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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070316021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-16
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Festerteilte Aufträge kbnnen uicht zurück- gezogen werden. V«mpt-Ftltale Berlin. TarlDuu cke r,Herzgl.Bavr.Hofbuchho ndlg.. Lützowstraße 10 (Tel. Vl, 46i>3'. AUtal-ErpedtttonrTrrsöen.Mariensrr.Zl. die 6 gespaltene Petüzeile für Geschäfts- iuferate au» Leipzig und Umgebung 2b Pf„ Familien^ WohnuugS- u. btelleu^lnzeigru, sowie An- und Verkällfr 80 Pf, finanziell« Anzeigen 30 Pf, für Inievate von auswärts 30 Pf. Reklamen 75 Pf, auswärts 1 Mark. Beilage gebühr 4 Mark p. Lausend exkl. Postgebühr. GescbSftSauzrtgen an bevorzugter Stelle iw Preise erhöht. Rabatt nach Tarif. FürJuieratr vom AuSlande besonderer Tarif. Aoreigen-Aunahme: Auguftnsplatz 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des Io- und Auslandes. Nr. 75 Sonnabend 16. März 1907. 181. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion Angegangenen Depeschen stehen auf der L. Seite deS HauptblatteS^ Zwei schwere Grubenkatastrophen. Jetzt, da wir noch unter dem Eindruck der Schrecken stehen, die sich im Januar auf der Grube Redeu ereignete», werde» zwei »eue schwere Grubeuuuglücksfälle zu gleicher Zeit gemeldet, die sich innerhalb 24 Stunden im Saar- rrvisr zugetrageu habe». Bis jetzt liegen darüber folgende. Meldungen vor. Aus Forbach: In der Grube „Aletn-Nofseln" in Lothringen fand gestern abend eine schwere Schlagwetter explosion statt. 2l0 Bergleute waren eingefahreu. Bon diesen wurden bisher 7s als Leichen geborgen. 12 tzlrubenarbcUer sind schwer verletzt worden. Nach Mitteilung der Direktion der Grube Klein- rosselu ereignete sich das Schlagwetterunglück gestern abend zwischen 10 und 11 Uhr, und zwar im Schachte Builleyin. Die verunglückten Bergleute waren bereits um 5 Uhr nachmittags eingefahren. AuS Saarlouis: Ans dem „MathtUienfchachl" der Gerhard-Grube ritz heute früh das Förderseil. Auf der Förderschale befanden sich 22 Bergleute, die, dem „Saar louiser Journal- zufolge, »«gekommen sind. Ium Unglück auf der Mathtldengrubr. Amtlich wird bestätigt, daß sämtlich« auf dem Mathilden- schachte der Gerhardgrube Verunglückten tot sind. Im Auf- lrage des Ministers begibt sich heute ein Kommissar an die Unglücksstätte. Leider sind bisher »»eitere sichere Nachrichten uicht ein- getroffen, da Störung in der telephonische» Leitung einge- ireten ist. *- Die Posener Vrzdischofsrage. Die „Neue politische Correspondrnz" kann die vom „Dzienuik PoSnanski" angeblich auS Rom gebrachte Meldung, daß der Weihbischof Dr. LikowSki die meist« Aussicht habe, zum Erzbiscbof von Posen-Gnefeu gewählt und von der preußischen Regierung bestätigt zu werde», als absolut unzu treffend bezeichnen. Weihbischof Dr. LikowSki kann wohl wiederum als Kandidat des Posener Domkapitels gellen, er ist doch bereits zweimal von ihm bei früheren SediSvakanzen auf die Kandidatenliste gesetzt, jedoch wegen seiner ausgesprochenen national-polnischen Gesinnung jedesmal von der Regierung als persona minus gruts. ge strichen worden. Seine Kandidatur ist um so aussichtsloser, als er sich bereits in sehr hohem Alter befindet. Prälat Jadzewsli, das bekannte Mitglied des Reichstages, ist eben falls Vertrauensmann des Posener Domkapitels; doch sind ter Regierung, wie man in unterrichteten