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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070420023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-20
- Monat1907-04
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Umgebung die «gespaltene Petitzeile 25 Pf„ finanzielle An zeigen 30 Pf., Nerlamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pi., sinanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Inierate v.BebörLcn im amtlichen Teil 40Ps. Beilagegrbühr 5 M. p. Tausend rzkl. Post gebühr. Geschästsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tari' Feslerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an deilimmten Tagen und Plätzen wird kein. Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Auguftusplaft 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In» und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg.. Lützowsirahe 10 (Tel. Vl, 4L03'. Nr. 109. Sonnabend 20. April 1007. 1V1. JahMnq. Vas Neueste vom Lage. (Die »ach Schluß der Redaktion eingrgaageneu Depeschen stehen auf der S. Seite des HanytblatteS^ Viel Lärm um nichts. Unter dieser Ueberschrist verbreitet die offiziöse süddeutsche Reichslorrespondenz einen Artikel, der zeigt, welche optimistische Beurteilung man auf feiten der amtlichen deutschen Stellen der englisch-italienischen Königsbegegnung in Gaeta angedeihen zu lasse» wünscht. Der Artikel lautet: Die Blätter, die angesichts der enqlisch-italienischen Königs- beqegnuug in GaSta von einer Ueberrmchuug dec deutschen Diplomatie sprechen, verwechseln ihre eigene Gemütsstimmung mit der ruhigen Auffassung, die an amtlicher Stelle gegenüber den Bewegungen des britischen Monarchen im Mittelmeer keinen Augenblick außer acht gelassen worden ist. Das Auswärtige Amt hat schon vor der Zusammenkunft in Cartagena mit einer Begrüßung zwischen den Königen Eduard und Viktor Emanuel gerechnet. Beweis: mehrere Journalisten sind schon vor Cartagena auf daS Bevorstehen auch einer englisch- italienischen Monarcheneutrevue aufmerksam gemacht worden. Mit dem Schlagwort von der Urberrajchung, das als Ausgangspunkt so mancher aufgeregten Betrachtung dient, ist es also nichts. Die Vorgänge und Besprechungen in Cartagena haben keine neue Tat sache geschaffen. Denn die dort sehr deutlich bekundete Hegemonie Englands im westlichen Mittelmeer datiert nicht erst von diesem Aprilmonat. Die deutsche Politik hat es konsequent ver mieden, an der Verteilung der Kräfte im mittelländischen Becken mit eigenem Einsatz teilzunehmen. Wir haben keine territorialen Interessen im Mittelmeer und wollen keine haben. Anders steht es mit Italien, das für seine Bestrebungen im Miktelmeer an den dort mit starkem Besitzstand vertretenen großen Seemächten Nebenbuhler findet. Die Pflege eines Einvernehmens mit England ist keine Taktik, die Italien erst in neuerer Zeit mit Hintergedanken gegen Deutschland begonnen hätte. Sie war von leder und ist nock heute der Ausdruck dasür, daß Italien seine Zukunft in den Mittelmeerfragen auf die Freundschaft mit der lateinischen Schwesternation allein nicht gründen kann. Deutschland aber kann durch Vorgänge, wie in Cartagena und GaSta, nicht geschwächt werden und ist nach der Mittrlmeerfahrt König Eduards so wenig „isoliert- wie vorher. Sächsische Laudta-Swahlen. Der Liberale Landesverband für das Königreich Sachsen (Freisinmge Bereinigung) hat in seiner gestrigen Vorstaubs sitzung Stellung zu den bevorstehenden Landtagswahlen ge nommen. Es wurde beschlossen, vorläufig in vier Wahlkreisen eigene Kandidaten auszustellen. Die Namen der Wahlkreise werden bekannt gegeben, sobald die Verhandlungen mit der Freisinnigen Volkspariei endgültig zum Abschluß