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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070424016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907042401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907042401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-24
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Var Wcdtigrte vom Tage. * Der Reichstag erledigte den N e i ch s just i z e t a t unter gleichzeitiger Annahme verschiedener Nesolu - tionen und trat dann in die zweite Lesung des Mili la re tat Z ein, wobei der Kriegsminister eine be merkenswerte Rede hielt. (S. Art. und Parlaments bericht 2. Beil.) * Bayerische Großindustrielle haben sich gegen die Veranstaltung einer Berliner Weitaus- stellung im Jahre 1913 erklärt. (S. Letzte Dep.) * Die Leipziger Handelskammer bekannte sich in ihrer gestrigen Sitzung als grundsätzliche Geg nerin der S ch i ff ah r t s a b g a b en. fS. d. bes. Ber.) * Der italienische Minister des Auswärtigen Tittoni hat die Beantwortung der Interpellationen von Deputierten über Italiens veränderte Stellung zum englischen Abrüstungsantrag verschoben. (S. Letzte Dep.) * Ein i ta l i e n i sch.er Ingenieur hat ein Projekt zum Durchstich des Montblanc eingereicht. iS. Ausl.) * Li-Hung-Dschang wurde zum chinesischen Gesandten in London ernannt. fS. Ausl.) * Der seit mehreren Jahren gegen die ehemalige Hos- dame der Prinzessin Amalie von Schleswig- Holstein, Anna Milewsky, schwebende Prozeß ge. langte gestern vor der ersten Strafkammer des Landgerichts Berlin II erstmalig zur Verhandlung. sS. Gerichtssaal.) * Das Mitglied der Akademie sraneaise Schriftsteller Andre Theuriet ist gestern in Paris gestorben. * Den Prix Gladiator zu Maisons-Lasitte gewann Mons. I. Prats „Allegro" gegen „Jasmin". vernburgs kirenbahnüeirlrselmtt. I. Dernburgs Denkschrift über die Eisenbahnen in den Kolonien ist, wie schon berichtet wurde, dem Reichstag zugegangen. Sie gibt wieder einmal Zeugnis davon, mit welcher Energie unter dem neuen .Herrn im Kolonialamt alles zusammengetragen wird, was geeignet ist, unsere kolo nialen Bestrebungen in einem neuen, besseren Lichte er scheinen zu lassen und den Kolonien den ihnen gebührenden Platz im Nahmen der nationalen Wirtschaft zu verschaffen. Die Denkschrift umfaßt drei stattliche Bände. Der erste Band behandelt in der Reihenfolge ihrer geographischen Lage sämtliche afrikanischen Eisenbahnen, und zwar jedes einzelne Kolonialgebiet in einem besonderen 'Abschnitt, aus dem man sich über die Entstehung, technische Beschaffenheit, Unternehmungsform, Rentabilität, wirtschaftlickw Wirkungen, strategisch-politische Bedeutung der einzelnen Linien unter richten kann. Der .zweite Band faßt die eisenbahnpolitischen Ergebnisse dieser Einzeldarstellungen nach technischen Ge sichtspunkten, Unternchmungsiorm, Rentabilität usw. zu sammen und zieht daraus Schlüffe für die Organisation des Eisenbahnwesens in unfern Kolonien. Der dritte Band um. faßt das volkswirtschaftliche und statistische Material, graphische Darstellungen, Karten usw. Um es vorweg zu sogen, die Denkschrift nimmt ?einerleiStellungz.rdenbekanntenStreit- fragen über Linienführung u. dcrgl, und es be stätigt sich somit das, was wir neulich in unserem Leitartikel über die Erschließung Ostafrikas gegenüber allerlei Munke- leien zugunsten der „Zentralbahn" gesagt haben. Die