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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070325020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907032502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907032502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-25
- Monat1907-03
- Jahr1907
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«r. 84. 1«t. Jahr«. «eivziger Tegedlatt. 2. Matern, Kadschaun ibre Erledigung fanden, recht Pkt vorwärts gebe. Immer mebr Orte fübren Vie Wertzuwacks- strurr ein. * * Verrchti-ullg. In den Artikel der henligen Morgen- lumimer über den verstorbenen ru fischen Politiker Pob- jedonoSzcw baden sich :wei sinnentstellende Druckfehler eia- .zeschlrchen. E« mutz natürlich heißen: «Alerander ll. glaubte un »Ormuözd und an Ahriman* (nicht «an Murawlew*, wie gedruckt ist). Weiterhin ist zu lesen: .Er mußte ans- seinem Amte entlassen wrrden, al» jene schrecklichen Monde ^elvmmr» waren* (nicht .Morde*). * Tie Arie-easkoriferenz. Die Ernennung des londoner spanischen Botschafters.zum Delegierten bei der Haager Friedenskonferenz wird in England dahin gedeutet, daß Spanien beabsichtige, auf der Haager Friedenskonferenz Vie englstchen Vorschläge entschieden zu unterstützen. * Kruujösische Teulschenhetzc. Der jüngste marokkanische Zwischenfall wird von der französischen Presse wiever weid lich ausgeschlachtet, um gegen Deutschland zu hetze». Die Meldungen des .Echo de Paris*, daß eia rentsches Schiff dem Aufwiegler Ma et Aiain Waffen und Munition zu geführt habe, die Spezialtelegramme des .Matin* und anderer Blätter, wonach die Bevölkerung vurch deutsche Agitatoren beunruhigt werde, mögen nur kurz verzeichnet sein. Wichtiger erscheinen die Schlußsätze eines Leit artikels im «Teuipö*, dw wörtlich sagen: .Es ist leider nur allzu klar, daß die deutsche Politik seit zwei Jahren den Magbzen und sein Volk in ihrer Haltung gestärkt hat. Wir 'lud davon überzeugt, daß die kaiserliche Regierung solche .'iusbrüche des Fremveohaffe« bedauert. Wir geben sogar zu, daß sie diese Ausbrüche nicht vorhergefehea hat, aver da« Faktum bleibt bestehen, und dies Faktum, das beute für Fiankroich beunruhigend ist, kann mvlgeu beunruhigend für Deutschland sei». Jem-chr die Deutschen danach trachten, ihren Handel in Marokko anwachwa zu sehen, je mehr haben sie gleich uns bas Jrrtereffe, die öffentliche Sicherheit zu ichütz u. Im Laufe der letzten Monate ist ihnen der Sinn iür cu'.opänche Solidarität etwa« abhanden gekommeo. Wir hoffen, daß er jetzt von neuem der idu-u erwachen wird.* — Gehorsamsten Dank, Herr Schulmeister! * Ein sozialistischer Offizier in vor Armee »edulset! Leutnant Tifferaor, der am 1. Mai 1906 wegen einer in der Arbeirsbörse zu Paris gehaltenen sozialistischen Rede vom damaligen Kriegsmmister Etienne seiner Funktion ent hoben wurde, ist jetzt vom SriezSunnisier Picguart rehabili tiert worden!! * Panik. Ja Bourges herrscht im Verfolg der Kata strophe der ,JLna* jetzt ru der Bevölkerung große irrrrgnng, w.'il sich in unmittelbarer Nähe starkbevölkerter Stadtviertel mehrere Pulverschuppen mit großen Quantitäten des ö- Pulvers schon seit mehreren Äahren befinden. * Acht« Pascha. Auc^ der abgesetzie Febim ist noch nicht artig geworden. Die .Frankfurter Zerrung* meldet aus Konstantinopel: Da der Wali von nrussa in den letzten Tagen wegen de« Verhaltens Fehiru Paschas zweimal um sein« Entlaffaag uachgeiucht hat, ist nunmehr Befehl ergangen, Fehrm Pasch» in seiner Behausung in Bruff» zu internieren. * Ter Vooverucur »an Tchautung. Die Regierung hat Hang Shih-Hnanz angewiesen, als Gouverneur von Schau- tung in Tsioans» zu bleiben, wobei sie die ausgezeichneten Bestehungen heroorhob, die er zur Regierung der benachbarten deutschen Kolonie aufrecht zu erhalten gewußt hätte. Der Souoeruear von Kraurschau, Truppel, ist zum Besuche Haug Shih-Hsianz- in Tsinaas» «iagetroffen. * Assftiratt» Nachrichten. Eine in Wien zwischen Dele gierten der Bäckermeister und der Bäckergrhilfrn abgehaltene Kvuferenz ist resuUatlo» verlaufen, weil der Vorsteher der Bäckermeister erklärte, nur auf Gruud de- alten Vertrage« verhaudela zu können. Der Obmann der Gehilfen erklärte aater solchen Umständen die Verhandlungen für abgebrochen. Die Stückmerster der Wiener Herrenkleiderbranch« haben beschloffea, falls am Montag ihre