02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070301021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-01
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Ein cck-Privattekegramm berichtet uns: Wie von offizieller Seite gemeldet wird, wird der Regentschaftsrat dem Landtag zunächst keinen bestimmten Regenten zur Wahl Vorschlägen, sondern die Borschläge des Landtags» Ausschusses erwarten. Alle gegenteiligen Mitteilungen über die Person des zukünftigen Regenten sind müßige Erfindungen. Wahlprotcste. Die Frist für die Einreichung der Wablprvteste gegen die Gültigkeit der Neichstagswahlcn läuft in wenigen Tagen ab. Bis beute waren 44 Prvtcste eingegangen, und zwar gegen die Wahlen folgender Abgeordneten: Der Mitglieder der Zentrumspartei: Becker (Olpe-Meschede-Arnsberg), Glowatzki (Groß-Streblitz), Klose (Leobschütz), Maier (Pfarrkirchen), Spindler (Ludwigshafen): der Konservativen: Böning (Landsberg a. W.st Graf Sckwerin-Loewitz (Anklam-Demmins, Fürst Kuyp- hausen (Norden-Emden-Leer): der Freikonservativen: Pauli (Oberbarnim), Schlüter (Krossen), Löscher (Ost-Priegnitz): der Antisemiten: Tr. Böhme (Marburg), Graff (Weimar), Herzog (Rinteln), Schack (Eisenach): der Mitglieder der Wirtschaftlichen Ber einigung: Rieseberg (Wanzleben), Koelle (Goslar): der Sozialdemokraten: Brey IHannover), Schwark (Lübeck), Zubcil (Teltow), Böhle (Straßburg): der Polen: Brejski (Pr.-Stargard), v. Ezarlinski (Dreschen), Fürst Radziwill (Schildbcrg), Graf Miclczhnski (Birnbaum), v. Saß-Jaworski (Schweb): der N a t i o n a l l i b e r a l e n: Prinz Schönaich-Caro» lath (Guben), Dr. Conde (Herford-Halle), Everling (Döbeln), Findel (Einbeck), Goerck (Dithmarschen), Ortel (Thorn), Schwabach (Memel), Wachhorst de Wente (Melle-Diepholz), Wilde (Torgau): der Hospitanten der Freisinnigen Ver einigung: Dr. Heckscher (Lauenburg), Tr. Neumann- Hofer (Lippe-Detmold), Dr. Polthosf (Waldeck): des Mitgliedes der Freisinnigen BoIksPartei: Dr. Müller (Meiningen): der W i l d l i b e r a l e n Enders (Sonneberg), Sommer (Weißenfels): der klerikalen Elsässer: Tr. Will (Straßburg- Land), Wiltberger (Hagenau): der Lothringer: de Wendel (Tiedenbofen) und Labroise. Tic österreichische» Polen. Die preußische Polcnpolitit und besonders die beabsichtigte EnteignungSgesetzvorlage bereiten den dreibundsreundlichen Kreisen schwere Sorge. Im auswärtigen Amt enthält man sich zwar jeder Aeußerunz und stellt sich auf den korrekten Standpunkt, daß man in interne Angelegenheiten des verbündeten Staates nichts hineinzureden habe. Ja leitenden Kreisen verhehlt man sich aber die herrschende Erbitterung nicht und erklärt, daß diese Politik es der Vertretung des polnischen Volkes im ReichSrat ganz unmöglich mache, für daS Bündnis Oesterreichs mit dem deutschen Reich länger einzulreten. Diese Erklärung wurde an maßgebender Stelle mit solcher Enischiedenheit gegeben, daß feder Zweifel über die künftige Haltung der Polen im Reichsrat nud den Delegationen ausgeschlossen erscheint. — Wäre sehr unklug von den Galiziern! Batiks» und Frankreich „Osservatore Romano" bringt einen neuen, heftigen An griff gegen die französische Regierung, in dem erklärt wird, daß die katholische Kirche mit Berachiung die Kultusgenossen- schasten, wie sie von Briand eingerichtet feien, abgelehnt habe, weil an der Spitze der Kirche ein Oberhaupt (lebe, welches unfehlbar sei. — Ungeschickt« Polemik, unlogische Argnmem talion! Eine amerikauifche