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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070305028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-05
- Monat1907-03
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Anzeiqen-PretS Abend-Ausgabe 8. BezuqS-PreiS WM.TllgMü Handelszeitung Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig Nr. 84 Dienstag 5. März 1907. Feuilleton »ug Ä 181. Jahrgang Immer unä immer rvlecker hürl man von kien liebeln cles lieichlumes uncl von cler sanglichen Uiebe rum Leige, ung goch hat sicherlich, nächst gern Wissenstriebe, keine unckere Ueicken schuft ger Mensch heit soviel Lules getan. Lliomur öucüle. keichlum macht gas Herr schneller hart als kochenges Wasser ein Li. liuävig övme. Der lieichium gleicht gern 8eevvasser; je mehr man gavon lrinlrt, geslo garstiger viirck man. Nrlliur Lctiopenksuer. Vorsitze Gutschkows, in der Duma eine Fraktion der Okto- bristen zu bilden. Die Oktobristen traten der Vereinigung der Parteien der Rechten bei, nm Mitglieder ihrer Frak tion als Kandidaten für das Präsidium der Duma vorzu schlagen. Revattton und «rpedtttou: Johannisgasse 8. Telephon Sir. 153» Nr. 222, Nr. 1173. Berliner Redaktions-Bureau: Berlin dllV. 7, Prinz Louis Ferbinand- Straße 1. Telephon I. Nr. S275. Die Erledigung der „Thca"-Sache. Das Prisengericht zu Libau verhandelte gestern die An gelegenheit des im russisch-japanischen Kriege durch einen russischen Kreuzer in den Grund gebohrten deutschen Handelsschiffes „T h e a". 'Das Gericht erkannte dem Eigen tümer des Schiffes 116 000 M a r k zu, die vom russischen Staatezu zahlen seien. Unterschlagungen in einem Lotterievercin. In den Kassen des hollänoischen privaten Lotterieoercins „Merkur" in Arnheim an der preußisch-holländischen Grenze sind, wie uns ein ock ° P r i v a t t e l eg r a m m meldet, Unterichlagu ngen in bedeutendem Umfange festgestellt worden. Die Zahl der auch über ganz Deutschland verbreiteten Geschädigten beträgt 13000 Mitglieder. Selbstmordversuch einer Leipzigerin. Heute früh stürzte sich in Plauen die aus Stünz bei Leipzig gebürtige Verkäuferin Frieda Zschau, die in einem Leipziger Geschäft beschäftigt war, von einen, Hause, in das sic sich eingeschlichen hatte, ans die Straße herab. Sie blieb mit zerschmetterten Gliedern liegen. An ihrem Aufkommen wird gewciselt. dem gregorianischen Choral entlehnte oder zum mindesten auf ihm basierendes ist im Trio des Kreuzrittermarsches verwendet und kehrt als „Symbol des Kreuzes" auch in mehreren anderen Werken des Meisters wieder. Weit gezogen ist der Kreis der Stimmungen, die sich in den Chören, z. B. auf der Wartburg im Momente der Freude und des Schmerzes, im Wesen der geistlichen Ritter schaft, endlich auch in der abschließenden Motheofe der Hei ligen kundgeben und ausbreiten. Und lebenstreu und voller Innigkeit, wahrhaft ein Schwindscher Typus ins musi kalische transponiert, steht die heilige Elstabeth selbst vor uns, in ihrer Charakteristik ein Meisterstück Liszts, der sich die anderen Personen des Oratoriums ebenbürtig anreihen. Ebenso meisterhaft verfuhr Liszt in der musikalischen Untermalung der Grundtönc der einzelnen Abschnitte feines geistlichen Dramas. Man braucht, um dies recht inne zu werden, nur diese Szenen auf ihren Inhalt, ibre Vorgänge mit der