gediehen sind. Der Liberale Landesverband tritt außerdem vafür ein, daß in dem Wahlkreise Leipzig II (Ostvorstadt, Südostvor stadt) dem bisherigen Abgeordneten Schill, der dem Vernehmen nach wieder kandidieren wird, ein entschieden liberaler Kan didat entgegen gestellt wird. Ferner wurde die Frage der Wahlrechtsreform eingehend erörtert. Man gab allgemein der Verwunderung Ausdruck, daß die Regierung den Wahl- rechtsentwurf, der doch, wie zweifellos feststeht, bereits fertig vorliegt, bisher noch nicht zur Kenntnis des sächsischen Volkes gebracht hat. Der Liberale Landesverband macht eS seinen Kandidaten zur Pflicht, für die Einführung des Reichstags wahlrechtes bei den nächsten Landtagswahlen mit Entschieden- heit einzutreteo. Die hessische Wahlrechtsreform. Wie uns ein cä-Privattelegramm berichtet, wird die be reits angeküudigte neue Waklvorlage anfangs Mai publiziert werden, um den Parteien Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Die neue Vorlage verdankt ihr Entstehen der eigenen Initiative des Großherzogs. Die Vorlage sieht, wie die »Frist. Ztg." meldet, die Einführung des direkten Wahl rechts vor. Tcs Kanzlers Sommerfrische. Die auS Emden verbreiteten Nachrichten, daß der Reichs kanzler nach Schluß der Parlamente, das wäre also ungefähr zu Pfingsten, in Norverney eiutreffen wird, sind unzutreffend. Fürst Bülow bat allerdings auch für diesen Sommer einen Aufenthalt in Norderney in Aussicht genommen, der jedoch frühestens im Juli beginnen wird. Roch ein easu» belll für Vic Friedens-Konferenz anSgchcckt. In Konstantinopel verlautet, Rußland werde auf der zweiten Haager Friedenskonferenz auch die Frage der Durch fahrt durch die Dardanellen aufrollen. Schluß der Wredc-Ajfäre. Die „Neue Hamb. Ztg.* meldet aus Schwerin, das Landgericht Güstrow habe gestern in der Silber- diebstablSaffäre der Fürstin Wrede endgültig aus Einstellung des Verfahrens erkannt. Tic Treibnnds-Minister. Es bestätigt sich, schreibt die „Neue politische Correspon- den;*, daß der österreichische Minister des Aeußern, Freiherr von Aehrenthal, am 1. Mai in Berlin eiutriffl, um von Kaiser Wilhelm empfangen zu werden. Der Empfang konnte, als vor einigen Monaten Freiherr von Aehrenthal der Gast des Fürsten Bülow war, nicht erfolgen, weil Kaiser Wilhelm damals nicht in Berlin weilte. Noch im Laufe des April wird eine Begegnung zwischen Baron Aehrenthal und dem italienischen Minister des Aeußern, Herrn Tittoni, stattfiuden. Sin KrtedenSschlutz. Zwischen Nicaragua und San Salvador ist eine vor läufige Friedensabmachung zustande gekommen. Italien und Spanien. Die Consultä dementiert das Gerücht von einer Reise König Victor Emanuels nach Madrid. — In einer zweiten Depesche heißt es: Zu den Meldungen über eine geplante Reise des Königs von Italien nach Spanien wird noch betont, daß König Alfonso zuerst einen Antrittsbesuch in Rom machen müsse, was mit Rücksicht auf den Papst unter bleiben werbe. Das Blatt „Vita" erinnert bei dieser Ge legenheit daran, daß Kaiser Franz Josef noch immer einen Gegenbesuch in Rom schuldig sei. Ein zweites Mal werde sich Italien eine solche Beleidigung nicht gefallen lassen. Raubmörder Schilling hingcrichtct. Heute früh ist im Hofe des Landgerichtsgebäudes in Dresden der Raubmörder Arthur Schilling durch den Scharfrichter Brand mittels Fallbeils hingerichtet l worden. Näheres wird unter Dresden berichtet. * Der Bundesrat hat in feiner Sitzung am Donnerstag, wie zu unserer gestrigen Meldung ergänzen- mitgeteilt sei, noch der Vorlage vom 7. Januar dieses Jahres, betreffend Veredclunasoerkehr mit Handfeuerwaffen, zugestimmt, sowie den Ausschußanträgen, die die Ergänzung des Marineetats für das Rechnungsjahr 