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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070321024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907032102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907032102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-21
- Monat1907-03
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für Leipzig «tz »«rvrte: I» der Espedtlioo oder der« Ausgabestelle» ab- geholl «oaatltch, Neisaab« L (L »al täglich) 7V Pf., «aägabe S (S «al täglich) «Pf, bei Anstellung in» Hau» Anäaab« SO Pf, Au-gab« k i Mark. Dnrch aase« a»S- wLrtige» Antgabeslell« »atz dnrch die Poft bezogen (1 mal tüglich)tan«rhalb Dentichlaadt monatticht Markautschl. Bestellgebühren, für Oesterreich-llngarn üL 4Kd merteljährlich^ di« übrigen Länder laut AeitnagSpreiSliste. Dies« Reunme, kostet «ft s 4s SITL allen Bahnhof« «rd bet III den Zeitung-- Berkänfer» f Pedattion und ttzpetzttta»: Johannlltgafse 8. Lelephon «o. 1LL «r- LLch U7L verltner Keoattioas-Bur««»: Berlin KV. 7, Prinz Louis Ferdinand» Straße 1. Mbettst«Attsgttste 8. KWlgerTaMalt Handelszeitnug. Amtsblatt -es Mates und -es Nottzeiamtes -er Lta-t Leipzig. -r«ze-qe«.Preis di« OgefpaUrae Petttzeit« für Geschäft«» tnseratr m» Leipzig and Umgebung LS Ps„ FanrÜie»^ Wohrnng*»». tztellen-Sn zeigen, sowie L» «d BerkSnfe « Pf, finaaztell« Bazetge, 30 Pf, für Znierate von auswärts « Pf. Reklame» 7K Pf, auswärts l Mark, vetlago» «bühr 4 Mari p. Lausend rxtl. Post tel uhr. Geschüftsanzeigen an bevorzugter Stell« t» Preis« erhöht. Rabatt nach Laris. FärJnferat« vo« Auslände besonderer Laris. Äu»eig«»-«»nab»«: U»,uft»spl«tz 8, bei tämtlichen giltal« ». allenAnao»«»- Expeditünom de« As» and LeGlande«. Aür das Erlchetnen an bestaunten tagen u. Plätze, wird kein« Garantie übernommen. Fest erteilt« Aufträge kännen nicht z— gezogen »erden. HtMtzP-StHale vrrkinr TarlDnnlker.tzerzglLayr^ofbachhandlg, Lützownraß« lO (Tel. VI, 4S0S). NltLl»ErpedMomDrr«vrn.WarienftrL4. Lelrphoo I, Nr. VL7K. ' 101. Jahrgang. DomrerStag 21. März 1907. Nr. 80. ' - ! ' Vas Neueste vom Lage. (Die »ach Schluß de, Redaktion eingtgaugenen Depesche» stehe» auf der L. Seit« des HauptblatteS^ Le» Königs Reise. König Friedrich August von Sachse» ist gesteru abend S Uhr LS Mw. mit dem Südexpreß;ug i» Pari» eiugetroffea und wurde am Bahnhof vom deutschen Botschaften Fürsten Radolin, den Mitglieder» der Botschaft, sowie Aagehörigen der deutsche» Kolonie begrüßt. Der König begab sich zu Fuß nach dem Norvbahnhof, wo er um 1t Uhr 3K Minuten di« Rückreise nach Dresden fortsetzte. Die Braunschweiger Regenteufrage. Der „Braunschw. LandeSztg." zufolge wird der Regent- schaftSrat den Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin dem Landtage zur Wahl als Regenten des Herzogtums Vorschlägen. Von anderer Seite wird neben dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen der Schwager deS Kaisers Prinz Friedrich Karl von Hessen, genannt. Natürlich kehrt auch der Name des anderen kaiserlichen Schwagers, des Prinzen Adolf von Schaumburg. Lippe wieder, und Prinz Max von Baden wird auch immer noch hier und dort genannt. Mit der Wahl des Mecklenburgers würde man den welftschen Wünschen am