Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070417023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907041702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907041702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-17
- Monat1907-04
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BeHuas-Preis AnHeiaen-PretS für Leipzig uud Bororle durch unsere Träger und Spediteure in- Hau» gebracht: Aus gabe (nur morgens) vierteljährlich 3 M.. monatlich 1 M.; Ausgabe U (morgens und abends) vierteljährlich 4 50 M., monatlich l.50 M. Durch di« Post bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich l M. ausschl. Postbestellgeld, für Oesterreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 d. Abonnement-Annahmr: Augustusplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Pfg. Redaktion «nd Expeditto«: Iohannisgasse 8. Telephon Nr. 153, Nr. 228, Nr. 1173. Berliner RedaktionS-Bnreau: Berlin dUV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Straße 1. Telephon 1, Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. Handelszeitnng. Ämlsvlatt des Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. M. Mittwoch 17. April 1907. für Inserate au- Leipzig u. Umgebung dir Sgespattene Petitzeile 25 Pf, finanziell« An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pt., sinanz Anzeigen 75 Pf, ReNamen ILO M. Inserate v. Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Beilagegrbühr 4 M. p. Lausend ezkl. Post gebühr. Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Lari'. FesterteiUe Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Au nähme: AugustuSPlat; 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditrooen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDnn cker, Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg, Lützowstraße 10 (Tel. Vl, 4603). M. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingrgangenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des Hauytblottes.) Lchlus; Ser Bückeburger Festtage. Ueber die bei dem Diner gehaltenen Trinksprüche wird folgendes gemeldet: Der Fürst dankte dem Kaiser für sein Erscheinen, worauf dieser antwortete: Tief bewegt von den Worten Euer Durchlaucht wage Ich es, im Namen der Anwesenden nochmals unsere herzlichen, innigsten Glück- und Segenswünsche dem hohen Paare auszusprechen. Wir sind ergriffen von den schönen Bildern, die in diesen beiden Tagen an uns vorbeigezogen sind. Wir haben mit Freude und Bewunderung ein Familienfest mitfeiern dürfen, bei dem ein ganzes Volk mit feinem Fürstenhause vereinigt war und in rührender Weise die Zusammengehörigkeit zwischen Fürst und Volk zum Ausdruck brachte. Es ist Mir persönlich besonders eine Freude, daß es Mir gestattet wurde, an dieser Familienfeier teil zunehmen. Es lag Mir daran, den Ausdruck Meiner innigen Freundschaft zu betätigen und für alle Beweise von Deiner und Deiner Gattin Freundschaft zu danken. Zum andern Mal ist es Mir eine ganz besondere Freude gewesen, daß Ich den von Fürst und Land schon längst gehegten Wunsch endlich habe in Erfüllung bringen können, daß nun wie in alten Zeiten von der Schaum burg die alten Farben wieder im Winde flattern. Wie die Be ziehungen Deines Hauses zum Hohenzollernhawe sind, das lehrt die Geschichte, und Ich brauche bloß auf die Bilder der Vorfahren an Len Wänden Ninzuwrisen, deren Brust der Schwarze Adlerorden ziert. Und so wünsche Ich denn nicht nur ein weiteres reich gesegnetes Leben für Dich und Deine Fran, sondern auch, daß in dem heranbluhenden Stamm der Schaumburger ein Geschlecht heranwachsen werde, von dem das deutsche Volk einst sagen möge, das sind wahre deutsche Männer, das sind Schaum burger! Ten Gefühlen, die unsere Herzen bewegen und uns er füllen, geben wir Ausdruck, indem wir rufen: Das hohe Silber brautpaar Hurra, Hurra, Hurra! Nach dem Hoflonzert wurde gestern ein Souper ein genommen. Kurz vor 12 Uhr verabschiedete sich der Kaiser von dem Fürsten Georg und fuhr im Galawagen rur Bahn, wo die anwesenden Prinzen des Schaumburg - Lippeschen Hauses und das Gefolge sich eingefunden hatten. Das Portal des Schlosses, das Rathaus und der Bahnhof waren festlich beleuchtet. Der Kaiser fuhr mittels Sonderzuges nach Homburg. — Die Kaiserin und die Prinzessin Viktoria Luise haben sich ebenfalls gestern Abend nach Homburg v. d. H. begeben. Besuch Des Kaisers in Spanien? In Madrid geht noch immer das Gerücht von einem bevorstehenden Besuch des Kaisers Wilhelm und des Königs von Italien in Spanien. Es sollen zu diesem Zweck diplomatische Verhandlungen im Gange sein. (rinc politische Rede des Statthalters Hohculohc-Langenbnrg. Der kaiserliche Statthalter Fürst zu Hohenlohe-Langen burg batte für gestern die Mitglieder des Landesausschusses und andere Persönlichkeiten zu einem parlamentarischen Diner geladen. Hierbei brachte der Fürst einen Trinkjpruch auf den Kaiser aus und sagte in einer Ansprache, die ersten Tage der Verhandlungen des Landesausschusses hätten wohl Er innerungen an die Wahlbewegung gebracht; das Land werde eö aber dem Hause Dank wissen, daß es den Etat in so ruhiger und objektiver Weise behandelt und trotz der Kürze der Zeit rechtzeitig fertiggestellt habe. Diese sachliche Behandlung der Geschäfte werde sicherlich einen günstigen Einfluß aus die Stimmung der Bevölkerung ausüben. Not tue, daß die Auf regungen und Anfeindungen infolge der politischen Wahlen einer ruhigeren Stimmung Weichen. Man erweise sich und der Heimat keinen Dienst, wenn man die Wunden, die der Wahlkampf geschlagen hat, nicht vernarben lasse und immer wieder Oel ins Feuer gieße, um die politischen Leidenschaften von neuem anzufachen. Der Statthalter gedachte sodann dec gesetzgeberischen Aufgaben der abgelausenen Tagung. Das Hoch auf den Kaiser, mit dem er seine Ansprache schloß, sand bei der Versammlung begeisterte Zustimmung. Der Präsident des Laudesausschusses erwiderte mit einer An sprache, in der er die Zusicherung gab, daß das HauS fort- fahren werde, die Geschäfte pünktlich und sachlich zu er ledigen. Er schloß mit einem Hoch auf den Statthalter. Tie lintrevuc von (Sa'eta. Es bestätigt sich, schreibt die „Neue politische Correspon- denz", daß die Begegnung der Könige von England und Italien in Gaeta aus einen Wunsch König Eduards zurückzuführen ist. Politische Wirkungen werden von dieser Zusammenkunft nicht erwartet, namentlich bringt sie tein Novum in die englisch-italienischen Beziehungen, da die Orientierung der italienischen Politik, nach der englischen Seite bin, für Mittelmeerfragen seit Jahren sestfteht. Die Stellung Italiens zur AbrüstungSfrage scheint noch nicht entschieden zu sein. Die Absicht dürste Wohl dahin gehen, eine Haltung zu vermeiden, die von englischen Blättern gegen Deutschland ausgebeutet werden könnte. Zur Haager Konferenz. Deutschlands neuestes Bestreben geht, wie die offiziöse „Süddeutsche Reichskorresp." ichreibt, dahin, daß den vielen kleinen Staaten unter den 48 Eingeladenen der zweiten Haager Konfereuz nicht gestattet werden dürfe, in einer Frage, wie die Begrenzung der Rüstungen ein Ueber- gewicht zu erlangen. So behauptet die „Daily Mail* und sagt damit wieder einmal ungefähr daS Gegen teil der Wahrheit. Denn seitdem die Vorbereitungen zur zweiten Konferenz im Gange sind, hat gerade Deutschland die Beteiligung kleinerer Mächte an den Be ratungen fördern Helsen. Der Wunsch Amerikas, die Konfe renz auf das Jahr 1907 zu verlegen, um den für 1906 durch den panamerikanischen Kongreß in Anspruch ge nommenen Staaten des südlichen Amerika die Beschickung auch der Haager Versammlung zu erleichtern, ist von Berlin aus in St. Petersburg besonders unterstützt worden. DaS Deutsche Reich, dessen staatliches Leben ja ein fort gesetzter Austausch von Rücksichten zwischen größeren und kleineren Bundesgliedern ist, wird im Haag die Be wegungsfreiheit der Staaten zweiter und dritter Ordnung nicht einschränken; eS wird namentlich jedem einzelnen die Entscheidung darüber freistcllen, ob und wie er sich vom Standpunkt seiner Interessen an etwaigen Abrüstungsdebatten beteiligen will oder nickt. Der Gedanke, die Abrüstungssrage einem Komitee von Großmäckten zu überweisen, mag irgendwo gespielt haben. Aber Deutschland hat ihn nicht aufgebracht; eS har ihn vielmehr, soweit seine Stellung dazu in Frage kam, abgelehnt. Die Erörterungen über Abrüstung werden, wenn überhaupt, allerdings unter der Ausschließung mehrerer Mächte siattsinven. Aber die Ausschließung ist ein freiwilli ger Akt der Fernbleibenden, und es handelt sich dabei nicht um kleine Staaten. Für die Vertretung Deutschlands auf der Haager Konferenz sind jetzt auch die militärischen Delegierten ernannt. Als Vertreter der Armee wird Generalmajor v. Gündell, Oberquartiermeister im Großen Generalstab, für die Marine Konteradmiral Siegel, MarineattachL bei der deutschen Bot schaft in Paris, an der Konferenz teilnehmen. Tie englische «olonialkonferenz. Die anläßlich der Kolonialkonseren, in Loudon weilenden kolonialen Premierminister wohnten gestern abend im Eighty- Klub einem von der Liberalen Vereinigung veranstalteten Bankett bei. Louis Botha, der Premierminister von Transvaal, stand im Mittelpunkte des Interesses. Anwesend waren u. a. Premierminister Campbell-Ban nermau, Kriegsminister Haldane und UnterstaatSsekretär Chur chill. Bannerman, der die Gäste begrüßte, sührte in seiner Ansprache aus, die Liberalen seien dafür, daß das britische Reich auf dem Boden der Freiheit und Gerechtigkeit erhalten bleibe, denn ohne diese verdiene es nicht sortzubrstehen. Botha brachte einen Trinkspruch auf die Reichsregierung auö und erklärte, daß das Vertrauen, das Transvaal bezeugt worden sei, niemals vergessen werden würden. Transvaal habe die ihm entgegengestreckte Freund- schaftshand ergriffen und werde sie nimmer lassen. Der Unterstaatssekretär für die Kolonien führte aus, das Prinzip der Selbstregierung sei das einzige Prinzip, das geeignet sei, das Reich zusammenzuschließen. Die Reichsregierung sei ent- schlossen, Botha von ganzem Herzen bei der Verschmelzung der zwei großen Nationen zu einer Afrikaudernation unter britischer Flagge zu unterstützen. 20 Personen verschüttet. In der Kaiser Wilhelm-Straße in Breslau stürzt«, wie uns ein Privattelegramm unseres (».Korrespondenten meldet, ein Neubau ein. Gegen zwanzig Per sonen sind verschüttet worden. polnisches. td. Tie Beteiligung fremden Kapitals in Ktaatschau. Als Anzeichen für die zunehmende Bedeutung Tsingtaus als Handelsplatz darf der Umstand betrachte! werden, daß fremde Nationen in zunehmendem Maße der deutschen Kolonie ihr Augenmerk zuwenden. Es haben im Jahre 1906 bereits ausländische Groß-Unternehmer begonnen, sich aktiv an Handel und Gewerbe der Kolonie zu beteiligen. Die Marine verwaltung steht dieser Erscheinung gegenüder auf dem von Anfang an vertretenen Standpunkte, daß das Hereinströmen auch fremden Kapitals und kaufmännischen Unternehmungs geistes durchaus wünschenswert und der Gesamteutwickelung der Kolonie nur förderlich ist. Die Union hat für Tsingtau einen eigenen Konsul bestellt, der seine Amtstätigkeit im Ok tober 1906 begonnen bat. Eine englische Firma aus Tschifu hat in Tsingtau eine Niederlassung gegründet, um namentlich an dem über das Schutzgebiet gehenden Srrohbortenhandel teilzunehmen. Die amerikanische Standard Oil Company und die englische Asiatic Petroleum Company haben jede für sich ein umfangreiches Gelände für Anlage von Petrvleumtanks erworben und mit dem Bau der Anlage begonnen. Sie wollen Tsiugtau zum Stapelplatz des Petroleumhandels nach Schändung und den binterliegenden nordchiuesischen Provinzen machen. Die chinesische Be völkerung und insbesondere die chinesische Kaufmannschaft, von deren aktiver Beteiligung die wirtschaftliche Entwickelung jedes ostasiatischen Handelsplatzes wesentlich abhängt, zeigt in stets steigendem Maße Vertrauen zu den wirtschaftlichen Aus sichten der Kolonie und zu der deutschen Verwaltung und Rechts pflege. Die Verwaltung des Schutzgebiets ist bestrebt, alles zu tun, was für die Entwickelung der Kolonie förderlich ist. Der Ausbau des großen Hafens ist planmäßig gefördert worden. Die Bauten im Werstgebiet sind zum Teil ferng- gestellt, der bedeutende Petroleumhaudel, der sich nach Tsingtau zu ziehen beginnt, macht den alsbaldigen Bau einer Liegestelle für Petroleumschiffe nötig, ohne den übrigen Handel durch FeuerSgefahr zu beeinträchtigen. 0. L. Potttisch unerwünschte Elemente in Teutsch-süs- westasrtta werden in einem Anhang zu der dem Reichstag zugegangenen Nachweisung über die Schadenersatzleistungen ru der Kolonie namhaft gemacht. Ein Verzeichnis der ab gelehnten Anmeldungen von Schadenersatzansprüchen zählt 19 einzelne Personen bezw. Firmen auf, und zwar fast aus schließlich Engländer, bezw. englische Firmen, die insgesamt nicht anerkannte Schadenersatzansprüche in Höhe von einigen 600 000 -4! geltend gemacht hatten. Zur Begründung der Ab lehnung dieser Anträge finden wir in den Bemerkungen folgende Motive: viermal „unwürdig", dreimal „politisch unzuver lässig", einmal „politisch zweifelhaft und unwürdig", zweimal „kein im Schutzgebiet erwünschtes Element" und einmal „nicht im Interesse des Schutzgebietes". Ein Teil dieser ab- gewieseueu englischen Antragsteller lebt jetzt in der Kapkolonie. Besagte Ehrenmänner haben offenbar aus den Lieferungen für das Aufstandsgebiet ihre Vorteile in einer wenig ein- wandsfreien Weise gezogen und genieren sich nicht, von der deutschen Regierung, di« doch wohl ihre guten Gründe haben muß, sie als mindestens höchst unsichere Kantonisten rn betrachten, einen Ersatz für angebliche Schäden aus einem Aufstand zu fordern, aus dem sie sich schon genug Vorteile verschafft haben. i. 17. ReichSlagswuhlkreiv Meerane-Glauchau-Hohenstein- Ernstthal. Wie schon mitaeteilt, findet die Nachwahl für das erledigte Mandat bereits Freitag, den 26. April statt. Dieser zeitige Termin wird den Sozialüomokraten sehr unvekhAffr kommen, da ihnen nur sehr wenig Zeit zur Agitation ver bleibt. Nächsten Sonntag findet erst eine Parteiversammlui'g statt, in der der Kandidat nominiert werden soll. Man spricht von Dr. Gvadnauer, Georg Schöpflin, sowie auch von Molkeirbuhr. Bestimmt ist aber, daß man in maßgebenden Kreisen selbst noch nichts Genaues weiß. Allerdings läßt sich die Kandidatenfrage nicht gleich so schnell erledigen, da auch vermutlich seitens der Berliner Zentralleitung Vorschläge gemacht werden. * Differenzen im Zentrum. Die Aufstellung des Zen trumskandidaten Negierungsrat Jervers für den Wahlircis Schleiden-Malmedy stößt auf entschiedenen Widerstand bei der ländlichen Wählerschaft, die etwa 90 Prozent ausmacht, und die durch ihr Organ „Rheinische Volkssiimme" erneut Feuilleton. Dierbaum. ü' 21h. wie glänzt das neue Tor! Jede Kuh fürcht sich davor; Es ist viel zu reine. Laßts mit Mist beschmissen sein. Gehen alle wedelnd ein. Und es fürchtt sich keine. Lorbeer ist ein gutes Kraut Für die Saucenköche; Wers als Kopfbedeckung wünscht. Wisse, daß cs steche. Lsldatenstücke auf -er Leipziger »ins Dresdner Bühne. Von Willy Widmann (Stuttgarts. „Hufarcnsieber" erweist sich als die zugkräftigste Neuheit dieses Spieffahres. Ueberall fast ist der muntere Soldaten schwank zum Kassenstück geworden. Sicherlich bringt das vielgcgcbenc Stück seinen glücklichen Verfassern. Kabel bürg und Skowronnck, beträchtliche Ver mögen an Tantiemen ein. Die Dichter-Kompagnons mögen sich glücklich Preisen, daß sic im zwanzigsten Jahrhundert leben! Ihr großer Kollege Gotthold Ephraim Lessing mußte sich lediglich an den Beifall halten. Sein beliebtes Soldatenstück brachte ihm von den Theatern nichts, gar nichts ein. Wie Kadel- bnrg-Skowronncks „Husarcnsiebcr", ist auch Lessings „Minna von Barn Helm" durch eine wirkliche Bc- gebenl-eit veranlaßt worden. So haben die beiden, sonst so verschiedenen Soldatcnstückc — das alte, klassische, tanticmcn- loie mit der Hauptgcstalt des ehrenfesten Majors Friedrichs des Großen, und das allcrncucste. Ka-lau-parnassisch", tantiemcnreichc mit den Tanzhusaren Will-elms II. — doch etwas gemein. Man kennt in Breslau noch die Stätte des Gartens au? dem Büvgerwcrdcr und das Haus in der Junkcrstraße, wo Lessing seine „Minna von Barnl^lm" schuf, dieses Meister- und Mustcrlustspiel, in dem sich die Kraft des Preußentums mit der sächsischen Anmut vereinte, um norddeutsches Leben glorreich abzuspicgeln. Die Begeg nung zwilchen Tclllxim und Minna hat Lessing, wie er Garvcs Mutter erzählte, nach einem wirklichen Vorgang ge schildert, den er im „Gasthof zur Goldenen Gans" beob achtete. Den Wirt von der „Gans" soll der Dichter be sonders lsbenstreu abkonterfeit haben. Das Urbild Tell- heims war ein Major Marschall v. Bieberstein, der während des Krieges der Stadl Lübben aus eigenen Mitteln Geld zur Kontribution vorgeschosscn l>attc. Auch Züge seines intimen Freundes aus der Leipziger Zeit, des Dichters und Majors Ewald o. Kleist, verlieh Lessing dem Major seines Stückes. Als Wachtmeister und Typus militärischer Treuherzigkeit verewigte der Dichter einen wirklichen Paul Werner, einen geborenen Oefterreichcr, der damals als Obrist in preußischen Diensten stand. Auch den Riccaut und die meisten übrigen Personen des Lustspiels schuf Lessing nach lebenden Modellen. Als er seine damalige Stellung als Sekretär des Breslauer Gouverneurs General Traucnhien 1765 verließ und nach Berlin übersiedelte, war das Stück in der Hauptsache fertig. Nur die letzte Hand sei noch daran zu legen, schrieb er in einem Briese. Bis zur Ausführung verging aber noch geraume Zeit. Erst während Lessings Wirksamkeit als Dramaturg am Ham burger „Natwnaltheater" unter Scyler im Jahre 1767 kam die Premiere zustande. Wegen der politischen Anspielungen verzögerte der Hamburger Senat auf Betreiben des preußi schen Ministcrresidcntcn die Ausführungserlaubnis vier Monate lang. Endlich, am 30. Januar 1767, wurde „Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück" durch Seyler ins szenische Leben eingefnhrt. Der berühmte Konrad Eck hof gab den Tcllheim und Madame Hensel die Minna. Beide spielten gut, waren aber nach Ansicht gestrenger Kri tiker für diese Nollen schon zu alt. Als Werner feierte Ackermann einen großen Triumph, .Hensel war als Just „unverbesserlich", Borchers als Wirt „ganz origi nal". Die Franziska wurde zuerst von Karolina Schulz, bei späteren Wiederholungen von Maoame Mecour mit keckem Humor dargestcllt. Das neue Stück gefiel lebhaft, vermochte aber das traurige Schicksal dar Hamburger „Entreprise" nicht mehr abzuwcndcn. Noch im gleichen Jahre hielt „Minna von Barnhelm" in Leipzig siegreichen Einzug. Neber die ersten Aufführungen hier be richtet eine Leipziger Korrespondenz im Tezcmberheft der „Untcrlmltnngcn" (Hamburg, 1767>: „Den 18. und 20. November ward hier „Minna von Narnlielm" mit außerordentlichem Beyfallc vorgestellt und den 25. Nov. und 2. Deccmb. wiederholt. Ten Schul zen spielte die Minna vortrefflich, und jedermann be dauerte, daß diese Schauspielerin die Bühne nächstens ganz verlassen wird. Hr. Schubert erhielt in der Nolle des Wachtmeisters außerordentlichen Bcyfall, und er spielte ihn vor allen mit vielem Verstands und Wahrheit. So sehr kommt cs darauf an, daß ein Schauspieler am rechten Orte steht. Mad. Löwen mochte die Francista, und ihr Mann den groben Bedienten sehr gut. Nur sollte er im ersten Akte das Gespräch weit raichcr sortgclum lassen. Die übrigen Nollen wurden alle gut gespielt, bis auf den Riccaut, der kein Französisch verstand. Das ganze Stück nimmt sich unvergleichlich aus. Ein Paar Stellen wurden westgelassen, uns deucht, aus allzu großer Bedenk lichkeit. Darf man denn in Sachsen über die Schlacht bei Roßbach nicht mehr lachen?" Diese ersten „Minna"-Vorstellungcn in Leipzig erfolgten durch Thcatcrdirektor Koch, der auch „Miß Sara Sampson" und „Emilia Galotti" in Leipzig eingeführt hat. Erst nach Leipzig fand die Berliner Premiere statt: am 21. März 1768 unter Döbbelin. Die Wirkung in der preußi schen Hauptstadt war besonders stark. Ncunzehnmal binnen sechs Wochen konnte Döbbelin das neue Lustspiel geben — in damaliger Zeit ein unerhörter Erfolg! Nun zog „Minna von Barnhelm" im Triumph- über alle großen und kleinen Bühnen; in Dresden führte W äscr sie am 2. Januar 1771 ein. Dieses Soldatenstück war der Prolog unserer klassischen Dichter-Epoche. 140 Jahre sind seit der Urauf führung verflossen, und noch immer behauptet sich Lessings Werk als das beste deutsche Lustspiel auf dem Spielplan. Nach den statistischen Ausweisen des Bülmenvcreins erlebte es im Spielsahr 1903/04 insgesamt 205 Aufführungen (da von 6 in Leipzig und 4 in Dresden), und 1904/05 IM Auf führungen (davon je 4 in Leipzig und Dresden). Einige Jahre nach der anmutigen, liebenswürdigen „Minna von Barnhelm" machten die bitterbösen, zügellosen „Soldaten" von sich reden, eine scharfe Tcndcnzko-möüie von Jakob Lenz, Goethes Jugendfreund aus der Straßburger Zeit. Der genial veranlagte, aber wild über schäumende Dichter schildert darin mit grellsten Farben das wüste, gemeine, geisttötende Leben in einer damaligen Garnison. Den Charakter dieses Stückes kennzeichnet der Satz: „Ich sehe die Soldaten an wie das Ungeheuer, dem schon von Zeit zu Zeit ein unglückliches Frauenzimmer frei willig aufgeopscrt werden muß, damit die übrigen Gattinnen und Töchter versäumt bleiben." Die Lenzischc Dichtung machte großes Aufsehen, gewann aber für die Bühne keine Bedeutung. Durch den Erfolg der „Minna von Barn-HKm" hcrvorgerufcn wurde das Lustspiel „Die abgedanktcn Offi ziere" von Stepluini. Es wurde in Leipzig unter Bondmi des öfteren aufgeführt: am 12. Juni 1777 betrat in diesem Stück der später berühmt gewordene Ferdinand Fleck als Baron Kreuzer zum ersten Male die Bühne. „Er er regte schon als Anfänger in Leipzig bedeutende Aufmerksam keit und bildete sich im Anschaucn von "Reineckes Vorbild schnell zu einem tüchtigen Künstler." Am Ausgong des 18. Jahrhunderts erschien Schillers großartige dramatische Bildcrreil-e von Wallenstein und seiner Soldateska. In Leipzig hielt die Dichtung im Herbst 1800 ihren Einzug. Zuerst wurde „Wallensteins Tod" gegeben fam 19. September), die anderen Teile folgten Anfangs Oktober. Mit Begeisterung nahmen die Leipziger das „Lager" auf, dieses wunderbar farbenreiche, leben sprühende, realistische Genrebild aus dem dreißigjährigen Krieg, von dessen erster Leipziger Darstellung berichtet wird: „Es wurde viel, über Erwarten viel geleistet, und selbst die Klippe des Reims glücklich überwunden, wobei Haffner als Wachtmeister und Bosenberg als Schulmeister (oicic Nolle war mit der dcS Kapuziners vereinigt) besonders glück lich, natürlich und unbefangen spielten. Die scierlickie Musik der uvertiirc und die fröhliche des Reitcrliebes lxrmehrlcn eine Illusion, welche: nur die geringe Tiefe des Theaters hinderlich war." Im 2. und 3. Teil der Dichtung glänzten besonders Opitz als Wallenstein, Schirmer als Max, O ch s c u h c i m c r als Jllo und die Hart w i g als Thekla. In Dresden erschien „Wallenstein" gegen Ende des Jahres 1803 in einer 6aktigen Bearbeitung (der letzte Teil der „Piccolomini" mit «Wallensteins Tod" zusammcngc- Zogen.) In die ruhmreichen Tage des Großen Kurfürsten führte H c i n r i ch v. K l e i st zuruck. Sein „Prinz von Homburg", 1810 entstanden, kam am 6. Dezember 1821 in Dresden erstmals zur Darstellung, die Leipziger Premiere sand unter Küfmcr am 16. Januar 1827 mit Emil Devricnt in der Titelrolle statt. Im gleichen Jahre erlebte die No vität in Leipzig noch drei Wiederholungen. Von Devricnt als Prinz sagt Küstncr: „Er wußte die Reizbarkeit und das Träumerische dieses Charakters sehr glücklich wicderzuzebcn und den vom Anblick seines Grabes heftig Ausgejchreckten menschlich wahr und doch nicht abstoßend darzustellen.' In den beiden Stücken „Ter Tagesbefehl" und „Des Königs Befehl" von Töpfer spreite der alte Fritz die Hauptrolle: sie wurden in Leipzig unter Küstner ziemlich häung aufgcführt (Premieren: 1820 und 1821; der Titel „Des Königs Befehl" wurde in Leipzig und Dresden umgcändcrt in „Des Herzogs Befehl"). Das Militärrcgimcnt Friedrich Wilhelms I. von Preu- ßen illustrierte mit dramatischem Geschick Karl Gutzkow in seinem „Zopf und Schwert", dessen Tendenz in den Wunsch ausklang, es möchten über den Soldatcnftaat „ein milderer Geist wehen und Künste und Wissenschaften den Ruhm der Kugeln und Kanonen überflügeln". Tic erste Ausführung erfolgte in Dresden zu Neujahr 1844: im gleichen Jahre folgte die Leipziger Premiere mit dem lcefi- lichen Wilhelm Salomon Neger als König. DaS Lustspiel schlug ein und erlebte viele Wiederholungen. Be- lannilich belxruptet es sich noch heute auf dem Repertoire. — In die Zeit der Schlacht bei Mühlberg sührte Rovert Prutz mit seinem Trauerspiel „M oritz von Sachic n", das unter Direktor Schmidt im Spicljabr 1844 45 in Leipzig seine Uraufführung erlebte. Tas Stück fand ir.'und- liche Ausnahme, hielt sich aber nicht lange: die Kritik be zeichnete es als einen mißglückten Versuch, historisch zu bleiben und Moritz von Sachsen dock) in einen modernen Frciheitshelden zu verNiandcln. Den alten oder richtiger den jungen Dessauer (Leopold) brachte Hermann H e : > ch in seinem heute noch manchmal gegebenen Anckdotenstück .Die Anna-Liese" mit Erfolg mn die Bühne. Besondere ^riumvlx! feierte in Leipzig und Dresden Friederike Goßmann in den 1850er und 60cr Jahren darin. Tas unglückliche Schicksal des kühnen Schill und feiner Freischärler 'childertc Rudolf v. Gott schall in dem Trauerspiel „Ferdi nand v. Schill", das auch über die Leipziger Bühne mit ergreifender Wirkung ging. Die große Zeit des deutsch-französischen Krieges und der Gründung des Deutschen Reiches, lyrisch und episch viff'ach erfolgreich bcdandclt, hat noch kein Dramatiker mit rechtem Schick und Glück zu verwerten gennrßt. Tie nationale l/r- bcbung kam in keiner irgendwie bedeutsamen dramatischen Schöpfung zum Ausdruck. Sic hatte, von einigen epbcmecen Gelcgcnbcitsstücken in den Jahren 1870 71 abgesehen, ledig lich zur Folge, daß alsbald in zablreichen Lustspielen, Schwanken und Poften der Leutnant als schneidiger Salon held und flotter Schwerenöter paradierte. Gustap v. Mosers „Vcilchensrcsser" eröffnete 1876 den Neigen der lediglich aus munte'-e Unterhaltung abzielcn- den modernen Soldatcnschwänkc. Einige Jabre später folgten desselben LustspieldichtcrS „Krieg im Frieden und „Rcik- Neislinacn". Fast aus allen deutschen Bühnen haben diese anspruchslosen militärischen Humoresken freundliche Heiter-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite