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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070305013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-05
- Monat1907-03
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-t- E. A .. -- . . 7 ..< ... .»< - .. ' BezuaS-Vrei- für L«ip»t, »>tz Vororte: I» d«r Haupt. EzpedUto» oder he«» Ausgabestelle« ad- gehoU «oaatttchr Ä«t«abe L ll «at tätlich) 70 M. «»Sgabe g Ä «al täglich) 80 Pf, bef stutielloug tu« Hau« Ausgabe L 80 Pf, Ausgabe S l tzkkark. Durch »»fr« aus« wLrttgeu AuSgadestrllea oed durch dir Post bezogen (1 mal tägltch)iau«rdalbD«fttichlaad4 menatttcht Mark a»«jchl. Bestellgebühren, für Oesterretch-Ungarn b ft 45 tz vierteljihrttch, dir übrigr» LLnder laut ZetlnngSpreiSltste. Dtefe Stumm« kostet auf -44 tdd 7 alle» vahuhdf« >md bet III dru stettongS-Lerkanfenl ^k' »edattto« und Erpedtttour JatzaaotSgass« bh Televdon Nr. IÜL «r. LLL «r. U73. Verltuer AedaMous-Vurneu: verli» tilV. 7, Artuz Laut« Ferdtuaud« Straße 1. Telephon l. Nr. 9875. Nr. «4. Morgen-Ansstabe 8. MpMer, TagMaü Handelszeitung. Ämtsblatt des Males und des Molizeiamles -er LLadl Leipzig. Dieuötag 5. März 1907. 1V1. Jahrgang An-eiqen-PreiS di« s gespaltene PetstreUr für Geschäft»« tnserat, au» Leipzig und Umgebung LS Pf, Familie»^ «ohanngS- u. Stellen-Anzeiaen, sowie Lu- uud Verkaufe LO Pf, fiuanzlelle «»zeige» SO Pf, für Inserate von auSwLrt« SO V. Rrklameu 7b Pf, aoSwärt« 1 Mari, vrilage- aebühr 4 Mart p. Lausend ex kl. Postgebühr. Veschäft-anzeigen au bevorzugt« Stell« i« Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Für Inserat, vom «uSland« besonderer Tarts. Lai«ig«u.Auuadme: A«,aftusplatz 8, bei sämtliche» Filialen u. alleu Anaoner». «Ipedittoue» de« In« und «uSlaade«. Für da« Ericheiarn au bestimmte» Loge« u. Plätze« wird krtue Garantie übernommen. Fepertellt« Aufträge kvuneu nicht zurück gezogen waden. Hautzt-Filiale verli«: TarlDon cke r,tzerzgl.Bayr^hofbuchbandlg.. Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603'. Filial.«r»etzttt»tn Dre-tzen.Marirnstr.St. »ar Aicdllgrte vo« rage. * Im Reichstag gab gestern der Chef der Reich«, kant lei v. Loeb eil Aufschluß über seine Berhaudlungeu mit Erzberger, dem folgte nach einer von mehreren Ord nungsrufen unterbrochenen Polenrede «ine längere AuS- eiuanversetzung de« Staatssekretär« Grafen PosavowSky über Banksragen und Sozialpolitik. (S. Alt. u. ParlamentSber. 2. Beilage.) * Der «bemalige württembergische Bundesrat»« bevollmächtigte Geheimrat v. Stieglitz ist im Alter von 78 Iahreu am Sonntag gestorben. * Der Landtag von Sachsen-Weimar nahm ein« stimmig «in Gesetz an, da- die Aufbesserung der gerin ger besoldeten Staatsbeamten und Aorstuufse-er bezweckt. * Am 24. Februar ist mit dem Bau der Mekka- Bahn von Medina an« begonnen. * Kaiser Franz Joseph hat gestern mit dem Staat«, rat v. Marten- über die Konfereuz-Frag« verhandelt. * König Eduard ist gestern, nachdem der Nebel ge fallen war, nach Biarritz abgereist. * Die Universität Lemberg ist wegen »euer Ausschreitungen der freigelaffenen ruthentschen Stu- deuten suspendiert. (S. AuSl.) Vie Regelung cler vrrüge <ler rächrircbei» Ztaatrbeamten. LlS im J-uni des JcchreS 1902 di« beiden sächsischen Kam- mern den von der Finanzdeputation der Zweiten Kammer «ach den Wünschen der Majorität abgeänderten Entwurf «ine- Gesetze- die Gewährung von WohnungSgeld« zusch üssen betreffend in der Zweiten Kammer