Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070311015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-11
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«r. 70. 1V1. J«hrq. Letyztqer Lwetktt. «»»1»» 11. Mir» 1907. Sektion gestattet de« Präsidenten eine Zollred»ktivn fstr arwiffe ArlUet al- Gegeuleistuug für di« Mluimalsätze anderer «ander. * Ter «mi-e Taleranzerntraa mirder etngrdrachl. Das Zenttum hat seine» famose« Gesetzeuttvurf betreffend die Freikeit der ReligioaSÜdung, bester unler der ironischen Be» zeichnnng eine- Toleraaiankrage- bekannt, wieder eingebracht und -war am LV. Februar, zar rechten Zeit und nickt ver spätet, wie eimge Blätter z« melden wußten. Auch die Nachricht der „Germaum", daß nur der erste Teil ein gebracht worden sei, ist- unrichtig. Da nicht gut au- ;uuebmev ist, daß das führende ZeutrumSblait ohne Fühlung mit der ReichStagSsraftion ist, kann es sich bei dieser falsche« Information der öffeutlicheu Meinung kaum um etwa- anderes handeln, al- um eine adsichtlicke Irre führung. 2« Wirklichkeit ist auf Nr. 48 der Druck'achen deS Reichstage» der vollständige Antrag ohne Gliederung in -wei Teile, wohl aber m verschiedene« Punkten gegen den früheren Antrag bedeutsam abgeändert. der Beschlußfassung de« Reichstage« unterbreitet »vorder. Und das Zentrum wird iu der Lage sein, mit ihm den Taorz auf dem loviel glatter gewordenen Parkett de« neuen R-ichsraa« -« wagen. Auf die Einzelheiten der diesmal bciiedien Fassung Ware dem nächst de« Räderen eiuzuzeheu, besonder« ans dem funkel nagelneue« tz 14- nm de» de» Antrag erweitert worden ist. Er lauter: llnberLbrt bleibe« die ^rechtlichen Vorschriften: 1. über die allgemei«« staatlichen Vorbedingungen für die Aulastuu- der «breche«diener zu Religion s> amt een, L. über da- Berhältr-s der Kirch« zar Schule, soweit solche- im H 5 geregelt iit, 3. über Nr-- Verhältnis der evaugelischen Li.ch«. Der Antrag fLest dem Name« der Abgg. Grafen Hompesch, Dr. Dr. Spahn und Gröber und ist unterzeichnet gesamten ZentrumSfraktioa. Mit n»ter,chriedea diesmal wieder, al« einziger Protestant, die letzte Saale de« Welfentum«, der gesiuunngStüchtige Götz vou Oleuh^sv». UattanaMK«:L ^Xeratur. Im Berlage der Buchband- lang der Partei (Berlin W. 9, Scheüiug- strahe K) ist sirrder. «7« a»*n>eLe, gut ausgestattete Broschüre erschienen, wesH? c-LsKtt: die Wahlaufrufe und Wahlkuud- grdun-e» zur 8^ch4t«gSwahl 1907, Bülow« Red« vor dem lolomalpotitischen Akt»n«tomitee und ferner die Abrechnung des ReichskansierS mit dem Zeutrnm uud der Sozial demokratie (am 2L. «d 27. Fedraar im Reichstage). Der billige Bezugspreis der Broschüre, welche wrr un'ereu Partei freunden angelegentlich empfehlen, beträgt nur 1 -ckl * Da« preußische Landesökonoulie-Aolleaiuu» beriet am Sonnabend über die Wirkungen des Fleischbeschaugesctzes r«d nahm dazu folgende Anträge an: Die StaatSregieruug wird ersucht: _1) Die Koste« der Fleischbeschau ganz ans die Staats kasse -» übernehmen oder doch aus die Ermäßigung der Fleischoeschaukosten durch Zuschüsse des Staates oder an derer öffentlicher Verbände hinzuwirken, 2f dem wiederholt geäußerten Wunsch des preußischen Abgeordnetenhauses Rechuuna tragen zu wollen, durch Einführung einer obligatorischen Schlachtviehverficherung nut er Leränziehuna vou öffentliche« Mitteln, 3) schleunigste Maßnahme« zu treffe«, di« geeignet find, die -nr-eit vielfach unwirtschaftliche Verwendung deS be anstandete» oder bedingt tauglichen Fleische« zu verhin dern". Der letzte Pxukt der Tagesordnung betraf den land wirtschaftliche» Arbeitsnachweis und beste« gesetzliche Regelung (Abänderung des z 75ä der Reichsge- werbevrdnung bezw. der Vorschriften für den Geschäftsbetrieb der Gesindeverunttler vom 10. August 1901). Dazu wurde folgende Resolution gefaßt: .Ei» weiteres Eingreifeu der Reichsgesctzgebung zu- guusleu der Interessenten wie der Fortentwickelung der Arbeitsnachweise mit dem Endziel der gänzlichen Unter drückung der vrivaten Arbeitsnachweise ist unumgänglich. Zu diesem Beyufe ist vorläufig nachdrücklich auf eine Aen- dernng des § 34 der R.-G.