sie begleitenden und illustrierenden Musik zu ver- gleichen: die Szenen des Empfangs auf der Wartburg, jene zu ihren Füßen im Elisabetbtale, im Burghöfe, in der Tracht, da die Landgräfin die Burg verlassen muß, die Momente ihres Abscheiders und die Feier ihrer Heiligsprechung. Für das Wartburgjubiläum vom Großherzog Carl Alexander erbeten, war die Elisabeth-Legende zwar ein Ge legenheitsgedicht im Sinne Goethes, aber zugleich auch einer der Höbevunkte in Liszts Schaffen, wie in der Geschichte des neueren Oratoriums überhaupt. politisches. * Geheimrat a. D. v. Stieglitz s. Wir meldeten bereit; gestern ven Tod des Gohoimrats v. Stieglitz. Ueber den Verstorbenen bemerken wir ooch folqenoes: Er wurde ge boren im Jahre 1831, machte Ende der 50er Jahre ves vori gen Jahrhunderts ein glänzendes juristisches Staatsexamen und übernahm wegen der Usbersüllunq im staatlichen Rechts- dienste zunächst eine Auditorstclle. Im Jahre I8i>4 wurde Stieglitz zum GcrichtZaktuar in Ludwigsburg ernannt, trat aber schon im nächsten Jähre als Assessor denn Stadtgericht in Stuttgart ein. Hier war er io recht eigentlich in seinem Elemente: von 1871—1883 war er der Vorsitzende dieses da mals sehr bedeutenden Stuttgarter Stadtgerichtes. Als sol cher wirkte er unermüdlich für eine gute, wissenschaftliche Rechtsprechung und >war ein treuer, eifriger Förderer der Interessen seiner Beamten. Hier verfaßte er seinen be kannten und wertvollen Kommentar zur Reichskonkursord nung. Im Jahre 1881 wurde Stieglitz Direktor des Land gerichts zu Stuttgart: von 1888—1804 war er als Bundes bevollmächtigter in Berlin und war bei der endgültigen Fertigstellung des zweiten Entwurfes zum Bürgerliäxn Ge setzbuch eifrig tätig. 1804 lehrte er nach Stuttgart zurück, wo er sich a-s Mitglied des VerwaltungSg> richtsbm'es seyr verdient machte. 1903 wurde «r zum Geheimen Rat be fördert, war aber schon im Oktober 1904 gezwungen, infolge seiner angegriffenen Gesundheit in den Ruhestand zu treten. * 140 Initiativanträge im Reichstage. Die Zahl der im Reichstag eingebrachlcn Initiativanträge beträgt 140. ES kommt sonach auf weniger als drei Ab geordnete ein Antrag. Tie meisten Anträge, und zwar 27, sind von der nationalliberalen Fraktion eingebracht worden. Tann folgt das Zentrum mit 21, die Wirtschaft liche Vereinigung und die Polen mit je 19, die Sozial demokraten mit 18, die deutfchkonfervatioe Fraktion mit 15, der Fraktionsverband der freisinnigen Parteien mit 14 und die Reichspartcr mit 7 Anträgen. * Studts angeblich bevorstehender Rücktritt wird immer weiter erörtert, natürlich damit auch die Frage, wer jein Nachfolger werden wird. Am glaubwürdigsten erscheint die Version, daß er nach Erledigung der Reform des höheren Mädchcnschulwcscns feinen „wohlverdienten" Abschied neh men dürfte. * Zum Diebstahl beim Flottenverciu. Die „Germania" „weiß nicht", ob die Darstellung des Flottenvereins über den bekannten Briefdicbstahl „der Wahrheit entspricht", und er klärt, „auch keine Veranlassung" zur Anstellung von Rach ¬ str Leipzig und Vororte: Ja der Haupt- Expedition oder deren Ausgabestellen ab» geholt monatlich: Ausgabe X (1 mal täglich) 70 Ps., Au-gab« L (2 mal täglich) 80 Pf., bet Zustellung in« HauS Ausgabe X 80 Pf., Ausgabe L 1 Mark. Durch unsere aus wärtigen Ausgabestellen and durch