Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070312018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-12
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BeHuqs-Preis für Leipzig mch Vorort«: I» der Haupt- Lypeditio» oder den» A»«gabesirllrn ab- gtdoU monatlich: Latgabe a (1 mal täglich) 70 Ps., «u-gabe 8 >2 mal täglich) 80 Pf, bei Hasiellapg in» Hau« Ausgabe L 80 Pf, Aokgabe v l Mark. Durch unsen aus- wäriigeu Ausgabestellen und durch die Post bezogen (1 mal täglich)innerdalb Deutschlands monatlich l Mark auSschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungara b L 45 k vierteljährlich, die übrigen Länder laut AeitungSpreiSliste. Dies, Nvmmgr löstet a»f 4 7 allen Bahubäfe» »ad bet III I den kieitungS» Verkäufern k* tztesetttton «ad ErpesUt»»: ZohanntSgasse 8. Telephon «r. ItÄ Nr. 222. Nr. 117L. Berliner HredaMonS-Bnrr«»: Berlin bkIV. 7. Prinz uoniS Ferdiuand- Straße l. Telephon l, Nr. 9275. Morgen-Ausgabe 8. WxzMr.TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 71. Dieuötag 12. Miirz 1907. Slnseiqen-Prei- Aür da» Ericheiueu au benimmten Tagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Feflerteille Aufträge kSnnea nicht zurück- gezogen werben. Haapt-FMale Berlin. T arlD n u cke r, Herz»l.Bayr.Hosbuchdandlq.. Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603'. Mlial-irrvetzMnu: Drestzen.MarienNr.34. die 6gespaltene PetUzeilr für Geschäfts- tnferate auS Leipzig und Umgebung LK Pf, Familien^ Wohnung-- u. Stelleu-Anzetgeu, sowie La- und Verkäufe 20 Pf, finanziell« Anzeigen 30 Pf, für Inserate von auSwärt- SO Pf. Reklame» 75 Ps, auswärt» I Mark. Brilage- aebühr 4 Mart p. Taujeud ezkl. Postgebühr. Grschäst-auzeigea an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Mir Inserate vom A uSlande besonderer Tarif. Lnzeigen-Annadme: AugnKusplay 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen deS In- und Auslandes. ——" — 101. Zahrgang. var Äicdllgrle vom Läge. * Die Abreise deS Königs Friedrich August von Lissabon wird Mittwoch oder Donnerstag statlfinden. (S. DtschS. R.) ».Eine göstern obgehcklten« Versammlung des Vereins Leipziger Handelsvertreter trat für das Saale- kanaldau-Pr ojekt ein und nahm ein« Resolution an, in der der baldige Bau gefordert wird. (S. Letzte Lok.-Nachr.) * Der Reichstag setzte gestern die sozialpolitische Interpellation des Zentrums fort. (S. Parlaments- Bericht 2. Beilage.) * Der bulgarische Ministerpräsident Petkow ist von einem entlassene» Beamten ermordet worden. (S. AuSI.) * Die rassische« Sozialdemokraten lehnten jedes Zusammengehen mit den anderen Parteien der Linken ab. (S. AuSl.) Vie krdsdlttlg Oer SedSIter «ml üar 5le«erpkivileg äervramlen. Wie man sät, so erntet man. An diese Wahrheit wird jetzt die Regierung glauben müsse». Durch ihre auf die Spitze getriebene Steuer» und Verkehrspolitik, durch den eigenartigen Schutz, den sie der heimischen Landwirtschaft auf Kosten deS Geldbeutels nichtagrarischer Landeskinder zuteil werden läßt, sind wirtschaftliche Verhältnisse in Deutschland geschaffen worden, die eine ganz neue Wirt- schaftsepoche eröffnen, in welche sich das deutsche Volk erst nach und nach einleben, an die es sich erst langsam anpassen kann. Denn eS wäre durchaus unrichtig, nur noch von einer vorübergehenden Teuerung zu reden, wo es sich um »ine allgemeine und gründlich« wirtschaftliche Veränderung handelt, die durch die zielbewußte NegierungSpolitik herbei geführt ist. EL war mm für die Regierung ganz