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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070418025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907041802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907041802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-18
- Monat1907-04
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AnHeiaen-PreiS Abend-Ausgabe 8. Bezugs-Preis )7 npügerTagcblM )0NY. Haudelszeitung Amtsblatt des Rates and -es Nottzeiamtes der Ltadt Leipzig Nr. 107 Donnerstag 18. April 1907. »j. ibrigeu im u t«rv7 Feuilleton. M »I >rud (Bor. orstelluug): au«r ILl. Ein Wunder sich begeben hat: Aus schwarzem Holz ist grün ein Blatt Vergangne Rächt gedrungen. Eirs Oovtke- 8uinot. : Lenz. >rf. ;ea a. G. lOl. Jahrgang > Katogao: 0R8d tspiel. ei»>r, lr. LL8). -Uns). .5» M ?, dkou- kvllvb, uuü bei Haupt-Filiale Berlin: CartDuncker-Herzgl-BahrHosbuchhandlg., Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603). weitere 15 Jahre zustande. Der Kaiser Napoleon unter-1 zeichnete einen neuen Schuldschein, der die Höhe des Dar glehns und der Gesamdzinsen aus 4 600000 Francs festsetzte. Der Gläubiger hat das Beweisstück seines Guthabens, das angeblich während des Krieges gegen Deutschland verloren gegangen war, jetzt wiedergefunden und daraufhin die Klage angestrengt. — So lautet die Version des Klägers. Aber die ganze Geschichte klingt ein wenig unwahrscheinlich, und es bleibt abzuwarten, wieviel sich davon vor Gericht als wahr erweisen wird. Aehrenthals Besuch. Der österreichische Minister des Aeußern Baron Achrcn- thal begibt sich am 30. April nach Berlin. Ms Empfangs tag wurde vom Kaiser der 1. Mai festgesetzt. Mordanschlag ans eine Kosakenpatronille. Gestern abend sind in Sosnowice, wie aus Kattowitz berichtet wird, gegen eine Köscckenpatrouille, die unter Führung des Polizei mevsters staud, mehrere Revolver schüsse abgegeben worben. Der Poliz«imeister ist getötet; zwei Kosaken wurden schwer verletzt und in das Kattowitzer Krankenhaus gebracht. Zur Katastrophe in Mittelamerika. Ein Telegramm aus Veracruz berichtet,, daß eine große Flutwelle die Küste von Mexiko überschwammt und großen Schaben angerichtet hat. Die Stadt Adalpico sicht teilweise unter Wasser. Der Eisenbahnverkehr im Westen und Süden ist gestört. Nach den letzten Nachrichten sind zwölf Städte und Ortschaften zerstört worden. Die Zahl der Opfer wirb nunmehr auf über 100 angegeben. Die Mel dungen über den Umfang der Katastrophe laufen infolge der Störung der Telegraphen- und Eisenbahnlinien nur spärlich ein. ner. öS. onLsrt «Mein, t (MO lHWN. O Vorst, zu na): Die l Mreltor der. ten. chiand lkt. hr. Ein Vogel dann vom schwarzen Stamm Zum grünen Zweig gottlobesam Das Wunder hat besungen. Bierbaum Rohm r. eg- : LeimerS, politisches. Die auswärtige Lage Deutschlands und das Zentrum. Süddeutsche Zentrumsblätter veröffentlichen eine lange * Picyuart in Belfort. Kriegsminister Picquart besich tigte gestern in Begleitung des Generals Brun die ver schiedenen Forts von Belfort. Abends fand ihm zu Ehren ein Bankett statt. — Ist Belfort archipret? * Der Pariser Kcllnerstreik. Gegen 8 Uhr abends, während der Dinerstunden, verließen plötzlich die jüngere» Kellner der Boulevard-Restaurants ihre Dienststellen. Die Kellner, die fortwährend „Hoch der Ausstand!" riefen und auf Stangen ihre