di« Post bezogen (1 mal tüglich)innerbalb Deutschland monatlich 1 Mark auSschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungarn 5 L 45 d vierteljährlich, di« übrigen Länder laut ZeitungSpretSlisle. wintersaissn in Vozen. Der Deutsche, der von München nach Bozen fährt, atmet auf, sobald der Brenner überwunden ist. Eis und Schnee deckt die Gefilde um München. Eis und Schnee empfängt ihn, sobald er Rofenheim passiert hat und in die Alpenwelt eintritt. Eis und Schnee begleiten ihn bis hinaus zum Brcnnerpaß. Zwei und drei Meter hoch sind di« Schnee wände, die sich zu beiden Seiten der Gleite austürmen, lind obwohl die Türen und die Fenster fest geschlossen sind, es will nicht recht warm werden in den Coupes, von deren Dächern die Eiszapfen herabhängen. Ist der Brenner überwunden, so ändert sich alles mit einem Schlage. Nun wärmt die Sonne plötzlich, nun wird sie grell und hell und der Kranke, der ermattet und arm an Hoffnungen in der Ecke des Coupes lehnt, blinzelt hinein ins Helle Licht und hat seine Freude an dem scharfen Svnnengefunkel. Er glaubt nun an die Wunderkraft deS Süden-, er versucht tiefer zu atmen und meint, so plötzlich wie die Natur da draußen müsse sich nun seine eigen« wandeln. Es ist manch« Hoffnung zu Grab« gegangen in diesem Winter. Wem die Geldmittel oder ander« Umstände nicht er- * König Eduards Reise. Ter König Eduard von England ist gestern abend 6 Uhr mittelst Spezialzugs in Paris eingetroffen. Abends wohnte er einer Vorstellung im Theätre des Rouveautcs bei. Heute vormittag seht der König die Reise nach Biarritz fort. * Die Armee-Bill. Kriegsminister Haldanc t-ringt das Gesetz Mr Durchführung des Planes ein, welchen er über die Errichtung einer Territorialarmee am 25. Februar darge legt hat, die die bisher,bestehenden Ättliz-, Heomanry« und Freiiwilligentruppen in sich aufnehmen soll. Das Gesetz sieht Grafschaflsvercinigungen vor, zu deren Obliegenheiten die Bildung und Verwaltung der Territorialtruppen innerhalb ihrer Grafschaften gehören sollen. Die Vereinigungen sollen unter der Leitung des Armeerars landein, welcher für die Kontrolle und die Ausbildung der Truppe verantwortlich wäre. Das Gesetz enthält vcrfchiedene Bestimmungen über die Bedingungen der Anwerbung, Ausbildung und Mobili sierung und gibt auch Vollmacht zur Errichtung der soge nannten Spezialkoniingente. Der Minister führt aus, die Organisation einer wirklich Zarten zweiten Verteidigungs linie sei der denkbar beste Schutz gegen die auf Einführung clirver Awangsaushcibung gerichtete Bewegung. Die Re gierung würde an den Grundzügen des Planes sestpalteu, fei über bereit, in eine Erwägung der Abänderung von Ein zelheiten einzutreten. * Der Kanaltunncl. Die Aktionäre des Tunnelprojekts für den Kanal hielten gestern eine Versammlung ab, in der sie erklärten, daß infolge des Einvernehmens -wischen Für da- Erlcheineu au bestimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Frsierteilte Aufträge künuea nicht zurück gezogen werde». Vaupt-Ftltale Berit«: TarlDuncker, Herzgl-Bapr-Hofbuchhaudlg., Lützowstraße 10 (Tel. Vl, 4603'. Atltal-Urpevitiun:TreSden.Marienstr.34. einzutreten. Mer auf „dem einsamen Weg, der seiner Seele eigen" war, ward seine Hinneigung zu Gott, das Verlangen zur Nachfolge Christi, immer stärker, so daß er später sich selbst den Wunsch, geistlich zu werden, wenigstens annähernd durch den Eintritt in den dritten Franziskus-Orden erfüllte. War Liszt derart schon durch natürliche Beanlagung prädestiniert zum Schöpfer innerlich wirklich erlebter geistlicher Ton werke, so ward ihm von außen her noch reichlich Anregung durch die Fürstin Wittgenstein, die ihn vielfach inspirierte, ja viellcichr sogar einen geradezu geistlichen Zwang auf ihn ausübte. Ihr „Glaube besiegelte meine Ueberzeugungen", bekennt der Meister. Aber er sagte auch, die religiöse Musik lei Nerv von seinen Nerven, und er freute sich stets und herzlich an des Kardinals Hohenlohe schönem Worte: „Du inusiea ö lsotieamern äel oivlo." Und in einem Be richte sagt auch der Dichter Heinrich Heine, in wie hohem Grade unermüdliches Lechzen nach Licht und Gottheit feinen Sinn für das Heilige und Religiöse bezeuge. Mit voller Absicht aber wurde eingangs dieser Zeilen auf den Geist und aus die religiösen Stimmungen hingewiesen, die das Zeit alter der heiligen Elisabeth beherrschten und kennzeichneten. Denn Liszts religiöses und menschliches Denken und Fühlen, Dichten und Trachten, beinahe olles, was ibn von jener Seite aus künstlerisch bewegte und inspirierte, fand eben dort seinen eigentlichen Boden. Wenngleich Liszts Elisabeth-Legende gern und häufig als weltliches Oratorium bezeichnet wird, so ist sie dock, ihrer Eigenart nach streng genommen ein geistliches Tonwerk. Sie ist eine musikalische Biographie, ein geistliches Drama, darin das Weltliche eine nur untergeordnete Rolle spielt. Liszts Werk entstand innerhalb einer gänzlich neuen Stosfivelt und bedeutete eine Neuerung und Umgestaltung. Mit aller Kon sequenz ist darin die durckiaus epi'che Grundstimmnng fest gehalten. Die als Grundlage des Ganzen dienende Dichtung war bereits geraume Zeit zuvor mit Otto Roquette aut Liszts Musensttze, der Altenburg in Weimar, durchgesprochen worden und stützte sich ihrerseits wieder auf die (sechs) Wart burgfresken Schwinds. Die musikalische Komposition wurde 1858 begonnen und nach vier Jahren, im August 1862, zu Rom vollendet. Zwei Hauptthcmen dominieren in der Elisabeth-Legende. Das eine („auf das Fest der heiligen Elisabeth") ist nach Liizts eigener Angabe schon in Brevieren des 16. und 17. Jahrhunderts zu finden und tritt gleich als Anfang der wundervollen Einleitung auf, kehrt auch, mannigfach benützt und umgeändert zu nebenthematischem Material häufig wieder. DaS andere, der Fürstin Herkunft aus dem Ungarn lande charakterisierend, ist eine national« Melodie, di« eben falls die Keim« zu veUschledene» melodischen Umbildungen in sich b,rat. Eins «r»lin-1 als „kirchlich-historisches Motiv beim Sterben der Heiligen; da» ander« (au» Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangenen Depeschen stehen auf Ver 3. Selle deS HauptblatteS.) Polnische Erfolge in der Ostmark. «I. Der „Hann. Kurier" meldet aus Posen: Wie mehrere preußische Blätter der Provinz berichten, sind fünf seit Jahrhunderten in deutschem Besitz befindliche große Rittergüter in der Kostschiener Gegend in den Besitz des polnischen Grafen Mielczynski übergegangen. In den „Pos. Reuest. Nachr." wird unter Anführung genauen Zahlenmaterials behauptet, daß die beiden größten Güter Busch kowitz und Falkenrode zuvor der Ansiede lungskommission zum