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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070323027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907032302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907032302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-23
- Monat1907-03
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für Leipzig «p Barorte: I» der Haupt» Lrpkdüio» »der der« AXgabeftellen ab- geholt mouatUch: NnSgabe S (I «al täglich) 70 Pf., Ausgabe S l« mal täglich) SO PO bei Zostelluna tu« Hau« Ausgabe SV Pf^ Ausgabe L i Marl. Durch aus«« auS- wäriigea Ausgabestellen uub durch die Bost bezogen (1 mal täglich)tnuerhalb Deutschlands monatlich I Mark auSschl. Bestellgebühren, für Oefterrrich-llagaro b Lsbb vierteljährlich^ die übrigen Länder laut ZeituugSvreiSliste. Dies, lltunnu« kost« «tt 4 ML allen Bahuhbs« uub d« III den HettungS-Verkäufer» i ÜtedatttON au» Erpebtttou: JvhauntSgasse 8. Telephon Ru. 1Ü4 Rr. LLK «r. U78. Berit» er Nedaktion«--Bure«»: Berlin UV. 7, Prinz LouiS Ferdtuaud» Straß« 1. Telephon I. Nr. 9278. Mbend-Ausgabe Z. MpMLr.TagMM Havdelszeitung. Ämlsökatt -es Nates und -es Notizeiamtes -er Lta-t Leipzig. U«H«iae»-PretS die 6 gespaltene PetttzeUe sür GeschästS» Inserate aus Leipzig uud Umgebung 2ü Pf, Familien-^ WohnuugS» u. Etelleu-Anzeigen, sowie Au- uud Berkäus« 20 Ps, finanzielle Anzeige» 30 Pf, für Inserate von auswärts 30 Pf. Reklame» 7b Pf, au-wärtS 1 Mark. Beilage» gebühr 4 Mark p. Tausend exkl. Postgebühr. GeschäftSanzeigrn an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt noch Taris. für Inserate vom Ausland« besonderer Tarif. Anzrigeu-Auuahme: AreguftuSplatz 8, bet sämtlichen Filialen ». allen Annoncen» Expeditionen deS In- uud Auslandes. Für daS Ericheinen an bestimmten Lagen u. Plätzen wird keine Garantie übernommen Fefterteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Haupt-Filiale Berlin: LarlDuu cke r, HerzglBayrHofbuchhandlg, Lützowstraße 10 (Tel. Vl, 46i)3). FUtal-Erpebttiou:Tre»be».MarienstrL4. Nr. 82 Gouuabeu- 23. März 1907. 1V1. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die »ach Schluß der Redaktion «tugega»g«rn Depeschen stehen auf der L Seit« des HauptblatteS.) Bülow und Tittoni. Di« italienischen Blätter beschäftigen sich eingehend mit her Zusammenkunft des deutschen Reichskanzlers und des italienischen Ministers des Aeußern Tittoni. Bon unterrich teter Seite wir- erklärt, daß die Zusammenkunft keineswegs der Besprechung der Dreibundssrage gelte, da zurzeit dieser gefestigter sei, als je. Der Besuch bezwecke vielmehr aus schließlich eine Aussprache über di« auf der Friedenskonferenz «inzunehmende Haltung, besonders im Hinblick auf die Ab» rüstungsfrage. Der Puttkamer-Prozeß. Di« Hauptverhandlung gegen den Gouverneur v. Putt- tamer findet am 25. April vor der Kaiserlichen Disziplinar- kammer für den Regierungsbezirk Potsdam unter dem vor sitz des Landgerichtsprösidenten Ehrenberg in Potsdam statt. Die Anklage wird dem Vernehmen wach von einem Kammer« gerichtsrat vertreten werden. Zum Arbeitskampf im Textilgewerbe. Aus München-Gladbach meldet uns ein «s.-Privattelegramm' Entgegen den Meldungen auswärtiger Blätter, wonach infolge Wlehnuwg der funfprozentigen Teuerungszulage die Aussperrung sämtlicher Textilarbeiter ihren Fortgang nehme, teilt heute der Verband der Textilindustriellen mit, daß zurzeit neuer liche Einigungsversuche schweben, von denen man hofft, daß sie zu einem Ziele führen werden. Di« Aus sperrung von 6000 Textilarbeitern ist bis heute noch nicht in Kraft getreten und" weiter« Aussperrungen sind zurzeit nicht angoküwdigt. Die EndfristderEinigungsoer- handlungen ist auf Sonnabend, den 30. März, sest- gosedt. Im Hamburger Hafeu. Die Situation im Hafen ist, wie uns ein Privat telegramm meldet, heute früh unverändert. Die Ge samtzahl der englischen Arbeiter betrug heute früh 1980. Die Zahl der im Hafen befindlichen Dampfer betrug gestern abend W, die Zahl der Segelschiffe 55. Die rumänische Bewegung. Oesterreichische Bauern im Grenzbezirk S:yroutz rotteten sich zusammen, um die Grenze zu überschreiten und sich den revoltierenden, rumänischen Bauern anzuschließen, würben «her von Gendarmen in ihre Dörfer zurückgetrieben, die sie nun nicht verlassen dürfen. Nachrichten aus Rumänien: In Vaslui bei Jassy fanden furchtbare Exzesse statt. Die Ausrührer plünderten und ver» wüsteten die ganze Ortschaft. Heranrückenbes Militär feuerte, 10 Bauern wurden erschossen, 5 durch Bajonettstiche getötet — Eine in Bukarest abgehaltewe Versammlung von Guts besitzern sandte an den König eine Deputation mit der Bitte, das bedrohte Leben und Eigentum der Grundbesitzer zu schützen. — Die in Czernowitz garnisonierenden Truppen er- hielten den Befehl, sich zum sofortigen Abmarsch nach der Grenze bereitzuhalten. Auf dem Bahnhofe steht ein Militär zug unter Dampf, um sofort bi« Truppen an di« Grenze zu bringen. Die „Wien. Allg. Corr/' schreibt: Die Ereignisse in Rumänien werden in den hiesigen diplomatischen Kreisen lebhaft erörtert. In solchen Erscheinungen äußern sich in drastischer Weise die großen Versäumnisse, welche sich auch die rumänische Regierung zuschulden kommen ließ, deren Aufgabe es gewesen wäre, der Lage der Bauern die nötige Aufmerksamkeit zuzuwenden, und für die Verbesserung ihrer Lage Sorge zu tragen. Wenn auch fortgesetzte Agitation wesentlich Mr Bauernbewegung beigetvagen haben mag, so sind es doch zunächst di« ungesunden Verhältnisse, welche die beklagenswerten Greueltaten in Rumänien verursachten. Im höchsten Grade beschämend erscheint es jedoch für die rumä nische Regierung, daß sie nicht imstande ist, den unerhörten Ausschreitungen Einhalt zu gebieten und Taufende von Men schen der rohen WillWr entmenschter Bauernmassen preis gibt. Sollt« sich die rumänisch« Regierung auch weiterhin diesem Treiben gegenüber ohnmächtig erweisen, dann müßten di« Mächte sich veranlaßt sehen, in geeigneter Weis« einzu schreiten, um Rumänien die Gesetze der Zivilisation in Er innerung zu bringen. Der mittelamerikaujsche Krieg. Der Gesandte von Nicaragua hatte eine Konferenz mit dem Staatssekretär Root, der erklärte, daß die Bundes regierung und Mexiko auf Einstellung der Feindseligkeiten hxingen. Präsident Roosevelt will Verwickelungen euro päischer Mächte mit Mittelamerika vermeiden. Honduras beschlagnahmte beispielsweise das norwegische Schiff „Habil", das indessen bald wieder freigegeben wurde. — Der Konsul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Managua meldet, daß nach den Angaben der Regierung von Nicaragua die Truppen von San Salvador und Honduras in der Schlacht bei Namisigue 1000 Tote hatten. Nicaragua hat 20 000 Mann im Felde und beabsichtigt, schleunigst gegen Tegucigalpa vorzugehen. Staatssekretär Root empfing die Gesandten von Costa Rica und Nicaragua. Es heißt, «r habe ihnen sehr nachdrücklich nahegelegt, daß es ratsam wäre, den gegenwärtigen Krieg so schnell wie möglich zu beenden, da er alle anderen zentralamerikanischen Staaten hineinzuziehcn drohe. Es sei fast sicher, daß die Fortsetzung des Krieges zur Anwesenheit von europäischen Kriegsschiffen in den dortigen Gewässern und möglicherweise zu einer Intervention zum Schutze der in Zentralamerika wohnhaften Europäer führen würde. Amerikanischer Zollverein. Zwischen Root und Bryce ist vereinbart, absoluten Freihandel zwischen Kanada und der Union einzuführen und beide Länder gemeinsam gegen England und die übrigen Staaten mit der Zollmauer des Dinaleytarises zu sperren. Bryce reift nach Kanada ab, um die Annahme dieser Maß regel und die Beilegung aller Streitigkeiten zwischen Kanada und der Union zu betreiben. Bisher verhielt sich Kanada gegen ähnliche Zollunionpläne durchaus ablehnend. politisches. * Zu den Kriseugerüchte«. Wie die „Berl. Morgenpost" aus guter Quelle erfährt, hat der Reichskanzler Fürst Bülow seine Abreise nach Rapallo von heute auf morgen verschoben. Es geschah dies nicht aus Gesundheitsgründen, sondern weil die Studtkrise gelöst werden sollte. Der Kultus- f Minister wird schon in den nächsten Tagen gehen, sein Nach- I folger ist bereits fest in Aussicht genommen. — Ob es wirk- I sich so schnell gehen wird? — * Die Asrikareise Deruburgs ist in sehr wesentlichen Punkten umgestaltet worden. Herr Dernburg wird nun doch Südwestafrika besuchen, aber ohne größere Reiftbeglei- tung. Er wird sich voraussichtlich am 20. Mai in Lissabon einschiffen und zunächst nur mit einem Begleiter in Iwakop- mund an Land gehen. Von dort aus wird er mit der Ol- tawibahn nach Ottawi fahren, sich dann nach Lüderltzbmhl wenden und dort das Schiff nach Kapstadt besteigen. Von Kapstadt gedenkt er mit der Bahn Lorenzo-Marguex zu er reichen. Erst in Dar es Salam wird er mit den Reise genossen Zusammentreffen, die mit ihm Ostafrika bereisen sollen. Gemeinsam mit ihnen wird er mit der Ugandibahn die Nyanzaseen aufsuchen und dann durch das Kilimandicharo- gebiet nach Dar es Salam zurückkehren. Festlichkeiten und Empfänge soll sich der Kolonialdirektor dringend vcrbeien haben. — Gerüchtweise verlautet, daß Kolonialdirektor Dern burg auf seiner Asrikareise Karl Peters begegnen werde, der sich ihm eventuell anschließen wolle. * Neber die Vorgeschichte der Börscnrcsormvorlage gibt die „Köln. Bolksztg." folgende Darstellung: Das angokundigt« Börsengesetz sei nicht Bülows, sondern des Kaisers Initia- tive und der Arbeit Posadowskys entsprungen. Der Kaiser soll aus Börsenkreisen daraus aufmerksam gemacht worden sein, daß infolge des Differenzeinwandes jeder an der Börse Geld gewinnen, aber der größte Betrüger keins verlieren könne, weil er einfach den Disferenzeinwand geltend mache. Daraufhin habe der Kaiser ohne Wissen Bülows den Grafen Posodowskh nach längerer Rücksprache beauftragt, die Börsengesetznovelle auszuarbeiten. Diese Vorlage könnte un mittelbar nach den Ferien dem Reichstag zugehen. Da aber nach unverbindlichen Aussprachen im Bundesrat und bei den Konservativen Unstimmigkeiten zutage getreten seien, werde, wie neuerdings bestimmt verlautet, Fürst Bülow di« Einbringung des Börsen«esetzes vorläufig unterlassen. * Steuergerüchte. Die „Köln. Volksztg." meldet, es sei eine erneute NeichSfinanzreform, und bei dieser in erster Linie eine Tabaksteuer in Aussicht genommen, in der Form einer Banderolensteucr, ähnlich wie bei der Besteuerung der Zigaretten. * Das einige Reich. Die Grenzen der Bundesstaaten durften bei Uebungsritten und Generalstabsreisen inner halb des Deutschen Reiches bisher nur mit Genehmigung der gegenseitigen Regierungen überschritten werden. Durch eine neuerliche Vereinbarung zwischen Preuße«, Bayern, Sachsen und Württemberg dürfen jetzt, wie die „Mil.-pol. Korrespondenz" meldet, die gegenseitigen Grenzen zu ge nannten Uebungszwecken überschritten werden und auch Ein quartierungen erfolgen unter denselben Bedingungen, unter denen dies in Preußen betreffs der Grenzen der Armee korpsbereiche der Fall ist. * * Zur Haager Konferenz. Der italienische Marineschrift steller Dipalma behauptet in einem im „Neapler Mattino" veröffentlichten Artikel über die Haager Friedenskonferenz, daß die Konferenz ein diplomatisches Duell zwischen Deutsch land und England sein werde. Um so größer, sagt er, fei seine Verwunderung, die politischen Kreise Roms in dem Glauben befangen zu sehen, daß die italienische Diplomatie in der Abrüstungsfrage die Vorschläge Englands unter stützen müsse. Diese Vorschläge seien in Warheit nur gegen Deutschland gerichtet. — Dazu wird an maßgebender Stelle in Rom erklärt, nach menschlichem Ermessen werde die Ab rüstungsfrage auf der Haager Konferenz nicht zur Debatte gestellt werden. Auf jeden Fall sei es aber sicher, daß die Vertreter der Dreibundmächte auf der j zusammenstehen werden. * Agitation der Abrüfter. Aus Paris wird geschrieben: Das internationale Abrüstungskomitce will am 12. Mai, dem Jahrestage des Zuiammentritts der ersten Haager Friedenskonferenz, eine Kundgebung zu gunsten der allge meinen Abrüstung veranstalten. Diese Demonstration wll gleichzeitig in den verschiedensten Hauptstädten staltfind-n und in einem Umzug bestehen, an welchem die verschiedenen Vereine beteiligen, die sich zu gunsten der Abrüstung aus gesprochen haben. Eine Abordnung soll dem Oberhaupt des betreffenden Staates ein Memorandum überreichen, welches für die Abrüstung eintritt. Mit Abfassung dieies Schrift stückes ist man augenblicklich beschäftigt. — Bei uns kann ein solcher Umzug dreist genehmigt werden: er wird ziemlich ver puffen. * Bauernunruhen in Syrmie». Nach Meldungen aus Agram ist eine große agrar-sozialistische Bewegung auch in Syrmien, besonders in den Bezirken Ruma und Jllok, im Entstehen begriffen. Agitatoren ziehen mit roten Fahnen umher und fordern die Bauern auf, bei den gefordert-.,: er höhten Minimallöhnen zu verharren. Gendarmerie und Militär wird überall in Bereitschaft gehalten. * Deutfche Botschaft in Rom. Gestern abend fand bei dem deutschen Botschafter großer Empfang statt, zu dem gegen tausend Einladungen an das diplomatische Korps, die Spitzen der Behörden, die römische Gesellschaft und deutsche Passanten ergangen waren. * Aus Marokko. Das diplomatische Korps in Tanger hielt unter dem Vorsitze seines, Doyens, des portugiesischen Gesandten, Grafen v. Martens Ferrao, eine Sitzung ab, in der die Antwort auf die zwei Zirkularnoten des Maghzen über die Polizeimaßregeln beraten wurde. * Die französische Kammer lehnte mit 428 gegen 132 Stimmen die Forderung ab, «ine parlamentarische Kom mission Mr Untersuchung der Mißbräuche in de« militärischen Zwangsanstalten einzusetzen. * Bulgarien uud Creuzot. Die Zeitung ^Preporez", welche gute Verbindungen mit bulgarischen Militärkreisen hat, macht interessante Enthüllungen zu der neu aufaetanch- ten Affäre Schneider-Creuzot. Das Blatt schreibt, die Firma Krupp-Essen habe die bulgarischen Bestellungen immer gewissenhaft, Schneider-Creuzot da gegen gewissenlos ausaeführt: seine Preise seien geradezu unverschämt. Er verlange 1 400000 Jrcs. für eine Haubitzenbatterie, welche Krupp für 900 000 Kronen liefere: 65 Jrcs für Geschosse, ohne Zünder, während Krupp fehlerlose Geschosse für 59 Frcs. liefere. * In der Skapschtina erklärte auf Anfrage des Jung radikalen Joksimoviksch Ministerpräsident Paschitsch, daß der Regierung über angeblich in Belgrad getroffene Vorbe reitungen für das Attentat auf den bulgarischen Minister präsidenten Petkow nichts bekannt sei. Die Nachricht, nach der die Regierung aus Verlangen Bulgariens drei in Belgrad weilende bulgarische Studenten aus-geliefert habe, sei gleich falls vollkommen unbegründet. Joksimovitsch erklärte sich durch die Antwort für befriedigt. * Transvaal-Parlament. Beide Häuser des Transvaal- Parlaments haben einen Antrag über die Rechtsverhältnisse der Asiaten angenommen, nach dem Staatsangehörige von Britisch-Jndien, die in Transvaal ansässig sind, gewissen Beschränkungen unterworfen werden. Der Beschluß erregt Aussehen, da die Londoner Regierung einer Verfügung gleichen Inhalts vor einigen Monaten die Zustimmung, hauptsächlich infolge des von feiten der Inder erhobenen heftigen Widerspruchs, versagt hat. Während der Debatte erklärten die Führer der Opposition, dreie werde in der ! aner nmer nav nie Angelegenheit mit der Regierung Hand in Hand gehen. Der l ä> , 8 i Gouverneur Earl of Selborne hob hervor, daß der Antrag Konferenz einträchtig I der königlichen Genehmigung bedürfe. Die Gesetzgebende I Versammlung vertagte sich dann bis zum 14. Juni. Feuilleton. ver Schein 6er koofequeor ist ckss unsterbliche llerckienst 6er LeschrSnütheit. SreMMtze. lm kortschrltt 6er Qeschictzte nimmt 6ie phsntsfle ad uo6 6« Denken ru. vonoln. kllsao man mit 6er blstur lebt, so bäumt msn sich nicht gegen Qesetze suf. 61e msn sich so no1ven6ig uncl so allgemein vollriehen fleht, klleno man 6ie Lrcke so oft aufgewühlt Hst, Hst msn weniger lllicierwillen hiosdrusteigeo; oachciem man so ost auf cier Lrcte ge schlafen Hs», ist msn mehr geneigt, ein pssr Schuh tiefer ru schissen. vlctero«. ViMers» de t Isle-Adan,. Hermann Bahr erzählt di« glaubwürdige Anekdote, daß zu dem dritten Napoleon in seiner allmächtigen Zeit, „als der Augustenburger für Holstein und Maximilian für Mexiko kandidierte", eines Tages ein Dichter kam und ihn um den Thron von Griechenland ersuchte. Das war Villiers de lJSle-Adam, Ker an diesem Tage sicher ebenso stolz darauf war,, von seinem Vorfahren, dem Tempelherrenmeister und Kreuzfahrer zu sprechen, als darauf, etwas in Szene gesetzt zu haben, das dazu beitragen konnte, den berühmten katego rischen Imperativ Pariser Bohemiens zu erfüllen.