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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070313010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-13
- Monat1907-03
- Jahr1907
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Der Reichskanzler gedenkt bis zu seiner Rückkehr, die nach etwa 14 Tagen er folgt, in Rapallo zu verbleiben. * Der Reichstag erledigte die kolonialen Nach- tragöetatS iu dritter Lesung, ebenw Rechnungs lachen und trat dann in die Besprechung der Inter pellation über den Stand der Strasprozeßresorm ein. Hierbei hielt der Dresdner nationalliberale Abgeordnete Dr. Heinze seine erste, lehr beifällig ausgenommen? Rede. (S. ParlamentSber. 2. Beilage.) * Der Seaioren-Ko nvent deS Reichstages beschloß die Osterferien am 22. März beginnen zu lasten und die Sitzungen dann am 10. April wieder aufzunebmen. In dieser Woche sollen Interpellationen beraten werden und am nächsten Montag das Etatnotgesetz. * Die Br an lisch'weiger Landes» ersammlung (Land tag) hat gestern einstimmig den Antrag der Regierung angenommen, sein Einverständnis damit zu erklären, daß nunmehr die Wahl eines Regenten ia die Wege geleitet werde. (S. DtschS. R.) * Die Landtagssession in Sachsen-Weimar wirb am 23. März geschloffen. * Im Hafen von Toulon ist gestern da- franzö sische Linienschiff „Jena" in die Luft geflogen. Man spricht von 200 blS 300 Toten. (S. d. des. Art. u. Letzte Dep.) * Der ehemalige Präsident der französischen Republik Casimir-Perier ist gestorben. (S. d. des. Art.) * DaS englisch-russische Abkommen bezieht sich bloß auf die Erhaltung deS stotus guo in Asien. ES soll eine sehr lockere Form erhalten. (S. AuSl.) * Die Schweiz hat ihren Beitritt zur Haager Kouveutioa von 1899 beschlossen. (S. AuSl.) * Präsident Roosevelt hat die Kalifornrer nochmals zur Nachgiebigkeit in der Schulfrage mit Rücksicht auf die Verhandlungen mit Japan ausgejorvert. (S. AuSl.) Lum Minirierwrchsel in Sayern. (Von unserem Münchner Korrespondenten.) Durch nichts gerechtfertigt, tritt im Zusammenhänge mit dem bevorstehenden Rücktritt des Grafen Feilitzsch die Meldung auf, daß Ministerpräsident Frhr. v. Pode- wils sein Portefeuille mit einem hohen Hofamte zu ver tauschen beabsichtige. Das Gerücht zeichnet sich nicht durch den Reiz der Neuheit aus und hatte ursprünglich seine Ent stehung wohl der Ueberzeugung weiter Kreise zu verdanken, daß Frhr. von Podewils sich in der Tat zum Hofdienst mehr eignen dürste. Zurzeit aber denkt er gar nicht daran, seine gar nicht so schwer drückende Bürde und Würde auf- zugeben. Von seiner Erkrankung und Operation hat er sich sehr gut erholt, beim Prinz-Regenten, der eben sein 86. Jahr vollendet und weniger denn je neue Männer um sich sehen will, steht er nach wie vor in großer Gunst, wenn auch nicht mehr allein; er muß sie mit dem Justizminister teilen, dem es auf der anderen Seite auch gelungen ist, das Herz des Zentrums völlig zu gewinnen. Und im übrigen fühlen sich unsere sämtlichen Exzellenzen im Schirme und Schutze der Ultramontanen außerordentlich wohl und munter, ein Gefühl, das sich durch das Ausscheiden des Ministers des Innern, Grafen Feilitzsch noch um einige Grade steigern wird. So ist dem Münchner Zentrumsorgane ganz recht zu geben, wenn es jetzt