meisten entgegeukommen. Zur Mecklenburger BerfassungSfrage. Aus Schwerin meldet uns ein ock-Privattelegramm: Die vom .Lokal-Anzeiger" verbreitete Nachrickt, daß beide Großherzöge entschlossen seien, falls das Reformwerk an dem Widerstande der Ritterschaft scheitert, sich über die Köpfe der Ritterschaft hinweg an den Bundesrat zu weodeu und dort einen Zusatz zu Artikel 3 der Reichsversassung zu be antragen, um sich hierdurch frei« Babu zur Einführung einer zeitgemäße» Verfassung zu schaffen, wird »ach Erklärung von ministerieller Stell« als unwahr bezeichnet. — Da bat nun wieder einmal da- Scherlsche Blatt in der Pose de» offiziösen Moniteurs riue llawahrhert iu die Welt gesetzt. Die Lage im Hamburger Hafen. Da- „Reutersche Bureau" meldet, daß die Anwerbung von Londoner Dockarbeitern für Hamburg schnell vor sich gebt. Heute wurden über 400 Man» engagiert. Etwa 2000 versammelte» sich vor den Bureau- der Hamburg» Amerika Linie i» East-London und baten, nach Hamburg gelchickt zu werden. — Welche Schwierigkeiteu der Konflikt im Hamburger Hasen dem Fortgang der ruhigen Arbeit bereitet, zeigt die Angabe, daß die Zahl der im Hafen auf Entlöschung oder Beladung harrenden Dampfer in 24 Stunden von 202 auf 212 unv der Segelschiffe von K2 auf S4 gestiegen ist. Ein weitere» Telegramm aus Hamburg meldet: Im hiesigen Hafen liege» Salpeterschiffe mit etwa 70 000 Tonnen Ladung, die au» Mangel au Leute» vorläufig nicht gelöscht werden kann. Die Bersaudgüter an de» Kai» Hausen sich derart an, daß Schuten und Leichter zu Lagerzweckea ver- weadet werden. Kaffer Fran- Josef hat sich bei seinem jüngsten Unfall leicht erkältet, weil er bi- zur Wiederausrichtuag der gestürzte» Pferde im strömende« Regen auf der Straße stehe» mußte. Er blieb infolge der Erkältung gestern de« ganze« Tag io» Schlöffe Schönbrunn. Das euglffch-rssfische Abkomme«. „Petit Parisien" schreibt: Da« englisch-russische Ab kommen, dessen Unterzeichnung bevorstehe, umfasse riue ganze Reihe von einzelnen Klauseln und beziehe sich, wie bereit gemeldet, in erster Liuie auf Persien, wo die Zonen de- wirt schaftlichen Einflusses beider Länder genau abgegreuzt werdeu sollen. ES sei ferner wahrscheinlich, daß ein Artikel des Abkommens Bestimmuuzen über den Bau von Eisenbahnen in Persien enthalten werde. Iu zweiter Liuie betreffe da» Abkommen Afghanistan. E» sei übrigens ein vorläufige» Abkommen abgeschlossen worden, auf Grund dessen russische Kosaken in Norrversten und englisch-indische Soldaten iu Süd persien eillgetroffcn seien, um erforderlichenfalls die Konsulate zu schützen. Die Frage der Bagdadbahn wird ia dem englisch-russischen Abkommen »icht berührt. Rach Cartagena. Die Begegnung der Könige von England und Spanien io Cartagena ist nunmehr definitiv für der» 8. April an- beraumt. Königin Alexandra wird am 3. April mit der Prinzessin Victoria in Biarritz eintreffeu, um den König auf der Mtttelmeerfahrt zu begleiten. Der rumänische Pogrom. Die Nachrichten aus Rumänien lauteu sehr besorgoiS» erregend. Zwar ist nicht Bukarest von beu 30 000 Bauer» eingeschlofken, wie iu einem verstümmelten Telegramm unserer Morgen-Nummer stand, sondern Jassy, die Haupistadt der Moldau. Weiter aber wird gemeldet: Der Kriegsminister General Mano ordnete die Mobiliferung des vierten Armeekorps an. Die Kammer stimmt» dem Anträge de- KriegsministerS auf Einberufung sämt licher Reservisten für die Dauer von 14 Tagen sju. Ia Botoschani sand eine förmliche Schlacht zwischen ärmeren Juden und Bauern statt, die mehrere Stunden dauerte. Auf flüchtende« Juden zu unterstütze». Nach oberflächlicher Schätzung hat die Bevölkerung iu der Moldau bisher eiueu Schaden von über IV, Millionen Kronen erlitte». Ueber die Ursachen der Bauernrevolteu berichtet da- .Berl. Tagebl.': Die Bauernbeweguag, die sich i» erster Linie gegeu die Juden richtet, hat keinen religiösen, soudern eiueu rein wirtschaftlichen Charakter, und ist durch die elende Lage de- rumänischen Landvolkes verursacht. Seit langem führt diese- Landvolk Be schwerde» gegeu die Grundbesitzer uad die GulSpLchter, von deneu die ersteren Rumänen, die letztere» zumeist Juden stad. Der reiche Rumäne weilt uur selten aus seinen Güter« und zieht e- vor, in Bukarest, oder ,» Pari- zu leben. So halten sich die Bauern an die jüdische« Gutspächter und verlauge« von ihnen die Ermäßigung der Boden preise. Allzu lange beutete« gewissenlose Pächter die Naivität der Landbevölkerung aus. Di« Unruhen an der oberen Molvau sind von langer Hand vorbe reitet. Der diesjährige strenge Winter beschleunigte und begünstigte den jähen Ausbruch; die Unmöglichkeit, schon jetzt mit den Feldarbeiten anzufangen, zeitigte den Gedanken, nicht länger zuzuwartea, sondern zur Selbsthilfe zu greifen. Die vorauSgegaogenea, unter freiem Himmel und in Wirtshäusern abgehaltenen Versammlungen, deneu sich städtische Elemeute turbulenter Natur beimifchten, erweckten bei den Leuten da- Gelüste, gewalttätig da- zu erreichen, wa« sie schon lange begehrten, uämlich die Verjagung der Pächter und die Besitznahme der Güter. — Ueber das Antitrust-Gefetz heißt eS: Die voraussichtlichen Hauptpunkte diese» Gesetze- find: Beschränkung der Pachtteit auf fünf Jahre und Beschränkung der Anzahl von Gutspachten, die eia Einzelner übernehmen darf. Diese Vorlage, die auf die rvirtlchafllichea Ursachen der Krisis eingrht, richtet sich an scheinend in erster Liuie gegen da- von den Fischer» begrünvete Trnstwefen. (Fischer wird als einer der schttmm- stra Ausbeuter bezeichnet.) Die bulgarischen Anarchisten. Die Polizei hat di« Entdeckung gemacht, daß ein« Anarchistengruppe unter der Führung d«S Revo- lutttnärs Gerdschikow, die in dir Angelegenheit de» An. . ..schlages auf den Ministerpräsidenten Petkow indirekt verwickelt war, unter de« Gymnasialfchülern anarchistische Flugblätter und Broschüren verbreitet hat. Die Untersuchung ist eingeleitel. beiden Seiten gab «» Tot« und Verwundete. Soldaten, die betrunken waren, beteiligten sich an der Plünderung; sie demo lierten die Häuser und fraternisierten mit dem Pöbel. DaS Elend ist ungeheuer groß. Die Bewegung gewinnt an Ausdehnung; die Revolte breitet sich an der gauzeu oberen Moldau aus. — Etwa 2000 Aufrührer sind auf dem Marsche gegeu den Grenzort Mibaitini, wo stündlich Gewalttätigkeiten erwartet Werve«. — In C; ernowitz hat sich ein Hilfskomitee gebildet, um die aus Rumänien politisches. Schula»trag und »Kulturkampf". Die „Kreuzztg." und mit ihr die „Germania" versuchen, die Nationalliberalen und di« Antragsteller auf Einführung der fachmännischen Schulaufsicht von neuem durch die Unter stellung zu denunzieren, als ob damit die Entfesselung eines Kulturkampfes im Geiste und in beu Formen der siebziger Jahre geplant sei. Mit dieser Unwahrhaftigkeit hat das Zentrum sofort nach Auflösung des Reichstages den Wahl- kampf begonnen, trotzdem von nationalliberoler Seite stets und immer wieder die Erneuerung dieses unseligen Kultur kampfes zurückgewiesen wurde. Etwas anderes ist cs mit dem Kampfe um die Schule; diesen „Kampf um die Kultur" wird die natioualliberale Fraktion aufnehmen und hat dar über bei den Debatten über das Schulunterhaltungsgesetz im preußischen Abgeordnetenhaus« keinen Zweifel auskommen lasten. Der Antrag auf Einführung der fachmännischen Schulaufsicht bildet eine Etappe in diesem Kampfe um die Schule. Hierauf nahm Abg. Bastermann iu Dresden Be zug, als er sagte: „Die erste Forderung ist die Beseitigung der Schulaufsicht. Das soll ein schöner neuer Kulturkampf sein." Diese Worte zitiert die „Kreuzztg." und die „Ger mania". Beide Blätter lasten aber den Nachsatz fort, worauf es hier ankommt. Bastermann fügte hinzu? „aber nicht im Sinne uud Charakter des alte» Kultur kampfes!" — Wir brauchen wohl «icht erst darauf hin- zuweiseu, daß Abg. Bastermann von jeher sich als ent schiedener Gegner jenes alten Kulturkampfes «zeigt hat. Die Bemühungen der „Kreuzztg." und der „Germania", Herrn Abg. Bastermanu und der uationalliberalen Partn die Neigung und Absicht der Erneuerung deS Kulturkampfes zu unterschieben, sind heute ebenso verfehlt, wie während der Zeit der leidenschaftlichen Wahlbewegung. * * Stadt mausert sich. Aus Göttirqeu meldet nutz «in Privattelegra'mm: Der Kultusminister Studt Hal die von den städtischen Kollegien beschlossenen Erhöh»»« gen der Gehälter sämtlicher städtischen Mittel- «ad BolkS-chullehrer genehmigt. * Die „Deutsche Reform". Reichstogsabgevvdeeeter Zimmer m'a n n teilt uns mit: „Di- „De^sche Reform" in Dresden geht nicht in aridere Hände über, sonder« ich bleibe ihr Herausgeber. Es siub keine SanieruagSversuche gescheitert. Vielmehr erscheint daS Blatt voa Anfang April an zweimal wöchentlich unter meiner Leitung. Di- Deutsche Roformpartei wirb also auch künftig nicht ohne Preßstimme sein. Die geschäftliche Leitung des Blattes Wirtz in Mcksicht ans dos zweimalig« Erscheinen und mein« Par lamentarische Betätigung erweitert, sonst vevbleibt alles beim alten. In der Tendenz der „Deutschen Reform" tritt keine Acnderung ein, sie bleibt offizielles Organ der Reformpartei in Sachsen und des Deutschen MittelsterndSbunde»." " Hesse» und seine Beamte». Die hessisch« Stärckekammer nahm einen Gesetzentwurf an, der allen Beamten i» Darm- stadt, Mainz, Offenbach, Worms, Gießen und Binae» b«i einem Einkommen bis zu 2000 12 Prozent und über 2000 Mark 8 Prozent, ferner allen übrigen Beamten des Landes 8 bezw. 6 Prozent ihres Einkommen» al» Wohnuugsgelb- zuschuß gewährt. Ebensv wurde ein Gesetzentwurf an- Feuilleton. Ihr öäenschandrüäer, äl« ihr nach uns kommt, Verhärtet gegen uns nicht euer Herr. Vena ivevn ihr