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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070318013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-18
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BezuaS'Prkrs sür Leipzig an» Vororlr: Ja ver Haupt- LupedÜioa oder Verra AuSgabrstrllra ab- ftrhoU moaatltch: Ausgab« N d mat täglich) 70 P(-, Auägab« U iS »al täglich) 80 Ps* bei Zunrllu»g tu» hau» Au»gab« N 80 Pf., Aulgab« L l Aiark. Durch uafrn au«- ivärligeu Autgabeftrllea und durch di« Post l »zogea d »al täglich)inaerbalb Drutichland» monatlich 1 Marl au»jchl. Beslellgebührea, für Oestrrreich.Uaaar» k> L 4Ü d vlerteljädrllch, die übrigen Lander taut Zeitu»a«vlri«liste. Lief« Stummer lostet auf S äb all«, vahuvSseo uo» bet III I den fteitu,a»->8«rküut-ra Kv Ae-aMon ««» t^rpevtlta»! 3»h»»»t-gass« 8. Telrphrni Nr. 1L4 Nr. 82L, Nr. 117L verlt»er AeoarttooS-Vorenu: Berit» UV. 7, Prinz voui» Frrdiuaud» Lira»« 1. Televbcm l. Nr. 9875. Morgen-Ausgabe 8. und Handelszeitung. Amts Klatt -es Nates im- -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. TagMM Aineiqen.PreiS dir Sgrspalteue Petttzerlr für itzeshäfte- inseratr a»» Leipzig »»b Umgebung iSö KamUte»> Wohaaag»« u. 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Die für vcs Falles notwendigen Angaben sind dab tändiae Güterabfertigung an Ort und Stell, Goslar, die Sozialdemokratie nnd nicht auch daS Zentrum als besiegt I der Sozialdemokratie ist .ie Tatsache, _daß sie von den Tr au» dem Kampf« hervorgeganaen. Lena hier handelte «S sich I eiguissen nicht zu lerwen versteht, daß siehlcibt, wa» ft« war. Basscrmanu. Aussprache in an Eurer glückliche cnsen und wünschen Vie Tagung -er nalisnalliberalen LstiOervereinr in vrerae«. Weit mehr als eine gewöhnliche Landesversammlung — ein froher Festtag war eS, zu dem sich gestern von fern und nah die Mitglieder deS sächsischen Nationalliberalen LandcS- vereinS in Dresden zahlreich zusammengefunden hatten. Ein Festtag sagen wir. Tenn über dem Ganzen lag die freudige Genugtuung über den reichen Sieg bei den Neichstogs- wablen und die zuversichtliche Uebcrzeugung, daß der Natio nalliberalismus in Sachsen einer Zukunft entgegengeht, die langer Jahre Arbeit und Kampf mit Erfolg krönen wird. Vorbei ist die „schreckliche mandatslose Zeit", in der auch nicht ein Nationalliberaler aus Sachsen im Reichstage Sitz und Stimme hatte. Vorbei sind die Tage, in denen man selbst aus den Reihen der eigenen nationalliberalen Partei, sobald ein Sachse oder ein sächsisches Blatt Kritik an der nationalliberalen Politik im Reiche üben wollte, hören konnte — „erkämpft euch erst wieder «inen Platz im deutschen Parlament. Dann redet. Tann kritisiert." Und vorbei ist auch die Zeit, in der im sächsischen Landtag der national liberale Einfluß zurückging. Er ist nach der letzten Wahl gestiegen. Er soll und wird künftig weiter steigen. So konnte es keine mutlose, arbeitsunlustige Schar sein, die gestern vormittag im großen Saale des Hospizes in Dresden zusammenströmte. Stolzes Siegesbcwußtsein und zukunfts froher Kampfesmut erfüllte die Hunderte nationaler und liberaler Gesinnungsgenossen, die die Hauptversammlung des Landesvereins miteinander abhielten, und eine überaus große Zahl von Mitgliedern des Landesausschusses und von Vertretern einzelner Vereine war es denn auch, die in der darauffolgenden Sitzung des Landesausschusses mehrere Stunden hindurch eingehende Beratung pflog. Brachte eS der intime Charakter der Landesausschuß sitzung natürlicherweise mit sich, daß ihr nur die hierzu statutengemäß berechtigten Parteimitglieder angehörtcn, und daß darum auch den zugelassenen Vertretern der politisch naheftehenhen Presse Stillschweigen über die Verhandlungen auferlegt wurde, so war die Hauptversammlung öffentlich. Sie gewann dadurch noch eine besondere Bedeutung, daß der anerkannte Führer der nationallibcralen Partei, ReichS- tagsabgeordneter Dr. Bassermann, erschienen war, um über die politische Loge zu sprechen. Mit ihm waren von sächsischen ReichstagSabgeordnrten anwesend die Herren Liz. theol. Everling Wahlkreis Döbeln), Fabrikbesitzer Merkel (Neichenbach-Auerbach), Landgerichtsdirektor Tr. Heinze (Dresden-Altstadt). Syndikus Dr. Stre se in a n n sAnnabergl, während die beiden Mitglieder deS Reichstages Justizrat Dr. Junck und Bankdirektor Dr. Weber am Erscheinen verhindert waren. Erschienen war aber «in württembergischer Reichstagsabgeordneter, Pro fessor Albert Wetzel (Eßlingen), der Grüße aus seiner schwäbischen Heimat überbrachte, und in Begleitung Basser- mannS befand sich der Generalsekretär der Partei, Dr. Breithaupt. Von Mitgliedern der sächsischen Zweiten Kammer waren, soweit wir sehen konnten, anwesend die Ab geordneten Ebret (Glauchau), Goutard und Müller (Leipzig), Kretz schmor (Blaiewitz, Dobritz),' Richter (Großschönau), Schreck (Mittweida) und Wolfs (Auer bach). Bassermann ergriff gleich nach den eröffnenden Worten de» Vorsitzenden des LondeSausschusses, Abg. Franz Gon- tard, das Wort. Was er bot. war keine großzügige politische Programmrede. Insofern enttäuschte er vielleicht manchen. Aber er gab statt dessen einen scharf umrissenen Ueberbuck über die Bedeutung des letzten Wahlkampfes unk über die Aufgaben, die sich aus dem Erfolg dieses Kampfes ergeben. Er bekämpfte dabei geschickt die Anschauung, als wäre.nur Var üttchtigrle vsm Lage. * Der König von Sachsen wohnte gestern vormittag der Mess« i» der Katbeorale von Oporto bei; nach mittags erfolgte die Abreiie nach Coimbra. * Mit Luxemburg ist eine Brausteuer-Gemeiu- schaft bi- 1SL9 abgeschlossen. (S. D. R.) * Durch KabinettSorvre ist bestimmt worden, daß die diesjährigen Äaisermanöoer ia der zweiten Sep temderwoche iwischcn den auf je 4 Divisionen ge brachten Vll. (westfälischen) und X. (hannoversche») Korp- unweit Münster stattfiuden sollen. * Am gestrigen Tage wurde in Dresden die Haupt versammlung deSnationalliberalen LaadeSvereinS abzehalte». (S. Artikel.) * Die Reise des österreichischen Thronfolgers nach Berlin entbehrt, wie wir aus kompetenter Wiener Quelle erfahren, jeden politischen Charakter». * Die Gerüchte über eine Begegnung zwischen Bülow und Tiltpni an der Riviera entbehren, wie die .Tribnua" meldet, jeder Begrüuduug. (S- Letzte Dtp.) * Der bisherige Kammerpräsident Gudew hat daS ueue bulgarische Ministerium z» bildet. (S. Ausland.) * Der Sitzungssaal der ReichSvuma wird, wie man au» Petersburg meldet, zum Donnerstag Abend wieverhergestelll sein. (S. Letzte Dep.) * In Glasgow ist der größte Kreuzer der Welt .Indomitable* vom Stapel gelaufen. (S. Ausl.) * Nach einer Meldung aus Saarlouis sind von den auf dem Mathiloenschacht der Gerhardgrube ver- unglückien 22 Bergleuten bisher 19 als Leiche» geborgen wordeu. (S. v. des. Art.) Die Sitzung de» LandeSauSschusseS. Ueber ihren Verlauf — die Verhandlungen waren wie berichtet vertraulich — wird folgender offizieller Bericht gegeben: Die Verhandlungen drehten sich in der Hauptsache um Organisationsfragen und die bevorstehenden Landtags wahlen. Ueber die Neugründungen von Vereinen und die Zunahme des Mitgliederstandes berichtete Generaliekre- tar Dr. Westenberger. Er stellte fest, daß fast überall ein starker Aufschwung zu verzeichnen »st. In de» Zentraloor- stand wurden 11 Vertreter gewählt, die Herren Franz Gon- tard, Reichsgerichtsrat Dr. Sievers, Dr. Vogel, Land gerichtsdirektor Hettuer, Lgndtagsabg. Langhammer, Rechts- anwalt Freigang, Bürgerschullebrer Pflug, Dr. Rich. Seyfert-Aninaberg, Dr. Konr. Niethammer, Jul. Graser. Der LaudeSauSsckuß beschäftigte sich weiterhin mit der Wahlrechtsreform, al» deren Grundlage die Beseitigung der städtischen und ländlichen Wahlkreise gefordert wird: ferner mit den Beamtenverhältnissen, der Gehaltsaufbesserung und anderen augenblicklich wichtigen Fragen. In allen wesent lichen Punkten zeigte sich volle Uebereinstimmuno. — Herrn Generalsekretär Dr. Westenberger wurde am Schlüsse unter lebhaftem Beifall der Dank für seine Tätigkeit ausgespochen. Zum Jahresbericht, den wir schon veröffentlichten (S. Sonntagsnummer) ist noch nachzutragen, daß die Mitglieder zahl deS LandeSvereinS etwa 8000 Mann beträgt. ein« revolutionäre Partei unter der Herrschaft Bebels, eiu« I Partei, in der der „Vorwärts" mit seiner rohen Ausdrucks- weise, seinen längst verbrauchten Schlagworten den Ton an- I gibt. Diese Methoden gerade sind es, die die Massen von § Änyängern der Sozialdemokratie entfremden und den nativ- i nalen Parteien zutreiben. Daß die Macht de» Soziaidemo-1 ! kratie enorm überschätzt worden ist, ionnie man mit Befrie digung konstatieren, als zum ersten Male unter einer na tionalen Parole, um eine Frage, die sich nicht um rein mate rielle Interessen drehte, wie Zolltarife, landwirtschaftliche und industrielle Gegensätze, die Wählerschaft sich von der Sozialdemokratie abwendete. I l Wi>e aber steht es mit dem Zentrum? I Das Zeutrum. Unter Lieber konnten wir noch mit dem Zentrum zusammen- I gehen in wirtschaftlichen und auch in nationalen Fragen, für I Vie bei chm das Verständnis erwacht war. Dann wurde es anders. Immer mehr sucke das Zentrum Einfluß zu <ze-1 winnen. Dazu gehört auch di« Diätenoorlage, die es nur fordert, um leichter seine süddeutschen Mitglieder in Berlin zu haben und für die es sein ZugsständniS zu nationalen Fragen erkaufte. Als Lieber gestorben war, bekamen unter I Spahns nomineller Führung Erzbcrger und Noeren «ntschei-1 dcnvcn Einfluß. Sie sammelten nit Eifer alles, was gegen I die Kolonien vorzubringen war und da mit Hilf« der l Diäten das Zentrum oollzählich anwesend war, konnte es I die Ablehnung des selbständigen Kolonialrates und der Nach- l tragssorderungea erzielen. Aber jetzt fand es seine» I Meister in Bülow und Dernburg. Der Konflikt, den di« Regierung damit ausgenommen