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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.03.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070327024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907032702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907032702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-27
- Monat1907-03
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Bez«q*«Prl»D str Leipzig «» Bseoew: I» d« H«p^ E,p»dtii»» -d« der»» L»sg«rd«kitte» ad» «hoU au>»«ltch: A»-gad« 4 (1 aal täglich) 70 «- ».»«ab, » » — « A, hat stokAl»»» laß Haa» »u-g«d« 4 MOi^ -»-rwd« » l Mari. Durch «»« «°s- märttge» A»«aod»ll,L«> «»tz durch dt» duz»««« (L aal r-glichftaxrtmlb Deutichlauds »ouatlichl Mmkao-ichl. Brftullaehitzr»». für Oeftrrrrich-Üuaaru b ü «ü d »lerttltädrlich, Pir -beige, LLada la« stett»»a«vrri«ttsir. Dtrir sttwur« kess«, «M säd -NL all« vapapvi« r^d btt llö p« stttttmg-.Aak-rrt« KV Map««»» »ob thM-tttmzr z^aaatpgafi, A Lrluph« «r. iLa «». «h «4 UTA vertti« Var«»: BrrU» «V. 7, Vrttrz 1!oui» S«duta»b- Straß« 1. Telephon l. Ar. SS7-. Abend-Ausgabe v. WpMtr.TUMaü Handelszeitung. Ämtsklatt -es Nates ««- -es Valizeiamtes der Ltadt Leipzig. A«tzetae»,Prrt« v» vgefpauerre Petttzettr für Gefchäst«. tuirrolr au» Lttpztg aa» llr»g«b«ra PL W. Karniti«^ »oh,«rq-- u. Ltellea-Äazttgr^ W«, U». «Id Verkäutt so Vt, ßaaazkü» A.zttge, so«„ für Arirrat» »o„ «»«wärt» U) Pf. M*Na»« 7b Pf, «»«wär« t Mnrk. vestmw- a»d»dr 4 Mart p. Laus«» rzkl. O«stgtbühr. Geschifttau^ia« «r b«l>oe»>l-ttt Stell« tt» Brttf« erb-ht. Rabatt »ach Tarif. kür Jnittatt vom A »S> a«d« bttonderrr Tarts. Lazttge»-<»,adm«: A»»»tt»-Ol«H 8, bri fLattitch« Filiale» 4 all<»U«iw«»»- Elvrdtti«« des Aa» »ad Aa-ia,»«-. 8ar »a» Kruhtta«, a» dmiimarte» La«« a. WlLp« »ird kein« »«aalt» üder,omm«n. Fchetttttt« Anstrüg« i0a»«a »NHI zurück- -rzoge» werde« P«opt»Ftlt«lr verkknr SarkD» »ck«r,H«rzgl.>vavr.HffbuchbmidIg„ Lötzownraß« li) (Tei. Vl, -MSI. -llt»t»lttP«PUta»:rre»»eu.«arieailr^4. Mittwoch 27. Mär, 1907. Nr. 88 101. Jahrgang. Var Neuerte vom Lage. (Dir aach Schlat der «edakttaa eiugrgau-rn« Depesche, p«h« auf der 3. Sette de» Hcurptblattrs) Keine 3weikaiserbege»u»«g. Unter dieser Uebersckrist erklärt Vie offiziöse Süddeutsche Reich-korrespondenz: „Ueber eine Begegnung Kaiser Wilhelms mit Kaiser Fiaa; Joseph m Tetichen oder sonst auf döhmifchem Boden ist wäbreud der letzten Tage in der Presse viel hin unv her gemeldet worden. Es wurde da- Schloß des früheren österreichischen Ministerpräsidenten Grasen Tau» in Teilchen al» Ort dieser angeblichen Zweikantrjmawmeokuirst genannt; auch den bekanntlich rein privaten Besuch de- Erzherzog- Fran; Ferdinand in Berlin und eine Reise de- dealschea Kaiserpaare» «ach Dresden brachte man mit der deutsch österreichischen Monarchenbe-iegouag in sinnvoll« Zusammen hänge. Bei aller Achtung für di« von mehreren Seite« ent faltete Kombination-gabe möchten w r roch feststellea, daß man am Berliner Hofe so wenig wie in Wien von oer angeblich geplanten Zusammenkunft etwa- weiß." «dickes. Die Nachricht, daß der Oberbürgermeister von Frank- fort a. M. Dr. Ad icke- für einen preußische« Minister posten ansersehen sei, scheint jetzt ihre Erledigung dahin zu finden, daß Adicke- allerriag« in de» letzten Tagen in Berlin