Denkschrift soll nickt als Programm aufqefaßt wer den. Sie enthält aber doch ein Programm, allerdings nicht auf dem Gebiet des Kolonialbahnwesens, sondern ein Pro gramm Dernburgs über die Entwickelung der Kolonien im allgemeinen. Das Ergebnis des zweiten Bandes der Denk schrift läuft darauf hinaus, daß bei Verwirklichung eines groß angelegten Verkehrsplanes oer Bau der einzelnen Linien nicht mehr privaten Unternehmungen überlassen werden kann, sondern von den einzelnen Kolonien selbst mit Hilfe von eigenen Anleihen übernommen werden muß. Mit anderen Worten: eine großzügig« Erschließung der Kolonien mit Eisenbahnen sept den Ueber- gang der Kolonien zur Selbstverwaltung voraus. Wenn auch dieses erstrebenswerte Ziel durch die in den nächsten Wochen zu erwartende Umwandlung des Kolonial amts in ein selbständiges Reichsamt bedeutend näher gerückt ist, so wirkt es doch überraschend, daß sich Dernburg dieses Ziel so nahe denkt. Er hat wiederholt unzweideutig aus gesprochen, daß er die Schaffung eines ausreichenden Ver kehrsnetzes in den Kolonien als «ine der dringendsten Auf gaben der Kolonialverwaltung halt, er muß also, wenn er den Ausbau des Verkehrsnetzes von der völligen Umgestal- tunq der kolonialen Organisation abhängig macht, schon einen vollständig ausgearbeiteten Plan in der Hand haben. Wie wir neulich schon ausgeführt haben, setzt die Ver wirklichung unserer «roßen kolonialen Pläne die Schaffung der finanziellen Grundlage durch eine umfassende Neuord nung und Vermehrung der Neichsfinanzen voraus. Davon muß auch Dernburg durchdrungen sein und es ist wohl mög lich, daß seine Denkschrift nebenbei den Zweck verfolgt, der Oeffentlichkeit darzutun, mit welchen Mitteln wir zu rechnen haben, wenn in den Kolonien wirklich etwas Ganzes zustande kommen soll. ES ist klar, daß daS Reich, wenn den Kolonien daS Recht der Selbstverwaltung „ugestanden ist, aus abseh bare Zeit die ZinSgarantie iür die seitens der einzelnen Schutzgebiete zum Zweck von Eisendahndauten und anderen AuSgatbe» aufgrnommenen Anleihen stbernchmen muß. Während der nächsten Jahre, bis die Schutzgebiete durch die fortschreitende Erschließung sich größere eigene Einnahmen geschaffen haben, werden also noch erhebliche Opfer zu bringen sein. Es 'st anzunehmen, daß bei den Ver handlungen über den Kolonialetat in öieser Richtung noch die erforderlichen Erläuterungen erwartet werden können. — Auf die einzelnen sachlichen Punkt: der Denkschrift: Unter nehmungsform, Rentabilität, wirtschaftliche Wirkungen wer den wir in einem zweiten Artikel näher eingehen. Die Tendenz der Denkschrift, die öffentliche Meinung an der Hand eines der wichtigsten Probleme kolonialer Wirt schaftspolitik zu großzüq.ger Auffassung unserer kolonialen Aufgaben anzuleiten, wird sicherlich mancherlei Anfechtung erfahren. Es ist nur zu hoffen, daß die Regierung sich nicht irre machen lassen, aber auch über die den großen Plänen die leichter zu verwirklichenden Ausgaben nicht außer Acht lassen wird. Es gibt, auck auf verkehrspolitischem Gebiet, Projekte, die langes Warten nicht vertragen und lieber heute als morgen in Angriff genommen werden sollten. ver pleurrizcbe flliegsminfttrr über unsere tsriegsbereilzebakl. (Aus dem Reichstage.) Einmal hört auch die längste Iussizdebatte auf. Diese alte Erfahrung bestätigt: sich im Reichstage bei der zweiten Beratung des Zustizeials