angenehm, infolge dieser Politik überall die Einnahmen für de« Reichs- oder Staatssäckel wachsen zu sehen; aber der hinkende Bote kam dieser erfreulichen Erscheinung nur zu bald nach. Handel, Gewerbe und Arbeiterschaft vermochten sich verhältnismäßig schnell den neuen Existenzbedingungen anzupaffen, indem sie mit vollem Rechte überall die Preise der Waren, der Arbeits löhne usw. erhöhten und unter Umständen diese Aufwärts bewegung wiederholten. Nur die so oft wegen ihres festen Einkommens beneidete Beamtenschaft vermochte diese Be wegung nicht mitzumachen; mochten die Preise für alle nur erdenklichen Existenzbedingungen auch um 30, 40 und mehr Prozent steigen: ihr gewiß nicht zu hoch bemessenes Ein kommen blieb dasselbe. Man darf es getrost aussprechen, daß die kärglich besoldeten unteren und mittleren Beamten aller Art aufs schwerste unter den sich neugestaltenden Wirt- schaftSverhältniffen gelitten haben und noch leiden, um so schwerer, als Gesetze und Sonderbestimmungen ihnen in ihrer dienstfreien Zeit einen Nebenerwerb, der jedem anderen Menschen erlaubt ist, ganz außerordentlich er schweren, ja teilweise sogar fast unmöglich machen. Man verlangt eben, daß der Beamte „mit Leib und Seele" nur seinem Amte gehöre, und überläßt es ihm, sich mit der Ent- lohnung abzufinden. Andernfalls hätte er ja nicht Beamter werden brauchen! — Jetzt aber macht sich mit zwingender Gewalt eine all gemeine Aufbesserung der Beamtengehälter nötig, und wird hierbei verfahren, wie es die neugeschaffenen Verhältnisse gebieterisch verlangen, wird nicht nur wieder ein nutzloser Tropfen auf einen heißen Stein gespritzt, so wird sich bald zeigen, daß die durch eine überspannte Steuerpolitik er zielten Mehreinnahmen bedeutend zusammenschrumpfen. nimmt. Und doch droht diese Gefahr den Beamten bereits! jetzt in hohem Grade. Allgemein bekannt ist das vielbekämpfte, bisher aber mit Fug und Recht von den Regierungen aufrecht erhaltene Steuerprivileg der Beamten. Mag man nun über dieses Prinzip denken, wie man will: für die Reichs- und Staats beamten ist es nichts weiter, als ein einfaches und gerechtes wirtschaftliches Schutzmittel. Diese Beamten können sich den Ort ihrer Tätigkeit nicht nach Belieben aussuchen, sie müssen hingehen, wohin die Regierung sie schickt, und zwar stets mit dem gleichen Gehalte. Nun denke man sich einen Beamten mit schmalem Einkommen, der plötzlich aus einem Orte mit wenig über 100 Prozent Kommunalsteuern in einen solchen mit 200 Prozent oder darüber verschlagen wird, wo infolge dieser OrtSsteuern auch die übrigen Lebensbedingungen teurer sind. Wie soll dieser Mann existieren? Darum ist daS Steuerprivileg, das solche Härten etwas ermäßigt, durch aus berechtigt. Soll es ober jetzt aufgehoben werden, so muß man den Beamten einen Ersatz hierfür schaffen, und zwar durch ortSangemeffene, nicht pensionsberechtigte Zulagen. Im anderen Falle hilft man tatsächlich nur halb. Dringend bedarf auch der Wohnungsgeldzuschuß der Beamten einer gründlichen Neuregelung. Sowohl die Ein teilung der Wohnorte, als auch die Hohe der geleisteten Zu schüsse entspricht in keiner Weise mehr den Zeiterforder nissen. Auch da, wo mittleren und unteren Beamten Dienst wohnungen zur Verfügung gestellt werde«, hat man nur zu ost den Maßstab aus Urväterzeiteu angelegt, während man sich „nach oben hin" an Luxus kaum genug zu tun vermag. Jeder Beamte hat unbedingt den Anspruch, seiner Stellung angemessen behaglich, wenn auch nicht