«pater l« bourgsoi«! Paris ist glorreich und unerschöpflich an Künst ler- und Dichterphysiognomien; zur selben Zeit, als Murger die Boheme zu einem Begriff ,m Bewußtsein seiner Zeit genossen gemacht hatte, kam der junge Bretone Villiers in lene ewige Stadt an der Seine, um dos Leben eines Bohe miens im denkbar radikalsten Maßstahe zu führen. Aber es mischten sich zuletzt tragische und erschütternde Töne hinein. Da er den Beifall mied, mied ihn der Erfolg und er verhungerte. Er hauste mit Verbrechern in Spelunken, schlief auf Bänken und schrieb ferzählt man) ein ganzes wundervolles Buch, indem er mit plattem Bauch auf den Fußboden eines unmöblierten Zimmers ausgestreckt lag. Er, der Aristokrat, sand einen Genuß darin, gemieden und ousgestoßen zu sein, und seine feinsinnige, geschmeidige Seele war sich in den Lumpen, die den hageren Körper bedeckten, ihrer selbst nur um so mehr bewußt. Villiers hat eine Schar meisterhafter Novellen und Ro mane geschrieben: aber auch beut« noch steht er sogar in der Borstellung der Literaten, seiner «noeren Kollegen, nur in unbestimmten Umrisse« da. Lr ist berühmt, aber er dal. so kompliziert er ist, keinen einzigen ausgeprägten loder ern- jeitlgenj Zug, nach dem man sofort greisen könnte. Er ist ein E. A. Poe, aber zur gleichen Zeit gallischer und lyrischer. Er ist gcrn grotesk, aber er macht cs einem nicht leicht, es ihm nechzuweisen. Alles, die Satire, die Zärtlichkeit, die Melancholie ist auf ein Minimum verflüchtigt; er wird die Leute, die so lesen wie alle lesen, langweilen und auch hier noch den Bürger ärgern, der das llnmerkliche auch tatsäch lich übersieht. Er starb 1889. Hier folgt eine seiner Phan tasien, die er mit der Ernsthaftigkeit eines trockenen Be richtes ausarbeitete. Es ist die Novelle von Doktor Hallidouhills Heroismus. Der seltsame Fall des Doktors Hallidonhill wird dem nächst vor das Schwurgericht in London kommen. Hier ist der Sachverhalt. Am 20. Mai letzten Jahres waren, wie gewöhnlich, die beiden großen Wartezimmer des berühmten 'Spezialisten, der auf jeden Fall jede Krankheit der Brust heilt, mit Patienten überfüllt, die ihre Eintrittskarten in der Hand dielten. Am Eingang saß in einem langen Rock ein Angestellter, der die Goldstücke prüfte: er erhob von jedem die vorschriftsmäßigen zwei Guineen und probte sie durch einen einzigen Hammer schlag auf einem mächtigen Amboß, indem er mechanisch „All right" rief. In dem von Glasfenstern eingefaßten Kabinett, in wel chem ringsumher schwere japanische Gefäße mit tropischen Gewächsen standen, saß der kleine, strenge Doktor Hallidon- hill. Neben ihm stenographierte sein Sekretär an einem niedrigen Pult kurze Rezepte. Am Pfosten der mit rotem Samt und goldenen Nägeln verkleideten Tür hatte ein Diener von gewaltiger Größe seinen Platz; ihm fiel die Aufgabe zu, die wankenden Lungenkranken einen nach dem anderen, sobald des Doktors bedeutungsvolles „Der Nächste!" erklungen war, auf den Ausganaskorridor zu transportieren, wo sie ein gepolsterter Jahrstuhl hinunterbeförderte. Die Hilfesuchenden traten mit trüben, verglasten Augen ein, sie mußten den Oberkörper schon draußen entblößen und die Kleider auf den Arm nehmen. Sofort wurde auf Rücken und Brust das Hörrohr angesetzt: „Tick, tick . . . atmen Sie stark." Dann folgte eine Ver ordnung, die in wenigen Augenblicken diktiert war, und dann das berühmte „Der Nächste!" Seit drei Jahren zog von neun Uhr früh bis Schlag zwölf derart die Prozession vorbei. Als es an jenem Tag, dem 20. Mai, neun Uhr schlug, trat ins Kabinett des Doktors eine Art langen Skeletts ein, das sich an den Blättern der Gewächse festklammerte, um nicht umzufallen. Die Augen waren verdreht, die hohlen Backen berührten sich inwendig, der nackte Oberkörper, den ein tonloser Husten erschütterte, glich Gittcrstangen, die mit schlaffem Pergament überspannt sind. „Tick, tick . . . zum Teufel, nichts zu machen", brummte oer Doktor Hallidonhill. „Bin ich ein Totenbeschauer, daß .ch bas Ableben konstatier«n soll? In acht Tagen haben Sie diesen Schwamm von linker Lunge ausgespucktt und die rechte ist ein Schaumsieb .... Der Nächste!" Der Diener wollte eben den Patienten fortbringen, als der berühmte Mediziner sich vor die Stirn schlug und brüsk mit einem bedeutsamen Lächeln hinzusügte: „Smd Sie reich?" „Vielfacher Millionär", röchelte jämmerlich die unglück liche Persönlichkeit, der Hallidonhill so plötzlich den Abschied von unserem Planeten gegeben hatte. „Tann lassen Sie sich von Ihrem Krankenwagen zur Viktoriaftation bringen. Elf Uhr-Expreß nach Dover! Dampfschiff! Von Calais nach Marseille! Schlafwagen mit Ofen! Nach Nizza! Dort sechs Monate Kresse, Tag und Nacht, ohne Brot, ohne Wein, ohne Obst, ohne Fleisch! Ein aut mit Jod vermischter Löffel Regenwasser jeden zwei ten Tag! Und Kresse, Kresse, Kresse, zu Saft verstampft, zerrieben! Die einzige Aussicht! Dies angebliche Heil mittel, mit dem man mir die Ohren vollschreit, scheint mir mehr wie wahnsinnig, aber ich biete es einem Verzweifelten an, ohne eine Sekunde daran zu glauben. Zuletzt ist alles möglich Der Nächste!" Der schwindsüchtige Krösus wurde sorgsam in den gepol sterten Jahrstuhl gesetzt, dann begann die gewöhnliche Pro- zessiop der Lungenkandidaten, der Skorbut- und Halskranken. Ern halbes Jahr später, am 3. November, platzte, als eS neun Uhr früh schlug, wie eine menschliche Bombe eine Art Riese mit mächtiger, fröhlicher Stimme, vor deren Klang die Glasscheiben des Kabinetts und die Blätter der tro pischen Gewächse erzitterten — also es drang ein rotbackiger Koloß ohne Billett durch die Reihen der kläglichen Patienten des Doktors Hallidonhill in das Heiligtum selbst deS Fürsten der Wissenschaft, der, wie stets, kühl, im schwarzen Frack an seinem Tische saß. Der Riese packte ihn beim Kragen, hob ihn wie eine Jeder auf, netzte, ohne ein Wort zu sagen, seine bleichen, glatten Wangen mit den Tränen der Rübrung und küßte ibn mebr- mals wie eine Amme auS der Normandie schallend ob, schließlich setzte er ihn, der ganz ermattet war und fast er stickte, in seinen grünen Lehnsessel zurück. „Zwei Millionen .. . wollen Sie? . .. Wollen Sie drei?" dröhnte der Riese, eine schreckliche, lebende Reklame. „Ich danke Ihnen die Luft, die Sonne, die guten Mahl zeiten, die fessenosen Leidenschaften, bas Leben, alles! Ver langen Sie doch unerhörte Honorare von mir! Ich lechze nach Dankbarkeit." „Was für ein Narr ist daS? Man schaffe ihn hinaus!" sagte der ermattete Doktor mit schwacher Stimm-'. „Nicht doch, nicht doch", dröhnte der Koloß, und vor seinem Borerblick schreckte der Diener zurück. „Aber wirklich, ich