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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070501023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907050102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907050102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-01
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An^eiaen-PreiS Abend-Ausgabe v Bezugs-Preis 07 MpMcr TagMaN Handelszeitung Amtsblatt des Nates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzisi eu. Mittwoch 1. Mai IW7 Nr. 12« ik. bischer. Uhr. ier. löerl blenr. xors I»7l Srner. ): Ter ierniiist. hiinllag der Kammer und die Ver den Minister- 101. Jahrgang ozses Men »er. Engel ttler. Kostüm- rten Boten, t mit >LS ert Wir müssen mit dec Erfahrung beginnen und auf diesem Wege den inneren Zusammenhang der Erscheinungen aufdeckcn; das ist die Methode der Naturforschung. Leonardo da Vinci. mlze. -aiidvoß. lkel * Mattiknlarbcittägc 1907. Eine Berechnung der Malri- kularbeiträge für 1907 aus Grund der nunmehr in der Budgeliommiision scstgestellten Gesamtausgaben beS Reiches ist jetzt als Anlage rum Etat den, Reichstage zugegangen. Danach betragen die bar zu zahlenden Matrilularbeiträge 265 035 742 das sind 22 709 106 weniger, als im Etat sür 1906 augesetzr sind. Für Preußen beläust sich das Minus auf rund 13,z Millionen Mark, sür Bayern aus rund 3, Sachsen rund 1,v, Württemberg rund 0,-- und sür Baden aus rund 0,, Millionen Mark. - Freitag Emanuel a halben Heimat- sür Leipzig und Bororte durch unsere Träger und Spediteure ins HauS gebracht: Aus gabe (nur morgens) vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M.: Ausgabe U (morgens und abends) vierteliährlich 4 50 M., monatlich 1.50 M. Durch die Post bezogen (1 mal täglich) innerbalb Deutichlands und der deutschen Kolonien vierteljäbrlich 3 M., monatlich I M. ausschl. Poslbestellgeld, für Oesterreich-Ungarn vierteljährlich 5 X 45 d. Abonnuuent-Annahme: Augustusplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 1V Pfg. Redaktion und Expedition: IohanniSgasse 8. Telephon Nr. 15^ Nr. 22^ Nr. 1173. Berliner Redaktions-Bureau: Berlin bW. 7, Prinz Louis Ferdinand- C trage 1. Telephon 1, Nr. 0275. Eine Stadt unter Wasser. Nach einer Meldung aus Sofia ist in Biddin die Donau über die Ufer getreten. Die ganze Stadt ist überschwemmt. Die Bevölkerung flüchtet. Der S-chaden ist sehr bedeutend. Haupt-Filiale Berlin: C a r l D u n cke r, Herzgl.Bayr.^ofbuchha ndlg.. Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603). Ein Kampfgesetz Der von der französischen Regierung vorbereitete Gesetz entwurf über den allgemeinen Arbeitsverband, der der Kammer bei ihrem Wiederzusammentritt vorgelegt werden dürste, soll diesen die Syndikate umfassenden Verband zwingen, sich aus schließlich mit den sachlichen Interessen zu befassen und seine politischen Treibereien einzustellen. Der Regierung liegt besonders viel daran, das Zusammenwirken der politische Ziele verfolgenden revolutionären Syndikate in Paris und der Provinz nach Möglichkeit einzuschränken, und die bestehende Gesetzgebung hemmt die Regierung, in dieser Richtung ihre Kraft zu enifalten. Darum wird der nächste Ministerrat einen Gesetzentwurf zur Kenntnis nehmen, welchen Elemenceau und der Justizminister ausgearbeitet haben, um jedes Uebergreifen aus das politische Gebiet der sogenannten „llnions" und „Oontestöcutioas", das ist der vereinigten Syndikate, straffällig zu machen. — Die Partei der geeinigten Sozialisten beabsichtigt, beim Zusammentritt über die Maßregelung der Staatsangestellten Haftung der Führer des Arbeiterverbandes Präsidenten zu interpellieren. el. Röhner, rann, tner. 8 8 ,8 8 8 >8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8gUZZS888888888888888888888888SS88882 Die Krisis i» Ausstand