Sensationsnachricht. „Eveuing Sun," versichert, daß ein großer Aufruhr i n K nbu ausgebrochen sei. Ter amerikanische K o n- snl in Santiago soll ermordet worden sein. Eine Be stätigung der Meldung steht noch aus. — Wird wohl noch tauge ausstehen. Ein Wunder, daß dus gelbe Lügenblall nicht gleich von einer sizilianischen Vesper faselt, bei der alle Pankees unter enffetzlichen Greueln hingemordel seien. politisches. * Die Verbreiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals. Tie Vorlage, die die Verbreiterung des.Kaiser Wilhelm-Kanals betrifft, wird, wie die „Voss. Ztg." hört, wegen der großen Wichtigkeit der Angelegenheit für unsere Marine und die Handelsflotte bestimmt noch in dieser Tagung dem Reichstage zugehcn. Wenn auch zwischen den beteiligten Neichsämtcrn und der preußischen Regierung noch »ich: über alle Einzel sragen eine Entscheidung getroffen ist, so steht doch die Vor lage in ihrem wesentlichen Umfange bereits fest. Es han delt sich um eine erhebliche Verbreiterung des Wasserstraße und um die hierdurch gebotene Veränderung der Schleusen anlagen und Drehbrücken. Für die Ausführung der Arbeiten ist eine Bauzeit von sieben Jahren in Aussicht genommen. Tie zur Durchführung des Plans erforderlichen Mittel sollen durch eine Anleihe ausgebracht werden. Ter früher einmal als erforderliche Bailsummc genannte Betrag von 240 Millionen ist jedenfalls zu koch gegriffen: immerhin aber muß man mit eiuer Vorlage von annähernd 200 Pjzl- ffvnen rechnen. Die für dieses Elatsjahr noch zu fordernde Rate, die hauptsächlich für Lauderwerb bestimmt ist, dürfte nicht sehr erheblich sein. * Will Studt gehen? Im Abgeordnetenhaus war gestern das Gerücht verbreitet, daß das Staatsmiuisierium in seiner leptcn Sitzung die Reform der höheren Mädchenschulen ab gelehnt habe. Daraus soll der Kultusminister erklärt haben, daß er unter diesen Umständen von seinem Posten zurück treten müsse. Die Botschaft hör ich wohl, allein . . . " Tic „Enthüllungen" »es ..Bayerische» Kurier". General Keim hat bekanntlich in dem Schreiben an das General kommando erklärt, er werde die Konzepte seiner sämtlichen Briefe vorlegen. Daraus ergibt sich nach dem frommen Zentrumsblatt folgender zwerchfellerschütternder Schluß: Wenn General Keim noch alle Konzepte besitzt, dann kann ihm nichts gestohlen worden sein. Die bayerische „gute" Presse besitzt zwar eine sehr reichliche Dosis von jener Eigen schaft, gegen die selbst Götter vergebens kämpfen, aber dies mal joll's Schlauheit sein. Kein Zweifel, dem „Bayerischen Kurier" ist eS nicht mehr recht wohl und es macht ihn nervös, daS häßliche Wort „Diebstahl" zu hören. * Zur Lanvtagswahl in Bayern. Ein Delegiertentag der Sozialdemokraten hat abermals den kategorischen Beschluß gefaßt, in den Wahlkampf mit voller Selbständigkeit, ohne zede Fühlung mit anderen Parteien einzutreten. Diese Taktik ergebe sich von selbst aus dem nach langen Kämpfen er- rungenen Wahlrecht, daS der Sozialdemokratie endlich ermögliche, ihre Anhänger genau zu zählen. „Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube", bemerkt unser Münchener Korrespondent zu dieser Mitteilung. Ein Bündnis mit dem Zentrum ist trotz alledem nicht ausgeschlossen. UebrigenS ist zu bemerken, daß nach dem bayerischen Wahl recht Stichwahlen kaum mehr in Betracht kommen. Es entscheidet die relative Mehrheit, zu welcher ein Drittel sämtlicher abgegebenen Stimmen genügt. Das Erfordernis einer Stichwahl wäre asto eine ganz außergewöhnliche Zer splitterung der Stimmen. * Hamburger Bürgerschafrswahle». Bei den Wahlen zur halbschicbtigeu Erneuerung der Bürgerschaft, die gestern mit den Nvtabcluwablcu ihren Abschluß sanden, verloren die alten Fraktionen 1', Sitze, von denen 9 die Fraktion der Vereinigten Liberalen und 0 die Sozialdemokraten ge wannen. * Reeder und Schaurrleutc. In den Betrieben des Ham burger Häsens weigerten sich die Schauerleute der Hamdurg- Amerika-Ltiiie, länger als bis 10 Uhr abends zu arbeiten. Ta der Verein del Reeder den Beichluß der Nachtarbeit aufrecht erhält, sind sämtliche Sckauerleuie entlassen worden, lieber weitere Weigerungen in den Hamburger Hafen betrieben verlautet noch nichts. * Ein Kampf um die Koalitionsfreiheit. Dem „Berl. Tagcbl." zufolge beschloß die Generalversammlung der Tape- zierer-Zwangsinnuug einstimmig: Am 1. März werden in sämtlichen Betrieben des Tapeziererbcrufs in Berlin und den Vororten diejenigen Gehilfen ausgesperrt, die im Ver bände oder in einem Fachverein organisiert sind. Alle Ge hilfen, die nicht die schriftliche Erklärung, abgeben, weder Verbands- noch Fachvereinsmitglieder zu sein, noch sich an den Forderungen des Verbandes oder des Fachverems zu heteiligen, werden am 1. April entlassen. — Tiefes Vorgehen der Innung verdient die schärfste Verurteilung. * Feuerbestattung. Ein Privattelegramm aus Stuttgart vieldei uns. Die Stuttparter Gt meinst Ver tretung beschloß gestern mit großer Mehrheit, allen Ein wohnern Stuttgarts und auch Auswärtigen durch den Stuttgarter Fcnerbestaltungsverein die Feuerbestat tung kostenlos zu gewähren * Berichtigung. In dem heute früh wiedevgegobenen Stimmuirgschild vom Reichstag ist durch einen Schreibfehler von Payer- M ünchen statt P a q e r - T t u t 1 g a r t die Rede. Ebenso ist der Schlußsatz über Ternburgs Rede ver stümmelt wiehergegeben. Hier handelt es sich nicht um die Haltung des Zentrums zur Flotte, sondern zur Kolonial politik. * * Französisch-spanische Einigung. Ter Minister des Aus wärtigen, Pichon, erklärte im Minjsterrate, daß eine Ver einbarung zwischen Frankreich und Spanien wegen Einrich- tu» der Polizei in Zanger und Casablanca nunmehr er zielt sei. * Unruhen in Toulon. Am gestrigen Tage, an dem für die von auswärts zurückgekehrten Schiffsmannschaften die Soldzahlung stattfand, ereigneten sich ernstliche Ruhe- störungen. In den übel berüchtigten Stadtvierteln kam es zu Streitigkeiten, die zu einer ordentlichen Schlacht zwischen den Matrosen und den Polizisten führten. Ein Matrost wurde getötet und mehrere verletzt. * Eine verschobene Reform. Das französische Kriegsaml beschloß, die im Prinzip für dieses Jahr beschlossene Ver schmelzung der Militärschulen zu vertagen, da die Details hierfür eingehender geprüft werden müssen. * Die ruthenischen Studenten. ,Slowo Polskie" melde., daß es im letzten Ministerrat in Sachen der ruthenffchei Studenten zu Differenzen gekommen sein soll. Der pol nische Landsmannsminister Graf Tzieduszycki soll gedroht haben, aus dem Kabinett auszufcheiden, falls die ruthenischen Studenten straflos ausgehen. — Ware auch ein Skandal' * Dr. Lueger. In dem Befinden des in voller Rekon valeszenz befindlich gewesenen Bürgermeisters Lueger ist gestern abend wiederum eine ^Verschlimmerung eingelreten. * Der Hasennusstand in Triest. Aus Anlaß einer unter den Kohlenladern in Triest entstandenen Lohnbewegung hat die Genossenschaft der Tacchini die Verlade- und