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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070304026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-04
- Monat1907-03
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Bez«q-nPrei- ftr Leipzig und Vorort»: I» der Haupt- Llpedttioa oder bereu Lutgabeslrllea ab- grhott monatlich: Ausgabe (L mal täglich) 70 PO «nSgab« L (L «al täglich) SO Ps„ bei Zustellung in» Hau» AuSaab« X 80 Pf., Ausgabe L Mark. Durch Misere au»- wärtigeu Ausgabestellen und durch die Post bezöge« (1 mal täglichlinnerhalb Deutschlands monatlich 1 Mark anSschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-llogarn b L4KK vierteljährlich die übrigen Länder laut AeitnugSpreiSliste. Diese Nummer kostet ans /t tll? allen Bahnhvfe» und bei III den ZeitungS-BerkSufer» I »ebattton und «tt»e»tttou: JohauuiSgasse 8. Telephon Nr. 1LL Nr. 22^ Nr. 1173. verltuer Redattions-Vureau: Berlin IE. 7, Prinz LoniS Ferdinand- Straße 1. Telephon I. Nr. 9278. Abend-Ausgabe 8. MWger.TaMM Haudelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeiqeir.PretS die Sgespalteue Petitzeile für Geschäfts« tnserate an- Leipzig und Umgebung 25 Pf„ Familien-, Wohnung«- n. Strllen-Anzeiaen, sowie An- und Verkäufe 20 Pf, finanzielle Anzeigen 30 Pf, für Inserate von auswärts 30 Pf. Reklamen 7b Pf, auswärts 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. GeschäftSanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarii. sürJnseratevom Auslande beiondererTaris. Anzeigen-Annahme: AugttftuSPlatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» Expeditionen des In« und Auslandes. Für da» Erichrtnrn an bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. FestertriUe Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Hanpt-Filtale Berlin: CarlDuncker,Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg.. Lützowstraße 10 (Tel. Vi, 4603). Filial-iurpeVttton:Tresden.Marienslr.34. Nr. «3. Montag 4. März 1907. 101. Jahrgang. Vas Neueste vsm Lage. (Die nach Schluß der Redaktto» «iugegangeneu Depesche« stehen auf der 3. Seit« de« HauptbkatteS.) Fuldaer Bischossweihe. Die Weihe des Bischofs erfolgt am 19. März durch den Erzbischof von Freiburg. Französisch-deutsche Grenzabsteckuug. Aus La Rochelle wird berichtet, Kommandant Moll, der die Kommission für die Grenzabsteckung zwischen französisch Kongo und Kamerun leitete, erklärte in einem Interview, die Beziehungen zu den deutschen Offizie ren seien die besten. Die französische Kommission sei einmal von Eingeborenen angegriffen worden, wobei 3 Schützen fielen und 6 verwundet wurden. — Ob die fran zösischen Lugennachrichten von deutschen Grenzverletzungen nun wohl aufhören werden? Regieruug uud Duma. Nach dem „Petit Journal", ist die Regierung in Peters burg fest entschlossen, in der Duma den angekündigten An trag aus Einführung eines parlamentarischen Regimes unter Verantwortung des Ministers abzulehnen. Die Londoner Grasschastswahlen. Um Sonnabend sandten di« Neuwahlen z-um Lon doner Grasschaftsrate statt, u>m die «in heftig« Wahl kampf entbrannt war. Die Fortschrittspartei, di« seit vielen Jahren die Mehr^it im Grafschaftsrat hat, wurde von der Gegenpartei, den sogenannten Muni- zipalreformern, die im übrigen der Partei der Gemäßigten angehören, besonders mit der Beschuldigung bekämpft, daß sie düs Geld der Steuerzahler in verschwenderischster Weise ausgelbe und sozialistische Pläne fördere. Nach den bisher bekannt gewordenen Ergebnissen der Graffchaftswcchlen ist es sicher, daß die Fortschrittspartei eine voll ständige Niederlage erlitten hat. Di« Gemäßigten haben bisher 48 Sitze gewonnen; die Fortschrittler haben 2, di« Arbeiterpartei 1 Sitz neu gewonnen. Leroy-Beaulie« wiedergewählt. Bei