luxuriös, zu wohnen. Endlich aber noch die Frage: wird bei einer Erhöhung der Gehälter auch der pensionierten Beamte» und der Witwen gedacht werden, die unter den neugeschaffenen Ver hältnissen ebenfalls schwer, -um Teil sogar bitter schwer z« leiden habe»? Wir glaube«, daß dies eine einfache und un umgängliche Pflicht der Gerechtigkeit, der sozialen Für sorge ist. Feine vekZÄlepp««g, bitter Die Interpellation wegen der Flußschisfahrt-» abgaben erfährt von der Regierung eine ausfällige Behand lung. Am Soonabeuv hat der Reichskanzler durch seinen Stellvertreter erklären lassen, er sei bereit, die Anfrage wegen der FlußschiffahrtSabgaben zu einem späteren Termin zu beantworten. Damit ist bei der überaus kurzen Session und der Geschäftslage deS Parlaments ^ie Gefahr nabe ge rückt, daß diese für unsre gesamte Volkswirtschaft bedeutungs volle Angelegenheit wieder für längere Zeit ungeklärt bleibt. DaS sollte unter allen Umständen vermieden werden. Deshalb möchten wir au den Herrn Reichskanzler den dringende« Wunsch richten, den hinaa-geschobene» Termin der Beantwortung schon auf die nächsten Tage zu verlegen. Die Frage bewegt die Gemüter nicht erst seit Wochen oder Monaten, sondern seit Jahren, so daß die erste Stell« deS Reiches doch wohl über alle ihre prinzipiellen Seiten, die verfassungsrechtliche z. B., orientiert sein und sich eine Ansicht gebildet haben wird. Hier können also die Schwierigkeiten nicht liegen. Nun heißt eS freilich, Preuße« verhandle zurzeit tn der Angelegenheit mit nördlichen Bundesstaaten, aber es ist natürlich ganz ausgeschlossen, daß die Interpellation solange zurückgestellt werde» könnte, bi- mit allen in Betracht kommenden Staaten Uebereinkommen getroffen sind. Mit Sachsen find überhaupt noch keine Verhandlungen eiugeleitet worden. Schließlich könne» auch di« schönste« Separat abkommen doch nicht den Reichstag au-schalten, des» eS aussetzung gemacht, daß den Polen überhaupt der Ankauf von Grund und Boden unmöglich gemacht werde. Zunächst steht aber noch gar nicht fest, ob eine Ent eignungsvorlage in dem beschränkten Sinne, daß die An- iedelungskommission das Recht erhält, Grundbesitz, der für sie Abrundung und Sicherung deutscher Ansiedelungen in Betracht kommt, nach Maßgabe des »Gesetzes vom 11. Juni 1874 in Anspruch zu nehmen, auf eild Durchdringen im preu ßischen Landtage rechnen kann. Von deutschagrarischer Seite wird geltend gemacht, daß ein EnteignuugSrecht der An siedelungskommission preisdrückcnd wirken müsse. Das ist auch selbstverständlich. Denn die Preise haben schon jetzt eine Höhe erreicht, die dem Ertrage nicht mehr entspricht, raß auf deutscher Seite sich nur die Spekulation auf den Ver kauf, sei es an die Ansiedelungskommission, sei eS an pol nische Bewerber, rechtfertigt, auf polnischer Seite durch den politisch-nationalen Gesichtspunkt der Behauptung von Macht und Einfluß. In jüngster Zeit bat der Ankauf dreier deutscher Güter im Kreise Kosten durch den Grafen Miel- czynski wieder Aufsehen erregt. Gegen ben Vorwurf der Preisgabe deutschen BodenS kommt aber sofort wieder die Rechtfertigung, daß die Ansiedelungskommission den Preis zu drücken versucht habe. In einem Falle beträgt die Diffe renz des von der Ansiedelungskommission als angemessen er achteten Preise- mit dem von dem polnischen Käufer be zahlten 31000 (ISO 600 und 1816001; im anderen Falle 55 000 .il (395000 und 450 000). Unbeteiligt« haben es frei lich leicht, den Verkäufern zum Vorwurf zu machen, daß sie nicht das patriotische Opfer deS Verzichtes auf den Mehr erlös gebracht haben. ES kommen ja auch solche Fälle vor. Es ist aber eine andere Denkungsart, wenn gegen ein Ent- eignungSrecht protestiert wird mit der Aussicht, eS werde dann allen deutschen Besitzern nur übrig bleiben, schleunigst zu verkaufen, jetzt könne noch jeder mit angemessenem Ver mögen herauskommen, später werde er vielleicht doch — und dann billiger — verkaufe« müssen. DaS angekündigte Aus nahmegesetz schneide jede Konkurrenz ab und schließe eine Zuwanderung unabhängiger deutscher Besitzer auS. Dieser Gesichtspunkt ist unzweifelhaft richtig; er träft aber noch vielmehr bei dem mehrfach verlangten staatlichen Vorkaufs recht zu, das praktisch nur eine in alle» Fälle« lässige bureau- kratische Bevormundung beraten könnte und bei fortdauern dem polnische» Angebot die Preissteigerung sortsetze« würde. sLer agrarische Standpunkt würde sich gegen «in Vorkaufs recht noch mehr sträuben s!« gegen das Enteignung-recht der Ansiedelungskommisfion, sofern eben da- Vorkaufsrecht »« gleich die Enteignung zu einem ohne Rücksicht ckvf privates Angebot festgesetzten Preise in sich schließen müßte. Für die Beurteilung eines Enteignung-rechtes der An- siedeluugskommission aber muß ein Gesichtspunkt in den Vordergrund treten, den die bisherige publizistische Er örterung fast durchaus auS dem Auge gelassen hat — viel leicht meist deswegen, weil «an die Ziele der deutschen An siedelung sich nicht deutlich gemacht hat. Eine voll ständige Enteignung alles polnische« Grundbesitzes in den Provinzen Posen und Destpreußen, die Verdrängung der polnischen landbauenden Bevölkerung durch die deutsche ist freilich schon verlangt worden, die Durchführbarkeit dieser Forderung aber ist ausgeschlossen. Möglich ist aus absehbare Zeit nur die Schaffung von festen Schranken und Dämmen, die Zusammendrängung der polnischen Massen in Sprach inseln und die Anlegung einer deutschen Grenzzone gegen Rusfisch-Polen. Wie weit die bisherige Ansiedelungstätig keit selbst von diesem mäßigen Ziele entfernt ist, zeigt schon ein Blick auf die Karte. Die Ansiedelungskommisfion konnte bisher bei der Beschränkung auf den Kauf der ihr angeborenen Güter und Grundstücke nur ausnahmsweise planmäßig neue deutsche Gebiete schaffen. DaS größte und geschlossenste bei Jannowitz ist ein beliebtes Besichtigungsobjekt. ES handelt sich dabei vorerst nur um Sprachinseln, die vollends im ganzen Süden der Provinz Posen recht sporadisch an der polnischen Flut emporragen. Die Verstreuung d«S alten und des neuen Deutschtums ist wohl eine Stütze der deutschen Verwaltung; aber etwa davon eine Verdeutschung der Polen zu erhoffen, wäre einfach utopisch. Wenn der Ansiedelungs kommission nicht die Mittel gegeben werden, noch einem weiter ausblickenden Besiedelungsplan vorzugehen, so wird die stärkere Mehrung deS Deutschtum- während deS letzten Jahrfünfts eine Episode sein. Nur ein kaot», nicht äs jur« geographisch bedingtes Enteignungsrecht der Ansiedelungskommission bedeutet einen Fortgang. Es wird aber Pflicht der Regierungen und Pflicht der poli tischen Parteien sein, endlich eine würdige, zeitgemäße Be- amtenbesoldung durchzuführen. ES wird nicht genügen, diesmal hier und da das Höchstgehalt um hundert und einige Mark zu erhöhe», eS muß endlich einmal ganze Arbeit ge macht, das ganze Besoldungssystem von Grund aus neu ge regelt werden. Im anderen Falle werden die ber«chtigten Klagen der