Trotz des Besuchs des Ministerpräsidenten Stolypin beim Kriegsminister hat sich die Situation auss Aeußerste verschärft. Der Kriegsminister sowie der Ministerialrat Schwanebach und Kaufmann betreiben beim Zaren die Auslösung der Duma aufs Energischste. Die Stellung Stolypins ist nun mehr ernstlich erschüttert, man spricht bereits davon, daß Witte zu feinem Nachfolger ernaunk werden soll. — Nach dem vor 8 Tagen der Zar der Duma sein Wohlwollen aus- gesprochen hat, und unzählige Male feierlich erklärt ist, es werde nicht aufgelöst werden, nachdem ferner die Duma mehrheit so opportunistisch geworden ist, wie nur möglich — doch wieder Auflösungsgerüchte! Zur Zeit sind sie nur ein Symptom dessen, was der Wankelmütigkeit des Herrschers zugetraut wird. Tas Attentat in Guatemala. Der Anschlag gegen den Präsidenten Estrada Cabrera ist nicht mit einer Bombe, sondern durch eine Mine verübt worden. Die Verschwörer hatten einen Tunnel von dem Hause 7 Avenue, das an einen Mann namens Rafael Rodel vermietet war, gegraben und in den Tunnel Explosivstoffe niedergelegt, die durch eine Batterie von dem Hause Rodels aus zur Explosion gebracht wurden. Zahlreiche Per,oueu, die der Teilnahme an der Verschwörung verdächtig sind, wurden verhaftet. Rumänische Partei-Fusion. Die beiden Fraktionen der konservativen Partei unter Earp und Canlacuzene haben sich verschmolzen und Earp zum Führer gewählt. Ein Spanier ermordet. In Tetuan ermordete ein fanatischer Maure eine» Spanier. Der Mörder wurde verhaftet. Der spanijche Konsul hat von der marokkanischen Regierung Sühne gefordert. Wir schätzen die Tatsachen ihrer Unoccgüng- lichkeit wegen, und weil sie den Boden für die Ideen abgcben; den eigentlichen Wert empfängt aber die Tatsache erst durch die Idee, die daraus entwickelt wird. Eine allzu große Schätzung dec Tatsachen ist übrigens häufig ein Merkzeichen eines Mangels an richtigen Zdeen. Liebig für Inserate aus Leipzig u. Umgebung die bgespaltrne Petitzeilr25Pf., finanzielle An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Ps.; von auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pf., sinanz Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Inserate ^Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Beilagegebülu 5 M. p. Taufend exkl. Post gebühr. Geschäfts«»zeigen an beoorzuglec Stelle im Preye erhöht. Rabatt nach Tarn Festerteilte Aufträge können nicht zurück' gezogen werten. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Augustusplatz K, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Seelen gerühmt werden, verknüpft sich der Begriff reg loser, unmalcrischer Straßen, gradlinig und rechtwinklig verlaufend. So lebt Mannheim noch heute, wie vor Jahr- zehnten, in der Anschauung des deutschen Durchfchnittsreichs- bürgers. Man sicht unwillkürlich eine starre Ziffer vor sich, wenn der Name der Stadt genannt wird, und nur wenige denken da an interessante historische Dinge, an d e glanzvolle Hofhaltung deutscher Mittelfürstcn, an die viel leicht größte Schloßanlagc Deutschlands, an eine kriegerische Zeit mit wilden Verwiistungszügen unserer westlichen Nachbarn, an eine Blütezeit der Kunst und Literatur, an die Gründung des Hof- und Nationalthoaters, die Urauf führung der „Räucher" u. devgl. Ja, Mannheim leidet unttr oem Fluche einer falschen Anschauung. Aber D.iafeure und Abertausende werden sich in diesem Jahre beim Besuch der großen Juchilnumausstelluug sehr angenehm enttäuscht fühlen, wenn sie in der süddeutschen Handelsmetropo.e, im Mündungsdreicck zwischen Rhein und Neckar eine moderne Großstadt mit starkem historischem Einschlag kennen lernen werden, eine Stadt mit breiten schönen Ringanlagen, hcrr- liclwn Plätzen, großen Parks, einem bunten Hasenleben und stolzen Bauten, eine Stadt, die, was man ja auch