der gestrigen Ersatzwahl für die Kammer wurde in Montpellier der Republikaner Leroy-Beaulie u, besten Wahl von der Kammer für ungültig erklärt worden war, wiedergewählt. politisches. * Der Präfideot des Deutschen FlottenvercinS, Otto Fürst zu Salm, betont in einer längeren Erwiderung auf di« Angriffe, die gegen den Verein gerichtet werden, daß der Verein keine Wahlversammlungen abgohalten, kein« Wahlagitation, keine Parteipolitik getrieben hat. Wenn her vorragende Mitglieder des Vereins sich an der Wahlarbeit beteiligt haben, um möglichst viele nationale Kandidaten in den Reichstag zu bringen, so haben sie dies nicht im Auftrag des Vereins getan, sondern sie sind, wie es ihr Recht und ihre Pflicht war, als Reichstagswähler für ihre eigene poli tische Anschauung eingetreten. cxl. Lippescher Landtag. Wie uns ein Privattelegramm aus Bückeburg meldet, ist denn Landtag des Fürstentums eine Gesetzesvorlage der Staatsregierung zuyegangen, die eine dauernd« Erhöhung aller Beamtengohälter von 11 dis 15 Prozent fordert. -o- Sin nationalliberaler Verein für »en 8. sächsischen Reichstagswahlkreis ist am Sonnabend gegründet worden. ES geschah dies in einer Versammlung, zu der durch Dr. med. Wulkow-Pirna Einladungen ergangen waren und wobei dann Dr. Westenberger, Generalsekretär des national liberalen Landesvereins, in längerer, beifälligst begrüßter Rede in Anknüpfung an das kürzlich begangene 40 jährige Jubiläum die Ziele und Aufgaben der nationatlideralen Partei gekennzeichnet halte. Der Redner schilderte die nach außen und innen zu leistende BerteidigungSarbeit mit besonderer Hervorhebung der Stel lung der nationallibcralen Partei zu den lozial- und wirt schaftspolitischen Ausgaben und betonte schließlich noch nach drücklich, wie speziell in unserem engeren sächsischen Vater lande die zur Tagesordnung stehenden Fragen des Wahlrechts und der Reform der Ersten Kammer das Besteben einer starken liberalen Partei notwendig l machten. Der anwesende Reichstags-Abgeordnete Stadtrat Hanisch äußerte Bedenken gegen solche Parteigründungen, da dadurch Zersplitterung in den Wahlkreis getragen werde: den ausgesprochenen Befürchtungen trat dann aber Dr. Westen berger lebhaft entgegen. Mit neutralen Gründungen sei im politischen Leben auf die Dauer nickt auszukommen. Der neuen Partei sind bereits über hundert Mitglieder beigetreten Die weitere Organisationsarbeit wird sich durch einen hier für einzusetzenden Ausschuß vollziehen. * * König Eduards Reise. Durch den dichten Nebel im Kanal wird es wahrscheinlich, daß sich die Reise des Königs nach Biarritz um einige Tage verzögert. * Keir Hardie hielt in Hüll eine Rede, in der er aus führte, die Arbeiterpartei werde sich allen Steuerherabsetzungen widersetzen, solange nicht die Alterspensionen gesichert seien. Die Partei bereitet das sogenannte „Recht auf eine Arbeits vorlage" vor, welche die Schaffung einer Behörde bezwecke, die jedem eine anständige Beschäftigung zu einem ange messenen Lohn liefern solle. * Aus de« Vatikan. DaS „Giornale d'Jtalia" ver sichert, daß wegen der Papiere Montagninis eine Inter vention des österreichischen Kaisers mit Unterstützung des Kaisers Wilhelm erfolgt sei, um die Auslieferung der Papiere zu erwirken. — Der Papst hat dem österreichischen Minister des Aeußern, Baron Aehrenthal, und dem öster reichischen Botschafter in Paris, Baron Khcvenhüller, das Großkreuz des Ordens Pius IX. verliehen. — Wohl wegen der Aktensache. * Die ruthcuischen Studenten. Im galizischen Landtage be antwortete der Regierungsvertreter, Vizepräsident der Ltatt- Halterei, Graf Los v. Grodkow, eine Interpellation der Ab geordneten Abrahamvvicz und Genossen über die Vorkomm nisse bei der Untersuchung gegen die ruthenifchen