weißen Schürzen wie Fahnen trugen, konnten indes ihre Demonstration nicht lange sortsetzen, da die Gruppen alsbald durch die Polizei gesprengt wurden, die auch sofort die Arbeitswilligen auf den Casöterrassen zu schützen suchte. Im Inneren der Lokale war bald Aushilfe gefunden; in einigen, besonders von Damen frequentierten Lokalen waren weibliche Gäste zum Spaß bereit, zu ser- vieren. Der Streik blieb zwar gestern auf die Boulevard- restaurants beschränkt, doch glaubt man, daß morgen den Lokalen im Börsenvicrtel Verlegenheiten bevorsteben. Ein allgemeiner Ausstand ist indes nicht wahrscheinlich. * Sozialpolitisches. Der französische Kricgsminister hat auf Antrag des Bautenministers die Verfügung getroffen, daß künftig Soldaten, die aus dringenden Anlässen zur Aus- führung schleuniger Arbeiten hcrangezogcn werden, die für Leipzig und Bororte durch unsere Träger und Spediteure in» Hau» gebracht: Aus gabe (nur morgens) vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M.; Ausgabe v (morgen- und abends) vierteljährlich 4 50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Post bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M. ausschl. Postbestellgeld, für Oeslerreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 k. Abonnement-Annahme: AugustuSplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Pfg. Ne-attton u»d Expedition: Johannis«alle 8. Telephon Nr. 153. Sir. 222^ Nr. 1173. Berliner Ne-aktionS-Bureau: Berlin 7, Prinz LooiS Ferdinand- Straße 1. Telephon I. Nr. 9275. Mitte ausgelassen hat bei dieser Aufzählung. W rr sind von der Nervosität nicht angesteckt. Wir betrachten die Weltlage ruhig, und selbst die Enthüllungen des Fürsten Hohenlohe Haven unsere Ruhe nach dieser Richtung hin nicht gestört." Wenn jetzt nach der bezeichneten Richtung hin das Zen trum erklärt: „Meine Ruh' ist Hin, mein Herz ist schirr", so dürfte an dieser Wandelung weniger die auswärtige Lage des Reiches, als der Groll über die Reichstags - auflösungundihreJolgendie Schuld tragen. Mr unsere auswärtige Lage hat aber gerade die Reichstags- auflösung insofern äußerst vorteilhaft gewirkt, als Ire rm Auslände dem Wahn, daß Deutschland vor der sozialen Katastrophe stehe, ein Ende machte. Herbst nach Abgabe des Kommandos als Befehls haber der Auftlärunosschiffe zur Verfügung des Ehess der Kieler Station steht, scheidet nach Beendigung eines ihm be willigten Urlaubs aus dem aktiven Marinedienst. — Nach der „Frkf. Ztg." hat zwischen dem Kolonialarnt und dem Generaldirektor der Hamburg-Amerika-Linie, Ballin, eine freundschaftliche Besprechung siattgefunden über die eventuelle Beteiligung der neu gejchafsenen Betriebs gemeinschaft und der Woermann-Linic an den Regierungstransporten nach Teutsch-Siidwcstasrika. Weitere Besprechungen sollen demnächst stattfinden. — Einer der größten deutschen Besitze Nordschleswigs, Woyenshof, wurde von dem Amtsvorsteher, Rittmeister der Landwehr Kosegarten, an den dänischen Landtagsabgeordneten Nielsen für Million verkauft. Gegen den Amtsvorsteher ist, wie uns ein «j-Privattelegramm aus Flensburg meldet, von der Regierung das Verfahren auf Enthebung vom Amt eingeleitet worden. A«, Geftade der Adria. VI. (Schluß.) An den Ufern der Bucht von Cattaro entlang zu schlen dern, gehört zu den besten Genüssen, die eine dalmatinische Reis« gewährt. Man darf die