Forderungen nicht bewilligt werden, am Dienstag in den AuSstanv zu treten. — Zwei tausend keuscher hielten im Londoner Hyde-Part eine Ver sammlung ad, in der sie gegen die Zulassung von Aas- Madern al- Motordroschkensührer Einspruch erhoben. LeituugtrSa«. Theodor Barth über den Liberalismus. Im „Berl. Lagebl." lesen wir einen Artikel von Dr. Barrh „Die -Hance des Freisinns", der Beachtung verdient. -Die diesjährige parlamentarische Ofterpause lädt zum ernsthaften Nachdenken über den Zustand unserer inneren Politik besonders dringend «in. Kaum je vorher seit der Gründung des Deutschen Reiches haben wir uns in einem Zustände ähnlicher intellektueller Verwirrung desunden. Hurst Bülow bat, wie mau uns und wie er selbst uns oer- irchert, der den letzten Reichstagswahlen einen großen Sie« eriochien. Das sieht, aus der Ferne betrachtet, wie ein staatsmännischer Erfolg aus, und wenn man dann noch ver nimmt, daß der glücklich« Kanzler jetzt auch in die Lage ver letzt sei, sich je nach Bedarf .zweier ganz verschiedenartiger Majoritäten zu bedienen, so oenkl man unwillkürlich an — Polpkrates. Man muß von dem Freisinn verlangen, daß «r die Chance ausnutzl, die ihm in dieser allgemeinen poli tischen Verwirrung erwächst. Vom Standpunkt des eat- ichiedenen Liberalismus aus betrachtet, ist eS «in großer Vorteil, daß die Zentrums-.- .tei in die Oppsition binein- gedrängt ist. Dadurch ist d.r Einfluß der demokratischen Elemenie des -Zentrums gestärkt und die Möglichkeit, sich deuivkratischen Resvrmoorjchläge» zu widersetzen, verringert. Aus dieser Konstellation muß der Freisinn Nutzen zu ziehen suchen. In dem sogenannten nationalen, oder wie die Gegner despektierlich jagen, in dem Hottentottenblock, kann der Freisinn nur die Rolle des treuen Fridolin spielen. Er hat aber nicht die geringste Aussicht, mittels dieses Blocks irgendwelche ernsthaften liberalen Reformen durchzujetzen. Ganz anders liegt die Sach«, wenn der Freisinn, unbe- kümmert um die Blockgenosten. in demokratischer Richtung selbständig operiert. Hierbei muß ihn die sozialdemokratische Partei ohne weiteres unterstützen, und die Zentrumspartei ist genötigt, entweder mitzumachen oder die demokratische Maske füllen zu lassen. Die angesehensten Organe der Zentrumspartei, insbesondere die „Kölnische Volkszeitung", haben schon wiederholt hervorgchoben, daß mau einer der artigen Aktion des Freisinns mit Spannung entgegevsähe, aber an den Ernst einer solchen noch nicht recht glaube. Diese Haltung der Zentrumspresse erleichtert den Frei sinnigen ein resolutes Vorgehen. Wenn es ihnen auch nur gelingt, das Zentrum auf gewisse demokratische Forderungen iestzunagelu, >o ist damit diel gewonnen. Es ist ohrze weiteres klar, wo der Freisinn bei einer derartigen umfassenderen Reformaktion zunächst anzusetzen hat. Im Reichstage bei einer gründlichen Reform unseres skurrilen Vereins- und Verjammlungsrechtes und bei der Neireinteilung der Kehl- kreize. Jede nähere Untersuchung der augenblicklichen politischen Lage führt danach zu dem Ergebnis, daß der Freisinn gerade- zu unverantwortlich handeln würde, wenn er den naiven Blockkvmpagnon lnlsen und eine Blocktreue bewahren wollte, die nur den reaktionären Elemenien zugute kommen köunte. Der entschiedene Liberalismus hat nicht das geringste In teresse daran, daß das Zwitterding einer konservativ-libe ralen, sogenannten nationalen Mehrheit am Leben bleibt. Je ra'cher sich der Freisinn von der Herrschaft dieser Phrase befreit und zu einer Politik rücksichtsloser liberaler Initiativ« übergeht, um so eher hat er Aussicht, wieder ein lebendiger Faktor in unserem politischen Leben zu werden und sich auch bei der Regierung wieder jenen Respekt zu verschaffen, den er beute als allzu bescheidenen Gefolgsmann nicht besitzt." Ob dieses Kuckucksei, das Dr. Barth kurz vor seiner Fahrt ins Exil in das Nest des Blocks legt, wohl vom Frei sinn ausgebrütet weiche» wird? Zeugniszwaug gegen die Preffe. Jirstizrat Dr. Stranz urteilt darüber in der „D. Iuristenz 1 g. : ^Inmitten der geräuschvollen Erörterungen über den Zeugins-wang gegen die Abgeordneten verklang fast eine andere Forderung: die Beseitigung des Zeugnis.gvangs geycu die Presse. Eine alte und berechtigte Forderung. Hat doch selbst der Staats sekretär des Relchsjustizamts im Reichstag (1906) erklärt, „nach seinem Empfinden