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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.04.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070423028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907042302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907042302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-23
- Monat1907-04
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Anzeiqen-PreiS Abend-Ausgabe 8 Bezugs-PreiS »7 WMr.TaMaü 1 Scholz Handelszettung Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig Nr. 112 Dienstag 23. April 1907. rr. :sch-I. 10'/, Uhr. s iS«» Feuilleton Zi »Id«« »ir Hälfte bedeutend ngfernsiist. ag nachm. (Pantheonausgabe der „Gedichte" erschien soeben bei E. Fischer.) )erg«. chweinitz. -esse, iner. auth. -rauvner. Pollack, uug: Das igerstein. -nkdous. chenhain. ler. nsch. ker. hreiner. hmann. tilli. nie. Du gehst ganz lustig durch spazieren. Und drehst das Hälschen in die Rund. Ich habe eins nur zu verlieren. Mit dir geht alles mir zugrund. 101. Jahrgang 1 Aufzügen Erdmann, isf: Julius a Brendel; 0Z82d ag (Vorst, npiel der illensteins nert und ig nachm. irrt vom m Lothar und Tie Du suchst die Liebe rings entfaltet. Ich sehe sie in dich verhüllt; Nichts host du. was sich dir gestaltet. Ich habe dich, du süßes Bild. Du möchtest in dec Liebe wählen. Ich folge Kind dir. weil ich muß. Du möchtest die Gestirne zählen. Ich fand die Welt in einer Nuß. Clemens Brentano. Haupt-Filiale Berlin: CarlD u u cke r.Herzgl-Bayr.Hosbuchhandlg., Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603?. für Leipzig und Vororte durch unsere Träger und Spediteure inS Han- gebracht: Aus« gab« (nur morgenS) vierteljährlich 3 M., monatlich l M.; Ausgabe II (morgen- und abends- vierteljährlich 4 50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Poft bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich I M. ausschl. Postbestellgeld, für Oesterreich-Ungaru vierteljährlich 5 L 45 b. Abonnement-Annahm«: AugustuSplatz 8, bei unseren Trägern. Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Psg. Redattion und Expedition: Johannisgasse 8. Telephon Nr. 153, Str. 22^ Nr. 1173. Berliner Nedattions-Bureau: Berlin XIV. 7, Prinz Louis Ferdinand- Strafe 1. Telephon I. Nr. 9275. fahren verspreche ich mir viel für die Theater, nicht minder wie für das Publikum. Die meisten Theater — besonders aber die Stadtrheater — find ja heute in einer sehr ü-deln Lage. Ganz abgesehen von finanziellen Schwierigkeiten, müssen sie sich sorgen und Liuälcii, um den Schein zu wahren. Während fie reine Kunst, institute weder find noch sein können, verlangt die Kritik, die — wie ich schon erwähnte — allein die Intel essen des künstlerisch gestimmten Publikums vertritt, fortaciekt, daß sie etwas Derartiges werden sollen. Ans dem Wunsche, diesem Dilemma zu entgehen, cntsprii^t nun die fast all gemein übliche Politik der Theaterdirektionen; sie wollen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, sie suchen nach Theaterstücken, die dichterische Qualitäten besitzen, bei denen sich aber auch das große Publikum nnterl)ält. Mit mäßigem Erfolg. Denn das, was sic uns bieten, befriedigt gewöhn lich weder die einen noch die andern. Der Teil des Publi kums, der Zerstreuung sucht, langweilt sich, und der, dem cs aus künstlerisches Genießen ankommt, wird