Beamten nicht verstummen, und daS unwillige pnd dabei so unbillige Wort von den „ewig unzufriedenen Beamten" wird -um Nachteil für die StaatSautorität weiter bestehen. Die mittleren nnd unteren Beamten in Deutschland sind wahrlich mit ihren pekuniären Ansprüchen nicht unbescheiden. Sft haben durchaus nicht den Hang, in Luxus zu leben. Aber man verlangt amtlich von ihnen eine anständig bür gerliche Lebensführung, ja, unter Umständen verlangt man von ihnen sogar die Erfüllung gesellschaftlicher Pflichten. Wen» man Derartiges fordert, dann muß man auch die nötigen Mittel hierzu gewähren. Es ist sehr wohl begreiflich, daß die Beamtenschaft der geplanten Erhöhung der Gehälter trotz innerer Freude doch mit einigen Zweifeln entgegenfieht. Gerade in den letzte» Jahren sind mehrfach Beamtenkategorien Gehälter erhöht worden, und -war in einer Weise, daß die also Beglückten fast als Leidtragende anzusehen waren. Etwas Derartiges darf sich diesmal nicht wiederholen, sonst sind die Beamten direkt der Not ausgesetzt. Lor allen Dingen muß vermieden werden, daß man mit der ein«» Hand gibt, mit der anderen aber gleichzeitig geht um eine Reich-angelegeaheit, um eine B er- fassung-frage. Der Reichskanzler würde wegeu aller dieser Bedenke« gut tun, die Antwort auf die Interpellation nicht auf die lange Bank zu schieben. o« kMigmmgrlechl -er ll»riesel«»-r- trommirrisn «ms reine Legier. Die jüngste Denkschrift der Ansiedel«ngskommisfio« weist in aller Offenheit auf die bedenkliche Nebenwirkung hin, die auS der Verquickung eines durch ein Staatsaesetz um schriebenen Zweckes, der Stärkung d«S deutsche» Besitz standes in den Provinzen Ost- und Weftpre«ße», »ft de« privatrechtlichen Gesichtspunkt, der Konkurre«- i» A»ka»f von Grund und Boden erwachsen mühte, a»f di« svr»»gdaft« Steigerung der Preise! Wenn anfänglich die Erwartung bestanden hat, daß die auSgekauften polnischen Emmtzbefitzer, sei eS durch Auswanderung, sei eS als harmlose Rw»t»er, für den nationale« Kampf ausgeschaltet bleiben würden, so war dies ein Fehler in der Rechnung; es wird sich empfehlen, ih» auch für die Folge im Auge zu behalten. Der „Kuryer PoznanSki" erinnert jetzt gegenüber dem Gedanken, de» pol nischen Grundbesitz durch eine Erweiterung der Rechte der AnsiedelungSkommission dauernd ein-uschri»ken, daran, haß die so freiwerdenden polnischen Kapitalien sich dem Handel und Gewerbe zuwenden müßten. ES ist hierbei die Lor- Var frauenrn««recht i» kuglsmt. (Von unserem Londoner L.-Sorrespoadenteu.1 Als am Freitag -Big Ben" 5 Uhr schlug und die parla mentarische Teestunde begann, war die FrauenstimmrechtS- bill für die lausend« Session tot. Und -war war der Sieg fried, der den Drachen erschlug, das liberale M. P. Rees. Er bedient« sich — ironisch genug — dabei des Trics, sie totzureden. Die Frauen dürfen sich darüber eigentlich nicht beklagen. Wenn sie erst in Westminster sitzen, wird daS Totredeu noch ganz ««deren Umfang annehmen. Am klüg sten haben sich die Unionisten zu der Bill Mr. Dickruson- verhalten. Sie habe» sich von Parteiwege» gänzlich dazu ausgeschwieaen. Und daS einzige iuaenduche Mitglied der Partei, das eine leidenschaftliche Philippika gegen „vvtsa vow«r" richtete, schloß dramatisch damit — baß eS sich auf seinen Zylinder setzte, so andeuteno, daß die Minister die ganze Debatte als „aocxi sxort." betrachteten. Sicher wurde vurch die karthäuseroofte Schweigsamkeit der Unionisten der Liberalisnnr- veranlaßt, di« Debatte ganz m sich zu führen und damit zu zeigen, wie diametral tue Ansichten ranerhald der Partei auseinaudergehen, die angeblich geschlossen für daS Frauenstimmrecht eintritt. Auch dabei lief viel Theater unter: So die „Petitton gegen" mit 21000 Unterschriften und die „Petition für" mit 80 Namen; so die gerissene Rede llampbell-Bannermans, der sich für hie Prinzipien der Bill aussprach, um dann die Entscheidung hem Hause zu überlassen, dos heißt der Bill die Regierungsunterstützung zu ent-lehen, womit sie verdammt war. Theater war schon, daß die lcherale Partei durch Mr. Dickinson, ein junges und varlame»tarisch »«erfahre»«- Mitglied, den Entwurf ein- bri«aen ließ. Denn damit käme» »»überleat« Momente in dos Gesetz, welche dEen Annahme a«ch für »ie Freund« der Suffragettes unmöglich machten. So die Beschränkung der Wahlberechtigung auf eine kleine Klasse wohlhabender Frauen, während anderseits eine Abweichung von dieser Be schränkung direkt zum allgemeinen gleichen Wahlrecht für Erwachsene führen müßte, das selbst die Männer in England noch nicht besitzen. Mr. Dickinson selbst mußte zugeben, daß die Wirkungen einer solchen Emanzipation sich nicht über sehen ließen, da unter ihr die Frauen die Mehrheit im Par lament erlangen würden. Die in den Kolonien und im Unionstaate Utah gemachten Erfahrungen können keinen Maßstab bieten. Der Liberale Whitehead machte bissig, ober nicht ohne Recht darauf aufmerksam, daß in Utah die Ge währung des Frauenstimmrechts die Kompensation für die gleichzeitige Abschaffung der — Polygamie gewesen ist. Jedenfalls hat die Debatte ein praktisches Resultat ergeben: Die Einmütigkeit dahin, daß die sogenannte „intellektuelle" Gruppe der Suffragettes in absehbarer Zeit das also an einen Bildungsnachweis zu knüpfende Stimmrecht erhalten wird, während anderseits die Uebcrzeugung ebenso einmütig ist, daß in den arbeitenden Klassen die Bewegung noch keine so tiefgreifenden Wurzeln gefaßt hat, um eine so wichtige Verfassungsänderung zu rechtfertigen. Daß die Bill „tot geredet" wurd«, noch dazu unter Assistenz der Regierung, war freilich ein Fehler. Man hat schon bemerkt, die Frauen hätten jüngst bewiesen, daß sie zu fechten beständen, rmd da mit falle das Hauptargument gegen ihren Anspruch. Jeden falls hat die lächerliche Form, in der die Bill beseitigt wurde, bereits den „kigchttus spirit" der SuffragetteS zur Exal tation gesteigert, und sie sind nicht nur in der Stimmung, solche Redeblütea, wie die des heißblütigen Redmond, daß in Großbritannien „alle Kreaturen Gottes" s!) an der Staats verwaltung teilnehmen müssen, so herzlich das Haus über sie lachte, ernst zu nehmen: sondern wir werden durch den ganzen Rest der Session eine tumultuöse Straßenagitation mitanzusehen haben — und das wirkt in England am letzten Ende doch immer. Deutsches Deich. Leipzig, 12. Mörz. * Köst» Artetzrich August in Lissabon. Zu dem Bericht über da- Galadiner am Sonnabend abend im Schloß Adjuda, an dem die ganze königliche Familie außer dem Iufautea Manuel teiluahm, wird «nS ergänzend offiziös gemeldet: Die vier Ehrenplätze nähme« ein König Karl, die König»», Vie Königin-Witwe and der König Friedrich August. Köuig Karl batte zu seiner Rechten die Gattin de- deutsche« Gesauvte», Gräfin v. Tattenbach, König Friedrich August die Gräfin Sabugosa. Geladen waren ferner der Hof, die Minister, der apostolische Nuntius, die Mitglieder des diplo matischen Korps mit ihren Damen, die Präsidenten deS Parlament» und der städtischen Behörden voa Lissabon. König Karl brachte einen Trinkspruch aus auf den König Friedrich August und dankte ihm für seine» Besuch. König Friedrich August erwiderte etwa folgendes: Der so freundliche Empfang, den Eure Majestät und Ihre Majestät die Königin mir bereitet haben, ist mir ein Beweis dafür, wie sehr mein Herz recht hatte, als es mich überredete, meine Erlauchten Verwandten und daS schöne Land zu» besuche», welches so viele Erinnerungen an meine geliebte Mutter in sich birgt. Von dem Augenblicke an, wo e- mir vergönnt war, zum erstenmal die glorreiche Standarte Johanns IV. und die Fahnen Ihrer glänzenden Armee zu begrüßen, bin ich mit wahrhaft königlicher Gastfreundschaft, mit Freundschaft und Wohlwollen über häuft worden, und die wenige« Stunden, die ich in Ihrem Laude zugebracht habe, haben schon geuügt, mich all die Reize ahnen zu lassen, mit denen Natur unv Kunst dieses Land auSgestattet haben, und tue mir in lammenden Tagen »och enthüllt werden mögen. Die liebenswürdigen Worte, die Eure Majestät an mich gerichtet baden, vermehren noch meine Dankbarkeit, um so mehr, als mir dieselben Gelegenheit geben, auch meinerseits den wärmsten Wünschen Ausdruck zu geben, die ich für Eure Majestäten und für da- Königreich Portugal hege. Diese Wünsche sind um so aufrichtiger, als sie nicht nur der persönlichen Freund schaft entspringe», die mich an meine teuren Verwandten fesselt, sondern auch der lebhaften Sympathie, die ich mit dem ganzen deutschen Volke für die edle Nation empfinde, welch« ebenfalls mir alle Beweise ihrer sprichwörtlichen Gastfreundschaft gegeben hat. Alle diese Gefühle dringe ich zum Ausdruck, indem ich mein Glas erhebe und trinke auf da- Wohl Eurer Majestäten, de» Königlichen Hause- und auf da« unveränderliche Wohlergehen des portugiesi schen Volke». An das Diner schloß sich ein von Künstlern des italienischen Theaters auSgesührte» Konzert an, zu dem 400 Einladungen ergangen waren. König Friedrich August blieb den gestrigen Tag in Cintre und folgte abend- einer Einladung zum Diner beim deutschen Gesandten Grasen vou Tattenbach. Die Abreise ist noch nicht festgesetzt, wahrscheinlich findet sie Mittwoch oder Donnerstag statt. * v«u GevnrtStan des bayerischen Prinzregcnten. Der Prinzregrnt verlieh anläßlich seine- GeburtSfestrS den Militär verdienstorden erster Klasse dem General der Infanterie Prinzen Rupprecht von Bayern. Beförver/ wurde zum Generalmajor Oberst v. Gebsattel, Militärbevollmächtigter in Berlin. — Der „Reichsanzeiger' veröffentlicht eine ganze Anrabl von preußischen AuS- »eichnmi-en an bayerisch« Offiziere. U. a. erhielten: di« Krone zum Rote» Adlerorden l. Klasse der General der Im fauterie z. D. Ritter v. Hag; den Roten Adlerorden l. Klasse Generalmajor NaegelSdach, Kommandeur von München, Generalmajor Ritter Edler v. Rauschen auf Weeg, Premierleutnaut der Leibgarde der Hartschiere, General major Ritter v. Vicenti, Sekondleutnant derselben Leib garde, Generalmajor Graf v. Tauffkirchen zu Gatten- durL Kornett derselben Leibgarde, Generalmaior Ritter v. «rüg, Kommandeur der 1. Infanterie-Brigade, General major Frhr. Kreß v. Äressenstein, Kommandeur der 2. Infanterie-Brigade, Generalmajor z. D. Deppert, bis her Kommandeur der l. Feldartiürrie-Brigade und General- major Rttter v. Frommel, Kommandeur der 1. Kavallerie- Brigade. Den Kroaen-Orden 1. Klaffe erhielt General leutnant Frhr. Kreß v. Kresseustein.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite