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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.03.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070319015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-19
- Monat1907-03
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Bezuqs.Prei- für Leipzig ,»d Vororte: I» der Hanpt- Erpeditioo oder deren Aisgabestellen ab- grholl moaatlich: Ausgabe 4t (1 mal täglich) 70 Ps., Ausgabe 8 (2 mai täglich) 80 Pf, bei Zustellung in« Hau« Ausgabe 4t 80 Pf., Ausgabe 8 I Mart. Durch unsere aus wärtigen Ausgabestellen und durch die Post lezogen (1 mal täglich)iuaerdalb DeutlchlandS monatlich 1 Mark ausschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-Ungaru d L 4Üd viertelfährlich, di» übrigen Länder laut Zeitung-Preisliste. Diese Nummer lostet auf -stz tztztzk alleu Bahudüseu und bei I II de» Leitung«.Berkkuiern AessM»« aas Er-eviti»»: . JohanuiSgeffe 8, Telephon Nr. lüL Nr. 2L2 Nr. 1173. verttuor Ue»«M-ns-v»re«i: Berlin 4, Prinz Louis Ferdtuaud- Sttaße 1. Televdou I. Nr. 9275. Nr. 78. Morgen-Ausgabe 8. KiWM.TagMM Handelszeituug. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Dienstag 19. März 1907. A«Heige«.Pre1S di« «gespaltene PetÜzeilr für Geschäfts- inserat« aus Leipzig und Umgebung 25 Pf, Kamilin^ Wohnung»' u. Stelles-Anzeigen, sowie A»- und Berkäose SO Ps, finanzielle Anzeige» 30 Pf, sttr Inserate von auswärts SO Pf. Reklame» 7Ü Pf, auswärts 1 Mark. Beilage- aebühr s Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. ÄeschäftSautelgen an bevorzugter Stelle im Preis« erbäht. Rabatt nach Tarif. MrJnserate vom Ausland« besonderer Tarif. Luzeigeu-Anuahme: AuguftuSptutz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncrn- Er-rditionrn des Ja« und Auslandes. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätze» wird keine Garantie übernommen. Feperteilte Aufträge können nicht zurück- gezogen werden. Haupt-Filiale Berlin: LarlD n n cke r,Herzgl.Bayr.HofbuchhauLlg, Lützowstrage 10 (Tel. Vl, 4603!. FkliLl-vrdediti0tnTreSSen.Marienstr.3t. 101. Jahrgang. Var MÄtigrle vom lagt. * Gestern fand in der Kapelle de- Berliner Schlosses die Aufnahme de- Prinzen Eitel Friedrich in den Johanniterorden und seine feierliche Investitur zvm Herrenmeister statt. (S. Dtschs. R.) * Der Reichstag genehmigte den Gesetzentwurf über dix Vornahme einer Berufs- und Betriebszählung für 1407 und beriet zum zweiten Male das NoletatSgesetz. Einstimmig beschloß das HauS eine außerordentliche ein malige Beihilfe für die Unterdeamte». (S. ParlamentSber. L Beil.) . * Gegen die Mitglieder der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion ist ei« Strafverfahren wegen Vergehen« gegen da- BeremSzesetz eingeleitet worden. (S. Letzte Dep.) * Im Hambnrg-r Hafen fanden zwischen den auS England engagierten Hafenarbeiters blutige Streitig keiten statt. (S. DtschS. R.) * Die Duma wird bereit- heute wieder eröffnet und zwar im Saale der Adel-Versammlung, in dem sonst der ReichSrat tagt. (S. d. bes. Art.) * Die Demission de-persischen GroßvezierS ist angenommen. Die Lage ist eine sehr kritische; die Un ruhen in Äspahan dauern fort. * Em österreichischer Kvngreß für Kinderschutz ist in Gegenwart mehrerer Minister eröffnet. (S. AuSl.) * Ja Tanger ist ei» »euer fra»zösisch-marokka- bischer Zwischenfall vorgekommea. (S. AuSl.) * Die Opfer der Katastrophe i» Grube „Klein- Rossel»" mlb im Mathildevschacht sind gestern feierlich bestattet Wörde». (G. d. bes. Art. unter Neue- a. a. W.) Leaiitr lrontra 5l«M. Nebe» der technische» Seite der SchnlaussichtSfrage, die hier scho» eingehend behandelt worden