amDienslag, derHeirn Nteberding, desReichö- justizamls trockenen Verweier, die Ersisiung brachte. Ein Zu- lammenstoßzwnckcn dem loniervatlven Abgeordneten Kreth und Herrn Stadthagen als Wortführer der Sozialdemokraten, leitete die Sitzung recht turbulent ein. Herr Kreih hatte sich über die „Leipziger Volkszeitung" beklagt, weil sie die Königin Luise kritisiert und Intrigantin genannt hatte, dazu riefen die Sozialdemokraten „Sehr richtig". HerrKreih forderte die Herren auf, sich m schämen, was diese aber nicht taten, viel mehr rief Siadibagen: „Unverschämt" und batte damit seinen programmmäßigen Ordnungsruf weg. Dann wurde sehr bald em Sck ußantrag angenommen, wo bei der Vizevräkidcnt Paa, ehe rrne tebr praktiche Neuerung einiührie. Da wieder Dutzende von Abgeordneten in persönlch.u Bemerkungen ihr Beoau.rn ausdrücken woll'en, day sie nicht ;u Worte gekommen ,eicn, io verlas Herr Pa.nck. einfach die unerledigt gcbkieoen- Redner liste, womit den Wiinicheir der Herren Nichtredner wohl am einfachsten und ichmerzloseslen ennprochen sein düifte. Bei der Abslimmnng über die Resolution des Inftizetals ergab sich das wirtlich verblüffende Resultat, daß außer der Reiolution Osann über den Zwangsoergleich auch die Reiolution Bass ermann auf Vorlegung eines ReichSgesetzes über die Hauung des Staates und anderer jlliislifcher Personen sür Schädigungen durch ihre Beamten mit 130 gegen 128 Stimmen abgelehnt wurde. Man weiß nicht, was man dazu jagen joll, nachdem ras Unerträg liche der bestehenden Zustände gerade in dieier Debatte so überreugend nachaewieien wurden ist. Bei ver SpeualdlSkulsion übte das Erichcinen Stadtha ens auf der Tribüne prompt eine panikartige Wirkung aus, sodaß sich der Saal bis ans die Pflichihörer und einige tapfere Manner leerte. Stadthagen ipiack bewnders über die Konturrenz- klausel und griff den Frecheren Heys von Herrnsheim an, in- dcssem Nam-m später Bassermann antündigte, vag der abwesende Angegnffene die Konkurrenzklaniel-Asfäre selbst klaissillen wolle. Im übrigen jprach auch Baiser mann sür eine weitere Ennchränkung der Konkurrenzklauiel. Darauf ging man zur zweiten Beratung des Militär- etatS über, die wie gewöhnlich nut einer großen Zabl von Sonderwünschen lokaler Natur begann. Bon prinzipieller Bedeulung war die Anzapfung Erz bergers wegen des vielfach besprochenen drei zehnten Hauptmanns oder des „Aggregierten KondS", der lür die Besoldung von 9t Hauptleuten bewilligt, aber für andere Zwecke verwende» worden war. Die gebaktreiche und bedeutsame Rede des KriegSnunisterS von Einem ging ausjührlich aus diesen Punkt ein und gab rückhaltlos zu, daß hier ein Fehler gemacht worden sei, der in Zukunst vermieden werden solle, aber alle kleineren Interesse» traten sofort znrück, als der Minister über die Gestaltung bes Etats aks Ausdruck der Kriegsbereitschaft zu sprechen begann. Die Frage wird kaum zu entscheiden sein, ob hier etwas mehr als eine Hypothese geboren wurde. Aus der überaus nachhaltigen Wirkung der mit großem Ernst vorgelragenen Worte ließe sich das vielleicht schließen, jedoch gibt die sehr sorgfältige Wahl der Worte selbst dafür keinen festen Anhalt, so daß es doch besser ist, nicht nach einem Nebensinn zu suchen. Soviel scheint aber sicher, daß sebr reale Besorgnis den ernsten Ton und die einzelnen Aus drücke bedingt hat. Bemerkenswert ist vor allem die freudige