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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.04.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070419016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907041901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907041901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-19
- Monat1907-04
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Wiemerder neue Posten eines General major- als Kommandeur in Südwestasrika gestrichen. (S. DtschS. R.) * Der BundeSrat hat die für die Reichsbeamten be. stimmten Zivilpeusionsgesetzentwürfe ange nommen. Sie gehen dem Reichstag unverzüglich zu. * Der Reichstag setzte die Beratung deS ReichsamtS deS Innern beim Kapitel Reichsgesundheits- amt fort und behandelte daS Patentamt sowie daS Reichsversicherungsamt. (S. Parlamentsber. 2. Beil.) * Der Braunschweigische Landtag wird vor aussichtlich am 23. April zusammentreten und dann wahr scheinlich auch die Regeutenwahl vornehmen. (S. d. Les. Art.) * Der Reichskanzler Fürst Bülow wird sich nach Schluß der Reichstagsverhandlungen nach Norderney begeben. * Im preußischen Abgeordnetenhaus berührte Finanz- min ist er von Rheiubaben die Ausgabe von 400 Millionen Marl Schatzanweisungen und Minister Brei» teubach die Frage der S ch i ff a h rtS abgab e u. (S. Dtschs. R.) — * Eine gestern in Meerane abgehalteue sozialdemo kratische KreiZversammlung wählt« Molkeubuhr als Kandidaten für die Ersatzwahl. * König Eduard ist gestern vormittag 10 Uhr in Gaeta eingetroffe«. (S. Ausl.) " Im Unterhanse gab gestern der englische Schatz kanzler ASquith daS Fina » zezpos 6 für 1S06/V7, daS ei« sehr günstiges Ergebnis auswieS. (S. Letzte Dep.) * In Marokko sind zwischen Deutschen und Franzosen abermals heftige Konkurrenz strei tig keil en entstanden. (S. Ausl.) * Der russische Senat hat gegen de» Baron Fre ¬ de r i c eine Anklage wegen Bestechung beschlossen. (S. Ausl.) . * In Chile haben Erdstöße und vulkanische Erup- tionen große Verwüstungen angerichtet. (S. d. bes. Art.) * Den Prix du Point. du-Jour in Auteuil gewann Mons. AltmannS „Grace D a r l i n g" unter Alec Carter. (S. Sport.) Wirr äen flirren Ker stegentenlvabl. Aus Braunschweig wird unS geschrieben: Seit mehr als einem Monat ist man in Braunschweig kamst be schäftigt, einen neuen Regenten für das Herzogtum zu wählen, und noch immer ist von einem Ergebnis dieser an- gestrengten Bemühungen nicht das Geringste zu bemerken. Als Herr v. Otto, der leitende Staatsminister, am 12. März den dahingehenden Antrag des Negentschaftsrates dem Land tag unterbreitete, glaubte man, daß er einen Kandidaten für die Führung der Regentschaft bereits an der Hand Hobe, zum mindesten rechnete man daraus, daß die Braunschweiger in der für sie so bedeutsamen, uuu schon seit sieben Monaten schwebenden Frage bis Ostern vor eine vollzogene Tatsache gestellt werden würden. Diese Hoffnung ist nun gründlich zuschanden geworden. In der Oeffentlichkeit ist es jetzt über die ganze Angelegenheit stiller denn je geworden. Um so interessanter sind die Dinge, die hinter den Kulissen vor sich gehen, und über die so mancherlei durchsickert. Da ist nun zunächst festzustellen, daß nach allem, was über die geheimen Beratungen zwischen Regentschaftsrat und Landtag in dieser Frage verlautet, der kommeude Mann in Braunschweig nicht, wie vor etwa drei Wochen von hier aus mit dem Anschein Ker Sicherheit verkündet worden ist, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg sein dürfte, son- dern Prinz Friedrich Wilbelm von Preußen, der längste Sohn unseres verstorbenen Regenten. Nur um diese beiden Fürsten hat eS sich iu den geheimen Beratungen bisher gebandelt. Wenn anfangs der erstere besonders in den Vordergrund gestellt wurde, und die Aussichten des preußischen Prinzen eine Zeitlang so gering erschienen, so entsprach das der damals im Landtage herrschenden Stim mung. Noch noch dem Bundesratsbeschlusse vom 28. Februar «ar die Abneigung gegen alles Preußische und mithin gegen einen preußischen Prinzen infolge der welfischen Agitation unter den LandeSvertretern fast allgemein. Aber nachdem die Mehrheit der Abgeordneten früher die Schwenkung ins welfische Lager gemacht hatte, konnte es nicht allzu schwer falle», sie zu einer abermaligen Meinungsänderung zu bringen, w'e überhaupt die braunschweigische Regierung mit ihre« Landtage von je ein leichtes Spiel gehabt hat. Herr v. Otto, dessen Kandidat stets Prinz Friedrich Wilhelm ge wesen ist, hat daher in den geheimen Landtagssitzungen im März nach Möglichkeit versucht die Landesvertreter zur Be rufung dieses Regenten zu bewegen. Es zeigt sich nun, daß in den letzten Wochen, in denen infolge deS Bundesrats- beschlusseS nach der welfischen Gefühlsduselei eine all gemeine Ernüchterung eintrat, die Stimmung zugunsten des preußische» Prinzen zusehends gewachsen ist. Schon bei der geheimen vorläufigen und unverbindlichen Abstimmung, die der Landtag über die Perlon des künftige» Regenten am 28. März vornahm, und deren Ergebnis selbst den Abgeord- q-le» bisher nicht bekauut gegeben worden ist, dürfte zweifel los die Mehrheit für Friedrich Wilhelm gestimmt haben. Der Regrntschaftsrat steht natürlich vollkommen hinter Herrn v. Otto, und eS handelt sich jetzt nur noch darum, die noch widerstrebende, offenbar nicht allzu große Minderheit davon zu überzeugen, baß man auch ohne sie die gewünschte Persönlichkeit zum Regenten berufen könnte, daß sie daher um der Würde des Lande llen besser täten, im gleichen Sinne wie die übrigen zu u.mmen. Erzielt man diese Ein stimmigkeit nicht, so fragt es sich, ob der Regentschaftsrat den Mut hat, die Berufung des Prinzen Friedrich Wilhelm dennoch durckzuietzen, und ob überhaupt der Prinz eine nicht einstimmige Wadi annehmen würde. Ist dies nicht der Fall, so bürste man allerdings versuchen, auf den Herzog Johann Albrecht zurückzugreifen, für den wenigstens die Weifen freunde leichter zu haben sein würden. Man glaubt nämlich vielfach, daß er am besten geeignet sein würbe, die Gegen sätze im Lande auszusöhnen, weil bas Haus Mecklenburg dem Hause Cumberland verwandtschaftlich nahe stehe und — weil er lein Preuße sei. Der Vorschlag des Herzogs zu Mecklenburg zum Regenten wurde daher von den Welsen bereits als ein halber Sieg gefeiert. Inzwischen freilich hat man über den Herzog dieses und jenes vernommen, was bie Braunschweiger vor den Kopf stoßen muß. Man erinnert jetzt daran, daß der Herzog einst als mecklenburgischer Re gent unter dem Einflüsse der tirchlichen Orthodoxie ein Ver bot der Sonntagsfahrkarten erließ, weil diese geeignet seien, das Volk vom Kirchenbesuch abzulenken. Ja Braunschweig ist man einer solchen Verquickung praktischer und orthodox religiöser Fragen keineswegs hold, wie überhaupt das „Muckertum" hier keine Stätte hat. Gerade die orthodoxen Anschauungen entfremdeten dem Prinzen Albrecht das Volk immer mehr. Daher wäre ein Regent, der versuchen würde, die bürgerliche Glaubens- und Bewegungsfreiheit anzu tasten, in Braunschweig jetzt doppelt zur Unpopularität und damit zu einer unfruchtbaren Tätigkeit verurteilt. In welch seltsamer Weise übrigens die kleinlichsten Be weggründe in die Regentenwahl hineinspielen, ja sogar da- bei ausschlaggebend werden können, davon hat man bereits mancherlei vernommen. Dem früheren Regenten hat man es ganz besonders verdacht, daß er im Laufe der Jahre immer weniger Hofsestlichkeiten veranstaltete und überhaupt wenig in der Rrsidenzstabt Braunschweig weilte. Die einflußreiche Clique der „herzoglichen Hoflieferanten" und die Vertreter 'hrer Ingressen im Landtag stellen daher an den künftigen Regenten vor allem die Forderung, daß er ein abwechselungs reiches Hofleben in die Residenzstadt bringe, d. h. eS bei ihnen nicht an geschäftlichen Aufträgen fehlen lasse. Unter diesem Gesichtspunkte wurde besonders die Kandidatur deS Prinzen Friedrich Karl von Hessen eine Zeitlang lebhaft er- örtert, dessen kinderreiche Ehe mit der Schwester des Kaisers für ein munteres Leben im Schlosse gebürgt hätte; aber die Kandidatur wurde schließlich dadurch hinfällig, daß man heraussand, der Prinz sei für Braunschweig nicht reich genug. Bezüglich des Prinzen Friedrich Wilhelm jedoch, der jetzt im A. Lebensjahre steht, scheint man einstweilen noch die besten Hoffnungen zu hegen, daß er durch eine baldige Verheiratung seiner Hofhaltung den nötigen Glanz verleihen werde. Braunschweig will eben unbedingt Re sidenzstadt bleiben, und wenn mit dem vielfach er- örterten Gedanlen, das Herzogtum in eine Republik nach dem Muster Hamburgs umzuwandeln, wirklich Ernst ge macht würde, jo wären zweifellos die Hoflieferanten die- jenlgen, die sich diesem Vorhaben zuerst und mit aller Macht widersetzen würden. veuirctm flsilenverein. Der Jahresbericht des Deutschen Jlottenvereins für Las am 31. Dezember 1906 abgelaufene Geichäftsiahr ist soeben erschienen. Aus ihm geht zunächst hervor, daß die Mitgliederzahl des Vereins in stetigem Wachstum begriffen war. Sie betrug im Jahre 1901: 440021, im Jahre 1905: 865 522 und ,m Jahre 1900: 900 706 Personen. Der Verein hat demnach innerhalb des letzten Jahres einen Zuwachs von 41184 Mitgliedern zu verzeicynen. Der augenblickliche Mit gliederbestand beträgt demnach 911293 Perionen. lieber die letzte Klottenvorlage spricht sich der Bericht befriedigend aus. Nur über die im FloUenprogramm vorgesehenen Neubauten wünscht er ein lebhafteres Tempo, ebenso sordert er eine Verkürzung des Lebensalters der Linientchiffe und Kreuzer und legt seinen Mitgliedern nahe, mit allen Mitteln danach zu streben, daß diese Wünsche erfüllt werden. Auch über die letzten Reichstagswahlen gibt der Flotten- verein seinen Standpunkt bekannt. Es heißt darüber im Bericht: Die ReichStagSauflösung erfolgte infolge Nicht bewilligung einer nationalen Forderung der Regierung betr. unjerer Kolonien. Tie Negierung gab die nationale Wahlparole aus: ,,Für unsere Kolonien und gegen die anti nationale Mehrheit am 13. Dezember." Es war selbstver ständlich Pflicht der Mitglieder eines nationalen Vereins, wie es doch unser Flottenverein ist und sein soll, in diesem Wahlkamps Stellung zu nehmen. In Erfüllung dieser Pflicht erließ das Präsidium das belannte Rundichreiben vom 19. Dezember 1906, das die Mitglieder des Vereins ermahnte, in dem Wahlkampf für Deutschlands Ehre und Ansehen einzutreten. Die Arbeit unserer VereinSmit- glieder in dieser bewegten Zeit war keine vergebliche: sie war von gutem Erfolge gekrönt, denn das Wahlergebnis war ein nationaler Reichstag. Was der Kaiser und sein Kanzler vom deutschen Volk erwarteten, hat dieses ge leistet und die Mitglieder des Deutschen Jlottenvereins haben in ihrer ungeheuren Mehrzahl persönlich ihre Schul digkeit getan. Der Bericht hebt dann hervor, daß der Kaiser in warmen Dankcsworten dem Präsidenten des Deutschen Flottenver- einS, Fürst zu Salm-Horstmar, seine Anerkennung hierfür auSgedrückt habe, und daß auch der Reichskanzler dem Prä- sidialmitgliede, Generalmajor Keim, der diese Agitation ge- leitet hatte, in der ReichstagSsitzuna vom 25. Februar 1907 öffentlich vor aller Welt den Dank der Regierung für die unermüdlich« und wirksame Mithilfe in diesem nationalen Wablkamvse ausivracb. D«r Bericht wendet sich dann an die Presse Deutschlands und stellt fest, daß gerade im ver- slossenen Geschäftsjahr eine ganz besonders rege Anteilnahme der Presse an den Bestrebungen deS Flottenvereins festzu stellen sei. DaS Bankguthaben und der K a s s e n b e st a n d deS Flottenvereins betrugen am 31. Dezember 1906 110 488 Mark; außerdem ist noch ein Reservefonds in Höhe von 100 000 Hl. vorhanden, Ker bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden tu Berlin verzinslich angelegt ist. DaS Ver einsvermögen beträgt nach Abrechnung 191 653,05 X Die Einnahmen aus den Flottenmutoskopen sind im vergangenen Jahr um das Doppelte gestiegen, sie betrugen 5845^2 Es sind bisher in 136 Städien solche Mulcnkope ausgestellt worden. Aus der Vereinszcilschrist ,,Die Flotte" erwachsen dem Verein keine nennenswerten Einnahmen, da die Her stellungskosten nur 20 Pfg. pro Kopf übrig lassen. Hiervon muß der gesamte Verwallungsapparat, Vorträge, Werbe tätigkeit usw. bestritten werden. In der Wohlfahrtspflege hat der Flottenverein im ver gangenen Jahre Ersprießliches geleistet. Ter Chinasonds, dessen Vermögen 127642,15 ^k. beträgt, gewährte 96 Unter stützungen im Gesamtbeträge von 8730 ^l. Der Südwest- asrikasonds, der augenblicklich 57 388,65 ^l. beträgt, darunter befinden sich 34 000 .^k. Ertrag aus der Wohltätigkeitslotterie des Flottenvereins, gewährte 35 Unterstützungen im Gesamt beträge von 3515 Ferner zahlte der Flottenverein an die Gesellschaft Seemannshaus für Unteroffiziere und Mann schaften der Kaiserlichen Marine die kontraktlich gewährte Rate von 15 000 aus der obengenannten Lotterie. Ferner erhielt das vorhererwähnte Seemannshaus, der Deutsche Schusschifsverein je 1000 und iür 5 Freistellen 1800 ^l.. das Seemannshaus in Lübeck 400 ^l., das Seemannshaus in Emden 300 ^l., die deutsche Seemannsmission in Mar seille 400 ^., das Seemannsheim in Stettin 400 .L., sowie verschiedene 126 Endlich hat der Flottenverein auf dem Schulschiff „Großherzogin Elisabeth 5 Freistellen für Schisfsmngen vermittelt. lieber die Agitation hebt der Bericht hervor, daß massenhaft Flugblätter und längere Abhandlungen zur Ver sendung gelangten, sowie zahlreiche Vorträge obgehalten wurden, die, wie die Mitgliederbeitrittserklärungen beweisen, auch hocherfreuliche Ergebnisse cinbrachten. Im deutschen Volke sei durch diese unablässige Aufklärungsarbeit, so führt der Bericht aus, der nationale Gedanke gestärkt und das Be wußtsein der Verantwortung für unsere Seemachtsinteressen geweckt worden. Die verflossenen Reichstagswahlen hätten das am besten bewiesen, denn in dieser kurzen Zeit dem Volke die lleberzeugnna von der nationalen Bedeutung unse- rer Kolonien, deren Pflege ohne eine starke Flotte nicht denk- bar ist, beizubringen, wäre ohne Vorarbeit des Deutschen Flottenvereins nickt möglich gewesen. Schließlich verbreitet sich der Bericht über die vom Verein veranstaltete Kriegs- marineousstelluna, die bisher in 34 Städten gezeigt wurde, ferner über die Lehrer-, Schüler- und andere Fahrten nach der Wasserkante, die teils aus Kosten des Vereins, teils zu ermäßigten Preisen unter regster Teilnahme vor sich gingen. Speziell an der Sckülersahrt waren 2306 Teilnehmer. Zu den Versonglnachrichten wird bemerkt, daß der Hcr-og von Sacksen-Koburci-Gotba das Protektorat über den dortigen Landesverband deS Deutschen Jlottenvereins übernahm. Dasselbe geschah vom Fürsten zur Livpe für den Landesverband im Fürstentum Livve-Detmold. Zum »weiten Vizepräsidenten wurde Generalleutnant z. D. von Sarwev aewäblt, ferner ist Kammerberr von Spieß an Stelle des Freiherrn v. Würzburg in das Präsidium gewählt worden. Vie ssvgiene in unserer sü-westafrikanischen 2lslonie. Die Frage der Kolonisation von Südwestafrika ist gegen wärtig, nach der Niederwerfung des Aufstandes, äußerst wichtig geworden. Von Ken Truppen, die den dreijährigen Krieg mitgekämpst haben, bleibt eine beträchtliche Anzahl von Leuten als friedliche Ansiedler im Lande zurück und auch im Mutterlande des Schmerzenskindes wird ja zurzeit d.e Be siedlung der Kolonie vielfach erwogen und besprochen. Für bie zukünftigen Ansiedler in Südwestafrika und für alle ien«, die freiwillig oder durch Berufspflichten veranlaßt, Aufenthalt in Südwestafrika nehmen, erscheint soeben im Verlage von Mittler und Sohn ein Büchlein „Gesundheitlicher Ratgeber für Süd west- afrika", dessen Verfasser, der Stabsarzt beim Ober kommando der Schutztruppen Dr. Philaletes Kuhn ge wiß berufen ist, seine Erfahrungen im Dienste der Allgemein heit zu verwenden. Dr. Kuhn ist der „Held von Omaruru", der die Station gegen die anstürmenden Herero so lanae tapfer hielt, bis die berühmt gewordene Kompagnie Francke zu ihrem Ersatz erschien. Dr. Kuhn beschränkt sich in seinem anschaulich ge-chriebenen Buche nicht darauf, nur kygienitche und medizinische Ratschläge für die Ansiedler der Kolonie zu geben. Er liefert zugleich eine interessante Schilderung von Land und Leuten, weist die geeignetsten Mittel ani, wie die Eingeborenen zu behandeln sind, wenn ein gedeihliches Zu- sammenleben von Weißen und Schwarzen auf dem a'wka- nischen Boden überhaupt möglich werden soll, und tritt sogar als Baumeister und Landwirt aus. indem.er den Häuserbau und die Bewirtschaftung der Farmen während der ersten Zeit des Aufenthaltes in den Kreis seiner Betrachtungen zieht. Die großen gesundheitlichen Vorzüge, die Südwestafrika vor den Tropenkolonien hat, liegen darin, daß es eine aus gesprochen kühle Jahreszeit, einen Winter gibt, ferner, daß die Nächte nicht nur im Winter, sondern mit geringer Aus nahme auch im Sommer nicht feucbtwarm, sondern kühl sind und der Mensch nachts stets im Freien und bei einer ver nünftigen Bauart der Häuser auch im Innern Erfrischung von des Tages Hitze erhält. Das Klima der Küste ist feucht, und die außerordentliche Verdunstung hört hier auf. Der heißeste Tag der Regenzeit und die wärmste Nacht werden im Sommer nicht so unangenehm empfunden, wie z. B. die schwülen Sommertaae und Nächte Ende Juli 1906 in Berlin. In Südwestafrika kann der Europäer ohne irgend welchen Schaden zu nehmen, eine vernünftige Lebensweise voraus- gesetzt, jahraus jahrein körperliche Arbeit leisten. Das Küstenland ist allerdings wüst und leer; man kann sich über haupt nichts Trostloseres denken, als den Anblick der sand bedeckten Felsen und Sanddüncn am Strande, wo an wind- gesckützten Stellen niedrige Salzpflanzen stehen. Der größte Feind, den viele Ansiedler und Soldaten in Südwestasrita haben, ist bekanntlich der Alkohol. Wenn es keinen Alkohol gäbe, so hätten es viel mehr Leute dort zu etwas gebracht. Aus den Eingeborenen macht der Alkohol ein Tier. Ein trunksüchtiger Eingeborener erschlägt für eine Flasche Schnaps jeden seiner Mitmenschen. Nur Ker wird auf die Dauer zuverlässige Eingeborene und Diener besitzen, der den Alkohol von ihnen fern hält und auch nicht duldet, daß sie selbst sich aus Honig oder Zucker berauschende Getränke machen. Die Verpflegung der schwarzen Arbeiter muß stet- reichlich sein und aus die zahlreichen Familienmit glieder Rücksicht nehmen. Besonders dankbar sind sie, wie alle Eingeborenen Afrikas, für frisches Fleisch. Wenn ein Pferd rder ein Stück Vieh fällt, sind die Eingeborenen sehr auf daS Fleisch erpicht: sie groben soqar oft die Kadaver aus. In den letzten Jabren ist die Fraqe, ob Südwestasrika für Schwindsüchtige geeignet ist, lebhaft besprochen worden. Das Klima Südwestcssrikas rst eine Verbindung von Höhen- und Wüstenklima. Von den Gegenden, die ihre» günstige» EiaflusseS auf die Tuberkulose wegen bekannt und berühmt sind, steht der südwestafrikanischen Kolonie nahe der Staat Colorado in Nordamerika, dessen Klima als sehr trocken, klar und sonnenreich, sehr windig und reich an Eiet- tizität geschildert wird. Am nächsten stehen die Hochländer im englischen Südafrika, die Karru in der Kapkolonie, die Oranjesluklolonie und Transvaal. Danach ist anzunehmen, daß auch Südwestasrika einen hervorragenden Einslug aus die Tuberkulose ousüben wird. Genaue Statistiken über die Erfahrungen, die man mit der Tuberkulose gemacht hat, liegen noch nicht vor. Eine ganze Reihe von Fällen aber sind doch bekannt geworden, welche beweisen, daß Lungen- kranke, ohne sich besonders geschont zu haben, viele Jahre hindurch in der Kolonie beschwerdefrei lebten. Bei einigen ist ivgar die Krankheit vollständig zur Ausheilung gelangt. Anderseits jedoch hat Dr. Kuhn in Südwestasrika Schwind süchtige kennen gelernt, die dort immer kränker geworden sind und im Laufe einiger Jahre starben. Freilich haben diese keinen ruhigen und erholenden Lebenswandel geführt. Eine große Anzahl von Erkrankungen sind endlich während des Krieges beobachtet worden, welche überhaupt erst in der Kolonie in die Erscheinung traten. Es handelte sich hier um Leute, die in ihren Lungenspitzen, ebenso wie die größere Mehrzahl der Menschen, einen kleinen Tuberkuloseherd be saßen, der vor der Ausreise keinerlei wahrnehmbare Er scheinungen aufwies. Durch die Entbehrungen und Stra- pazen, durch Typhus und Skorbut, durch Malaria, Ruhr und Erkältungen, und unter dem Einfluß schwerer seelischer Er regung sind diese Herde zu weiterer Entwicklung gekommen und haben in einzelnen Fällen sogar den Tod herbeigeführt. Diese Erkrankungen kommen aber allein auf Rechnung des .Krieges und nicht auf die des Landes. Sie wären in einem europäischen Lande wabrscheinlich sogar in größerer Anzahl ausgetreten. Nach diesen Erfahrungen glaubt Dr. Kuhn eine Ueberführung von Lungenkranken während der Tauer der gegenwärtigen ungünstigen gesundheitlichen und wirt schaftlichen Verhältnisse in der Kolonie für unzulässig be zeichnen zu müssen. Aber die Annahme ist doch berechtigt, daß der letzige Zustand spätestens in einigen Jahren ein Ende haben werde. Zunächst werden Wohl die Zustände wiederkehren, die in der Kolonie vor dem Kriege geherrscht haben. In malariafreien Gegenden werden sich dann leicht lungenkranke ansiedeln dürfen, wenn sie einen ausreichenden Lebensunterhalt ohne Strapazen und Entbehrungen zu fin den in der Lage sind. Sehr interessant und bemerkenswert ist, was der Ver fasser über die Erhaltung der deutschen Rasse im südwestasrikanischen Schutzgebiete sagt. Jeder Deutsche, der nach Südwestasrika zieht, hat vor allem die Pflicht, sein Volkstum zu wahren. Tas geschieht in erster Linie dadurch, daß er eine deutsche Frau heiratet, und daß er als Beamter seinen Untergebenen unter allen Umständen das Heiraten einer deutschen Frau, so weit es irgend möglich ist, erleichtert. Das Heiroten eingeborener Frauen aber ist mit allen Mit teln zu bekämpfen. Bei der deutschen Bevölkerung Südwest afrikas hat leider die Vermischung mit Eingeborenen eine außerordentliche Zunahme erfahren, und es wäre an der Zeit, wenn das Deutschtum energisch gegen diese Blutver- schleckterung Front machte. Vor allen Dingen, meint Dr. Kulm, sollten alle Mitglieder von deutschen Vereinen, welche etwas auf sich halten, keine Mitglieder aufnebmen, die Eingeborene, auch Bastards, zu Frauen haben. Auf diese Weise wird vielleicht mancher tüchtige und ehrenwerte Mann davon abgeschreckt, sich eine Frau ins Haus zu nehmen, die er entweder gar nicht zeigen kann oder die in keiner Weise die Stellung einnimmt, die einer deutschen Frau gebührt. Eine Schmach ist es oft, mit anzuseben, wie in solchen Däusern die Kinder aufwachsen. Sie sprechen entweder die Namaspracke oder Bastard-Holländisch und unterscheiden sich von Eingeborenen nur durch die hellere Hautfarbe und daS lange Haar. Es ist eine allgemein bekannte Erfahrung, daß der Weiße Mann seine Eingeborenenfrau niemals zu sich heraus, sondern daß die Frau den Monn hinunterzieht. Und es ist Tatsache, daß nur sehr wenig Weiße mit einer Bastard- srau wirtschaftlich vorwärts gekommen sind. Mangel an Neberblick und Putzsucht sind meist schuld; außerdem bangt an den Bastordfrauen gewöhnlich eine große und gefräßige Verwandtschaft. Heranwachsende Kinder soll man auch streng von eingeborenen Kindern sernhalten. Sie sehen und hören von ihnen die unglaublichsten Dinge. Streng ist darauf zu halten, daß die Kinder deutsch sprechen. Dies ist besonders denjenigen Deutschen ans Herz zu legen, die eine Burenfrau oder eine Engländerin geheiratet haben. Es gibt nock eine arobe Gefahr, die. vielen unbemerkt, schleichend dem deutschen Volksstamme in Südwestasrika droht: die Ver- gfrikanderuna. Man kann dies an dem Burenvolke wahr nehmen, das sich ia manche und gute Eigenschaften seiner ger manischen Vorfahren bewahrt, aber dock vielfach einen Zug na» Gleichaültigkcit und Schwerfälligkeit angenommen hat. CS ist die Großartigkeit, die Stille, die Eintöniqkeit und der Ernst der Natur, der sich dort der Mensch so leicht anpaßt. Hiergegen gibt es nur ein Mittel: Man darf den Zusammen hang mit der deutschen Heimat nicht verlieren, und es soll ssch jeder zur Pflicht machen, daß er nach mehreren Jahren Aufenthaltes in der Kolonie, wenn eS ihm die Mittel irgend erlauben. daS Vaterland wieder aufsucht, um wieder einmal den großen Strom des LebenS aus sich einwirken zu lassen, all das Reue zu erleben, waS inzwischen ersonnen und ge schaffen ist, und mit seinen Stammesgenossen in der alten Heimat wieder in Verbindung zu treten. Deutsches Deich. Let-ria, IS- April. * Ter Kaiser hörte gestern vormittag in Homburg die Vorträge LeS Chefs des Hivilkabinett« und deS CbekS deS MssiiärkabinettS. Später beiuckte der Kaiser mit den Herren seines G folge« die der Vollendung entzegengebende neue evangelische Erlo'erkirche und besichtigte insbesondere die Mo'aiken in der Kirche. Anwesend waren Geheimrat Jacobi, Baumeister Appel, die Geistlichkeit sowie die Vertreter deS KirchenvorsiandeS. Hur FrühstückSIal'el bei den Majestäten waren geladen der Pein, unv die Prinzessin Heinrich, der Großberzog und die Großherzogin von Hessen, sowie Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen. * Tlcrnburg tn TeulschianS. Der deutsche Botschafter in Washington Freiherr Speck von Sternburg, von kessen Abreise aus Amerika wir tunlich berichteten, ist beute in Berlin eingetroffen. Seine Anwesenbeil wird im Hinblick auf die im Wirtschaftlichen Ausschuß bevorstehenden Ver handlungen über ein deutich-amenkarnscheS Handelsabkommen von b> sonderer Bedeutung sein. * Die BudgetkomMission des Reichstage- setzte gestern die Beratung des Etats sur das Reichskoloniaiomt bei dem Titel ..Militärverwaltung" fort, und zwar bei der Frag« einer Kolonialarmee. Abg. Dr. Spahn lZtr^ er klärt die Neuorganisation für zu kompliziert. Der Reichs kanzler müsse dre leitende Stelle bterben. Neduer wefft
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