Kreisen wissen Feuilleton. Vie Schriftstelleret ist, je nächstem man sie treibt, eine Infamie, eine Ausschweifung, eine Tagelöhnerei, ein Urmdwerk, eine liuost, eine Tugend. ?st«0st<1i von Sstilegel. Lia Such machen must man edeasogut gelernt Haden wie eine Pendeluhr aafertigeo; es Ist mehr als Verstand erforderlich, um Schriftsteller ru sein. da Snistk«. So sind die Schriftsteller. Vas Publikum gibt ihnen den kleinen kluger, und sie nehmen die gaare kiand. lleMng. Lio deutscher Schriftsteller, — em deutscher ääür- tgrerl lldcemwnn tSelpttld,« mit SoeNi«, tt. Mtlrr ISN». Die Spanierin. Von Hans Bethg«. Ma» kann nur in bedingter Weise schlechtweg von der Spanierin sprechen. Es gibt eine ganze Reibe von spanischen Frauentypen infolge der mannigfachen Mischungen des Blu tes in den verschiedenen Teilen des Landes. Die Frau in Katalonien ist, nach Fühlen und Gestalt, sehr verschieden von der Andalusierin, und die Madrileöa, das Mädchen von Madrid, sehr anders als Re Valenciana. Aber welchen Provinzen die spanischen Frauen auch anaehören mögen, eins haben sie all« gemein: den Stolz des Sinnes und di« Grazie der Bewepuna In allem, was die Spanierin tut, sucht sie das schön« Maß zu bewahren. Und wenn es im Innern noch so kocht und di« Erregung der Leidenschaft den höchsten Grad erreicht: nach außen hin erstrebt sie Ruhe und Gelassenheit. Ihr Gang ist langsam; sie hastet nie. Es hat immer den Anschein, als wandle sie spazieren. Sie grüßt mit einem Lächeln, tast ohn« den Kopf zu neigen. Reickt sie bei näherem Begrüßen einem Herrn die Hand, so will sie das als eine ganz besondere dluszeichnmrg betrach tet wissen. Junge Mädchen werden sich eine solche Freiheit kaum erlauben. Am' der Ramdlo, der plotanengeschmückten Hauptstraße von Barcelona, sah ich die erst«» spanischen Frauen. Kata laninnen allo, im Dämmerlichl des beginnenden Abends. Der Mond stand schon am Himmel und schien silbern durch di« Zweige der Bäume. Leichtfüßige Gestalter, mit weißen Schuhen schwebten an mir '.«rüber, in Hellen Kleidern und bunte Fächer in den kleinen Händen. Ueber dem schwarzen Haar lag zumeist die schwarze Montilla, ei« duftiges Spitzen gewebe, daS über di« Schottern auf di« Bru^ herabtältt und dort mit einem kleinen Strauß von rote» Rose» oder will, andere Kandidaten weit genehmer, eine Auffassung, der man i» Rom -- wie aus der Umgebung deS Vatikans ver lautet — durchaus beipflichtet. Die Mecklenburger Verfassung. AuS Schwerin meldet unS ei» est-Privattelegramm: Ja Sachen der mecklenburgischen Verfassung wird eine gemein- same Audienz der liberalen Landesvereine bei dem Großherzog von Mecklenburg vorbereitet, um eine Mitwirkung liberaler Männer bei dem Entwurf der neuen Verfassung zu erbitten. Eine gleiche Audienz wird bei dem Großherzog von Strelitz vorbereitet. — Die sür Ostern nach Malchin berufene Kon ferenz der Vertreter der Ritterschaft behufs Stellungnahme zur Berfassuagsfrage ist infolge der letzten Erklärung beider Großherzöge bis zur Feststellung des Verfassungsentwurfes vertagt worden. Ter Klottenverciu. Die diesjährige Hauptversammlung des Deutschen Flotten- Vereins findet am 12. Mai in Köln statt. I» der Zeit vom 1. Januar bis 14. März sind nach Anzeige bei der Präsidial-GeschäftSstelle 5613 neue Mitglieder ausgenommen worden. Ja derselben Heil haben sich 249 neue Orts gruppe» gebildet. Ausgelost habe» sich dagegen nur vier Ortsgruppen. Studierende Ausländer in Württemberg. Ein cd-Privattelegramm meldet uns aus Stuttgart: Der Besuch der Ausländer an den beiden württembergischen Hochschulen wird vom kommenden Semester an durch Ver- Ichärsung der Aufnahmebedingungen eingeschränkt werden. Von den Maßregeln werden besonders die reichsausländischen Besucher der Technischen Hochschule betroffen werden. Eine Uebertraguug der strengen norddeutschen Bestimmungen auf die Hochschulen findet nicht statt. Dagegen ist die Einführung einer G-bührenerhöhung für ReichsauSländer in Aussicht ge- nomine». Voraussichtlich werde» i» Baden und Bayern ähnliche erschwerende Bedingungen eingeführt werden. Die Haager Konferenz. Der zweite Friedenskongreß im Haag wird nur den auf die Dauer von 5 Jahren abgeschlossenen Vertrag von 1899 erneuern, »ach welchem es verboten ist, Explosivstoffe und Projektile von Luftballons auS zu werfen. England hat immer noch nicht seine Vorschläge zur Äbrüslungsfrage for muliert, sodaß die Behandlung der Frage auf der Konferenz nach wie vor zweifelhaft bleibt. Der vergeßliche Zar. Die Pariser Blätter heben hervor, daß der Zar der einzige Monarch sei, der sich der Entsendung eines KondolenztelegrammS an den Präsidenten anläßlich der Katastrophe der „Jena" bisher enthalten habe. — Gewiß ohne jede böse Absicht. Die russischen Minister sind mit den Angelegenheiten ihres eigenen Landes so übervoll beichäftigt, daß sie zur Berichterstattung über Vorgänge im Auslande keine Muße haben, zumal angesichts der knappen Begrenzung, in welcher ihre Vorträge mit Rücksicht auf den schwächlichen Körper des Herrschers gehalten werden müssen. Die Ostsee-Frage. Die „Times" veröffentlichen einen Brief des dänischen Gesandten von Bille, in dem dieser gegen die Veröffent lichung eines Artikels der „Times" uuter der irreführenden Ucberschrift „Abschluß der Ostsee" Einspruch erhebt. Bille erklärt, Dänemark habe die in dem Vertrage vom 14. Mär, 1857 ausgesprochene Verpflichtung, den freie» Zugang zur Ostsee bestehen zu lassen^ mit allen europäischen Mächten angenommen. Es sei kein Schatten eines Beweises sür die Annahme vorhanden, daß irgend eine Macht eine Aenderung im Auge habe. 11 Häuser niedergcbrannt. Gestern abend »/«IO Uhr brannten in der Gartenstraße in Lengenfeld elf ältere Wohnhäuser nieder, die von etwa dreißig Familien bewohnt waren. Außerdem wurden mehrere Scheunen von dem Feuer vernichtet. Obwohl die Feuerwehr schnell zur Stelle war, konnte ein Umsichgreifen des Feuers doch nicht verhindert werden. Heute morgen brannte noch eine Scheune nieder. politisches. Die Bahnbcamteu als Bahnrcisende. Die „berühmte" Rede des Abg. von Brandenstein, der sich über die Benutzung der ersten Wagenklasse durch Reichstags abgeordnete und Bahnbeamte aufregte, weil er und seines Gleichen sür die Benutzung der ersten Klaffe einen Be fähigungsnachweis nach Kleidung und Benehmen verlangen, den die nicht erbringen, die „Röllchen" statt fester Manschetten tragen und keine echte Havannah rauchen — zeigt jetzt ihre Wirkungen. War eS schon auffällig, daß Minister Breiten bach seine Beamten nicht allzu eifrig ia Schutz nahm, so zeigt jetzt die häufig offiziös bediente „Neue polit. Kvrresp.", wie dienstbeflissen man dem junkerlichen Wunsche hinsichtlich der Bahnbeamten nachkommen will. Sie schlägt u. a. vor, daß höchstens (!) den Räten 1. und 2. Klaffe die erste Klaffe bei Dienstreisen zugebilligt wird, tvährend die Räte 3., 4. und 5. Klaff- sehr gut zweiter Klaffe fahren können, wie sie eS tun würden, wenn sie nicht gerade Eisenbahn beamte, sondern andere höhere Beamte wären. Den Suballernbeamten könnte alsdann die dritte Klaffe und den Unterbeamten die vierte Klasse zugewiesen werden. Daß namentlich die letzte Jvee, den Unterbeamten die IV. Klasse anzuweisen, jedem sozialen Empfinden ins Gesicht schlägt, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Aber auch diese ganze übrige Klassifizierung spricht Bände sür den preußisch-chinesischen Kastengeist, der mehr als alles andere soziale Verbitterung und berechtigte Unzufriedenheit sät. Hoffentlich besitzt die preußische Elsenbahnvcrwalhuug einen etwas weiteren und freieren Blick als daS gcnaaute Organ. 4 * Sächsische Laudtagskandidatur. In Zittau wurde als Kandidat der Nationalliberalen für den 1. städti schen Landtaaswahlkreis (Zittau, Löbau, Ostritz, Bernslcdt und Weißenberg) Bürgerschullehrer Pflug-Zittau auf- gestellt. * Die städtische Fleischvcrsorgung. Die letzte Sitzung Les Deutschen Landwirffchaftsrats beschäftigte sich, wie schon kurz gemeldet, zunächst mit Maßnahmen zur weiteren Steigerung der deutschen Bich- und Fleischversorgung und zur Verbilligung der städtischen Fteischvcrsorpung. Hierzu machte Landesökonomierat Jo-Ha messen folgende Vorschläge: Is Es ist zu erstreben: zur Beseitigung der Auswüchse des Zwischenhandels im Vieh- und Fleifchverkehr eine um- fassende genossenschaftliche Organisation der Produzenten einerseits und der Konsumenten andrerseits: 2j zu fordern: a. rasche und vollständige Beseitigung der städtischen Schlachtsteuern: b. Ermäßigung der Schlachthausgobühren; a. Uebernähme der Kosten der Fleischbeschau auf die Staatskaffe: d. die allgemeine obli gatorische Schlachtviehversicherung mit Staatsunter, jtützung: e. Beseitigung aller die Freizügigkeit des Fleisches beschränkenden Maßnahmen und k. ein« klare, die Markt lage erfassend« Preisnotierung für Schlachtvieh. Inspektor Dr. Ottinger (München) beantragt zu derselben -Frage: Der D. L.-Nal empfiehlt 1) Nach dem Vorbilde von Bayern und Schleswig-Holstein u. die Einrichtung von lanidwirtsichatttlichen Sch-!achtviehvoMru-fsste1l>en in daw Städten zu fordern, b. alle zur Förderung der Landwirt- schäft berufenen Organe (Regierungen, Landratsober ämter, Bezirksämter, Bezirkshauptmonnschaften, amtlich« Tierärzte, land-wirtschaftliche Staatsbeamte usw.) anzu- weisen, für die Organisation der Biehoerwertung auf dem Lande tätig zu sein: e auch die landwirtschaftlichen Kör perschaften (Landwirtschaftskammern, landwirtschaftliche Vereine, ZüchteroereiuigungenI, sowie die Zuchtinspektorcn usw. zu «Huchen, im gleichen Sinne zu wirken. 2) Verordnungen zu erlassen, soweit noch nicht geschehen, wonach es verboten ist, in einer Person Wehkommiffionäre und Händler zu sein (Verweigerung des Handelspatentes an Vichkommifsionäre." sk. Schulgelderhöhung in Sachfen-Weimar. Die Groß- herzogliche Staatsregierung hat von 1908 ab eine Er höhung des Schulgeldes in sämtlichen höheren Schulen des Großl-crzogtnms in Aussicht genommen. Bis her betrug dieses für Inländer 100, für Ausländer 180 Dem Vernehmen nach soll auch bas Schulgeld in den Ge werbeschulen, das bisder zwilchen 8 und 10 schwankte, um ca. die Hälfte erhöht werden. * Nachspiel zum Fall Gasiert. In dem Meineidsprozeß gegen den katholischen Pfarrer Gasiert spielte ein Bries des Zentrumssührers und Landtagsabgeordncten, Obcramts- richters Wittemann aus Tonaueichingen insofern eine Rolle, als dadurch der Eindruck erweckt wurde, daß Wittemann jenen ausfordern wollte, die Zeugen zu einer unwahren Aus^ sage zu verleiten. In der eingelcitctcn Disziplinarunter- suchung ist jetzt gegen Wittemann auf Erteilung eines Ver weises und 150 Geldstrafe erkannt worden. * Die „Reblaus". Oberpräsidcnt v. Schorlemcr prote stierte in einer Rede beim Festessen des Provüiziallandtages roten Nelken zusamm-e-ngefaßt wird. Die Gesichter bleich, vielfach gepudert^ von ovaler Form, mit weich gerundeten Wangen. Das Schönst« darin die Augen, groß und dunkel, von einem tiefen, ruhigen Älanz, eher kühl als heiß, und nichts verheißend und unnahbar. Die Katalaninnen sind nicht groß von Figur, auch nicht zierlich. Es sind meist kleine, aber kräftige Gestalten. Wenn ein Spanier von ihnen spricht, so wird er zuerst die Schön heit ihrer Hüften preisen. Die Nkädchen Kataloniens sind nicht wenig stolz auf diesen Teil ihres Körpers. Eine schöne, üppige Lime der Hüsten ist ihr Sehnen, und haben sie diesen Schatz, so sind sie glücklich. Sie wissen zu kokettieren mit dieser Linie. Sie wissen sich zu wiegen wie Pfauen und den Männern den Sinn zu verwirren. Das Antlitz der Katalanin ist nicht das edelste, das man in Spanien sehen kann. Es zeigt meist gröber« Züge, als bas der Mädchen von Madrid oder Valencia »nd ist von reichlich mehr sinn lichem als geistigem Gepräge. Das Gesicht der Madrileöa weist den eigentlich spanischen, das heißt kastilischen Typus am reinsten auf: länglich md blaß, große dunkle Augen brauen von schön gebogener Linie, kleine Ohren, «in roter, nicht zu üppiger Mund und Augen mit ein«m stolzen, schwer mütigen Schimmer. Die Gestalt der Katalanin ist in erster Linie sinnlich und oft entzückend in ihrer Schmiegsamkeit. Aber so sehr diese Gestalt zu fesseln weiß, so sehr enttäuscht das Mädchen oft, wenn man «s sprechen hört. Ihr Organ ist meist rauh uud ohne Zartheit. Ihr« Stimm« hat oft ein«n heiseren Klang. Dazu kommt das recht ungelenk« katalanische Idiom, das neben dsm Portugiesischen die am wenigsten schöne unter den romanischen Sprachen darstellt. Auch in Valencia spricht man bas Katalanische noch, oder doch wenigstens ein« Abart. Die Frauen dort sind gleichfalls im Durchschnitt klein,, aber ungleich zierlicher, beweglicher, nervöser al- in Katalonien. Nirgends hat die Frau schneller den Dolch bei d«r Hand. Nirgends auf spanischem Boden ist di« Anzahl der Morde aus Eifersucht ccößer als in Valencia. Die Andalusierin läßt im allgemeinen den maurischen ThpuS noch am deutlichsten erkennen. Hier findet man Vie zierlichsten Füße und jene blaffen, weichen Wangen, bie an den Flaum reifer Pfirsichen gemahnen. Die Augen sind groß und die gewölbten Brauen besonders stark. Ueber den Lippen bildet sich gern «in niedliches Bärtchen heraus. K«in-e Anda lusierin geht ohne Blumen im Haar. In Sevilla, sagt der Spanier, gibt es die schönsten Andalusierinnen d« ki^ur», von Gestatt; in Cadix die schönsten ds aur», von Angesicht. Die Frau in Kastilien, besonders di« Madriieüo, ist di« schlankes»«, schmälste. Sie bevorzugt die schwarze Kleidung und sucht dadurch ihre Schlankheit noch zu erhöhen. Die Mädchen auS dem Madrider Volk, die man tShmaS nennt, gehen in «rohen, schwarzen, „lantelLhnlichen Umschlagtüchern, die weit den Rücken hevodhängen und mit langen, seidenen Fransen beseht find. Sie «ehe» gemessen, in gerader Hal tung. Arg verpönt ist «S, den Kopf P» wenden. Auch die einfachsten Mädchen, die etwas ans sich halten, werden e» nicht tun. Die Frau wird in Spanien vom Mann« gründlich ver wöhnt, Man verlangt nicht» von ihr, als baß sie schön. sromm uud liebenswürdig sei. Von den Ausgaben der lküche hat die einigermaßen gebildete Spanier-.» keine Ahnung. Plan muß also eine Köchin halten, bas sich aber aus peku niären Gründen nicht jede Familie leisten kann. So greift man häufig zu einem Auswog: um zu sparen, kombiniert man mehrere Haushalte. Zwei verschwägerte oder sonst ver wandt« Familien mieten ein« gemeinsam« größere Wohnung mit gemeinsamer Köchin. Diese Sitte ist weit verbreitet und zeugt davon, baß die Spanier im allgemeinen verträg liche Leute sind. Der Jdeenkrsis der Spanierin ist infolge der unerhört einseitigen und mangelhaften Erziehung ein sehr beschränkter. Es gibt sn Spanien keine staatlichen Schulen, ebensowenig einen Schulzwang. Die Kinder aus den niederen Volksschichten besuchen die Schule oft gar nicht. Im übrigen liegt der Unterricht zumeist in den Händen des Klerus. Zumal die Mädchenschulen stchen fast ausschließlich stark unter päffischem Einfluß. Es gibt Spanierinnen in den guten Kreisen, die nur mit großer Mühe schreiben und kaum die Zeitung lesen können. Manche wissen ihren Namen zu schreiben und nichts weiter. Für das, was in den Zei tungen steht, Haden sie meistens blutwenig Interesse. Ihre Gedanken bewegen sich nach einer ganz anderen Richtung. Sie haben Sinn für die Pflege ihres Körpers, für Toiletten, Theater und den geliebten Paseo — so nennt der Spanier die Promenade. Außerdem natürlich gehen sie viel in die Kirche. Andacht und Gebet lind ihnen durch die Erziehung zum Bedürfnis und Mr Gewohnheit geworden. Die Frömmigkeit der Spanierin ist io: des Mvrgens läßt sich die Betende mit Inbrunst von den Schauern der Kirche gefangen nehme». Am Nachmittag des gleichen Tages fährt sie lochend, mit Rosen im Haar, zur Eorrida, um einen ge liebten Torero kämpfen oder sterben zu sehen. Zuweilen, in ihrer religiösen Beschränktheit, erheischen dl« Frauen die un nennbarsten Dinge von der Jungfrau Maria. Gewährt die Jungfrau daS Ersehnte, so gibt die Spanierin gern ihren letzten C-entimo her, um eine Weihkerze oder ein anderes Dänkgeschenk zu kaufen. Bleibt der Wunsch unerfüllt, so ist sie in der Wahl der beleidigenden, sa beschimpfenden Aus drück« der Mutter Gottes gegenüber ziemlich skrupellos. Im Grunde ist es «in sehr pvaftisches Verhältnis, das die fromme Spanierin mit der Moria verbindet. Eine Frawenfvage gibt es in Spanien uicht. Mo» for dert von der Fr« nichts, als daß sie ganz Weib sei. Jede Beschäftigung, die cm männliches Tu» erinnern würde, scheut sie,- denn diese Beschäftigung könnte sie im Auge des Mannes mir tief herobsetzen. Eine Spanierin als Studentin wäre undenkbar, abgesehen davon, daß sie «S schon ihrer mangel haften, mtellektn-ellen Bildung wegen nicht sein könnte. Man wird schwerlich eine Spanierin radeln. Tennis spielen, rudern ober sichre» sehen. Dabei ginge »a di« groß« Linie verloren. Um so ausgeprägter ist die Neigung M Putz und Schmuck. Die Toiletten der feinen Welt in Madrid, Bar celona ober Sevilla geben denen von Paris an Geschmack und Kostspieligkeit nichts nach. Mit Fingerringen und Ohr gehängen wird ost ein unerhörter LuruS getrieben. Gebt eS ms Stiergesecht, so ist, zumal an hohen Festtagen, di« Toilette der Fronen besonders kostbar. Hier, bei der natio nalsten Vergnügung, sucht nan die national« Tracht am m«steu zu wahren. TL» ist «in entzückender Anblick, bei «wer großen Corrida die bunten, von der Sonne beglänzien Frauen rings auf den Ballonen des Stierzirkus zu sehen. Sie tragen dann hellfarbige Gewänder, über dem Rock ein netzartiges Strickwcrk von schn-arzer Seide, mit Pompons versahen. Auf dem blumcngesch-inücklen Haar licgi die koikbar« weiße Spitzennianlilla und fällt lose aus den Busen veröd. Weiße Schuhe an den Füßen und in der zierlichen Hanv der ewig sich regende Fächer. Keine Frau in der Welt weih den Fächer mit jener Grazie M führen, wie es die Spanierin weiß. In die Kirche, in das Theater, auf den Pasöo, in das Stiergesecht wandert der Fächer mit. Meist ist er aus hübsch bemaltem Papier her-gestellt, dem Bedünms weniger Tage dienend. Die ge schmackvollsten, kostbarerer ..rt, werden in Valencia ange- fertigt. Bei der Fahrt in das Stiergesecht tragen die Frauen den bunten nationalen Mantän. Das ist ein großes seidenes Tuch von der Form der schwarzen Tücher der Chulas in Madrid. Aber er ist meist hell in der Farbe, aus Seide und mit schönen, bunten Stickereien versehen. Lange, schwere Fransen hängen an allen Seiten herab. Auf dem Balkon in der Corrida wird er abgenommen und über die Balustrade gebreitet. So wird die schillernde Buntheit des Bildes noch erhöht. Der Spanier ist bekannt als ein Mensch von chevale- reskcr Natur. Sehr bezeichnend und schön ist eine Sitte in Andalusien. Ter junge Mann Pflegt dem Mädchen, das er liebt, in gemessenem Abstand durch die Straßen zu folgen. Ist das Mädchen vor der Tür des Hauses angelangt, so tritt der Jüngling mit schnellen Schritten vor, nimmt flugs seinen Mantel (die spanische osvsj von den Schultern und breitet ihn zu den Füßen des Mädchens aus. Mit einem Lächeln des Dankes, das den Jüngling beseligt, wenn es ein schönes Gefühl verrät, oder verzweifeln macht, wenn es nichts weiter bedeutet als einen Dank, schreitet das Mädchen über den Mantel fort in das Haus. Ter Verkehr der Ge schlechter, d. h. der jungen Leute, ist in Spanien ungleich ge zwungener als bei uns oder in England. Ohne das wach same Beisein älterer Leute hat die Jugend eigentlich nie Ge legenheit, sich zu sehen. Kein Mädchen aus guter Familie geht allein über die Straße. Das heiße Blut birgt Ge» fahren, so darf ein hütendes Auge nie fehlen. Der Verkehr der Verlobten ist noch vou einem uns unverständlichen Zere moniell. Man überläßt das Paar keinen Augenblick sich allein. Ein Kuß, wenn man ihn erführe, wäre ein Ver brechen. Die Spanierin ist ein Geschöpf des Stolzes und der Schönheit. Sie weiß, daß sie schön ist, und sie ist stolz darauf. Sie ist nicht reich au Wissen, aber nicht infolge fehlender Anlage, sondern durch mangelhafte Erziehung. Oft weiß sie durch Witz, durch ein geschickte» Wortgeplänkel oder alnckllche Einfälle in hohem Mäße »» überraschen. Die aute Anlage ist da, aber sie wird gewaltsam verkümmert. Ueber Dinge der Weisheit dars man nicht mit ihr sprechen, aber von Scherzen uud Liebe, Liebe. Gemeinhin zieht sie es vor, lebhafter mit den Augen als mit den Lippen zu reden. O, «S find nicht die reizlosesten Gespräche, die die Augen führen! *
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