1907, die Ermäßigung des Etats ansatzes der Einnahme des außerordentlichen Etats für 1907 und die Aenderung des Etats der Reichs-postverwaltung für das Rechnungsjahr 1907 betreffen. npe. Dkutsch.spanische Handelsbeziehungen. In dem Stand der Verhandlungen zwischen Deutschland und Spanien über die endgültige Gestaltung ihrer Handelsbeziehungen ist neuerdings eine Veränderung nicht eingetreten. Andererseits liegt' aber auch keinerlei Grund zu der Besorgnis vor, daß diese Beziehungen eine unerwartete und dem Warenaustausch zwischen beiden Ländern nachteilige Störung erfahren könnten. Wenn von verschiedenen Seiten hervorgehoben worden ist, >daß Spanien entschieden Wert auf die Herabsetzung der Zölle für Verschnittweine lech, so darf demgegenüber daraus hingowiesen werden, daß die spanische Einfuhr von Ver- schnitvwein nach Deutschland auch unter dem neuen Zolliatze sich durchaus normal weiter entwickelt hat. Im Jahre 19<16 hat sie die Einfuhr des Vorjahres wesentlich überstiegen, und auch die ersten Monate des Jahres 1907 zeigen einen gleich- mäßigen Fortgang des Importes. tb. Tic Eisenbahndcnkschrist der Kolonialabteilung. A!S dritte größere koloniale Denkschrift ist neben den Denkschriften über die finanzielle Entwicklung der Schutzgebiete und die deutschen Kapitalinteressen in den deutschen Kolonien jetzt dem Reichstage die Denkschrift „Die Eisenbahnen Afrikas, Grundlagen und Gesichtspunkte für eine koloniale Eisenbahn- Politik in Afrika" vorgelcgt worden. Sie hat den stattlichen Umfang von 370 Seiten und gibt ein umfassendes Bild aller asritauischer Eisenbahnen. Zunächst werden die Bahnen der Nordküste (Algier, Tunis), dann die Bahnen der West-, Ost küste und Aegyptens behandelt. 28 Staaten sind berücksichtigt. Zunächst soll ein kurzer Noberblick genügen. Wir behalten uns vor, auf die Einzelheiten zurückzukvmmen. Zunächst wir) Entwicklung und augenblicklicher Stand der Bahnen ge schildert, die Gründe der Erbauung klargelegt und auch dle Schwierigkeiten des Baues berücksichtigt. Kapitel 2 behandelt Bau und Betrieb, Bauart, Baukosten ufw., Kapitel 3 ein sehr wichtiges, unterrichtet über die Unternehmungssormen, Aut- bringung des Kapitals, Anleihen, Garantien, Zinskonzessto- nen, Kapitel 4 gibt eine Darlegung der Rentabilität, Ver zinsung des Anlagekapitals , Kapitel 5 entwirft ein Bild der wirtschaftlichen Wirkungen, die die Bahn verursacht (Statistik des Außenhandels, Entwicklung des Exports), Kapitel 6 be handelt die strategisch-politische Bedeutung (Aufschließung des Landes, Verhütung von Aufständen, das Schlußkapitel gibt Aufschluß über die Projekte, die die Kolonialmächte betreffs des Ausbaues ihrer Kolonialbahuen für die Zukunft haben. Dem keh'- fleißigen und lehrreichen Werke find Karten und Anlagen beigeqeben lEisenbahngefeße, Konzessionsverträge, Parlamentsreden ausländischer Kolonialpolitiker zu Eisen bahn! auten, Abhandlungen über den Tchiffahrisverkehr in Ostafrika und Urteile über den wirtschaftlichen Wert Ost afrikas). Das Werk dürfte allen Kvlonialpolitikern wertvolle Dienste keiften. er. Für den allgemeinen Deutschen Handwerkcrtag. der in Eisenach im Laufe des Sommers zusammentritt, ist in einer Konferenz, die in Berlin in diesen Tagen abgehaltcn wurde, die vorläufige Tagesordnung scstgestelll worden, die folgende Punkte enthält: 1s Welche Aussichten haben die Handwerker forderungen in den Parlamenten? 2) Sicherung der Bau- handwerkcrsorderungen. 3) Schutz der Arbeitswilligen. 4) Errichtung eines Handwerkerministeriums. 5) Einfüh- rung gesetzlicher Bestimmungen, damit die Betriebe, welche I gelernte Arbeiter beschäftigen, zu den Wohlfahrtseinrich- politisches. Friede im Hamburger Hasen. Aus Hamburg schreibt uns unser II.