Studenten. Er erklärte nach eingehender Darstellung des Sachverhaltes, daß die Mitteilungen der Presse über die Vorgänge teils mit den Tatsachen nicht übereinstimmten, teils übertrieben seien, und daß auch eine Notwendigkeit besonderer Verfügungen zur Sicherstellung der Wirksamkeit der Gerichte gegenüber einem unbefugten Druck nicht vorhanden sei. Ganz unrichtig sei das Gerücht, die Zentralbehörde hätte auf die fachliche Abstimmung der Richter einaewirkt, die vi«l zu sehr von ihrem Pflichtgefühl und dem Bewußtsein ihrer Unabhängig keit durchdrungen wären, um von wo auch immer ausgehen den Einflüssen nachzugeben. Ein Antrag auf Eröffnung der Besprechung über die Interpellation wird wegen inzwischen eingetretener Beschluß-unfäh igkeit des Hauses erst heute zur Abstimmung gelangen. * Bosnisches Preßgcsetz. Tas neue bosnische Preßgcsetz ist veröffentlicht und tritt am 16. April in Kraft. Das Gesetz gewährt die Preßfreiheit unter gewissen Kautelen; » es enthalt ferner bemerkenswerte Bestimmungen zum Schutze der persönlichen und der Familienehre und zur Hint anhaltung des unlauteren Wettbewerbes, womit einige Lücken des bosnisch-herzegowinischen Strafgesetzes ergänzt werden. * Der Ausstand in Coruüa ist beendet. Die Tätigkeit im Hafen ist wieder ausgenommen worden. * Der Großsprecher. General Kuropatkin erklärte einem Interviewer wegen des russisch-japanischen Krieges, das unwiderrufliche Unglück sei der Friedensschluß aus Gründen der inneren Politik gewesen in einem Augenblick, als die Russen über genügend kriegstüchtige Truppen verfügten. — Die Russen hatten 19 Monate Zeit gehabt zum Siegen. * Der mittelamerikanische Krieg. Der amerikanische Konsul zu Managua, der Hauptstadt der Republik Nicara gua, hat an das Staatsdepartement telegraphiert, daß der Ort El Corpus in Honduras, der den Schlüssel zu Tegu cigalpa, der Hauptstadt von Honduras, bildet, durch nicara guanische Truppen besetzt worden ist. ?. Die Bande zwischen Italien und Griechenland. Die Feststimmung ob des Besuchs des Königs Vittorio Ema- nuele III. !n Athen steigt. Die Verbrüderunaserschei- nungen mehren sich auf Seiten der Höfe und der Völker, so daß es fast scheint, als gebe es im April inAthen eine kleine politische Nebcrrafchuna. Soeben hat die griechische Regie rung, wie es in der offiziösen Meldung heißt „auf lebhaftes Drängen der kgl. italienischen Gesandtschaft in Athen , be stimmt, daß an der Universität Athen ein Lehrstuhl für Italienisch eingerichtet werde entsprechend den vorhandenen Lehrstühlen für Deutsch, Französisch, Englisch und Türkisch: die Herren Hellenen lassen sich immer mehr herbei, Italien, den Rivalen feit der klassischen Zeit, als Großmacht anzu erkennen. Ferner rüstet sich der italienisch-nationale Touring-Klub zu einer großen Reise nach Griechenland zur Zeit der Anwefcnheit des Königs, und seitens des Kron prinzen von Griechenland ist ihm bereits die Versicherung der herzlichsten Empfanges zu teil geworden. Endlich die Errichtung der Danksäule für die bei Tomokos vor zehn Jahren gefallenen Garibaldianer, an die sich die Hellenen gerade jetzt zu erinnern offenbar dasselbe Motiv haben wie der Papst, als er in der kritischen Zeit vor dem französischen Trennungsgesetz Skrupel wegen der transzendentalen Existenzform der Jungfrau von Orleans bekam und sie eiligst selig sprechen wollte; immerhin, die Einweihung einer solchen Denk- und Tanksäule durch den König von Italien ist ein schöner Anknüpfungspunkt für mancherlei. lägung ael Deutschen frieüensgesellschakt. (Eigener Bericht des .Leipziger Tageblatts".) I,. Eisenach, 3. März. Die Führer der deutschen Friedensbewegung und di« Dele gierten der Ortsgruppen der Friedensgesellschaft haben sich zu eiiuer Tagung in der Wartburgstadt eingefunden. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Eise.'uM, -Samtätsrat Dr. Bil finger, begrüßte unter herzlichen Wünschen am Sonnabend die Leiter der Friedenspropaganda. Der 2. Vorsitzende, Stadtpfarrer Umfried (Stuttgart) sprach über den „Kampf ums Dasein und die Humanität im Kriege". Redner schilderte, im Altertum beginnend, die Kampfarten und Waffen der Völker^. Mensch sein, heißt Kämpfer sein. Die wilde Barbarei und Grausamkeit des Altertums sei zwar vorüber, aber die Vorkommnisse im chine sischen und ostasiatischcn Kriege seien bedauerliche Rückfälle in den Zustand der Barbarei. Wer heute bei der jetzigen Kriegstechnik einen Krieg Hervorrufe, sündige wider den Geist der Humanität. Neue Produktionsmcthoden seien die besten Kainpfmittel. Ein Beweis dafür, daß das Gesetz der Assoziation stärker sei, als der Kampf, sei die Entwicklung der Zusammenschlüsse, von Familie, Horde, Stamm, bis zum Volk und zur Nation. Die Völker sollen sich daher für Menschlich keit, Recht und Frieden söderalisieren. Justizrat Hcilbera (Breslau) referierte über „Tie Er folge der ersten und die Aussichten der zweiten Haager Frie denskonferenz". Die Friedensbewegung sei dabei recht matt. Die Friedensgcdanken mühten von den Völkern selbst getragen werden. Die Erfolge und Beschlüsse der Konferenz hätten das Gegenteil gezeitigt von dem, was der Zar gewollt hätte. Vor allem die Einschränkung der Rüstungen müsse der Aus gangspunkt der ganzen Bewegung sein. Die große moralische Wirkung der ersten Konferenz sei die Gewöhnung der Völker und Regierungen an die Rechtaustragung durch Schieds gerichtsspruch gewesen. Die zweite Haager Frieoeuskvnierenz im Sommer )907 habe zunächst das Völker- und Kricgsrecht zu ergänzen, bei der Abrüstungsfrage an das Studium der Formeln aus der Basis des englischen Abrüstungsvorschlags heranzugehen und sich dann weiter mit der Fortbildung des schiedsgerichtlichen Verfahrens zu beschäftigen. Die Friedens bewegung hoffe aus die Einsetzung eines dauernden inter nationalen Parlaments und einer Entwicklung der Friedens» bestrebunyen in schnellerem Tempo als bisher. (Lebhafter Beifall.) Professor Dr. Quidda (München) sprach über „Faust recht zur internationalen Frisdensorganisation", und plä dierte dafür, daß der Geltungsbereich der Gewalt ein geschränkt werden müsse, zugunsten des Rechts. Die Selbst hilfe als gültiges, anerkanntes Recht früherer Zeiten, wurde erst von den Karolingern okkupiert. Das spätere Fehderecht sei keine Verletzung der Rechtsordnung gewesen, sondern war vielmehr ein erlaubtes, freilich oft mißbrauchtes Rechts institut. Ein wichtiger Fortschritt sei 1285 der Mainzer Landfrieden unter Friedrich II. gewesen, der bestimmte, daß bei jeder Streitigkeit zuerst das Gericht anzurufen sei. Schließlich habe durch «den ewigen Landfrieden Kaiser Maxi milians und die Einsetzung einer „organisierten Gerichts barkeit" eine neue Rechtsepoche begonnen. Die Friedens bewegung will in den Beziehungen der Völker das schaffen, was die Einigung für die Einzclstaaten schuf. Bisher hätten sich alle Völker den Schiedssprüchen unterworfen. Wenn ein mal der ewige Friede (Wcltsriede) gekommen wäre, würde der Krieg nicht als Element der Rechtsordnung gelten, sondern als Verbrechen am Gemeinwohl. (Langanhaltender stürmischer Beifall.) Vor Eintritt in die Beratungen am Sonntag vormittag wurde an den Reichskanzler folgende Depesche abgesandt: „Die in Eisenach zahlreich versammelten Delegierten senden aufrichtigen Dank für die von der Reichsregierung beschlossene Förderung der zweiten Haager Friedenskonferenz." Fabrikant Dr. Richter (Pforzheim) und 1. Vorsitzender der Friedensgesellschaft gedachte der verstorbenen Friedens förderer und