üäiUelv habt mit unsrem Lchwerr, Vielleicht, äap er euch noch bei Lotte frommt, tzier seht un, hangen, fünfe, sech§ ao Zahl. Vas klatsch, ciar wir ru sehr gewüstet Haban, Ist schon verfaul», Zerfressen von rien Kaden, Die Knochen Ascheastsud. vergeht unct fahl, ääit loschen mSg« aiemsncl an u«, Lensten, ttetet ru Qott, er solle Qoack' uns schenken. krensvir vllto». Lester ist es, vom Sachen als voa Dränen au schreiben; Venn Vas lachen ist Leo Lien scheu eigenster Lefitz. N,d-I-i,. Llia» III. Bon Eberhard Buchner ftzannover). Dr. Dowie, der Begründer von Zion City und lang- iäkriaer Leiter der aeiährliäfften unv verbreitetsten Gesund- brtersekte unserer Tage, ist gestorben. Man weiß: er war ein entthronter Herrscher, seit etwa Jahresfrist ein ruinier ter Mann. Und zugleich ein sckwerkranker Mann. Welche Lage für den großen Verkünder des Gesundbeterevangelium», der in jeder Krankheit ein Dokument des Teufels zu erblicken pflegte. Und nun ist das Ungeheuerliche gar geschehen: Dowie, alias Elias redivivus, ist vom Tode ereilt worden; trotz seines Patriarchenbartes nocy ein Mann in den besten Jahren! Dowie hat einen eigenen Tpp 'n der Geschichte deS mo dernen Sektenwesens repräsentiert; gewiß keinen übertrieben sympathischen. Mit General Booth, dem Gründer und Leiter der Heilsarmee, ließe er sich wenigstens in Aeußerlichketten vergleichen. ES war sein höchstes Bestreben, Aufsehen um jeden Preis zu erregen. Mit Hallo und Trara hat er die Gründung Zion» inS Werk gesetzt. Tausende und Aber tausende strömten in seiner Glanzzeit in die VersammlungS- hallen, in denen Dowie seine Lehre vortrug; und wen» bau« doch einmal daS Interesse abzuflauen besann, Dowie war nie um eine neue Attraktion l-erstrangig"!! verlegen. Natür lich immer echt amerikanisch. Bald verblüffte er durch die Tracht seiner Beamten und Beamtinnen, bald durch gran diose Umzüge, bald durch sensationelle musikalische Genüsse, bald durch EryberungSfavrten in fremde-, ungläubiges Revier. So sollte im Jahre ISOb — um nur eines der tollsten Pläne Erwähnung zu tun — eine Expedition nach New Nork ausgerüstet werden, 10000 Mann stark, und zwar eine Expedition zu Wasser. Zehn große Dampfer, am Maste die Zionsflagge, sollten in See stechen, «ine ganz« stattliche Flotte. Lvvie malt in einer in den „Blättern der Heilung" veröffEchte» R«-ß tztsistz Vrsrest i« einzelne» aus; .Statt in allen mögliche»! Stadtteile» ft.. New Dork) zerstreut zu wohneu, könnten wir dann auf dem Schiff schlafen, dort unser Frühstück essen, das Mittagessen mit uns nehmen und zum Nacktesten zurückkommen, dann zur Versammlung gehen und nachher die ganze Nacht c.uf dem Schiff zubringen. Die Zionsgarde könnte in Pantoffeln treppauf, treppab laufen und uns während der Nacht bewachen. Auch die Engel Got tes würden über uns wachen." Von dieser Flotte sollten dann einzelne Schiff« nach Schweden vnd Dänemark, nach Frankreich, Spanien u«L — Deutschland abfchwenlen. Eine glorreiche Sensation, die uns Dowie leider schuldig blieb, da er die Kosten für die Ausrüstung nicht auforingen konnte. Booth ist ein Begeisterter, ein ehrlich Begeisterter, und seiner Ehrlichkeit kann man schon manche Extravaganz zu gute halten. Dowie