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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070307021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907030702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907030702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
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Expeditivue» des In- oud Ausland««. 8« da« Erichetue» a» desltmmtra Tage» u. »Utpeu wird kriue Garautt« tiberuommen. AefterNiUe Aufträge käoueu Nicht zurück, gezogen werde». Haupt-Ktltale verkk»: LarlDuucke r,Herzgl-Bapr.Hofb»chbaudt<z, Lützowstraßr 10 (Tel. VI, «MS). SUftrt-nrpedMmu DreSderr. Martell strLL. An^eiqen-Preis di» SgefpaUeu« PetttzeU« für Geschäft«» tusrrate au« Leipzig «ad Umgebung 2L Pf, tzamitie»^ Wohuuug«-». Stelle a-Uuzstar^ ftü« L>- und Verkäufe LO Pf, fiuauztellr Auzeige» »0 Pf, für Inserate von au«wärt« SO Pf. Reklame« 75 Pf, au«n>Lrts 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Lauseud exkt. Postgebühr. ÜftschästSan-eigell a» bevorzugter Stelle iw Preise erhäht. Rabatt nach Tarif. Kür Anierate vom «»«laude besonderer Tarif. Nr. K6. Donnerstag 7. März 1907. 101. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eiugegaugeneu Depeschen stehen auf der S. Seite de» HauptblatteS.) Des Königs Reise nach Portugal. König Friedrich August von Sachsen traf gestern in Vigo ein und reiste alsbald nach Lissabon weiter. Zu Böttichers Tode. Der Kaiser hat an Frau Staalsmiaifter v. Bötticher folgendes Beileidstelegramm gerichtet: „Die Meldung von dem plötzlichen Hinscheiden Ihres hochverehrten Herrn Gemahls hat Mich tief ergriffen. Seine Hoden Verdienste, die er sich unter drei Kaisern er worben hat, sind unvergeßlich und gehören Ser Geschichte an. Mir war der Entschlafene st.'ts ein treuberatender Freund, und Ich werde seiner allezeit mit inniger Dank barkeit und Verehrung gedenken. Möge Gott Ihnen, gnädige Frau, sowie den Ihrigen die ganze Fülle seines viuunlischen Trostes in diesen schweren Stunden spenden. WiIbeIm, I. R." Die Großherzogin von Vaden hat an Frau Staats-minister o. B'ö tticher folgendes Beileidstelegramm gesandt: „Der Großherzog, ddr leider durch Unwohlsein selbst verhindert ist, Ihnen auf Ihre schmerzliche Mitteilung zu antworten, verbindet den Ausdruck seiner wärmsten Teil nahme mit der meinigen. Sie wissen, wie hoch wir Ihren l-eimgegangenen Gatten schätzen. Gehörte er doch zu dem Kreise derjenigen, welche, mit Ihnen vereint, Träger der aroßen Zeit meiner unvergeßlichen Eltern waren mit Ihrer unverlöschlichen Erinnerung. Gott stärke Sie n Ihrem tiefsten Kummer und lasse Sie in Ihrer unermüd lichen gesegneten Arbeit für andere auch ferner mildernden Trost finden." Vom Reichskanzler Fürsten o. Bülow ist fol gendes Beileidstelegramm eingegangen: „Schmerzlich bewegt durch die Nachricht von dem Hin scheiden Ihres Herrn Gemahls, bitte ich Sie, Len Ausdruck meiner herzlichen Teilnahme entgegenzunehmen. Das Vaterland verliert in ihm einen bedeutenden Staatsmann und einen Mitarbeiter an dem unvergeßlichen Werke Kaiser Wilhelms und seines «rotzen Kanzlers. Ich selbst betrauere den Verewigten als den bei großen Aufgaben bewährten Patrioten." Die Beisetzung des Verstorbenen erfolgt aist dem alten Zwöst Apostel-Kirchhoie in Bcrlin-^ck'öneberg. Die Trauer rede hält Hofpredigcr Dr. Rogge. lieber die letzte Phase der amtlichen Tätigkeit des gestern verstorbenen Staatsmannes als Oberpräsident der Provinz Sachsen sei folgendes wiesergcgeben: Ende Juni 1906 war von Bötticher aus dem Oberpräsidium der Provinz Sachsen geschieden: der Abschied war ihm recht schwer geworden: wiederholt hatte er es ausgesprochen, daß hie 814 Jahre als Oberpräsident dieser schönen Provinz die glücklichsten seines Lebens gewesen seien: er hing mit unend licher Liebe an der Provinz Sachsen, dessen ganze Bevölke rung ihm auch die wärmste Sympathie entgegenbrachte. v. Bötticher war Ehrenbürger der Stadt Tangermünde, der hochragenden allen Kaiserstadt an der Elbe, unendlich oft hat er in Tangermünde geweilt, bei allen Festlichkeiten erschien er, im Kreise der Tangermünder Bürgerschaft ging ihm das Herz auf. Wenn der Kaiser auf die einzig schonen Bauten in Tangermünde aufmerksam wurde und selbst nach Tangermünde zur Enthüllung des Denkmals Kaiser Karls IV. kam, so ist cs auf die Anregung v. Böttichers zu- rückzuführen. Nach Berlin ist ja v. Bötticher seit seiner Entlassung im Juni 1897 nur selten gekommen, aber mit dem Kaiser kam er trotzdem sehr häufig zusammen: regel mäßig bei den Jagden in Letzlingen im Kreise Gardelegen. Das Verhältnis zwischen dem Kaiser und ihm war ganz vorzüglich, v. Bötticher betrachtete es als eine Hobe Aus zeichnung, daß der Kaiser ihm am 1. April 1903 den Charak ter als Oberst verlieh, d. Bötticher war am 25. Februar 1889 zum Oberstleutnant befördert worden. Erst kürzlich ist er aus seinem militärischen Rangverhältnis geschieden. Soweit uns bekannt geworden, hat der Kaiser, so oft er sich mit dem Obervräsidenten v. Bötticher unterhielt, ein poli tisches Thema ssoweit es auf die Vorgänge, die zur Entlastung des Fürsten Bismarck führten, Bezug hatte) nicht berührt. Uns wurde seinerzeit erzählt, daß v. Bötticher oft die Absicht gehabt habe, die Vorgänge jener Tage genau aufzuzeichnen; er soll es aber nicht getan haben. Der Abschied von Magde burg und der Umzug nach Naumburg in das Privatleben ist v. Bötticher sehr schwer geworden; er betonte aber öfter, daß seine Gesundheit in den letzten Jahren manchen Stoß erlitten habe und er müde und marcde geworden sei. Als Oberpräsident hat v. Bötticher den sozialen Einrichtungen in der Provinz Sachsen das allcrlebhafteste Interesse ent gegengebracht, wo er konnte, nahm er sich der Armen und Elenden an: seine Gattin stand ihm hervorragend zur Seite; ganz rührend war das Verhältnis zu seinen Angestellten; er war ihnen ein liebender Vater. Ueber die Politik v. Böttichers mag es Differenzen geben: der Oberpräsident hat nur Liebe gesäet, nur Liebe geerntet. Deutschland und die Abrüstungsfrage. Ueber Deutschlands Stellung zur Abrüstungsfrage wird in der ^Köln. Zta." offiziös folgendes geschrieben: Die sach lichen Schwierigkeiten einer allgemeinen, nach gerechten Grundsätzen geregelten Proportionellen Abrüstung seien so ungeheuer groß, daß kein verantwortlicher Staatsmann anders als mit Zaudern und Bedenken an sie herantreten könne. Diese Frage müßte, um auf der Konferenz mit Vor teil erörtert zu werden, vorher eine 'ehr eingehende Vor bereitung durch Vorverhandlungen zwischen den Großmächten erfahren. Man müßte nicht nur die Grundzüge aufgestell:, sondern über diese sich auch im wesentlichen vorder geeinigt dabcn. Nur dann wäre es möglich, daß aus den Konferenz beratungen ein für alle annehmbares praktisches Werk her- vorginge. Die Hinrichtungen in Raßlaod. Sechs vom Kriegsgericht zum Tode verurteilte Revolu tionäre wurden gestern in Libau und Wenden erschossen. Wie der Zar dem Dumapräsidenten Golowin mitteilte, sollen die Hinrichtungen nunmehr vorläufig sistiert wer den, doch bleiben die Feldkricgsgerichte bestehen. — Minister präsident Stplypin überwies drei Expropriateure, die in Odessa bereits dem Feldkriegsgericht übergeben waren, mit Rücksicht auf die Eröffnung der Duma dem Kriegsgericht. Die Bezeichnung ..Expropriateure" für „terroristische Räuber" ist auch wohl ein Stück der Versöhnungspolitik. Sie klingt jedenfalls wunderschön. ' Die Ente der Times, daß durch ein deutsch-dänisches Uebereinkommen die Ostsee in ein rnsro «Karlum verwandelt werden solle durch Neutrali sierung der dänischen Wasserwege, wird von den Parster Blättern ohne Kommentar übernommen. Pichon nahm bis her niemals Anlaß, in seinen Gesprächen mit den Diplomaten irgendwelches Mißtrauen wegen der zwischen Deutschland und Dänemark bestehenden Beziehungen zu äußern, und es ist anzunehmen, daß die Mitteilung, welche anscheinend be zweckt, den Berliner maßgebenden Kreisen Aeußerungen zu entlocken, kaum vom Ministerium des Aeußeren inspi riert ist. Italien im Haag. Mit Bezug auf die Meldung, daß Italien auf der Haager Friedenskonferenz auf seiten Englands stehen und die enq- i tischen Vorschläge unterstützen werde, erfährt der englische Korrespondent der „N. Fr. Pr." vor. maßgebender Seite, daß. wenn auch immer solche Vorschläge auf der Haager Konferenz zur Beratung kommen mögen, Italien sei nen BundeSpflichten gemäß in vollem Ein vernehmen mit Deutschland und Oesterreich wirken werde. Frankreich in Marokko. Noch einwandsfreien Meldungen aus Tanger besteht kein Zweifel mehr an der Tatsache, daß Frankreich die Errich tung von Stationen für Funkentelegraphie in Angriff ge nommen bat. Was bisher von französischer Seite geschehen ist, um diesen Tatbestand zu verdunkeln öder abzuleugnen, ist ein Kampf «egen Windmühlen. Ein« amtliche französische Darlegung aber, wie lenes französische Vorgehen mit der Algecirasakte in Einklang zu bringen sei, steht immer noch aus. Amerikanische Flottendemonftratiou. Tas Kanonenboot „Princeton" ist gestern nach San Sal vador abgegangen. Es hat Befehl, sich mit dem Kreuzer „Chicago" in den Gewässern von Zentralamerika schleunigst zu vereinigen. Amerikanische Pacifie-Jlotte. „Morningpost" meldet aus Washington: Das Staats departement hat Anordnungen ausgegeben, durch die die Stille Ozean-, die Philippinen- und die Chinaflotte zu einem Geschwader, mit Honolulu als Ver teidigungsstützpunkt für deu Stillen Ozean ver einigt werden. Es wird zwar auseinandergesetzt, daß diese Konzentration der Seestreitkräste in keinerlei Zusammen hang stehe mit dem durch die Ereignisse in Kalifornien ge zeitigten Charakter der Beziehungen der Vereinigten Staa ten zu Japan. Doch ist offenkundig, daß die Regierung er kannt hat, daß es wichtig sei, auf oem Stillen Ozean eine Flotte aufrecht zu erhalten, die hinreichend stark ist, die Philippinen und Hawaii zu verteidigen und die an der pazifischen Küste gelegenen Staaten der Union zu schützen. Unfall eines Generals. Von einem Automobil überfahren wurde in vergangener Nacht am Kurfürstendamm in Berlin der Generalleutnant o. Kotze, der sich auf dem Heim weg nach seiner Wohnung befand. Herr v. Kotze erlitt eine Gehirnerschütterung sowie Verletzungen an beiden Händen. Leipzig und die Herkomersahrt. Für die diesjährige Heiko m'erwettfahrt hat der Leipziger Rat, vorbehaltlich der Zustimmung der Stadt verordneten, einen Ehrenpreis von 3000 Mark ge stiftet. Raubmord. Gestern abend wurde in einem Hause an der Freibad straße in München, wie uns ein Privattelearamm meldet, eingebrochen. Ter Einwohner, ein 52jäbriaer Mann, wurde niedergestochen und das vorhandene Geld geraubt. Von dem Täter fehlt noch jede Spur. Bergstürze ia Süditalie». Wie wir heute morgen ausführlich berichteten, Haden sich in Süditalicn folgenschwere Bergstürze ereignet. Hierzu wird aus Rom weiter telegraphiert: Der Erdrutsch in Monte Murro begann am 27. Februar. Ein Teil des Berges batte sich abgelöst und glitt dem Städtchen zu, dessen Bewohner sich und ihre Habseligkeiten in Sicherheit bringen konnten. Wenige Stunden später krachten unter dem Anprall der Geröllmassen die vordersten 15 Häuser zusammen. Dann hielt die Erdbewegung on, um nach einigen Togen von neuem zu beginnen, wobei nach den offiziellen Angaben zwei Kirchen und 25 Häuser zerstört wurde». Jetzt ist wieder Stillstand eingetreten. politisches. * Teilung der Erzdiözese Köln? Wie verlautet, schweben zurzeit Verhandlungen wegen Teilung der Erzdiözese Köln, sowie wegen Wiedererhebung des Bistums Mainz zum Erz bistum. Die Erzdiözese Köln zählt 214 Millionen Katho liken und 2000 Priester. Man nimmt an, daß jetzt die Re gierung eher geneigt sein werde, als früher, die nicht sehr beträchtlichen Mittel zu bewilligen. * Bndgetkommission des Reichstages. Nicht 60000 .ll, wie irrtümlich vom offiziösen Telegraphcnburau gemeldet wurde, sondern nur 6000 K sind von der Budgetkommission als Beitraa für das Buchgewerbemuseum au den Deutschen Buchgewerbevereiu in Leipzig bewilligt worden. * Tte EtzrtftUch-rorialeu und »as Zentrum. Die Cbrist- lich-Sozialen überschütten da- Zentrum mit Liebenswürdig keiten. Im Reichstage warf der christlich-soziale Abgeorduete Behreu« Lea Nationalliberalen konfessionelle Verhetzung vor, in einer Bersammluug suchte der Abg. Stöcker r»s Zentrum von dem Odium de- Stichwahlbiladoisie- mit der Sozialdemokratie zu entlastea und nachdem ia Mülhausen- Langensalza da- Zentrum für deu Konservativen eiugelretea, schreibt da- „Reich*: „Der Borgauz . . legt der gesamten Rechten . . eine Polnik nahe, die sich vor allen Brüskierungen de- Zen trum» hütet und au den vielfach weit über- Ziel hinaus- schießenden Anklagen gegen diese Partei sich nicht be teiligt. Die Boykottieruug(l) de- Zeutrum- konnte gar keine andere Wirkung baden, al- daß man es uach li»k- treibt und ihm eine Politik der Berzettvoz aufzwingt, wie mau sie etwa im Wahlkreise Biclejeld-Wieveubrück erlebt hat.* Das „Reich* will also christlich-soziale Wahlgeschaste durch Umschmeichluug de- Zentrum- vorbereitea. An gesicht- der neuen politischen Lage ist diese- Streben und das Verhalte» der beide» christlich-sozialen Abgeordneten sehr bezeichnend. sic. Aufbesserung deS Gehaltes von Staatsbeamte» r» Sachsen-Weiurar. In der Sitzung des Weimarischen Land tages vom 4. März wurde, wie schon kurz gemeldet ist, die Vorlage der Regierung in betreff Aufbesserung der Be soldungen der geringer besoldeten Beamten einstimmig an genommen. Wie der Berichterstatter Kolbe des Finanzaus schusses bedauernd erklärte, gestattet die augenblickliche Fi nanzlage des Landes nicht eine Ausbesserung der Gebälter aller Staatsbeamten vorzunehmeu, aber «S werde erwartet, daß spätestens bis Ende Januar des nächsten Jahres «ine Vorlage dem Landtage unterbreitet werde, durch die auch die berechtigten Wünsche jener Beamten, die jetzt nicht erfüllt werden könnten^ ihre Erledigung fänden. Die hierauf be züglichen Petitionen einer großen Anzahl von Staats beamten wurden der Regierung zur Erwägung und even tuellen Berücksichtigung überwiesen. Ein Teil dieser Pe titionen war an einzelne Abgeordnete gerichtet worden und hierüber sprach sich sowohl der Staatsminister Dr. Rothe, wie auch der Departementschef Dr. Hunnius mißbilligend aus Ersterer hielt «s nicht einmal für richtig, daß der Beamte überhaupt au den LauLtug gehe, in derartige» Angelege»- heiien habe er sich an seine vorgesetzte Behörde zu wende». Vom Abgeordneten Dr. Appelius wurde darauf erwidert, daß Beamte nicht Untertanen zweiter Klasse seien, denen nickt alle Rechte der Staatsbürger zustande». Deshalb hätten sie auch das Recht, sich an den Landtag zu wenden. Uebrigens sei das erst geschehen, nachdem ihre Gesuche aa die vorgesetzte Behörde jahrelang ohne Antwort geblieben seien. Mehrere Abgeordnete pflichteten dem bei, wobei dar auf hingewiesen wurde, daß im Deutschen Reichstage und im Preußischen Landtage, sowie in verschiedenen anderen parla mentarischen Körperschaften von feiten der betreffenden Re gierungen es noch niemals beanstandet worden wäre, wen» sich Beamte an einzelne Abgeorduete wandte«. * * Sine Baukettrede des Lord Tweedmouth. Der erste Lord der Admiralität Tweedmouth hielt gestern abend auf einem Festmahl der Handelskammern des britischen König reichs eine Rede, in der er ausführte, die englische Marine stehe über den Parteiinteressen. Tie gegenwärtige Regierung sei noch immer der Meinung, — die sie auch verwirkliche, — daß das Geld nicht fortaeworfen, daß aber andererseits auch die Flotte nicht vernachlässigt werden dürfe. Alle seien von dem Gefühl durchdrungen, di« großen Interessen, die Eng- land habe, zu sichern. In der Admiralität bestebe voll ständige Einmütigkeit zwischen den Angehörigen der Marine und den Zivilbeamten. Der portuyiesische Gesandte erklärte in Beantwortung eines auf die fremden Vertreter aus gebrachten Triimpruchs, er verhandelte gegenwärtig über einen Handelsvertrag, der den vor 600 Jahren in Lon- Feuilleton. Tlir alle schreite» ckurch ck!e. (lassen, aber aur venige dlickcen au cken Lteraen aus. Line lclee virck ckarum noch nicht wahr, reell jemaack sich clafür geopfert hat. Die Tragückle ckes Alters Legt nicht cksrin, ckafi man alt geivorclen, sonckero ckap wan jung ge blieben ist. Worin iiIgt cka, Liefen cker 2gollrer»? Varia, ckah ckieser von allem cken Preis, von nicht» den Lllert trennt. secker große Llann hat heute seine Apostel, uock sicher ist e» immer suckas, cker «Ü« Liographle cke» ^Leisters schreibt. dlur cler geistig Linckerdemittelte läßt sich in vi»- lcusfioneo ein. 0«« WIU«. Franz Graf pocci. schaffen.*) Unsere Zeit, die mit kühler Selbstverständlichkeit! die in Jahrzehnten gereiften Früchte den von Halbverg-esse- f nen gepflanzten Samen mustert, vermag sich rur schwer in jene Tage zurückzuversetzen, do diese Samen die ersten Trieb« anS Sonnenlicht sandten, es fällt ihr schwer^ sich jenen bei spiellosen Jubel auszumalen, mit dem die jung« Welt der dreißiger Jahre Poccis erste Bilderbücher begrüßte. Aber während unsere Kinder ganze Bibliotheken voll kostbarster Kunstfchätze ihr eigen nennen, war die damalige Kinderwelt auf einige wenige Fibeln, deren plumpe Holzschnitte selbst daS anspruchsloseste Gemüt nicht befriedigen konnten, ange- wiesen. Wie ein Sonnenstrahl an einem trübgrauen Regen tage wirkten daher die ersten Büchlein Poccis. Schalkhaft« Verschon, Bilder, so zierlich und humorvoll, daß das entzückte Kinderauge nimmer müde ward, sie imn^er von neuem zu betrachten, dazu noch klangvolle Weisen, nach Vsaen sich die spaßhaften Lieder singen ließen — mußte dos nicht i«de» Kinderbcrz höher schlagen und in Heller Begeisterung auf- lodern lassen! So hatten des Grafen erste Versuche den schönsten und nachhaltigsten Erfolg, den man sich denke» kann, und konnten ihn ia seiner Absicht, auf