-O. dahingehend z» wirken, daß die Konzessionieruna von Gesindevermietern und Stellen vermittlern künftighin von dem Nachweise eines vorhan denen Bedürfnisses abhängig gemacht und die Bedürfnis frage überall dort verneint wird, wo für den betreffenden Ort oder wirtschaftlichen Bezirk bereits öffentliche, gemein nützige Arbeitsnachweise bestehen. Außerdem empfiehlt sich eine Ergänzung des 8 75a bezw. § 76 der R.-G.-O., daß die Ortspolizeibehörde in Nebereinstimmung mit der Gemeindebehörde befugt ist, für Gesindevermieter und Stellenvermittler Taxen festzusetzen." * leine Reorganisation Per Zcntruuispartci in Ser Ostmark bezeichnet die „Köln. Volkszeitung" als dringendes Bedürfnis. Unter Revrganisattou versteht das Blatt eine schärfere Be tonung des Gegensatzes zur Regierung und eine innigere Verbindung mit dem Polentum, denn es schreibt u. a., unter den ottmärkiscken ZentrumSleuten seien ru viele abhängige Leute, besonders auch Beamte, die sogar ost leitende Stellungen in der Partei inoehaben. In neuester Zeit mache der be hördliche Druck sich vor allem in antipolmscher Richtung geltend und da könnten nur wenige widerstehen. Bei den letzten Reichstagswahlen batten im Osten die meisten deutschen Katholiken jede klare ZentrumSgcsinnung vermissen lassen und sich teilweise nicht an»erS betragen wie willenlose Draht puppen der Regierung. Weiter zeigte sich in der Zentrums partei Schlesiens ein zu gouverncmentaler Zug. * Ter Ardeitökampf tu Ser Holzindustrie. Der in der deutschen Holzindustrie zu befürchtende Kampf wird jetzt bereits eingeleitet. Der Vorstand des Arbeitgeberverbandes für das deutsche Hotzgewerbe erläßt an seine Mitglieder folgende ossftielle Antüudigung: „Die Vorstände unserer Be zirksverbände Dresden, Leipzig, Halle, Gubeo, Görlitz und Oldenburg stoßen bei ihren Verhandlungen mit dem Holz- arbeilerverbanv wegen Abschluß neuer Verträge insofern auf Widerstand, als mau sich vor allem von Seiten der Arbeiter aut das entschiedenste der Festsetzung eines ge meinsamen AblaufSterunuS für die Verträge widersetzt. Die Lodufrage ist Nebensache, der Endtermin der neuen Vereinbarungen Haapchrage geworden, und somit steht eine Aussperrung iu den vorgenannten Städten am 1. April in Aussicht. Lenkt der Holzarbeiterverbanv nicht noch iu letzter Stunde ei», so wirb der Kamps beschtußmäßig auf der ganzen Lane «ufgenommeu, uud kern Opfer loll uns zu hoch sein, denselben burch»ustlhre». D,c Kolegenschaft unseres deutfchcu Holzgetverbes betten wir schon jetzt, etwa abgesckobene Ar beiter aus den bedrohttu Städten unter keinen Umständen einzustellen. Die Aussperrungen in Berlin, Kiel und Burg dauern fort." * Rosa Luxemburg hat lange gewartet, bis sie zum Wahl ergebnis ihren Sens loder muß man bei ihr sagen: Paprika?) aab. Jetzt aber holte sie das Versäumte in einem 2l4stnn- drge» Vorträge nach; „historisch-ökonomisch" vom Scheitel bis zur Zehe, hat sie darin Schaum geschlagen, daß den Zu hörern sicherlich bie Augen übergingen. Es verlohnt sich, an einigen ihrer Behauptungen zu zeigen, was einem sozial demokratischen Publikum unmittelbar nach dem Empfang einer höchst empfindlichen Lektion an bohlen Redensarten gobvten »erden kann. „Der Llnsfall der Wahlen", verkündet Rosa Luxemburg, „zeigt uns Deutschland als ein bürgerliches Land, welches keine Partei bes Mittelstandes hat. Wir können an dieser Tatsache ermessen, wie hoch die Entwick lung der ökonomischen Verhältnisse in Deutschland schon ge diehen sein muß, wenn der Mittelstand keine politische Ver tretung mehr hat, wenn es keinen Liberalismus mehr gibt. Von allen Ländern Westeuropas ist Deutschland sur eine Katastrophe am reifsten, denn hier sind die Klassengegen sätze am schärfsten ausgeprägt." — Unbefangener kann man Tatsache» «icht vergewaltigen, al« daß mott sie, wie Rosa Luxemburg e« tut, einfach auf de« Kopf stellt. Wen« we nigstens Rosa Luxemburg iu ihrem leeren Gerede einiger- maßc» folgerichtig sich erwies«! Aber daS Gegenteil ist der Fall. Denn nachdem die „bistvrisch-ökooomiscbe" „Genossin" nochmals wiederholt hat, daß der WahlcmSsall zeig«, wie rapid die bürgerliche Gesellschaft sich ihrem Ende naher«, fährt sie «nmtttelbar fort: „Nur dottnnngSlose Phantasten könne« glaube», wir könnte» allmählich die parlamentarisch« Mehrheit bekommen und mit deren Hilfe unsere Ziel« er reichen." Obwohl die bürgerliche Gesellschaft „rapid" sich ihrem End« nähert?) Zur Lösung dieses Widerspruches vertröstet Rosa Luxemburg ihre Glaubte» damit, daß die Sozialdemokratie zwar nicht die Mehrheit der Wähler, aber di« Mehrheit des Volkes auf ihre Seite bringen werde — „beim direkten Messenkamps in einer BefreinugSrevolution". Dann würden z. B. die Frauen und bi« Landarbeiter als Kämpfer für di« Sozialdemokratie in Betracht komme«. „Anpreifen" will Rosa Luxemburg di» Revolntiv» damit nicht, sonder« nur sagen, „daß »vir sn« Aar werden über di« historisch notwendigen Dediugungeu, unter denen wir unser Endziel erreichen können." — Ach nein) Der wahre Grund, aus dem Rosa Luxemburg abermals al« Prophetin de« direk ten MassenkompfeS und der RefreisngSrevolution austrat, ist von ihr selbst am Schluss« des Vorträge- mit Ke» Worten verrate« worden, daß die „Genosse," vor allem mit „Ver trauen in die eigene Kraf?' erfüllt werden möchten. Nur zu! Hat die Sozialdemokratie auS dem Dresdener Jung brunnen immer noch «icht genug getrunken — unS soll es recht sein. . »rutsche Kolonien. * Ein Jubiläum der Kslanien. Unser Hauptquartier iu Ostasrika, Dar e- Salam, kann am 2K. Mai eiu Jubiläum feiern. Zwanzig Jahr« sind au jenem Tage verstossen, seit- vem Hauptmann Lear ans der alten jetzt au-rangiertt« „Möwe" mit sieben enrop^ffchen Begleitern nach Dar es Salam kam, um vier eine Statwn der Deut'ch-Ostasrikauischeu Gesell- ichaft zu gründen. Ort ir»d Hafen waren vollkommen verödet. Alle Straßen waren verwachsen und mit Gra« »nd Gestrüpp bedeckt. Der SultanSprlast war verfallen. Der Ort zählte 3—4000 Köpfe. Die Bevölkerung bestand an« Arabern, Indern, Wamaheli und Wanflwaaa. Zur Verbindung der einzelnen Häuserkomplexe dienten schmale Negerpfade. Ueberall wimmelte es vou Schlangen, Skorpionen. Wenn heute der Gouverneur Freiherr v. Recheubera sich durch Dar es Salam begibt, so tritt ihm deutlich vor Augen, welche Wandlung sich io den zwanzig Jahren vollzogen bat. Die Stadt zählt heute 30 000 Einwohner. Handel und In dustrie blühen. Ja dem Hafeu herrscht rege- Leben. Schiffe komme« «nd geben. Die Kreuzer „Seeadler" und „Bussard schaukeln sich auf de« Fluten unsere- ft» vorzüglichen Hasen-, die deutsche KriegSflagge grüßt herüber. Auf den Straßen vou Dar eS Salam, daS ja ursprünglich Msistma beß, herrsckt die größte Ordnung. Ueberall tritt Wohl habenheit sichtbar zutage. Die Stadt hat deute 370 Steinhäuser uud 2000 Hütten. Erne enorme Bau tätigkeit herrscht. 1908 betrug die städtische Gewerbesteuer 2900 Rupien, 1908 nur 22 000. Es gebt also mächtig vor wärts. Die Eutwickeluug vou Dar es Salam in 20 Iabrru sollte allen Kotouralgegneru zeigen, daß trotz aller Schwie rigkeiten «nd der svziatdemokraliichea Widerstände unser koloaialer Besitz langsam aber sicher sich herausmausert und mit der Zeit «ine sehr rentable Besitzung werden wird. Ruslana, Oesterreich-Ungarn. * Oesterreichs Kapitulation! Au» Belgrad wird gemeldet: Im Ministrrrale wurde vir Antwort Oeslrrreich-UngarnS auf die letzte Note Serbien- über die Handelsbeziehungen zwilchen den beiden Länder» verlesen. Dir Antwort besagt, daß Oefterrrich- Nuaarn die von -der serbischen Regierung iu ihrer letzten Note vor- gelchlagrue Grundlage für die HandelSvettragSverdandluugen arrep- liere, und daß der Umstand, daß die Verhandlungen auf Grund der früheren Basis nicht aufgenommea werden konnten, deren Fort setzung auf Grund einer neuen Balls nicht bindere Ferner gibt die -fterreich-ungarilche Regierung der Hoffnung AnSdruch daß dir serbisch« Regierung bei Eiaalslieserungen di« Induiitte Oesierreich- llagarnS bet gleichem Preis« und gleicher Qualität berücküchtigen werd«. Nachdem Lesterreich-Ungarn die rumänischen und bulgarischen Delegierten zur Ausnahme der Berbandlungen bereit» etngeladen habe, werde sie auch die serbische Regierung zur Fortsetzung der HaudelsvertragSverhandlungen eintaben. Dieses Schreiben wurde im Ministrrratr mit Befriedigung zur Kenntnis genommen.— Serbien darf allerdings hochbcfriedigt sein. Nachdem ein ganze» Jabr eine Bevorzugung brr österreichischen Industrie gefordert war, begnügte sich Oesterreich setzt mit der gleichen Behandlung. Der Klügere gibt nach und kann es am ersten, darum es Grog macht ist. Der Altettlügste allerdings stellt solche Forderungen uberbanpt nicht, die er nicht dnrchzusetzen vermag, weil sie — unbillig find! * Der Kaiser uud die Kroate». Der Kaiser empfing das Präsidium des kroatisch«: Landtags, das ihm die Land tagsadresse als Erwiderung auf die Thronrede überreicht«. Der Kaiser sprach dem Präsidium eine scharfe Rüge aus wegen einzelner vom Landtage gefaßter Beschlüsse. Dies« letzteren beziehen sich aus eine Einmischung in das Gnaden- recht des Kaisers. Der Abgeordnete Frank hatte beantrMt, es sei an den Kaffer mit der Bitte heranzutreten, daß jene Personen, die während der Aera des Mnisterrums Fejer- vary in politische Preßprozessc verwickelt und verurteilt wur- den, amnestiert, und in dieser Richtung noch schwebende Pro zesse niedergeschlagen würden. * Bosnien. Wclehc Pläne die mit aller Macht auf die Zerreißung des schwachen Einheitsbandes der Monarchie losstürmendeu Magyaren für die staatsrechtlichen Verhält nisse des „Reichslandes", Bosnien und der Herzegowina ausspinncn, darüber hat bisher noch nichts vertäuter Daß die bisherige tatsächliche Bevorzugung der deutschen spräche i« inneren dienstlichen Verkehr der Landesregierung ihnen ein Stei» des Anstoßes ist, hat sich bei den Be mühungen gezeigt, die Gleichberechtigung ihrer „Staats sprache" für Bosnien und die Herzegowina durchzusetzen. Neuerdings scheint man darauf auszugehen, das Deutsche zunächst durch die Landessprache einzucngen, unter der Lo sung, „Bosnien für die Bosnier". Die höchste Instanz der Zivilverwaltung, der gemeinsame Finanzminister — zufällig em Magyare — hat die „importierte Beamtenschaft" als auf die Dauer unhaltbar bezeichnet und die Ncuanstellung von Oefterreichern kurzerhand verboten, für die im Landes dienst befindlichen aber die Aneignung der Landessprache und deren beider Schriftarten, der lateinischen und der cyrillischen, und eine Prüfung darüber verfügt. Es zielt das zunächst auf die deutschen Boamten. Die Mehrzahl ist slavifcher Abstammung, besonders tschechischer, und hat es deslxnb leichter bei der gewünschten Aneignung der süd- slavischen Sprache Bosniens. In einem pikanten, aber im Reiche der Habsburger nicht ungewöhnlichen Gegensatz zu dieser Siavisieruug steht die jüngste Aktion des gemeinsamen Krieosministers als oberster Instanz des PostwesenS im Reichsland: Die Beseitigung der cyrillischen Schrift aus allen Pvstformularen und der rein deutsche Ausdruck „Bos nien-Herzegowina" auf den neuen Postmarken, die, nebenbei bemerkt, eine ganz vorzügliche Reklame für das Land dar stellen und die Augenweide jedes Sammlers bilden durch die gelungene Wiedergabe charakteristischer Landschaften und Einrichtungen, so der hintereinander angespannten Maul tiere der Militärpost. Nach sonst herrschenden Anschauungen müßten diese Briefmarken doch vielmehr, wie die öster reichischen Banknoten, Aufschriften in allen möglichen Sprachen tragen. * M«fiennh«rtt>ttt zu» ProtestimttSmna. Einen hüdschen Beleg für dir Art, wir der angrtzllchr Gmndsetz »er k-ttwNschrn Kirche jeder Nation die Kirckeniebrr in ihrer Sprache nahe zu bringen, auf deutsche Katholiken angewandt wird, gibt folgende Geickichi«, sie wir deutsch - unnarsicheu Blättern entnehmen. Bor nngefShr einem Jahre wandten sich die devtsch- lprechenden Einwohner van Ti»ra-Stit-MiNo» im Banat an ihren Psarrn mit der Bitte, ihnen an jedem zweite« Eouniag et« deutsch« Predigt z» Haiden. Dtt Bitte wurde abgeleh». Di» agung ungenau uud nn- cht den Eigentümer be- sei, so handle , , I V Staates, sondern des königlichen Throne« Glänbige, wandte, sich a» de» Bischof. DK Antwort lautete an»- ste»ervorlcwe de» Elfaß-Lot-rny weichend, »»d alle» blieb beim alten. Daraus sius 300 Gemeinde- aber ihre lotsitzungen im dentß alirder zum evangelischen Glaube» übergetrett». Jetzt hat der ' Bischof einen neuen Geiillichea tu den Ort gesandt, welcher zwar geneigt wäre, deutsch« Predigte» zu halte«, — wen» e» nur »och oeulschr Katholiken tu seiner Gemeinde gäbe! * D»S Sigeut», a» de» Prager Httckscht». De» Tscheche« und na»eutlich dem Prager Stadtrat^ schreibt un ser Prager Korresp Burahaaptmannsch der kaiserlichen H> Tünche geaedeu. frischweg oehaupb lerrnue» sind außerordentlich empört über die Tatsache, daß sich erue Frauenliga gegen daS Stimmrecht der Frauen gebildet hat. Der Premierminister hat «1 zwar abgelebut, eine Deputation dieser Anti' " di« Frauenrechtlerin ne» fürc derTauseude der ei ,, EnglandSzwsei»en Mitglieder» zählt, eiuen nachteiligen Einfluß äuf daS Parlament habe» könnte. Die Autisuffragisten werde» do» ihre» hitziaen Gegnerinnen sogar mit tätlicher Gewaitoe- droht. — Inzwischen hat «ine andere Frauenschriftstellerin, Miß Marie E 0 relli, s«b MrS. Humphry WardS i» ihrer dem Frauenstimmrecht feindlichen Haltung auaeschloffe«. In einem von ihr heran »gegebenen Pamphlet heißt eS: „Sollen wir unsere Weiblichkeit der Politik opfern? Ei« „Holo caust" (Brandopfer) von Frauen, Mädchen and Müttern ans frechen Altären der Partei darbrillK^v? Sollen wir das trauliche und einst so heilige Hei» EtglaichS de« Manöver« der Wahlagenten öffnen? Die Beste« und Bravsten werde« erwidern: „Nein! Tausendmal Neiu?" — Der Ton der SuffragistS in der Versammlung von E^ter wird dnrch fol gende Redeblüten beleuchtet: DaS göttliche Recht der Könige und Aristokraten ist znsammenaebrocheu. Nu» ist eS Zert. daß daS göttliche Recht deS Manne- »nsammenbreche. ES ist lächerlich, zu sagen, die Frauen sollte» bleiben, waS sie waren, dann wären sie Henle »och — eine Rippe. Italien. ?. Koleutalschurerzen. DK kriegerisch« «pksud« vo» IL Fe bruar br< Davon« tu Benadlr, vo» der dank »«wattiger Fixigkeit die erst: Luud« bereit» am 28. Febru« nach Rom gelangt^ ist fortgesetzt Gegen stand »ud Aa»gana»p«kt vo» Sorge» uud Er wägungen der politische» Kreis«. E» ist nicht sttvohl der auf rührerische Grift der vftual au» der Gegend van vtagadisctu, »ur de» ma» sich kümmert, uud de» »au rttu» durch «km energische milKVsch« Expedition eiaznkrrü« »»d zu dämpfe» geneigt wä»; denn a« dergleichen ist uu» ^wvhnt, «»d «uß man vorerst aewShut bleiben Wege» de» Mangel« einer esfeerö«er italienische» Herrschaft und Kontrakte Ser dir BSUrr schäften wir über da» ganz« Hinterland. ES tft dklruehr bk ge samte politische und wirtschaftlich« Sitnatk« Jtakkn» iu Beimdir, dk neaerding« selbst dksentgeu nicht »ehr befriedigt, dk sich wenig darum grämen, daß nach der Liquidation der alten Kal-uisation-- geiellschast von Benadir uud der Ueberuahutt der Berwaltuags- geschäste auf de» Staat bk neue vou Seiten der Negierung ge wünschte »nd auSgiehia zn unterstützend« Lvlouialgesrllschaft für Benadir noch immer nicht konstituiert ist. Die Chancen, dk der Besitz vou Benadir an «nd für sich wk in Rücksicht auf dk ge samte Asrikapotttik bietet, verschlecht«» sich, zäumt auch für neue «ommunikatlMlSweg« läng» der Küste uud zwischen ihr und dem näheren und ferneren Hinterland« nicht Ku «lindesten gesorgt wird, vo« Tag zn Lage zum Bortett namentlich der Engländer. ?. Eine wunderbar« Wahl. DK Wahlprüfuua«kom»tssion der Deputtettenkamavr hat i« bffenklicher Si-uug dk Borgäuge bei der Wahl eine« Deputierten in Barletta erörtert. In der b. Sektion dr» Wahlbezirk» ergaben sich 2126 Wählende vo« 2127 Wahl berechtigten. Bon diesen 2126 nun babeu 2121 für den Sandtaaten Bolognese gestimmt und »ur v für seinen Gegner. Aus den Protokollen deS Wahlvorganges erhellt, daß '/. der Wählenden sich von '/,1 Uhr nacht» bi» k Uhr morgen» zu den Urnen begeben haben — man denke: am 17. November, zn eine, Zeit strammer Külte! — uud daß schon früh um 8 Uhr da» Schullokal, iu dem die Wahl stattgrsundrn hat, wieder voa Schülern und Lehrern be setzt gewesen ist. Die Protokolle «ad die Wahlzrttelbündel sind aber erst nm 6 Uür nachmittag» ans der Präfektur abgegeben worden. Es fehlt jeder Aufschluß über deu Verbleib der Protokolle un» Wablzettel während der 13 Stunden vou b Uhr früh bi» 6 Uhr nachmittag». Ferner sind unter den Wählenden drei Personen von Ansehen aufgesührt, die am Wahltage erweislich gar nicht in Bar letta waren. Sodann sind al» Wählende aufgesührt viele Personen, die seit geraumer Weile tot waren, andere die nach Amercka aus gewandert waren, endlich eine Reibe von solchen, die ihre Zeit da mals gerade im Gefängnis zubrachteu. Die WahlprürungS- kommission hat einstimmig die Wahl Ve» Herrn Bolognese für un gültig erklärt. * Deutsch iu Italien. In der Monatsschrift des Allge meinen Deutschen Schulvereins „Das Deutschtum im Aus land" findet sich ein Aufsatz, der darauf aufmerksam macht, wie eine Musterung der italienischen Zeitungen aus allen Teilen der Apennincnhalbinsel den Fortschritt des Deutsch tums in Italien zeige. Unsere Erzieherinnen, Lehrerinnen, Gesellschaftsdamen, die zu Tausenden nach Italien kommen, auch sie bilden einen starken Stamm, von dem aus der italienischen Jugend Liebe und Wertschätzung für unsere Eigenart zufueßi. Eine große Leihbibliothek mit 50 000 Banden zeigt fick in den Mailänder Blättern an, mit Werken in verschiedenen Sprachen, aber sie stellt in fetten Buchstaben obenan „Deutsche Leihbibliothek". Unsere Literatur, unsere besten Sportäußerungen dringen mehr und mehr zu den Italienern. Schiller und Goethe und verschiedene andere noch, unsere geschichtlichen und naturwissenschaftlichen und militärischen Schriftsteller sind hochgeschätzt. So auch unsere Sportliteratur. Ein deutschfreundlicher venezianischer Herr sagte: „Ich weiß von vielen, die allein darum deutsch studieren, damit sie deutsche Schriften zu verstehen, wahrhaft zu genießen vermögen." So fällt Tropfen auf Tropfen, um dem Deutschtum in Italien immer mehr Wertschätzung zu schaffen. Rußland. * Die Tnktik der Opposition. Die Hoffnung, daß die in dec Dum« mächtigen demokratische« Organisationen ihr« Kräfte aktiver gesetzgeberischer Arbeit widmen werden, steigt. Selbst in deu sozia listischen Fraktionen gewinnt die versöhnlichere Taktik die Oberhand. Die Sozialisten gehen in die Duma, nicht um dort etwa zu mani festieren. Sie sind sich der ernsten Brrantworttichklt bewußt, die der Ausgang der zweiten Dnmawable« ihnen ouserlrgt. Nun droht dem jungen Parlament eine Gefahr von entgegengesetzter Seite. In den letzteu Tagen häufen sich die Nachrichten darüber, daß di« reaktionären, „echt-russischen" Deputierten von vornherein beab sichtigen, dnrch tbre ganze parlamentarische Taktik und Tätigkeit dir Sprengung der Duma zu veranlassen. Bon ihrem Standpunkte au» ist eine solche Handlungsweise auch ganz konsequent. Denn, obwohl die Monarchisten sich an der Wahlkampagne beteiligten, verneinen sie doch im Prinzip die Idee der BolkSverireiung, wenden daher alle ihre Kräfte aus, sie zu kompromittieren. Die russisch« Demokratie hegt allerdings vou der zweiten Reichsduma keine über triebenen Hoffnungen. Aber da sie da» Parlament al» notwendigeu Bestandteil eine- aesnnden Etaatsleben» anerkennt, so ist sie ver- vflichtet und gewillt, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln ^«ftir zn sorgen, die Volksvertretung vor jeglichen auSwärtta«« schädlichen Einwirkungen und Einflüssen zu beschützen. Eben deshalb ist die Opvosition gewillt, ihre gereizte Stimmung zu unterdrücke« «ad deu E c-werp«»kt ans positive schaffesd« Skbttt z« übertrage». wndent, war eS ein Dor» im Auge, daß die »ast noch immer deutsche Inschriften ans osburg Hradschin -ulaßt; sie hätte» a»ch diese« Schlosse der deutschen Kaiser gern die slawische Tünche gegeve«. Da alle Versuche fehlschlugev, so wurde frischweg oehanptet, der Hradschin gehöre dem Lande Böhmen. Nun war das Fatale dabei, daß die Landtasel „das k. k. Hofärar" lHofsiSkus) als Eigentümer aufwies. Ei« Aenderuug d«S Befitztitels konnte nur im Slageweg« erzwuuoeu Verden. Lm ein« Unterlage für di« Klag« zu bekommen, wurde» zwei Historiker und -Wei Juristen mit den Erhebungen und Gutachten betraut. Jetzt haben fünf Professoren der tschechischen Universität ihr Gutachten er stattet. TS ist aber de« tschechischen Ansprüchen nicht günstig. ES sagt »ur, daß die Eintragung uwgenau «ud un bestimmt fei, da „k. k. Hofärar" nicht den Eigentümer be zeichne. Wenn auch die Hofhaltung einheitlich sei so handle es sich beim Hradschin um ein Eigentum nicht des öster reichischen KaiserstaateS, sondern des königlichen Throne« Böhmen«, um die Residenz der böhmischen Könige. Es könne daher »icht vou einem österreichischen Hosärar, joudern vou dem Hofärar des Königs von Böhme» die Rede sein. Zu« Schluffe bringt das Gutachten de» Antrag, daß als Eigentümer, „um den historischen Ausdruck zu gebrauchen", die „Krone des AS»igreichs Böhmen" eingetragen werde» sollt«. Da aber diese Richtigstellung im Wege der gericht liche» Klage »icht zu erziele» sei, so wäre ei« MaiestätS- gesuch anzuempfehle», daß der Kaiser selbst die Lrut«iguug in der Landtafel andern möge. Sollte das nicht -« erlange» sein, so könnte die Sache durch ein Landesgestt, geregelt werden. DaS ganze Gutachten ist eine Haarspalterei. Es gibt nämlich »xr eine» Fiskus, ein böhmische« Hos- arar ist nicht vorhanden. Was die Tschechen wollen, ist einfach eine uedertraoung von ReichSgut auf daS Land, und dazu gehört ein ReichSaesctz. Jedenfalls wird bei der näch sten Anwesenheit deS Kaisers die Fr^e iu Fluß gerate», und eS ist nicht unmöglich, daß de« Tschechen nachgegebeu werden wird. Frankreich. * Vrntiilc Kolnntal-PolitU. Was e» heißt, »uttr fran zösischer Protektorat zn komme», bat der Sultan von Großcomora Said Ali, erfahre« mäffen, über dessen Behandlung gegenwärtig in einer besondere» Kommission in der Kammer verhandelt wird. 1885 bereiste ei« frouzösftcher Naturforscher namen» Homblot die Somoro-Jnsekn, die bekanntlich am nördlichen Teil de- Kanal» von Mocambique liegen; der Forscher brachte eS fettig, sich vo« Said Ali ein Gesuch an dk Regierung vo« Patt» unterschreiben zu lasten, iu de« der Sultan um da» Protektorat der Republik bat. In Frankreich setzte sich Humblot zunächst mit einer Gruppe Finanzier» in Verbindung, und «st at» dk Gesellschaft für die Ausbeutung der Insel Großcomoro gebildet war, sprach « bet den Minister» vor. GrSvy antwortete de« Soltau direkt, er möge sich mit dem Eonvernenr »0« Mavottr verständigen; da» war Humblot sehr m:angruedm, er fuhr so tchnell er konnte nach der Insel, kam noch vor de« Gouverneur dort an und ließ sich von Said Ali einen Vertrag unterschreiben, der der neuen Gesellschaft dir unerhörtesten Recht» gewährte und Homblot zum wahren Herrscher der Insel machte. Einar vom Miuis'-rinm gesandten offiziellen Vertreter wußte Humblot zu verdrällgen. Der „weiße Sultan" staub vou da cm unter leiser Kontrolle mehr; er brachte allen Besitz der Eingeborene« an sich, zwang sie z«r Sklavenrolle, so daß 15 000 »va th»«r »ach Zanzibar oder Madagaskar aa»- waadetten, »ad entsetzt«^ oh« dazu au» Frankreich Befehl z« habe«, de« Sultan, ltt var eiu Attentat ans Humblot verübt worden »ud wen» schon der gefangen« schuldig« Angeborene jede Mttwiffeaschaft des Sultan» largoete, gab Humblot da» Attentat al» Grund der Entsetzung au. Der Tyrann hatte Said AU z» einem Frühstück an Bord de» StattonSschisse» ttngelade«; daun war der Sultan an Bord, al» der Dampfer davonsudr uud ihn in» Exil nach der Insel RSuntoa brachte, wo er mit sei»«« Weibern uuv Kinder« seit 14 Jahre« vo« ISO FrcS. monatlicher Pension lebt. Endlich hat er sich t« Pari» Gehör -erschafft und erhofft seine Wiekerttusetznng. * Die Armeediszipliu. Die Vorgänge in Toni find »war noch nicht geklärt: doch glaubt kein Mensch an das amtliche Dementi. — Seltsam« Zustände scheinen auch im 4S. Linien regiment i» Lille zu herrschen. Dort soll daS Wirken eines einflußreichen anttmilidarrstischen Politikers, der mit einem Spitznamen als der „oolooal airii" bezeichnet zu werden pflegt, den Offizieren und Unteroffizieren jede Autorität raumen. Die Lwlbaten versäumen ohne Entschuldigung den Dienst, schlafen, wenn es ihnen beliebt, außerhalb der Ka serne, erhalten nach Belieben Urlaub usw., und die Offiziere machen beide Augen zu, weil sie der ewigen Auseinander setzungen mit dem „o»lc>asl cnvil" und der ministcrirlten Untersuchungen, die dessen Beschwerde» zur Folge hocken, müde sind. Nach einer Mitteilung der „Tribüne du Nord" soll Kriogsminister General Picquart „infolge der skandalöse» Enthüllungen, die in letzter Zeit über bie Gewokrcheiten und den Gsist des 43. Linienregiments gemocht sind , beschlossen hocken, das Regiment in eine andere Garnison zu verlegen. — Di« „Apachen" der Kolonialarmee hacken gleichfalls in letzter Zeit wieder viel von sich reden gemacht. Vor dem Rathaus in Marennes beschimpften einige Leute vom 7. Ko- lomaiirrfanteriereaiment einen Hauptmann ihres Regiments in unglaublicher Weis«. Di« Bewohner der Insel Oleron be klagen sich, daß die Soldaten des 3. Kolonialinsanterie- rogiments beständig wahre Raubzüge untcr»Ä>men. Auch die Bewohner von Rochefort-sur-mer fordern Schutz gegen die täglichen Ausschreitungen der Kolonialinfanteristen, di« besonders nachts die Straßen unsicher machen. Nack einer nichtdementierten Zeitungsmeldung ist vor einiger Zeit sogar ein Oberst, der in später Stunde über die Place Calvert in