gegeu «tue verschwindend kleine Minderheit und in der Ersten Kammer einstimmig zum Beschluß erdoden wurde, ließ di« Regier»«« keinen Zweifel darüber, daß sie die den Staatsbeamten in dem Tgris -ugesproch«nen Bezüge nur als ein« Abschlagzahlung betrachte und bei günstigerer Finanzlage wieder auf di« An gelegenheit zurückzukommen gedenk«. Die günstigere Finanz, läge hat sich nun eingestellt, früher wckhl, al- di« Depu tation, di« den Gesetzentwurf auf zehn Jahre festlogte, an- genomm«n hat, und die Regierung, di« den Wert einer treuen und zufriedenen Beamtenschaft zu schätzen weiß, zögert nicht mit lxr Einlösung des gegebenen Versprechen-. Obwohl die Finanzverhältnisse der einzelnen Bundesstaaten zum Reich unbefriedigender den je sind, nachdem der Ertrag der neuen Steuern so jämmerlich hinter den bescheidensten Erwar tungen zurückbleibt, ist di« Regierung der Ansicht, daß eine Regelung der Bezüge der Staatsbeamten nicht länger hinauS- -Uschioben sei, da die wirtschaftliche Lage deS Lande- tm all gemeinen, die ErwcrbSverhältniss« im Handel und Industrie einen Aufschwung genommen haben, der »war an und für sich erfreulich ist, aber Wohnungen, Nahrungs mittel, Kleidung, kurz, di« ganze Lebenshaltung verteuert, die Kaufkraft deS GeLdeS schwächt, und dadurch die Beamten mit festen Bezügen und einer nicht ganz von ihren Ent- schließungen und Neigung«» abhängigen Lebensweise schädigt. Die Fürsorge der Regierung für ihre Beamten wird sich in drei verschiedenen Formen äußern, die, fall- nicht vorher unangenehme lleberraschungen auf wirtschaftspolitischem Ge biete eintreten, dem Landtag mit dem nächsten Etat unter breitet werden sollen. Die ein« betrifft nur «ine Klaffe von Beamten, und zwar die untersten, deren etatmäßig« Bezüge, in Anbetracht de- Umstande-, daß gerade di« kleinen Existen zen unter der Teuerung, deren Ende gar nicht abzuschen ist, leiden, eine Erhöhung erfahren sollen. Weiter beabsichtigt di« Regierung einen Akt der auS- gleichenden Gerechtigkeit rorzunchmen, indem si« mit ver schwindend wenigen Ausnahmen für die gesamte Beamten schaft an Stelle deS teilweise noch geltenden BeförderungL- oder TufrückungSsystem», da- eine Erhöhung der Bezüge «inzelner Beamten teil- wesentlich langsamer «intreten läßt, teil- auch von Zufälligkeiten oder anderen Einwirkungen — Bgkanzen infolge Todesfalles, Pensionierung, Schaffung n-Her Stellen usw. — abhängig macht, da-Dienstalter-- stufen-Shstem treten laff-e, will. Auch diese Maß- nähme wird natürlich eine ganz erhebliche Mehrbelastung deS Etat- verursachen, aber ugenblicklich hat die Regierung Grund anzunebmen, daß da- Land in der Lag« fein wird, diese Mehrbelastung zu ertragen. Die dritte Form der Regelung der Bezüge der Staats beamten endlich knüpft an da- erwähnte, nn Jahre 1904 in Kraft getretene Gesetz, betreffend die Gewährung von WohnungSgeldzuschüssen an. Sie betrifft alle Klaffen der Staatsbeamten nüd wird deshalb von diesen mit besonderer Genugtuung willkommen geheißen werde». Da dieser Teil der Frage der für die große Menge der Beamten intereffantest« ist, verlohnt «S sich der Mühe, auf die Vor- geschickte der .Hilfsaktion" der Regierung etwa- näher ein- zugehen. Di» erste Verhandlung über den mittel- könig lichen Dekret- Nr. 8 vorgelegten Entwurf eine- Gesetze- über die Gewährung von DühnungSgeldzuschüffen an Staat-- boamt« fand am 18. Dezember 1901 in der Zweiten Kammer statt und «gab sofort grundsätzliche Meinungsverschieden heit« -wisch« her Regier»«« und eine» großen Teile der Volksvertreter, di« einerseits der Gewährung von WohnungS- geldzuschüffen an sich nicht ^«sonder» freundlich gegenüber standen, da sie den Zug nach der Großstadt stärke, anderseits auch den Zeitpunkt der Einbringung der Vorlage nicht für günstig erachtete, da unmittelbar vorher dem Lande Millionen neuer Stenern «mfgebürdet worden waren, um die Finanz lage aufzubeffern. Die allgemeine Stimmung im Landtage war der Vorlage wenig günstig, und die Regierung mußte sich, nm wenigstens etwa- für ihre Beamten zu retten, zu einem von der Finanzdeputation und der GesetzgebungLdepu- tation der Zweiten Kammer vorgeschlagenen Kompromiß entschließen, der den ursprünglichen Entwurf kaum wieder erkennen ließ. Der in der Regierungsvorlage enthaltene Tarif hatte nämlich folgende Sätz« vorgeschlagen: Beamteuklasse I II Ort-klass« III IV V 1 2200 960 720 570 420 r 960 7S0 540 450 860 z 720 580 440 860 280 4 430 850 270 210 150 5 810 250 190 140 90 6 240 190 140 100 60 Dieser Tarif, der den sächsischen Staatsbeamten gewährt hätte, wa- ihre preußischen Kollegen bereit- besitzen, hatte, wie sich sofort herau-stellte, absolut kein« Aussicht auf An nahme. Die Finanzdeputation erkannte i^ :."'aupt erst nach langen und schwierigen Debatten die Berechtigung der Woh- nungZgeldzuschüff« an. und zwar namentlich deshalb, weil bei ihrer Gewährung nicht nur die Preise der Wohnungen, son dern di« allgemeinen LebenSverhältniffe ausschlaggebend sind. Unter diesen Umständen ntschloß sich di« Regierung zur Ausstellung eine- neuen Tarife- bei bedeutend niedrigere« Sätzen und einer anderen OrtSklaffen«inteilunig, der schließ lich auch angenommen wurde. Er setzte folgende Summen fest, die am 1. Januar 1904 in Kraft traten: Beamteuklasse JahreSbetrax i d«S WobnungSgelbzuschuffe« für di« Orl-kassr I II m 1 400 320 240 2 »0 240 ISO . 240 ISO ISO ' ISO ISO 120 IkiO I» SS 6 120 so 60 Wie man sieht, waren die Abstrich« erheblich, sie betrugen in der Hälfte der Beamtenklaff«« 68-4 Pro»., in anderen «twa 80 und so fort. Nu« ist auch beut« keine Au-sicht vor handen, die WohnungSgeldzulchüffe durch eine erneute Re gierungsvorlage auf die HöhedeSersten Entwurf«- zu bringen, aber man hofft, wenigsten- di« Hälfte der damaligen Abstriche -achfordern zu können. Aus schlaggebend hierfür, wie für die Einstellung der Heiden erst- behandelten Zuwendungen an di« Beamtenschaft, wird natür lich die Balancierung deS Etat- sein, die auf die eine oder die andere Weise zuweg« gebracht werben muß. Ueber die endgültige Festsetzung von Tarifziffern können deshalb kein« Beschlüsse gefaßt werben, bevor sich der Abschluß deS Vor anschlages übersehen läßt. Sicher ist jedoch, daß dem nächsten Landtage eine Regierungsvorlage zugunsten der Beamten schaft unterbreitet werden wird und daß sie sich ungefähr in den obenbezeichneten Grenzen bewegen wirb. Der Landtag wird voraussichtlich di- Vorlage bedeutend wohlwollender prüfen, wi« di« Majorität in der Zweiten Kammer die- in der Session 1901—02 tat, denn die Stim mung in Abgeordnetenkreisen gegenüber der Beamtenschaft hat sich in den letzten drei Jahren merklich geändert. Man wird sich auch notgedrungen l>aran erinnern muffen, daß in dem letzten ReichStagSwahlkampfe auch von konservativen Rednern wiederholt und nachdrücklich betont worben ist, nickst allein und nicht einmal in erster Linie die Arbeiter, sondern vor allem die Beamten mit 'esttn Bezügen di« von der all gemeinen Steigerung der Löhne unberührt bleiben, litten unter der durch die Hochkonjunktur in Handel und Industrie herbeigeführten Teuerung. Auch da- Beispiel deS Reiche- und de- benachbarten Bundesstaate- Preußen wird mit Er folg zugunsten der Beamten 'n- Feld geführt werben, so daß dies« mit erheblich mehr vertrauen den Verhandlungen in der kommenden Landtagssession entgegensehen können, - . Z«s -em fteicdrtag. (Telegraphischer Bericht). Der gestrige, hoffentlich vorletzte Tag der Etat-ber»tu»g wurde mit einer Erklärung de- Chef- der Reichskanzlei von Loebell eiugelritet, einer Erklärung, die sich Haupt« sächlich gegen Herrn Erzberger richtete und sich aus dessen vergebliche Vermittlungsversuche in der Affäre Poepla» bezog. Herr Erzberger hatte bekanntlich unlängst in einer persönlichen Bemerkung behauptet, die in der „Nordd. Allg. Ztg.' veröffentlichte Registratur dr« Herrn von Loebell über die Unterredung mit dem Abgeord nete« Erzberger sei unwahr. Der Chef der Reichskanzlei keimte aber einen klassischen Zeugen für sich anführeu, nämlich den beeidigten Herrn Erzberger, der am 1V. Juli 1S0S unterschriebe« und beeidigt hatte (in der Unter suchung gegen Poetzla«), er habe vergeblich versucht, die An gelegenheit Poeplau auf andere Weise au- der Welt zu schaffe«. Zur eignren Deckung fügte er freilich hinzu, er habe da« auch nicht ander- erwartet, nämlich daß der Versuch scheitern werde. Damit glaubt Herr Erzberger sich salviert zu habe«. Eine Frage dürste aber erlaubt seiu: We-Halb hat de»» Herr Erzberger den Versuch überhaupt unternommen? Und ferner: Hätte vielleicht Herr Erzberger sich entrüstet, wenn man nicht aus da» Ansinnen eingegangen wäre? Aus die Gesinnung kommt doch schließlich auch in der Politik bei Leuten in ver antwortlichen Stellungen einige- an, und uoS will scheinen, daß eine derartige Gesinnung wenig Bürgschaft gegen da- Eindringen verderblicher Korruption in die Verwaltung bietet. Wenn irgendwo, so ist hier schon der Versuch strafbar, wobei zu beachten ist, daß eS bei anderen Gelegenheiten leider nicht bei Versuchen blieb. Hier möge gleich angeführt werde», daß die Erwiderung des Abgeordnete» Erzberger in einer persönlichen Bemerkung am Schluß der Debatte so ziemlich da« Schlechteste uud Verlegenste war, wa« man sich denken kann. Er habe nur auf eine generelle Abstellung der durch Poeplau aufgedeckteu Mißstände gedrängt und gar nicht versucht, eine Abstellung de« Disziplinarverfahren« zu erreichen. Wa» daun der Aus spruch noch für einen Sina haben kan«! Herr Erzberger babe selbst nicht« andere« erwartet, al- die Ablehnung seine« Ansinnens an den Chef der Reichskanzlei. Die- kann nur ultramontaner Scharfsinn erraten! Au- den Etat-Verhandlungen selbst wäre nun noch zu berichten, daß der Abgeordnete Graf Mie lczynSki, einer der bekannten Polenredner, sprach und insofern nicht au« der Poleurolle fiel, al« er sich die üblichen Ordnungsrufe wegen Beleidigung der preußische» Regierung zuzog. Graf Posadowsky verteidigte die Diskontopolitik der ReichSbauk, uud der sympathischste der ZeutrumSmärmer, Herr von Hertling hielt eine Rede, au« der sein Schmerz über die jüngste Wendung der Dinge deutlich herauSklang. Herr von Hertling ist Illusionist. Da- ist die alleinige Erklärung für seine Zugehörigkeit zum Zentrum. Und al- Beweis de« Hertliugscheu Illusionismus genügt e«, wenn man vou ihm hört, daß da- Zentrum keine tonseffionelle Partei sei. Der sozialdemokratische Revisionist David au- Mainz hielt die Schlußrede, die wegen ihrer Länge recht ermüdete, sonst aber einige wirkungsvolle Stellen hatte Seiu natio nale« Programm, da- er entwickelte, ließ manche Erinnerung«» a» die Tage vo» Dresden auslebeo. Im übrige» wurde so recht Nar, daß zwischen Leut« vom Schlage David« uud solche» vo» der Natur Bebel- k«v» Gemeinschaft bestehen kaou. Daß e« Herrn David behüte, seinen hessischen LandeSherru eineu gerechte» Fürste» zu »eauen, ist ihm wohl von deu Parteize»soren dereit- angekreidet worden. plinr Mayer s Ls. Seit Engländer, Franzose» und Italiener de» Wettlauf um Abessinien begannen, hat da« Land de« Negu« Negesti auch für unS insofern eine Bedeutung erlangt, al« wir an scheinend wiederum zu spät gekommen sind oder zu spät kommeu Werve«, um uns den gebührenden Platz an der Sonue zu sichern. Zwar bat man eine Mrfsion, deren Kosten eine balbe Million betrugen, nach AdiS Ababa gesandt und die offiziellen Gazettea waren de- Lobe» voll aus die Erfolge dieser Sondergesandtschast. In Wirklichkeit aber sind diese so mager, daß man mit Recht fragen ktzuute, ob der ganze Aufwand an Mühe uud Kosten nicht vergeblich gewesen ist. Die Beteiligung Deutschland» bei der neu zu errichtenden Aetbiopischeu Bank ist ganz gering. Die Zuerieilung einer Strecke an der internationalen Eisen bahn von Djibuti nach Avis Ababa, welche heute au Frank reich, England und Italien verteilt ist, ist auSgedliebeo, aber wir haben dafür — o hehrer Erfolg! — einen Lektor der amharitchen Sprache für das orientalische Seminar zu Berlin bekommen. Man muß also schon ein bedeutender Hurrapatriot sein, wenn man von dem Erfolge unserer deutschen Diplomatie in Abessinien große« Auf sitzen macht. ES ist daher auch ein sebr gewagte- Stück, wenn neuerdings eine Notiz au- der „Bourse Egyp- tienne' sogar solchen deutschen Zeitungen untergeschoben wird, welche sonst mit gesundem Urteil die Erfolge unserer Regierung messen. Der Vater dieser Notiz deS ägyptischen Blatte« ist unschwer zu erkennen, und da er selbst nach der offiziellen Gesandtschaft zum Negus Negesti noch «ne Privat abordnung für Abessinien mobil machte, bestehend au« einer Hebamme, einer Lehrerin, einem Techniker, einem Landwirt uud mehreren Handwerkern, fo liegt ihm natürlich daran, die Erfolge der Mosion Dr. Rosen möglichst rosenrot zu malen, um eS z» verhindern, daß die eigene Aktiv« in ihrer gauzen Kläg lichkeit sich der Welt repräsentiert. Zunächst gilt e« also, dem Gesandte» Dr. Rose», der beute in Tanger gut aufgehoben ist, und seiner Politik i» Abessinien Weihrauch zu streuen. Ja Wirklichkeit müßte der Fürstreichskauzler au« Abessinien ein zweite« Marokko mit daraahäagendem Algeciras machen, wenn wir von dem gebührenden Einflüsse ,m Lande de» NeguS Negesti rede» wollten. Wir standen allerdings im Begriff, un- den erste» Platz dort zu sicher», und unser LandSmaon Arnold Holtz batte ,n jeder Beziehung unserer Diplomatie deu Weg geebnet. Aber wir tappte» iu die Falle, welche der biedere Schweizer Ilg, her »ou jeher auf Frankreich- Farbe geschworen hat, gestellt batte. E« ist bemerkenswert, daß auf Anraten deS Herrn Ilg u»ser Gesandter Dr. Rosen darauf verzichtete, dem kommenden Vertreter des Reiche» die eigene Gerichts barkeit über dis Deutsche» in Abessiuien zu sichern. Herr Ilg, der längst jeden große» Einfluß auf Menet,k rinbüßte, wurde durch einen Orden ausgezeichnet, wa« jedenfalls nicht dazu beitrug, dem Negu- die richtige Meinung von den Zielen der deutschen Diplomaten deizubriugeo. In feinen Augen konnten die Deutschen doch keine so warmen Freunde dr« Frauzösling« Ilg sei« — alle« Momente, die unserem jetzig,» Gesalbte» da« Lebe» nicht erleichterten. Die deutsche Diplomatie beschränkt sich in Wirklichkeit beute darauf, Abessinien al« neue« Gebiet für de» Handel zu erschließen, und macht gar keiu« A«stre»gu»geu, al« gleichberechtigter Faktor neben die Mächte der »otovto corälalo zu trete». Schon deshalb ka»» vvv ,h«uerkeu-wertea Erfolge»' gar keine Rede fein, denn der Negu« sieht in dieser gleichgültigen Stellung »ur einen Beweis der politischen Schwache, uud jedenfalls bat er bei der Anknüpfung guter Beziehungen mit Deutschland er wartet, daß unsere Diplomaten den englisch-fraozösisch-italie- nischen Eoncern sprengen würden. Der Schaumschläger in der „Bourse Egyplienne' macht viel Aufheben« von der „Deutschen Erzieherin', welche an geblich Deutschland- Geschäfte beim Hof der Kaiserin Tailu besorgt. In Wirklichkeit ist diese Dame dem ganz miß achteten Stamme der Guragi entsprossen und heiratete einen gewissen Hall, besten Sohn nach Vergeudung eine» großen Vermögens feine Zuflucht nun in Ad,« Abava gesucht tzat und mit seiner mischblütigen Mutter angeblich deutsche Interessen vertritt. Wie da« geschieht, kann man von den heute nach Berlin zurückgekehrten Handwerkern hören, welche nur in den allerschärfsten höhnischen Ausdrücken von diesem „deutschen' Vertreter sprechen. ES gehört ja auch eine ganze Portion Naivität dazu, iu irgend einer wringen Dame, die einen Mana mit deutschem Namen heiratete, die Bertreteriu deutscher Inter essen sehen zu wollen. Aber dieser Optimismus ist be sonder- stark in einem bekannten Berliner Kommerzienrat, der dem Herrn Hall junior in- Garn lief und mit diesem die famose Hebammenexpedition unternahm, die heute von Franzosen und Engländern mit einer Lauge von Spott unp Hohn überschüttet wird. Immerhin hat diese Komödie eine» versöhnlichen Abschluß gehabt, indem unser neuer Gesandter Gelegenheit hatte, die beiden Damen und Herren der Expedition zu glücklichen Eheleuten zu machen. Der Weg zum Standesamt führt also heute auch über Adi- Ababa. Ein anderer Vertreter deutscher Interessen ist „Prinz Mayer'. An Herren vom Schlage der Prinzen Akwa und Mapundo, die in der Scherlschen Presse ihre kronengeschmückten Visitenkarten reproduzieren ließen, sind wir schon gewöhnt. Der Prinz Mayer, ei» ganz dunkle- Mischblut, Sproß eiue- MissionarS und einer gewöhnlichen Schwarzen, stellte sich in Berlin al» vou königlich abessinischem Geblüt herstammend vor, und e« gelang ihm tatsächlich, eine größere Firma zu bestimmen, ihm ihre Vertretung anzuvertrauen. Prinz Mayer hatte auch etwa« von der äthiopischen Be wegung gehört, die bekanntlich die Losung: „Afrika den Afrikanern' auf di« Fahne geschrieben hat und religiöse» Ursprung« zu sein scheint. Als nun Doktor Earl PeterS in Berlin irr einem Vorträge auf diese große Gefahr für da» gesamte Europäertum iu Afrika aufmerksam machte, kam mit edler Dreistigkeit „Prinz" Mayer uud er klärt« dem gänzlich betroffene» Doktor PeterS, daß er — Seine Durchlaucht Prinz Mayer — einer der Führer dieser äthiopischen Bewegung seil Der gute Herr hatte offenbar in ihr eine Agitation für Aethiopien, da« Kaiserreich MenelikS, verstanden. — Prinz Mayer uud der „Deutsche" Hall haben aber noch einen Dritten im Bunde, der die deutschen Interessen vertritt, nämlich Herrn Fred Marquordt, einen Bergmann, der »ach mancherlei „Erfolgen" in Transvaal seine Zelte abtzrach, nach Ostafrika ging und hier den Ruhm erwarb, al- erster Deutscher den ersteu Deutschen durch Neger auSprügeln zu lassen'. Die Kolonialbehorde hatte für diese Heldentat allerdings kein Verständnis, und wie auf dem Kolonialamte versichert wurde, hätte man Herrn Fred Marquordt mit größter Wonne hinter die schwedischen Gardinen gesetzt, wenn man das nötige Material schnell genug zur Hand gehabt hätte. Er war viel zu klug, um auf dem Boden Deutsch-OstafrikaS zu bleibe». Er ging zu Menelik und wußte diesem klar zu machen, daß er Gold und Kohle au« den Bergen von Habesch ohne größere Kapitalien für die Expertisen zaubern könne. Menelik ging dem Manne auch auf den Leim und gab ihm einen großen Vorschuß und wartet nun der Schätze, die Herr Fred Marquordt herbei- zaubern soll. Da- Ende vom Liede wird da« fein, daß diese Vertreter deS Deutschtums unserem Gesandten in Avis Ababa noch viele Kopfschmerzen machen werden, denn auf die Dauer wird auch Menelik einsehen, daß unser LandSmann Holtz und seine Arbeit von einem ganz merkwürdigen Trio abgelöst worden ist, und den Prinzen Mayer dürste selbst fein angeb lich löaiglicheS Geblüt nicht schützen. Die einzige ernsthafte Arbeit, welche der deutschen Diplo matie in die Hände gearbeitet und unseren Einfluß in Abessiuien gefestigt hat, ist von dem Abessinischen Montan- Syndikate in Berlin geleistet wordeu. dem e« nach drei jähriger Mühe gelungen ist, an der Westarenze de« Reiche wertvolle Goldsunde zu machen. Die heutigen unklaren politischen Verhältnisse in Abessinien begünstigen zwar Unter nehmungen von Abenteurern, wie wir sie eben gekennzeichnet haben, aber ihre Kartenhäuser werden selbst dort einmal über Nacht umgeblasen werden. Es ist aber darum um so törichter, in das große Horn zu stoßen und Loblieder auf deutsche Erfolge iu Abessinien zu singen. veukschr- Zeicb. Leipzig, 5. März. * Vom Kaiserhof. Der Sonntag abend beim Kaiserlichen Paar zum Tee geladene Professor Buraeß^ bisheriger In- baber der Roosevelt-Professur an der Berliner Universität, hielt dabei einen Vortrag über den amerikanischen Natio nalcharakter. Gestern mittag begab sich der Kaiser nach dem Justizministerium, um einen Vortrag de- Geheimen Justiz- ratS Brunner über „Das rechtliche Leben nach dem Tode bei den Germanen" zu hören. * ElUtSnotgesetz. Dem Reichstage wie dem Landtage werden, wie eine parlamentarische Korrespondenz meldet, ,n den nächsten Tagen Etat-notgcsetze zugeheu, da an eine recht zeitige Fertigstellung der beiden Etat« zum 1. April nicht zu denken ist. Diese EtatSnotgesetze werden natürlich vor dem Eintritt der Osterferien verabschiedet werden müsse». * Die GchiffahrtSabgade« und der vuude-rat. Entgegen einer Meldung der ,B. N. N.' wird offiziös erklärt, daß die Frage der ScdiffahrtSabgaben in nächster Zeit jedenfalls noch nicht den BundeSrat beschäftigen wird. Ehe dies geschieht, wird Preußen zunächst mit alle» i» Betracht kommendeu Staaten eine Eiuiguug im Wege de- Vertrag versuchen. Fall» die preußische Regierung in dieser Frage mit audere» Bundesstaaten Verträge abschlirßea
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