warf die Frage eines deutsch-nationalen Friedenskongresses auf, die nach eingehender Debatte auf un bestimmt« Zeit vertagt wurde. Oberlehrer Kohler (Eßlingen) behandelte das Thema: „Was erwartet man von der zweiten Haager Konferenz mit besonderer Benicksichtiaung der Rüstungsstillstandsfrage?" Die Ausgleichung der Differenzen durch friedliche Einigung erziele sicher «ine allmähliche Gewöhnung an die Konflikts beilegung ohne Kampf. Zur Humanisierung des Krieges würde eine bessere Behandlung der Verwundeten, Parla mentäre und des Sanitätspersonals viel beitragen, auch der Seekrieg müsse humaner gehandhabt werden. Die großen Handelswege zwischen Europa und Amerika müssen neutra lisiert werden. Zur dauernden Sicherung des Friedens müßte die Haager Konferenz eine permanente Einrichtung werden. Ans Antrag des Referenten wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Tie am 3. März 1907 in Eisenach tagende Generalversammlung der Deutschen Friedensgesell schaft begrüßt mit Genugtuung den in allernächster Zeit zu er wartenden Zusammentritt von 46 Mächten zu einer zweiten Friodcnskonfercnz im Haag, insbesondere auch -die in der zur Eröffnung des Reichstages gehaltene Thronrede feierlich be stätigte freundliche Stellung der deutschen Reichsregierung zu derselben. Sie erwartet, daß die deutsche Reichsregierung angesichts der hohen Bedeutung dieser Konferenz für das Wohl und Wehe auch des deutschen Volkes dieselbe nur mit solchen Männern beschickt, -die neben einer gründlicyen Kennt- nis der dort zur Beratung kommenden Probleme auch den ernstlichen Willen mitbringen, an dem Ausbau der inter nationalen Rechtsordnung und damit an der Förderung des Friedenswerkes positiv mitzuwirken. Sie erhofft von dieser Konferenz nicht etwa nur Maßregeln zu einer weitcrgchcnden Reglementierung des Krieges, sondern auch vor allem di« Feuilleton. Der ääenscch tut nicht alles aus sich selbst, er arbeitet such ckem Schicksal in ciie ttüncie. vuüvlg llnrengeudee. 8chulck haben sie beide nicht, weder der Mensch, noch das 8chickssh sie psssen nur immer gaor genau sufeiosnder. wlMelm Nssde. Wir verden vom Schicksal hart oder weich ge klopft, es kommt auf das öäateriai an. Made von Ldner-Llekendacb. Vas Schicksal mischt die Karten und vir spielen. Sdiopenkauer. IVas die leute gemeiniglich das Schicksal nennen, sind meistens nur ihre eigenen dummen Ztrelche. SeUopen Kauer. Die z. graphische AussteLrsng de» deutschen Aünstleebnnde». II. Auf Berlin folgt in der Ausstellung des Buchgewerbe- Museums München und eine andere Atmosphäre umweht unS. Auf den verstandesmäßigeren Norden mit seiner kühlen Realistik der pyantasievollere Süden. Neben den Alt- meistern Stuck und Zügel, «ine Reihe von jüngeren Künstlererscheinungen, die alle gleichmäßig durch das hohe Niveau ihres Können« überraschen. Adolf Schinne rer, der Jüngsten einer, der noch stark zu kämpfen haben dürft«, bis er sich voll und ganz durchgesetzt hat, verfügt über eine sprudelnde Phantasie, die sich gern in zyklischen Dar- stellungen ergeht, die allerdings auch die Grenzen seine« Können« deutlich offenbaren. Mir will scheinen, er kommt von Thoma her. Da» Gefühl für di« deutsch« Landschaft und di« tr*nh«rpo« Novellist» echt deutsch« Weis« sind^ei ihm sehr stark ausgeprägt. In den „Zeichnungen eines Ver liebten" webt liefe, weltfern« Sehnsucht und auch der Zyklus „Tie Reise des jungen Tobias" strömt deutschen Märchen geist aus. Technisch ist der junge Künstler nicht immer reif, cs sei denn, daß er jo meisterliche Blätter schasst, wie di« Landschaft mit weitem Fernblick, die an die besten Blätter eines Ruisdael oder Koningk erinnert. Richard Kaiser hat viel von der Dachauer Schule übernommen; feine breit schattigen Landschaftsradierungen sind Gegenstücke zu feinen Gemälden. Es ist auch diesen eine mehr ins Dekorative hinüberspielende Note eigen. Der Holzschneider Daniel Staschus gibt in seinen wundervoll malerischen Blät tern vielleicht das Best«, lvas der neuere Holzichnitt in Deutschland überhaupt erreicht hat. Das ist alles mit einem malerischen Gefühl gesehen und in kernigen Strichen nieder geschrieben, daß man bewundernd davor stehen bleibt und in der Tat nicht weiß, wie hier eine an sich spröde Technik solch berückend weiche Effekte erreichen kann. Hans Neu mann z. B., der als Lylograph mit Recht großen Ruf ge nießt, kommt gegen Staschus so leicht nicht auf. Seme Kunstweise hat in den letzten Jahren eine bedeutende Wand lung durchgemacht, sie ist aristokratischer geworden, hat sich mehr auf das rein Aesthetisch« konzentriert und istganz in das Gebiet des Dekorativen hinemaekommcn. Wiederum aparte Wirkungen strahlen des Meisters Blätter aus, die in ihrer zarten Farbigkeit seltenes Stilgefühl verraten. Bon Hermann Schlittaen sieht man einige Handzeich- nungen, die schon auf der letzten Künstlerbundausftellun« in Weimar auffielen. Erinnern diese Blätter in ihrer Vir tuosenhasten Technik schon sehr an Zeichnungen des alten Rembrandt, so muß man ihnen außerdem noch nachsagen, daß sie in der Tat das Fabelhafteste leisten, wenn es sich darum handelt, mit wenigen Strichen charakteristisch aus geprägte Erscheinungen zu umreißen. Wer Schlittgcns längste, durchaus impressionistisch behandelte Gemälde gesehen hat, wird vor diesen meisterhaften Handzeichnungen über rascht stehen bleiben. C. O. Petersen und Gustav Bechler, beide gehören in chren Holzschnitten eng zu Hans Neumann, vervollständigen in ihrer Art daS all gemeine Bild der Münchener Gruppe, dagegen wird man bei einem Meister, wie Olaf Lange, ausführlicher ver weilen müssen. Man möchte vor diesen Blättern vielleicht nicht ganz mit Unrecht zunächst an frühe Arbeiten Klimts denken, waS die orientalische Note in ihnen anlangte. Sehr bald rndeß wird man vor diesen farbigen Radierungen, die in der Technik bisher ganz einzigarttg dasteben, einer Künftlerindividualltat inne, deren träumerisch-spekulativ« Geist in die Gegenwart wie eine holde Fatamorgana hinein scheint. In drastischer Körperlichkeit suchen die Blätter wohl ihresgleichen, das Morgenländisch« ihrer Art entwächst indeß mehr — wie mir scheinen will — einem tiefen S«hn- suchtsdrang des Meisters, der die magischen Wunder des alten Orients, die geheimnisvolle Mystik Buddhas und die farbendurchglühte Sinnenwelt indischer Religionsphilosophie visionär vvrzutäuschen sich müht. Wer z. B. dies be rauschende Blatt „Urvasi" auf feinen geistig transzendentalen Gehalt hin prüft, wird überrascht sein, wie meisterhaft ein moderner Künstler sich in Tinge eingelebt bat, vor denen selbst spekulativer veranlagte Köpfe notgedrungen Halt machen müssen. Wer Olaf Lange aus dieser Ausstellung zum ersten Male kennen lernt, wird um eine Entdeckung reicher nach Hause gehen, deren weiterem Schaffen man nur mit Höchst gespannter Erwartung entgegensetzen darf. Gibt es schon einen, der ihm nahe steht, so ist cs nur der treffliche Julius Diez, bei dem aber alles Capriccio, alles aus gelassene Heiterkeit ist, dessen wundersame Phantastik in ihrer ergötzlichen Märchenpracht mehr wie ein Schnada hüpfl auf die hoheitsvolle Äothurnstvlziererei unserer Zeit ist, ein zeichnerisch leichtblütiges Talent, ein Schalksnarr, dessen Pritschenschlag zum Lachen stimmt, ein Meister kari kierter Pose und ein leichtlebiger Phantast, dem man in unserer Zeit nicht dankbar genug sein kann. Erwähnung verdienen in dieser Gruppe Münchener Graphiker noch die talentvoll« Martha Wenzel, der reichbeaabte Schmoll von Eisenwerth, der in manchen seiner köstlichen Algraphien an L. von Hofmann denken läßt, Laura Longe und nicht zuletzt Alexander Lieb- mann, dessen farbig« Radierungen mich an Gemälde Charles Cottets erinnern, meisterhaft sicher hingeschriebene Blätter, an denen vielleicht nur zu viel Erdenschwcre haftet. Auch auf den entzückenden Entwurf zu einem Kalender von H. v. Habermann, der den Meister von einer recht liebenswürdigen Seite zeigt, sei an dieser Stelle aufmerksam gemacht. Wenn wir hier den Soester Emil Nolde anschließen, der für mich neben Lange überhaupt die größte künstlerische Entdeckung darstellt, die di« Ausstellung deS Künstlerbundes zu verzeichnen hat, so tuen wir eS weniger der Anordnung der Ausstellung selbst wegen, als vielmehr deshalb, weil dies« Meist« auch innerlich mehr als zu allen übrigen mit den eben behandelten Meistern in Be ziehung steht. Emil Nolde und Olaf Lange, so ab solut konträr sie auf de» ersten Blick anmuten, sind innerlich wesenSverwanoter, cck« e« «Reicht «scheiut. Gemeinsam ist beiden jedenfalls die Negierung der realen Gegenwart. Lange gibt seinen Gedanken ein dabylonijch-assyrijch an- mutendes Gepräge, Nolde umspinnt alles mit einem ge wissen märchenhaften Nimbus, hinter dem unverkennbar die giftige Satire hcrvorlugt. Seine Blätter sind grotesk, aber diefe Note seiner Kunjt ist von zwerchfellerschütternder Komik. Die läßt sich mit Worten kaum umschreiben, man muß sie gesehen haben. Dabei verfügt er in der Technik über eine ähnliche Virtuosität, wie wir sie den Schlittgcnschen Zeichnungen nachrühmen konnten. Ta ist alles nur ange deutet, mit ganz wenigen Strichen meisterhaft angcdeutet, aber der Beschauer ergänzt sich aus diesen wenigen Strichen ein Bild von Komik und Gebcrden, das ausgeschrieben nie so köstlich wirken könnte, wie in diesen geistvollen Skizzen. Hinter den Holzschnitten stehen die Radierungen vielleicht zurück, aber auch sie sind stark genug, an die besten und ver wegensten Blätter einer Goya denken zu lassen. Einen Meister, wie diesen Emil Nolde, wird man für die Zukunft ganzchcsondcrs im Auge behalten müssen. Wir wenden uns nunmehr der Dresdener Gruppe zu und nennen an erster Stelle Meister Willy Rudi- noff. Leider fehlt uns hier der Raum, auf den Menschen Rudinosf näher einzugehen. Er ist ganz ein Typus für sich, eine jener sagenhaften Erleb«, von denen man wohl aus Geschichten weiß, an die man aber in der Wirklichkeit nicht glaubt. Als Tenorist, der den Bayreuther Sternen den Rang streitig macht, als Clown, der einst vor der englischen Majestät durch höchstderen Anerkennung ausgezeichnet wurde, als Naturmensch, der sämtliche Vogelstimmcn des Südsoearchipels meisterhaft imitiert und mit den Wilden Australiens Brüderschaft trank, hat dieser Künstler ein selt sam märchenhaftes Leben voller Irrfahrten hinter sich. Wohl mehr als einmal bat er den Erdball umkrenzt — um eines Tages in Dresden zu landen und die Kunst als Lebenszweck auszuüben, die ihm kein Meister gelehrt, das Radieren. Als man im Sommer 1905 seine Blätter zum ersten Mal bei Casper in Berlin sah, war man nicht wenig überrascht, in Rudinosf einen Meister zu entdecken, der in sein« Art alles neben sich in Schalten stellte. Er wurde damals mit einem Schlage bekannt. Seitdem habe ich seine Blätter häufig gesehen, und je öfters ich sie sehe und je mehr ich sie wie bei unierer Ausstellung neben anderen graphischen Arbeiten sehe, um so meisterhafter erscheinen sie mir, be sonders diese ganz kleinen wunderbaren Radierungen. Ru- dinoff pflegt alle« direkt von der Natur auf die Platte zu übertragen, wie vi«Ie unsner Graphik« können daS? Blat- t«, wie der spanisch« Dan- dn Anita la Keria oder die ver-
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