hat, end:gte mit einer Niederlage des Zentrums, trotz der Ver mehrung seiner Mandate, denn das Zentrum »st mit der Sozialdemokratie vereint in l>en ztanrps gezogen, und wenn von zwei Bundesgenossen einer geschlagen wird, dann trifft veu anderen der Schlag auch mit. Hier gerade liegt die Be deutung der in letzter Zeit viel angeseindeten Block», daß I eine nationale Mehrheit vorhanden und die Regierung nicht mehr darauf angewiesen ist, die Mitwirkung des Zentrums für ihre Politik durch Zugeständnisse zu erkaufen. Damit ging Redner zu den Aufgaben der nächsten Zukunft über, indem er fortflchr: Der Kaamps rsi noch nicht beendet; die Dbatiooalllberaleo müssen weiter kämpfe» gegen zwei Fronten, gegen das Zeutrum und die Sozialdeuwkrati«. Und ««rod« I gegen das Zentrum wird der nächste Kampf gehen, der zu« ! gtoße» T«il« nicht un Reichstage, sonder« rn den Einzel- j landtagen der Bundesstaaten ausgesochteu werden ward, — I der Kampf um die Gchnlfrage. Die erste Forderung ist di« Beseitigung der geift-1 lichen -Schulaufsicht. Das soll em schöner neuer Kulturkampf sein. Eine «roße Rolle werden in der Reichs politik die Interessen des Mittelstandes spielen, di« über der I Fürsorge für di« Arbeiter eine Zeitlang jn den Hintergrund gedrängt worden sind, nun aber von de» bürgerlichen Par teien die größte Beachtung erfahren. Liberale Forderung«. Redner ist der Ansicht, daß der Reichskanzler, der sich zu liberalen Reformen bekannt hat, der Forderung nicht werde widerstehen können, ein Vereins- und Versammlungsrecht zu gewähren, bas allen di« Freiheit, sich zu vereiuea urü> zu organisieren, gebe. Er habe ja ohnehin schon eing-efehen, daß man himtzutage gegen die Sozialdemokratie nicht mehr di« veralteten Polizeimaßregeln anwenden dürfe und werde sich also vielleicht noch zu der vorhin erwähnten Auffassung auf- jchwingen, wenn es auch eine bedauerliche Tatsche sei, daß jede Reform immer erst auf das Drängen der Parlamente erfolge. Den Ärundzug der gesetzgeberischen Tätigkeit rm neuen Reichstag werde icdoch die soziale Reform biLen, di« heute G.meingilt aller nationalen Parteien geworden ist. Eine Partei, die sich nicht zu dem Programm der Sozial politik bekenne, baoe heutzutage keine Zukunft mehr, und die nationalliberale Partei chrerseits, fo schloß Redner unter dem rauschenden Beifall der Zuhörerschaft, schreibt aus ihr Banner als vornehmsten Wahlpruch eine ehrliche, nationale und liberale Sozialpolitik. Diskussion. Der erste Redner in der Diskussion, Neichstaasabgeord? neter E v e r l i n g - Döbeln, griff energisch das Thema der Befreiung der Schule von der geistlichen Bevor mundung aus. Er kritisierte mit großer Schärfe den . un würdigen Zustand, daß die Lehrerschaft, auch alte erprobte Kräfte, unter der Aufsicht und Kontrolle von Männern stünden, die keine Ahnung von der Behandlung jchultech- nischer Fragen haben. Sind denn unsere Lehrer, so fragte der Redner unter dem Beifall der ganzen Versammlung, so unzuverlässig, daß sie solcher Vormundschaft bedürfen? Von der Schulpolitik im preußischen Landtage sprechend, gab er seiner Mißbilligung darüber Ausdruck, daß, nachdem die rheinischen Synoden, unter dem Gesichtspunkte, daß der Geist lichkeit durch das Schulunterhaltungsgesetz ein entsprechender Einfluß im Vorstande gesichert sei, erklärt hätten, auf die Schukinspektion verzichten zu wollen, der preußische Kultus minister und die Konservativen dem von dem Abg. Schisser festgelcgten Standpunkte der Nationalliberalen so wenig Verständnis «ntgegengebracht hätten. Der als Gast anwesende württemberaische ReichstagS- abgcordnete Wetze! trat in längerer Rede für ein ein heitliches Neichseisenbahnwesen ein. Herr H. Pielert - Leipzig sprach im Namen deS Leipziger Jungnationalliberalen Vereins. Von der- alten Wahrheit ausgehend: Wer di« Jugend für sich hat, dem aebört di« Zukunft, erinnerte er daran, daß der Jungnotionauioerale Verein in Leipzig eine sehr rege Tätigkeit zugunsten der Wahl des Abg. Junck entfaltet habe. Mehr als je komme eS heute darauf an, die Heranwachsen den jungen Männer für die ernste Beschäftigung mit de» Lebensfragen des deutschen Voltes zu gewinnen, sie dafür zu gewinnen, daß sie ihre Kräfte, ihre Zeit und ihre Fähig- , leiten in nationalem und liberalem Sinne verwerten. Man solle möglichst viele nationolliberale Juaendvereine gründen, , dann werde man auch bei künftigen Wahlen ähnliche Resul- , tote erzielen, wie der von ihm vertetene Verein, der nahezu ein Dutzend Redner gestellt und sich besonders in de» ' schwierig zu bearbeitenden Landbezirken der AufklärungS- I arbeit mit gutem Erfolge unterzogen habe. Nach einem Appell deS Kasse nivark» an di« Opfer willigkeit der Parteiaenosfen brachte Schuldirektor Odne- sorge-Sebnitz in schwungvollen Versen ein Hoch auf die : Flotte und di« Kolonien auS, in da» di« Anwesenden be- I Geschäft« ein - geistert einstimmten, worauf die Bersammlung geschloffen I aung der Eni , wurde. * um einen Kampf gegen zwei Verbündete. Und wenn auch nur der eine von beiden die Niederlage mit drei Dutzend Mandaten bezahlt hat — so ist eben der andere damit auch geschlagen, weil er durch die Verluste seines Verbündeten seinen entscheidenden Einfluß gerade in nationalen Fragen verloren Hot. Ein Urteil, daS ja nicht neu ist, aber doch immer wieder h e r v o r g e h o b e n werden muß angesichts der Behauptung, das Zentrum sei in gleicher Stärke aus dem Wahlkampfe hervorgegangen. Bassermann verweilte dann zuerst bei der Niederlage der Sozialdemo kratie. Durch sie ist der Glaube an das Dogma von ver un aufhaltsamen SiegeSlausbahn der Sozialdemokratie er schüttert worden. DaS wird der Führer der Partei, Bebel, am wenigsten überwinden können, dessen ganzer Gedanken kreis fo eng beschränkt ist, daß man »hn als den größten Philister bezeichnen kann, der je eine Partei geführt. Er bewegt sich unaufhörlich in demselben Gedankenkreis. Daran wird sich auch nichts ändern. Nicht einmal im Ton. Trotz aller Kritik der Intellektuellen. Sie werden zurückgedrängt bleiben und mit ihr die Jugend, auf die die Partei An ziehung ausübte. W i r können diesen Erfolg der Wahl nur dadurch befestigen, daß wir liberal« Politik, vor allem auch dadurch, daß wir Sozialpol itik treiben, die den Arbeiter wieder mit Vertrauen auf die Staats ordnung und die bürgerlichen Parteien erfüllt. Man könnte mit Bassermann über diefe Ocurteilung der sozialdemokra tischen Niederlage rechten. Darin aber hat er unzweifelhaft recht, daß der Erfolg der Wahl nur bleiben wird bei Fort führung einer weitschauenden Sozialpolitik und Ver hinderung aller politischen Reaktion. Dann ging Bassermann zu dem Zentrum übcr, dessen Entwickelung von Lieber über Er-bergcr zu Noeren vortreff- Uch schilderte. Er pries dabei das Verdienst Bülow», als weitblickenden Staatsmanns, der kühn zu einer Zeit zur ReichstagKauflösung schritt, als kaum jemand sonst unter den bürgerlichen Führern diesen Plan gut hieß. Er hat da mit gezeigt, daß er der Mann war, der zur rechten Stund« wußte, was geschehen mußte, um den Einfluß deS Zentrums zu brechen. Aber Bülow irrt, wen» er jetzt nicht weiter geht. Und hier setzte Bassermann mit der Kritik der preußische» Verhältnisse ein, wie sie daS System Stmdt charakterisiert, daS nichts anderes ist, als eine Konzessiv» a« das Zeutrum. Darum gilt cS — ganz wie iu dem von u:» am Sonata« geschriebenen Leit artikel über di« Schulaufsicht ausgesührt wurde — jetzt denKampf um dieSch«le. Dort muß das Zentrum getroffen werden. Ueber die Aussichten der Blockpolitik urteilt Bassermann günstig. Wenn man ihren baldigen Zerfall prophezeit, so vergesse man, daß die schwierigen wirtschaftlichen Fragen hinter unS liegen. Mit der Blockpolitik wird vor allem eine gute Sozialpolitik verträglich sein. Er führte dabei aus, daß es vor allem gelte, die Arbeiterorganisation, di« Arbeiter kammer durchzuführen, daß man aber auch die anderen Stände bei dieser SozieApolitik nicht veraessen dürfe. Di« Rede, di« in den Ruf ausklang: Wir sind wie der voll Vertrauen auf unserer Seite und daß wir vorankommen unter der Fahne „National wie immer und ehrlich liberal" — wurde mit stürmischem Beifall ausgenommen. Jn der Diskussion knüpfte Abg. Everling vor allem an die Forderung der fachmännischen Schulaufsicht an. Der Württemberger Wetzel erinnerte im Gedächtnis an List an daS große notwendige Werk der Eisenbahngemein» schäft. Trefflich hob Herr P ielert-Leipzig hervor, wie notwendig eS sei, die Jugend zu gewinnen uno empfahl dabei mit Recht die Unterstützung der jungnationalliberalen Bewegung. Linen kräftigen Appell an die Geldbörse richtete der Schatzmeister Dr. Zöpfel uns Herr Schuldirektor Oh ne sorge wandte sich in poetischen Worten an Vie Versammlung, die in freudiger Stimmung auseinanderging. Wir lasse» nun den Einzelbericht folgen, zuerst über die Hauptversamnduog. Abg. Franz Gontard eröffnete sie mit warmen BegrüßungSworten uno einem Rückblick auf die Erfolge der Neichstagswahl. Er gedachte der Freude, die der Kaiser und König Friedrich August gerade über den Ausfall der sächsischen Wahlen ausgesprochen. Begeistert stimmte die Versammlung in das Hoch auf die beiden Majestäten ein. An König Friedrich August wurde solgenscs Telegramm z. Händen des deutschen Gesandten in Lissabon abgesanLl: „Die in Dresden zahlreich versammelten Milglieder des NaliouaUiberalen LandeLvereins Majestät ehrfurchtsvollen Gruß Wiederkehr." Dann ergriff daS Wort Reichstagsabgeoroneter Er erinnerte lächelnd an die „ . an der sich auch die Sachsen energisch beteiligt hatten. Auch in der letzten ReickStagSwadl lmocn die Sachsen ein kräf tiges Wort gesprochen, und daS Resultat war ein halb.» Dutzend nationalliberaler Mandate, die Antwort auf das Wort, loenn ihr in SacbEn bei der Politik miirrden wollt, dann schickt uns erst