enttäuscht. Von schlimmen Folgen ist diese Politik übrigens auch für die dramatische Literatur; denn da meist nur solche Stücke ge nommen werden, die womöglich allen gefallen können, so machen nicht wenige Dichter in ihren Arbeiten dem Unter- Haltung wünschenden Teile des Publikums starke Kon zessionen, und mancher Dramenschreiber spielt sich als Dich- ter auf, um die Partei mit dem künstlerischen Programm für sich zu gewinnen. Repräsentanten einer solchen Drama tik „der mittleren Linie", die ihrer Anlage nach entweder mehr zu den Dichtern oder zu den „Unterhaltern" gehören, sind Sudermann, Qttv Ernst, Philippi, Blumenthal, Fulda und noch viele, viel zu viele. Aber auf die Dauer dürsten sie mit ihrer Spekulation kaum Glück haben; wer jedem etwas bringen will, dringt meistens gar nichts, sage ich sehr frei nach Goethe. Dieses würde nun, wenn die von mir befürwortete rein liche Scheidung einträtc, leicht anders und — besser werden. Wenn der künstlerisch interessierte Teil des Publikums die Gewißheit hätte, daß außer jenen Dramen, die von den die Tagcsmoden überlebenden ästhetischen An- sckjauungen als Werke bleibenden Wertes nicht anerkannt werden, alljährlich auch noch eine Anzahl von Dichtungen zur Ausführung kämen, be> deren Auswahl keine anderen als rein künstlerische Rücksichten entscheidend wären, so käme er dabei bestimmt besser weg als heute. Selbst wenn dieser Teil des Publikums als ein der Zahl nach kleinerer sich mit verhältnismäßig wenig Abenden begnügen müßte. Denn was haben die nach Kunst verlangen den davon, daß man die „angesehensten dramatischen Dichter der Gegenwart" regelmäßig zu Worte kommen läßt, aber meist in Werken, die beweisen, daß sie nicht „nur" Dichter sind; die Flagge muß die wenig wertvolle Ware decken. An solchen der modernen dramatischen Dichtung gehörenden Abenden würden sie jedoch in dem beruhigenden Gefühl ins Theater geben dürfen, daß die Veranstaltung zum mindesten von ehrlichem und ernstem liinstleri'chen Wollen o-n i wird: ein Gefühl, das heute fast gar nicht anfkommen kann. Wächst die Zahl derer, die nach solchen Abenden Begehren von einer psychologischen Analyse dieser beiden Begriffe aus gehen; ich denke aber, für meine Zwecke werde ich wohl auch mit einem bescheideneren Apparat auskommcn. Ich brauche nur zu srogen, ist Spazierengehen „wichtiger", „gesünder", „besser" als schlafen, und man wird gleich verstehen, ivas ich meine. Beides ist für die Erhaltung unserer Gesundheit unentbehrlich, aber das eine läßt sich nicht durch das andere ersetzen. Ebenso sind Unterhaltung und künstlerisches Ge nießen für das psychische Wohlbehagen eines Kulturmenschen wichtige Faktoren, die jedoch ganz verschiedene Funktionen zu erfüllen haben. Unmöglich wäre es, das eine durch das andere völlig ersetzen zu wollen; töricht, das eine für besser zu erklären als das andere. Die totale Verschiedenheit ist offenbar; die rein äußerliche Beziehung, die dadurch her gestellt wird, daß manche Unterlzaltung zur Erfüllung ihrer Zwecke künstlerischer Mittel bedarf — man könnte vielleicht ähnlich wie von Hilfswissenschaften auch von Hilfs'kiinsten sprechen — genügt nicht, um eine innigere Verbindung zwischen beiden l-crzustellen: Die allgemein menschlichen Werte des künstlerischen Genießcns wie die des Vergnügens sind getrennt zu untersuchen und einzuschätzcn. In