dem modernen Frankfurt nachjagt, stets mit Vieren sährt und in der uns moderne Häuser und Villen mit ihren monumen talen Fassaden Weismachen möchten, daß schöne, bearbeite:«: Sandsteine kein Geld kosten, so reichlich ist dort das wert volle Material verwendet. Das Reiche und doch nicht Protzige, das diese Stadt von mehr als 160 000 Einwohnern auszeichnct und das mir geradezu ein Charakteristikum sür sie zu sein scheint, prägt stcy nun auch in der Ausstellung aus, mit der sie in der denkbar würdigsten Weis« ihre dritte Zentenarfeier begeht, eine Aus stellung, die nicht irur die weitaus größte unter denen ist, die in diesem Jahre in unserem ausstellungsfrohen Deutsch land abgehaltcn werden, sondern die auch recht vieles bicict. dos als vollständig neu, ja als epochemachend gelten kann. Schon der Umstand, daß die Stadt über ein geradezu ideales einheitliches Ausstcllunasgeländc von 350000 cz in Fläche verfügt, ein Gelände, das jede sonst so oft lästig fühlbar werdende örtliclx Zersplitterung unnötig macht, kam dem Unterncchmen sehr zugute, dazu, daß einer der herr lichsten Mätze Deut'chlanids. der Friedrichsplatz, gleichsam das Herz der Ausstellung bilden konnte. An ihm erbebt sich die riesige, vielsälige, vor einigen Jahren in gefälligem Barockstil geschanene städtische Festhalle, der nach dem Ge- lande genannte Bau des „Rosengartens", eine Schöpfung von Bruno Schmitz. Er gestaltete auch den Platz, an dem die Halle gelegen ist, die nun bequem mit zu den Aus stellungszwecken cinbezogen werden kann. Die Architektur der großen Privatbauten, die den Ric-senvlatz einschlicßen, mußten sich in ihrer Formgebung dem Stil des „Rosen- gortcns" anschlictzcn, so daß eine Anlage von selten harmo nischem Eindruck entstand. Ter schon vor 30 Jahrcn er richtete. unocheure Wafferturm unweit der B>i'i-^ des Planes, ein Meisterwerk Halnioubcrs, zwar andere Formen, aber dieser alles überragende Riese, ein Wahrzeichen des modernen Mannheim, dürfte schon seinen eigenen Kopf Vas vruesle vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegangenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des Hauptblattes.) Deutsch-amerikanisches Handelsabkommen. Bekanntlich bilden einen Hauptbestandteil des neuen Handels abkommens mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika die Vorschriften über die Zollabfertigung deutscher Waren bei der Einfuhr in die Vereinigten Staaten. Ueber den In halt einiger der diesbezüglichen wichtigsten Bestimmungen erfährt die »Neue politische Corresponvenz" daö Folgende: Als Grundlage für die Bemessung des Wertzolles soll an Stelle des Marttwertes der Exportpreis treten, wenn es sich um Waren handelt, welche ausschließlich sür den Export verkauft oder auf dem JnlandSmarkl nur in begrenzten Mengen abgegeben werden. Die Nachweisungen (Statements) über die Herstellungskosten von signierten Waren dürfen in Zukunft vom Konsul nicht mehr allgemein gefordert werden, londern nur aus Verlangen der Zollabschätzungsbehörden. Das persön liche Erscheinen des Exporteurs vor dem Konsul zum Zwecke der Fakturenbeglaubignng darf nur verlangt werden, wenn besondere Gründe eine mündliche Aussprache erforderlich machen. Die Vorlegung der Originalfakturen ist auf besondere Ausnahmesälle beschränkt, die Fakturen müssen zurückgegeben werden. Zur Beglaubigung der Fakturen ist auch der Konsul Les Ortes zuständig, wo der Vertrag abgeschlossen ist, sofern der Exporteur daselbst seinen Geschäslssitz bat. Die Befugnis der Konsuln, die Beeidigung der Fakturen zu ver langen, kommt in Fortfall. Im Abschätzungsverfahren sind als Beweismittel Handelskammer! zeugniffe zuzulassen; im Falle wiederholter Abschätzung soll die Verhandlung öffent lich, d. h. in Gegenwart der Partei oder ihres Vertreters stattsinden. Findet aus Gründen