Abgeordnete in den Reichstag. Wir wollen hoffen, daß dieses halbe Dutzend nur den Anfang bildet, daß chm weitere national!.beraie Mandat« folgen werden. Da» ist auch keineswegs ausgeschlossen, oenn die Sozialdemokraten befinden sich in einem gewaltigen Irrtum, wenn sie meinen, sie hätten nur die Mitläufer verloren, uns zwar alle Mit- läustr, und die reichlich I Millionen Stimmen, die ihnen im Wohlkampfe zugefallen sind, seien waschechte Sozialdemo kraten, die ivnen keine Macht der Welk abspenstig wachen werd«. Ganz im Gegenteil! Hunderitauicnde von Mit- !äufern sind uoch zurückzugeminnrn, und sie könne« und wer- den zurnckgewonnen werden, denn der merkivürd ge Zauber, ! den sie Sozialdemokratie v'Sber aus die Massen auSübte. > ist einmal durchbrochen nnd die verhängnisvolle Macht deS ! Zipci'els tritt als gefährlicher Gegner der Sozialdemokratie . auf den Plan. ' I Ein weiterer Bundesgenosse der Nationalen gegenüber As tut im kisettdsbitverlttblrmzeti ein lraukmännischer Lug nsl? In Kreisen der verkehrtreibenden Geschäftswelt kann man immer wieder Klagen darüber hören, „daß die Eisen- bahnverwaltung die Angelegenheiten der Interessenten ohne jede Kulanz behandel«, ia z. B bei Regelung d«r Schatt n- ersatzanträae im Güterverkehr oft Henwg Bescheid« erteile, die mit dem allaemeiuen Rechtsempfinden nicht n» Einklaug ständen." Ohne an dem guten Willen der Verwaltungen zu zweifeln, dem Publikum allenthalben werden zu lassen, waS rechten» ist, scheinen jene Klagen doch zum Teil einer Begründung nicht zu entbehren. Di« Erklärung hierfür dürfte vornehm lich in der Tatsache zu erblicken sein, daß die.liKalen Ab- sertigungSstelleu der Eisenbahn die Unregelmäßigkeiten viel fach nur ungenau zur Anzeige bringen können, aber auch, daß die Verwaltungen da, wo die Gründe zur Ablehnung Erlatzanträg« nicht vollkommen auSreichev, zu Zugeständ nissen ost war schwer geneigt sind. Jche Untersuchung wird mehr oder weniger auf eine Ahn dung des Falles hinauslaufen und deshalb nur zu leicht e» Ergebnis liefern, daS sich mit den Tatsache» nur zum Teil deckt. Die Erfahrung lehrt auch, daß die erst »och Wochen über Unregelmäßigkeiten «ingeforderten Berichte der Güter- absertigungsstellen oft genug Kombinationen sind: denn «» leuchtet wobt ohne wertere» ein, daß «S für «ine Di«^t- stelle mit einigermaßen regem Verkehre gerade»» »nmöglich ist, sich z. B. auf ei» vor Wochen oder gor Monaten durch- gelauseneS Stückgut zu bZinuen. Die für die Beurteilung des Falles notwendige« Angaben sind daher durch die zu- tändige Güterabfertigung an Ort und Stelle, also uoch wen» ie daS Gut vor Auge» hat, zu machen. Nur bei gegen- eitiger Aussprache der beteiligten Bediensteten wirb sich ei» ! Urteil herausbilden. daS vor allen anderen zutreffend fern dürfte. Selbstverständlich erfordert «in« derartiae er- schöpfende Aufnahme deS Tatbestandes eine gewisse Üebung, die aber sehr wohl zu erreichen ist, wen» die Verwaltungen dauernd darauf hinarbeiten. Jede »achträtüiche Unter suchung darf vor der Entscheidung über de» Antrag de» Interessenten nur auf die notwendige Ergänzung der von der Güterawertiaung gelieferten Angaben yinauNaufe». Aus diesem Wege kann allein ei« einwandfreies Tatsachenmaterial, daS die erste Voraussetzung für eine zutresfeude Entschei dung in der Sache selbst bildet, beschafft werden. Die meisten Fälle liegen nun so, Laß e- zweifelhaft er scheint, ob dem Antrag« deS Rerlamattteu stattzugäben ist oder nicht. Es ist bei dieser Sachlage nicht immer zu empfehlen, nochmals daS beteiligte Personal nach seinen Wahrnehmungen zu befragen. Denn selbst wenn die be treffende Dienststelle für die Schuldfraae überhaupt nicht in Betracht kommt, so neigen di« Bedienstete» doch zu für die Eisenbahn günstigen Aussagen, weil vielfach die Meinung ob herrscht, daß die vorgesetzte Verwaltung in Schutz genommen werden müsse. Weit empfehlenswerter als die Rückfrage bei I der Dienststelle ist in solchem Falle der gütliche Ausgleich mit dem geschädigten Interessenten. Diese Art der Er ledigung wirb seitens der Verwaltung«» noch wenig geübt, aber sie bildet den qeeignetstcn .West, nm ohne umständlichen, zeitraubenden Schriftwechsel zu einer beide Teile befriedi genden Lösung zu gelangen. Der Kaufmann ist von Hause ouS dazu geneigt, auf Grund gegenseitiger Verhandlungen seine Ansprüche io zu normieren, daß sie für die Eisenbahn verwaltung annehmbar sind. Ist «S noch den frachtreckit- I lichen Bestimmungen an sich fraglich, ob der Ersatzantraa begründet ist. so wirb der einsichtige Geschäftsmann, um Weiterungen vorzubeugen, auch zu der nach den Umständen des Falles billig erscheinenden Herabminderung seiner For- I derung bereit sein. Die im Eisenbahnverkehrswesen überhaupt, so sollte der I kaufmännische Zug insbesondere bei Austragung der Un regelmäßigkeiten im Frachtverkehre vorherrschend sein. Eine schnelle Erledigung der Erfatzanträae bedeutet für die Eisen- bahnverwaltung sowie für das Publikum einen nicht zu unterschäkenden Vorteil. Das Wesen des Eisenbahmracht- > Vertrages bedingt ja an sich eine rasche Abwickelung aller aus ihm entspringenden Rechtsgeschäfte. Bon diesem Gesichts- I punkte auS sind beispielsweise im Internationalen Uebcrein- kommen und in der Eisenbahnverkehrsordnung als Entichädi- I gungen ftir Lieferfristüberschrcitunaen ein für allemal Fracknouoten festgesetzt worden, die der Berechtigt)! ohne jede Beweisführung perlangen kann. Diele im voraus vorgeno- I nornmene Nornneruua von Entschädlaunaen bat einzig und allein den Grund, «inen umständlichen Schriftwechsel zwischen Frachtführer und Interessenten oorjubeugen, sie ver folgt den Zweck einer schnellen Einigung und basiert out d«r Annahme, daß unter gewissen Voraussetzungen «in gewisser Schaden entstanden sei. Aus der Statuierung einer solchen Rechtsvermutung spricht unverkennbar di« Absicht deS Gesetzgebers, der Eisenbabn und den Interessenten zu einer schnellen Verständigung den Weg zu ebnen D'«le wirb, wie erwähnt, bei Beachtung kaufmännischer Gepflogen heiten bm ehesten erreicht Serben. Dem Geschäftsmann I wirb bei einer derartigen Erledigung seiner Anträge unge mein viel Zeit erspurt iverben Er wird Laber nm so mehr zur Nachgiebigkeit geneigt sein. Aber guch für die , E.senbahnverwaftung liegt in einer solche» Behandlung der " ".Isl. . > aan^ wesentlicher Vorteil. Denn die Erledi- , u der EnischädigungSanträge au- dem Frachtverträge er- I fordert bei den Eisenbahnverwaltunge» «««» bedeutende»
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