der Literatur kann man von einer solclzen reinlichen Scheidung schon reden. Wenn ich zu meiner Zerstreuung Detektivgefchichten von Eonan Doyle lese, wird mich nur ein rechter Narr fragen: Warum lesen Sic nicht lieber ein „gutes Ruch" wie den „Jörn Uhl"? Man pflegt gegen Unterhaltungslektüre heute nur noch aus folgenden Grün den Einwände zu erheben: wenn sie langweilig ist, wenn sie Interesse durch nicht ganz einwandfreie Mittel erschleicht (.Hintertreppenromane, pornographische Schriftenh wenn sic künstlerisch ernst genommen zu werden beansprucht. Wenn ich mir dagegen im Theater den .-dramatisierten Sherlock Holmes" ansehe, dann werden mich viele und darunter nicht wenig „Gebildete" fragen: Zu solchen Stücken gehen Sic? Und man wird sehr verachtet, wenn man erklärt, man sei zu abgespannt, um ein Stück von Ibsen zu genießen, zu einem lustigen Schwank aber noch immer bereit. Die reinliche Scheidung bereitet sich hier erst vor. Nur ganz wenig dramatische Erzeugnisse geben von vornherein zu, lediglich dem Unterhaltungsbedürsnisse des Publikums dienen zu wollen, und diese sind dadurch, daß sie sich — ähn lich wie gewisse Produkte der Unterhaltungslektüre — nicht ganz einwandfreier Mittel 'bedienen, reckst in Mißkredit ge raten. Die große Mehrzahl aller dramatischen Erzeugnisse wird jedoch von ihren Erzeugern als ernst zu nehmende Dichtung hingestellt. Und da bei den allermeisten von Kunst natürlich keine Spur zu finden ist, so sucht man die Ursache dieser betrüblichen Erscheinung ir. dem Tiefstand der drama tischen Dichtung. Aber sind nicht Dichter, die dramatische Werke von bleibender Frische und Wirkung geschaffen haben, an den Fingern herzuzählen? Darf man in Deutschland ohne die Klassiker und ohne die Größen der Gegenwart andere dazu rechnen, als etwa Kleist, Hebbel und dann viel leicht noch Grillparzer, Ludwig und Anzengruber? Warum sollten sie heute wie Pilze aus der Erde hervorschießen? Weil jetzt jede Stadt ein Theater hat? Da vergißt man dock wohl, daß die Fortschritte der Bühnenkunst und der Bühnentechnik vor allem der Amüsicrdrainatik nützen. Der für Inserate aus Leipzig u. Umgebung die 6 gespaltene Petitzeil« 25 Pf., finanzielle An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Psi, finanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Iuierate v.Bebürdeu im amtlichen Teil 40Ps. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Lari' Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: AugUftnSPlatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Dichter denkt beim Schaffen seines Werkes schwerlich daran, ob es bei dem jeweiligen Stande der Theaterkunst und Tl>eatcrtechnik bühncnsähig und bühnenwirksam ist. Goethe hätte sonst kaum den Fau>t und Shakespeare Wintermärchcn und Sommcrnachtstrauin geschrieben. Nur wer das Publi kum amüsieren will, berücksichtigt in seinen dramatischen Arbeiten alle Möglichkeiten des Theaters, ja schreibt sie viel leicht um einen Theatcresfekt herum. Und der Amüsier dramatik wegen drängt sich die Mehrheit des Publikums in unseren Tagen scharenweise ins Theater. Nach dem, was ich vorhin ütbcr die Legitimität des Bedürfnisses uach Amüsement gesagt habe, kann diese Behauptung nicht als Vorwurf gedeutet werden. Im Gegenteil, es ist das gute Recht des Publikums, im Theater Zerstreuung und Unter- lmltung zu suchen. Aber