Ankauf angeboren worden seien, von dieser aber abgelehnt werden mußten, weil der Minister des Innern die geforderten Sätze nicht bewilligte. Eine Rede des Obersten von Deimling. Der nach Beendigung des Feldzuges in Südwestafrika nach Windtmk zurüctgelehrte Oberst v. Deimling hielt vei seinem Einzug in Lia Sradt eine Rede, in der er u. a. jol- gcndes ausiührte: „Rach der Beendigung des Ausstandes im Süden wird man an eine weitere Verminderung der Schutztruppe ge,hen dürfen. In welchem Maße und in welchem Tempo Liese Verringerung vor uch gehen kann, läßt sich zurzcir noch nicht übersehen; sic wird von dem Fortschreiten der Pazifierung und der Beruhigung des Lanocs abhangen. Jedenfalls mutz aber für alle Zeit eine io parke gruppe im Lande bleioeu, daß jeder Auistands- versuch sofort im Keim erstickt werden kann, und daß das Anwachsen zu einem Riesenbrand, wie wir ihn soeben mit vielem Blut gelöscht haben, ausgeschlossen ist. So wird für jeden von euch einmal der Zeitpunkt herankommcn, wo er den Heimalswimpel hissen kann. Bis dahin aber erwarte ich, daß ihr mir stramm und treu durchhaltet, wie es sich für einen deutschen Reiter eignet und gebührt. Be haltet stets im Sinn, daß die Augen eures Kaisers und eures Vaterlandes auf euch gerichtet sind; bewahrt den guten Ruf, den sich die Schutztruppe vor der ganzen Welt errungen hat, wie ein heiliges Kleinod und tut nichts, was diesen Ruf schädigen könnte. Ick) erkenne mit Freuden an, daß Verstöße gegen die Manneszucht immer seltener geworden sind; sie müssen ober ganz verschwinden aus einer Truppe, die sich als eine Elitetruppe fühlen muß. Als bestes Gegenmittel qegcn Verfehlungen kann ich euch nur immer und immer wieder die Vermeidung des Alkohols ans Herz legen. Es ist Gift für euch, nicht nur in körperlicher, sondern auch in moralischer Hinsicht. Beherzigt das, was ich euch gesagt habe, damit für olle Zeiten vom deutschen Reiter der Ausspruch gelten kann, den euer leider vor kurzem verstorbener katholischer Seelsorger, Piarrer J?'cke, in einer mir unvergeßlichen Predigt in Keetmanshoop ge tan hat: „Treu ist sein Herz, stark ist sein Mut, Schlapp ist allein der Tropenhut." Die Aiisglcichssragc. In der gestrigen Konferenz der ungarischen Unabhängig, keiispartei erklärte der Handcls-minister Äossuth über die Ausgleichsverhandlungen, die Partei könne durchaus ruhig sein; die Regierung werde ihren Standpunkt behaupten. Das Dumapräsidium. Die Kadettenpartei und die übrigen Mitglieder der Linken haben beschlossen, in das Präsidium der Reichsduma den Präsidenten, einen Vizepräsidenten und «inen Sekretär aus der Partei der Kadetten, den anderen Vizepräsidenten aus der Mitte der übrig« n Linken zu wählen Der in Moskau gewählte Abgeordnete Golovin ist endgültig als Kandidat für das Präsidium der Duma ausgestellt worden. — Das Zentralkomitee der Oktobristen beschloß unter dem Wärme, um hinabzutauchen und unterzugehen in dem un endlich ewigen Empfinden unmittelbarster Vereinigung mit dem Schöpfer Himmels und der Erden. Viele waren schon jetzt guten Willens, das zu erlangen, was später der „seraphische Doktor" Fidanza Bonaventura unter der Beschau lichkeit des inneren und äußeren Lebens als eines Spiegels der ewigen Wesenheit verstand, lind in dem träumerischen Heiligen Franz von Assisi, dessen