Radfahrer-Zeitung. ii. Jahrgang. Amtliches Organ. Nr. 3. Verantwort!. Schriftleitung: TTpraiiSffPber- II Geschäftsstelle; Max Möller, Leipzig Sächsisphpr Radfahrer - Rund Theophil Weber ’ Leipzigr Elsterstrasse 53. OdCriblbCntjr OdUIdlirer - DUIIU. Nürnbergerstrasse 29.1. Ziele und Aufgaben des S. R.-B. An die in unserem vorigen Artikel besprochene „Pflege des Tourenfahrens“ schliesst sich eng an die Pflege des Renn- und Kunstfahrens. Bei dem ausserordentlichen Mangel an wirklich guten, nach allen Regeln der fortgeschrittenen sportlichen j Erfahrungen hergestellten Rennbahnen (erst in die- ■ sem Jahre sollte sich Leipzig des Vorzuges einer, j wohl in Deutschland einzig dastehenden Bahn rühmen) hat der Sport dem Touren- bez. Strassen- ' rennnen eine steigende Beachtung geschenkt und I mit voller Berechtigung. Das Strassenrennen unter stützt, obwohl es an sich seine grossen Reize und Vorzüge besitzt und einer gesonderten Pflege und Handhabung bedarf, ganz wesentlich das Rennen in geschlossener Bahn, denn das für einen Wett kampf „sich fähig machen“ (Trainiren) kann be- j greiflicherweise nur an dem Orte, in welchem eine Rennbahn vorhanden ist, vorgenommen werden. Es bildet somit das Strassenrennen, neben seinen I Sondervorzügen, das Lehr- und Uebungsmittel für den Rennbahnwettlauf, indem es solche Jünger des I Sports, welche das Verlangen hegen, ihre Kraft 1 im Rahmen eines sportlichen Festes und unter den Augen eines schaulustigen und urtheilsfahigen Publi kums zu erproben, fähig macht und anregt, in die I Reihen der, mit einem gewissen höheren sportlichen i Glanz umstrahlten „ Renner “ einzutreten. In gleichem Masse aber, wie das Bahnrennen bezüg lich seiner Einrichtungen, Fahrbestimmungen etc. fast überall tadellos gehandhabt wird, in gleich hohem Masse verbesserungsbedürftig erscheint das Strassenrennen und wenn unsere Betrachtung den ihr vorgeschriebenen Zweck, der Pflege und Förder ung des genannten Sports die Wege zu weisen, erfüllen soll, so muss auf die vorhandenen Mängel aufmerksam gemacht werden. Es ist dies um so nöthiger als das Strassenrennen, wie wir bereits anführten, auch an sich einen höheren Werth und Reiz in sich schliesst. Vor Allem sollte die Leitung des Strassenrennens nur in durchaus kundigen Händen liegen, denn diese würden zunächst den Zeitpunkt der Rennen nicht, wie es bisher vielfach geschah, in das Ende, III. sondern in den Anfang der Saison legen, in welcher die durch Tourenfahrten, festliche Veranstaltungenetc. erzeugten Reize noch nicht abgeschwächt sind. Leider wird auch bei der Veranstaltung der Strassenwettfahrten noch arg gesündigt und wollen wir einige dieser Sünden aufdecken, ist doch auch bei Krankheiten die Aufsuchung des schmerzer zeugenden Herdes nothwendig, um an die Heilung zu gehen. Vielfach werden die Ausschreibungen dieser Rennen sehr leichtfertig behandelt, es ge nügt, dass in einer Versammlung kurzer Hand der Tag bestimmt wird, einige Medaillen und Preise „in Aussicht“ gestellt werden (gutmüthige, und opferwillige Ehrenpreisstifter •werden sich schon finden) und — — die „grosse That“ ist würdig in Scene gesetzt. Rückt nun der wichtige Tag heran, dann werden wohl in aller Eile einige opfer willige und mit dem „goldenen“ Lächeln Fortunas beglückte Sportsgenossen angezapft, alle möglichen (auch manchmal unmöglichen) Ehrenpreise zu sammengetragen, die Ehrenzeichen ,,in Auftrag gegeben“ und das Rennen kann beginnen. Wie sieht es dann bei dem festlichen Akte der Prcis- vertheilung aus? Die Ehrenpreise sind zur Stelle und werden — zur Ehre unseres Bundes soll es gesagt sein — meist mit zufriedenem Lächeln ent gegengenommen, doch mit den Ehrenzeichen wird häufig den Siegern eine kleine Geduldsprobe auf erlegt. Viel ernster, viel peinlicher und gewissenhafter sollten solche Sportsveranstaltungen gehandhabt werden, wenn den Interessen derselben nach jeder Richtung hin Rechnung getragen werden soll. Die Ausschreibung eines Strassenwettfahrens sollte nur dann erst erfolgen, wenn dei - Sportausschuss der betreffenden Vereinigung alle einschläglichen Fak toren geprüft und der Plenar-Versammlung vorge legt hat. Die Versammlung berathet die gemachten Vorschläge, stellt die Sicherheit der Ehrenpreise und deren materiellen Werthe fest, bestimmt die Zahl und den Werth der Ehrenzeichen und ver sichert sich des Vorhandenseins aller Prämiirungs- Objecte. Die Ehrenpreise können nicht nur, nein