dem einmal einge- schlagenen Wege fort^ufahren, nur bestärken. Er war zu lener Zeit ein Jüngling ,n der Mitte der Zwanzig, voller Bepeisterun-a für Kunst und Leben, von cr-ner glühenden, un- begrenzten Freude am Sein erfüllt. War doch seine ganz« Jugend «in einziger goldener Traum eeweien, ein« *euck>t«nüe Reihe alückseliger, sorgenloser Tage. Am 7. Mörz 1807 hatte er in München daS Licht der Welt erblickt, als Sohu de» Graf-n FabriciaS Pocci und der Daronin Saveria vou Posch. Sein Vater, von Geburt Italiener, war schon 1781 au» Viterbo »ach München Sbergesiedelt, um hier al» Edel- (Zu Wirrem 100. Geburtstage.) Don Maximilian Schick (Berlin). Nicht zu den Großen und Ewigen zählt Gros Pocci, nicht zu den unsterblichen Heroen, die ihr unverwischbares Mal ihrer Epoche aufzudrücken pflegen; ein liebenswürdiger Charakter, schafft er im engen Kreis in seiner Art Be- deuteude- und Unvergängliches. In ihn ersteht der deutscheu Buchschmuckkunst der erste Beginn«! und Förder«r, der Kinderwelt der Schöpfer einer ewig jungen, harmlos heiteren Kunst, dem einfachen Volk der echte Volk-dichter, dessen Schöpfungen im naiven Volksempfinden wurzeln und fern von aller Literatur der urwüchsig-einsältigen Vorstellung-» weit de» unverbildeten Mensch«» prägnant«» Ausdruck *) Neber Poccis Leben orientiert am besten neben der schon längst vergriffenen kurzen Biographie Hyacinth Hollands (Bamberg 1890) die soeben im Verlag von Georg Müller (München) erschienene prachtvoll« Mono- araphl« Aloh»Drey«rS,dle neben reichhaltigstem Text schmuck auch noch eine große Anzahl wertvoller Beilagen mit Zeichnungen Pocci» in tadelloser Wiedergabe ent hält. Gleichzeitig «rschien au» Anlaß de» Jubiläum» ein« vom Jns«l-Verlog (Leipzig) mit gewohnter Sorgfalt und Schönheit berauSaegebene zweibändige Neuousoabe von de» Künstler» ^Lustigem Komödieubüchlein*, da» durch zahlreiche — »nm Teil sogar noch vnvrrSffeutlicht« — Zei-nun-ea Poecl» Sstlich -et-mück» wird. in gleiche Behandlung zu nehmen uns allerlei Züge aus der Geschichte, dem Leben berühmter Männer und außerdem allerlei Scherz und Ernst für die Jugend hinzuzusüzeu. So entstand der „Festkalender", der in seiner Verecnigung vou Bild, Wort und Ton bahnbrechend auftrat und begeisterte Aufnahme bei groß und klein fand. In rascher Forge er schienen nun jene Märchenbücher, die das Entzücken der Kinderwelt der dreißiger Jahre bilderen und eS woc^ ver dienten, der Vergessenheit entrissen zu werden, um in den Händen unserer Kleinen fröhliche Auferstehung zu feiern. Tie alten, lieben Geschichten sind es vom „Schneewittchen", von „Hänsel und Gretel", dem „kleinen Frieder", „Schneeweißchen und Rosenrot". An die Holzschnitte Moritz von Sckuvinds gemahnen zum Teil diese Bilder, in denen sich versonnene Träumerei mit herzlicher Fröhlichkeit paart. Vor allem baden sie aber Ludwig Richter beeinflußt, namentlich die „Iäger- und Soldatenlieder". So ist Pocci der erste, der den Grund zur Entwicklung der deutschen Buchschmuckkunst legte, die sich dem Buch nicht willkürlich anpaßte, sondern mit ihm zu einer Einheit verschmolz. Inzwischen hatte König Ludwig I. in verständnisvoller Würdigung seiner Leistungen ihn von der Bürde eine- juristischen Amtes befreit und ihm die Würde sines Hos- zeremonienmeisters verliehen, eine Stellung, die ihm hin länglich Muße zur künstlerischen Beschäftigung ließ: gleich zeitig zeugte ein kleines Ritterleben am Starnberger See von der Huld de» Königs. In die nämliche Zeit 'öllt auch die Vermählung des Künstlers mit der Relchsgräfin Albertine Marschall auf Burgholzhausen aus Wien. Von üppiger Fülle war auch der künstlerische Niederschlag dieser sorgenlosen Zeit. Die schönsten Holzschnitttoerke Pocci» stammen au» dieser Episode, so die „Iäaerlieder", die Alten und neuen Soldatenlieder", die „Stu-dentenlieder" und die „Alten und neuen Kinderlieber", z» denen Pocci neben den derben, vom Hauche deS deutschen Mittelalters umwebten, kernigen Bildern noch die klanavollen Sinawessen lieferte. Die Hauptbedeutung Poccis für die deutsche Volksdichtung liegt jedoch in der Tatsache, daß er rS war, der die echt deutsche volkstümliche Figur deS KasperS, der seit langer Zeit, von der im lebensfrohen Mittelalter von ihm beherrschten Theater- bübne verbannt war, dem Volke wieder znrückaab. Ein äußerer Umstand war die Urlackie. Da» vom Genexal Karl Wilbelm von Hevdeck zum persönlichen Gebrauch prächtig gemalte und auSgestattete Puppentheater war in neue Hände g«komm»n, und »war h»ttc «» d»r Mün-n«r Aktuar Iolsph kuabe am kurfürstlichen Hofe Dienste zu nehmen und als Generallcutnant und Obersthofmeister der Königin 1844 zu sterben. Di« Mutter des Künstlers war dagegen eine gute Deutsche, von regem Temperrment und beachtenswerter künstlerischer Begabung, von der zablrrick- Oelaemälde und Radierungen Zeugnis ablcgten. Von seiner Mutter hat also Franz Pocci, gleich Goethe, den Sinn zum Fabulieren und seine künstleri'chen Gaben geerbt. In glücklicher Mischung rinnt durch sein« Adern romanisches und germanisches Blut, feiner Kunst den hohen Flug südlicher Phantasie und die Tiefe deutschen GemistS verleihen). Dmna-H fsihlt sich der Künstler durchaus als Deutscher und gibt dieser Empfindung in einem Vers, der hier folgen mag, schönen Ausdruck: „Welsches Blut in meinen Adern, Hab' ich doch ein deutsches Herz, Das mit deutscher Treue schauet Rein und lauter himmelwärtSl" Nach Vollendung seiner Vorslusien bezog Pocci die Uni versität LanbShut, um sich hier dem RechtsstuLium zu widme». Hier entstehen seine ersten Kompositionen, di« im Kreis« seiner Kollegen begeisterten Bestall jinüen u»d allentbalbe» cern gesungen werben. Bald vertauscht jedoch Pocci Lands hut — nach kurzem Aufenthalt in Starnberg und Dachau — mit München, wo er al» Akzessist praktisch tätig ist. In München beginnt Poccis Hauptätizkeit auf künstlerischem Gebiet. Mit einigen Gesinnungsaenossen gründet er hier die der Erforschung der deutschen Vorzeit gewidmete „Gesell schaft zu den drei Schilden". Die Beschäftigung mit dem deutschen Altertum macht sich stark i-n den nun entstehenden Blättern bemerkbar; die Romantik deS deutschen Rittertum« wirft ihren Abglanz auf sein Schaffen, daS sich in rastloser Folh« zu Schilderungen mittelalterlichen Lebrn», glänzender Hofseste und Turnier« betätigt. So entsteht ,. B. um diese Zeit «ine 10 Meter lange und 22 Zentimeter hohe Zeich nung, die in minutiösester Weise all den Prunk und die Pracht eine» Turnierzu-ges aufrvllt. Daneben entstehen zu jener Zeit zahlreiche Musikstücke, beeinflußt durch den regen persönlichen Verkehr mit Mendelssohn-Bartholdy, sogar zur Komposition einer Over „D'amors »leliiioista*, die später am Nationoltheoter ihre Aufführung erlebte, entschließt sich Pocci. Dor allen Dingen wird ober jene Evoche bedeutsam durch die Entstehung deS „Familienkalender»*. Schon lange buLigte Pace, der Sitte, alljährlich zum V-is'nacht»lest ein. vvitvelm vo Vckd für die Jagend entwerfen. Guido Dörre? war e». gemalte und der ihm den Vors-la- wach»», all« Fest« d«» Kirchinsahrr» I gekommen, i
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