zu gebt«. Ter französische Ktrchenstrett. Wie von unterrichteter Seite verlautet, arbeitet der Papst eine neue Instruktion an die französischen Bischöfe aus, in der diesen Anweifung für die weitere Haltung der französi schen Katholiken in dem Konflikt mit der Regierung erteilt wird. Wie weiter versichert wird, soll eine neue Konferenz der Bischöfe einberusen werden. — Dem „Avanti" zufolge richtete Monsignore Montagnini ein Schreiben an FalliäreS mit der Bitte, ihm seine Privatbriefs, die gleichzeitig mit den Dokumenten des Vatikan- beschlagnahmt worden seien, zurückzugeben. Dieje Nummer kostet auf - k allen Bahnhöfen und bet III klHI den Zettung-.BerkSuferu * Die Ausgleichsverhandlungeu. Ministerpräsident Wokerle reist morgen nach Wien, um die Ausgleichsverhand lungen aufs neue aufzunehmen. * Der Südbahn-Ausstand. Aus Triest wirk) gemeldet: Infolge der passiven Resistenz der Bahnboamten häufen sich die Wagen auf bedenkliche Weif« on. Die Bediensteten der Südbahn beschlossen in einer Versammlung, so lange zu streiken, bis ihre Forderungen erfüllt seien. * Die Gerichtsverhandlung gegen die rutbeniscken Stu denten wird unter der Anklage öffentlicher Gewalttätigkeit in der Lemberger Universität vor einem nichtgalizi schen Gerichtshof geführt. * Die italienische Betriebsbummelei. Die Fabrikbesitzer der ganzen Provinz Novara beschlossen, ab 1. März den Betrieb einzustellen, als Protest gegen die haltlosen Zu stande und ben dauernden Kohleninangel auf der Eisenbahn. * Die italienischen Frauenrechtlerinnen ahmen das üble Beispiel der englischen nach. Aus Rom wird gemeldet: Nach der gestrigen Parlamentsdebatte über das Frauenstimmrecht poMircber. * Prinz Eitel Friedrich — Ehrenritter des Johanniter ordens. Prinz Eitel Friedrich von Preußen ist nach An hörung des Kapitels und auf Vorschlag des Herrn Ordens statthalters Grafen von Wartensleben zum Ehrenritter des Johanniterordens ernannt worden. * Roerens Scheiden aus dem Staatsdienst wird von der „Köln. Volksztg." mit einem Artikel begleitet, der doch aus starke Differenzen innerhalb des Zentrums schließen läßt. Es wird Roeren nochmals vorgehalten, daß man gegen seine letzte Aktion im Reichstag ernste Bedenken gehabt habe, und daß er sich Dernburg gegenüber zu Aeußerungen hinreißen ließ, „welche man bedauern mußte". Roeren habe infolge seines Befindens s!j die ihm sonst in hohem Maße eigene Selbstbeherrschung verloren. Zugestanden aber wird ihm, daß er von den besten Absichten beseelt war, und man wünscht ihm, daß er „recht bald seine volle Kraft wieder- erlange und so befähigt werde, seine Tätigkeit im öffentlichen Leben und namentlich in. den parlamentarischen Körper schaften in einer Weise fortzusetzen, welche auf die An erkennung aller seiner Freunde, sowie der ehrlichen Gegner rechnen kann". — Das klingt anders als vor der Rerchs- tagswahl! * Ab». Müller-Fulda erwidert auf den zweiten offenen Brief, den der Führer der Hanauer Nationalliberalen, Dr. Heraeus, an ihn gerichtet hat, „einstweilen" mit dem Ab druck eines Briefes, der ihm von hoch angesehener Seite zu gegangen ist, und der bestätigt, Abg. Muller-Fulda habe keineswegs für den Sozialdemokraten agitiert, sondern nur die Parole der Wahlenthaltung betont. Ihre endgültige Aufklärung wird, so meint die „Germania", die Angelegen heit wohl vor den zuständigen Gerichten finden. * Der Landtag de- Fürstentums Ratzekurg, der bekannt lich im vorigen Jahre feit 35 Jahren zum ersten Mal wieder zusammentrat, beginnt jetzt seine Verhandlungen, nachdem die bisher beliebte Obstruktion aufgegeben ist. Sie hatte für das Land bekanntlich große Mißstände im Gefolge. Seit 1870 lagen für deu Bau eines Krankenhauses in Schöneberg 15 000 Taler bereit. Durch Zins und Zinseszins hat sich die Summe längst verdoppelt, aber Schöneberg hat noch immer kein Krankenhaus. Ein weiterer Punkt der Tagesordnung sieht die Bezeichnung von Vertrauensmännern für die Re vision der Steuergesetzgebung des Fürstentums vor. Auch diese Revision ist dringend notwendig, denn bisher war eine ganz eigenartige Steuerveranlagung der Gewerbe-, Vieh- und Ackersteuer üblich. An Kopfsteuer mußte jeder Haus besitzer 3,50 .s zahlen, ganz gleich, ob er viel oder wenig besaß. Geschäfte waren frei, wenn sie sich als „Filialen" England, in dessen berauschenden Farbensinfonien alle Sonnengluten und Zauber farbigen Lichtes zum Leben er wachen. Schon das eine Bild in der Galerie Heinemann, die Landschaft von Edinburgh bei Sonnenuntergang, läßt die volle Märchenpracht