und eindrucksvolle Betonung, der Reichstag habe bewilligt, was von der militärisch verantwort lichen Stelle gefordert worden ser. Damit wird der feste Zusammenhalt von Volksvertretung und Heer prvtlamiert. Die Stelle, die am meisten besprochen werden dürste, war die von der Hoffnung, daß unsere Reformen in der Bewaffnung und in den Befestigungen durch geführt sein würden, ehe eS zu einem Kriege komme, und der Hinweis auf Frankreich, das in einem kritischen Augenblick zur Zeit DelcassS'S genötigt gewesen sei, Hunderte von Millionen für sein BesestrgungS- wesen auf einmal au-zngebea. Wenn ein KriegSminilter feinen Etat mrt deu Worten schließt: „Wir müsse« kriegSserlig sein", so kann man daS ja zur Not als eine selbstverständliche Forderung seiner Amts- Pflicht auSgeben. Nach fester Friedenszuversicht klingt es aber schließlich auch nicht. Für das deutsche Volk ist dann aber erst recht die von aller Nervosität freie, ruhige Sicherheit des Ministers, sei« Vertrauen aus unser« Kriegsrüstung uod aus de» Geist der Armee eia« wertvolle Bürgschaft. cbünngizclie filisnr- unck kftenbabirrrbmrren. Ueber die Frage der besten Lösung der Finanznöte der thüringischen Staaten im Anschluß an eine Aenderung der preußischen Eisenbahnvolitik ließ sich, wie schon kurz erwähnt wurde, vor einigen Tagen der Abg. Müller-Meiningen in der „Dorfzeitung" aus, und ihm sind sofort zwei Gegner in der Person des Kgl. Eisenbahn- dircktionspräsidenten Todt-Erfurt und des Abgeordneten Frhrn. v. E r f f a - Wernburg erstanden. Müller-Meiningen schreibt: „Nichts wäre verkehrter, als Preußen für den un eigennützigen Wohltäter Thüringens anzusehen und als solchen zu behandeln. Die Minister der kleinen thüringischen Staaten wissen wohl, daß „der große Bruder" mit ihnen an sangen kann, was er will: der Starke hat immer recht." Er fordert daher, daß die Abgeordneten der einzelnen Staaten zusammenrreten und ihre Stellung zu der Eisenbahnpolitik Preußens darlegen sollen. Von Preußen fordert Müller, daß es an die Staaten einen Teil des Reingewinns der durch ihr Gebiet führenden Bahnen abtreten und auf die Be freiung der Eisenbahn und ihrer Beamten von der Kommu nalsteuer verzichten möge. Was das für die einzelnen Staaten bedeuten würde, leben wir aus der Berechnung des Herrn Todt. Dieser gibt die Länge der durch nichtpreuhisches thü ringisches Gebiet führenden Bahnen mit 1237 Kilometern an, deren Reinertrag 7^ Millionen Mark beträgt. Sieben nnd eine halbe Million würden aber geeignet sein, den Finanzen aller beteiligten thüringischen Staaten derart auf zuhelfen, daß die Minister und Abgeordneten nickt fort während nach neuen Einnahmequellen zu suchen brauchten, um nur für die nötigsten Ausgaben Deckung zu beschaffen. Wen» Herr Präsident Todt schließlich den Thüringern vor rechnet, welche Wohltat Preußen ihnen durch die Schaffung neuer Zugverbindungen und durch Einführung der vierten Wagenklasse erwiesen bat, so möge er doch auch bedenken, daß die preußische Staatskaffe cs ist, welche die Mehr einnahmen aus diesen zweifellos ja nicht geringen Einrich tungen emheimsl. Die Befreiung der Beamten von den Gemeindelasten ist ein sehr wunde: Punkt in der Eisenbahn politik Preußens. Vor Uebernahme der Thüringischen Eisen bahn iHalle-Bebra) im Jahre 1882 schloß Preußen Verträge w-.l den Einzelstaatea, in de.ren diese die Verpflichtung über nehmen