ebenso haben auch jene, die der Wunsch eines Dichters Werk nachzuerleben, ins Theater führt, ein Recht auf echt künstlerische Darbietungen. Unmöglich scheint's beiden Wünschen gerecht zu werden, und doch gibt's wohl einen Ausweg. Ihn in einer Millionen- stadt zu finden, ist oerl-ältnismäßig leicht. Den verschiedenen Zwecken dienen dort verschiedene Bühnen. Um ein extremes Beispiel zu wählen: Reinhardt wird kaum auf die Idee kommen, in seinen Kammersoielen „Das weiße Rössel" ouf- zuführcn, und auf dem Repertoire des „Metropole" wird man vergebens nach „Hamlet" suchen. Allein in ollen Mttel- und selbst in vielen Großstädten, wo nur ein oder höchstens ein paar Theater jedem Bedürfnis gerecht werden sollen, ge staltet sich die Lösung dieses Problems schon schwieriger. Und nur mit Hilfe der Theaterleitungcn und der Kritik läßt sie sich erreichen. Die Theaterkritik — ob gut, ob schlecht — vertritt immer nur die Interessen des künstlerisch ge stimmten Publikums. Wie dieses — 'welcher Kunstrichtung cs auch angehören mag — immer annimmt, daß das Theater ausschließlich ein Kunftinstitut sein müsse, so auch die Theaterkritik. Und von wenigen Ausnahmen abgesehen, be trachtet sic jede Aufführung als ein künstlerisch ernst zu nehmendes Ereignis. Für die Leistungen der Darsteller mag das gelten, denn die Mittel, durch die das Theater wirkt, sollten in jedem Falle künstlerische sein, die zur Aufführung gelangenden Stücke wären indes sehr ost aus anderen Ge sichtspunkten zu bewerten. Die Kritik könnte ja, wenn sie zu der Ueberzeugung gekommen rst, daß ein Stück nicht künstlerisch ernst genommen zu werden verdient, fick) einfach darüber äußern, ob es den Zpecken der Unterhaltung zu dienen vermag oder nicht. Die Rubrik: Vergnügen wäre der geeignete Platz, um dem Publikum den Inhalt eines solchen Stückes mitzuteilen mit einer Bemerkung, wie man sich da bei unterhält. Der Kritik aber müßte, damit einem ein solches Urteil für den Autor nichts Verletzendes enthielte, die Theaterleitung cntgeacnkommen. Bevor diese das Auf führungsrecht für ein Theaterstück erwirbt, sollte sie dem Verfasser zunächst erklären, ob sie es zur Amüsicrdramatik oder zu den künstlerisch ernst zu nehmenden Dichtungen rech net; ist der Autor mit der seiner Arbeit zuteil werdenden Bewertung durch die Theater!eitung einverstanden, sü brauchte diese vor der Auistihrung nur eine Mitteilung an die Presse gelangen zu lasten, unter welchem Gesichtspunkt sic das Stück beurteilt wissen will. Von einem solchen Ver- Die Zwecke -e» Theater». Van Dr. Leon Zeitlin (Frankfurt a. M.j. Wir möchten nicht zugebcn, daß das Theater befähigt oder berufen ist, zugleich dem künstlerischen Genießen und dem Amüsement zu dienen — zwei Lebensgebiete, oie im Grunde genommen gar nichts Gemeinsames besitzen; viel lieber möchten wir dem Theater eine Wirkungssphäre zu weisen, in der es keine Aufgaben zu lösen hat, die sich wider sprechen. Um der so sehnsüchtig begehrten Zweckeinheit willen brütete man einen so lächerlichen Gedanken aus wie den, daß Vergnügen und Unterhaltung, wenn wir sic im Theater suchen, durchaus mit einem künstlerischen Mäntelchen be hangen sein müssen ober den nicht minder lächerlichen, daß Theater und Kunst überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Man wird mir -war entgegenhalten, daß Kunstgenuß „be kanntlich" das edelste Vergnügen sei; daher könne es doch nickst stimmen, wenn ich beide als voneinander grund verschieden bezeichne. Allein jenes Wort ist schließlich doch nur «ine ck« pnrlar, ebenso wie die oft gehörte Behaup tung, auch die Arbeit sei ei« Vergnügen. Äm Ernst wird natürlich niemand daran zweifeln, daß zwischen Arbeit und Amüsement doch ein prinzipieller Unterschied besteh. Der Beweis für meine Theorie, daß das Verlangen nach künst» lernichem Genießen und das nach Unterhaltung aus zwei gaqz verich-cheo« Bckckrftns« fließe», müßte rreisich Schaden ersatzpflichtig sei, der Nicaragua dadurch entstanden sei, daß sich Salvador in den Streit zwischen Nicaragua und Honduras ciugemischt habe. Die spanischen Wahlen. Die ganze liberale Presse, sowie besonders die republi kanische greift die Regierung an wegen deS unerhörten Druckes, den die Regierung bei den Parlamentswahlen aus geübt habe. Die republikanischen Blätter erklären, daß die Republikaner tatsächlich die Sieger des Tages seien ('?). — Die Regierung muß es arg getrieben haben, wenn ihre Be einflussungen jetzt als auffällig erscheinen. Dänemarks Neutralität. Nach ZeitungSmelvungen schweben Verhandlungen mit den Machten wegen Anerkennung der Neutralität Dänemarks im Kriegsfälle. Die Katastrophe der „Berlin" vor -em Lccamt. In der Caxton-Hall fand gestern die Schlußverhandlung des Seeamts über den Untergang des Dampfers „Berlin" statt. Der Rechtsanwalt, der die Great Eastern-Eisenbahn vertrat, führte aus, der Dampfer sei 1894 sür 72 000 Pfund Sterling (--- 1 440 000 Mark) gebaut worden, doch sei er nicht versichert gewesen. Im Dezember 1906 sei er einer gründlichen Reparatur auf den Tyne-Wersten unterworfen worden, die 32 000 Pfund gekostet habe. Darauf habe er alle üblichen Zeugnisse vom Handelsamt er halten. Die nötigen Rettungsapparate seien vorhanden ge wesen, und über deS Kapitäns PreciouS Fähigkeit berrsche kein Zweifel. Alles, was menschenmöglich, sei nach dem Unfall getan worden. Der große Verlust an Menschenleben sei durch die über die Rettungsboote brechende Brandung und das Zerreißen der Rettungsleinen verursacht worden. Es sei durchaus nicht unvorsichtig gewesen, in den Hafen einzulaufen. Keines der Schiffe der Gesellschaft sei je durch widriges Wetter zum Verbleiben außerhalb der Wasserstraße gezwungen worden. Die Aussage der erfahrensten Kapitäne beweise, daß es äußerst unvorsichtig gewesen sein würde, wieder in die See hinauszusteuern. Auch nachdem das Schiff zum ersten Male von den schweren Wogen getroffen worden wäre, seien die Befehle des Kapitäns von den Maschinisten befolgt worveu; eine Welle, welche das Schiff fünf Punkte aus l-mem Kurl: warf, müsse auseahmsweisL fchw-e gewesen sein. Der Kapitän habe denjenigen Kurs gehalten, den die Experten sür den richtigen erklärt hätten; das beweise, daß die „Berlin" mit seemännischem Geickick gesteuert wurde. Der vom Seeamt bestellte Rechtsanwalt Hamilwn erklärte, wegen Mangels an Flößen und schwimmenden Verdecksitzen würde sich schwer eine Verurteilung erzielen lasten, da gesetzmäßig solche nur vorhanden sein müßten, falls die Rettungsboote nicht genug Raum für alle an Bord befindlichen Personen böten. Das Hallen von Oel an Bord, um es im Falle der Gefahr auf d,e erregten Wogen zu gießen, ser kein: dem Gerichtshof vorliegende Frage, und alle seien einig, daß die holländische Rettungsmannschajl alles nur menschenmögliche geleistet hätte. Was die Führung der „Berlin" anbelange, so erkläre er, daß, wenn die See in sener Nacht so ausnahmsweise hoch ging, dies um so mehr -rr- Aus -er Gesellschaft. Das Kronprinzenpaar hat zu der am Sonntag, den 12. Mai, in St. Ulrich bei Mücheln statkfindenden Trauung der ältesten Tochter des Barous v. Helldorff mit dein Oberleutnant im 1. Garde regiment zu Fuß Hans v. Plefsen sein Erscheinen zugesagt. nie. Zur Ostmarkenpolitik 'hat hie sreikonservalioe Frak tion des Abgeordnetenhauses eine ziemlich scharf gehaltene Resolution eingebracht, worin sie ihr Bedauern darüber aus spricht, daß die in der Thronrede angekündigte Vorlage zum Schutze der Deutschen in den Ost mar-ken in dieser Session nicht eingcbracht worden ist. Die Resolution verlangt dann eine nationale Bodenpolitik hauptsächlich unter folgenden Gesichtspunkten: 1s der Schwerpunkt der Tätigkeit ist aus die Erhaltung des deutschen größeren und kleineren Grund besitzes zu legen, namentlich durch Gewährung billigen Kre dits und durch Maßregeln, die geeignet sind, dem Ueoeryange deutschen Grundbesitzes in polnische Hand entgegenzuwirken. Demzufolge ist auch der Landerwerb der Ansiedlungs kommission so cinzumchten, daß eine ungesunde Preissteige rung vermieden wird; 2j kräftiger und planmäßiger als bis her ist auf die Heranziehung und Ansiedlung deutscher Ar- beiter auf dem Lande und in den Städten auch uuter Mit- Wirkung der staatlichen Betriebsverwaltungen Bedacht zu nehmen; 3s die Organisation der Ansiedlungsbehörden ist zu vereinfachen. * Zur Personen- und Gepäcktarifreform. Ein Erlaß des preußischen Eisenbahnministcrs schärst den Königlichen Eisenbahndirektionen ein, alles daran ^u setzen, daß die Ab fertigung der Reisenden und ihres Gepäcks zum 1. Mai glatt und sicher vonstatten geht und jede unnötige Be lästigung vermieden wird. Insbesondere sind während der Uebcrgangszeit sowohl die Fahrkarten- als auch die Gepäck- schalter längere Zeit als sonst vor Abgang der Züge offen zu halten, damit die Reisenden bequem Abfertigung finden und sich leichter an die neuen Verhältnisse gewöhnen können Die Schalterbcamten sind gehalten, die Reisenden auf die Zuschläge für Benutzung von Schnellzügen hinzuwenen und ihnen die erforderlichen Schnellzugszuschlagkarten so- gleich bei Verabfolgung der Fahrkarten anzubieten. In den Fahrplantafcln der Stationen ist bei den Schnellzügen ein deutlich lesbarer Vermerk darüber anzubringen, daß sie zu- schlagspflichtig sind und zu ihrer Benutzung Zuschlagkarten gelöst werden müssen. ?luf die deutliche Kennzeichnung der Schnell- und Eilzüge auf den an größeren Stationen befind- lichen Ueborsichtstafeln, auf denen die Llbfahrtszeiten der Züge angegeben sind, ist besonderer Wert zu legen. Ferner soll auf den Bahnsteigen größerer Stationen jedesmal ar den Äbfahrstcllen der Schnellzüge ein Aushängeschild (Handweiser) mit der Aufschrift „Schnellzug nur gegen Zahlung des Schnellzugszuschlages zu benutzen" angebracht werden. Auch werden die Babnsteigschasfner mit darauf zu achten haben, daß die Reisenden gegebenenfalls mit Schnellzugskarten versehen sind. Bei Abfertigung des Ge- päcks sind alle Erleichterungen zu gewähren, insbesondere auch dafür zu sorgen, daß bei Aufgabe von Gepäckstücken im Gewicht bis zu 25 Kilogramm den Reisenden die Wegt zum Gepäckschalter erspart bleiben. * Sächsische Landtagswahl. Im 45. sächsischen Landtags wahlkreise, der die Orte Adorf, Oelsnitz, Markneukirchen, «Schöneck, Brantbach, Bad Elster ustv. umfaßt, ist in der Ersatz- Wahl von feiten der Nationalliberalen der praktische Arzt Dr. mcd. Werbat ns in Bad (Ilster gegen den konser vativen Kandidaten Bürgermeister Schanz ausgestellt worden. * Zeugniszwangsverfahren. Das Oberlandesgericht I Karlsruhe hat die Beschwerde des Redakteurs Geck vom Vas Neueste vom Lage. (Dir uach Schluß der Redaktion «Ingegaugenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des Hau-tblatteS.) Der Kaiser. Der Kaiser ist, wie uns ein Privattelegramm aus Darm stadt meldet, heute vormittag nach Wiesbaden gefahren. Vorher besichtigte er das neue Lanvesmufeum in Darmstadt. Die Denkmalsweihe in Plauen. In Plauen i. V. ist heute das König Albert-Denkmal, eine Schöpfung des Leipziger Bildhauers Prof. Seffner, in Gegenwart König Friedrich Augusts enthüllt worden. Ein Sonderbericht meldet in dieser Nummer Näheres. Das dcutfch-amerikanische Handelsprovisorium. Das zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland vereinbarte neue Handelsprovisorium, das gestern dem wirtschaftlichen Ausschuß zur Beratung vorlag, gelangte nach siebenstündigcr Beratung zur Annahme. Es wird dann dem Reichstag zugehen. * Badische Mintfterkrisis. Die badische Ministerkrisis hat ihren Höhepunkt erreicht: Der Minister des Innern Dr. Schenkel hat seine Entlassung eingereicht, die vom Großherzog auch angenommen wurde. Zu seinem Nachfolger ist der Oberdirektor des Wasser- und Straßenbaus Freiherr von Vodmann ernannt worden. Schenkel übernimmt den Posten des Präsidenten der Ober- rechnungskammer, dessen bisheriger Inhaber Geheimrat Joos in den Ruhestand tritt. Zur Wredc-Affäre. Gegen den Beschluß des Landgerichts Güstrow auf Einstellung des Verfahrens in der Silberdiebstahls affäre der Fürstin Wrede ist Beschwerde beim Ober- landesgerichr eingereicht worden. Englische Arbeiter gegen -te Abrüstung: 12 000 Arbeiter des Zeughauses von Woolwich begaben sich gestern in geschloffenem Zug nach dem Parlaments gebäude, um Anspruch gegen die Entlassung zahleicher Arbeiter zu erheben. Sie hatten bereits sich dem Parlamentsgebäude genähert, als ihnen ein großes Polizei aufgebot den Weg verlegte und erst nach längerer AuSeinanoerjetzung 20 Mana gestattete, sich nach dem Parlament zu begeben. Hier empfing sie Campbell Banner- man, der ihnen erklärte, er bedauere die nötig gewordenen Maßnahmen, könne aber nichts daran ändern, da infolge der Friedenspoliiik Englands die Rüstungen eingeschränkt würden. Es sei unmöglich, im Interesse einiger Arbeiter die Finanzen des ganzen Landes zu belasten, doch verspreche er, sich zu bemühen, für die entlassenen Arbeiter Beschäftigung zu schaffen. — Diese Demonstration der Abrüsluugsgegner ist ordentlich herzerfrischend gegenüber dem öden Treiben der ,,zu8razists!'' Roosevelt Schiedsrichter. Die Regierung von Nicaragua hat an den Präsidenten Neosevetr das Ersuchen gerichtet, er möge, damit die Frie- densoerbandluugen in Amapalr nicht verzögert werden, das, . Lchiedsrichteraml übernehmen oder einen Schiedsrichter er-1 ein Grund gewesen wäre, nicht in den Kanal einzulaufen. nennen zur Entscheidung darüber, ob Salvador sür den I und wenn trotzdem das Einlaufen für sicher gehalten wurde, — ... so siege wenig Grund vor, zu erklären, daß der Unfall nicht vorhergesehen werden konnte. Es folge jedoch nicht mit Notwendigkeit daraus, daß der Kapitän Precious falsch ge handelt habe. Die Frage sei nicht die, ob er da sein Bestes tat, sondern ob er richtig handelte. — Der Gerichtshof wird morgen seine Entscheivung verkünden. Disko litermäsztgnng. Die NeichSbank hat den Diskontsatz von 6 auf 5^2 "/o und den Lombarvziussuß von 7 auf tr^o/o ermäßigt. (Bergt. Haneelszeitung.) politisches. Hamburg und Preußen. Im preußischen Abgeordnetenhaus«! ist am Sonnabend eine längere Besprechung über den Köhlbrand-Vertrag, der im Jahre 1896 zwischen Preußen und Ham burg abgeschlossen worden ist, erfolgt. Der Abg. Just hat dabei über die Beziehungen und Verhandlungen zwischen Hamburg und Harburg eine längere Rebe gehalten und aus geführt, daß die Bewohner Harburgs das Gefühl hätten, als würden sie zugunsten Hamburgs hintenangesetzt. Ferner sprach er von einer Zwangslage Hamburgs, da dieses mit seinem Gebiet für Hasenerweiterungen zu Ende sei und nun Preußen kommen müsse. Diese und andere Schlußfolge rungen des Redners treffen nicht zu, sic entspringen aller dings dem Wunsche, daß sich ein Teil des Hamburgischen Handels nach dem benachbarten Harburg wenden möge. Die Stadt Harburg hat sich in den Letzten Jahren einen moder nen Seehasen mit 10 Meter Tiefe erbaut, der demnächst einer Eröffnung cntgeaensieht. Tie Zufahrtsstraße zu die- cm Hafen von der Elve ist eben der Köhlbrand, an dessen beiden Seiten auch Hamburg Grundbesitz hat. Der Köhl brand hat aber durchschnittlich nur eine Tiefe von etwa L Metern, was nützt den Harburgern nun ein tiefer Hasen, wenn sie keine tiefe Zufahrtsstraße haben und zumal diese Straße nach dem gcjchlossenen Abkommen nicht ohne Ge nehmigung Hamburgs vertieft werden darf. Das Hambur gische Gebier östlich des Köhlbrands ist für Hafenerweite rungen und für die neue Niesenanlage des „Vulkan" auf gebraucht, aber westlich vom Köhlbrand hat Hamburg noch umfangreiche Ländereien, so daß es hier noch einen Freihafen in der jetzigen Größe anlegen könnte. Mithin ist Hamburg mit seinem Gebiet noch lange nicht zu Ende. Hamburg be absichtigt nun, um eine feste Verbindung mit diesem neuen Ecbiet zu schaffen, die Untertt.nnelung oes Kohlbrands, und zwar zwischen Prcußisch-Neuhof und Hamburgifch-Walters- hof, weil diese Tracc am wenigsten Kosten verursachen würde. Lehnt Preußen nun die dazu erforderliche Gebietsabtretung ab, so können die beiden Endpunkte allerdings mit größeren Kosten auch auf Hamburgisches Gebiet verlegt werden. — Von einer Zwangslage Hamburgs kann daher keine Rebe sein, eher könnte man von einer Zwangslage der preußischen Stadt Harburg sprechen, welches für seinen neuen Hasen keine geeignete Zufahrtsstraße hat. Aus dem neuen Terrain zwischen dem Köblbrand und dem stödlslcth beabsichtigt Hamburg, wie bereits kurz gemeldet, fünf neue große Häfen anzulegen, die Projekte dafür sind be reits völlig scriiggcsteUt. Für den Verkehr mit diesen neuen Häfen ist aber eine feste Verbindung durchaus nötig, sei es durch eine Ucberbrückung oder Untertunnclung des Köhl brands. Im Interesse beider Teile ist zu hoffen, daß eine friedliche Einigung bald erfolgt.
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