dieser lichtburchdrängten Kunst vorausahnen. Mit Crome und Constable bildet Turner ein eng verbrüdertes Dreigestirn in der Geschichte der Kunst und auch ihm sind die verdienten Lorbeeren erst nach dem Tode zuteil geworden. Bei Lebzeiten erklärte man diesen Künstler, der es uinernahm, die Sonne zu malen und Vi sionen einer Fata morgana gleich auf die Leinwand zu zaubern, zum mindesten für augenkrank, wenn nicht gar für verrückt. Noch manches Stück wäre hier zu nennen. Diese kurzen Hinweise mögen indes genügen, das Interesse für die altenqlischen Meister der Galerie Heinemann auch in Leipzig zu wecken. Dr- Ovor« Liermann. bi« 6 gespaltene Pelttzelle für Geschäfts« Inserate au» Leipzig und Umgebung Lü Psi, Familien-, Wohnung«- n. Stellen-Auzet«^ sowie An- und Verkäufe SO Pf-, finanzielle Anzeigen 30 Psi, für Inserate von auSwärt- 30 Pf. Reklamen 75 Pf„ auswärts 1 Mark. Beklage- gebühr 4 Mark p. Lausend rxL, Postgebühr. GeschästSanzeigen an bevorzugter Stell« im Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Für Inserate vom Ausland« besonderer Taris. das eine große, aber erheblich weniger elegante und belebte Stadt ist als Tsckwngscha, die Hauptstadt der Provinz Hunan, ging ich nicht den Kanfluß HEaus, sondern in einem Bogen, der mich über Fut'chou-fu, Kientschang-fu, Naniöng, Ningtu nach Kantschou-fu führen wirb, also durch Gegenden, die noch ganz ircu sind. Ich reise mit Tragstnbl und Trägern, gehe aber stets zu Fuß «auf den hier zu dieser Jahreszeit guten, d. h. wenigstens harten Schi"bkarrcnwegcn. Ich habe das Jtinerar bis hierher ausgenommen und bereits gesunden, daß unfq-e Karten, insbesondere die von der preußischen Landes aufnahme herausgegebenen, sehr mangelhaft sind. Ein chinesi scher Dolmetscher begleitet mich und hilft mir Erkundigungen einziehen. d. 1./1. 19C7. Auf dem Kan-kiang, nahe der Mündupg des Flusses von Linkiang-su. Nahezu vier Wochen find verstrichen, seit ich diesen Bries begann,- Mr Fortsetzung komme ich erst beute, wo die An näherung an bekanntere Gegenden und vor allem die Aus mündung des Kan in die bis hierher hinausreichende Ebene des Poyangsee-Beckcns mir etwas mehr Muße gibt. Ihnen daheim wird es vorkommen, als ob dieser Gruß von einer sehr entfernten Weltgegend käme; ich, der ich nun schon eine Witterung von Nantichangsu in der Lust spüre, nabe im Gegenteil das Gefühl, als ob ich Ihnen seit heute schon wieder ganz nahe gerückt sei. Denn ich war in einer so frem den Welt unteryetaucht, daß ich dem Geiste nach ferner als je zuvor von der Heimat war. Nach Nantshangfu aber kommen doch schon manchmal 'Dampfer, und das ist die ent scheidende Grenze der modernen Welt. Hat man sie erst erreicht, so kann man auch im allgemeinen sicher und raich sein Reiseziel bestimmen. Meine Reiseroute habe ich in der angegebenen Weise ausgeführt, und alle meine Erwartungen sind in vollem Maße erfüllt worden. Ich bringe eine Menge neuen Materials mit, genug, um mir ein völliges Bild von der Provinz Kiangsi machen zu können, orograpbi'ch iowv'! wie in bezug auf Verkehr, Produktion, Handel, Art und Lebensweise des Volkes vom niedrigsten bis zum höchsten hinauf. Es war wirklich ein voller Trunk echtesten Chinos, anders als damals in der Aufregung der Kriegszeit, und anders, als es der on die Küste, den Pangti« oder die wenigen Eisenbahnlinien gebundene Reisende erhält. Meine Neberlandreise setzte ich in gleicher Weise noch von Kientschang über Nanwng bis nach Ningtu fort auf der Wasserscheide zwischen dem Fuhound, dem Oberlauf deS Kangkivng — denn das ist in erster Linie der Fluß von Ningtu, nicht der von den Karten stärker betonte Kungkiang — die sich als «in mäßiger Rücken erwies. Ueberboupt nt die weitgehende Aufgeschlossenheit und Allzugänglichkeit ein besonderes Charakteristikum dieses Gebietes. Es gibt keine großen geschlossenen Gckbirgsmassen, sondern nur Einzel ketten von Sierrenform und daneben eigentümliche, mäßig gewellte Gelände mit nahezu gleichen Gipfelhöhen, die wie nachträglich ausmodellierte Platecmslächen oussehen. Ich konnte westlich von Nansöng den vermutlich höchsten Berg der Provinz, oder wenigstens ihre» inneren Teiles, besteigen, den auch auf unseren Karten genannten Hsüngsongschan, der übrigens irrig zu 1000 Meter angesekt wird. Er da« nacn meiner Siedepunktbestimmung 1622 Meter, was aber jeden falls noch eine Korrektion nach oben haben wird, denn wir haben die ganzen Wochen hier abnorm hohe Barometerstälcke.
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