-Korrespondent: Nach stundenlangen Beratungen haben gestern die Schauer leute beschlossen, den ungleichen Kampf mit der Organisation der Arbeitgeber auszugeben und zu den alten Bedingungen, wie vor der Aussperrung, die Arbeit wieder aufzunehmen. Das ist ein Tagclohn von 4,80 .E: das einzige, was die Ar beiter erreichten, ist, daß sie für Ueberstunden 1 .K erhalten. Den Arbeitern wurde es sreigestellt, ob sie den von den Reedern geforderten Jahreskontrakt eingehen wollen oder nicht. Sie erhalten dann einen Wochenlohn von 30 ^(, müssen aber dann der Spar- und Unterstützungskasse bei treten. Die Reeder lehnten es ab, die fremden Arbeiter, deren Zahl etwa 5000 beträgt, in 14 Tagen abzuschieben; das solle jedoch tunlichst bald geschehen. Ich halte heute abend über die Zurückjendung der englischen Arbeiter eine Unterredung mit dem Vertreter des Hafenbetriebsvereins. „Wir haben keine Veranlassung", sagte er mir, „die eng lischen Arbeitswilligen vor Beendigung ihres Kontraktes hcimzujchicken. Die Hamburger Hafenarbeiter haben sich ver pflichtet, ruhig mit den Engländern zusammen zu arbeiten. Irgendwelche Ausschreitungen gegen die Engländer werden mit sofortiger Entlassung bestraft. Verweigern die Eng länder dagegen vor Ablauf des Kontraktes die Arbeit, so müssen sie die Kosten ihrer Rückreise nach England selber be zahlen." Ich hatte ferner heute Gelegenheit, mit einigen der eng lischen Streikbrecher zu sprechen. Sie bedauerten sehr, daß die schönen Tage von — Hamburg nun vorüber seien. Für wenig Arbeit hatten sie eine Menge Geld erhalten, dazu freie Kost und Logis, so daß sich viele 100—150 ckl, einige 200—300 .X ersparten. Bereits im Laufe der nächsten Woche werden zirka 1500 Engländer von den hier noch befindlichen 2800 zurückgesandt, die Rücksendung des Restes wird sich aber bis Mitte Mai hinziehen. Der jetzt beendete Riesenkamvf im Hamburger Hafen wird vorauMchtlich auf Jahre hinaus ein Vorbeugungs mittel für Streiks und Aussperrungen sein. Es ist ohne Zweifel, daß sich für den Jahreskontrakt mit zirka 2000 Verdienst einesirößere Zahl Arbeiter melden wird, selbst gegen Wunsch und Willen der sozialistischen Fübrer, die befürchten, daß diese fest angestellten Arbeiter sich ihrem Einflüsse ent- ziehen. , Ein weiteres wichtiges Moment in diesem Kampfe ist der Durchbruch der Theorie des Weltfeiertages, der seit siebzehn Jahren von den Hafenarbeitern durch völlige Arbeitsruhe begangen wurde. In diesem Jahre wird zum ersten Male im Hafen gearbeitet, und diesem Vorgehen haben sich auch noch andere gewerkschaftliche Organiicnionen augeschlofsen. Im Nachbarstaat Preußen hat die Polizei den Maifestzug wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung verboten, da gegen hat die tolerante Hamburger Polizeibehörde den „Festzug", der allerdings in diesem Jahre eine bedeutend ge ringere Beteiligung finden wird, gestattet. In der hamburgischen Bevölkerung und ni.cht zuletzt in der Handciswelt herrscht lebhafte Befriedigung über die Be endigung des Riefcnkampses, der, je länger er dauerte, nicht allein dem Hamburger Handel, sondern dem ganz Deutsch lands großen Schaden zufügte. Feuilleton. O wie so oft Hib ich ein Zeichen erhofft. Zogen Sterne den schimmernden Bogen Durch die himmlische Ferne. Durch die himmlische Diese, Daß ich der irdischen Schwere Endlich auf immer entschliefe. Aber der Morgen Löschte die Sterne aus. Weckte die Sorgen, Weckte des Herzens Haus. Und des Alltäglichen Macht Zwang die Ahnung der Nacht. Clemens Brentano. schneller Barke nach dem kulturfrcmdcn Thule brachte, be. reitet das Rachcwerk vor. Er lötet die Gefährten, die ihm die Barke lenken halfen, kaum daß er Thules Strand betrat, wirft Rhamnit, den letzten, der mit ihm aus Karthago kam, vor den erstaunten, bang beklommenen Wilden dem Gott als Opfer hin: so darf denn keiner leugnen, daß der Moloch, das Ungetüm, das mystisch durch die Nacht erglüht, aus Himmelshöhen nach Thule kam. Hicram ist des Götzen Priester. Ihm fällt das Volk in Scharen zu, der junge Teut, den längst in den rauschenden Wäldern die Ahnung, die Sehnsucht nach der Gottheit ergriff, erhebt das Schwert sogar gegen Teilt, den Vater, den alten König, der dem neuen Glauben das trotzige Knie nickt beugt. Und Hieram ist mächtig worden. Ihm ist Moloch ein Eisenklump, ohn mächtig, machtlos, faul, doch just der Eiscnklump gibt ihm Gewalt, das junge, frische, wilde Volk zu stärkender Kultur zu zwingen, an der sich Roms Macht mähjich brechen wird. In Thule werden die Wälder ausgcrodet. So will es der Moloch. Aus fruchtbarem Boden wird man Saaten säen. In Thule werden die ersten Häuser erbaut. Denn der Moloch verbietet, sich, wie in alter Zeit, in Höhlen zu ver stecken. So wird der Eiscnklump, der starre, plumpe, teil nahmslose, des Urvolks segensreicher Förderer. . . . Das Drama der Religionsstiftung war von Hebbel als Absicht gedacht. In seinen Tagebüchern hat er einmal notiert: „Man enthusiasmiert sich zweimal für eine Religion, (und gerade dann, wenn man ihr noch am wenigsten Dank schuldig ist), wenn sie entsteht und wenn sie untergcht." Für den Untergang — denn aus dem nicdergcworfenen, vernichteten Karthago kam der Moloch, der seine Heiligtümer nicht mehr schützen konnte — bleibt der Götze ein flammendes Symbol, zugleich auch eins für der neuen Religion junges Auf- leuchten: das doppelsinnige Symbol der ewigen Ablösung, das Opfer im Keimen, Opfer im Vergehen fordert. Die mystische Sehnsucht nach der Gottheit wird gezeigt, von starken Köpfen, übermenschlichen Betrügern zum Heile all der Sehnsüchtigen klug ausgcbreilet. Hicrams Rache an Rom ist gleichgültig für Hebbels Idee. Sic ist ein nebensächlicher Vorwand, nur irgend ein Vorwand, der Hieram treibt, die Religion zu stiften. Und der Stifter ist typisch, wie der junge, gläubig - ahnende Teut ein Typus ist, symbolisch alle die Zeichen und Wunder, die hier geschehen, wie auch „das Buch" symbolisch ist, das der Betrüger Hieram schreiben wird, um noch die Enkel zu beherrschen, wenn diese sein heißes Lügnerwort selbst nicht mehr überreden kann. Die große, wundertiefe Dichtung hat das Charlottenburger „Schiller-Theater", so gut es ging, uns nahebringen wollen. Die Absicht selbst ist ein Verdienst, doch hatte dann die Aus führung des Verdienstes nicht viel. Man spielte dort wie immer Schiller, am aufdringlichsten Herr Georg Paeschke, der des jungen Teut apostelhaftc Gläubigkeit mit all der Süßlichkeit vorbrachtc, mit der sonst Herr Staegemann am Gendarmenmarkt seine jugendlichen Liebhaber verliebten I Backfischen sympathisch macht. Herr Patcgg war als Hieram I ein tüchtiger Sprecher, aber seine Herkunft leitete man besser 1 aus dem Geschlechte der Grafen Kattwald ab, denn auS Berliner Theater. „Schiller-Theater" - Charlottenburg: Hebbels „Moloch". Eine unvollendete Tragödie. Zwei Akte. 18. April 1907. Das Harzer Berg theater hatte schon einmal flüchtig den Versuch gemacht, Hebbels „Moloch", diesen glänzenden Torso, auf der Bühne zu gestalten. Sonst wurde das Fragment noch nie gespielt. „Der Moloch muß mein Hauptwerk werden, ich will ihn in der Mitte zwischen antiker und moderner Dichtung halten und mich nicht zu tief ins Individuelle versenken " Und durch Jahre trug Hebbel ben heroischen Stoff mit sich, kein anderes Werk vermochte qualvoller in ihm zu reisen. Vielleicht wollte er das Drama mit Absicht nicht beschließen, da er wußte, daß die Meister schaft der beiden endlich vollendeten Akte im Ausklang der Tragödie von ihm nicht wieder erreicht würde. Von un erhörter Straffheit hier die Komposition, rein, voll leuchtender Klarheit alle Figuren, die wirklich über das In dividuelle hinaus sich groß ins Typische heben, des Stückes Handlung zu Mcnschheitsschicksalcn erhöhen, des Stückes Zeit gewaltig zu Menschhcitscntwicklungen dehnen. Ein Paar knappe Züge, von Hebbels ungeheurer Wucht lapidar aus der Geschichte losgelöst, geben des Dramas Hintergrund: gegen Rom, das das blühende Karthago zerstörte, werden dereinst die Deutschen ziehen, über Rom. das hochmütig Kar thagos Mauern schleifte, werden blonde Gcrmanc» dcrcinst nicht anders triumphieren. Hicram, der leidenschaftliche Karthager, der den Moloch aus der brennenden Stadt in Karthago. Völlig geknickt, ein wackelnder Kpnig von Thule, war Herr Wirth, — man freute sich, als er sich in seine Höhle setzte, aus der er nicht wiederkam. Ueber den Leder fellen und den weißen Lappen, die die germanische Urtrachi darstellten, tanzten rote und blaue bengalische Lichter. Und gvldrot glänzte, blähte sich der Moloch, der neben seiner Tätigkeit als Symbol für die Stiftung einer neuen Religion, auch noch das Zeichen darzustellen halte, daß die Regie just nicht sehr geistreich war. Hebbel gibt als Gewicht für das Monstrum, das eine Barke übers Meer führt, tausend Pfund an. Doch hätten für den Eharlottcnburger Moloch, der fast die eine Breitseite der Bühne deckte, auch fünfzigmal tausend Pfund als Gewicht und zur Ueberfahrt nach Thule ein Ozeandampfer kaum ausgereicht. „Neues Kgl. Opern-Lheater": Gastspiel Becrbohm Tree: Shakespeares „Lustige Weiber". Die englischen Gäste, die Herr Becrbohm Tree als „His Majesty's Thcatrc" uns vorgcstcllt hatte, haben sich von Berlin nunmehr wieder verabschiedet. Sie hatten nicht sonderlich viel Glück, so oft sic tragisch kamen: „Antonius un) Kleopatra" sowohl, wie auch „Hamlet", den sie ohne Dekorationen nach alt- shakespcarischem Vorbild spielten, zeigte sie alle wieder als die starren, wortschlveren, uns zum tvenigsten absonderlichen Deklamatoren, deren Probestück schon an „Richard II." den deutschen Geschmack, die deutsch Sehnsucht nach Vertiefung heroischen Stoffe, heftig befremdet hatte. Herr Becrbohm selbst Izatte, da er den Dänenprinzen gab, aufs neue eine ge wisse Vornehmheit, eine froh-sichere Leichtigkeit der Geste, der Bewegung auf der Szene, doch suchte er sich die Schwierigkeit des Hamlet-Problems weit mehr, als dies sein zweiter Richard tat, durch VirtuosciKunst erträglicher zu machen. Sicherlich lag der Engländer besserer Teil in Shakespeares Lustspiel. Als Maloolio, dem genasfichrten Haushofmeister in „Was ihr wollt", gefiel Herr Beerbohm Tree recht gut, vielleicht noch besser daraus als Falstaffs Interpret in den „Lustigen Weibern". Wieder hatten die Engländer eine eigene, den Deutschen fremde Art, die Komödie Shakespeares zu verkörpern. Teils dämpften sie die manchmal so grobe Lustigkeit des Falstaff-Stückes zu schattenhafter Feinheit, dann wieder übertrumpften sie die Trümpfe, so daß in Possen- Hafter Sinnlosigkeit alles durckieinanderpurzelt«. Wo beides vermieden mar, gab es manches, das auch Anspruchsvolle ent zücken konnte. So die erste Szene in Floths Haus. Deko rationen, Anordnung und Spiel waren hier von gleicher har- monischer Liebenswürdigkeit und besonders Ciceiy Richards und Constance Collier als Fvau Page und Frau Fluth nxiren die Verkörperung sroblauniger Grazie. Die zweite dieser so im Vordergründe stehenden Szenen, in denen Falstatss Lüsternheit zuerst durch das unfreiwillige Bad nach unlieb- samem Transport im W ' ckkorb, dann durch die Prügel in seiner Verkleidung als .Hexe von Brentford bestraft wird, artete am Schlüsse fast zur Zirkusgroteske heraus. Und das hauptsächlich durch Falstaffs Schuld. Beerbvhm Tree gibt die Rolle hier zu innerlich farblos und nimmt, um die Wir kung zu erhöhen, stärker zu äußeren Mitteln seine Zuflucht, als er «sollte. Er tvcstzt sich auf der Erde, kriecht auf ollen Vieren und bringt sein Embonpoint -u sehr zur Geltung statt die Charaktereigenschaften herauszuarbeiten, die ihm diese Gestalt angemästet baden. Manchmal aber, wenn er mit unnachahmlicher Gebärde durch all seine Verlotterung ein schäbiges Grandscigneurtum burchschnnmern ließ, wenn er, der Verkommene, Gesten fand, mit denen er die bändigte, die noch verkommener sind als er, war er als Künstler wirklich groß. Auch Fräulein Viola Tree, die „swest Anne Page", war anfangs nicht so reizvoll, wie sie es später in ihrer kleidsamen Vermummung sein durste. Im letzten Aufzug als Fecnkönigin beim Scherzspicl im Forste fesselte sie durch die besondere Anmut, mit der sic ihre geschmeidigen Glieder im Reigen dog und ihren weißen Schleier in den Büschen flattern ließ. Bis zum Schlüsse: der verdarb wieder manches. Nach der entzückenden Inszenierung des Waldspiels, nachdem der dicke Ritter seinen Irrtum eingesehen, ließen die Eng- länder das Spiel in einen allgemeinen Tanz ausarlen, der zwischen Cakewalk und Cancan schwankte. Und über zappeln- den Beinen senkte sich der Vorhang nach Shakespeares humorvollster und wärmster Komödie. In Deutschland müßte man wohl die „Lustigen Weiber von Windsor" mehr mit oem Herzen spielen, die Engländer faßten «das im allgemeinen anders auf: sie spielten sie eben mit den Beinen. Aber das ist ja nun wohl Ansichtssache. Uebrigens ist Herr Beerbobm Tree nicht ohne feierliche Ansprache von Berlin geichieden. Er sprach „dem verständnisvollen Berliner Publikum" seinen wärmsten Dank aus, versicherte, auch im Namen seiner Ge sellschaft, die Zeit in Berlin sei seine schönste gewesen und versprach, wiedcrzukommen. Er durfte sich, als ihn der Ab- schiedsbcitall immer wieder vor die Rampe rief, auch vor dem Kronprinzenpaar dankend verneigen, das feine letzte Vor stellung in der großen Hofloge bis ans Ende anhörte. Xarl Xoceslc. Entdeckung einer babylonischen Bibliothek. Die archäologische Expedition, die von der Universität von Pennsylvanien zur Entdeckung von Keilinschristen aus- gesandt worden Ivar, lxtt aus dem Staub der Jahrhunderte eines der interessantesten alten Archive gerettet, die wohl je den Trümmern einer allen Stadt entrissen worden sind. Es ist das eine „Bibliothek", di« aus der Stätte des alten Nippnr ausgesunden wurde. Nippur zeigte etwa 14 Jahrhunderte v. Ehr. im ganzen babylonischen Königreiche die höchste Zivilisation und den größten Unternehmungsgeist. Während dieser Periode ist Nippur derjenige Ort des Altertums gcweien. in dem fick das reichste geschäftliche Leben entfaltete. Unter den präcb- tigen Gebäuden, die die Stadt zierten, befand tick ein weit berühmter Tempel und eine Tcmpelschule. in deren Archiven Dokumente aller Art ausbewahrt wurden. 5icsc Bibliothek des Tempels ist nun von den omcrikaniichcn Gelehrten wieder entdeckt nwrdcn und in etwa 25 000 Tontäselchen ans Licht gebracht. Die Tontäfelchen wurden in vorzüglich er haltenem Zustande, eine gegen die andere gelegt, auigeninden. und sind nun zum Teil von dem vorzüglichen genner der babylonischen Keilschriften Clay cittzisfert worden. Gc- schästsschlaue Araber, die in den Rmnenftätten von Nippur wertvolle Altertümer witterte» und die Arbeiten der Lp-
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