schreibt: „Podowils geht aber nicht, er wäre ein Tor, wollte er jetzr gehen, da die gefährlichste Nummer im Ministerium ein gezogen wird und durch das Ausscheiden des Grafen Feilitzsch die Möglichkeit gegeben ist, einen Minister des Innern zu erwählen, der die Homogenität des zivilistischen Minister- fextetteS nicht stört, sondern sich in sie einfügt." So schauder haft auch die Struktur dieses Satzes ist, ihr Inhalt trifft den Nagel auf den Kopf. So schmiegsam sich Graf Feilitzsch dem neuen Kurse anzupassen wußte, so vielen Dank ihm auch seitdem das Zentrum und das Ministerium Podewils schuldig geworden sind, er ist beiden ob seiner Vergangenheit und Wandelbarkeit höchst verdächtig geblieben. Konnte man ihn doch sogar in ganz vertrautem Regierungskreise d:n „Hemmschuh" nennen hören. Doch darüber wird bei seinem wirklichen Rücktritt zu sprechen'sich Gelegenheit ergeben. Nicht daß er geht, kann wundernehmen, höchstens, daß er so spät geht; denn er steht im 73. Jahr« und hat seine Ab sicht, sich zur Ruhe zu setzen, schon vor zwei Jahren kund gegeben. Es waren nicht nur böse Menschen, di« am Ernst dieses Entschlusses gezweifelt haben, und nicht wenige wun dern sich darüber, daß der von ihm zuletzt gesetzt« Termin, di« Verabschiedung des Wastergesetzes, wirklich eingehalten wird- Bor etwa 2 Monaten hat man jedenfalls in seinem Mini sterium noch nicht daran geglaubt. Vielleicht ist ihm unter dessen doch deutlich geworden, daß auch seine Uhr abge laufen ist. Mit Recht wird als sein Nachfolger der Regierungs-1 iräsident der Oberpfalz, von Drettreich, genannt. Jeden-1 alls wird Feilitzsch in dieser Richtung seinen ganzen Ein- I kuß aufgeboten haben. Brettreich ist einer der wenigen, für die Graf Feilitzsch ein wärmeres Gefühl gehegt hat und die ihm unter seinen Beamten Dank schuldig sind. Er kann auch den Kollegen willkommen sein. Ein unstreitig kenntnis reicher, vielleicht etwas einseitig landwirtschaftlich gerichteter Mann von grober Arbeitskraft und Liebenswürdigkeit, in politischer Beziehung ein sogenanntes „unbeschriebenes Blatt", wird er sich dem Herzenszuge des Ministeriums Podewils nicht widersetzen und ebenfalls dem Zentrum »eben, was des Zentrums ist. So hat auch die ultramontane Presse bisher noch nicht das schreckliche Verbrechen registriert, daß der Regierungspräsident der frommen Oberpfalz in ge mischter Ehe lebt. Außer Brettreich wird noch der Präsident des Ober- landesgerichts München. Neichsrat Thelemann, ge nannt. Er wäre fraglos vor Jahren Justizminister ge worden, wenn er nicht Protestant wäre. Das Zentrum er hob damals allerdings keinen Einspruch — um dem Grasen Crailsheim eine Falle zu stellen. Mit der Ernennung Thelemanns wären nämlich alle Zivilstaatsminister — der Verkehrsminister wurde erst später „kreiert" — mit Aus nahme des Kultusministers, also des Freiherrn v. Pode- wils, Protestanten gewesen. Und die Zentrumspresse hätte Schwefel und Feuer gespien und die Volksseele gekocht und geschäumt. Heute gehört außer dem Grafen Feilitzsch allerdings nur der Finanzminister nicht der alleinselig machenden Kirche an. Aber cs ist sehr unwahrscheinlich, oaß daS Zentrum nicht alle Minen springen ließe, um die Be setzung eines so wichtigen Restarts, wie d«S Ministeriums dez Innern, mit einem Protestanten zu verhindern, noch un wahrscheinlicher, daß die Negierung der Krone überhaupt einen solchen Vorschlag unterbreitet; denn auch Präsident von Thelemann ist beim Regenten persona grata. So kann die ultramontane Presse, indem sie daS Gerücht ohn« Wider- spruch, ja mit einem gewissen Wohlwollen verzeichnet, sich auf ungpmein billig« Weif« den Anschein edler Toleranz gebe». earimir-sterier -s-. Der französischen Republik fünfter Präsident ist gestorben. Seine Amtsdauer war die kürzeste der Präsidentschaftsperioden, in deren achter wir jetzt stehen. Als Sadi Carnot von Mörderhand gefallen war, wählte der eilig zusammenberufene Kongreß den Mann, der längst als Favorit für die ohnehin in Jahresfrist fällige Neuwahl galt: den Kammerpräsidenten aus jener Familie der „republika nischen Aristokratie", die den polnischen Vornamen ihres berühmten Ahnen zum bleibenden Gedächtnis dem Familiennamen Perier hinzngefügt hatte. Mit Recht sprach man, wie bei den Carnots, den Cavaignacs, von einer „republikanischen Aristokratie". Freilich war der Großvater, der seinen Namen noch ohne Bindestrich schrieb, nicht eigent lich Republikaner gewesen. Aber doch ein aufrichtiger Libe raler, der Organisator des Bürgerkönigtums ohne y. Auch Casimir Ik. gehörte zu jenen Liberalen, die, sich eng an Adolphe Thiers anschließend, genau ebenso bereit waren, ihrem Vaterlande unter einer republikanischen Verfassung zu dienen, wie unter einer, nach dem Frankfurter Frieden vielleicht noch möglichen, orleanistischen Monarchie. Erst des jetzt verstorbenen Jean Paul Pierres Blütezeit fiel in unsere Jahre, in denen an eine Rückkehr der Monarchie kaum noch gedacht werden kann. Er teilte das Los des Groß vaters und des Vaters insofern, als ihre Ministerzeit nur wenige Monate umfaßte und doch bedeutungsvoll für die Geschichte Frankreichs wurde. Der im Dezember 1893 ins Ministerpräsidium berufene Kammerpräsident trat bereits im nächsten Mai wieder zurück. Aber seine von der Linken befehdete Amtsführung war so sehr nach dem Geschmacke der konservativen Republikaner gewesen, daß der aller Popu- laritätshascherci abholde Mann von katonischer Sitten strenge, aber auch von katonischer Schroffheit, fortan für ihren Präsidentschaftskandidaten galt. Hatte er doch sein Amt niedergelegt, weil er das Svndikatsrecht den Staats arbeitern nicht zugestehen wollte! Seine Wahl erfolgte unter dem Eindrücke der anarchistischen Bluttat mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit, freilich gegen eine starke Min derheit. Aber auch seiner Präsidentschaft Tage waren knapp bemessen. Schon nackM? Monaten trat der Neuge wählte zurück! Man sagte damals, er habe unter dem Ein flüsse zweier Frauen gestanden: seine ehrgeizige Mutter habe ihn zur Annahme der Wahl gedrängt, seine zärtlich liebende Frau, die immer den gezückten Dolch des Anarchisten zu sehen wähnte, den Rücktrittsentschluß gezeitigt. Die Geheim geschichte seines Amtsverzichtes ist noch nicht geschrieben. Seit Jahren erhält sich das Gerücht, daß er mit der Drey- fuSsache zusammenhänge. Die Machinationen des Kriegs ministers Mercier sollen zu offenen Beleidigungen des Deutschen Kaisers ausgewachsen sein, besten Briefschaften man wiederholt erbrochen habe. Perier habe dem Botschafter Grafen Münster sein Ehrenwort verpfändet, daß das Un erhörte nicht wieder Vorkommen solle. Trotzdem habe der Kriegsminister seinen Chef wortbrüchig gemacht und den Ehrenmann so gezwungen, sicb von jeglicher Gemeinschaft mit einer Regierung loszusagen, in der solche Dinge ge schehen konnten. Seitdem genoß der Verstorbene ein echt römisches ockiuna onm ckig^iir»ts und ließ sich auch durch keine „Enthüllungen" auS seiner Reserve herauSlocken. Er hat das sechzigste Lebensjahr nicht vollendet. Kein Perier hat ein sehr hohes Alter erreicht. — Ueber den Tod Periers wird noch berichtet: Casimir-Perier litt seit mehreren Monaten an Brustbräune. Er starb vor- 1 gestern abend 10 Uhr, nachdem er die Sterbesakramente I empfangen hatte. Di« Beerdigung wirk in Saint-Pont- 1 sur-Seine stattfinden, und zwar nach dem Willen deS Ver- storbenen in größter Einfachheit, ohne Blumen und Kränze, und ohne daß dabei Reden gcualten werden. — Präsident Falliöres beauftragte seinen Sekretär Lanes, der Familie Casimir-Periers sein Beileid auszudrücken. Ministerprä sident Clemenceau har dem Sohne Periers das Anerbieten gemocht, seinen Vater auf Staatskosten beerdigen zu lassen. Der Sohn lehnte jedoch namens der Hinterbliebenen dieses Anerbieten ab mit Rücksicht auf den Wunsch des Verstorbe nen, ohne ledes Zeremoniell beerdigt zu werden. König flieOriel) Mgim in Lirsabon. Ueber den Empfang des Königs Friedrich August in Lissabon sind jetzt briefliche Nachrichten hier eingeiroffen, denen wir folgendes nähere entnehmen. Die Anlunst des Königs wurde verschieden auf den Mitt woch, Donnerstag und Freitag angegeben. Noch am Mittwoch berichteten die Lissaboner Zeitungen, daß die Ankunft am Freitagerfolgen werbe, da infolge des NcbelS im Kanal der „Cap rDrtegat" der Hamburg-Südamerikaniscken Dampf- ichiffabrisgeiellschast seine Fahrt verlangsamt babe. Aber rer „Cap Ortegal" beeilte sich in den Anlaushäsen Sout hampton und Vigo, und so konnte von diesem Hafen aus nach Lissabon die Ankunft auf den Donnerstag vormittag gemeldet werden. An diesem Tage passierte der „Cap Ortegal" um o«l0 Uhr früh das reuende Seebad Cascaes an der Tejo- Mündung, und um 11 Ukr, als Belem passiert wurde, gaben die im Tejo liegenden Kriegsschiffe den Äöniassalut. Die ersten, die den die sächsische Flagge und die sächsische KönigS- siandarte führenden geschmückten Dampfcr betraten, waren die Mitglieder der deuiscken Geiandtschaft und des deutschen Generalkonsulats in Lissabon, gleich darauf legte die historische prächtige Galeota an, mit 80 Ruderern, alle in malerischer roter Tracht, bemannt. AuS ihr stieg als erster König Carlos, gefolgt vom Kronprinzen und dem Infante« Dom Alfonso (B-uder des Königs). Die beiden Monarchen begrüßten sich an Bord militärisch und begaben sich unter den Hochrufen der Passagiere und der Mannschaften deS Dampfers zur Galeota hinab, begleitet von den Klängen der Musikkapelle des Dampfers, die die portugiesische Hymne ipielte. Die Galeota wurde von der „Thetis" begleitet, an deren Bord sich der Vizeadmiral Capello befand. Als sie die Kriegsschiffe passierte, brachte die Mannschaft derselben unter Schwenken ver Mützen begeisterte Hochrufe aus. Am Hasen erwartete eine ungeheure Menschenmenge die Ankunft der Maiestäten mit kauten Hochrufen. Der König von Sachsen trug die sächsi'che Uniform mit dem Bande de- Turm- und Schwertordens, der Könnz von Portugal portu- giesi'che AdmiralSuniform mit dem sächsischen Bande, Dom Affonio portugiesische Generalleutnantsuniform mit dem Bande des preußischen Schwarzen AdlerordenS, der Kron prinz die Leuinanteunisorm des LanceiroS-(Ulanen-)Regi ments mit sächsischem Bande. Links von der Landungsstelle batte die deutsche Kolonie Aufstellung genommen, darunter der österreichische Vizekonsul HanS Wimmer (ein geborener Sachfe, besten Bruder fiüber sächsischer Husarenoisizier war und vor 2 Jakren im Feldzuge gegen die Hottentotten in Deutsch-Südw-stafrika siel', sein Vater der österreichische Generalkonsul M. Wimmer, Retzlasf, Katzenstein, Schmieder, Hoffmann, Kirsten, Cast, Wiedemann, Sattler, Krohn, Lohmann rc, alle' Träger in Lissabon sehr bekannter und hoch angesehener Namen. Hans Wimmer vom Präsidium des Deutschen Klubs brachte enthusiastisch aufgenommene Hochs auf die beiden Könige aus. An der errichteten Tribüne begrüßt- der Vorsitzende der Munizipal kammer, Tbeovoro Pinto Basto den König Friedrich August mit folgenden Worten: „Die Munizipalkammer bat heute die hohe Ehre, Ew. Majestät zu begrüßen uno die ehrfurchtvollsten Huldigungen darzubringen. Die stabt Lissabon fcbätzt sich glücklich, inmitten des Vaterlandes Ihrer erhabenen Mutter den erlauchten Sohn einer portugiesischen Prinzessin zu sehen, welche es hoch achtete, da es in ihr die Fort setzung der sehr edlen Traditionen des Hauses Braganza erblickte, das hoch von der Nation geschätzt wird. Geruhen Majestät ferner den Willkommengruß im Namen der Stadt entgegenzunehmen, welche beute die Ehre hat, einen so erlauchten Gatt zu empfangen, und ihm und seiner erlauchten Familie alles Glück zu wünschen. Köniz Friedrich August dankte in französischer Sprache, indem er auSiübrte, wie angenehm eö ibm sei, sich unter Ver wandten, wie die portugiesische KönigSsamilie und ihre er gebenen Untertanen, zu befinden. Darauf setzte sich der Zug nach dem Palais bas N-ceisibaees in Bewegung, überall in een von Volksmassen belebten Straßen auf da« sympathischste begrüßt. Herrliches Früklingcwetter begünstigte den Ein zug. Alle öffentlichen und viele Privatg-bäube hatten mit britischen und sächsischen Fabuen geflaggt. Die Lissaboner Gymnasiasten batten dem zur Dienst leistung beim Könige Friedrich August kommandierten Dom Fernando de Serpa folgende Begrüßung überreicht: „Die Schüler der Lissaboner Gymnasien, indem sie sich beglück wünschen zum Besuche Seiner Majestät res Königs von Sachsen, Sohn einer geliebten portugiesischen Prinzessin, senden ihm ihre untertänigsten Willkommcnsgrüße und bitten um Seine hohe Intervention bei der portugiesischen Regierung, daß sie am Freitag und Sonnabend Schulschluß haben, um an den Festen zu Seinen Ehren in Lissabon teilnehmeu zu können." Der Schulschluß wurde ihuen darau bewilligt. Am Freitag wurde seitens der sächsischen Kolonie dem Könige Friedrich August ein wundervoll zisilierter Silber bebälter von über 2 Kilogramm Gewicht als Andenken über reicht. Die Arbeit stammt aus den sür kunstvolle Golv- und Silberschmiedearbeit bekannten Werkstätten von Moreira e FilboS in Oporto und erregte allgemeine Bewunderung. Abends fand die Galavorstellung im Theater statt. Am Sonnabend erfolgten, wie schon gemeldet ist, die militärischen Exerzitien im Hippodrom und Bankett und Konzert im Ajuva-PalaiS. Besonders bemerkenswert ist, daß König Friedrich August, begleitet vom Kön'ge, in den ersten Tagen dieser Woche die Geographische G-selllchast in Lissabon besuchen wird, der auch Kaiser Wilhelm vor zwei Jabren einen Besuch aostatlete und darin die von nn« in unserer Morgenausgabe vom 8. April berichtete Anu-rach- an eine glänzende Festversammlung hielt. Die Geographisch- Gesell schaft besitzt prächtig auSgestattrte eigene Räumlichkeiten, in denen sich daS koloniale Leben Portugals konzentriert. Ehren mitglieder der Lissaboner Geographischen Gesellschaft sind in Deutschland Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg, Präsident der Deutschen Kolonialgesellschast, und Kousut Carl Singelmann iu Braunschweig. * Lissabon, 12. März. Der König von Sach'en b-iuchre das Schloß Masra, wo sich die Jnfauterie-Schießschute befindet. kin kranröritcher stanrer in Oie c«N geklogenr Im Hasen von Toulon hat sich gestern eiue furchtbare Katastrophe ereignet, welche rer französischen Marine eines ihrer besten Linienschiffe raubte. Die Eriuneruag an daS tragische Schicksal der Mannschaft deS Uater- eebootes „Lutin" ist uocb lebendig, und schon wieder bringt der Drabt die Nachricht von der Zerstörung des Schlachtschiffs „Jena" durch eine Pulverexplosiou, die sich an Bord des Panzer- ereignet hat. Tief« Trauer wird Frankreich erfüllen über" den Verlust iu seiner Marine und von Hunderten von wackeren Seeleuten, Söhnen seines Volke-, und weit über die Grenzen Frankreichs hinaus wird diese Trauer Widerhall finbem Auch in Deutschland wird herzliches Beileid sich kundgeben mit dem «schmerz, der Frankreich durchzittert; denn die Tage sind vorüber, in denen nationale Gegensätze bei derartigen schweren Katastrophen die rein menschlichen Gefühle zurückzudrängen vermochte« und wir dürfen versichert sein, daß auch von den verant wortlichen Stellen des Reiches aus diesem Mitgefühl Aus druck verlieheu wird. Ueber das Unglück liegen bi- jetzt folgende Einzel heiten vor: An Bord des Panzerschiffes „Jena", da- behufs Prüfung seiner Maschinen sich in einem Bassin de- Arsenal- befand, ereigneten sich gestern nachmittag 4»/, Uhr mehrere Pulver explosionen, Venen zahlreiche Meusche»lebe» zum Opfer fiele«. Ein Torpedo war explodiert «nd brachte di« Pulver vorräte zur Explosion. Das Hinterteil de« Schiffe- flog i» die Luft. Die gesamte Bemannung war a« Bord; rin Teil ist gerettet, aber man spricht vo« bis Atz- Lsterr. DaS Schiff führte die Flagge d«- KoatreadmiralS Manceron und wurde befehligt vom Kapitäa Ldiaar«, Die Explosionen an Bord de- Dampfer- „Jena" folgen in Abständen von etwa einer viertel Stunde. I« alle« um die Bassins herum gelegenen Werkstätten sind die Fenster scheiben zertrümmert. Die elektrischen Leitungsdrähte glühen auf und schmelzen. Bei jeder Explosiva werde« die Trümmer über 500 Meter weit geschleudert. Ein zehn Kilo schweres Stück einer Granate flog in einer Entternung vou 400 Meter von der „Jena" nieder. Im Mariae» arseual herrscht eine grenzenlose Verwirrung. Die Arbeiter, die sich zur Arbeit begeben wollen, stürzen nach dem Bassin Massiesey, wo eine Rauch säule aufsteigt. Einzelne Gruppen wissen noch nicht, worum es sich bandelt. Plötzlich erfahren sie, daß die „Jena" ia die Luft geflogen ist, uod sofort bringen sich alle so schnell wie möglich auf Befehl der Offiziere in Sicher heit. Man weiß, daß die Pulverkammern d«S Schiffe gefüllt waren und die fortwährenden Explosionen lasten darauf schließen, daß alle vom Feuer er griffen sind. Die Explosionen folgen immer häufiger auf- einander. Beherzte Matrosen nähern sich der llnsallstelle mit Gefahr ihres Lebens; sie sehen, wie jeden Augenblick menschliche Körperteile in die Lust geschleu dert werden. Die Erregung ist fürchterlich. Man sieht viele Leute mit rauchgeschwärzten Zügen ziellos landeinwärts fliehen. In der Stadt und im Arsenal herrscht eine unbe- schreibliche Panik. Gräßlich verstümmelte Matrosen irren in den Straßen Toulons umher. — Aus Berlin und London sind, wie verlautet, bereits Kondolenztelegramme eingetroffen. Telegraphisch wird weiter gemeldet: — Toulou, 12. März. (Eigene Drahtmeldung.) Die ganze Bevölkerung ist in großer Aufregung. Die Straßen sind schwarz von Menschen. Die Zugänge zum Arsenal lind gesperrt, nur Offizieren, Unteroffizieren, Ma trosen und Arbeitern ist der Eingang gestattet. Die Organi- sierung der Hilfsaktion gestaltet sich schwierig, weil zeoeu Augenblick neue Explosionen erwartet werden. Man be fürchtet, daß das Feuer auch den „Suffron", das Flagg- chiff des aktiven Geschwaders, ergreift. Mehrere Werk stätten des Arsenals sind bereits in Brand geraten, weil brennende Trümmer auf die Dächer fallen. Der Trans port der Verwundeten, deren Zahl auf 300 geschah: wird, nach den Krankenhäusern beginnt jetzt. Die Zahl der Toten wird ebenfalls auf 300 geschätzt. Viele Offiziere sind schrecklich verbrannt. Die vo« der Explofion verschont gebliebenen Teile deS Schiffes sind durch Feuer erheblich beschädigt worden. Alle diejenigen, die sich retten konnten, kiesen eiligst nach der Stadt, um ihre Familien zu benachrichtigen. Der gerettete Ooersteuer- mann Giudicki erzählt, daß eine große Anzahl Ma trosen sich in dem sür die Aspiranten bestimmten Raume versammelt hatten, wo der Aspirant Carline einen ge- schichtlichen Vorirag hielt. Plötzlich habe eine Explosion, deren Knall von hinten gekommen sei, das Schiff erschüttert. Dank dem Umstand, daß der Vortrag gehalten wurde, hätten die Matrosen, die dem Vortrage beiwohnten, sich retten können. Die seien nach vorn gestürzt und hätten das Kai mit Hilfe der Leitung erreichen können. * Toulon, 12. März. (Eigene Drahtmeldung.) 3V, Uhi nachmittags. Unter den Verwundeten wird auch Admiral Manceron genannt. Ins Hospital sind zwei unbekannte Leichen gebracht worben, von denen eine mit der Uniform eines Proviantmeisters bekleidet ist. Um 3 Uhr donotte der Brand noch kort. Das Rettungswerk ist zurzeit im vollen Gange. Alle Behörden befinden sich am Orte des Unglück bf» Uhr nachmittags. DiS zur Stunde ist es noch nichi » möglich, die genaue Zakl der Toten und Vcrwundelen an- I zugcben. Um 4'/2 Uhr wurde bekannt, daß das ganze Hinter- I teil deS Schiffes brennt, daß aber Explosionen «icht mehr > »u befürchten sind. Man glambt, baß «ch der Kommuaaduvt
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