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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 22.02.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070222024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907022202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907022202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-22
- Monat1907-02
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MW»»«'''!:'-(--5 ? - M Leipzig und Bororl«: I» der Haupt« Expedition ad« derru Ausgabestellen ab» geholt monatlich: A»»gab« (1 mal täglich) 70 Pf., AuSgab« S (2 mal täglich) SO Pf, bei Zustellung tu» Hau» AuSgab« SO Pf, Ausgabe L 1 Mark. Durch unsere au»» wärtigeu Ausgabestellen und durch die Post bezogen (1 mal tägltch)tn«erhalb Deutschland» monatlich I Mark auSschl. Bestellgebühren, für Oesirrreich-Uagaru 5 L45d vierteljährlich, die übrigen Länder laut ZeitnugSpreiSliste. Dies« Nummer kostet aus -« 44 ÜR k alle« Vahnhäseu «nd bei III ^1 den Zeitung»-Verkäufern " Ne»akttau «ud Erpettlta«: JohauniSgasse 8. Telephon Nr. 153, Nr. 222, Nr. 1173. verltuer Sie»aMonS-Vur«m: Berlin 7, Prinz Looi» Ferdtuand- btraße 1. Telephon I, Nr. 927». Abend Ausgabe 8. WpMer.TMbiaü HandelszeitunK Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes dr Stadt Leipzig. N«He-ge«oVrei» die S gespaltene PetttzeUr für Geschäft»» Inserate an» Leipzig and Umgebung 25 Pf, Familien», Wohnung«- u. Htellen-Anzeiarn. sowie An- und Verkäufe 20 Pf, finanziell« Anzeige» 30 Pf, für Inserat« von auswärts 30 Pf. Reklamen 7b Pf, au-wärt» 1 Mark. Beilage gebühr 4 Markp. Tausend «xkl. Postgebühr. GeschästSanzeigen an bevorzugter Stelle i» Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. Für Inserate vom AuSlande besonderer Tarif. Lnzeigeu-Annahme: Au-»st«»pl«tz 8, bei sämtlichen Filiale» «. allen Annoncen» Lrpedttioneu veS I«. und Auslandes. Kür das Erscheinen au bestimmten Lage» u. Plätzen wird ketur Garantie übernommen. Feftrrteiltr Aufträge Wauen nicht zurück» gezogen werde«. Hn«pP»Filtal« Verlln: LarlDn» cke r,HerzglLahi^Hofbuchhandlg, Lützowslrahe 10 (Tel. VI, 4303). Ftltnl-Gr»e»M,mDreStzemMarienstrL4. Nr. 53. Freitag 22. Februar 1907. 1V1. Jahrgang. s Die EtnwandcrungSbill. Die japanische Regierung richtete an das Auswärtige Amt in Washington ein Telegramm, in welchem sie ihr Ein verständnis mit dem vom Kongreß angenommenen Zusatz» antrage zur AuSwanderungSbill zum Ausdruck bringt. — Der japanische Gesandte Haoki hatte gestern eine längere Konferenz mit dem Staatssekretär Root im Auswärtigen Amt. Es handelte sich um Erörterungen eines neuen Ver tragsabschlusses zwischen Japan und Amerika. — Japan kündigte «ine EinwanderungSbill au. Die Erledigung der Schulfrage hat völlig befriedigt. Dementi russischer StaatSstretchgerüchte. Die „Petersburger Telegraphen-Agentur" ist ermächtigt, die Nachricht eines auswärtigen Blattes auf daS bestimmteste zu dementieren, daß in Sarskoje Sselo eine Beratung statt gefunden habe, in der beschlossen worden sei, sofort nach Zu sammentritt der Duma eine programmatische Erklärung vor zulegen, und falls diese nicht angenommen werde, die Duma aufzulösen und über ganz Rußland die Diktatur zu verhängen; al- Diktator werde Großfürst Nikolai Nikolajewitsch genannt. Die Nachricht sei absolut falsch. Ium SchisfSunglück bei Hock van Holland. Die Strandwache von Hoek van Holland, welche Tag und Nacht die ein- und ausfahrenden Schiffe an der MaaS- mündung kontrolliert, berichtet über die Strandung de« Dampfers „Berlin" wie folgt: Um 5 Uhr 15 Minuten früh, zur üblichen Zeit, traf das Postschiff „Berlin" vor der MaaSmündung in Hoek van Holland ein. Fast im nämlichen Augenblick warfen Orkan und sturm-epeitschte Wogen das Schiff quer vor die nördliche Mole, wo eS auf den riesigen Basaltquadern in zwei Stücke zerbrach. Ohne Verzug wurde der RettungSdampfer „Präsident van Heel" gerufen, der sofort auslief, jedoch in den turmhohen Wellen nichts auSrichten konnte. Um halb sechs erloschen die elektri schen Lichter an Bord, ein Zeichen, daß das Wasser in den Maschinenraum eingedrungeu war. Von Bord de« ge strandeten Schiffes kamen keine Signale mehr. Als eS eine Viertelstunde nach 7 Uhr taghell geworden tpar, sah man auf dem Vorderschiff einen Harten zusammeagedraogter Menschen, welche bei dem stetigen Versinke« des Schiffe» immer höher krochen und einander festhielten. Es waren gegen 120 Passagiere und 60 Mann der Besatzung an Bord. Schließlich wurde das ganze Vorderschiff in die kochende Brandung hinunter gerissen, nachdem die Ueberlebenden dort 1»/, Stunde mit dem Tode gerungen hatten. Bald spülten auch Leichen anS Land. Während der Orkan den ganzen Tag anhielt, sah man auf dem Hinterschiff etwa 20 Menschen in verzweifelter Lage, welche mit Taschentüchern winkten. Aber die Hunderte am Land konnten ihnen in ihrer TodeSpein keine Hilfe bringen. Als der Schleppdampfer „Wodan" gestern nachmittag um 3 Uhr das Wrack entlang fuhr, sah er noch zehn Ueberlebende. Etwa vierzig Leichen spülten schon anS Land, darunter ein totes Knäblein von fünf Jahren. Seit 11 Uhr früh konnte noch kein einziges Schiff wegen des SturmwetterS in die MaaS- mündung einlaufen. Ein anderer Schleppdampfer fischte derjenigen auzeführt, die bestimmt in Sicherheit s ld. Es sind die« Frl. Else r Ulbricht aus Letpjtt lerinnen, darunter Theodor :benfalls aus Berlin, Frl. tha, der um zwei GlückS- ernkünstler neunen, die sind, so seien hier fünf Postsäcke auf. Die Leide! der Ueberlebenden auf dem Hinterschiff waren schrecklich pnzusehen, weil fortwährend Sturzseen über da« Schiff hiipeggingen. Das Schiff brach in der Höhe der Maschine hinter den Schornsteinen. Zwei Schornsteine ragen nch teilweise aus dem Wasser hervor. Von dem HinterteilideS Schiffes war am Nach mittag nur noch ein kleines ötück sichtbar, da« von den Wogen gepeitscht ward und »f dem man noch ein paar Menschen bemerkte. Nun hatlich tiefe Finsternis über das wütende Meer gelegt, und mal hat die Hoffnung aufgegebe», daß die Wellen außer dem tuen geretteten Irländer noch lebendige Menschen zurückgebeii werden. Von den Mitgliedern dfc deutschen Operngesell schaft, die sich auf dem gesckkenen Dampfer „Berlin" be fanden und ums Leben kamenjwerden noch erwähnt: Fräu lein Thtnel, Fräulein Gäbler Fräulein Gruenberg, Herr und Frau Wenberq mit Kind und Kindermädchen, sämtlich aus Berlin, Herr Stellmatrr au» Köln, und Herr Dar« aus Trier. Da die londoner Abendblätter unter den Opfern jedoch auch O noch gar nicht abgerei die Namen > noch in London in .. Marson vom Berliner Lor ing-Tbeater, Frl. Abrv- meit und Frl. Devanger, beide Ebenfalls aus Berlin, Frl. Kleine, Herr Denniser agS G tha, der um zwei Glücks minuten zu dem Unglückszuge z. spät kam. Frau Acafsa aus Düsseldorf, Herr Achterbeiz, die Herren Vetter und Hä-nel aus Dresden und Her Ulbricht aus Leipzig und eine Anzahl Künstler und Kütz I Bertram, waren schon Dienstag abgereist. Van Dyck selbst ist nicht verunglückt; er befindet sich in London, wo er mit anderen Mitgliedern der Operngesell schaft zurückgeblieben ist. — F rner meldet ein Telegramm aus Rotterdam: Von den ang spülten Leichen des Dampfers „Berlin" waren bis gestern abend in Hoek van Holland nur neun identifiziert, darunter drei Holländer, sechs Engländer, kein Deutscher. Ein Teil der Post wurde durch Fischer wieder aüfgefunden. Ueber die Ursache »er furchtbaren Katastrophe meldet un« schließlich ei» cä-Privattelearanzm: Soweit ermittelt worden iss, ist die Ursache der fürcht baren Schiffskatastrophe auf eine Nachlässigkeit de« mit der Einführung in den Hafen betrauten Lotsen-Steuer- mauneS zurückzuführen, der den Dampfer, entgegen dem Brauche, auf der mit Sandbänken versehenen Seeseite in den Hafen steuerte. Da fast keine Ueberlebenden geborgen wordeu sind, so wird die Entscheidung über die Ursache vom Seegericht de» Sachverständigen übertragen. Die durch den Untergang de« Dampfer« „Berlin" vernichtete Post bat laut Feststellung außer den nicht registrierten einfachen Briessendungen rund 6000 Ein schreibebriefe und 8210 Wertsendungen in ver sicherter Gesamthöhe von 1300 000 Kranes betragen. Die meisten Postsendungen waren für die Niederlande bestimmt. Var Neueste vom Lage. (Die «ach Schluß der Red aktiv» «ingegangenen Depesche» stehe» auf der 3. Seite de» Hauptblattes.) König Otto von Bayern. Unser Münchner Korrespondent schreibt: Mit jedem junge« Jahr erscheinen die nämlichen Alarmnachrichten über das Befinden de- unglücklichen König» von Bayern. Ge wöhnlich genießen Wiener Blätter die Priorität, dies mal schemen ihnen italienische zuvorgekommen zu sein. E« braucht kaum versichert zu werden, daß auch dies mal kein wahres Wort an den Meldungen ist. Jede irgendwie besorgniserregende Veränderung im Zustande des Königs würde sofort kundgegebrn werden. Wer in aller Welt sollte den» auch ein Interesse an der Verheimlichung haben? In Wahrheit ist auch heute das körperliche Befinden de« König« derart, daß er, der demnächst das 59. Lebensjahr erreicht, ei« steinalter Mana werden kann; seine geistige Erkrankung würde nicht daran hindern. Bor ungefähr sieben Jahren hatte eS den Anschein, als ob sich ein ernste« Leiden enwickelte. Der König erklärte näm lich, sich nicht mehr bewege« zu können. Eine genauere Untersuchung erwies sich ber dem Widerstande des beklagenswerten Patienten al« ganz unmöglich. Einer der behandelnden Aerzte, Professor von Angerer, glaubte indessen nicht an ein wirkliches Leiden, sondern hielt, auf frühere Beobachtungen und Vorkommnisse gestützt, da« Ver halten de« Königs für den Ausfluß von Zwangsvorstellungen. In kurzer Zeit zeigte eS sich, daß er recht hatte. Seit dem haben die Aerzte, welche den König regelmäßig be suchen — ein Irrenarzt befindet sich ständig in Schloß Fürstenried, dem Wohnsitze de« Königs — auch nur zur Annahme einer ernsteren Erkrankung keinen Anlaß mehr gesunden. Die regelmäßig wiederkehrenden entgegengesetzten Meldungen haben vielleicht auch uur den Zweck, die Leser mit allerlei Wahrem und weit mehr Erdichtetem über die Lebensweise de- seit viele» Jahre» gänzlich umnachteten König« zu unterhalten. Freilich ein trauriges Amüsement! Vvv» französischen »trchrn streit. Der Präfekt de« Seiaedepartement« überreichte heute dem Minister Briand den Entwurf de» vom Erzbischof von Pari« au«gearbeiteten Vertrages über die Verpachtung von Kirchen. Briand erklärte, der Entwurf sei für ihn unaunehmbar, weil er seine am Dienstag in der Kammer abgegebenen Er klärungen nicht berücksichtige. Er sei gerne bereit, einen Vertragsentwurf zu prüfe«, der seine Erklärungen berücksichtige. Briand hat dem Seinepräfekten de Selbes unn Instruktionen zur Fortsetzung der Verhand lungen mit dem Erzbischof von Par!« gegeben. — Die SenatSkommission zur Beratung der Vorlage über die Kultusversammlungen stimmte, nachdem Clemenceau und Briand Reden gehalten hatten, in deren Sinne für Strei chung der Worte „zu jeder Stunde" am Schluffe de« ersten Artikel« und verwarf nachher einstimmig sämtliche übrigen Artikel des Entwürfe«. Schließlich lehnte die Senatskommission die ganze von der Kammer angenommene Vorlage ab. politisches. Gymuastasten-vppvfittO«. 3. u. L. Die Schulstreikvorgänge im Osten gestalten sich immer verwickelter. So wurden au« den Gymuafialschulnr in der Provinz Posen in de» letzten Tagen 50 Gymnasial schüler ausgewiesen, weil deren Geschwister sich an dem Schul streik in den Volksschulen beteiligen. U. a. wurden an« dem Gymnasium in Ostrowo 18 Schüler und zwar an« der Sexta, Quinta, Quarta, Obersekunda und Unterprima au»- gewiesen, au« dem Gymnasium in Nakel 2 Schüler, in Wougrowitz 4 Schüler, in Krotoschin 3 Schüler und au« dem Gymnasium in Gnesen 8 Schüler. Die Ausweisungen sind, wie die genannte Korrespondenz ersäh-t, auf Grund eine« Geheimerlaffe« de« preußischen Kultus minister« Dr. Studt erfolgt. In einem Posener Gym nasium wurde Schülern die Ausweisung bereit« augekündigt. Den Eltern der auSgewiesenen Schüler wurde folgende« Schreiben zugestellt: „Ihr Sohn wird durch Kon ferenz-Beschluß vom 12. d«. Mt«., bestätigt durch Verfügung de« Königl. Preuß. Schulkollegium« zu Posen vom 14. d«. Mt«., von der hiesigen Anstalt entfernt. Grund für die Entlassung ist der Umstand, daß seine Elter» sich durch för dernde Teilnahme am Volksschulstreik in Widerffpruch mit den Gesetzen de« Staate« gesetzt und dadurch da« Recht auf Ausbildung ihrer Kinder in höheren Lehranstalten verwirkt haben. Die Mitschüler eine« Knaben, der von den eigene» Eltern zum Ungehorsam und zur Nichtachtung der Autorität de« Staate« erzogen wird, würden durch den Umgang mit ihm verdorben werden." — Diese Ausweisungen haben mehrere geheime polnische Gym nasiastenvereine veranlaßt, am gestrigen Mittwoch zu einer geheimen außerordentlichen Sitzung in einem Posener L-chülerpensionat zusammenzukommen. Nach recht erregten Debatten wurde der Antrag eine« Schüler-, in den Schal streik auch in den Gymnasien einzutreten, fallen gelassen, und nur in einer Resolution folgende« zum Ausdruck gebracht: „Die Delegierten der polnischen Gymnasiastenvereiae spreche» dem barbarischen Vorgehen der preußischen Schulbehörde» ihre tiefste Verachtung au« und versichern die auSgewiesenen heldenmütigen Patrioten ihrer Verehrung." — Gleichzeitig L-schlofl,«, die auSgewiesenen Schüler zu Ehren mitgliedern zu ernennen. Zur Unterstützung de« Schulstreik« wurde eine Sammlung veranstaltet, die jedoch nur eine ganz unbeträchtliche Summe ergab. Es wurde ferner beschlossen, nach Beendigung der Abilurientenprüfungen, kurz vor Ofletti, außerordentliche Versammlungen nach Tremfsen, Krotoschin und Posen einzuberufen, in denen da« Verhalten der pol- nischen Gymnasiasten auf den preußischen Gymnasien gegen über der preußischen Polenpolitik eingehend erörtert werden soll. Auch wurde beschlossen, einen offiziellen Bericht über die heutige Tagung den Studentenzeitschriften „Teka" in Lemberg und „Przeblyck" in Warschau einzuseuden. * * Au« »en Fraktionen de» Reichstages. T^r Frei- sinnige Vereinigung hat die Abgg. Schrader und Got- dein, die Polen haben die Abgg. Fürst Radzivill und vou CzarlinSki zu Fraktions-Vorsitzenden gewählt. I stimmung „Interieur" und Raoul Aucrnheimers „Not- > leine": wie der Titel des Stückes schon sagt, eine EhebruchS- I komödic und wie der Name des Verfassers, eines unserer ersten Feuilletonisten, besagt, von eleganter und geistreicher Feuilleton. Buch den vertrautesten ?reunck verschone mit seinem Leheimnlr! forcierst clu Treue von ihm, sie 6u 6ir selber versagst? NerSer. XVer verrät, er verwahre ein Lehelmnis, hat schon liessen USlfte ausgeiiefert; unci cite -weite wirs er nicht lange behalten. z«,n Ich urteile so, es ist besser, heftig anstürmenci als rücksichtsvoll unci scheu sein, seon claa 6lück ist ein IVeid, unci man muss es, soll man es unterhalten, schlagen unci stossen. M,c»lovelll. Gkn Lrauertag -<r drahtlose« Telegraphie. Bo» Dr. Georg Biedenkapp. . Inmitten der wunderbcrc» d^n»'*- lose Telegraphie gegenwärtig durchläuft, werben ihre Tech niker und mit chnen all«, di« sich d«S elektrischen drahtlosen VerVchrOmitteK fr«««, heut«, am 22. Febaiar, ehrend de« Prägung. Schärfer muß man sich schon gegen das Schauspiel ,,A u s P o l e n k r e i f e n" von dem unbekannten Otto Lilien- feldt wenden. Weder das anfängliche Zensurverbot, noch die angebliche Aktuellität, die Tendenz wider die Korruption der polnischen Schlachta, können über die tiefe Nichtigkeit täuschen, und auch der Umstand, daß sich zwei Tage nach der Premiere Adam Müller-Guttenbrunn, der frühere Thcaterdirektor, als Autor bekannte, hat der Sache keinerlei Reiz verliehen. Ein heftigerer und gefährlicherer Ankläger ließ sich auf derFreienVolksbuhne vernehmen. Die scharfe Jour nalistenkomödie „Familienväter" des hochbegabten Dietrich Eckardt ist trotz mancher Kraßheiten und Uebertreibungen auch hier lebhaft beachtet worden. Ein anmutiges Gegenstück dazu bildet das Journalistenlustspiel „Das Frühlingsfest" von Armin Brunner; die ernsten Seiten des Themas werden hier zugunsten einer amüsant geführten Fabel und eines lebendig gezeichneten Milieus vernachlässigt, was aber nur zu dem Erfolge beitrug, den das Stück im Raimund- the ater verdienterweise erzielte. Mit einem Berussstück ist auch ein völliger Neuling im Lustspieltbeater erschienen, Felix Knoll, angeblich Advokat in Karlsbad, der in seiner Komödie „Rechtssreunde" seinen Wiener Kollegen alles erdenkliche Schlechte nachsagt. Aus dem neuen Manne spricht sehr viel unversöhnlicher beruf licher Unmut, viel bittere Bosheit, aber auch sehr viel Thcatertalent, wie denn sein ganzes Stück ein unbeholfenes Gemisch von Beruf und Talent ist. Viel künstlerischer ist die Mischung, welche das Raimundtheater mit dem Soldatendrama „Nicolai Oltean" dargeboten hat. Es rührt von Ernst Klein Her, der mit der Komödie „Die Erziehung zum Don Juan" voriges Jahr seine Karte abgab. Seine diesmalige zweite Arbeit macht eher den Eindruck eines Erst lingswerkes, einer vielversprechenden Talentprobe, als seine erste. Daran ist aber wohl nur der Stoff schuld und der Kreis, aus dem er sein neues Stück geholt hat. Es ist ein Soldatcndrama, das Drama eines Einjährig-Freiwilligen. Was kann es also enthalten, als die ewige Scylla und Eha- rybdis aller dieser Stücke: Pflicht und Gefühl, Dienst und Mensch? Aus diesen Kontrast sind alle derartigen Stücke gestellt, und darum sehen sic einander so ähnlich, und darum erleiden auch die Autoren solcher Stücke zumeist das Schick sal ihrer Helden: daß das Milieu mit seinen engherzigen Gesetzen und Anschauungen stärker ist, daß sie im Kampfe gegen dieses Milieu ihre besten Kräfte vergeuden und schließ lich unterliegen müssen. wiener Lheater. Von Ludwig Hirschfeld sWien). Das Burgtheatcr hat einen stolzen Ehrenabend hinter sich: „Husarensieber" von Kadelbnrg und Skowronnek ist glücklich herausgsbracht worden. Schlenthers Canossa- Schnellzugssahrt zur Berliner Urpremiere, wo er dem Direktor Weiße vom Deutschen Volkstheater den Faschings schlager glücklich wegschnappte, hat ihre Lorbeeren getragen, auf denen nun der Leiter der ersten deutschen Bühne ausvwhen mag, im schönen Gefühle, die Rolle Heinrichs IV. trefflich gespielt zu haben. Oder sollte er sich am Ende in einer minder behaglichen, minder fidelen Stimmung befinden? Die Wiener Premiere ist nämlich oar nicht so gläDend ausgefallen, gewirkt hat eigentlich nur der erst« Akt. Das ist gar nicht erstaunlich, denn zu dem Ber liner Erfolge fehlten hier die wichtigsten Voraussetzungen, der unmittelbare Rei» der kaiserlichen Anekdote, deS könig lichen Einfalls von allerhöchstem Witze, auf dem das Stück aufgebaut ist. Für das Wiener Publikum bedeutet die Sache nicht mehr, al« „Krieg im Frieden" oder ivgend ein anderer uniformierter Schwank. Inszenierung und Darstellung waren wie gewöhnlich bei solchen festlichen Anlässen vor trefflich. Das muß man nämlich dem Dr. .Schlenther lassen: auf das Einstudieren der Blumenthal, Kadelburg usw. ver steht er sich vortrefflich. Es ist doch gut, bei Ibsen und dem Naturalismus in die Schule gegangen zu sein, solches >eale Gemüt trägt früher oder später seine Früchte. Dom Kritiker Schlenther nahm Gott den kritischen Verstand, als er ihm «in Hofamt goib; er entwickelt sich immer deutlicher zur ästhetischen Hofschranze und wird bald nur mehral« ein Lach- und UnterhaltungSmarschall zu behandeln sein. Die literarische Rechtfertigung für diesen F< bestand in einem Mar B e r n st e i n " dies«« Mürlcheaer