ist, gibt e» auch eine politisch«. Und diese muß man besonder» im Auge haben, wen» mau die jüngsten Vorgänge auf dem Gebiete in Preußen, weuu mau die beinahe sensationellen Verhandlungen im preußische» Abgeordnetenhaus« deuten will. Zunächst muß daran erinnert werden, welche besonderen Ursachen die Initiative der Natioualliberaleu u»d ihr bekannter Antrag auf all gemeine Einführung der fachmännischen Schulaufsicht haben. Der Antrag ist zwar im Wesen de- Liberalismus begründet u»d überhaupt eine alte liberale Forderung. Aber eS kommt dazu, daß die Nationalliberalen de» Abgeordnetenhauses nicht nur eine moralische, sondern eine wörtliche Verpflichtung zu ihrem neuerliche» Vorgehen in der Zeit de- Streites um das Schaluoterhaltung-gesetz übernommen haben. Die preußischen Parlamentarier verteidigte» sich damals gegen die viel fache» Angriffe au« de» eigenen Reihe» nicht unge schickt. Sie argumentierten: Wir wollen das Schul gesetz lieber »ach Möglichkeit in unserem Geiste beein flusse» (und baben doch auch manches in barten Kämpfe» gegen Regierung und Rechte durchgesetzt), al« daß wir ei» »och reaktionärere« Gesetz zustande kommen ließen. Wa« zweifello« geschehen wäre, wenn wir die Mitwirkung versagten. Für di« Zukunft aber wollen wir gerade auf dem ueuen endlich regulierten Bode» der neuen Schulver- hältuiffe für einen liberale» Ausbau der Schule nach Kräften sorgen. Daher der diskutierte und — abgelehute Antrag der Nationalliberale«. Diese Ablehnung ist ein sehr hübscher Beweis für die Wahrheit de« alte» Satzes, daß es Dankbar keit in Politik nicht gibt. De»n die Regierung wie die Rechte war den Nationalliberale» für deren Mitarbeit ver pflichtet. Diese Mitarbeit allein hat verhindert, daß vou dem Schulgesetz da» ärgste Odium der Kulturrückständigkeit, ja der Kulturseiudschaft, und der büreaukratischen Naseweis heit genommen worden ist. Und nebenbei hat da« Gesetz den konservativen Forderungen in de» wesentlichsten Punkten doch Rechnung getragen. Indessen da- hinderte die Regierung nicht an ihrer Verschleppungstaktik und die Konservativen nicht a» der Ablehnung. Daß e- da« Zentrum nicht kümmert«, war klar. Nnn aber fand der Antrag eine gegenüber der Zeit des Schulgesetzes radikal veränderte politische Lage vor. Mau muß dabei nicht vergesse», daß preußische und Reichspolitik zwar verfassungsrechtlich getrennt sind, daß aber der einzige verantwortliche Reich-Minister zugleich preußischer Minister präsident ist. Und schließlich sind die Träger der politischen Idee« doch Menschen von Fleisch und Blut, weshalb eS geradezu eine physische Unmöglichkeit ist, de» Bruch der Re gierung im Reiche mit deftr Zentrum in der preußischen Politik ganz außer achnlafsen zu wollen. Die viele« Doppel mandatare de- Zentrum« im Reichstage und Abgeordneten hause tragen zur Uebertraguug des Konflikte» natürlich auch bei. Erst hierdurch bekommt die Ablehnung de- national liberalen Anträge- durch die vereinigten Konservative» und Ultramontanen unter der Aegide de- Herr« v. Stubt ihre große aktuelle Bedeutung. Sie ist die Scheidung der Bülow- l<bea konservativ-liberaler Paarung in Preußen. Und der preußische KultuSmin ster dar rer Scheidung den Segen ge geben, de» er der Paanurg wohl stet« voreathalte« Halen würde. Daraus lasten sich über die Homogenität de« preußi-1 schen StaatSministerium« einige interessante Schlüffe ziehen, von denen nur abzuwarten bleibt, ob sie auch der Minister präsident ziehen wird. Es hat großes Aufsehen gemacht, daß die heftigsten An griffe auf den Kultusminister nicht vou freisinniger oder nationaler Seite ausgegangen sind, obwohl mau den National liberalen zumal bittere» Unrecht zusügte, wenn man an der Energie ihre» Kampfes gegen das System Studt, au ihrer Furchtlosigkeit, au ihrer sachlichen UeberzeuguogSkrast irgend wie zweifeln wollte. Man kann nicht sachkundiger sprechen als Herr Schiffer und man kann nicht deutlicher seine Meinung sagen und energischer zugreifen al» Herr Friedberg. Das soll hier ausdrücklich und dankbar anerkannt werden. Und trotzdem hat sie ein Freikous-rvativer, der Abg. Frhr. v. Zedlitz, im Ungestüm der Attacke übertrumpft. Staunen im ganzen Reiche! Ein Freikonservativer und dazu Frhr. v. Zedlitz, der Vater aller Hindernisse beim Mittel landkanal, die treueste Stütze des Ministeriums Studt, der Helfer aus tausend Nöten beim Schulgesetz! Stimmt, derselbe. Aber die Titulatur ist nicht vollständig. Octavio Frhr. v. Zedlitz ist auch einer der Väter des konservativ liberalen Paarungsgedankens. Und da dieser Manu klug genug ist, die Gefahr jür diese Paarung in der Existenz des MinisterumS Studt zu seheu, so brach er mit Tradition und Freundschaft, rüstete sich mit liberalen Waffen und spornte sei« Roß gegen den Minister. Frhrn. v. Zedlitz nunmehr etwa für den Liberalismus reklamiere» zu wollen, wäre ein Zeichen höchster Naivetät. Nein, liberal ist dieser Politiker nicht. Aber ein kluger und weitschaueuder Mann ist er. Einer von den wenigen preußischen Konservativen, die von der Notwendigkeit durchdrungen sind, den ganzen Konser vatismus und die ganze Staat-Maschinerie zu modernisiere«. Er ist einer jener Schlauköpfe, die gern in der Form die schöasten Zugeständnisse au die Linke machen, damit die kon servative Sache nur um so sicherer fundiert werde. Und einem solchen Manne mußte Herr v. Studt wegen seine ungeheuerlichen Ungeschicks, wegen seiner gefährlichen Bedeu tung für die Politik der konservativen Früchte. u»d dar liberalen Blumen, eines Tage« auf die Nerven fallen. Hier hat man die Erklärung für die „Sensation" des Abgeord- neteabause-. Wird Herr v. Studt nun noch länger Kultus und Schul wesen und schöne Künste und noch einiges andere in Preußeu „vertreten" können? Das ist die aktuellste Frage der preu ßischen und der Reichspolitik. Zum Verständnis dieser Frage mögen einige Proben aus den Reken des Frhrn. v. Zedlitz beitragen. Au« der ersten Rede vom 16. März: „Was bat der Minister gesagt? Er hat uns einfach versprochen, den Vorschlag (auf Einfübrung der fachmännischen Schulaussicht) ernstlich zu prüfen. Das ist doch keine Antwort, das ist einfach seine verfluchte Pflicht und Schuldigkeit. (Lebhafte Zustimmung. Aber au« allem, was er sagte, geht hervor, daß er die Sache uö «lloockru! graeeas vertagen will; was er im weiteren au-führt^ war so nichtssagend, dah man damit gar nichts anfangen kann. (Ohl Ohl recht«, lebhafte Zustimmung links.) WaS er materiell auSführte, wurde sogar noch durch den improvisierte» Teil seiner Rede verflüchtigt. Die ganze Art ist nicht eine Behandlung, wie sie der Bedeutung der Sache entspricht. (Lebhafte Zu stimmung liuk«.) Mau sollte doch annehmrn, daß die Regierung die ihr gebotene Hand mit schöpferischer Kraft und ernstem Willen er griffen haben würde. (Lebhafte Zustimmung.) Deshalb wüsten wir Stellung nehmen gegenüber der Unterricht-Verwaltung, indem wir diesen Antrag annehmeu. Wenn ich Sie austordere und bitte, für ihn zu stimmen, so geschieht r- in der Hoffnung und Erwartung, daß das Hau- sich stark machen wird, nach allen Richtungen dl« Unterrichtsverwaltung zu drängen und zu treiben, damit die preußische Volksschule wieder vorbildlich wird, nicht bloß in Deutsch land, sondern in der ganzen Welt." (Donnernder Beifall link- und bei den Freikonservativen. — Zischen recht- und im Zentrum — Anhaltender erneuter demonstrativer Beifall links; starke- Zische« rechts und im Zentrum. — Der Redner wird von den Abgeord neten der Linken dicht umdrängt und mit Händedrücken beglück wünscht.) AuS der zweiten Rede vom 16. März: „Wir brauchen an der Spitz« der Unterrichtsverwaltung «iue Persönlichkeit, die nicht au- der Bureaukratie hervorgegangen ist, sondern die mit dem Unterricht-wesen in enger Fühlung steht. . . . Ich bin scharf geworden, aber eS gibt Momente, wo man schar sein muß, um da- sich gesteckte Ziel zu erreichen. Diese- Ziel kann gegenwärtig nur sein, unsere Volksschule auf eine Höhe zu heben und auf einer Höhe zu erhalten, die Preußen zur Ehre gereicht und die Preußen notwendig braucht, um seinen Berns al- erster Staat in Deutschland zu erfüllen." (Lebhafter Beifall link-.) Nun wird man wohl die Berechtigung der Frage ver stehen: Kan« Herr v. Studt noch Minister bleiben? Kann Fürst Bülow einem Ministerium präsidieren, besten Kultus minister von einem Freikoaservativeu dermaßen blamiert worden ist? ver neue Nalionalverein. (Von unserem Münchener Korrespondenten^ Von der bayerischen Hauptstadt kommt eine Kunde und Anregung, von der man mit Sicherheit erwarten darf, daß sie im ganzen Reiche freudige Zustimmung und Verwirk lichung finden wird. Wie bereits telegraphisch gemeldet, wurde am 1b. März nach mehreren vertraulichen Vorbe sprechungen die Gründung eine- Nationalver eins beschlossen und ein Aufruf zum Beitritt an alle Liberale festgesetzt. Alle liberalen Gruppen und Parteien waren in der Versammlung vertreten; nicht nur auS Bayern, sondern auch aus den übrigen süddeutschen Bundesstaaten, namentlich aus Württemberg. Aus dem ganzen Reiche laaen I zustimmende Aeußerungen vor. Mit ernmutiaer Äegeiste- I rung wurde der Beschluß gefaßt, zahlreiche Anmeldungen, I besonders auch von ganzen Vereinen, sind bereit- erfolgt. Unwillkürlich wird der Kenner der deutschen liberale» Einheitsbestrebungen an den alten Nationalverein erinnert, der im Jahre 1859 aus dem Sehnen der Besten der Nation geboren wurde. Auch der Ausruf gedenkt seiner. Was damals Männer wie Rudolf v. Bennigsen in natio. naler Beziehung erstrebten, hat sich unaeahnt rasch verwirs- icht. Der Deutsche hat wieder em Vaterland, er ist der Bürger eines mächtigen Reiches. So findet der neue Natto- nalverein leichtere Arbeit vor, aber dennoch wartet seiner eine Hobe Aufgabe. Was in der letzten Zeit für Vaterland und Liberalismus errungen wurde, soll nicht allein sorg- ältige Pflege und Erhaltung, soll auch jede mögliche Forde rung und Vertiefung finden. Das Natlonalgefühl soll immer esteve Wurzeln schlagen. Aber daS Deutsche Reich soll auch mmer mehr eine Hochburg, ein Hort wahrer iürgerllcherJreiheit und Tüchtigkeit werden. Zur Erstrebung, zur Erreichung solcher Ziele tritt der Nationalverein ms Leben. Noch ist, so betont der Aufruf aufrichtig, die Zeit für eine einzige liberale Partei nicht gekommen. Aber in den etzten Jahren haben sich die erfreulichen Erscheinungen ge mehrt, die da zeigen, wie tief daS Bedürfnis eines Zu- ammenoehens des Liberalismus in großen Fragen, in der Bekämpfung des gemeinsamen Gegners empfunden wird, wie das, was alle Liberalen einigt, in den Vorder grund gestellt werden muß. Gerade der Süden gibt daS >este Beispiel für die Möglichkeit einer solchen Einigung des Liberalismus. Der Nationalverein ist nun als ein solches einigen des Band gedacht, das als eine einzige gemeindeutsche Organisation alle liberalen Parteien, unbeschadet ihrer Sonderexistenz, umfasten soll. Wie sie auch in einzelnen Programmpunkten sich noch trennen, in den Grundlagen finden sie sich zusammen. Sie wollen alle di« Pflege des natio. nalen Gedankens und der nationalen Gemeinschaft, den freiheitlichen Ausbau aller Einrichtungen im Reich«, wie in den Bundesstaaten, eine freiheitliche und volkstümliche Er- ziehuna, welche die Nation zur Erfüllung aller modernen Aufgaben und Pflichten befäyiat, die Fortführung einer von »en Idealen der Freiheit und Gerechtigkeit erfüllten Sozial- reform, die den sozialen Frieden bringen, alle Berufsstande zu gemeinsamer Arbeit vereinigen soll. Diefe vier dem Liberalismus gemeinsame» Richtpnnckte, welche der Aufruf näher präzisiert, sollen da- Programm de- Nationalverein- bilde» und seiner Tätigkeit die Wege weisen. Nach dem Entwürfe der Satzungen könne« dem Vereine beitreten: jeder volljährige, »»oestholten« Reich-angehörig« al- Einzelmitglied, Ortsgruppe», dere» Miwlieder al- Einzekmtglieber des tzauptdereia- gelten, „Angeschtoffe« Vereine", nämlich liberale OrtSvereine, »nd endlich ^korre spondierende Vereine", d. h. Vereine ;eder Art, welche die Einrichtungen de- Nationalverein- benützen «Ud von ihm i» der Wohltätigkeit anterstützt werden wolle». In München hat sich bereits eine Ortsgruppe gebildet. Die Mindest beiträge sind selbstverständlich sehr niedrig gehalten. Vom Süden ergeht diesmal der Ruf an den deutschen Liberalismus. Möge er überall im weiten Vaterlande ernsten, verständnisvollen Widerhall finden. Mögen ins besondere alle kleinen und kleinliche» Ge sichtspunkte vor dem großen Ziele zurück treten, das sich der neue Nationalverein ^setzt bat, und, wenn nur die Liberalen mit vereinten Kräften wollen, auch erreichen wird. per ve«e»einrt«rr i» »er steicdrduma. (Van unserem L-Korrefpondenton.) "l Petersburg, 15. März. Des Märzen Iden! DaS war von je ein ckiüv »ter. Groß waren die Erwartungen, mit denen man der heutigen Sitzung entgegensah. Die endlos diskutierte Ministerdeklaration, die fünfzig und mehr Gesetzentwürfe ankündige" sollte, sie muß nun noch eine Zeitlang unter der grünen Decke des Diplomatentijches liegen bleiben. Ein furchtbares Chaos hat sich im riesigen Dumasitzungs saale heimisch gemacht. Auf den ersten Blick glaubt mau, eine sorgsame Burecrukratenhänd habe über die Abgeordneten- sestsl zum Schutz gegen Staub eine Decke gebreitet. Wendet man aber das Auge nach oben, wo die hölzernen Rippen deS Zwischengebälks freiliegen, so erkennt man, daß heute morgen ein halbes Tausend Menschen nm HaareSfchärfe dem Tode entronnen ist. Die herabgefallene Gipsdecke bat — wie ich mich überzengte — eine Dicke von ungefährt Zentimetern. Der Architekt Bruni, Protvktionskünstler erster Klasse, hat eS nun für möglich befunden, diefe ungeheure Gipslast mit nur 6—7 Zentimeter langen Nägeln an das Gebälk zu heften. Als er von dem Einsturz horte, tat er die Aeuße- rung: „Aenun — das konnte schon kommen. Hätte man mir mehr Zeit gelosten!" Nun, Herr Bruni hatte freilich Zeit, doch nur um neunhunderttoujend Rudel (!) zur Bonk zu tragen, di« -hm die russische Staatskasse für diese Adaption zahlen mußt«. Das Palais des seligen Potemkin, der die schönen Dörfer zur Freude aller Journalisten erfunden bat, lst «den baufällig. Jetzt, nachdem beinahe daS Kind in ben Brunnen gefallen ist, hat man entdeckt, daß auch der berühmte Kalharinenfaal, der als Couloir dient, eine rissige Decke trägt. Wird der genial« Bruni „Zeit haben", das auszu flicken ? Ich habe eine recht interessant« Entdeckung gemacht: al- ich, nicht ohne Grauen, di« herabyestürtten Trümmer auS der Nähe hetvachtete und an die Folgen dachte, die diese Kata strophe hätte haben können, fiu mein Blick auf einen am Boden liegenden, abgebrochenen Kronleuchterarm. Diese Lustres — es sind ihrer fünf im Saal« — sollen au- Äronz« sein, ebenso wie di« Sessel der Deputierten auS Eichen. WeniMens hat die Regierung für Bronze und Eichen bezahlt. Nicht aber für den jämmerlichen Zinn- guß, der sich unter dem matten Goldlack verbirgt, und ge beiztes Fichtenholz. Wer hatte damit auch gerechnet, daß ein tückischer Zufall Teile dieser „Potemkinschen" Lustres herobschlagen und ihr Innere- bloßlegen werde? Der Zufall hat es gefügt, daß die Linke und die Rechte zu gleichen Teilen unter den Trümmern begraben wurden. Nur das Zentrum deS Saales und die Parterrelogen für ine Minister und Journalisten sind nicht zugedeckt worden. Fingerdicker Staub liegt auch hier und legt Zeugnis ab von der Wucht, mit der die Decke herahgesaust ist. Ich sagte, e- sei aut, daß der Einsturz nicht nur d« «ine Seite deS Saale- traf. Denn jetzt schon sucht di« Phantasie oder di« Böswilligkeit den Glauben an ein Attentat, an eine Höllen- maschinenafsäre zu erwecken. Nichts davon ist wahr. Es ließt nichts andres vor, als ein Fall von bodenloser Gewissen- losigkeit und Nachlässigkeit. Die Regierung ist an oem Unfall nicht mehr schuld, als die Deputierten und das Publikum. Der einzig Schuldige ist der famose Architekt, dem — wie es heißt — der Prozeß gemacht werden soll. Es „heißt" so. Aber Bruni hat hohe Protektoren. Da muß man abwarten. Freilich, die Dumaherren werden nicht ruhen. Als Golo- win, der Präsident, in der „Biwavitzung" erklärte: „Wir wüsten immer bereit sein, zu sterben", bemerkte ein Bäuerlein recht treffend: „Uber nrcht durch herabslürzendes Decken gebälk." Die Sitzung, die heute im sogenannten „Rotondensaale" ftattfand, war nicht uninteressant. Dicht zusammengedrängt, in dem für eine solche Menge viel zu kleinen Saale saßen die Deputierten. Viele standen und plauderten mit den Journalisten, die das Parlament im Kreise umstanden. Publikum war gar wicht zugelafsen. Aus der Diplomaten loge lugten ein Paar neugierige Damen der Botschafter ins Foyer. Sie freuten sich des lebhaften Bildes, das einiger maßen mit seiner Farbenzrrsommenftelbrmq und Lebhaftigkeit an das Vorjahr erinnerte. AlekssiuSky, unser „Rotester", läßt sich die Präch tige Gelegenheit natürlich nicht entgehen, um ein Paar Phra sen an den Mann zu bringen. Er brüllte mit seiner krei schenden Tenorstimme daN schlimmer, als diese herabge stürzten Balken, jene des Polizeidepartements die „Bürger- Deputierlen" bedrohen. Er bekam dafür einen Ordnungs ruf und freute sich dieser Anerkennung seiner recht beschei den zu bewertenden Existenz. Es wurde beratschlagt, wo man fürderhin tagen wolle. Denn allen war es klar, daß das Parlament nrcht feiern dürfe. Ein anderer Saal nötiger Größe findet jrch rn Petersburg nicht. Schließlich faßte man einen vernünftigen Beschluß (vgl. unser Telegramm vom Sonnabend). Aller Stuck, rm Sitzungssaal« wi« im Cpuloir, wird herunter geschlagen. Sodann werden Decken gespannt, über denen oearbertet werden kann. Die nächste Sitzung aber soll wie der im großen Sitznugssaale und zwar schon Mitte der nächsten Woche stattfinden. Dann dürfen wir also die längst erwartete Deklaration anhören. DaS war da- Ereignis der Iben des März. veulrcbes Keich. Leipzig, 19. März. * Militärisch«. Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, Oberst und Kommandeur des 1. Brandenburger Dragoner- Regimeut- Nr. 2, ist vo» dieser Stellung enthoben »nd L 1» mitt» des Regiment» gestellt worden. * Die J»vefttt»r PeS Prinzen Ettel Krirvrich von Preuße« Gestern vormittag sand iu der Schloßkapelle in Gestalt einer kirchlichen Feier die Ausnahme de» Prinzen Eitel Friedrich in de» Johannitsr-Orden durch den Kaiser und die Ein führung de» Pritrzen al» Herrnrmeister der Ballei Branden burg, sowie die Aufnahme einer Reihe von RechtSrittern statt. Der Feierlichkeit wohnten die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzen und Prinzessinnen de» königlichen Hauses, andere Vertreter souveräner Häuser, Priuz Heinrich der Nieder lande, Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg, sowie eine Abordnung der Ballei Utrecht de» Deutschen Orden« und der englische» Genossenschaft des Johanniter-Ordens und des Malteser-Orden-, der Reichskanzler, die Minister und Botschafter bei. Bor dem Kaffer, der im Weißen Saale in der Ordenstracht auf dem Thron« faß, vorbeiziehend, begab sich der Ritterorden-zag, in welchem der OrdenSstattbalter General Graf WarteuSlebeu hinter dem Prinzen Eitel Friedrich schritt, zur GchloUapelle. Der Kaiser voll- zog hier die Aufnahme des Prinzen als RechtSritter und erteilte ihm den Ritterschlag und gab ihm das Ritterkreuz. Darnach folgte die Einführung des Prinzen, wobei der Prinz abermals kuieend das Gelöbnis auf das ihm vom Kaffer entgegengehalten« Ordensschwert leistete und vou ihm da- Herrenmeisterkreuz und Schwert erhielt, wobei der Kaiser sagte: ^Bedienen Sie sich diese- Schwertes zur Beschirmung der wahren christlichen Religion und zur Kundgebung d«S ritterlichen Ordens, zur Förderung des Gute» und zur Unterdrückung de« Bösen." Nachdem Prinz Eitel Friedrich den Herreumeisterstuhl eingenommen baue, vollzog er den Ritterschlag au 19 Ehreurittern, darunter zuerst an dem Prinzen Heinrich der Niederlande. In feier lichem Zuge vor dem Kaiser vorbeigeheud, verließen die Ritter die Kapelle. * Sächsische Wahlkretsveränderungen. Die „Leipz. Ztg." gibt eineu Erlaß d«S Ministeriums deS Innern vom 14. März bekannt, der einige WahlkreiSveranderungeu be» bandelt. Die mit der Stadt Freiderg vereinigte frühere Landgemeinde FreibergSdvrf und der selbständige Gut bezirk FreibergSdorf gehören jetzt zum 6. städtischen Wahlkreise und sind aus dem 15. Wahlkreise deS platten Laude- au-geschieden. Die mit der Stadt Crimmitschau vereinigte frühereLandgemeindeLeitelShain scheidet aus dem 39. Wahlkreise des platten Landes aus und gehört zum 16. städt. Wahlkreise. Die zum 2. Wahlkreise de« platten Lande« gehörigen Gemeinden Oberleuter-dorf, NiederleuterSdors und JosephSdorf sind zu einer Gemeinde unter dem Namen Leutersdorf vereimgt worden. — Der neuerrichtete selbst ständige Gut-bezirk „Heilstätte Hohwald" tritt dem 11. Wahlkreise de- platten Lande« hinzu. Infolgedessen ist im Verzeichnis der zu diesem 11. Wahlkreise gehörigen Orie zwischen die Worte „Berthelsdorf mit Rittergat" und „Bühlau" eiazusüge» „Berthelsdorf und Heilstätte Hohwald". — Die dem 14. Wahlkreise de« platten Lande« zugehörigen Ort schaften Ober- und Niederlangen»» sind zu einer Gemeinde unter dem Namen Langen»« verrinigt worden. — Im 16. Wahlkreise de« platten Lande- ist von der Ver- band-gemeinde Somsdorf mit Coßmau»«dorf eine neue Landgemeinde unter dem Namen CoßmannSdorf ab- gezweißt worden; die Stammgemeiude führt fernerhin nur noch die Bezeichnung Somsdorf. Der OrtSteil Kotteu- heide ist au« der Gemeiud« Zwota aus- und in die Gemeinde Schönecker Waldgemeiude (Mulde-Mulken- i berg) eiubezirlt worden ; er scheidet damit aus dem 43. Wahl- ! kreise de- platten Laude« »»« und tritt dem 45. Wahlkreis« I de- platten Lande- hviz».
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