des öffentlichen Interesses eine geheime Verhandlung statt, so müssen Gründe sür die Entscheidung angegeben werden. Ter Fall Emttius. Als Antwort auf die Eingabe des protestantischen Kon sistoriums veröffentlicht der Statthalter eine Erklärung, die in energischer Form darauf hinweist, daß Präsident Dr. Cnrtius nur wegen Herausgabe der Hohenlohe- Memoiren von der kafferlichen Tafel ausgeschlo.sen worden sei. Gleichzeitig gibt der Statthalter den Wunsch nach baldigem Rücktritt des Professors CurtruS zu erkennen. — Da daö Konsistorium soeben den Dr. CurtiuS gebeten hat, nicht zurückzutreteu, wird es jetzt hoffentlich die Konsequenz besitzen, bei dem jetzt erzwungenen Rücktritt des Präsidenten ebenfalls aus emem Amt zu scheiden, dessen kirchliche Interessen vom Statthalter kurzerhand höfischen Rücksichten untergeordnet werden sollen. Prof. Zorn bleibt akademischer Lehrer. Geheimrat Professor Zorn, einer der Vertreter Deutsch lands auf der Haager Friedenskonferenz, ermächtigte den „Bonner Generalanzeiger" zu der Mitteilung, daß die durch die Blatter gegangene Nachricht, als ob er seinen Lehrstuhl an der diesigen Universität verlassen wolle, um sich ganz der diplomatischen Laufbahn zu widmen, ohne tatsächliche Begründung sei. Die neueste ALlingerbiographie. Wenn irgend etwas, so hat der fünfzigste Geburtstag Meister Klingers dargetan, wie sehr des K-ünstlcrS Werk Gemeingut der Gebildeten unseres Volkes ist, wie stark und ungeteilt die Verehrung für seine Schöpfungen weit über die veutichen Gaue hinaus unter den Kunstfreunden lebt und ""e Nchx Klinger in der Tat jenen wenigen Glücklichen zu- aehort, denen bereits auf der Mittagshöhe ihres Lebens der Ruhm der Unsterblichkeit lacht. Tas ist wahrlich ein sel tenes Bewußtsein, in dem sich Künstler und Miterlcbende zu frieden geben können. Man mag unter diesem Gesichtspunkte das Leben unserer Großen durchgehen: wie wenige haben in dem Alter eine gleiche Genugtuung erlebt. Viele gibt es wohl, speziell wenn man die Geschichte der bildenden Kunst zurückdcnkt, denen der Zeitgeschmack vielleicht noch früher und in noch stärkerem Maße Lorbeeren gewunden, die indes oft nur zu bald vertrocknet sind. Klingers Weg war ein fort gesetzter Kampf der Meinungen. Seine Sprache wurde an fangs nur von wenigen verstanden, und manches Urteil ist in den achtziger Jahren gedruckt in die Welt binausgcganacn, dessen sich die Herren Rezensenten heute schämen müssen. Noch in den letzten Jahren haben wir den Kampf um Klingers Kunst heftig genug entbrannt gesehen, als der Beet hoven zum ersten Male in Wien an die Oeffcntlichkcit trat, als das Drama vollendet wurde^ als die Liszt-, Nietzsche- und Georg Brandes-Büsten dem Publikum vorgesetzt wurden. Seltsam genug — und als der Meister nun kürzlich seinen fünfzigsten Geburtstag feierte — der Tag hat Kundert und mehr Festartikel gezeitigt —, da war man sich plötzlich einig, daß Meister Klinger wirklich den Gjpfri deutscher Kunst be deutet und einen Höhepunkt in der geschichtlichen Entwicke lung überhaupt, dcr, das sagen wir mit Sicherheit voraus,, . in Jahrzehnten sobald nicht wieder erreicht werden wird.» lag von Breitkops L Härtel. Preis geb 20 -tl. poMisckes. Ter neue preußische Schulantrag. Zum neuen Schulantrage führt die „Kreuzztg." beweg liche Klagen darüber. Laß die Freikonservativen in ihrem Zusammengehen mit den Nationalliberalen und Freisinnigen chre Hand dazu geboten bällen, die Konservativen zu iso lieren. Das konservative Blatt schreibt u. a.: „Wäre es den nationalliberalen und freisinnigen An tragstellern lediglich aus die in dem Anträge verfochtene Sache angekommen, so würde dieser Zweck einfacher da durch geworden sein, daß sie sich nicht nur mit den Frei konservativen, sondern auch mit unseren Parteifreunden ins Einvernehmen gesetzt hätten. Wie auö der Rede des Abg. Pallaske unzweideutig hervorgeht, hätten die Libe ralen dabei auf ein Entgegenkommen der konservativen Fraktion rechnen können. Offenbar aber lag ihnen an einem solchen Einvernehmen nichts, sie wollten vielmehr die Konjervativen isolieren " Die „Kreuzztg." zeigt sich über die Vorgänge gelegentlich der Einbringung des neuen Schulantrages sehr schlecht unter richtet. Alle ihre Vorwürfe erweisen sich durchaus gegen standslos. Wenn das führende Blatt der Konservativen über die „Isolierung" ihrer Parteifreunde klagt, so trifft die konservative Fraktion selbst die Schuld; denn die Antragsteller sind an die Konseivativen zu gemeinsamem Vorgehen heran- getceten, aber dieser Vorschlag ist von selten der Konservativen abgelebnt worden! Größeren und berechtige«« Grund zur Klage haben aber die Liberalen hinsichtlich der Taktik der Konservativen, die sofort mit der Forderung heroortraten, den „neuen Schulantrag" der Unterrichtskommission zu überweisen. In folgedessen gelangten die Antragsteller außer dem national liberalen Abg. Schiffer nicht dazu, den Antrag ausführlich zu begründen und in der Diskussion wesentliche Punkte des selben klarruOellen. .Angesichts der Geschäftslage des Land tages scheint es nun ausgeschlossen. Laß der Antrag aus der Kommission wieder an Las Plenum gelangt. Selbstverständ lich werden ihn die antragstellenden Parteien in der nächsten Session wieder einbringen. Es liegt dann an den Konser vativen, in dieser Frage nicht „isoliert" Lazustehen. pedantisches Gemüt, das zwar so gern im Kleinen nörgelt, im großen aber immer, wenn Zeit ist, das Kritisieren ver gißt und eine Persönlichkeit vom Schlage unseres Meisters im Rahmen historischer Entwickelung und dcr allgemeinen Zeitkultur zu beurteilen weiß. Ich betone dies besonders, denn der jüngste Biograph Max Klingers, unser Leipziger Gelehrter Paul K ühn , dem wir ein prächtiges Buch und zugleich die erschöpfendste Biographie des Meisters*! ver danken, behauvtet in dem Vorwort zu seinem Werke: „Nach einer Zeit allzu panegyrischer Lobpreisungen (ist das auf Klinger gemünzt?) gilt es heute für geistreich, Klinger gründ- sätzlich zu bekämpfen und ihn mit einem Bonmot zu re- grlstricrcn." Dem muß widersprochen werden. Mir ist in der Tat, sehe ich von einigen wenigen leichtfertigen Kritiken in Berliner Tageszeitungen, die mir aus den letzten Jahrcn noch in Erinnerung geblieben sind, aty nichts von dieser grundsätzlichen Beurteilung der Klingcrjchen Kunst bekannt geworden. Nicht aus dieser Tatsache entsprang für den Ver fasser die Notwendigkeit, sein Buch zu schreiben und uns in die Geheimnisse des Schaffens bei unserem Meister einzu führen, auch nicht aus dem Gefühl heraus, im Streit der Meinungen klärend zu wirken — wer Klinger grundsätzlich mit einem Bonmot registriert, dcr wird sich kaum die Mühe nehmen, einen dickleibigen Band durchzuarbciten, um eines besseren belehrt zu werden — sondern aus dem Moment her aus, daß der Meister nunmehr die Sonnenhöhe seines Lebens überschritten hat, daß er, seit das letzte größere Werk über ihn erschienen, neue bedeutsame Schöpfungen gezeitigt, daß sich unser Verstehen seit den letzten Jahrcn wesentlich er weitert und der Meister selbst, so paradox es Immer klingen mag, einen breiten Kreis von Verehrern um sich sicht, wie man ihn noch vor Jahr und Tag nicht für möglich gehalten hätte. Diese Tatsache allein wird auch dem verdienstvollen Werke Paul Kühns den Weg ebnen, das so wundervoll vom tiefen Verstehen für den geheimnisvollen künstlerischen Trieb des Meisters und die Große seines Schassens durchtränkt ist, daß es in der Tat die letzten Rätsel löst. Mhn hat Klingers Kunst seit Jahren mit erlabt, ein sel tenes Glück, das nur wenigen van des Meisters Leipziger Freunden gleichfalls deschieden war. Tee Künstler hat ihm selbst manches erschlossen, das sonst nie die geheimnisvollen Pforten der Seele überschreitet. Sein Buch ist i>em Schassen Klingers selbst homogen; es ist von philosophisch-rcflettiereii- dem Geiste durchsetzt, gibt eine reiche Dosis psnchalagischer J-ntcrpretotionen, ahne die wir die Tiefen Klingerscher Ideenwelt nie erschöpfen könnten, und läßt dabei doch auch die reine Aeschetik und Stilcxegese nicht zu kurz kommen. Dies Werk über Max Klinger ist in erster Linie eine tief gründige Erläuterung seiner Schöpfungen, die hier dis ins kleinste Detail erklärt umd nachempfunden sind. Eine edle, fvrmenschöne Sprache steht dem Verfasser zu Gebote, sie Hilst auch über manche Langatmigkeit, an der es im ein zelnen nicht mangelt, belebend hinweg. Ich gestehe offen, diese Biographie hätte auch anders geschrieben werden kön nen, ohne von ihrem ursprünglichen Zweck etwas eiuzubützcn. *> Max Klinger. Von Paul Kühn. Leipzig 1907. Vcr- * Tr. Rohrbachs Rückkehr. Der ehemalige Kommissar für die Siedelungsangelegenhetten des Schutzgebietes Süc- weslafrika Dr. Paul Rohrbach ist Milte Januar d. I. nach 3'/,jährigem Aufenthalt in der Kolonie in Deutschland ein getroffen. Von seiner Weiielverwenduug im Kolonialdienste ist bisher nichts verlautet, dagegen wird bekannt, daß Dr. Rohrbach sich demnächst an der Berliner Universität sür das Fach der Nationalökonomie habilitieren wird. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß Dr. Robrback später den geplanten Lehrstuhl sür Kolonialwirtschasi ein nehmen wird, den die maßgebenden Kreise sür dringlicher halten als die oft erörterte Professur für Kolonialrecht. * Ei» Vierter Allgemeiner Tag für deutsche Erziehung wird in den Pfingsttagen dieses Jahres, und zwar am 20. und 21. Mai, von den Freunden der deutschen Erziehung in Weimar veranstaltet werven. Wie wir hören, werden zahl- reiche Schulrcformer wie Gurl tt, Tews, Strudel, Berthold Otto, Gruhn, Förster, Arthur Schulz u. a. daran teilnehmen. llg. Antiultramontaner Reichsvcrband. Der n ugegiü i- dete Antiultramontane Reichsvcrband trat gestern zum ersten Mal seit seiner Gründung in Berlin mit einer Kundgebung an die größere Oeffentlichkeit Den Vorsitz führte Prof. Hanse mann. Der Versammlung wohnten auch zahlreiche liberale Politiker bei. Der Abg. Müller- Meiningen entschuldigte telegraphisch sein Fernbleiben. An erster Stelle referierte Admiral z. D. v. Knorr über die Frage: Was will der antiultramontane Reichs verband? Er führte aus, daß der D. A.-U. R. aus der im Jahre 1903 gegründeten antiultramontancn Wahl vereinigung entstanden sei. Als die Hauptaufgabe des Ver bandes stellte der Redner hin die Aufklärung der breiten Volksmassen darüber, daß die ultramontanen Bestrebungen ebenso staats- wie kulturfeindlich seien, indem sie den Staat unter das Joch der römischen Kirche zwingen wollen. Der Verband verfolge keinerlei konfessionelle wie parteipolitische Tendenzen, sondern bekämpfe lediglich das Zentrum als politische Partei, als eine Partei, die die Religion für ihre parteipolitischen Zwecke mißbrauche. — Die Frage der politischen Abhängigkeit des Zentrums von Rom behandelte Graf v. Hoensbroech. Nach ihm müssen die Parteien, wenn sie dem Interesse des deutschen Volkes wirklich dienen sollen, selbständige nationale Parteien sein. Da? Zentrum ist eS nicht, es hängt auch in seiner politischen Tätigkeit vom Papsttum und Rom ab. Der Papst darf auch in politischen Fragen eine autoritative Stei lung einnehmen. Das ergibt sich besonders auS der Haltung der drei letzten Päpste. Pius IX. Hal in Satz 24 des Syllabus von 1864 die mittelalterliche Lehre von der sogen, indirekten Gewalt der Kirche auch über politische Dinge aufs neue si'stgelegt. Auch Leo Xlll. und Pius X. haben sich formell ans den gleichen «tandpunkl gestellt. Daß daSZentrum sich auch bereits dem Gebote des Papstes gefügt hat, zeigt die Septennatssrage. Daraus geht hervor, daß das Zentrum seine politischen Entschließungen nicht selbständig saßt, sondern seine Direktive auch in Fragen von nationaler Natur von außen her erhält. Darin liegt sür die Entwickelung unserer kulturellen und politischen Verhältnisse eine schwere Gefadr und jeder naüonalgesinnte Deutsche muß daher mit aller Energie dahin streben, diesen fremden Einfluß von unserem 3385 egrn- alast. «uts- an. 8017 Feuilleton. 888888888888888888 88888888888888888 88 8ls 8 8 8!> Z! 8' 8z 8^ 8 8 8^ 8 8 S 8 8 8 8 8 8i 8 8> 8 8 8 8. Diese Erscheinung ist wert, in den Annalen unseres Jahr-1 Es hat nun mal sür den Historiker etwas Bestrickendes, den Hunderts notiert zu werden, sic ist ein gutes Zeichen für unser I Menschen und sein Werk überall auseinander zu erklären, s dos eine nicht mehr vom andern zu 'trennen, als unbedingt notwendig ist, nm nicht das einheitliche Ganze von Seele und wirkender Physis zu zerstören. Gerade bei Klinger, dessen Künstlertum allüberall der Ausfluß seiner starken Persön lichkeit ist, in dessen Werken alles Weh und Ach des jauch zenden und verzweifelnden Menschcnhcrzeus nach Ausdruck ringt. Mag man noch so sehr das Wert bei ihm von der Persönlichkeit trennen wollen, es allein unter dem Gesiehts- punlt seiner formalen Schönheit oder seelischen Gewalt de- trachten, immer bleibt doch ein Nest, der direkt zum Menschen selbst zurückgeht, zu dem Klinger, der, eben weil er der Klingerist, aus seinem inneren Erleben heraus nur so gestal ten konnte und nicht anders. Ich will nicht lagen, Latz Kuhns Buch solcher Hinweise entbehre, aber hier und dort hätte ich doch noch ein stärkeres Unterstreichen des Persönlichen in Klingers Kunst gewünscht. Bei Menzel, auch bei Böcklin vielleicht, hätte man immer eher von der Persönlichkeit und dem künstlerischen Erleben abstrahieren können, bei Michelangelo, Rembrandt und Klinger erschließt erst die Persönlichkeit voll und ganz alle Geheimnisse ihrer Werke. Sonst aber wüßte ich nichts zu KühnS verdienstvollem Buche zu bemerken. Es ist mit ehrlicher Begeisterung ge schrieben und entzückt durch den Glanz seiner Sprache. Im einzelnen findet auch der Kenner viel Neues und Eigenes, das zweifellos auch bei denen Anregungen weckt, die sich vielleicht mit dem Meister vertraut wählten. Kapitel wie die über Klingers radierte Zyklen sind in ihrer Art mustergültig und wurden nie besser geschrieben. Ucberhaupt ist es das beste Lob, dos man dieser umfangreichen, tiefgründigen Ar beit nachsaoen kann, daß sie nicht nur ästhetische Kultur, mehr noch ein allgemein menschliches Verstehen beweist, wes halb man getrost behaupten darf, Kühn hat die Klingersche Kunst in sich neu erlebt. Der Verlag hat es in der äußeren Ausstattung auch nicht fehlen lassen, so daß das Werk in seiner Gesamtcrscheinung in der Tat ein würdiaes Geschenk -nm fünfzigsten Geburtstag des Meisters darstellt. Dr. Oeoiv Liorcaaun. * ^Naunheimer Attrstellungrbriefe. Van WalterSchultcvom Brühl Wiesbaden). I. Die Jubiläumsstabt und die Ausstellungsanlagen. L 7—22b. Der „zivile Mensch" wittert fast so etnms, wie eine chemische oder algebraische Formel. Er fühlt sich un angenehm berührt, auch dann, wenn ihm deutlich wird, daß cs sich um eine Wohnnngsbezeichiiung in Mannheim han delt, welche ehemals kurpfälzischc Haupt- und Residenzstadt Heuer das 300jährige Jubiläum ihrer Stadtwerbung feiert, tvohrcnd ihr dörflicher Ursprung bis in Vic Zeit Pipins des Kurzen zurückrchcht. Und mit den so nüchtern an- mutenden, so unpersönlichen Wohnungsbezeichnungen Mann- Heims, die freilich als sehr zweckdierUich von praktischen
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