aber erscheint als kalter Routinier. Be rechnend und verschlagen, einer, der von der Natur ein Maximum an Schlangenklugheit und ein Minimum an Tauoeneinfalt mit auf den Weg bekommen hatte, ein Banker vom Scheitel bis zur Sohle. Das sind wohl die mildesten Ausdrücke, die einer solchen Erscheinung gegenüber ange bracht sind. Dowies Geheimnis lag dann, daß er aelernt hatte, mit der Dummheit seiner Mitmenschen Wucher zu treiben. Dowie Var der geborene Volksbeberrscher, her Mann der große« Pose, der Mana der zündenden Worte. Er verstand, jeden »» nehmen, wie er genommen sei» m»ßte, »nd daS ist wahrlich keine klein« Sache. Freilich, die Presse, selbst die amerikanische Presse, wollte von seiner Prophetenherrlichkeit nicht- wissen. Natürlich beruhte diese Antipathie aus Gegenseitigkeit. ES gibt nichts Ergötzlicheres, als die Wut Dowies auf alles, waS direkt oder indirekt mit der Presse »usammenbänat. Es ist das immerhin .in wichtige- Kapitel zum Verständnis dieses Mannes und seiner Sekte. Wer die Oeffentlichkeit »icht zu scheuen braucht, wird sich nie zu Injurien hinreißen lasse«, wie Dowie sie aegeu den Journalistenstand zu schleudern wagt. Er bezeichnet die Journalisten als Schurke«, als die verworfensten Element« b«r Bevölkerung, als Stinktöpf« fda sie sich zumeist dem Genuß ei»«r Zigarre, die Dowie streng verpönt, nicht abgeneigt zeiae»), nennt bi« Press« gottlos, boshaft, teuflisch, grausam, abscheulich, und fordert, daß sich endlich einmal „alle Nationen ausraffen und der Presse «inen Beißkorb anlegen in Gestalt einer strengen Zensur, »nd strenge Bestrafung ihres schamlosen Lügen» einfuhren". Die Lüge, deren er sie zeiht, liegt selbstverständlich in der Ab leugnung seiner göttlichen Sendung. „Elias, der Wiederbersteller aller Dinge", so n«nmte sich Dowie. Fragt man. waS er nun «ioentlich wiederyerstellen wollte, so lautet die Antwort, daß e» sich dowei in erster Lilli« um eine Restitution der heilenden Kräfte de- Glauben- handelte. Die Gesundbeterei stand und steht noch heut, im Mittelpunkt des Jnteressenkreise» her Zionsleute. Yntz -war ein« Gesundbeterei gefährlichster Sorte. Denn Dowie er klärte jeden Gebrauch von Medikamente» für schwere Sünde. Kein Arzt, kein Apotheker darf Hion Citv betreten. Krankest ist nach Dowie» Meinung ein Werk des Teufels, Kranken- heilnng demnach eine Art TalfolSauStreibung; und gegen den Terrisl gibt es nur ein Mittel, das ist Gott »nd Gone- Wort. E- gILt nach Dowie vier Arten der göttlich«» Hei- luny: „Die erst« Art ist das direkte Gebet des Glaubens, dir «wett« da» v-rontt-lntze Gvbtt von zwei Her mehr Per sonen, di« dritte die Salbung durch die Netteste», vereint mit Glaub,nsg-b-t. Die virris Art >st HanLauslegung tz-r» jenigen, welch« glauben und die Gott zu diesem Amt« vorbe reitet und berufen hat." Dowie selbst betrieb das Heilungsaeschäst iu großem Mafiftab. Er dürfte der König der Gesundbeter genannt werden. „Da standen wir", so heißt eS m einem Bericht der Gattin DowieS, „inmitten der Kranken, die sich um uns drängten. Einige wurden geheilt, als mein Mann an ihnen vorüderschrttt, andere, als sie ihn berührten, wieder ander« durch di« Kraft de» gesprochenen Wortes: Mütter mit ehren Kindlein preßten sich durch die Menge zu idm. Biele der Kranken harrten bis um ein und zwei ULr nacht» aus, um auf Gebet und Handaufleaung zu warten." Dr. Dowie war gescheidt genug, sich um den Erfolg seiner Experiment« so wenig wie möglich zu kümmern. Hatte «r einem Patienten di« Hand ausgelegt, so interessierte ihn der Fall nicht weiter; «S sei denn, daß an dem Patienten wirklich dos gewünschte Wunder geschehen war. Mit merkwürdiger Offenheit spricht sich diese Anschauung in den mir vorliegenden „Blättern der Heilung" aus, die die angeblichen erfolgreichen Fälle jeweils verzeichnen. So lockend es auch wäre, einzelne dieser Hei- lumasbenchte zu zitieren — genug davon. Neben den Aerzten war fund ist?) in der ZiouSstadt noch einiges ander« verpönt: vor allem der Tobak, dann der Alkohol uad da- „abscheuliche Sckwein". Schweinefleisch zu verkaufen ist bereit- Sünde. „Und ihr nennt euch Christen?" so apostrophierte Dowie einst den Nikotin konsu mierenden Teil feiner Zuhörer. ,Hul Wie kann ein Mann ein Christ sein, dessen Schlund eia offene- Grab und dessen Magen «in« Senkgrube ist? Ihr schmählichen Leute, ihr säet Nikotin und erntet Lähmung, Krebs, Magenleiden, Darmleiden und überträgt sie auf andere. Ihr seid ärger al» Hunde! Mir sind Hund« lieber al» ihr, denn sie sind reiner und betragen sich besser, als viel« Männer, di« Niko- tinsklaven sind." Und er nannte die armen Männer schließ lich eine „schlimm« übelriechend« Sippe"; denn um Schimpf- wort« war «r nie verlegen, er verfügte da vielmchr über «in geradezu glänzendes Repertoire. Bi» zum Jahre 190b übte Dowee seine Herrschaft aus Freilick der tief« Fall, den Dowie in diesem Jahve tat, hat seine Vorbote» gehabt. Schon der ausgesprochene Mißerfolg seiner Bekehrung-reifen erzeugte bei den Zionsgläubiqen Mißtrauen und Mißstimmung. England lehnt« im Jahr« 1900 Elias recht hrü-k ob, und auch in Deutschland entsprach der Erfolg zum mindesten nicht den Erwartungen, die der Prmcket mit den Seinen gehegt hatte. Be.-lin freilich hat sich di« Gelegenheit, «in« neue Sekte zu erhalten, nicht ent gehen »assen: noch barte existiert si«, wenn ich auch nicht ver sichern kann, ob st-e hie zum Schluß ihrem Abgott tre» ge blieben oder 1S0K mit den amerikanischen Revolutionären zu den Föhnen seiner Geoner überaeaanqeu ist. Einen weiteren Grund zur Verstimmung Hot da» nickt ganz einwandfreie Leben de» Propheten. Zum erstenmal war davon hi« Rehe, als sich oor reichlich 3 Aahren die Frau feine» Sohne», «ine geborene Schweizerin lRuth Hofer) ver- anloßt sich/ Zion City ein für allemal den Rücken m kehren und noch ihrer Heimat zu entfliehen! Schließlich entzweit« fick Dow:« mit »einer ganzen Familie: selbst seine G.ttti» sagte sich von ihm lo», al» er begann, sich der Vielweiberei yivzwgeven. Den Ausschlag für dar Geschick Dowie» aber gaben erst di« Finanzamt«, w di« er Zion Citv j« länger desto mrlös- tzanr vrrNrÄt-, Gel» - das »ar »s ja g««s«n, woran! es ihm einzig und allein ankam. Ein ManrmonSdieust war all s«in Gottesdienst, so lange er lebte. Mit unendlichem Raffinement hat sich dieser falsche Prophet kolossale Summen zu verschaffen gewußt. Den Stamm seine» Einkommen» bildete der -Zehnte". »Mindestens der Zehnte", das heißt also der zehnte Teil des gesamten Einkommen», mußte von jedem Angehörigen der Sekte entrichtet werden. Und dir Sekte zählt« ihre Glieder nach dielen, dielen Tausenden. lDie Zahl 60 000, die dieser Tage in der Presse genannt wurde, scheint mir noch zu tief gegriffen.) Dowie errichtete in Zion City groß« Banken und Fabriken und arbeitete nun mit seinem, daS heißt anderer Leute Kapital in skrupellosester Weise. Mehrmals schon staud er nahe vor dem Konkur», und im Jahre 1905 war der öffentliche Skandal nicht mehr zu- rückzilhalten. Im rechten Moment erhielt Dowie einen Schlaganfall; er wurde kurzerhand abaesetzt, und der „Aus scher" Voliva trat mehr und mehr an seine Stelle. Nun, nach Dowies Tode, hat er völlig freie Hand. Aber es ist keine angenehm« Erbschaft, die es anzutreten gilt, und man hört schon, daß er beabsichtigt, Zion City, dessen finan zielles Soll und Haben eine beängstigende Disharmonie er gibt, gänzlich seinem Schicksal zu überlassen und fick mit den Leinen außer Landes zu begeben. Ob damit die Geschickte der „Cbristlich-katboliicken Kirche zu Zion" ibr Ende erreicht hat? Oder folgt mrs Elias HI. ein Elia» IV.? V«rlin«r Theater. l..Deutsches Theater: „Der Gott der Rache" von Schalom Asch. Drama in 3 Akten. Uraufführung: 19. März 1907.) Man hat Schalom Asch, dem jungen russisch-polnischen Juden, der im Jargon feiner sprachvermischten östlichen Hei mat schrieb, was er bisher gedichtet, in Berlin feierlich genug zum Einzuge geläutet. Ueber seine Art ward, ehe noch dieser „Gott der Rache" im Hause des Herrn Reinhardt seines Amtes waltete, ganz ausführlich berichtet, man inter viewte ihn, sein Schaffen, das Milieu seiner Herkunft, seine Pläne, seine Ziele wurden erörtert. Tann kam die Zensur. Um ein Haar hätte die Aufführung nicht stattfinden dürfen: man strich in Eile fast die Hälfte des zweiten Aktes. Der Abend selbst brachte Schalom Aschs Triumph mit überlauter Deutlichkeit. Man war's nicht mehr gewohnt: kein Zischer regte sich. Obalerch Skandal von manmen Seiten prophezeit war. Der Held kam immer wieder, die Damen des Parkett sollen endlich die Beilchensträuße, die sie ins Theater brachten, dem Glücklichen zuaeworsen haben, daß er sich vielmals bücken mußte. Stolz wird man vom Triumph Schaloms in seiner Heimat sprechen. Und da» Stück? Es ist nicht originell. Alle Technik fehlt. Die Handlung kaum ein dünner Faden, der nur deshalb über drei Akte reicht, weil er sehr vorsichtig, ebe er reißen könnte, in diese» drei Akten von Szene zu Szene berüberqetragen wird, ohne gespannt zu werden. Lin polni>ch-russii«h«r Jude bat «in Bordell. Unten zu ebener Erde. Oben hat er, der Vater, der rin Milder, ein Gütiger in all dem Sckmutze seine» Ge werbe» blieb, eine Tochter, die die Unschuld ist, eine Tochter, die er mit seiner Gattin Sara gezeugt batte, als diese nickt mehr Dirne war. Riwkele ist bas Herzblatt. Riwkele ist das Heiligtum. Sie soll rein bleiben: dock sie fällt. Und Jankel Schepschowitsch, der'S nicht bindern konnte, wird sein Bordell weitrrnihrrn, vermehrt um die Tochter. Aber der Fall ward oft genug schon erlebt, vielleicht sogar ist er typisch.
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