RechtOantvalt» und genau so Forschers gedenken, dessen Experimente die Grundlage da von bildeten, daß wir über 2000 Kilometer weit die atlanti schen Dampfer mit Nachrichten verleben und über 40 Kilo- «meter hin bereits drahtlos telephonieren können. Heinrich Hertz, der Entdecker der elektrischen Wellen, würde heute seinen 50. Geburtstag feiern und die ganze Kulrurwelt würde ihm diesen Tag durch Huldigungen, wie sie selten Sterblichen zu teil werden, verschönen. Aber wie Philipp Reis, der Erfinder des Telephons, schon im 40. Lebensjahre der Schwindsucht zum Opfer fiel, so Heinrich Hertz im 37. einer Geschwür- und Gefchiwulstbildung, die vielleicht von einem kariösen Hahn ausging und durch Ope- rationen nicht beseitigt Verden konnte. Hertz selber glaubte nicht, daß seinen Experimenten sobald ein« so ungeheure Tragweite in die Ferne zukommen würde. War cs doch schon Erfolg genug, daß ihm das Schicksal ver- gönnte, das, was 'Faraday bereits auaebahnt und Maxwell daun mathematisch und theoretisch ausgebaut hatte nämlich die Lehre, das Licht sei eine elektromagnetische Erscheinung, durch feinsinnige und sinnfeiwe Untersuchungen sichtbar:,s' aller Welt darzutun. Er wies nach, daß elektrische Wellen sich genau wie Lichtwellen verhalten, den Gesetzen der Reflexion, der Brechung, der Polarisation usw. unterliegen; er ver mochte di« Lichtwellen mit allen ihren physikälischen Eigen schaften in millionenfacher Vergrößerung in der Natur dar- zustellen, er zeigte, daß sich die elektrischen Wellen mit Licht- Geschwindigkeit durch den Raum verbreiten. Diese 1887 und 1888 veröffentlichten Entdeckungen fanden in den Natursorscherkreisen überall bcgeisterten Beitzill; in Frankfurt o. M. saß aber auch ein Poet der wissenschaft lichen Erkenntnis, der berühmte NibelungeNsänger Wil helm Jordan, der ein Verständnis dafür hegte und in einer Dichtung zur Eröffnung einer elektrischen ÄuKstellung damals die Verse brachte: "Vas bewies ja bereits ein Forschergenie Von allen do» Wundern der Täter Sei genau wie das Licht und noch gleichem Gesetz Ein Wcllengepulse im Aethcr. so roar mit diesem Pädagogen der Hamburger Rechtsanwalts- sohn und Bonner Professor Hertz gemeint. Freilich bis zur praktischen Verwertung der neuen Entdeckung war noch ein weiter Weg, den di« Technik mit Hilfe säst aller Nationen zurückbegte: der Franzose Brauch schuf das elektrische Auge, den Fritter oder Eohärcr, das Organ, da« zuerst ows die heranflut enden Wcllenzüge anspricht, der Russe Popoff erfand die Anordnung zur Registrierung atmosphäri scher Entladungen, der englisch-italienische Misch, ling Marconi war der erste, der dann über eine größere Streck« drahtlos tclcgraplnertc, dieDeutsch« n Sl-aby und Braun mochten sich um die Abstimmung und Energiesteiae- ruiig verdient, durch deS Dänen Poulson ungedämpfte Schwingungen rückte dann di« Lösung deS Problem« der drahtlosen Telephonie fast Äs anS Ziel. Di« Ameri kaner halsen «bensirlls, rbr LandSmann Hugh « «, der Er- I finider des Mikrophon« und des Tvpendrucrtelegrcrvben, batte I schon im Jahre 1879 mit elektrischen Wellen experimentiert. I jedoch seine dieSlbeMAchen Ssüdi« nicht vsvöffsentlicht. w« solle. In dem Schauspiel „Herrenrccht" wird sehr viel ge-! redet, es werden Ehen gebrochen, geschieden und geschlossen. Der Dichter hat auch als Verheirateter ein Recht aus außer eheliche Liebe — das scheint der Autor gemeint zu haben, aber man weiß nicht, ob ernsthaft oder ironisch. Die Leistungen Sonnenthals als Herzkranker Hahnrei und Kainz' als buckliger Räsoneur bewahrte» das Stück vor einer heftigeren Ablehnung. Dagegen konnte selbst Kainz den darauffolgenden Einakter „Die grüne Schnur" nicht retten; eine Gerichksszenc vor einem ländlichen Dorfrichter, so schleppend und lang weilig, als ob sie wirklich aus dem Leben gegriffen wäre. Wer seinen Abend literarisch verbringen will, inuß sich schon in die Vorstadttheater begeben. Hohe künstlerische Offenbarungen erwarten ihn ja auch hier nicht, aber es ist immerhin ein redliches Bemühen vorhanden. Im Deutschen Volkstheater feiert jetzt die Negiekunst des demnächst an das neue Berliner Hedbeltheater abgehenden Richard Vallentin Triumphe. So wurde Sudermanns „Blumenbvot" in einer vorzüglichen Auffassung heraus gebracht, die die Plattheiten des Stückes verdeckte, so daß ein ziemlicher Erfolg erzielt wurde, den nach den zahlreichen Durchfällen im Deutschen Reiche gewiß niemand geahnt batte. Nicht weniger Mühe, wenn auch mit geringerem Ge lingen verwandte Vallentin auf Oskar Wildes „Eine Frau ohne Bedeutung". Wilde, Wilde, nichts als Wilde! Jede Wiener Bühne ^muß jetzt ihren Oskar Wilde 'haben; zum Schluffe dürfte Schlenther kommen und durchfallen . . . DaS Publikum scheint diese alten französischen Bratenreste in scharfen englischen Saucen schon satt zu haben. Dagegen hat cs auf irische französische Speisen immer regen Appetit und verschlang Henri Bern st eins „Dieb" ssür den deutsche» Gaumen von Rudolf Lothar geschickt zubereitet) mit sichtlichem Behagen, obwohl das Ganze eigentlich uir ein in« Erotische, . ins Französische transponierter Sherlock Holmes ist. Aber es ist auch ein fahr starkes Theaterstück, wie es nur die Franzosen zimmern können. Mmtzxr äut ist cs einem andern Franzosen ergangen, vielleicht weil er ein Dichter ist. Dem Lustspiel theater wurde nach langem Bedenken Zolas „Rosen knospe" von der Zensur freigegeben. Die Pariser haben be kanntlich vor etwa dreißig Jahren diesen Schwank aus gezischt, weil er nicht naturalistisch, sondern bloß amüsant und anmutig war. „Eine Fra» bewacht man nicht. Eine Frau bewacht sich selbst." Das ist, wie Zola selbst sagte, die Moral dieses Stückes, das hier trotz trefflicher Darstellung bloß mit Achtung ausgenommen wurde. Einen beachtens werten Verlaus hat das Intime Theater genommen und feine Aufführungen der Szcnenreihe „Das Bett" und des Sensationsstückes „Circe" der bekannten ehemaligen Frau von Hervay mit einem wirklich literarischen Abend aus das erfreulichste unterbrochen. Drei kurze, sehr verschieden artige, aber sehr feine Stücke. „Beniaens Erlebnis" von Kcvserliny, das schon im Lessingtoeater viel Interesse Tr'k erregte, hat hier durch seinen Hintergrund, das Wien deS I 48" Jahres, doppelt interessiert, obwohl das Wienerische - Abend: Zwei Stücke I »ur schwach ausgetragen ist. Die zwei Akte wurden glänzend «en« so viele Durch-1 gespielt, «benso wie Maeterlinck« wunderliche Regen»
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