werde vielleicht hie nnd da von dem Zeugniszwangsoerfahren unter Umständen Gebrauch ge macht, unter denen dies, wenn man das Staatsinteresse allein als maßgebend ansehe, nicht rötlich wäre." Sein Wunsch, die Richter möchten sich die A.rwendung dieser Maßregel überlegen, ist gewiß beachtenswert. Aber er bleibt ia praui gar zu oft ein frommer. Hoffentlich ernten die neuerlich im Reichstag eingebrochten Anträge in Straf- und Disziplinär- jachen den Zsugniszwang «egen die Presse auszuhcken, end lich Erfolg. D«-e Strafprozetzkommision hat auch bei diesem Gegenstand versagt. Der Zeugnisswang gexeri die Preffe ist M verwerfen. Nach einer saft einmütigen Auffassung gilt es als unehrenhaft, wenn der Redakteur den Hin termann preisgibt. Dem Volksemvrinden soll das Gesetz nicht widerspreche»:, dbuch könnte die Presse, die das Ver trauen verrät, ihre schwierige Ausgabe sicht erfüllen. Und endlich, der Zwang führt saft niemals zu einem praktischen Ergebnis. Aus fast allen diesen Konflikten geht die Preffe gestärkt, die Staatsautorität geschwächt hervor." Lokales unck vermisGles. Wetterbericht -er kgl. sächs. meteor. Inftit«t» z« Dresden. Voraussage kür Sen SS. März. Schwache südliche Winde. Vielfach heiter. Trocken. Etwa- wärmer. * I« städtischen Pflegehause I, Täubchenäreg Nr. 4, sind bi« Ladeeinrichtungen nicht ausreichend, da für di« rund 300 Personen nur zwei Badestuben vorhanden sind. Daher kann insbesonders den Schwestern und Pflege rinnen nicht die wünschenswert« Gelegenheit zum Baden ge boten werben. Es soll deshalb ein im Erdgeschoß befindlicher Raum für Bcchezwcckc eingerichtet werben. Ferner macht sich zum Trocknen der Wäsche die Anschaffung eines Dampf trockenapparates erforderlich. Die Kosten für die Einrichtung des Baderaumes sind auf 1400 X, die für den Trockenapparar aus rund 2000 ül. veranschlagt. * Jubiläen. Der Verwalter de« der Stadt gehörend«» GraS- borfer Forstrevier«, Förster Karl Gottlieb Katschke, feiert heute sei« LbjährigeS Dienssiubilämu al« städtischer Beamter. — Die be kannte Firum M. Beucker L Sobn, k. k. priv. Handschnhfabrik, begeht morgen, am 26. Mürz, ibr 60jährige- Geschästsiubiläuuc. LeU>ft»«r- eine» Leipziger Ehepsares? An» E»Sieben meidet ma» uns: In ihrer Wohnung i» der Katharineustraße haben sich Henle morgen ei« Mann nnd eine Frau vergiftet, di« polizeilich nicht angemeldet waren, aber vorgaben, rin Ehepaar namens Müller aus Leipzig za sein. * Straf Verfügungen. Im Jahre 1906 wurden vom Polizei amte Strafverfügungen erlassen: 1195 wegen Bet telns und Landstreichens, 56 wegen Fälschung von Legitima- tionspapieren, 3234 wegen Verübung groben Unfugs und Ruhestörung, 151 wegen Beilegung e»nes falschen Namens, IW wegen Tiercpiälerei, N3 wegen Ueberschreitung der Polizeistunde, 24 wegen unbefugten Betretens von Feldern und Wiesen, 1563 wegen Übertretung sittenpolizeilicher Vor schriften, 2827 des Straßcnpolizeirogulativs, 264 der Betriebs ordnung für die elektrischen Straßenbahnen, 368 der Drosch- kenorbnung, 36 des Dienstmannsrsgnlativs, 1702 des Ptelde- regulativs, 155 der Gesinbeordnuna, 527 des Rückkehrverbots. 294 der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, 1129 der Verordnung über den Verkehr mit Fahrrädern, 126 wogen Konkubinats, 161 auf Grund vorhcrgegangencr Strafandr»chung, 377 wegen verschiedener anderer lieber- tretnngen, 263 gegen Studierende der Universität. Außer dem erfolgten von der Schutzmannschaft 5020 Abstrafungen mit 1 ult auf Grund 8 160 des Straßenpolizeiregulativs. * Die Buchhändler-Lehranstalt zu Leipzig. Der joebe» zur Ausgabe gelangte Bericht iidcr da» 54. Schnhzabr, versaßt vom derzeitigen Direktor der Anstalt Dr. E. Frnnel, kann insofern be sondere« Interesse für sich tu Anspruch nehmen, als der Verein der Buchhändler zu Leipzig zu Beginn dir!»« Jahre« beschlossen hat, der Anstalt künftig auch die Orffentlichkrit zu verleihen. Da- durch wird rS demnächst nicht nur Lehrlingen Leipziger Bock- handillogrfirmen möglich sein, die Anstalt zu besuchen, sonder» alle jungen Leute die buchdändlrriiche Fortbildung suchen, können diese dort sinter». Die Anstalt umfaßt demnach von Ostern 1907 an: 1 eine LkhrlingSabteilullg mir ireijährigem Lucius und halbtägigem Unterricht sür die bei hiesigen Firmen den Buchhandel Erlernenden, 2. eine Extranerabteilung mit ein- bezw. zweijährigem Knriu« und ganztägigem Unterricht für Richtlehrliage. Der Besuch dieser Ab teilung bestell bei gutem NnterricktSerfolgr schon nach einem Jabre von der drei,ädrigen Fortdildungsschulpsticht. Auch können zunge Buchdandlullgsgehülfe» und andere Interessenten am Unterricht einzelner Klassen als Hoipitanteu tritoedmen. Ferner will der SchulauSjchuß auf Anregung de» Rönigl. Ministeriums de« Innern za Dresden und im Einoerständm« mit dem Verein Leipziger Buchhändler vom 1. September d. I. ab versuchsweise Fort- bilduuqsknrse sür junge BuchbaudlungSgrhülseu errichten zum Zwecke der Erweiterung, Brriirsung und Erhöhung der bernslichen Keuutnisse und Fähigkeiten deS Behülfen- srandeS. Die Kurse werden an drei Wochruabenden von 8—10 Uhr stattfiudea uud den Besuchern nur geringe Kosten ver ursachen. Ohne Zweifel bedeutet Liese Erweiterung der Ziele der BuchhänSletiehrauilaU einen sehr beachtenswerten Fortschritt ans dem Geböte des Unterricht-Wesen«, der umso mehr zu begrüßen ist, al« unsere Zeit gerade an den Buchhändler dir mannigfachsten Anforderungen pellt. Die feierliche Entlassung der aaS der Bnchhäudiertehranstalt «ach dreijährigem Besuch« ausscheidenden Schüler fand am Palmsonntage statt. Es hatten sich vor- mittag- II Ndr ll» Buchhändlerhaose neben dem Schul- ausichuffe zahlreich« Herren de« Leipziger Buchhandel« und BachgewerbrS sowie die Elier» der Schüler eingrfuoden. Nach einer Ansprache dr« Direktor« Dr. Frrnzel übergab der Verwaltungsdirektor Ä. Woernieiu dem SchulauSschnß die von ibm innerhalb weniger Monate zasannuenpesteUte buchgewerbliche Lehrmittelsammlung für dir Anstalt. Der glühte Teil de- Materials war zn einer Ausstellung vereinigt worden. Eine so vollständige Sammlung von Lehrmaterial dürfte bi-lang an keiner derllichen graphischen Lebranstall vorhanden sein and »S »ahm der Vorsitzende des Schulau-jchnsitS I. Hirschfeld Veranlassung, dr» Verwaltungs- d rrktor Woernlem sür diese wertvoll« Sammlung und seine Bc- mühungen z» danke». Mit der Verteilung der Abgangszeugnisse sowie zahlleicher Prämien an bi« beste» Schüler schloß die Feier. * Jo der städtische» Gewerbeschule (Wächterstraße) sind gegenwärtig, wie alle Jahre nach Schluß des Lehrkursus, die von den Schülern angefertigten Arbeiten öffentlich aus gestellt. Dadurch ist nicht nur den Eltern und den Lehr herren der Schüler, sondern jedem, der sich für das an der Schule während des vergangenen Schuljahres Geleistete interessiert, Gelegenheit geboten, sich davon zu überzeugen, was hier unter der Leitung tüchtiger Fachlehrer in den ver schiedenen Gebieten des Lehrplans erreicht worden ist. In »amtlichen Klaffenzimmern, vom Erdgeschoß bis hinauf in das dritte Stockwerk, sind auf Tafeln bezw. an de» Wänden, über- — vro«tag,25.MSrz 19V7. sichtlich geordnet, die Proben gewerblichen Könnens aus gestellt: im Erdgeschoß die Arbeiten der Tapezierer und Bildhauerlehrlinge, sowie diejenigen der der Anstalt ange- aliederten Deutschen Fachschule für Drechsler und Bild schnitzer, in der ersten Etage die Arbeiten der angebenden Tischler, ferner Zeichnungen kunstgewerblicher Entwürfe für Möbel und Innendekoration, sowie die von den Schülern oer Maschinenbauschule gefertigten Sachen, in der zweiten Etage ebefalls Bau- bezw. Masckunenzeichnungen und endlich in der dritten Etage die von den Malerlehrlingen angefertigten Entwürfe für Tapctenaiuster, Wandoerzierungen, Decken- jchmuck und dergl. Um all die vielen Arbeiten, darunter manche treffliche Leistung, zu besichtigen, kann man schon einige Stunden in den Ausstellungsräumen verweilen. Für Hundwcrksmeiftcr der erwähnten Zweige dürfte ein Besuch der Ausstellung ganz besonders empfehlenswert sein. Die selbe ist an den folgenden Tagen von 10—1 Uhr, am Freitag, den 29. März, von 11—1 Uhr geöffnet. * Zum Streik der Möbeltrausportarbeiter. Die gestrige Versammlung des „Vereins Leipziger Möbeltransport-Un ternehmer" besaßt« sich mit der Arbeitseinstellung der Aus- Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter. Es wurde die erfreuliche Tatsache konstatiert, daß sich in den meisten Betrieben die Arbeiter zur Wiederaufnahme der Arbeit bereit erklärt haben, und es kam auch zum Ausdruck, daß eine Anzahl Arbeiter ihren Austritt aus dem Zentralverband der TranS- poriarbeiter erklärte. Es wurde festgestellt, daß de» Zentralverband die Arbeiter über die Zugeständnisse der Unternehmer teilweise im Unklare» gelassen habe. Dies geht daraus hervor, das» z. B. die „Volkszeitung" noch am Freitag von einer Lohnzulage von 50 Pfa. zu dem früheren Tagclöhn von 4-4^0 spreche, während laut des schon vor- her von, Arbeitgeberverband bekanntaegebenen Zugestüno- nisses den Aüshilfsarbciteru ein Tagelohn vo» 5H0 X be willigt wurde. Sämtliche Unteruebmer lebuten entschieden ein weiteres Verhandeln mit der Leitung des Arberterver- bandes ab und waren der festen Zuversicht, daß die bevor stehende Umzugsveriode trotz des Streiks überwanden wird. In einer Eingabe des Arbeitgeberverbandes wurde von der Polizeibirektion hinreichender Schutz für alle Arbeitswillige» erbeten, und cs sind alle Vorkehrungen getroffen, um nötigen falls gcnÜSendes Ersatzpersonal heranzuzieheu. Lobend wurde erwähnt, daß mehrere Unternehmer de» mit dem Zcntralvcrband der Transportarbeiter abgeschlossenen Ver trag wieder anulliert und dadurch ein Beispru gegeben haben, wie in erusteu Fragen »ur durch ein bedingungsloses Zusammenhalten der Unternehmer unberechtigten Eiu- mischungen begegnet werden kau». — Im Anschluß Hiera» können wir noch mitteilen, daß nach einem »»S vorliegende» Originalbriefe vom 24. März d. I. die organisierten Möbeltransportarbeiter der Firma T. W. Helmerdia, Leipzig <die Firma beschäftigt auch einen alte» Stamm nicht organisierter Arbeiter) ihren Austritt au- dem Verbände der Handels-, Transport- und Verkehrsarbeiter erklärt haben, da sie 1) mit ihren Akkordlöhnen irnd Lohnznlageu zu frieden sind und 2) nicht andere unterstützen wolle«, die die Kasse ausnützen. G Tchaukwesen. Für bereit« bestebevdr Echmekwirtschasten erhielten anderweit Erlaubnis ». zum Bier» und Braaniweinfchaak sowie zur Fremdenbeherbrrgung: Wavpler, Albert, Groß« Fleischer» gasie 14, hier, Fiuveise», Gustav, Müuzgaff« kh hiei^ Lhormeyer, Franz, Gerberstraße 57, Köpper», Friüuich, Gerberstratze 3V, b. zum Bier- und Braiiutweinschank: Preutz, Herman», Denimeringstratze 38, L--Liude»a«, Geißler, Friedrich, Aeutzerr Hallische Straße 2a, Kießling, OSkar, Strnnoarteüstratze 5L, Weber, Loaiie veredel., Gohltfer Straße 55, L.-GodllSZ Kodlman», Otto, Promeuadenstratze 31, Träukner, Otto, Peterspraß« 12, hier, Finzel, Marti», Prtersstratze 6, hier, Görlitz, Otto, Krrcherigartnr- straße 23, L.-Reuduitz, Müller, Otto, Plagwitzer Straße 33 hier. Rosse, Friedrich Otto, Blumenslratze 46, L-Gohli-, Kästner, LoaiS, GutsmutSstraße 36, L.-Lindenau, Weigmaan, Alired. O<waidftr. 23, L.-Rruo»itz, Doaatk Kart Loutt, PouiatowSkystraße S, hier, KrumbhoU, Otto, Kirchstratze Sch L-BolkmarSvorf, Greb, Johan», Reichsstraße 45, hier, Eimert, Emma, ThomaSktrckhof Ich hier, Weber, Frail.z, Poststraße 12, Haßetbarth, Otto, Schulstraße 4, Poppitz, Friedrich Emil, Arndtstratze 20, Sofiaer Eduard, Hain- sttaße 25, DidwiszuS, Max, Lirbigftratze 7, Teteberg, Walter, Petersstrinwrg 19, Horbach, Karl, Schankwirtschaft im Neuen Theater, b) Zum Weiufchank: Casasus, Henriette, Hallische Sttaße 5. 3) Znm Ausschank uichtgeistiger Getränke er hielten Erlaubnis: Kittel, Herman», Kolormade»s»raße 5/7, Ludwig Ernestine, GutSmuthssiraße 9, L--Lilldtlla», Freitag, Elise, Wettiner Straße 6ld, Jalob, Margarethe, vhl., Deuimeringstraße 93, L- Linvrnau, Haaje, Karl, Amalienstraße 9, L.-Plagwitz. e) Z»m be- schränkten Bier- und Brau»t>v«i»ichanke: Kuaze, Alfred, Thülnmelstraße 18, L.-Re»schöneseld. Eine jüdische Volksversammlung, einberufen von der diesigen Zionistischen Vereinigung, wurde am Sonnabend abeno »m Bonorand-Saale unter großer Beteiligung der jüdischen Kreise unserer Stadt abgehalten. „Rußland und Amerika und sie endgültige Lösung der Judenfrage", sv lautete das Thema, über welches Dr. Sch e m arj a b u Lewin aus Wilna einen längeren Vortrag hielt. Der Reo- ner, der als Mitglied der letzten Duma angehörte und als solches auch den bekannten Wiborger Aufruf mit unter zeichnet batte, schilderte mit beredten Dorten die bedrückte Lage der Juden in Rußland im Gegensatz zu dem freien Leben der jüdischen Stammesgenossen in Amerika. Was von zum Geliebte», selbst wenn es ei» Mönch ist, liebt nzmiche Grafe», amerikanische Sänger, Landstreicher, Förster, Künstler, bald den, bald jenen, und erhält bei^ alledem ihre Seele keusch und zart. Und schließlich fragt sich oer Lcjer selbst, ob unsere Normalbegiiffe auf diesem Gebiet wirklich nicht mehr sind als eia Uepereinkommen. Besonders eigen artig aber ist die Form der Erzählung. Alle die merk würdigen Schicksale und Episoden kommen in Bruchstücken zum Vorschein, die man erst zujammenjetzen muß und die trotzdem plastisch and klar kleiden. Tie Form der Er» zähtnng ist mit Meisterschaft Lurcbgeführt. Die kleine Alma trifft mit ihrer früheren Krankenpziegerin im Eisenbahn- conpS zusammen und erzählt aus ihrem Leben. Wie fteif und plump denkt man sich solche Beichten, wie leicht und selbstverständlich gestaltet sie sich hier. Die Sprache bietet eine bejonbere Eiaentümlichkeit: Tie junge Inderin spricht nämlich nur gebrochen Deutsch (bzw. Dänisch) und diese Sprechweise ist mit allen Konstruktions- nnd grammatikali- ichen Fehlern in dem ganzen Bericht, also dem ganzen Buche jestaehalten. Manche werden das reizend sinken, anderen wird es auf die Nerven gehen. Wie dieses leichte, duftige Buch überhaupt entweder lästig und lächerlich erscheinen oder sich jedem Leser in die Seele schmeicheln wird, wie sich die kleine Alma mit ihren strahlenden Augen und ihrer stellen Leichtherzigkeit allen »n die Seele schmeichelt. Vom Widerwillen zur Bewunderung ist hier nur ein Schritt. Viel unkomplizierter und ehrlicher repräsentiert sich oer ' »e »! oman von Zrditb Ncbelon g.*) Ein unacwöwi- lich liebenswürdiges, ehrliches und persönliches Bum. Tie Geschichte dieier jungen, mutigen Engländerin, die so stolz auf ihre Gerechtigkeit und Klarheit ist und erst lernen muß, Katz nicht die Zufriedenheit mit sich jcibsi, sonocrn die Liebe Les andern der Angelpunkt des Glückes ist, ist so frisch und herzlich geschrieben, daß der Leser gar nicht geneigt ist, Kritik daran zu üben. Er bringt sehr eigenartige, fein beobachtete Zrauengestalten, Lie Kalo verrückte Italienerin, die freche und sentimentale Deutsche, die geizige, kleinliche Französin. Trotzdem aber Margaret in ihrer schwerfälligen germanischen Denk- und Empfindungsart lange nicht davon loskommen kann, daß die Vergangenheit doch einmal war, daß sie den rus der Kutte gesprungenen katholischen Priester dock» geliebt hat und sein Weib gewesen ist, trotzdem »ns also Konflikte oorgeführt werden, wird Edith Nebclony nie tragisch. Ein leiser Humor ist ihr eigen, ein Sinn ftir die Heiterkeit der kleinen realen Nebensachen, die sich in alle großen Ereignisse einmengen. Sie ist ernst, aber nie 'chwarmerisch, sie Hot Gefüdl, aber sic ist nie sentimental. Die ganze Heftigkeit und Impulsivität der Jugend liegt in dem lemperamentoollen Buch. Vielleicht tut man dem Buch "ogcrr «in wenig unrecht, wen» man über seiner Frische and Liebenswürdigkeit des Inhaltes wenig gedenk:, wie man bei schönen Mädchen ost wenig auf ihre Klugheit achtet. Hat dock» das Buch etwas ova dem ganz spezstZcken Reiz weiblicher Anmut and Liebenswürdigkeit. *) Edith Nebelong „Madame Gcocvnda". .^Verlag Axel LV06. Da» Gn-« -er Morgue. Aus Paris wird geschrieben: Eine eigenartige Jasti-! tutio», die wohl so manchem zn deal Bilde des alten Paris notwendig zu gehöre» schic», fchwiudet dadin: Die Tore der Morgue, des vielgenannte» Leichenscbauhauses, siad durch einen Erlaß Les Polizeipräsidenten Lepine dem Publikum verschlossen worden a»b werden sich von jetzt ab nur noch demjenigen öffnen, der sich dahin ausweisen kann, daß er das Studium des menschlichen Körpers z» wissenschaftlichen Zwecken betreibt. Wohl ist es richtig, daß der Gier »ach grauenhaften Sensationen, die ja iief im französischen Volke wurzelt und sich auch heute noch in den Mordszenen mancher Borsladttheater auslebt, durch diese schauerlichen Schau stellungen Vorschub geleistet wurde. Gar vielen, und nicht nur Müßiggängern und alten Frauen, sondern auch viele» Fremden, beionoers Amerikanern, diente die öffentliche Auf bahrung dieser auf gewaltsame Weise gestorbene» u»d nicht identifizierten Personen zu einer grausigen Augenlust, an der sie die müde gewordenen Nerven aufpeitschten. I» den Monaten der Pariser Hochsaison konnte man vor dem alte», düster und grämlich dreinschouenden Gebäude bisweilen eine ganze Reihe von Wagen halten sehen, ungefüllt mit eleganten Herren und noch eleganteren Damen, die durch den Bädeker deutlich als Fremde gekennzeichnet waren. Die Wagen leer ten fick und nur wenige Damen blieben darin scheu; die meisten aber liefen eilig in die dunkel trübe Halle hmein, in der die Leichen lagen, und kamen nach wenigen Miauten auf der andern Seite wieder heraus, augenscheinlich wenig gerühri von der Majestät des Todes, die sich auch in dieser traurigen und jämmerlichen Gestalt dem ernsteren Betrachter darbielen mußte. Denn ein tief erschütterndes, zu ernstem Nachdenken anregendes Bild bot sich doch dem Betrachter, wenn er in diesem Leichenhause eiaen Augenblick anbielt. Ein Schimmer der Vergangenheit und der ernsten Einkehr liegt ia über die alte Seineinsel gebreitet, jenem ältesten Teil von Paris, von dem aus sich die gallische Hauptstadt weithin aus gedehnt Hut. Tie Turme von Notre Dame grüßen gewaltig hernieder und die scharfe Silhouette oes ungeheure» Baues hebt sich ernst und feierlich aus dem Gewirr der umliegende» Häuser Tie Seine mit ihrem trüb leuchtenden Wasser schlingt die breiten Arme schützend um die enge Stätte; über die Brücken strömt die geschäftigc Masse der Fußgänger uud Gefährte und läßt die Wellen des modernen Lebens sich an der abgeschiedeneren Stille der kleinen Gassen brechen. In dem kleinen Garten hinter der Katbebrale recken sich die ent laubten Bäume traurig zu dem dlaßblauen Himmel und Helles silbriges Licht flutet durch die feine graue Dunst- ctmosphnre der Pariser Luft. Dem Gärtchen gegenüber steht eiN-dunkles, geschwärztes Gebäude, in jenem pseudo antiken Stil erbaut, i» dem das achtzehnte Jahrhundert die griechischen Tempel nachahmen wollte. Aus der Helle uuo der lauen Luft tritt man herein — und der Mensch heit yanzer Jammer :cßr dich an. Hinter Glassenstern. wie in einem Lade» ausgestellt, scheinen ouS dem düster« Zwie licht di« Leichen bervvr, die ma» cnn Morgen hier beteilige-, bracht bat, Selbstmörder und Verunglückte, müde Lebens- kämpser, die das Daftin von stch warfen und m den Fluten der nahen Sein« ihr End« suchten, andere l-benZvoll«« Sprosse», do» verbrecherischer Hand ermordet. Hier liegt «ine alte Mutter, mit Lumpen zugedeckt, mit zahnlosem Dtunb u»L abgehärmten Zügen, die erst im Tode Friede» und Ruhe gefunden hat, dort der grauenvoll aufgeschwemmte Kör per eines ertrunkenen Mannes, ^a die Leiche eines Kindes mit einer schweren Wunde am Kopse. Schonungslos sind die Heiligkeit und Majestät des Todes hier allen Blicken preisgegeben: die spielenden Straßenkirvder husche» an de» Glaskästen vorbei, bevor sie wieder im Sonaeulicht ihr Jagen fvrtfetzen, Frauen mit Kindern aas dem Arm treten ein, Arbeiter und junge Mädchen, und ihr Blick zeigt ver- stänbllisloses Gleichmut oder stumpfes Grauen, wenn sie aus dieser dumpfen Grabesluft wieder auf di« Straße treten. Die Ausstellung der Tote» bat ja im Grunde den berechtigten Zweck, man allen Vorübergehenden Gelegenheit geben wollte, di« nicht rekognoszierten Toten wierderzuerkennen und ihre Identität sest-ustellen. Aber das kommt natürlich jetzt in der Millionenstadt nur sehr feiten vor, kaum dreimal im Jahre, linder den 700—800 jährlich hier ausgestellte» Leiche» bilde» die Ertrunkenen die größte Zahl. Besonders häufig sind die Selbstmorde im Sommer; im Juli und Au- arsit such die traurigen Glaskästen fast immer mit Wasser leichen ungefüllt, während ian Dezember uud Januar die Morgue bisweilen Ziemlich leer ist. Die eingelieferte» Leicken werden sorgfältig registriert, ei» Protokoll wird über ihren Furch ausgenommen, dann werden sie entkleidet und durch eine Behandlung im Gefrieravparvt so präpariert, daß sie sich längere Zeit hallen, ohne zu verwesen. So barbarisch rm Grunde diese Sitte der Leichenschau- ausstelluugist, so berechtigt die bereits lange geplante und nun vo» Elemenceau durchgefuhrw Schließung der Morgue erscheint, so hat diese Todesfälle dock) auch manch ernsthaften Geist befruchtet uns manch erschütterndes Bild der Phantasie derau^beschworen. In den vierziger Jahren, als die Romane von Sue das Leben von Paris in all seinen Lastern und Ab gründen darstellt«, war die Morgue als bas schauerlichste Denkmal modernen großstädtischen Lebens aufgerichtet. Alle die Schilderungen, die damals daS Babel an der Seine io brennenden Farben vorsührten, zeigten den Weg von Ueppig- keit und Glanz durcki raufcherche Feste und durch Verbrechen bis zu der düsteren Totenkammer auf der Seineinsel, in der die Selbstmörder ihren letzten Schlaf schlafen Di« Maler lernten an diesen Kadavern im Vorübergehen Anatomie nnd viele Künstler hat es ««reizt, diestzs grauenhafte Motiv mit Schönbeit .zu umgobe» uud malerisch dorzmtellen. Di« Kunst Delacroix', Daumiers und anderer hat so auch aus den Bildern der Morgue Anregungen gezogen. Unter den vielen, denen hier die Macht des Sterbens in großer und mächtiger Weise eatgegeutrat, sei nur der englische Dichter Robert Browning erwähnt, der in herrlichen Stanzen von dem weihe vollen Frieden und der demütigen Stille o^vrochen Hot, die deS Todes verklärende Majestät auch über die Morgue breitet. * Berliner Theater. /„Neues BLausvielbau-": „Akgaro- HvchDeik" v« Beaumarchais. Gastspiel Kaiöz: LL Btär» ISV73 In all de» Intrigen, die Figaro, dem Ungeduldigen, die Hochzeit allzulange zu verzögern drohen, gab sich Herr Kainz sicher, flirt in jederlei Antwort, keck in den Miene» al« den muntern vfiffigen Jungen, die er gerne spielt. Er war verliebt, sehr zärtlich, «rsi unbeiorgt um sein Glück mit Susanne, dann drollig ia der Eifermcht, die ihm des Kammerkätzchen- Stelldichein unter den Kastanien besorgt. Dr« Künstler« Laune setzte nicht über- sprudelnd ein, aber sie zeigte sich strahlend bell, al» sich das Spiel zu Ende neigte. Die Wortspklerei ia der Gericht-saasizene konnte keinem besser gelinge» als ihm. da- Lügeaaetz, darin er de- Pagen Aufenthalt bei der Gräfin verüeckeu wollte, spann er mit entzückender Frechheit. Und man unterhielt sich, zumal Herr Kainz im ganzen brauchbar« Partner halte. Herr Harr» Walden al- Almavira war rin Grandlrignenr, der feine Zärtlichkeiten auch dort artt Würde verstreute, wo sie uosiaudes,nmäß waren, ein Graadjeignenr, der rem Leichtsinn seiner Liebschaften mit Noblesse und lieber- zruguvg huldigte. Er spielte selbst die Dummheit nobel, die machtlos gegen Figaro war. Fräulein Horwitz gab den Pagen Eberubin, die Heine Hauptperson, Lie de- Unheil- besten Teil anrichtrt, voll unschatdSvoller Unverschämtheit, Frl. Gaenv, die Kammersirngfer Snsannr ganz zierlich und dort, wo e- lein muhte, ganz schnippisch Man kann noch den betrunkenen Schloß- gärtuer deS Herrn Loröe erwähnen, obgleich er glaubte, trotz Beoo marchoi- ein wenig berliner» zu müssen, und Herrn Fritz Kleinkcr- dicken Ort-richter. der vorzüglich und voll Gravität den dritten Akt durchstotterte. Dieser dritte Akt war auch der Regie am besten ge lungen. In der Unordnung, in dem übermütigen Hin and Her, in der Flüchtigkeit und Respektlosigkeit des ganzen Austrittes lag beiter Beaumarchais' bewußte Parodie. X. k'. b. * Kleine Ehr«utk. Dr. Felix Krüger, der der Leipziger Universität noch al- Privatdozent angehört, ist zum ord. Prof, der Phvsiologie an der philosophischen Fakultät der Umversstür Buenos Aire- ernannt worden. — Bei der Bewerbung um die Stelle eines Direktor« des Bremer Stadttheaters standen in engerer Auswahl: die Herren Reusch vom Teutich,» Theater in Hannover, Hartmann-Leipzig und Koene - Hamburg. Gewählt wurde nunmehr Herr Reusch. — Wir leien in den „M N. N." folgende Erklärung der Direktion der Akademie der Tonkunst. — „In der Nummer 80 des „Bayerischer! Kurier" vom LI. März ist die Behauptung ausgestellt worden, daß Schülerinnen der Akademie der Tonkunst im Hause des ersten Direktor-, Herrn Generalmusikdirektor Mottl» Prioatstuuden erhalten. Dem gegenüber stellen wir fest, dah bi» zum heutige» Tage weder Herr Grueralmunkdirekior Mottl selbst, noch seine Ge mahlin Privatiiundeu au Schüler oder Schülerinnen der Akakrrnirder Tonkunst erteilt hat." Da- Münchener Blaitfügt hinzu: Diese Erklärung trifft einen Teil der schweren Borwürfe fachlicher und persönlicher Art, die d«S genannte Blatt vor einigen Togen gegen den Generalintendanten Frhru. v. Speidel nnd General musikdirektor Mottl erhoben bat. Wie wir erfahren, besteht an der maßgebenden Stelle die Absicht, zn den im Boyer. Kur." nnd in anderen Blättern geführten Klagen Punkt für Punkt Stellung zu nehmen. Die» ist anct, im Interesse des Ansehen« der genannten Herren und der ibrer Leitung anvertrauten Knnstiostttute aofs driaoend te zu wünschen. — Die Sprüche de« heutigen Motto« sind der soeben erschienenen zweibändigen Fanst-An-gabe GeorgWitkowskts «lltaommen, Ltr Text, Urfauft, Entwirr»«, Kommentar und Erlänto» «arg,» mchttlt .Bala- Mn- Hess», Preis L40 «shU
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