niußten, niemals den Gemeinden zu gestatten, von den Bt imken und Liegenschaften der Bahr. Kommunalsteuern ;n erheben. Kauw aüe. war die Neber».'hm« erfolgt, so er teilte Preußen seinerseits den an dieser Balm gelegenen preußischen Gemeinden dieses selbe Recht, so daß sie große Einnahmen aus diesen Steuern haben, während die thürin gischen Gemeinden leer ausgehen. Wünscht aber eine Ge meinde eine Verbesserung im Eisenbahnwesen, so muß sie nicht unbedeutende „verlorene Zuschüsse" leisten; Eisenach z. B., das durch die Pflege seiner Umgebung alljährlich viele Tausende von Fremden anlockt und damit der Bahn große Einkünfte zufiihrt, mußte für den Umbau feines Bahnhofes 500 000 Mark zuzahlen! Bei solchen Verhältnissen ist die Mißstimmung in Thüringen gegen das preußische Eisenbahn wesen nicht unverständlich; cs muß aber eigenartig berühren, nenn Freiherr v. Erffa, der in seinen Ausführungen voll ständig den Nützlichkeitsstandpunkt des Präsidenten Todt einnimmt, behauptet, das Verlangen nach einer Beteiligung an den Erträgnissen der thüringischen Eisenbahnen verstoße „gegen die elementaren Begriffe von Mein und Dein" und sei „ein Raubzug gegen die preußischen Finanzen". Dem langjäbriaen Vorsitzenden der Budgctkommission des preußi schen Landtages scheint in dieser preußischen Tätigkeit das Empfinden sür die Bedürfnisse der übrigen deutschen Bundes staaten in bedenklichem Umfange abhanden gekommen zu sein! Vie Verlegung aer Zchulfabrrr. Wir erhalten folgende Zuschrift: Zu dem Artikel in Nr. 109 Ihres sehr geschätzten Blattes erlaube ich mir einige Bemerkungen zu machen. Die gedachten Aenderungen würden Verhältnisse mit sich bringen, die nicht nur den Eltern, sondern dem allergrößten Teil der Bürgerschaft unwillkommen wären. Zunächst steht in genanntem Artikel, das Sommerhalb jahr würde etwas weiter in die voraussetzlich heißeste Zeit ausgedehnt werden. Die großen Ferren würden also .rst Ende Juli beginnen. Es scheint nicht beachtet, daß ein berechtigtes Interesse dafür vorliegt, daß die großen Ferien auf die ge i ch ä f t l i ch ruhigste Zeit, also auf den Monat Juli, fallen. Es ist doch wünschenswert, daß an der Sommerreise auch der Vater teilnehmen kann, das ist nicht nur der Annehmlichkeit wegen, sondern auch der Erziehung halber wichtig. — Und wie wer den unsere Gcichästsleure urteilen, die durch die Ferien zu einer unfreiwilligen Ruhe gezwungen sind? Soll diese Ruhe verlängert werden, und oer Beginn des Herbstgeschästes hinausgeschoben werden? Sachsen ist Industrie, und Handelsftaat, sollen die kauf männischen Interessen nicht berücksichtigl werden? Die Landwirtschaft ist bet der Einrichtung der Ferien immer be rücksichtigt worden, daher die Namen Ernte- und Kartoffel ferien. Heuer beginnen die großen Ferien am 20. Juli und endigen am 25. August. Für viel«, die mit dem geschäftlichen Leben in irgend welcher Beziehung stehen, wäre sicher der Be ginn am 13. Juli (also dem Sonnabend, der dem 15. Juli am nächsten liegt) vorteilhafter. Das Ende der Ferien fallt mit dem Beginn der Leipziger Mustermesse zusammen. Eine große Zahl der Meßintereffenten, in und außerhalb Leipzigs, wird durch dre Vorbereitungen zur Messe von Mitte August ab in -lnfpruch genommen 'nd muß di« Erholungszert mit diesem Termin beschließen. Es ist gesaflt, in Bayern besteht bereits die in Aussicht genommene Einrichtung. In Bayern überwiegt aber die Landwirtschaft. Dagegen wird Preußen wahrscheinlich nicht aus die Aenderung eingehen. Wenn wir in Sachien zu einer wesentlich anderen Zeit der sommerlichen Ruh« pflegen woll ten, «l- unsere Geichäftöfreunde in Preußen, würden wir «ns erheblich in daS eigene Fleisch schneiden. Wie weit der Uedersüllung der Gasthäuser uflo. in de» großen Ferien durch di« aedochte Aenderung abgeholfen wer be» So»«, «richeinl fvoglich und nicht eichÄich. Du snuit« Hälfte der preußischen Ferien wird doch immer noch mit der ersten Hälire der sachsiicheu Ferien zusammen'allcn, uns die Sommerfrischen und Hotels werd-n sich dem großen Verkc.: um diese Zeit anpaffen Die'«' Erwerbszweige haben w außerdem noch mit einer großen BevöUerunassckichi zu rechnen, die von den Schulferien unabhängig ist, u-id di- ihnen vielfach iogar im Winter einen lohnenden V.rk r bringt. Eine zweite, viel wichtigere Frage ist in Jl r Artikel nicht berührt. Wie !oll denn der Ueberg^ng vo jetzigen Schuljahr mit Ostcrschluß auf das Scl.uljavr m.i Hcrbitschluß vollzogen werden? Hier liegt die Gefahr vor, daß die jetzt schulpflichtigen Kinder ein halbes Jahr zusetzen muffen. Ten Eltern der ca. 2500 Schüler der fünf hiesigen Gym nasien würde damit, bei Schul- und Unterlxrltskosten von nur 400 pro Kopf und Semester, ein Opfer von i ertv 1 Million Mark zuqemutet, das ist doch wohl kein Pappenstiel, außer dem unberechenbaren Nachteil sür d.- künftige Karriere. Ich sehe davon ab, noch weitere Punkte mnzrnübrcn, möchte aber wünschen, daß alle, die es angebt. dcnür sorge», daß wir vor Nachteilen, die die Verlegung des Schuljahr- sch'.usses bringen wird, bewahrt bleiben, und daß die «roßen Ferien mit der Laurcngurkenzeit zusammcnfallen. Soll aber eine Reform gebracht werden, so möchte immer wieder die Beseitigung der Unterrichtsstunden an den Nachmittagen empfohlen werden, damit kann Lehrer« und Schülern eine große Wohltat erwiesen werden. Deutsches Keich. Leipzig, 24. April. *Ter Kaiser in Wiesbaden. Der Kaiser traf, von Darm stadt kommend, mit den Herren des Gefolges in Automobilen gegen 11 Uhr vormittags hier ein und fuhr sogleich vor dem Kurhause vor. Hier wurde der Kaiser von Bürgermeister Heß, dem Baumeister Professor v. Thiersch-München und dem Generalintendanten v. Hülsen empfangen. Anwesend waren ferner die aus Homburg herübergekommeneu Herren, der Hausmarfchall Frhr. v. Lyncker und der Gesandte Frbr. v. Ienisch. Es erfolgte die Besichtigung des Kur- Haus-Ncubaues. Später folgte der Kaiser einer Einladung des Regierungspräsidenten v. Meister zur Frühstückstafel. * Ium Kaiserbesuch in Darmstadt schreibt u«ö unser dortiger 8-Korretpondent: Man bat sich beeilt, allerlei Kombinationen an diese mit der üblichen Plötzlichkeit bewcrk- stesiigte Kaiferreise von Wiesbaden nach Darmstadt za knüpfen. DaS mag schon müßig erscheinen. Ter Kaiser war dein Großherzog den Besuch längst schuldig. Außerdem traf er dort «einen Bruder mit Fran beim NachmittagSlee. Zunächst dürste „unser Schorfch", der kleine Erdgrvßherzog Georg, wohl im Mittelpunkt des Interesses gestände« haben. Die Kaiserin fuhr am Spätnachmittag »ach Wies baden zurück. Sie gebraucht dort eine Kur, die fie wohl nicht unterbrechen wollte. Der Kaiser blieb. Abends besuchte er mit seinen Verwandten das Theater. l)!ach dem Spielplan stand Ohorns „Die Brüder vom St. Bern hard". Noch am Nachmitiag schien es ungewiß, ob der Kaiser dieses Drama mit der scharfen Schilderung des Klosterlebens anieben Werve und das Mainzer nltramoniane Blatt schrieb denn auch: „Auf dem Spielplan steht das Teudeozftück ,^Die Brüder von St. Bernhard". Es ist kaum anzuuehmen, daß der Kaiser sich ein Stück ansehen will, in dem baö katho» loche Orvensleben verhöhnt wird. Wahrscheinlich erfolgt eine Reperioire-Aenderung, oder aber es ist unzutreffend, daß der Kaiser das Theaier beiucht." Was werden diese Herr schaften jetzt erst sagen, wenn sie nun hören müssen, daß der KaNer der Handlung auf der Büune mit sichtlich großer Lebhaftigkeit folgte, bei allen Aktschlüffen stark Beifall klasichte und nachher den Darstellern auch reine Anerkennung aus drücken ließ?! Der Großherzog war vor der Aufführung selbst auf der Bühne geweien, um alles zu inspizieren. * Der Bundesrat erteilte in seiner gestrigen Sitzung seine Zustimmung zu den Ausschußberichtcn über den Ent wurf eines Gesetzes, bcrr Aenderung des Reichsbearnren- gesctzes vom 31. März 1873 und über den Entwurf eines Beamtenhinterbliebenengesetzes, sowie zu dem Ausichuß- bericht über den Entwurf eines Mililärhinterblicbeiien- gesetzes. * Ter Kolonialetat in der Budgctkommission. Tie Be ratung über den Etat sür Oslafrika bevor»! bei den eigene» Einnahmen des Schukgebietes. Ab« Dr. Semler jNakl) beantragt, die Einncu me aus den Zöllen, die mit Ich Mil lionen Mark in Ansatz gebracht isi, auf 2,4 Millionen Mar! zu erhöhen. Kolonialdireklor Dernburg bittet, den Etals- ansatz nur um 400 000 .4. zu erhöhen. Er gibt ein Bud der Entwickelun« des wirtschaftlichen Lebens in der Kolonie und überreicht graphische Darstellungen der Ausgaben für dir Schntztruppe und der Gesamtausgaben. Die Zölle werden um 4M 000 erkühl und die Einnahmen aus den 'onstigcn Abgaben und Gebühren genehmigt, ebenso oie Einnahmen aus dem Eisenbahnbetrieb. Bei den letzteren gebt der Kolonien - dircktor auf verschiedene Wünsche von Mitgliedern der g om- Mission ein und erklärt, im Herbst werde eine Vorlage kom men über den Ausbau der Zcntralbahn über K i l o s s a. Die Frage bes weiteren Ausbaues der Bahn über Kuoisa hinaus sei noch nicht spruchreif. Die Mrogorobabn werde am 1. Dezember 1907 Mrogoro erreichen. Alsdann versiigt sich die Kommission auf Mittwoch. * Ter tzftat per Anficdclungslommisfton im preußischen Landtag. Bei der fortgesetzten Beratung des Etalö der Ansievelungskommisfion wünschte der Abg. Äronsobu (Frs. Vp.) eine Reorganisation der Ansiedtlungslom- mifsiou; namentlich sollten Kräfte aus dem Kauf manns- und Handwerkerstände zugezvHen werden. Der Redner erklärte, daß seine Freunde zede Politik inner- stützen würden, welche die polnisch sprechenden Unter tanen zu guten Preußen macht. Iaidzewski (Pole) erklärte, die gestrigen AuSiübrungcn des Abg. v. Kardorff und des LandwirtfchastsmniisterS seien unzutreffend. Die Zeit, die dieier als die Heil des Einvernehmens mit den Polen bezeichnet habe, sei gerade die Zeil des Kultur kampfes gewesen. Die Ostnrarkenpolitik stehe im Wirer spruch mit der Verfassung, die allen Staatsbürgern gleiche Rechte zusicherr. Di« Polen wollten den Frieren, aber die Regierung mache eö ihnen unmöglich. Der Landwirtschastsmiuifter hält die Behauptilng, daß die Regierung di« Pole« bi« 18SS wild« behandelt
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