LöschaLbei- ten gestern nachmitlag eingestellt, so daß nun im Freihafen gebiete jede Tätigkeit ruht. * Aus der Kinderstube am Balkan. Die bulgarische Re- gierung ist bei den Großmächten wegen der anhaltenden Einfälle serbischer Banden in Makedonien vorstellig ge worden. — Der Bulgare „petzt" und macht es selbst ge legentlich nicht besser! Es ist wirklich ein« lämmerliche Ge sellschaft. * Ein Gefecht in Erhthräa. Nach einer Meldumg der „Agenzia Ltefani" ans Sansibar hatte der Stamm Bimal an der Somaliküste, der den Italienern stets feindlich ge sinnt geblieben war, eine drohende Haltung angenommen und andere Stämme zur Erhebung aufzuwiegeln gesucht. Nachdem Kommandant Cerrina eine Abteilung eingeborener Truppen zur Unterdrückung der Bewegung gegen den Bimal- stamm entsandt hatte, griffen di« Rebellen dieses Korps in der Nacht des 10. Februar an, wurden aber mit erheblichem Verlusten — cs sollen über 200 Mann gefallen sein — -u- rückgoschlagen. Die italienischen Truppen hatten nur einen Toten und 24 Verwundete, darunter Leutnant Pesenti. Die Rebellen wollen sich nunmehr unterwersvn. * In Coruüa ist ein allgemeiner Ausstand erklärt worden Die Arbeiten im Hafen erleiden Zn« Unter- brcchung. * Revolutionäres aus Rußlaud. Tie Universität Kiew ist gestern geschloffen worden, weil die Studenten am Mitt woch trotz des entgegenstehenden Beschlusses des Profefforen- rales eine Versammlung albgehalten hatten. — Revolutio näre erschossen gestern früh in Niemce 2 Gendarmen. Auf mehrere Fabribcamie wurden räuberische Ueberfälle verübt. Der Kassierer der Cerosinsabrik wurde schwer verletzt. — Die „Neue Hamb. Ztg." drahtet aus Helsingfors. di« finnische Polizei verhaftete gestern zwei aus Moskau flüch tige Mittäter des Attentats auf den Großfürsten Sergi«! im Jahre 1905. * Ein Opfer der russischen Anarchie. Wie die Pariser Polizeipräffftur mitteilt, ist der französische Inge nieur Reymond, der im Kaltkasus tätig und kürzlich bet einem gegen ihn unternommenen Mordversuch schwer ver wundet war, seinen Wunden erlegen. 'Der Verstorbene war ein Schwiegersohn des Polizeipräfekten Lvpine. Feuilleton. Ls kann geschehen, ckap unsere (äeutsche) Sprache, venn sie vollkommen ausgebllcket zvirck, sich von einem Locke Luropss rum aockern verbreitet. ?elrll,icti 6. Krosse. Line fremcke Sprache lernen unck gut sprechen gibt cker 8eele eine innere Toleranz man erkennt, ckap alles innerste Leben sich auch noch anckers fassen unck ckarstellen lasse: man lernt sremckes Leden achten. ttuervsw. Lia ÜLensch, cker vier sprachen kann, hak cken lllert von vier Menschen. von Lisei. Das Menschlichste, zvss zvir Haden, Ist ckoch ckie Sprache, unck vir Haden sie, um ru sprechen. Liicovor fonlsne. Der Hund se» Arsbr?. Von Tr. Hans Landsbcrg (Berlin).*) Mit Goethes Weimarer Theaierleitung erreich» die klassizistische Epoche der deutschen Schauspielkunst ihren Höhepunkt und vorläufigen Abschluß. Nachdem sie sich von dem französischen Kothurn, den wir »och in Lessings „Ham burgische Dramaturgie" abgefchilderr finden, befreit hatte, kam mit Ekhof die naturalistische, mit Schröder die >m höheren Sinne realistische Spielweise auf. Indes Weimar vertrat einen wesentlich anderen Standpunkt. Hier war feit den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts die eigentliche Heimatsstätte der stilisierten Darstcllungskunst, deren Ideal in plastischen Stellungen, in rhythmischen, wohl abge messenen Bewegungen gipfelte. Es ist nun bekannt, daß die kheaterleitung Goethes seit langem in Weimar, wie über haupt in deutschen Landen ihre entschiedenen Gegner fand, teils Intriganten wie die Jogemann (Frau v. Heygendorf), die Geliebte des Herzogs Karl August, teils Acsthctikcr wie *) Ein interessantes Manuskript ist dieser Tage in der Bibliothek der Intendanz der königlichen Schauspiele in Berlin aufgefundcn worden, und zwar auf Grund von Nach forschungen, die Dr. Hans Landsberg veranlaßt hat. Es handelt sich um das handschriftliche Regiebuch des Melo dramas „Der Hund des Aubry", nach dem Französischen des PixSrecourt. Bevor ihm dieser Fund gelang, noch während der Nachforschungen, hat unS Dr. LandSb«rg obigen Artikel zur Verfügung gestellt, den Schauspieler Karl Reinhold, der nach einem Gastspiel der Weimaraner in Leipzig anonym eine damals viel zitierte Schrift veröffentlichte, „Saat, von Goethe gesäet, dem Tage der Garben zu reifen", hier werden Goethes „Pflanzschüler" und sein „Kunstseminar" verspottet: „Jeder Charakter aus der Bühne mutz nicht bloß etwa veredelt (welches ja schon die dummen Realisten lehren), sondern vergöttert oder wenigstens oerheldet werden." Goethes Stilrichtung war also in gewissem Sinne schon veraltet und überwunden, als er 1817 nach einer siebenundzwanzigjährigen Tätigkeit von der Theaterleitung zurücktrat, aber der geringfügige, eigent lich tragikvmische Anlaß zu seinem Rücktritt hat diese histo rische Tatsache einigermaßen verwischt und zu der An schauung beigetragen, als habe wieder einmal, wie so oft, in den Dingen der Kunst der gemeine Materialismus über den ideellen Sinn triumphiert. Im Frühjahr 1817 fiel es dem Großkerzog Karl August, dessen literarische Neigung mehr zu Kotzebue als zum Klassi zismus leadierte, rin, den Schauspieler Karsten, der gerade in Deutschland mit einem gelehrten Pudel als Hauptakteur in dem Melodrama „Ter Hund des Aubry" herumzvg, zu einem Gastspiel an der Weimarer Hofbübne einzuladen. Karsten, ein untergeordneter Mime des „Theaters an der Wien", war im Herbst 1816 nach Berlin gekommen, wo er seinen Hund auf der Bühne des Königlichen Schauspiel hauses mit glänzendem Erfolge ein neunmaliges Gastspiel absolvieren ließ. Zu Ostern des nächsten Jahres finden wir das gute Tier, um das sich die Theaterdirektoren förmlich rissen, auf der Messe in Leipzig, im Herbst in Braunschweig, wo der bekannte Thearerdirertor Klingemann den Hund energisch in Schutz nahm gegen eine mißbilligende Kritik der damals viel gelesenen „Eleganten Zeitung". „Hat über haupt", so fragt Kl'naemann, „die Kunst je den Kreis der tierischen Naiur von sich ausgeschlossen? Die Skulptur sich der Rolle auf dem Monte Caoallv oder des Farnesischen Stiers geDämt?" Aehnlich fand der große Schröder, daß das gute Stück sich des guten Hundes keineswegs zu schämen brauche. Aber alle diese Gastspiele haben nicht entfernt das selbe Interesse, wie das Auftreten des berühmten Pudels in Weimar am 12. und 14. April 1817. Schon geraume Zeit vorher hatte mau eifrig gegen Goethe intrigiert: der Dichter batte sich, geärgert und ver letzt, im März des Jahres nach Jena begeben, von wo er die Tueateroeschäfte besorgte. Als von einer Berufung des Pudel- die Rede war, cnlgeqncte Goethe lakonisch, schon in den Tlieateraesetzen stehe, baß kein Hund aus die Bühne kommen dürfe. Unmittelbar nach der Aufführung, die trotz seines Widerspruches auf höheren Wunsch, stattfand, reichte er sein Entlast ungsgesnch ein, dem