Rochefort ging, von drei Koloniassoldaten, die ihn mit dem Seitengewehr bedrohten, gezwungen worden, sein Porte monnaie auszuliffern. Bon einem Fenster der Kaserne deS 3. Kvlonialinfamberieregiments auS wurde ein Schuß auf enron Feldwebel, der im Hof beschäftigt war, abgegeben. Ei» Unteroffizier der Marine Irrig bei einem nächtlichen Zu sammentreffen mit Koloniolsoldatmi schwere Verletzungen da von, denen er Ende Februar im Hosvital in Rochesort er lagen ist. Der städtische LaternenauÄöscker, der ihm bei- stchen wollte, wurde gleichfalls schwer verletzt. In der Ka serne Martvon in Rochefort versuchten vor wenigen Tagen einige Soldaten von der Kolomatarmoe, ihren Feldwebel, der ahnungslos auf dein Fensterbrett schrieb, durch daS Fenster zu Wersen. Dies« Vorckommnisse scheinen völlig un glaublich. sie bestätigen indessen nur, waS «in genauer Kenner der Verhältnisse, der Oberstleutnant a. D. Peroz, der selbst 25 Jahre lang der Kolonialarmee angehört ba». von ocn französischen Kolonialtruppen berichtet. Er schreibt in seinem Buch „France et Japan en Jndochine" u. a. wörtlich: „Es genügt, einige Stunden in einer französischen Hafenstadt zu verbringen, uni einen Begriff von der Haltung, der Wür digkeit und der Disziplin der Kolonialsoldaten zu baben.... Die Offiziere haben in der Garnison wi« im Manöver keine schlverer« Sorge als die, ihre Leute von den schlimmsten Ausschreitungen zurückzuhalten." * Die Els«ß-Lothringer in Frankreich. Di« französische Gesellschaft zum Schutz der Elsaß-Lothringer, die 1871 von dem verstorbenen Grafen d'Haussonville gegründet worden ist und augenblicklich von dessen Sohn geleitet wird, teilt mit, daß ihr durch eine letztwilliae Verfügung eine Besitzung in Le Menillet lDep. Oise) -ur Einrichtung eines Asyls für unbemittelte elsaß-lothringische Greisinnen überwiesen worden ist. Sie fordert das französische Volk auf, sich durch Zeichnung von Geldbeiträgen an der Einrichtung und Unter- Haltung des Asyls zu beteiligen. Bei dieser Gelegenheit er innert die Gesellschaft daran, daß sie seit 1871 zur Unter- stützung von Elsaß-Lothrinaern 3 140 790 Francs und für die Erziehung elsaß-lothringischer Kinder 969 415 Francs auS- gegeben hat. Die Gründung dreier Dörfer in Algier, in denen ausschließlich Elsaß-Lotbringer ang« iedelt sind, kostet« allein über 1 Million Francs; annähernd 700 000 Francs erforderte die Unterhaltung deS Waisenhauses in Le Väsinet, das 50 elsaß-lothringischen Waisenkindern Raum bietet. — Im „Fioaro" zieht ein Elsah-Lotoringer gegen deu FinanHminister Taillanx p, Felde, d« dessen Einkvunneo- doppelte Besteuerung ihres Li »komm«« «mferlege« würde. <Lr stützt seifte Fvrbern»s, Kiese deutsche» Ete»erzahler von !>«r französischen Einkommensteuer »u befreie», mit de« Hin weis darauf, daß die französisch aebliebene» Elsaß-Lothringer der Pariser Regierung memalS Schwierigkeiten gemacht bade« durch das Verlauge», ihre Rechte geltend z» mache», die i« Frankfurter Ariedensvertrag verbrieft, aber immer noch unberücksichtigt seien. Der Arttkelschreiver erklärt, daß die im ReichSla»d g«bliebe«e» Elsaß- Lothrinaer keinen Grund -»r Unzufrie- »enheit yabeu. „Ihre Geschäfte blühe»", sagt er wört lich, „die deutsche Berwaltnug ist alles iu altem ttveniger plagend lbrncmnniäiin), als die französisch e." — In diesem Zusammenhang sei mitge teilt, daß dem französische» Parlament augenvlicmch 8 Elsaß- Lothringer angehören. ES sind dies die Lothringer Senator Fayard sradikal; geboren 1816 in Metz) und Deputierter Veber lsoz.; geboren 1861 in BaumbiederSdorf), ferner der Elsässer Senator Belte« sradikal; «boren 1831 in Brumathj und die elsässischen Deputierten Lovis Drevsns srad.-so-.; geboren 1867 von elsässischen Elter» i» Zürich), Gast slinkS- republ.; geboren 1857 »n Straßburg), Schneider sradikal; geboren 1851 in Colmar), Siegfried slinkSrepubl.; geboren 1837 in Mülhausen) und Thierry (progressiv geboren 1857 in Hagenau). Bekanntlich ist der KriqgSmlnrster General Picquart, wie sein Vetter, der Deputierte Gast, geborener Straßburger. England. fragistS ,»d A»tisnffr«gtsts. Die Stimmrecht- nd außerordentlich empört über die Tatsache -»var abgelebut, empfangen, aber der neue Verein, steu Frauen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder