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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070315029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-15
- Monat1907-03
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Wie die .Neue Bogtländische Zeitung" meldet, ist gestern abenv der Direktor deS Plauener Lehrerseminars Schulrat Lic. theol. Ernst Gustav Strude im Alter von 55 Jahren nach kurzem, schwerem Leiden gestorben. Einheitliche Stenographie. Die Regierungen von Bayern, Sachsen, Sachseu-Weimar, Oldenburg, Sachse n-Koburg-Gotha beschlossen, wie uns ein Telegramm au« Darmstadt meldet, ein gememschastliches Borgehen in der Stenographiesrage. Ter Tuma-Saal cingestürzt. Vergangene Nacht sand i« Taurischeu Palai« über dem Sitzungssaal der ReichSduma eine Explosion statt. Die Saal decke ist eiugestürzt. Die für heute anberaumte Sitzung findet nicht statt. Nach einer späteren Nachricht ist der Einsturz nicht durch eine Explosion, sondern durch die Bau fälligkeit deS Gebäude« herbeigeführt. Tie eatent« b 4. DaS Reutersche Bureau erfährt, daß die Meldung von Verhandlungen für den Abschluß einer „Latente ü guntre" .wischen England, Frankreich, Rußland und Japan im fernen Osten unwahr ist. Wahr sei allerdings, daß Verhandlungen im Gange seien zwischen England und Rußland, sowie zwischen Rußland und Japan. Obwohl diese Verhand lungen vollständig unabhängig geführt würden, hätten sie doch Beziehung zu einander. T«s Kult-Verbot mtterzetchuet. Präsident Roosevelt unterzeichnete zur Veröffentlichung in den nächsten Tagen eine sogenannte Exekutionsordre, welche den japanischen Kulis die Einwanderung untersagt. Ein Spion verhaftet. In Itzehoe wurde unter dem Verdachte der Spionage ein Mann von der Polizei verhaftet, welcher sich für einen fran zösischen Deserteur auSgibt, auch einem Artillerieoffizier seine Dienste anbot. Der Verhaftete spricht französisch, italienisch und spanischuod batein gewandtes Auftreten; er will mit einem deut schen Krachldampfer von Spanien nach Deutschland gefahren und in der vergangenen Nacht in Brunsbüttelkoog eingeiroffcn sein, um sich von dort zu seinem Bruder nach Dänemark zu begeben. Außer einigen wertlosen Gegenständen wurde bei ihm ein dänisches Seefahrtsbuch gefunden; er behauptet, dieses auf dem Dampfer von einem dänischen Herrn getauft zu haben. Die Ermord»»« Petkows DieUntersuchung derErmordungPetkowS hat Anhaltspunkte für die Annahme ergeben, daß jene sozialistischen Elemente unter der Studentenschaft, die der der Eröffnung des Natio- naltheaterS dtn Fürsten auspfiffen und mit Schneebällen bewarfen, mit dem Morde wenigstens in entferntem Zusammenhang (?) stehen. Mehrere Studenten wurden verhaftet, ebenso die übrigen Mitarbeiter de« Blattes „Bal- kauSka Tribuna". Die Redaktion dieses Blattes soll von dem Mordplan Kenntnis gehabt haben; auch einige Mit glieder der ravikaldewokratischen Parteifraktion scheinen in die Angelegenheit verwickelt zu sein. Petkow hat, wie nun mehr »estgestellt ist, am Vormittage seines Todestages, während zwei Freunde bei ihm weilten, einen Drohbrief erhalten, den er lachend vorlas. Er bemerkte, er könne nicht ermordet werden, weil er niemandem BöieS zugefügt habe. Es verlautet, daß der diplomatische Agent in Petersburg Paprikow auf telegraphische Berufung des Fürsten nach Sofia kommen werde. Die Berufung wird auf den Umstand zurückgeführt, daß der Fürst in ähnlichen Fällen stets die Ansicht des