verstehe, daß Sie, mein Retter, selbst mich nicht begreifen. Ich bin der Mann mit der Kresse, das ruinierte Skelett. Nizza. Kresse. Kresse, Kresse! Ich habe meine sechs Monate absolviert, und das ist Ihr Werk. Da. hören Sie das!" Und er trommelte mit den Fäusten auf seinem Brustkasten herum, mit Fäusten, di« «L fertig güracht hätten, den erlesensten Stieren von Middlessex den Schädel zu zerschmettern. „Ha , rief der Doktor Hallidonhill und sprang auf. „Sw sind das... Wie... Das ist der Sterbende, der ..." „Ja, tausendmal ja, das bin ich", schrie der Koloß. „Gestern abend kaum angekouunen, habe ich Ihre Statue in Bronze bestellt. Und ich werde trachten, Ihnen ein Grab in Westminster zu verschaffen." Er ließ sich auf ein breites Sofa fallen, dessen Federn krachten und ächzten, und ieuszte, mit dem seligen Lächeln einer selbstgewrssen Verzückung: „Ach, wie schön ist das Leben." Auf zwei rasche Worte, die der Doktor mit leiser Stimme sprach, zogen sich der Sekretär und der Diener zurück. Mit seinem Wiederauferstandcnen allein, sah Hallidonhill den Riesen bleich, gemessen und eisig an und schwieg mit einem nervösen Blick einige Momente. Dann sagte er plötzlich in seltsamem Tone: „Erlauben Sie zunächst, daß ich diese Fliege von Ihrer Schläfe entferne." Und sich aus ihn stürzend, zog der Doktor einen kurzen Bulldoggrevolver aus der Tasche und entlud ibn zweimal hintereinander an des Riesen linker Schläfeuader. Dieser fiel mit zerschmettertem Schädel hin, und sein dank bares Gehirn bespritzte den Teppich, auf dem er noch eine Minute lang mit den Handflächen schlug. Mit ein paar Scherenschnitten trennte der Operateur Pelz, Kleider und Wasche auf, um die Brust zu entblößen. Mit einem einzigen Schnitt des großen OperationsmesscrS spaltete er sie un widerstehlich von oben bis unten. Ms eine Viertelstunde später der Konstabler in das Kabinett trat, um den Doktor Hallidonhill zu ersuchen, ihm zu folgen, saß dieser ruhig, mit einem starken Vergröße rungsglas bewaffnet, an seinem Tisch und untersuchte ein paar enorme Lungen, die über die blutbefleckte Platte aus- gebreitet lagen: Der Genius der Wissenschaft versuchte in diesem Manne sich über die höchst wunderbare Wirkung der Kresse auf kranke Lungen klar zu werden. „Mister Konstabler", sagte er und erhob sich, „ich habe es für angebracht gehalten, diesen Mann zu opfern, da seine unverzügliche Obduktion mir ein für den degenerierten Stamm der Menschheit heilsames Geheimnis offenbaren konnte: deshalb habe ich nicht gezögert, ich gestehe, hier mein Gewissen meiner Pflicht zu opfern." Es ist unnütz, hinzuzufügen, daß der berühmte Doktor gegen «ine rein tormelle Kaution auf freiem Fuß gelassen wurde, da seine Freiheit uns nützlicher ist als seine Hast. Nach allem darf man hoffen, daß dieses erhabene Attentat seinen Helden nicht an den Galgen von Nrwgate dringen wird, denn die Engländer sind di« Laute, zu begreifen, daß es ein Motiv gibt, das trotz allem die großherzigen Kämpfer der Wissenschaft frejsprech«n darf: die rücksichtslose Liebe zur zukünftigen Menschheit, zusammen mit der völligen Ver achtung des gegenwärtigen einzelnen. Diese merkwürdige Angelegenheit wird jetzt also vor die Geschworenen kommen. Welch wundervoll« Plaidovers wird Europa lasen! O. k.
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