war, daß aber die Verhandlungen wegen Uederuabme eine» MiaisterporlefeuiUeS zu keinem Resultat geführt haben. Wenigsten- verlautet bestimmt, Dr. Adicke» wer de vorläufig feinen Posten in Fra»lsurt nicht verlassen. Für welchen Posten Adicke- auSerseben sein sollte, ist »icht recht erfindlich, will man nicht annebme», daß aa ihn, dessen Vor schläge zur Justizreform viel erörtert wurdeu, in Zu sammenhang mit einer etwaigen Veränderung im Reichs- juüizamt gedacht wird. Daß er Studt» Nachfolger werden soll, ist mehr al- unwahrscheinlich and würde auch noch Zeit haben, denn daß dieser vor Schluß de-preußischen Landtage-, also vor Pfingsten zurücktreten wird, ist nicht auzuuehmea. AoickeS gilt freilich auch al- Sozialpslitüer ttwaS, und gelänge «- wirklich, Posadow-sy zu stürzen, so Ware er auch al» dessen Nachfolger ve-ecor. Aber wie gefügt — einstweilen scheint keine Aburachuug erfolgt zu sein. Sie würde auch um so medr überraichen, al- Fürst Bülow ja gar nicht in Berlin ist und auch schon die letzten Tage nicht mehr dort war. Die Vranuschweigcr Regentensra»e. Der Umstand, daß der Braunschweiger Landtag die Regentensrage hinter verschlossenen Türen behandelt bat — und die» ja auch bei einer Frage von voiwiegend persönlichem Eharakter »na mußte, bat naiürlich zur Folge, daß jetzt eie „beit" und „unbedingt zuverlässig" orientierten Quellen um so lauter sprudeln, und mit „absoluter Siche,heil" anzeben, auf wen die Wahl der drauafchweigilchen BoUsvertreter gefallen ist, daß er al- Regent in da» verwaiste Welfeuschloß ein ziehe. So meldet «u» den« rin cll-Privattelegramm aus Haunover, daß aa erster Stell« da- „Hanno». Tageblatt" au- verläßlicher Braunschweiger Quelle «rsahren hab« — nicht der Herzog Albrecht von Braunschweig habe bet der vorläaftzen Abjrimumag die Stimmenmehrheit auf sich ver einigt, sondern der jüngst« Sohn de» verstorbenen Prinz regenten, Prinz Friedrich Wilhelm »o« Preuße«. Wir beschränken >»» darauf, Vie,« Nachricht ,» registriere» und sehe» mit G laffrnheit de» Augenhl ck rntgrge«, in dem an verläßlicher Quelle etwa» andere- gemeldet werden wird. Mtulftertu» Storp»« stellte sich gestern der Kammer vor. Ministerpräsident Stnrdza forderte diese auf, der liberalen Regierung ia der gegen wärtige» schweren Siund« zu helfe«. Die ehemaligen Minister Jone-eu, Lahovartz und Earp sicherte» der Re gierung ihre Unterstützung zu. (Große Bewegung im gau^n Hause vud Beifall auf den Tribünen.) Die Regierung unterbreitete dann die Gesetzentwürfe über die Aufhebung der Füusfraue-steuer und der Weiosteuer, sowie die Reform der Grundsteuer der Kleinbauer» and andere Gesetzentwürfe zugunsten der lanrwirtschafllichea Bevöllernug. Die Kammer nahm einstimmig sämtliche Gesetzentwürfe aa. Da» amiliche Blatt veröffentlicht eine Kundgebung der Regierung, in der zur Wiederherstellung der Ruhe and Sicherheit und de» Frieden» zu patriotischer Mithilfe aller aafgesordert, uud die Gorleguag von Gesetzentwürfen zur Linderung der Not der Bauern anzeküadigt wird. Dieser Zweck soll »amentlich erreicht werden durch Erleichte rung der Beschaffung de» Pachtgeld«-, durch Rcsorm der Besteuerung de» kleine» Grundbefitze- und durch Revision der Bestimmungen der landwrrt- ichafUiche» Verträge über den Umfang und die Art der von den Bauern zu leistenden Arbeit, ferner durch Festsetzung eine- MarimalzinSsuße» für die den Bauern zu gewährenden Vorschüsse und schließlich durch Beschränkung de- Besitze» de- Pächiertrust». Di« Regierung werde alle» aufbietea, damit die Gesetze peinlichst brfolgt werden und sie sei entschlossen, die Unruhen energisch zu unterdrücken und diejenige» streng zu bestrafen, die au» de» Verwüstungen Vorteil ziehen. Dl« französische Maralko-Atti-a. Neber di« gestrige Kavrmcisttzuag, i» welcher da- frau- zösisch« Ministerium mit Eiustrmmrgkeit «ia Bertraseo-- votum erhielt, wird noch berichtet: Ja der gestrige» Kammer- sitzung blieb die internationale Politik völlig unberührt. Die Verdächtigungen gegen deuische Staatsangehörige faneen keinen Widerhall. Der „Temp-" erinnert an die Rede des Deutschen Kaiser» 1887 bei ver Ausreise de- Primen Hnur-ch nach China, und vergleicht die damaligen Berhäliuisse in Schanlung mit de» beiltrge» ia Marokko. Da» allgemeine, mieroational« Verständnis für jene deutsch« Südueaktion, hofft der „TempS", werce auck bei der Besetzung llduha- sich einstellen. Infolge de» Beschlüsse» de» Mmisterrats sind b««m 1-. Armeetoip» «n» bei der Division in Oran Telegramme «iugetroffe», die sich auf dr« Be etzung von Uojoa beziehen. Eine Kolonne wird sich teil» in Tlemc a, teil« ,» Lalla-Marnia bilde», da» 2S Kilometer von Uojoa entfernt liegt. Zwischen Tlemcen «no Lalla-Marnia Liebt e» keine Eilenbahn. Die Mission Navgin ist au- llbjda znrück- belufen worde». Spante» «o» Mrwollo. Wo bleibt Spaaien? — fragt man »»willkürlich, nach dem Uojoa von de» Franzosen besetzt ist. Spanien war doch vor kurzem s» stolz darauf, daß «» z« ver »oaimew leoulv» bei dem Pirschzang auf uumivilche Löwen zugezogev wurde. Hllerdinz- wirv auch jetzt über «paaiea» Teilnahme ver handelt. Au» Maor>» lammen folgend« Nachrichien: Der eagliiche Bot chaster halt« gestern ein« längere Unterredung mit dem Minister de- Aeußein. In unlerrichteicn Kreisen verlautet, Span e» weide Maßnahmen treffen, um die Sicherheit von Ceuta und Melilla aufrecht zu erkalten. — Auch der französische Boischatier hatte geste n abend eine längere Unierrevung im au-wäitigea Amie. Ec macht« dem M uister Mitteilungen Über die sraa,osi che Aktiva ia Maiolto unv wie- auf den Einvruck h n, den em gemeinsame- Vor gebe» Frankreichs und Spanirn» ans die marokkanische Be- völteinng macken würde. Der Minister arnwoitrte, Spanien werde allen au- dem Vertrage voa Atgecrra» ihm erwachsenden Verpflichtungen uachtommea. Picunrrrtt Sesahr. Nachdem da» fran.ösische Kabinett in der gestrigen Kammer-Alyung der marokkanischen Chalybhi» glücklich ent gangen war, versuchte noch die Schlla, ihm seiner» viclleichi besten Mann weuuraffen. Der KiregSm,nisier Picquart ril >choa voa der Dreyfuszeit her die tikts noirs der Anti- republikaatr. Der H->ß «egen ida ist natürlrch gewapsea, nachvem er den BigmalbaS Bailloud mit solch korrekter Schleunigkeit gemaßregelt hat. Die Regierung war knapp vor Schlug der ge'lrigen Kammersitzung iu Gesahr, einer gegen Picquart gerichteten A iitaiion rnnerbalb der Kammer zu unterliegen. A ußereu Anlaß bot die F>aze der Heim- senvung der seit lSr>3 aktivea Dienst leist noeo Soloaten. Tatsälvl.ch wollten damit nur viele Deputierte den Kriegs minister tbren Unmut über die Verletzung de» GeueralS Baillouv suhlen lassen. Ten radikalea Sozialisten gelang e- noch, die gewohnte Mehrheit für da- Miuisierium zu- sainmenzubringeu. — Ueber den Vorgang wird ausführlicher gemeldet: Nach der Maiokkooebatte würbe die Interpellation veS sozialistiichen Raoiialen Colliard über die Heimseuvunz oer 'Militärklasse voa 1vr>3 eröltert. KriegSminisier P quart sprach sich >m Interesse der nationalen Ver teidigung gegen di« Heimleorung dieser Aller-Uasse aus, welche erst im S ptember erfolge« tonne. Die vom Ob mann des HeereSausichusfrS beantragte uuo von der Regierung angenommene einfache TageSorkoung wuroo mit 278 gegen 23« Stimmen abgelehni. Dieses Abstimmung-ergedniS ries große Bewegung hervor. In den Wandelgängen der Kammer wurde bereit- kaS Gerücht von der D.mission veS KabineilS erörirrt. Der Sozialist G^rault-Richard brachte hierauf eine neue Tagesordnung ein, in welcher da» Vertrauen ausgesprochen wird, daß die Regierung die Heimsenvung ver AlterSllasse von lS03 so bald wie möglich veranlassen werbe. Clevren- ceau akzeptierst« diese Tagesordnung uud sagte, die Tagesordnung Colliard habe er deshalb abzelehin, weil dies« erllärie, daß die Eailassuug der JabreSIlasse voa llX>3 mit der LaaceSoerleicigung vereinbar sei, unv weil die Minister einstimmig der gegenteiligen Ansicht seien. Er stelle die Vertrauensfrage. Di« Unterstellung, daß die Tagesorvuirag GSrault-R chard kriegerrich sei, weile er zurück. Er erkenne au, daß vre Lage in Europa, ob»« v«rwick«lt zu sein, «rrre ausmrrksame Beob achtung vervi«»«. Daraus erfolgte die Abstimmung: Annahme ver Tagesordnung Gbraull-Rrcharv mrt 413:78 Srrnrnrerr. politischer. * Bu»desr»t. Die letzt« Pleuarfitzuugde-Buu- des rate» vor den Oft«rsrrl«n findet heute statt, dann ver. tagt sich der Bundesrat bis nach Ostern, um voraussichtlich gleichzeitig mit dem Wiederbeginn der Reich-tagssitzungen wieder Msanrmenzutrelen. * Bülow und Tittoui. Ein Vertreter der „Agence Four nier" hatte ein« Unterredung nit einer Persönlichkeit aus der Umgebung Bülow» in Rapallo. Der Diplomat erklärt bei der Begegnung -wischen Bülow und Tittoui würde auch die Dreibundfvage zur Besprechung kommen. Man wolle sich bei dem gegenwärtigen Gedankenaustausch über gewisse, noch unerledigte Fragen verstehen. Angesichts der Haltung Eng larrds sei die Aufrechterhaltung des Dreibundes eine Not wendigkeit für Deutschland. Die in der Weltpolitik ausqe- tauchten Schwierigkeiten würden irdensallS verfchwillden, >o- dald den Mächten erneut vor Augen gestellt würde, daß der Dreibund fest »wammenhalte. Der Vorschlag Englands zu gunsten einer allgemeinen Abrüstung könne nicht die Zu- ftlmmung Deutschlands erwarten, und <mch Frankreich und Rußland nehmen bekanntlich den gleichen Standpunkt rin. Das Ziel Englands geh« augenscheinlich dahin, DentschlaudS Rü'tungen zur Le« hintanzmteuen. Am Hinblick daraus werde auch der Staatssekretär v. Tirpitz der Begegnung bei wohnen. * Am Hamburqer Hafeu. Die Zahl der im Hase» auf Entladung und B-frachtuag wartenden Schiffe ist »uk 2L2 Dampfer und ü8 Segrlichiffe gestiegen; sie bürst« aber bald geringer werden, da gestern und heute Dampfer mit Arbeits willigen au- England und Irland ringerroffeu find. Gester» kam e» mehrsach zu Au-schrrrluagea Au-ständiger gegen Arbeitswillige. * Major Fischer. Wir hatten die Nachricht der „AugSb. Abendzlg.", noch der in der Verhandlung argen den in der Tippelstirchafsare vielgenannten Major Fischer „auf schlichte Entlassung" erkannt worden sei, von vornherein al» wenig glaubwürdig bezeichnet. Dies wird jetzt offiziös bestätigt und dazu bemerkt: ^Die Nachricht trägt übrigen» für jeden, der einigermaßen mit -en Vorschriften über das ehrenuericht» lich« Verfahren vertraut ist, den Stempel der Unrichtigkeit an der Stirn. Ein Ehrengericht erkennt nicht auf Strafe, und ein ehrengerichtliches Urteil wird nicht dem Kaiser zur Bestätigung unterbreitet. DaS Ehrengericht gibt vielmehr nur «in Gutachten ab. Die Entscheidung, daS Urteil, steht allein dem KvntinaenlZherrn, in diesem Falle dem Kaiser, zu." * Derobnr-s Solonialreise gibt der „Neuen Pol. Korr." Anlaß, zu bemerken, daß die Zeitungskritik, di« sich teil» wohl wollend, teils absprechen- über diese Reise geäußert, den Kolonialdirektor unangenehm berührt habe. Ueber den Be- ginn und die Route der Reise sei Definitives noch nicht fest- gesetzt. Der Kolonialdirektvr werde jedenfalls nur in gar» kleiner Begleitung reisen, uwd wenn gesagt worden ist, daß er sich mit einem größeren Kreise von Journalisten zu um- geben gedenkt, so sei auch diese Darstellung durchaus un richtig. Sollten jedoch Journalisten während der Zeit, rn der der Kolonialdiroktor in Afrika weilt, die Kolonien gleich falls besuchen, so werd« er jedenfalls alles tun, um den Herren da» Wissens- und Sehenswerte zugängig zu machen. Jedenfalls habe der Kolonialdirektor in keiner Weise die zahl reichen Besprechungen über seine beabsichtigte Kolonirckr-is- herausgesorkert. , Novelle zum Reichsbeanrtertgesetz. Wie wir schon heul« iruh melbrlen, wird die Novelle zum ReichSbeamleugtsetz dem BundeSrat baid zugehen und ihre Verabschiedung in noch in dieser Session »u erwarten. Durch die Novelle zum Reich-beamtengeietz werden den Beamten diejenigen Vor- teile erteil, dre ,m Vorjahre die Offizier, bereits erreicht Feuilleton. stvapl' ich nur, wollt Llela vergrswter Oeist 3t«tr «if rrornhvoUeu Lchviageo adar üL-er- lcr-isi, 2u <l«o kiuteo r«lpt Iw Lat setze» stumm üäalo« 1.l»d« ml«», »«, ihr wert: Vuroor, wonuo? stVte «Ue üüüv» »uf «te» Wogeott-mwaa 5chw«mulLVoll must mein« siioga» Unlt sich) vor ck»» U mmeteflürweo wiege», VVeoo t <» 8turrse«1«stea adersctzwewwea. Wie ki ..- .stlüve »uf ckea stVogeokümmen. vertat»«. Epilog z» -en L»ipzigee Fanftanffnhrnnge« am Kch. «n- 2L. Marz. Am vorigen Montag, «twa wen» man mit der Erinnerung an den ersten Teil und der Erwartung des -weiten aus wachte, war es bereits erlaubt, zu sagen: erreicht der zweite Abend die Wirkung d«S ersten, ;o bildet diese „Faust -Ans- rührung einen „Markstein" nicht nnr in der Geschichte der Leipziger Bühne, sondern in der der dentichen üderhanpt. Es wäre daS erreich« n orden, weshalb Professor WtttowSki vor allem «ine Bearbeiiirno unternommen hat: dem deutschen Theater den zweiten Teil des „Faust" endgültig -n erobern, ihm eine Bühneubearbeituna z» schenken, di« h,nforl de» Rang einer einheitlichen und bauernden Mnsterbearbeitung erlangte, und d> rch d,e Erschließung de« zweiten Teiles de« ersten ein stt.ri ces und gewaltiger« Relles zu verleihen. Man «ußte nach dem Sonntag abend anerkenne»: Wit kowski war der geeignet« Mann, um dies Ziel borch-usetze», wenn »S durchznictzen war. Auf welche Eigenschaft«» i» ihm ließ die Ausführung des erste» Teiles schriene»- Bor allem: ans ei»«» Mann von Uebersicht. Selbst wen» Goethe weniger notorisch die Szene» des erste» Teiles oh»e Ge danken cm Anffüorbarkeit und Theater geschrieben hätte, müßte es noch immer erlaubt sei», unter dein Gesichtspmikl eines Regisseurs Kürzungen, Einschnitte and Z«sam«ea- ziehuage» vorznnchmen. Darüber läßt sich »iH strritnr. Äitkowski setzte ober anderseits dem Regisseur « de» Punkt«, wo er in ei» Uebrnnaß verfallen könnte, den Lieb haber einer möglichst getreuen Unterordnung anwr bnr Licht« «rd d«r Dr-»»»r»i, -ntgege», d« dortb« zu zu verhelfen, allein schon d! en genügte, darin sehe ich vor i nennen. wachen hat, daß die großen Linien der Handlung statt be- diesen empfindlichsten Ansprüchen genügte, darin seh schnitte» vielmehr freigelegt werden. Der Mana voa allem ein« Berechtigung, sie ein kleines Ereignis zu Uebersicht, wie ich ihn nannte, erstrebte also Uedersichklich- Ter ganze undeklamatorische und dafür arbeitsame Geist der leit. Sofort war »ua klar, waS weasall«» durste: die Läng« Witkowskischen Auffassung hatte sich auch den Schauspielern der Monologe, die Breite der Ausmalung, di« Wilder» mitgeteilt, von denen außerdem zwei aus eigener Beanlagung I ..W erstrebte also Uedersichtltch- keit. Sofort war »ua klar, waS Wegfall«» durste: die Läng, der Monologe, die Breite der Ausmalung, di« Wieder« Holungen, die reflektivea Stelle», di« allzu kurze Skizze. WaS ans der Bühne anterdrückt yurde, gebt ja darum nicht verloren und bleiot noch immer für die Lektüre. Von jeder Szene durste, wollte man dem Zuschauer fowohl die körper liche Ermüdung als auch di« Erlahmung der Phantasie sparen, vur da» bleibe», waS zum Fortschritt der Handlung, dem Kern des Gkschehaisi«- unentbehrlich ist: Wltkowslr wählte stets unter dem Gesichtspunkte der Entwicklung FauftS. Auf diese Entwicklung legt er das ganze Schwer gewicht und vermeidet dadurch rin Zerslattera oer Treues. Zum Zweiten: Witkowski versagte auch nicht, als er seine an so glücklichen Stellen gegliederte Bearbeitung iu die Tat nmzusexeu batte. Von jemand zu sagen, er habe Geschmack ist ein oaae» Kompliment — ich sage also lieber, er hielt sich in dem schmalen Raum, der -wischen dem küifftlerischen Minimum cm Realisier«»« rrnd dem künstlerischen Maximum eiageschlossen liegt. Vielleicht fallen diese beiden Bestim mungen sogar für das jüngste Stadium unseres moderne» Stilgefühls -usammra: wir sind -war keine Puritaner der Reaie, d,e »re die Fülle gekannt Haden, aber wir verlangen »ach einer Vereinfachung. Wir wollen durch eine Inszenie rung nicht restlos das vor unS gestellt sehen, was unsere Phantasie auädenken könnte, sondern eine «ms den richtige», die Phantasie bewegende» Punkt weisende Andeutung. Naturalist'sch, d. h. grob, unerträalich plebejisch ist sicht das unerbittliche Herausarbeiten, sondern naturalistisch ist eiu- zig nur der blühende Realismus unserer Regisseure. Der moderne Regisseur ist durch die Oper verdorde« — Wit kowski also vereinfachte »ab arbeitete -»gleich Zeile für geile oder Szene für Seene durch. Die Jus-enieruug der Gretchens,«nen war überaus würdig. Wer als Kritiker zu eine» häufigen Theaterbesuch ge zwungen ist, weiß, sofern er ei« moderner Mensch ist, wie unerträalich ihm an SSV Tage» im Jahre dl« ganze Theatersplelerei ist: dnrck di« Trivialität, die Temperament- losiakett, die Unpersönlichkeit der Schauspieler, die mit Reg,e und Direktion znsammen ei« fatales Gesamtkrmstverk der Mittelmäßigkeit er-«»gen. Wenn die Galerie nicht auch im Parkett säße, so ließe sich v-n des Theater» ia der Pro vinz sage», daß nur di« Galerie Interesse an unserem Theater nehmen kann — die eigentlichen Liebhaber fitzen ateich nrtt dem echten Theaterfanattsmus da und können ,hu doch nicht stillen. Einen Mensche« do» Geschmack interessiert doch nur »och bas Wie, bas Formale — auf die Regie über trage», di« anbrrmbrrzige Arbeit, bie »ea Schauspieler, der immer -n diel -eben will, be» Dekorateur, der o»s Pomp avsoeht, »a «irrer »nausfälligen -abvrdinaiiv» swingt. Da di« Anffüprnog am Gomttag aömch, la mir mmngsteas, setzst heraus starkes Lob verdienen. Herr Walter, der als Mephistopheles -war in seiner äußeren Erscheinung sich an Kainz anlehnte, aber darum nicht weniger angenehm die triviale Figur des roten Ritters vermied, und Fräulein Monnard, die als Gretchen in einer ganz außerordent lichen Weise mit Witkowski -usammengearbeitet hat, um sfiner die herkömmliche Sentimentalität und Kleinbürger- lrchkeit ausichließenden Auffassung deS Gretchen zum Sieg zu verhelfen, und die dabei fo eckt und rührend spielte, daß :in schon deswegen diese Aufführung im Gedächtnis bliebe. Mau könnte auch da- Verdienst Witkowskis so formu lieren, daß man sagt, er habe eine Forderung, die er selbst einmal an einer Stelle auSspricht, erfüllt: die Goetbephilo- loaie für bie Bühne fruchtbar zu machen. Dadurch, daß der „Faust" in verschiedenen Gestalten vorliegk, einem Kern ldem Urfaustf und späteren Neubearbeitungen, die zugleich Erweiterungen und Variationen sind, ferner dadurch, daß Aeußerungen, Aufzeichnungen und eigene Versuche einer In szenierung Vorlieben, war eine Menge von Fingerzeigen ge geben, bie in der Tat einmal fruchtbar gemacht werben muß ten — ein Triumph, der der Phrlologte nicht eben alltäglich beschieden ist. Ein besonderes Augenmerk richtete Professor Witkowski auf die szenischen Bemerkungen GoetbeS selbst und befolgte auch hier wieder da» Prinzip eines künstlerischen Minimums: was sich an Vorschriften bei Goethe nicht findet, allo später sich eingeschlichen hat, ist fortzulasse»' andere herkömmliche Inszenierungen sind zu ändern, z. B. Faust spricht Gretchen auf geschlossenem Platz an, sie kommt an der Beichte und nicht aus dem Gottesdienst — infolgedessen haben auch keine Kirchgänger salS mögliche Zeugen der An- spräche!j aufzutreten. Oder: in der Szene ia Gretchen- Zimmer hat der Vorhang nicht auf-ugrhen and dann erst Gretchen einzutreteu, sondern Gretchen sitzt bereit- ihre Zöpfe flechtend da. Zum Schluß der Besprechung de- ersten Teiles sei auf einige Punkte Angewiesen, bie dem Prinzip der Unauffällig- keit oder der Beschränkung ans das Notwendige nicht ent sprachen: Die Dekoration der Studierstube stellte an die verschiedene Stuhlbeine freigebig und recht offenkundig ein paar alte Schmöker, man merkt die Absicht und ärgert sich. Ferner muß ber Wasserdampf stet- einige Zeit, bevor seine Wirkung aufbören soll, abaestellt werden, bcrmtt nicht noch nachträglich die weißen Wölkchen berumflattern. Schließlich habe ich «och einen errisihasteren Vorschlag: iu der Szene tu Auerbachs Keller den Vorhang lo'ort tollen -u lassen, wenn bie Bursche» ihres Irrtum erkannt haben; es wird breit »nb -u sehr aut plattes Behagen gerichteter Selbstzweck, ab- »ns»«t«», bi» bi« »«s«llschafl «ntir ben Lisch gefall«« ist. Mit Faust und Mephisto ist jedes Interesse a- d«r Gesell- schäft oerichwunden. Der zweite Abend wurde bedeutungsvoll nicht dadurck daß er eine Eroberung brachte, sondern dadurch, daß er fia- auch hier, trotz der ungewöhnlichsten Anstrengungen und der besten Garantien als Experiment erwies. „Ter voll ständige „Jaust" Goethes ist die größte Eroberung, die das deutiche Theater zu machen hat", schreibt Witkowski ru der Einleitung zu seiner Ausgabe. Insofern seine Einstudierung diesen Satz beweisen sollte, ist nun auch ihm der Ärmere mißlungen. Weil dieser Beweis angetreten werden sollte, stand am Montag abend so viel auf dem Spiel«. Tie Schuld liegt nicht an Witkowski. Im Gegenteil, seine Bearbeitung erscheint auch hier klarer, deutlicher und weniger ermüdend wie die früheren. Tas lledel lieg» daran, datz die Lichtung selbst nicht -u erwärmen vermag. Zch finde vor allem zwei Gründe. Zunächst haben wir in den ganzen Bedürfnissen unserer Kunst unferrr LebenSaufchouung, un seres Gefühles nichts mit dem hellenisierenoen Geiste zr. fchassen^ der dem zweiten Teil ausgeprägt ist. Und ich nenne hellenifirrt nicht nur die Partien, die sich unmittelbar mir der Antike beichäftigen, also die Helenaepisode und sie klassische Walpurgisnacht, sondern überhaupt den Geist dc, alten Goethe, der mit dem Versmaß auch das Pakkos ge wechselt bat, daS einem modernen Menschen, der aus moder nen Städten und von moderner Kunst berkommt funb sollte man nicht den Mut haben, ganz modern zu sern-j unerträg lich reizlos erscheint. Tic Klassizität ist eine Kunstperiode, die uns ferner liegt als die griechische Klassik leibst; unsere Kunst hat seither uns selbst bewegende Aufgaben und Be dürfnisse kennen gelernt. Sodann stößt man auf einen weit tieferen Grund. Es gibt eine Menge von Romanschriftstellern, die eine Zuaend mit durchaus glücklichen und zulänglichen Mitteln zu gestal ten vermögen. Sobald sie ihren Helden au» der Schule in- Leben hinau-treten lassen, beginnt die Unzulänglichkru und die Verwirrung der Fäden ihres EinzelschicksalS, die sie LrS jetzt sicher in Händen hielten, zerflattern in dem Augen blick, al- der Held des Roman» einen Wea emschlägt, der, statt ein cin-elner Weg durchs Leben zu bleiben, zu einem Punkte strebt, wo das Leben selbst in seinen unendlichen Möglichkeiten und tausendfachen Gestalten vor ihnen auS- ocdreitet liegt. Aber dieser Faustische Drang nach der Totalität der künstlerischen Bewältigung hctt biS jetzt, wo er in einem Künstler austrat, noch immer tragisch gewirkt: er kann als Ziel empfunden, aber nickt al- Ziel gestaltet wer den. Balzac glaubte es erreichen zu können, indem er seine Kompliziertheit in die Summe der aomeckie tiuwai»« au-- breitete — eS gelang nicht, es gäbe sa von diesem Augenblick an keine Künstler mehr. Unter diesem Gesickstsvunkt be trachtet ist .Faust" erster Teil gleichsam die I uaendgeschichte «tuet Faustrschen Hilden, bis »o de» Punkl leführi, d«r
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