geistliche Legislatur sich auf „Liebe, Demut, Armut und Freudigkeit in Christo" er streckte, erstand die inkorporierte Idee von oer Wclteniagung und -flucht. Für unzählige Männer wurde er der geistliche und geistige Vater, vielen Frauen, als der ersten unter ihnen Clara Scifi, „der Brautführer zum Herrn". In diese seelenbewegende Zeit, wo „die Armut als mystische Königin unter Hymnen singenden Bettlern auf einem goldenen Throne saß , fällt das Leben der Elisa beth von Thüringen, der ungarischen Fürstentochtcr, die schon als Kind Werke der Demut und Barmherzigkeit übte und später Kn der Betätigung der Wohltätigkeit und Selbstaufopferung kaum irgend eine Grenze kannte. Im vierten Lebensjahre bereits aus dem Heimatsboden ent wurzelt und in eine fremde Welt versetzt, )a von vielen schon gehaßt, gestaltete sich ihr Lebensweg nach des Gatten Tode zu einer Via dolorosa, als sie, die Pflegerin der Armen und die Hüterin der Elenden, im harten Winter 1228 von der Wartburg verstoßen ward, nach wechselvollen Wanderfahrten in Marburg eine Ruhestätte und in Konrad von Marburg ihren geistlichen Schützer und Berater Wiedersand, der be reits auf der Wartburg ihr Beichtvater geweien war. Im Leben bis ins tiefste erniedrigt und geschmäht, ward die heilige Elisabeth im Tode mit fürstlichen Ebnen ausgestattet. Der ihr geweihte Dom zu Marburg, eine der Zierden gotischer Baukunst, birgt ihr sterblich Teil in dem, einem Juwelenschrein gleichenden Sarge. Der wunderbare Schim mer aber, der diese große Frau in ihrem so kurzen Leben mit allem Zauber der Legende umgab, der märchenbaste Kreis, der sich bald um ihre Person, und ihre ganz« Um gebung zog, teilte sich für olle Zeiten der Wartburg mit. Hier hielt Moritz von Schwind die .Hauptmomente ihres Erdenwallens im Bilde fest, hier erklang gelegentlich des 800jährigen Wartburgsubiläums zu ihrem Gedächtnis ein gewaltig Lied: „Die Legende der heiligen Elisa beth" von Franz Liszt.*) Im großen Festsaale der herrlichen Burg sand ihre erste Aufführung unter des Ton dichters Leitung im A gust 1867 statt. Wie unter den Musikern Beethoven der große Ueber- peistige, so war Liszt der Mystiker. Sein innerlich-religiöses Leben war von Jugend auf lebhaft und vertieft. Nur das Drängen der Mutter hielt ihn ab, in den geistlichen Stand *) Erschienen bei C. F. Kahnt, Nachfolger. KlavierauS- 6 41, Ausgabe in kleiner Partitur 8 41. die 6 gespaltene Petttzeüe für Geschäfts- Inserate an- Leipzig uud Umgebung 2b Pf„ Familie»-, Wohnung-- n. Stellen-Anzrigen, sowie Au- und Verkäufe 20 Pf^ finauzielle Anzeige» 30 Pf^ für Inserate von auSwärt» 30 Ps. Reklame» 75 Pf„ auSwärt-1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. GeschästSanzrigea an bevorzuglrr Stelle im Preise «rhSht. Rabatt nach Tarif. Für Inserat« vom Au-l and« besonderer Tarif. Anzeigrn-Aunahme: Ünguftu-tzlny 8, bei sämtliche» Filiale» ». allen Annoncen- Expeditione» d«S In- v»d Au-lande-. Diese Stummer kostet auf S 4t 4N L allen Bahnhvseu und bei III den steitungS-Verkäusern I DWN. WWW WWW die Menschen zwieträchNg geworden waren. Eine große Sehn- innerer Sammlung, und immer dringlicher erschoß der mahnende Ruf, die Welt fahren zu lassen, um die Seele zu bewahren. Und lange schon vor dem Wirken der großen Seelenerschütterer Tauler und Thomas von Kempen über kam die Herzen