diesmal, anders wie 1808, wo sich die Herzogin Luise energisch inS Mittel legte, sofort Folge gegeben wurde. Schon unterm 18. April be willigte der Großberzog seine Demission. Wie sah nun daS Stück aus, das eine so entscheidende Tbeaterrevolution Hervorrufen sollte? Es war von Castelli nach dem französischen bearbeitet, und von dem Ritter von Seyfried in Musik grfetzt. Viel mehr wissen wir von dem Stück nicht, da sich «erkwürdigerweis« ur keiner einzige» I Abschrift erhalten hat. Zugrunde lag dem Stücke eine I pseudohistorische Begebenheit, die sich angeblich gegen Ende I des 14. Jahrhunderts unter Karl V. von Frankreich er eignete. Danach wurde am Hose des Königs der Ritter Aubry von Montidier von einem gewissen Macaire meuch lings ermordet, ohne daß es anfänglich gelang, des Mörders habhaft zu werden. Erst die Wut, mit der sich der Hund des Ermordeten jedesmal aus den Mörder stürzte, wenn cr seiner ansichtig wurde, brachte auf die richtige Jährte. Da Macaire entschieden leugnete, befahl der König die Entschei- düng durch ein Gottesurteil. Ter Angeschuldigtc mußte, nur mit einer Keule bewaffnet, gegen den Hund, dem ein offenes Faß zu seinem Schutze gegeben wird, in die Schranken treten. Er unterliegt in diesem Zweikampf, gesteht die Untat und wird hingerichtet. Natürlich bildete in der Dramati sierung dieses Stoffes der Zweikamps des Ritters mit dem Hunde den eigentlichen Knalleffekt. Aber schon vorher hatte der brave Pudel glänzende Zeugnisse seiner Dressur abzu- legen. Er läuft im Theaterstück von der Leiche seines Herrn sofort in das Torf und lockt durch sein wütendes Gebell die Insassen des Wirtshauses herbei. Er ergreift eine Laterne, mit der er ihnen den Weg weist. Von einer ansprechenden Musik begleitet, konnten solche glänzenden Dreffurknnststückc natürlich ihre Wirkung nicht verfehlen. Unser Stück wird unter großem Zulauf allenthalben in Deutschland gegeben. Im Oktober 1816 schreibt Zelter, der damalige Direktor der Berliner Singakademie, an Freund Goethe: „Ucber den Hund des Aubry wird hier viel raisonniert uno gespöttetlt. Sie sagen: Einen Hund aufs Theater bringen, sev eigentlich, das Theater auf den Hund bringen und dergleichen, und doch läuft alles hinein und das Haus ist immer voll. Vorgestern bin sch auch darinne gewesen und da« bis ans Ende. Das Stück hat eine allerliebste Musik, welche durchs Ganze gebt, ohne daß gesungen wird, und die zwey ersten Akte möckil ick geistreich nennen, bey der Einfachheit des Motivs, daß ein Mörder durch den Hund des Ermordeten entdeckt wird An der Aufführung des Stückes ist kaum etwas zu tadeln, es wird sehr frisch und hübsch gegeben: doch müßte der Hund gleich auf dem Theater und beständig um seinen Herrn seyn solange er lebt. Ich müßte mich wundern, wenn dieser Um stand im Stücke nicht angegeben wäre, indem die Sache auf diese Art natürlich und crsahrungsmäßig wirkt." Merk würdigerweise ist kein einziges Exemplar dieses theater historisch interessanten Stückes mehr auszutrciben. Ich habe nur soviel fcststellen können, daß das Manuskript vet den Theaterbränden in Berlin und Weimar verloren ge gangen ist. Dagegen existiert ein unserem Pudel nahe ver- wandter „Hund des Aubry" von Josef August Adam, der den gleichen Stoff behandelt, und möglicherweise sogar gegen über Castelli das Original darstellt. („Neueste deutsche Schaubühne", Bd. VI, Augsburg 1817.) Der literarische Wert deS Stückes, das genau dieselben Personen aufweist, wie da- Drama Castellis, nur augenscheinlich langatmiger und phrasenhafter gehalten ist, ist recht gering. In seiner Rührseligkeit und Effekthascherei erinnert eS durchaus an die landläufigen Ritterstücke, die Goethes .stöötz" ihre Ent stehung verdanken, ui».d scheint von einem Schauspieler ver faßt zu sein. Hier geschieht der ruchlose Mord, den Macaire an Aubry verübt aus Eifersucht und auf Anstiften seines Freundes Landry, der ein echter und rechter Theaterböse- wichl ist. Anfänglich wird ein Stummer, namens Eloi, bei dem man die Börse des Erschlagenen findet, des Mordes verdächtigt, allein der Ingrimm, mit dem der Hund den Ritter Macaire verfolg!, stellt seine Schuld in Frage und der weise König, dessen Hilfe die Braut Elois anrust, befiehlt ein Gottesurteil in Gestalt eines Zweikampfs zwischen Macaire und dem Hunde. Der Ritter wird besiegt, gesteht und stirbt als er zum Sclmsott geführt werden soll. Den Verräier Landry erreicht die irdische Rache. Wie das Konkurrenzstück beweist, bat diese mehr zirzen sische als theatralische Attraktion mehrfach Nachahmung ge sunden. Aus vergilbten Blättern, die mir freundlichst zur Verfügung gestellt werden, ersehe ich, daß man unser Stück noch 1838 in Torgau gespielt hat. Ein alter sech-igjähri^ei Mime namens Heiter batte seinen braunen Pudel zu dieser Rolle abgerichtet. Am Tage der Aufführung war das Haus gesteckt voll, nur der Pudel fehtte. Er war gerade einem Liebesabenteuer nachgcgangen und nur nach einer längeren vergeblichen Jagd zu 'fassen. Auch diese Sensulipn baue schließlich ein Ende. Von Karsten selbst, dem Besitzer de^ il riginalpudels wissen wir, daß er schließlich ein dauern des Engagement am Posener Sladttbcater gefunden Hai und 1877 im Alter von fiinfunduchtzig Jahren gestorben ist. Nack, dem gelehrten Pudel kam der dressierte Äffe an die Reibe. In den zwanziger Jahren machte ein Melodrama 'vr der brasilianische Affe", das Louis Angelo nach einem sran- ,zösifchen Original zurecku gestutzt batte, allenthalben ::i Deutschland die Runde. Der Hauptdarsteller war diesmal kein wirklicher Asse, sondern ein Schauspieler, der ein Afsen- weibchen zu agieren hatte. In Berlin ist das Stuck am Königstädlffchen Theater mehr als ^icrzigmal vor voller Häusern gegeben worden. In Breslau aber rief es einen großen Tbcaterskandal hervor infolue einer vernichtenden Kritil Karl Schalls mit der lleberichrift „Bestialisches im Tbealer". Trotzdem Kal das Stuck dann nochmals in den stchüiger Jahren Aivffibrungen erlebt, ein glänzender Be weis ffir die Tattache, daß in aer Theaterkultur die G« schmacklosigkeit eine ähnlich zähe Lebensdauer entwickelt, wie der gute Geschmack und daß in der Masse der Besucher stän dig eine Tendenz für die grobe Panoptikumskunst vorhanden ist. Kulturhistorisch ist deshalb dieser vielbesprochene und wenig gekannte „Hund des Aubry" von hohem Interesse Eine .Hundekomödie, die einen Dicküerffirsten und Minister zu Fall gebracht hat! * Gretchen «nd Alärchenk Von Hermann Graes (Leipzig). Das aeistreiche Heincichr Wort: „Jeses Zeitalter, wenn es neue Ideen bekommt, bekommt auch neu« Augen und siehl gar viel Neues in den alten Geisteswerken!" läßt sich wohl wie kein anderes Heutigentages aus die Bühnengestalten unserer Klassiker anwenden Die ausübenden Künstler machen den Ansang, indem sie Neues in die Gestalten der klassischen Dichter hineinlegrn, und das Vnbliku» kok-»
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