Petersburger Agenten hörte. Auch gilt es nicht als ausgeschlossen, daß Paprikow bei der Um- oder Neubildung des Kabinetts in Betracht kommen werd,. — Man darf wohl hoffen, daß der .entfernte Zu sammenhang" der politisch der Regierung unbequemen Ele mente nicht durch rabulistische Künste konstruiert wird? Die Beisetzung PetkowS findet heute statt; Petkow wird seinem Wunsche gemäß an der Seite StambulowS beigesctzt werden. * Die „I6na"-Aataftr»phe. Der Mariuemioister Thomson besuchte gestern, wie unS aus Toulon gemeldet wird, in Begleitung des Direktors der Marine-Artillerie und des Ingenieurs, der das b-Pulver erfunden hat, die .Jbna" und begab sich dann zur Marine- Präfektur, wo eine Konferenz abgehallen wurde, der die Admirale uud die EhesS des Generalstabes beiwohnten. Ueber die Verhandlungen der Konferenz ist nichts verlautbar geworden, man glaubt aber, die „J«na" sei einer neuen Gefahr ausgesetzt. DaS Vorderteil des Schiffes sei unbeschädigt ge blieben, aber auf die Munition, die dort aufbewabrt werde, habe die Explosion im Hinterteil offenbar durch Erschütterung gefährlich eingewirkt und man frage sich, wie man ohne Gefahr die geladenen Geschosse fortschaffen könne. Eine Konferenz sei einberufeu, um jeder hieraus erwachsenden Gefahr vorzubeugen. Es heißt, daß beabsichtigt ist, um die Gekabr die bei der Räumung der Lager van Bomben uns Munition im Vorderteil der „Jena" droht, abzuwenven, das Dock voll laufen zu lassen und so die Kammern unter Wasser zu seyen. Man will dann unter Wasser die gefahrbringenden Munitions lager zum Explodieren bringen. Die Bergung der Opfer bereitet große Schwierigkeiten. Um Mitternacht halte man insgesamt 114 Leichen per „Jena" geborgen, so daß noch 4 fehlen. 60 konnten bisher rekognos ziert werden. Gestern abend ließ der Marineminisler die Familien der Maschinisten und Heizer zu sich lommen, um ihnen Trost zuzusprcchen uud die ausgiebige Unterstützung deS Slaales zuzusichern. Heute trifft der Abgeordnete Michel ein, der Berichterstatter für das Marinebudget. Zu der morgigen Beerdigung der Opfer werde« zahlreiche Deputationen, besonder« au- den Hafenstädten, erwartet. Ferner wird unS mitgeteilt: Auf dem Pauzer .Jena" ist, wie man jetzt erfährt, in den letzten Jahren bereits zweimal Feuer zum AuSbruch gekommen. Einmal wurde als Ursache festgestellt, daß eia Matrose seine Pfeife bei Annäherung eines Vorge setzten in eine Linoleumrolle gesteckt halte. Di« Verwendung von Linoleum auf Kriegsschiffen ist von Fachmännern wiederholt ernstlich widerraren worden. Die Verluste, welche die fraa- zösiiche Marine in den letzten Jahren durch Schiffbruch und Explosion erlitten hat, werden, abgesehen von dem Untergang verschiedener Unterseeboote, auf hundert Millionen geschätzt, die allein der Ersatz der Panzer „Sully", .Jean Barl" und „Jsna" kosten wird. Die englische Admiralität bat nach einem weiteren Telegramm den englischen Generalkonsul in Marseille beauftragt, im Namen der englischen Marine morgen bei dem Begräbnis der Opfer der „JSna" in Toulon einen Kranz niederzulegen. Neues Unglück »er französischen Atotte. Während der Schießversuche der Torpedoboote gegen den Küstenpanzer „Fulminant" wurde das Kriegsschiff von einem Torpedo getroffen und schwer beschädigt. Glücklicherweise gelang eS, daS Leck zu stopfen und da« Schiff in de« Hafen zurückzubrmgeu, wo es zu einer umfangreichen Reparatur gedockt wird. politisches. Die Gehälter der Reichsbeamte». In der BudgedkommWon des Reichstages wurde, wie schon kurz gemeldet, am Donnerstag die Beratung deS Etat- notgesetzes bei der Positiyn Beamtengabältcr fortgasetzt. Wir lassen jetzt einen eingehenden Bericht folgen. Abg. Speck lZtr.j trat für den Zentrumsantrag ein, der höhere Bei hilfen, als die Negierung vorschlägt, in das Notgesetz selbst cinstellen will. Dieser Antrag sei dem freisinnigen Antrag yorzuziahen, weil durch ihn erreicht werd«, daß den Beam ten sogleich eine Beihilfe gewährt werde. — Abg. Kopsch >Fr> V"» l >r>i-.s "ach, daß der Antrag Wirmer writer^henr. 4ei als der Antrag des Zentrums, da er alle Beamten bis zum Einkommen von 4200 Mark umfasse. Ten Beamten sei eine böhere Zulage in einigen Wochen lieber als ein sofortiges Trinkgeld. Die Aeußeruna des Staatssekretärs v. Stengel über ein Abbröckeln der Disziplin der Beamten sei bedauerlich, denn das entspreche nicht den Tatsachen. Da den Beamten das Koalitionsrecht nicht zustehe, sei der Weg der Petition und der Bitten an die Parlamente der einzig mögliche und naturgemäße. Das Wohlwollen des Staatssekretärs müsse nunmehr in die Tat umgeseht wer den. — Abg. Tr. Südckum (Soz.j wies auf die Notlage in den Beamtenkreisen hin und sprach sich für den Zentrums, antrag aus. Abg. Dr. Wien, er sFrs. Bpt.) betonte die Vorlage der Regierung genüge nicht, es sei aber praktisch für die Beamten nur dann etwas zu erreichen, wenn die Regierung ihr Einverständnis mit der Erhöhung ausspreche, und das sei nur auf dem von ihm vorgeschlogenen Weg zu erreichen. Abg. Liebermann von Sonneberg (Wirtsch. Vgg.j unterstützt diese Ausführungen. — ReichSschitz- sskretär Jrbr. v. S t e n g e l erckannte an, daß im allgemeinen gegen die Beamten der Vorwurf mangelnder Disziplin nicht erhaben werden könne. Aber es sei bedenklich, den An'chein zu erwecken, daß die Negierung vom Reichstag an Wohl- wollen für die Beamten übertroffen werde. Er sei über- zeugt, daß die verbündeten Regierungen, wenn noch Fertig- stellung der zweiten Lesung des Etats die Finanzlage sich besser übersehen lasse, es an Wohlwollen und Rücksichtnahme auf die Wünsche der Beamten nach Erhöhung der Gestalter nicht fohlen lassen werde. Nach weiterer Debatte, in der die meistem Redner für den Antrag Wiemer eintraten, wurde dieser Antrag mit 16 gegen 12 Stimmen angenoinmen. Nach dem Antrag erhalten also die Unterheamten je IM Mark, die übrigen Begatten, deren Gebalt den Betrag von 4200 Mark nicht übersteigt, je 150 Mark als einmalige außer- ordentliche Beihilfe. Weiter ist der Antrag !m ^suse der Beratung dahin abgeänbert worden, daß er sich nicht nur auf di« etatsmäßig angostellten Beamten, sondern auch auf die diätarisch beschäftigten Beamtten bezieht. * * Pockeneptvemie in Kamerun. Im Südgebiet von Kamerun ist ein: Pockenepidemie ausgrbrocheu, über dir das amtliche „Deutsche Kolouialblatt" folgendes berichtet: Der AuSbruch der Epidemie, die hauptsächlich an der Straße Lomie - Bosam »Nacko - Seke-Jukabum herrscht, wurde am 21. Januar seitens der Station Lomie an daS Gouvernement gemeldet. Da nach dem drahtlichen Be richte die Stationen Ebolova und Lolovorf, wie auch nach Mitteilungen von Kaufleuten ein Uebergreifen der Epidemie nach Westen zu befürchten war, io hat die Station sofort umfassende Ouarantäne- und AtsperrungS- maßregeln ergriffen. Um bei Bekämpfung der Epidemie ein einheitliches Vorgehen sicher zu stellen, wurde dann durch den Gouverneur die Leitung der Bekämpfungsmaßnahmen (mit Lolodorf als Basis) dem am 29. Januar im Schutz gebiete wieder eingetroffenen Marinestabsarzt Dr. Waldow übertragen. Die Dienststellen im Südbezirke sind ange wiesen worden, sein: sanitären Maßnahmen in jeder Hin sicht zu unterstütz;» und auch daö im Süvdezirke tätig« ärztliche Personal, Professor Dr. Haderer am Nyong, Dr. Ufer iu Kribi, Unterarzt Dr. Hande m Ebolova unv Oberarzt Dr. Bercke im Osten des Südbezirkes wurden eisucht, den Anweisungen deS Dr. Waldow zu entsprechen. Um ferner bei den Anordnungen der Maßnahmen gegen die Epidemie die kaufmannitchen Interessen im Süvbezirk nach Möglichkeit zu schonen, dabea auf Veranlassung deS Gouvri» neurS die Herren RegierungSrat Dorbritz, Dr. Waldow und Dr. User in Kribi mit Vertretern der Süvsirmen die Lage besprochen. Den Wünschen der Firmen wirs bei Fest setzung der ferneren Maßnahmen, soweit irgend angängig, in weitgehendem Maße Rechnung getragen werten. * Vereine technischer Privataiigcsttlltcr. Auf Einladung des Vorstandes des „Sozialen Ausschusses von Vereinen technischer Privatangestellter" wird am 17. März d. I. in Berkin eine Vertreterkonfcrenz der deutschen Technik r- vercine stattfindcn. Zweck der Tagung ist hauptsächlich d e Stellungnahme zum neuen Reichstag mit besonderer Be rücksichtigung der von fast allen Parteien gestellten Anträge zur Reform des Technikerrechts. Außerdem ist eine Be- Feuilleton. Oss keisen ist ckocch nütze sehr; )Asn lernt, wem man nicht könnt' vorher, iylckatt MStilmlr). blur Kelsen lst beben, wie umgekehrt ckns beben Kelsen ist. ZennPool. Vie beste VIlckung finciet eia gescheiter ökeosch auf Leisen. Soektie. Au» -ein Berliner Aunftleven. Monumentalmalerei. Von Dr. Albert Dresdner. Wenn wirklich alle die modernen Werke monumental wären, die uns heute als solche angepriesen werden, so müßte unsere Zeit eine gesegnete Kunstepoche sein. Daß Manets Spargelbündel ein monumentales Stück ist, das ge hör! heute schon zur eisernen Ration von Urteilen eines jeden modernen Kritikers, der auf der Höhe stechen will; uud von Liebermanns Bildnissen kann man auch nicht gut weniger sagen, als daß sie monumentaler Natur seien. Je nun, es kommt auf die Ansprüche an; und ich meinesteilS kalke daran fest, daß Monumentalmalerei vor allem im Zu- saurmeuhanae mit dem Monumente, dem Bauwerke, gedacht werden mnß, daß sie aus dem Raume erwächst und vom Raume ihre Gesetze erhält. Wenn dies Gemeinplätze sind, so mag ihr- Aussprache damit gerechtfertigt werden, daß die Beurteilung der von Klimt für die Wiener Universität geschaffenen und dann bekanntlich znrückgewiesenen Wand gemälde «ine geradezu trostlose Verwirrung über di« aller ersten Bedingungen wahrhaft monumentaler Malerei offen- l-^.k lat. Denn wie hätte sonst eine MeinungSverschioden- hcik entstehen können über Werte, die der Natur der Monn- mcntalmaierei durchaus widersprechen? Was man auf diesen Riesentafeln, die di« Philosophie, die Medizin und di« Rechtswissenschaft darstellen oder symbolisieren solle«, er blickt, das ist ein Formenchaos: ein Rücken hier, ein Kopf da, dann wieder ein teiqartiger oder ein schwammiger Farben nebel oder eine isolierte Gestalt. In gewissen T«ilen ist eine Breite der Behandlung angewandt, die nahe an Skizzen hastigkeit streift: an anderen Punkten dagegen zeigt sich ein bis in? einzelnste getriebener RealiSmuS, der hier sehr fehl am Orte ist. Da ist ein Kops, der ganz in der Art der Wiener lieben Mädel-Malerei gehalten ist: dort Gestalten, die bi« Manier einer Manier zeigen: denn sie stütz Ableger der Weise Ferdinand Khnovfk-, und dieser selbst stammt une- der mm de» der «vglischen Präraffaeliten ab. Ich lasse den Wert der Erfindung Klimts hier ganz uner- örlerl — es nur- nie an Leulcn fehlen, die Gesuchtheit mit Originalität und Unklarheit mit Tiefe verwechseln —: aber den möchte ich sehen, iu dessen Erinnerung nach der Betrach, tung dieser Werke mehr als ein Hausen zusammenhang loser Einzelheiten haftet. Dazu zeugt die Raumbebandlung von einer, ich möchte jagen, primitiven Unweisheit. Aus zweien dieser Werk« sind die Gewichte io unglücklicy verteilt, daß die Massen ganz aus einer Seite zusammengepackt sind. Hier bandelt es sich nicht um Ungeschicklichkeit, sondern um das. was die angelsächsische Rasse „blutt" nennt. Der Zufall wollte, daß an derselben Stelle, wo diese Sachen jetzt zu sehen sind, bei Keller Reiner, kurz vorher die neuen Wandgemälde ausgestellt waren, die Ludwig vonHofmann für das Museum in Weimar geschaffen Hal. Alles ist Heiterkeit. Jugend und Anmut. Kein Schat ten des Schicksals fällt aus die leuchtende Helle dieses Lebens, keine Arbeit drängt die Schritte dieser Genießenden. Viel leicht gibt es gegenwärtig in Europa keinen Maler, oer ge rade die Stimmung unschuldiger Heiterkeit, reinen, zeit losen Genusses so glaubhaft und io schönheitsreich schildern kann, wie Hofmann. Der Geist Marecs' schwebt über den Wassern, und als sein nicht umvürdigcr Fortsctzer zeigt sich Hofmann besonders in der Darstellung der menschlichen Gc- statt. Hoimanns Akte sind doch wohl die besten, die gegen wärtig in Deutschland gemacht werden. Ihre Stärke liegt freilich nicht in der Kraft und Wahrheit des organischen Aufbaues, nach der Marecs strebte, sondern in einem ge wissen instinktiven Lebens- unv Körpergesichie. Daher sind sein« stelrenden oder ruhig bewegten Akte schwächer, seine Darstellung d«S bewegten nackten oder leicht bekleideten menschlichen Körper- sucht heute, was Lebendigkeit und An mut begrifft, seinesgleichen- Hofmann hat versucht, die Grundsätze der modernen Farbcngesetzgebung in diesen Ge mälden cmzuweuden. Leuchtender Sonn«nglanz schimmert über diesen feiligen Gefibden, und die Fartben hoben jene adye- bleicht« Mattigkeit, die ihnen in der Zeit des stärkstenSonnen- lichte- zu «gen ist. Aber der Versuch scheint mir nicht ganz gelungen; denn das Auge braucht, wie in der Natur, so aua; in der Kunst, RuhepitNtte, um da- Licht genießen zu können, Schattenwassen, um sich m ihnen zu erholen, z« kühle«, um der Möglichkeit, die Wacht deS TägeSgestirrreS -u ertragen, wieder teilhaftig zu werden. Die Grenzen der Fähigkeit Hofmanns zeigen sich in zwei wichtigen Punkten. Erstlich nämlich gelingt es ihm nicht, seine Gestalten und Gestaltengruppen so ,m Raume zusommenmiordnen, daß sie «in geistig zusammenhängende- Ganz« bilden, in dessen Betrachtung das Auge notwendig von einem Teile zum anderen geleitet wird, vielmehr könnt« man diese Bilder getrost in eine Reihe von Streifen zerschneiden, denn jeder ein« interessante und schön« Gestalt oder Gruppe -eigen, deren keiner aber notwendig eine Er gänzung vrlangen würde. Eine zweite Grenz» verrät di« Ausführung der Gemälde: Die Ausführung ist gar nicht verfocht, sie ist durch eine stark schwankende Skizzenhaftigkeit ersetzt. Ich hebe aber diese Grenzen der Werk« Hofmann- nicht hervor, um ihren Wert m schmäler», den ich vielmehr hoch einschätz« und den ich schon au« Dankbarkeit anzner- kenuen m»ch verbunden fühl«, da di« lvetrochtnng dieser cher Fülle den Sammeleifer herumstehenden Ho ^S°"^dtraßen, in denen I Tevvichen »nd SNe lchften Knnstgegenstand« fe,l- I «n-rnfer-, klappt a «der«rio»aL» HLobterms I Auktionator« nieder een -ewt, spricht für einen natürlichen ; durch die andeutungsweise Behand- . Gegenständen etwas, wenn ich so sagen darf, Zeitloses gegeben: daS sind nicht mehr heilige Ge schickten irgendeiner historischen Hferganaenheit, sondern " — - - — L der Rue Lafitre angefangen bis zu den kleinsten Trödel buden des Ouartier Latin. Dicht nebeneinander liegen da die beiden Firmen, die Hon und Schutz der modernen sran- zösifchen Malerei geworden sind: Durand-Ruel und Vollaro, zwei ganz verschiedene Typen des modernen Kunsthändlers. Durand-Ruel ist im Kampf für die Meister des Impressio nismus, für Mancl, Monel, für Renoir und Degas, groß geworden. In seiner Privaiwohnung besitzt er selbst eine herrliche Sammlung von Werken dieser Meister und sein Wellgeschäft zehrt noch immer von dem Ruhm, den er als geschäftlicher Mittelpunkt dieser großen Bewegung gewon nen hat. T-er neue Mann und der Mann der Neuen aber ist Bollard, auch er schon bekannt und von vielen gesucht, dein er hat so etwas wie ein Monopol für Eezannc, für Teois und Maiilol, kurz für die Meister der jungen Gcneraiion, die wieder auf eigenen Wegen eine eigene Schönheit gesun den haben. Aber Vollard ist kein Weltmann geworden wie Durand-Ruel, sondern voll kluger Berechnung Hal er als kluger Händler die Allüren des Trödelladcns beibekalren. Bei ihm ist alles in Unordnung: ungeraymtc Bilder liegen in wüstem Haufen übereinander: ein Wirrwarr kostbarer Dinge bietet sich dar; hier kann man „entdecken". Man jckiebt ein Paar Bilder beiseite und siebt plötzlich eine kerriicke Far- bcnsinsonie von Vuillard; man berauscht sich an der Schön heit der Stilleben von Ec-zannc. der Studien von Valtar, die in bunter Reibe hintereinander ausgestellt sind und aitt die man von oben herab einen flüchtigen Blick werfen darf, während man sic eilig durchsiebt. Hier wird dem Käufer, der die Ware recht teuer bezahlen muß, doch die Illusion ge währt, als ob er von selbst ans einen herrlichen Schatz ge stoßen wäre. In andern kleineren Läden aber kann man. von keiner sorgfältig answählcnden Hand geleitet, wirklich ans die Jagd nach verborgenen Schönheiten gehen; nur wird der Sonntagsschiitze immer und auch der erfahrene Jäger meistens ohne Ausbeute zurückkcbren, denn der ungchobenen Schätze gibt es nur noch wenige auf dem Kunstmarkt von Paris. Am ehesten begegnet man ihnen noch im Hotel D r o u o t. Dieses Hotel ist das eigentliche Zentrum der Pariser Sammelleidenschaft, der Ort, an dem Sammler und Samm lungen zusammenströmen, an dem die ersten bescheidenen Anfänge großer Kollektionen erworben werden und die ouf- gebäuften Schätze eines verstorbenen Kunstfreundes in alle Winde wieder auseinandersticdcn. In den Korridoren de alten feudalen Palastes herrscht ein wirres Durcheinander. Arbeiter in Bluse und Mütze, Frauen des Volkes mit Kopf tuch und Traoekorb drängen sich zwischen elegant gekleideten Herren im Zylinder und feinen Damen in mondäner Toilette. Durch die geöffneten Türen siebt man in die Auktionsräume, die Saal an Saal nebeneinander liegen. Im unteren Ge schoß si»d Versteigerungen von allerlei Trödel und altem Kram. Eine dichte Masse füllt die Räume: über dem einge keilten Knäuel nahe Herandränoender heben sich einzelne, ore auf Bänken sieben, heftig gestikulierend empor. Durch die dumpfe Wolke von Staub und Moder hindurch, die dem au-rat der Urväter, den zerschlissenen üdern entsteigt, dringt die Stimme d«S .. ab und zu der scharfe Hammerschlqg de- nieder. Werke in der Wüste der Kunstausstellungen eine lisbliche Oase bildete. Allein ich meine, daß eine produktive Kritik in icdem Werke nur eine Stufe erblicken soll, über der schon das Niveau vollkommenerer Werke erkennbar wird; und solche Arbeiten sollen uns wert sein, die iu Stärken wie in Schwächen bereits neue Möglichkeiten und neue Schönheiten andeuten. Zu ihnen gehören uch die beiden Wandgemälde, die Lud wig Bartning für eine protestantische Kirche in Steier mark geschaffen !mt. Diese Tafeln sind nicht zur öffentlichen Ausstellung gelangt; ich durfte sic jedoch in der Werkstatt des Malers, au dessen frühere, von mir besprochene Aus stellung sich die Leser vielleicht erinnern, besichtigen. Die Gegenstände dieser beide« Bilder sind die Älindenhcilung und die Begegnung Christi mit der Samariterin. Dem Gegenstände der Blindenheilung wird naturgemäß immer ein unqeistiger Rest anhajten, weil, man nehme den Vorgang wie man tvolle, ein gewisser medizinischer, also körperlicher Vorgang, nicht auszuschalten ist. T>as macht sich auch hier fühlbar; und dazu kommt, daß dies« Tafel in ihrem kolo- ristisck)en Aufüau mir etwas Willkürliches zu haben scheint. Dagegen baut sich das andere Gemälde in der Farbengebung mit ebenso viel Einfachbeil wie Logik auf, und zugleich ist hier das rein Geistige des Vorganges glücklich herausqe- lchält. Bartning bat eine gedämpfte und milde Farbenikala aewäklt, durch die seine Figuren wabrscheinlich weit inniaer sich mit dem Raume vermählen und mehr eigenes Leben in ihm gewinnen werden, als die Gestalten Hofmann-, über die eine so heiße Farvenglut ausgeschüttet ist. Ti« ganze klare, schlichte und natürliche Anordnung der Wider, deren jedes nur zwei Figuren -eiat, spricht für einen natürlichen monumentalen Sinn; durch die andeutungsweise Behand lung der Tiefe ist den Gegenständen etwas, wenn ich so tagen darf, Zeitloses gegeben: das sind nicht mehr heilige Ge schickten irgendeiner historischen -ferganaenheit, sondern es sind Vorgänge, di« immer geschehen sind und immer ge schehen werden. Den Mangel der Gemälde bildet eine Un sicherheit in de« Formen, die an mehreren Stelle» sich emp findlich geltend macht: allein es ist eine Unsicherheit, die mehr auf Mangel an Erfahrung zurückzuqehen schemt. Und dieser Mangel tritt nun weit «rück vor dem Umsta»de, daß dies« Bilder nach meiner Ansicht die ersten Arbeite« stud, in denen ein Weg betreten ist, der za einer moder»«» «nd schöpferischen religiösen Malerei führen könnte — wenn dieser Weg möglich ist. Daß die Franzose» das Volk der Sammler ft»L, hat schon ein feiner Kenner ihrer geheimen Leckenschäften, JuleS Janin, behauptet, und seit einem Jahrhundert zn» minde sten besitzt Frankreich ganze Generationen von A»ate»re». deren eifriger Sammelfleiß deip Lande herrliche Kunstschätze geschenkt hat. Diesen Bedürfnissen entsprechend hat sich der große französische Kunsthandel organistert, der ,n so viel fachen Abstufungen und in so reicher Füll« de» Sammeleifer der Pariser befriedigt. E« gibt Latze» »eoe» Laven Hie »annigfa^, . biedM, von do» -roße» ioderval
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