landschaftlichen Herrlichkeiten der Böcche nicht im Vorübergleiten ausnehmen, man muß sich Muße neunen, sich in sie zu versenken. Der Dampfer fährt in knapp einer stunde von Castelnuooo bis nach Cat taro, und in dieser Stunde drängen sich die Eindrücke derart, daß man sie kaum Placieren kann. Die Bocchc di Cattaro bietet dem Fremden Meer und Alpen in einem Bilde. Zwar liegt der blaue Meeresspiegel ruhig da und gleicht ganz einem See, aber wenn sich der Schirokko aufmacht und die Wellen von draußen bis ins Innere der Bucht hineintreibt, dann stürmt und schäumt es hier wie an der offenen Küste. Die Berge, die auf allen Seiten die Bucht umsäumen, sind nicht höher als etwa 1400 Meter, aber sie scheiuen Höher, weil man sie eben vom Meeresspiegel aus betrachtet. Sie sind wild zerklüftet, auf den Felsenmassen gedeiht nicht Baum noch Strauch, aber was sie dem Äuge au Belebung durch Wald oder Wiesen vorenthalten, ersetzen sie durch ihre mas sive Prägung. Nach der montenegrinischen Grenze zu steht ein Felskolotz neben dem anderen, und schon die Farben zusammenstellung, die Verbindung vom Grau der Felsen mit dem Blau des Wassers, gewährt einen anziehenden An- blick. Eine gute Landstraße fuhrt am User entlang und der Wanderer kommt an vielen verlassenen Häusern vorbei deren ehemalige Bewohner ausgewandert und vielleicht verschollen sind. Diese Häuser stehen leer. Niemand kaust sie an, nie mand denkt daran, sie um- oder auszubauen. Und ihr Wert ist, infolge mangelnder Verkchrsvcrbindungcn, außerordent lich gering. Man konnte sich da um einen Pappenstiel an kaufen, aber man würde sich gefaßt machen müssen auf eine Isolierung und Abtrennung vom Strome des Lebens, wie Ne sich gründlicher nicht denken läßt. Die Dampfer halten nur an wenigen Plätzen, eine Eisenbahn gibt es noch nicht und die beiden einzigen größeren Orte, Spalato und Zara, sind weit entfernt. „. Cattaro selbst ist ein Dorf von durchaus militärischer I Erbitterung dieses Volk ohne Dolch und Revolver reisen konnte, sind vorüber. Wer einmal den Versuch gemacht und sich abseits von den Häsin inmitten des dalmatinischen Festlandes oder auf einer der zahlreichen Inseln aufgehalten hat, der wird mir darin zu stimmen, daß man dort sicherer reist, als beispielsweise in — der Umgebung von Berlin. Wer die Anschauungen und Sitten der Dalmatiner zu schonen und sich ihren Gepflogen heiten einigermaßen anzupassen versteht, wird in keinerlei Gefahr geraten können. Wer freilich beim Vorüberzichen einer Prozession lacht oder über manchen abergläubischen Gebrauch spottet, der kann sich auf eine derbe (und verdiente) Lektion gefaßt machen. Aber schließlich: das kann ihm in erzkatholischen Strichen. Deutschlands auch widerfahren. I'. 2sok. * Die -entsche Theatersaissn in Lsn-srr. Unser Londoner Korrespondent schreibt uns: Ueber un seren deutschen Thcaterbcstrcbungen in London schwebt kein glücklicher Stern. Der Direktor Hans Andresen des deutschen Theaters in Great Queen Street ist der beste Mann für^den ganz merkwürdig schwierigen Posten eines deutschen Schauspielleitcrs in der Hauptstadt Großbritan niens. Von einer deutschen Kolonie, wie etwa in Nom oder selbst Paris, von Petersburg ganz zu schweigen, also auch von einem gemeinsamen geistigen Interesse, kann in London keine Rede sein. In dieser Beziehung ist uns selbst Kon stantinopel, das cs lvenigstcns zu einer deutschen Schule ge bracht hat, voraus. Dann ist das Publikum, an das ein Londoner deutsches Theater appellieren kann, so gemischt, wie wohl kaum ein anderes in Europa; gemischt hinsichtlich der geistigen Kultur und hinsichtlich der Ansprüche, die es an literarische Nahrung stellt: das stoffliche Fntereisi luun das künstlerische bei der Mehrheit ersetzen. Selbst bei dem kleineren Teile des Publikums, das sich Abonnements leisten kann — und diese bilden besonders bei einem Kolonialthcater die wirtschaftliche Grundlage — Kat die Londoner kaufmän nische Atmosphäre längst das eigentliche Kunstverständnis ertötet und der Theaterbesuch gilt teils als Mittel zur Aus füllung von „Bildungslücken" — man will mitrcdcn können über die vorjährigen Berliner Ersolgstücke, wenn man auf den Kontinent kommt oder mutterländischen Besuch erhält; und dann ist da noch ein kleiner fliest von lite rarisch 'cd !- dcten Persönlichkeiten, an ihrer Spitze der Konsul Grein, die durch 7 Jahre hauptsächlich die finanzielle Bürde des deutschen Theaters auf ihre Schulter genommen und bei her kümmerlichen deutschen Presse, die wir in London besitzen, das Herdfcuer des TheaterinterrstcS am Erlöschen verhin dert haben. Das lebendige Kunstintcresse der deutschen in tellektuellen Ksieisc Londons ist in Wakrhcil auf die reichen musikalischen Veranstaltungen Londons beschränkt, die ja größtenteils deutsche Musik bringen und überdies durch die umfassende Teilnahme des britischen Publikums finanziell sichergestcllt sind. Unter solche» Veümffn''' " ' ' ! hcitlichcn Spiclplan und dementsprechend ein brauchbares Ensemble durch 7 Jahre aiff die Bretter des Queen Street ! Thcatre gestellt zu heben, ist unzweifelhaft eure sehr rejpek- flir Inserate aus Leipzig u. Umgebung die 6 gespaltene Petttzeile 25 Psi finanzielle An zeige» 30 Pf., Reklamen 7öPf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pf., finanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.5») M. Inserate v.Bchdrden im amtlichen Teil 40Pi. Beilagrgebühr 4 M. p. Tausend ex kl. Post gebühr. Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Torsi. Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten "Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Au nahm«: AupuftuSPlat; 8, bet sämtlichen Filialeu u. allen Aunoucen- Expedittvaen des In- und Auslandes. walt an der Arbeit zu verhindern. Der Aufforderung, die Fabrik zu verlassen, kamen sie wicht noch. 2Ki der gemali- samen Entfernung widersetzten sie sich, wobei mehrere Arbeitswillige verletzt wurden. Die Fenster des Wiogcchouses wurden bei dem Tumulte demoliert. Seitens der Streikenden wurden Rcvolverschüsse abgegeben, die jedoch zum Glück ihr Ziel versehlten. Die Polizei konnte ach, Rädelsführer verhaften. — Der in Hamburg tagende Ver. banbstag der Schiffszimmerer Deutschlands ve- schloß mit Zustimmung des Vertreters der Generalkommission einzelnen Zahlstellen zu cmwsehien, daß sie angesichts der von den Unternehmern angedrohten Aussperrung dieses Jahr am 1. Diai die Arbeit nicht ruhen lassen sollen. — Aus Berlin wird gemeldet: In Sachen des Lohnkampfcs im Baugewerbe fällte das Einigunigsamt einen SchiÄs- spruch, der empfiehlt, einen dreijährigen Tarifvertrag avzu- fchließen, den Zeitlohn im ersten Jahre nm drei und in den beiden folgenden Fahren mn je zwei Pfennige pro Stunde zu erhöhen und während der dreijährigen Taner des Tarifcs di jetzige Arbeitszeit beszubehalte-n. Hierübcr sollen sich die Parteien bis zum 24. April erklären. * Kleine Nachrichten. Vizeadmiral Schmids, der seit dem legen ist und ihn mehr oder weniger beherrscht. Man hat oft dem Dalmatiner Jremdcuhaß nachgejagt. Dieser Vor wurf beruht auf einem Mißverständnis. Nicht die Fremden, sondern die deutsch sprechenden fremden Offiziere will er nicht dulden. Man darf nicht aus dem herkulischen Körper bau der Bewohner dieses Landes und aus den finsteren Mienen, di« ihnen nun einmal angeboren sind, auf Wildheit oder Roheit schließen. Tie Leute sind, sic mögen mit ihren schreiend roten Wollmänteln und ihren Dolchen noch so ge fährlich aussehcn, im Grunde sehr harmlos. Mißtrauisch, verlegen und scheu ist der Dalmatiner wohl, aber nicht feind selig. Und sein Mißtrauen erklärt sich leicht aus dem mangelnden Begriffsvermögen, aus der Tatsache, daß jed weder Zusammenhang mit der modernen Welt fehlt. Der Eingeborene begreift nicht leicht, daß ein Fremder rein um des harmlosen Vergnügens willen eine schöne Landschaft zu sehen, in sein Land kommt, er rechnet nicht mit dem Fall, baß es Länder ohne Berge gibt. Er begreift im allgemeinen auch nicht, daß mit dem Fremden Geld, möglicherweise sogar Reichtum ins Land kommen kann. Und darum verhält er sich passiv. Man braucht diesen Leuten aber nur ein Dobrdan (Guten Tag) zuzurufen, und man wird fast aus nahmslos die erfreuliche Erfahrung machen, daß sie mit freundlicher Antwort und mit höflichem Abnchmen der Kvpf- bedecknng reagieren. Troß seiner unendlichen Armut bettelt der Dalmatiner nicht. Dazu ist er zu stolz. Seine Ehrbegriffe sind viel ge läuterter als die des armen Italieners, der seine Kinder zum Betteln planmäßig abrichtct. Man wird überhaupt selten eine solche Verbindung, und zwar eine so durchaus harmonische Verbindung von Armut und Würde sehen, wie bei den Dalmatinern. "Das alte Wort „Armut schändet nicht", sieht man hier in die Tat umgesetzt, während der Deutsche es doch mehr und mehr für eine liebenswürdige Phrase zu halten sich gezwungen sieht. Der Fremdenverkehr in Dalmatien ist im Steigen be griffen. Die neu eingesührte zweimal wöchentlich statt findende Eilsahrt des Dampfers „Graf Wurmbrand", mit ^welcher die Direktion. des Oestcrreichstchen Llovds bereits einem Bedürfnis entgegengckommen ist, wird ihr Teil zur Hebung dieses Verkehrs beitragen, denn die unerläßliche Vorbedingung für die Bereisung eines Londes sind gute Verkehrsmittel. Immerhin wird es voraussichtlich doch nur bis zu einem gewissen Grade gelingen, den gewaltigen Frem- dcnstrom, der sich jeden Winter nach der Riviera ergießt, nach Dalmatien abzulenken. Denn weder hinsichtlich der klimatischen Verhältnisse, noch der Verpflegung, noch auch der Vegetation erreicht die Adria die Riviera. Selbst dem Süden Dalmatiens fehlt die subtropische Pflanzenpracht, die man zwischen Cannes und Menton« genießt. Nichts an der Riviera kann sich andererseits mit der Bocche di Cattaro vergleichen. Dalmatien bcjuchen und die Bocche versäumen, wäre gleichbedeutend mit einem Besuche von Rom, der den Vatikan ausläßt. Keiner aber soll vor einer Bereisung dieses interessanten Landes zurückscheuen, weil er etwa für Leib und Leben fürchtet. Es gibt heute noch Leute, die, Dal- matien mit Albanien verwechselnd, sich nicht unter die Dal- anatiner getrauen. Die Zeiten, da man im Süden der öster reichisch-ungarischen Monarchie und auf dem Balkan uicht gipfelt dies« Betrachtung in folgenden Sätzen; „Unser internattiuole Lage i'si — sehr er nst. ernster als die Oesfentlichkeit annrnrutt. In einer solchen Situation aber ist es doppelt verwerflich und politijch höchst unklug, Zwistigkeiten im' Instern au-ftreten zu lasten und hier große politische Reibungen zu schaffen, wie es durch die Neuwahlen geschehen ist: für unsere Gesamtlage war dies kein Heldenstück." Der Hinweis auf die Rcichstagsauflöfung verrät ganz deutlich, aus welchen Gründen in dieser klerikalen Darstel lung die auswärtige Lage Deutschlands als „sehr ernst" ge schildert wird. Gerade in dem Munde von Zentrmnspoliti- k-ern aber kann eine solche schwarzseheriscl)c Schilderung nur wenig Eindruck machen. Denn als kurz vor der Reichs tagsauflösung die Interpellation Ballermann im Reichs tage verhandelt wurde, sagte der Fraktionsredner des Zen trums, .Herr Dr. Spahn, wörtlich: „Der Herr Reichskanzler hat gemeint, es l>abe sich eine gewistc Nervösität des deutschen Volkes bemächtigt, rechts und links, und oben und unten. Ich freue mich, daß er die Vas Neueste vom Tage. (Die nach Echlasi der Redaktlau eiugegaugene» Depescheu stehe» auf der L. Sette des HaspLlatteSö Soburg-Gothacr Landtag. Der gemeinschaftliche Landtag der Herzogtümer Koburg uud Gotha ist zum 25. d. M. nach Koburg einberufen zur Beratung des Staatsvertrages mit Bayern über Grenz- rezutrerungen. Die Solonialkonfercuz. Die Kolonialkouferenz hielt gestern eine Sitzung ab, in der der Kolonialminister sich bereit erklärte, die Anträge von Neuseeland und Australien, sowie der Kapkolonie aus Er richtung eine« Koiouialrats in Erwägung zu ziehen. Eine Resolution der Regierung der Kapkolonie befürwortet ferner die Organisation eines Steuersystems zum Zwecke der Ver teidigung de« Reiches. Nach längerer Beratung unterbreitete der Kolonialminister die TageSorvnung für die dritte Sitzung. Abends fand ein vom Prinzeupaare von Wales den Mit gliedern der Kommission gegebenes Bankett statt. Die spanische Alotten-Ncsrganisation. Pariser politische Kreise bestätigen, daß außer der Re organisation der spanischen Flotte uud der Neueinrichtuug des Hafens von Ferrol auch noch die Instandsetzung anderer spanischer Kriegshäfe», insbesondere desjenigen vou Carta gena, in den englisch-spanischen Vereinbarungen über die Reform der spanischen Marine Aufnahme gesunden hat. In ver Abeudfitzuug des Unterhauses verteidigte der Uuterstaatssekretär der Admiralität Robertson gegenüber einigen absprechendeu Bemerkungen die Politik der Admiralität und erklärte, die englische Flotte sei niemals so bereit und kriegstüchtig gewesen, wie gegen wärtig. Er versicherte, daß die Regierung entschlossen sei, die Suprematie Englands zur See so wie sie jetzt sei, auf recht zu erhalten und falls die Haager Konferenz ergebnislos verlause» sollte, sich solche Maßregeln vorzubehalteu, welche die Flott« iu dieser Sttlluug behaupten. JtaffeuS Niederlage. Nachdem der italienische BermittelungSvorschlag iu der AbrüftuugSfrage in Wien sowie in Berlin und Loudon keine Gegenliebe gefunden hat, hat auch Frankreich ihn abgelehnt. Die Klage gegen die Exkaiserin Eugeuie. Wir haben schon kurz gemeldet, daß vor den Pariser Ge richten eine Schuldklage in Höhe von mehr als vier Millionen Francs gegen die Witwe des Kaisers Napoleon IU. erhoben worden ist. Man schreibt hierzu aus Paris: Im Jahre 1855 hatte Napoleon HI. bei einem reichen Reeder namens Thierp «ine Anleihe von drei Millionen Francs aus genommen, die am 2. Juli 1870 nebst Zinsen zurückerstattet werden sollte. Es scheint, daß es um die kaiserliche Privat kaste zu dieser Zeit nicht sehr glänzend bestellt war. Als der Neff« uud Erbe des im Jahre 1859 verstorbenen Reeders am 4. Juli 1870 die Summe im Tuilerien-Palast in Empfang nehmen wollte, kam eine Verlängerung der Schuldfrist auf > Prägung. Es gibt dort mehr Soldaten, als Zivilpersonen. I Hier milchen sich bereits zahlreiche Albanesen und Pcontc- I negriner unter die Bevölkerung, da Cattaro den Zugang zu I diesen beiden Gebieten bildet. Hart an das Jelsmassiv ge- klebt, wirkt die „Stadt" mit ihren winkeligen Treppcngassen pittoresk auf den Besucher. Aber man bekommt nicht Luft noch Licht in ihren Mauern. Alles ist eng aneiuandcrgcbaut, da das Terrain zur Sparsamkeit zwang. Auch mit der Unterkunft sieht es hier recht faul aus. Das Hotel „Stadt Graz", das in dem Renommee steht, das erste am Platze zu sein, ist weder billig noch sauber. Es berührt den Fremden einigermaßen peinlich, inmitten dieser hervorragend schönen Landschaft Schritt jür Schritt aus Militär zu stoßen. Die Landesverteidigung ist hier, be sonders in den letzten Jahren, mit enormen Kosten und großem Fleiß ausgebaut worden. Auf allen Höhen sieht man Forts, jedes dritte Haus an der Landstraße ist militärischen Zwecken dienstbar gemacht. Man muß über dieses Militär leben hinwegzukonunen juchen, das mit seinem Machtbewußt sein dort überall dominiert. Andererseits lassen sich die drohenden Befestigungen oberhalb Eattaro, auch vom land schaftlichen Standpunkt aus betrachtet, gar nicht übel an. Mit Staunen sieht man diese hohen Mauern, die sich aus Graten und an Abhängen entlang jchlängeln. Man bcwun- dert die Kunst der Baumeister, die hier der Natur in so zweckmäßiger Weise nachgcholien haben, und aus deren Händen die abenteuerlichsten Militärbauten hervorgegangen sind. Die Landstraße, die hinauf ins Montenegrinische führt, macht einen enormen Umweg. Es tvar unmöglich, die Straße in Zickzackkurven den Fels geradeswegs oberhalb Cattaro hinauszuführcn, da die fast senkrechte Neigung nicht zu über winden war. Do mußte man also die Straße zunächst weit nach der Seite gehen lassen und konnte sic erst dann in immer noch recht steilen Windungen wieder nach vorn, nun aber in bedeutender Höhe, bauen. Aus diese Weise ergibt sich ein Umweg von beiläufig zehn Kilometern. Nach Cet- tinje gelangt man mittels Postkutsche, falls man die dreißig oder vierzig Kronen nicht anwcnden will, die ein gemieteter Wagen kostet. Es kann nicht gut tun, »venu die Zahl der Militärpcrsonen die der Zivilpersonen überragt. Das ist kein normaler Zu stand. Und er muß besonders peinlich empfunden werden von einem Volke, das sich seit Jahrzehnten gegen den Mili tärzwang wehrt. Man wäre versucht, eine Lösung mit den Worten „Dalmatien den Dalmatinern" zu prägen, wenn man sich auf der anderen Seite nicht sagen müßte, daß die Landesverteidigung die Mastenkonzentration von Militär an dieser Eingangspforte schlechtweg erfordert. Mit senti mentalen Betrachtungen kommt man da nicht weit, und wenn auch die aufdringlich starke Zahl von Militärpersonen nicht gerade ein integrierender Bestandteil einer Sommerfrische zu sein pflegt und auf empfindliche Gemüter sehr störend wirken kann, die militärische Bedvuttrng Dalmatiens geht' nun einmal in allen Stücken voran. Und wenn man die Hebung des Jremdcuoerkehrs als eine national ökonomische Teilsrage ansieht, sic ist und bleibt für Oester- ) reich eine sekundäre Frage. Der Dalmatiner aber haßt die Soldaten. Er sieht mit I Erbitterung dieses Volk im Volke, das ihm numerisch über- * Parlamentarischer Abend. Boi dem Präsidenten des Reichstages Grafen zu Stolberg sand gestern abend ein parla mentarischer Abend statt, dem etwa 300 Personen: Abgeord nete, Mitglieder der parlamentarischen Bureaus, der Presse und andere Schriftsteller und Künstler beiwohnten. Die Räume, die sich bisher einem solchen Empfange nicht geöffnet haben, erwiesen sich als äußerst geeignet dafür. Die Unter haltung trug einen äußerst anregenden Charakter. Gras und Gräfin Stolberg und die Familienmitglieder mochten die Honneurs. Erst nach 11 Uhr begann der Aufbruch der Gäste. eck. Die mecklenburgische Bersassungssraae. Ein Teil der ritterschaftlichen Vertreter der Landständc hat eine I mme- diatcingabe an den Großkerzog in Sachen der mecklenburgischen Versa ssungssrag« ge richtet, über deren Inhalt bisher authentische Mitteilungen nicht vorliogen. Immerhin verdient diese Tatsache in der mecklenburgischen Versassunassrage Beachtung, denn sie zeigt, daß auch die Vertreter der Reaktion an der Arbeit sind. * Agitation in Glauchau-Mcerauc. In unserer heutigen Morgcnnummer heißt es, daß sich sämtliche sechs sächstichen Neichstagsabgeordnete zur Wahlagitation in den 17. Wahl kreis begeben werden. Dabei ist das Wort „national liberal" durch ein Versehen ausgcblieben. glr. 2. Deutscher Esperanto-Kongreß. Vom 8. bis 12. Mai wird in Dresden der 2. Deutsche Esperanto-Kongreß statt finden, an den sich eine Internationale Esperanto-Ausstellung anschließen wird. Auf dem Kongresse wird der Leipziger Univcrsitätsprofessor Dr. Ostwald, der an der Spitze der Esperanto-Bewegung sicht, über „Die Frage der internatio nalen Sprache" und Universitätsprvfestor Dr. Schmidt (Potsdam) über „Wie weit wird Esperanto den Anforde rungen an eine internationale Sprache gerecht?" sprechen. Das Interesse für die Esperanto-Sprache ist. immer piehr im Wachsen begriffen, wovon die zahlreichen, über das ganz« Reich verteilten Ortsgruppen Zeugnis ablcgen. Die Welt sprache Kat bereits jetzt nahe an vier Millionen Anhänger. * Arbcitskämpsc. Eine von etwa 1200 Hamburger Verbands -Schneidergescllen besuchte Versammlung erklärte den Ausstand für beendet und nahm die vom Ge werbegericht gemachten Vermittelungsvorscyläge an, nach denen die Gesellen einen Lohnausschlay von etwa 6 bis 7 Pro zent erhalten. — In Ludwigshafen ist der Ausstand der Mechanischen Trikot-Weberei von Gcbr. Mann nach vierwöchiger Dauer beendet worden. — Der Streik der Frankfurter Gärtner ist durch Vermittelung des Gewerbeamtes beigelegt. — Die seit gestern streikenden Ra ng i er er des S chalke r Gruben-und Hüttenvereins drangen in die Fabrik ein, um die Arbeitswilligen mit Ge- j gleichen Löhne wie die regulären Arbeiter erhalten sollen
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