der Menschen eine fast wilde Gier zur Wollust des Todes in Gott, und der unbezähmbare Wunsch, damit zugleich in die erhoffte Goticsnähe zu gelangen. Es geschah schon der Anlauf, der später für den Mystiker Eckart die Grenzlinien zwisckxin Gott und Mensch fallen und die Anschauung sich festigen ließ von der Gottwerdung des Men schen, gleichsam als Ergänzung der Menschwerdung Gottes. Ergriffen von unbezähmbarem Heißhunger nach sittlicher Vervollkommnung eignete man sich den Satz des Thomas von Aquino an, die Anschauung Gottes sei des Sterblichen Ziel und Gut und des Daseins Endzweck sei Gottescrkennt- nis. Alle Wege, die dahin führten, wurden beschritten, Alber sie waren steinig, dornenvoll und mühselig. Es galt, die völlige Verleugnung der sonnigen schönen Welt mit all ihren Freuden, Hoffnungen und Wonnen. ES galt zugleich, alle inneren nur menschlichen Regungen und Empfindungen zu ertöten, sich kalt abzuwenden von der schönen sinnlichen *) Zur Aufführung tm SO. EewandhauSkonzert. General Botha hat von der englischen Regierung eine Einladung zur Teil nahme an der Haager Friedenskonferenz erhalten, wie Campbell im Parlament mitgeteilt hat. Er wird aber wegen Unabkömmlichkeit in Afrika vermutlich iblehnen. Immerhin bedeutet die Einladung ein großes Entgegen kommen Englands gegen die autonome Kolonie. Amcriknnischer Nachiragsciat. Die „Neue Haiwb. Zig." läßt sich von ihrem Londoner Korrespondenten melden, daß den Kongreßmitgliedern der Vereinigten Staaten von Amerika am 1. März eine Bot schaft des Präsidenten zugcgangen sei, die 100 Mil lionen Dollars für den prunkvollen Wiederauf bau der Staatsgebäude in San Francisco und weitere 100 Millionen Dollars für die Ver stärkung der Kriegsfl ottedeS Stillen Ozeans als Forderungen ankündigt. — Amerika rüstet also stark! Man oargleiche auch folgende Nachricht aus Brasilien! Brasilianischer Jloitenbau. Nach einer Meldung des „Standard" erhielt die Firma Vickers Sohns und Maxim in Barrow-Furneß von der bra silianischen Regierung den Auftrag, an Stelle des kürzlich bestellten Linienschiffes ein bedeutend größeres zu bauen, das in seinen Dimensionen dem englischen Dampfer „Dread nought" entspricht, und das mit zehn Zwölfzöllen bestückt werden soll. Es würde dies das größte Schiff sein, das von der genannten Werft bisher gebaut worden ist. — Schwerlich handelt es sich bei dieser auffallenden Bestellung eines Riescnichisses durch das machtlose und finanziell un entwickelte Brasilien, um eine Ausgeburt des Größen wahns. Tic enge Verbindung der brasilianischen Republik mit der nordamerikanschen Großmacht, legt vielmehr den Gedanken nahe, daß das Schiff mit Unionssubven- tion und für die Interessen der Union gebaut werden soll. Epilog zur Schiffskaiastrophe: Aus Hock van Holland wird uns mitgeteilt: Prinz Heinrich der Niederlande fuhr gestern mit der Großherzogin-Witwe von Mecklenburg- Schwerin, seiner Mutter, nach Hock und begab sich an Bord LeS Lotsenschiffes „Hellcvoetsluis" nach c>cr Stclle, wo das Wrack der „Berlin" liegt. An Bord waren sämt liche Retter. Nachdem das Schiff geankert hatte, hielt der Prinzgemahl eine Ansprache. Sodann empfingen der Lotsenschiffer Bcrhout, der Kapitän des Rettungs dampfers, Jensen, und der Schiffer Sperling die goldene Ehrenmedail l e des Hausordens Oranien, die übrigen Retter die silberne. — Morgen wird das Wrack der „Berlin" mit Dynamit gesprengt. Aus Paris wird noch telegraphiert: Ter Kultusminister Briand erhielt von dem Prä sidenten der Genossenschaft Deutscher Bühnenangchöriger ein Telegramm, in dem ihm für die Hochherzigkeit gedankt wird, mit der er die „Come- dic Franqaise" ermächtigt habe, zum Besten der Hinter bliebenen der Opfer der „Berlin" eine Vorstellung zu ver anstalten. Briand antwortete telegraphisch, er danke sehr für die ihm zum Ausdruck gebrachten Gefühle, gedenke be wegt der unglücklichen Opfer und spreche der Genossenschaft und ihrem Präsidenten seine aufrichtigsten Sympathien aus. forschungen zu haben. Daß ein leitendes Zentrumsblatt in solcher Weise den Wunsch verrät, einen derartigen Diebstahl nicht aufgeklärt zu sehen, mutet recht seltsam an. Jeder muß vom rechtlichen Standpunkte aus geradezu den Drang verspüren, daß der Untergrabung der Beamtenpslicht durch Ausdeckuna des Verbrechens vorgebeugt werde. Vom katholisch-kirchlichen Standpunkte aus ist das Verlangen nach Sühne selbstverständlich. Vom Parteistandpunkte des Zentrums aber sollte doch der Schein vermieden werden, als habe das Zentrum die Aufklärung zu scheuen. Das scheint aber der Fall zu sein. * Strafantrag gegen Bebel Hai die „Information" ge stellt, weil er sie als die Korrespondenz des Reichsverbandes zur „Verleumdung der Sozialdemokratie" und als die „Kloake" bezeichnet Kat, „aus der die gegnerische Presse schöpft". — Bebels Zorn war dadurch erregt worden, daß die „Information" berichtete, er und Singer hätten an Kaisers Geburtstag in einem Berliner Weinrestaurant Sekt getrunken. — Wir finden übrigens diese Art von Kampfes- weise gegen die Sozialdemokratie, in der man sich bemüht, solche Geschichten zu verbreiten, ebenso kindlich wie die Auf regung Bebels darüber, daß man ihn beim Sekt gesehen haben will. * Lohnbewegungen. Die Damenschneider aus E l - berfeld und Barmen sind in eine Lohnbewegung ein getreten; sie habcn den Firmen bereits einen Tarifvertrag vorgelegt. Ebenso sind die Barmer Holzarbeiter in eine Lohnbewegung eingetreten. In einer stark besuchten Versammlung der drei Verbände iHirsch-Dunckerscher Ge- werkoerein, Christlicher Holzarbeiteroerband und Deutscher Holzarbeiteroerband) würben folgende Forderungen ausge stellt: Neunstündige Arbeitszeit bei gleicyem Lohn; die Mit- rag Spans« soll 1>/2 Stunden betragen; die ersten beiden Ueber- smnden fabends von 6 bis 8 Uhr> sollen mit 25 Proz., weiter« Ueberstunden, sowie Sonn- und Feiertagsarbeit, mit 50 Proz. Zuschlag vergütet werden; auswärtige Montage focc mit min destens 2,50 pro Tag vergütet werden, das Fahrgeld soll für Billetts 3. Klasse bewilligt und die Fahrzeit als Ueber stunden berechnet werden; Montage innerhalb der Stadl unterliegt der freien Vereinbarung. Diese Forderungen sind den Arbeitgebern mit dem Ersuchen überreicht worden, bis spätestens zum 9. März zu cnkworten. Wenn die Forderun gen abgelshnt werden, soll der Ausstand erklärt werden. Franz Liszt nnd die Legende von der heiligen Elisabeth. Von Eugen Segnitz (Leipzig.) *j Es war um jene Zeit, da die Welt gespalten und sucht ging-durch die Lande nach äußerer Beruhigung innerer L>ammlung, und immer dringlicher erscholl
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