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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070510023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-10
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Umgebung die Lgespaltene Petitzeile 25 Pf., finanzielle Äu- zeigen 30 Pf., Reklamen 75Pf.; von auswärts 30 Ps.. Reklamen I M.; vom Ausland 50 Pi., siuanz Anzeigen 75 Pf.. Reklamen 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Ps. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend erkl. Pvsi- gebützr. Grschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tari Fesierteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erjcbeiuen au deilimmten Tagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AuguftnSPlatz si bei sämtlichen Filialen u. allen Anuonceu- Erpeditionen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin. CarlDuncle r. Herzgl-Bayr-Hosbuchhandlg-, Lützowstraße 10 (Tel. Vl, 4603'. Nr. I2S. Freitag 10. Mai 1907. loi. ZahMNfl. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegaugenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des HanptblatteSO Tächfischc Landtagswahl. Aus mehreren Orten des tl. ländlichen Wahlkreises ist der Gemeindevorltand Klein hempe l - Wilkau ersucht woroen, eine Kandidatur für die Landtagswahl anzunehmen. Der seitherige Vertreter Herr N. Schneider denkt e.ns Gftundveftsrücksichten die Kandidatur abzu lehnen. Herr Kleinhempel erfreut sich allgemeiner Sym pathie. — Eine VcrtraueiiSmännerversLmmlung des 20. städtischen Wahlkreises (Aue, Schneeberg, Schwarzen berg ujw.), zu der zunächst Vertreter der Städte Schneeberg, Neustavrel und Aue zusammengetreten waren, stellte — wie beabsichtigt war — nach vorausgegangenen Besprechungen mit maßgebenden Persönlichkeiten der Nachbarstädte von Aue, Herrn Bürgermeister Dr. Kretzschmar in Aue als Kandi daten sür die bevorstehende LandtagSwahl auf. Bekanntlich bat sich eine in Eibenstock abgehaltene Versamm lung für Herrn Bürgermeister Dr. Hesse-Eiben stock entschieden. Tic Delegierten zur H. Haager Konferenz. Die „politisch-pazifistische Korrespondenz" gibt folgende Zusammenstellung der Delegierten: Tcutfchland: Botschafter Freiherr Marschall v. Biberstein, Geh. Rat Prof. Zorn, Geh. Legationsrat Dr. Kriege, Erich v. Gündell, Gen.-Major im Generalstab. Lesterreich-llngarn: Außerord. und bevollm. Botschafter Kajetan Meret) v. KapoS-Mere, außerord. Gesandter und be vollmächtigter Minister Karl Freiherr v. Macchio, Hofrat Prof. Lammasch, Konteradmiral Anton Haus, Gen.-Major Wladimir Freiherr Giesl v. Gies lingen, Hofrat Otto Ritter v. Weil, LegationSrat Julius v. Szilas u. Pilis. Grotzbritannicn Sir Edward Fry, Sir Ernest Satow, Lord Reay, Sir Henry Howard. Rußland: Botschafter Nelidow, Gesandter Tscharykow, Staatsrat v. Martens. Frankreich: Läon Bourgeois, Decrais, Baron d'Estour- nelleS de Constant, Louis Renault. Italien: Botschafter Graf Tornielli, ebem. Minister Fu fi nal o, llnterstaatssekretär Pompili. Spanien: Botichaflec de Villa Morutia, Gesandter Jojö Rica, Deputierter Gabriel Maura. Schweden: Gesandter Hammarsk jold, Oberst Hedcngreii, Kapitän Klent. Dänemark: Keandtcr Brun, Minüterialsekretäc v. Vedel, Lcgationssekrelär Zahle, Konteradmiral Scheller. Norwegen: Gesandter Hagerup. Griechenland: Pros, v Streit. 'Rumänien: Dr. Beldimann. Türkei: Turlhan Pa-'cha Hakki-Bcy, General Perlew- Pascha. Ver. Staaten: Bot cbajter Joses H. Chontc, General Horace Porter, Gesandter Daois Fahre Hill, Richter M. M. Role von ArkaniaS, Brigadegeneral G.-orge I. Davis, Admiral Sperr». William I. Buchan an, Chandler Halt, James Brown Scott, Charles Henry Butler. Vrafilien: Nabneo de Arcrnyo, Ruy Barbaroja, Eduardo Lisboa. Argentinien: Roque Saenz Pcna, Carlos Rodriguez, Luis Maria Drago. Kolumbien: Eieneral Holguin, Finanzdeleg. Col, General Bargas, Schriftsteller Perez. Salvador: Chargä d'asfaires Perez Triaua, Charge d'affaires Pedro F. Matheu. China: Lu-Tsing-Tsiang, Gesandter in Haag, ehemaliger amerikanischer Gesandter John W. Foster. Japan: Marquis Tsuzuti. Hoffnungslos! In einer gestern in Manchester gehaltenen Rede berührte der Premierminister Sir Henry Eampbeil-Bannerman auch die kürzlichen Auslassungen des Fürsten v. Bülow über die Abrüstungsfrage. Es möchte wohl, so meinte er, schwierig gewesen sein, und wahrlcheinlich sogar un möglich, eine Formel zu finden, die schließlich zur allge meinen Annahme geführt hätte; aber er hätte gehofft, daß doch ein solches Mag von gegenseitigem Vertrauen hergestelll worden wäre, das später Früchte getragen und auf der Kon ferenz die anderen Mächte in den Stand gesetzt hätte, die übermäßige und unerträgliche Last der Rüstungen herabzu setzen, die jetzt eine Geißel Europas sei. Er zweifle nicht daran, daß auch jetzt noch etwa« zu erreichen sei. Wohl wisse er, daß England in den bösen Verdacht geraten sei, Deutschland durch das Auswerfen dieser Frage in Verlegen heit bringen zu wollen. Dieser Verdacht sei aber ganz unbegründet. Hätte Deutschland den einleitenden Schritt getan, so wäre England ihm in freundschaftlicher Weise ohne jeden Hintergedanken entgegengekommen. England babe nichts mehr versucht, als was andere Regierungen in weniger günstiger Position nicht auch versucht hätten. Die deulsche Regierung scheine zu glauben, daß ein solches Vorgehen müßig und illusorisch sei, und daß sie sich deshalb nicht daran beteiligen lönne. Er erkenne mit Achtung die Offenheit an, mit der Fürst v. Bülow seinen Entschluß kundgetan babe, sich von der Erörterung dieser Frage sernbaltcn zu wollen. (Beifall.) Wenn die englische Negierung auch die Notwendigkeit eines solchen Fernbleibens ausrichtig bedauere, jo wisse sie doch die volle Offenheit in der Darlegung des Standpunktes dec deutschen Politik und den freundschaftlichen Ton in der Rede des Reickskanzlers Wohl zu schätzen. (Beifall.) — Zum Schluß seiner Rede gab der Premierminister die Erklärung ab, daß die Regie rung entschloßen sei, ihr soziales Reformprogramm durchzu führen, und sich daran nicht vom Oberhaus hindern zu lassen, wie es bisher geschehen sei. Die R.-gierung wolle keine nur gediilrete Rolle spielen, und sie würde zu geeigneter Zeit mit euisplcchcndcil Maßnahmen gegen das Oberyauv vc.geh-n. Ncuumalweise Kritiker. Wie der „Standard" aus Kalkutta meldet, wird kort befürchtet, daß die von den Behörden in Ostbengalen er griffenen Maßnahmen zur Unterdrückung der Ausstands bewegung nur dazu beitragen w rdcn, diesen Teil Indiens noch mehr in Unruhe zu bringen (?) Räuberbanden von Hindus und Mohammedanern durchstreifen d-n Distrikt von Hyinensing und sengen und brennen in den Ortschaften. Es sind bereits verschiedene Mordtaten von ihnen begangen woiden. 37 dieser Räuber wurden bis jetzt von den Polizei truppen seslgenvmiuen. — Eine zweite Depesche meldet denn auch, daß das törichterweise getadelte Vorgehen der Regierung einen ichnellen Erfolg gezeitigt har. Es wird miigeteilt: Die plötzliche und rasch auSgesübrte Entfaltung militärischer Macht Hal die Aufrührer, die die außerordentliche Langmut der Regierung als Schwäche und Furchtsamkeit deuteten, völlig konsterniert. Die gleichzeitige Verhaftung res Haupt- agiiators der aufrührerischen Bewegung hat diese führerlos gemacht. Die Truppen blieben gestern die ganze Nacht unter dem Gewehr; dock lag die Stadt, die bisher der Schauplatz nächtlicher Ruhestörungen gewesen war, in tiefem Frieden. Die Straßen waren völlig verlassen. Tie wahrhaften Revolutionäre. Tie in Kiew abgehaltene Versammlung der Partei der wahrhaft russischen Leute bat eine Resolution angenommen, in der der Regierung die Mißbilligung darüber ausgesprochen wird, daß die Paklierung mit den liberalen Dumamitgliedern die Revolutionierung der Duma begünstige. Es wurde be schlossen, an den Zaren eine Petition ru richten, in welcher bieder gebeten wird. Stofypin zu entlassen, die Duma auf- zulösen uno das Wahlgesetz zu reformieren. Tie polnische Autonomie-Frage. Dem „Slowo polskic" w rd aus Warschau telegraphiert, der Zar habe wiederholt in letzter Zeit mit dem deutschen Botschafter über die Frage der Autonomie russisch Polens konferiert. Gewisse Anzeichen sprächen dafür, daß in Vieser Frage der deutsch- Äoischaster im Einvernehmen mit dem österreichischen vorgehe. Tic Nenwahlen in Rumänien. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Königliches Dekret, nach welchem die Neuwahlen zum Parlament am 20. Mai be ginnen sollen, und die beiden Kammern zum 7. Juni a. St. zu einer außerordentlichen Tagung einberusen werden. Wieder ein Erdbeben. Gestern früh um Uhr wurde in Irkutsk ein starkes wellenförmiges Erdbeben verspürt. Ucbcrschwemmnng. In der letzten Nacht ist die Donau, wie aus Galatz gemeldet wird, um 25 cm gestiegen. Drei benachbarte Ort schaften sind vollständig überschwemmt. Zwei Kanonenboote bringen die Ueberschwemmlen in Sicherheit. politisches. Herr von Kardorff und der Bnnd der Landwirte. Eine weniger der Sache wegen interessante, aber durch den Ton, in dem sie geführt wird, charakteristische Polemik hat sich zwischen dem bekannten freilonservativen Führer von Karrwrff und hl-m ^rgan deS Bundes der Landwirte, der „Deutsck. Tagesztg." enlspounen. Kardorff hatte aus dem sreikonfcrvativen Parteitag die Haftung des Bundes der Laudwirie bci der Abstimmung über den AoNa^f kritisiert und war darauf von der „Deutsch. Tagesztg." angegriffen worden. Darauf richtete er an die „Post" eine Zuschrift, in der er seine Kritik wiederholt und zwar, indem er die Haltung des Bundes der Landwirte zum Zolltarif mit der der Sozialdemokratie zu eben vielem Zolltarif auf die gleiche Lluje llellt; und dann zu folgendem persönlichen Ausfall gegen die Führer des Bundes und wohl speziell Dr. Oertel ausholt: Das; der Bundesvorstand niemals die Parole ausgegeben haben sollte: „Es muh noch viel schlechter werden, eher es besser werden kann!" kann der Verfasser des Artikels der „Deutschen Tages zeitung" nur behaupten, weil er der Versammlung der schlesischen Kreisoorstände des Bundes der Landwirte, unmi:te!bar vor der Abslinimuiiq über Len Zolltarif, nickt beigewohnt hat. Er würde sonst wissen, daß gerade Lieser Fall den Gegenstand einer lebhusteu Koiitiooerse zwischen dem Vorsitzenden jener Ver- jammluug und mir bildete, bei welcher ich es allerdings ebenso ablehnte, mir seine politischen Belehrungen anzueignen, wie ich eS heute ablehnen muß. mich von selten ver „Deutschen Tageszeitung' belehren zu lassen. Ich bin mir bewußt, dem Irrtum ebenso zugänglich zu sein wie andere Sterbliche — aber ich habe Zeit meines Lebens mit offenem Visier gefochten uod unter dem gewaltigsten Ctaatsmanne, den die neuere Zeit >ad, eine politische vierzigjährige Schule Lurckgemacht welche mich berechtigt, Belehrungen junger Politiker abzuwesten, deren staatsmännische Leistungen noch im Schoße der Zu- kunft liegen." Hierauf antwortet die „Dtsch. Tagesztg." unter dem 9. Mai, indem sie cs für durchaus unangebracht hält, den Bund mit der Sozialdemokratie auf eine Stute zu st.Uen, da die Motive für die Ablehnung des Zolltarifs ganz ver schiedene, ja geradezu entgegengesetzte wareu. Darin hat die „Dtsch. Tagesztg." recht, nur sollte sie bedenken, wie ost sie schon selbst die Haltung liberaler Politiker dadurch zu dis kreditieren suchte, daß sie hervorlwb, sie decke sich mit der Sozialdemokratie. Kardorff kämpft hier nur nut den gleich verwerflichen Mitteln, die man auch in der „Deutschen Tages zeitung" finden kann. Recht müssen wir ihr aber geben, wenn sie dem ebenfalls deplacierten Kampfmittel Kardoiffc-, den durch fein Alter von vornherein gewichtigen Politiker zu spielen, mit der freilich etwa« groben Antwort begegnet: Der Hinweis auf sein hohes Lebensalter und seine politische Vergangenheit gehört zu den Gepflogenheiten der Kardorfstchm Polemik. Durch die öftere Wiederholung verliert ein solcher Hinweis auch bei Lenen au Wert, die den unleugbaren Verdiensten des Herrn von Äac- Lorff mit uns volle Anerkennung zolleu. Das an Erfahrungen reiche hohe Lebensalter hat gewiß besonderen Anspruch, beachtet zu werden; freilich wächst auch mit dem Aller die Gefahr Ler Ver steifung aus einen Gedanken und der Unbelehrbarkeit. Im übrigen ist die Betonung des hohen Lebensalters Männern gegenüber wenig angebrackt, die selbst schon die Höhe des Lebens beinahe überschritten haben und im politischen Kampfe ergraut sind. Was endlich die „staatsmännischen Leistungen" aulangt, so ist es fraglich, ob es angenehmer sei, wenn diese Leistungen gauz der Vergangen- heft angehören oder wenu sie noch im Schoße der Zukunft liegen. * st. Das deutsch-amerikanifchc Handelsabkommen. Ueoer Len Wert des Handelsabkommens mit den Vereiiugiea Staaten gehen in Deutschland die Ansichten ziemlich wen auseinander. Die lcv.rdwirtfct-astlichen Kreise in Deutschland sind mit dem Abkommen zufrieden, weil es keine Herab- setzuna der Agrcrrzölle unter die bestehenden Handelsverträge enthält und auch hinsichtlich der Untersuchung Les amerik i- nischen Obstes bei der Einfuhr nach Deutschland keine Mil derung der Vorschriften vorgesehen ist. Weniger zusriewu mit dem Provisorium sind die deutschen und insbesondere die Haneburger Handelskreife, da es den deutschen Interessen N'cht gerecht werde. Der Absch.uß eines Tar-ft erlr.igcs auf eine längere Reihe ton Jahren mit vollwertigen Gc.an'- lei'tungen Amerikas gegenüber dem deutschen En'.ge. r.- kem ucn wird in diesen Greisin als das crsireicnsw.rw Z^, einer gedeihlichen Handels-Politik angesehen. Immcrstn wird am allen Seiten anerkannt,, daß Präsident Rvo'evell oen deutschen Interessen entgegengekommen ist, sow.:: ihm d:-'s die amerikanische Gesetzgebung nur erlaubte, und Laß dsi ineue Provisorium für Deutschland günstiger ist ms- die si - hcrige Regelung der Handelsbeziehungen. Aber dies P o- vilorium, das mir sechsmonatiger Frist von beiden S^l u gekündigt werden kann, ruft eine große Unsicherheit sür L.n deutschen Handel hervor und stört empfindlich die Kaikulu- tionen des Kaufmanns, -der mit längeren Fristen als i'chS Monaten rechnen muß. Ein langjähriger Handelsoerir g mit den Vereinigten Staaten bei erhöhten Olcgenl.'ftu'. ücn Amerikas sei oas einzige Mittel zum daucrnoen Frieren. Wenn auch bci dem gegenwärtigen Provisorium augo.chftst- lich nicht mehr zu erreichen ist, io glaubt man in Hambur er Handelskreisen doch nicht an leine längere Dauer nun .r Wunsch gebt dahin, daß die deutsche Regierung der amerika nischen Regierung darüber keinen Zwenel läßt, daß aw c ne langjährige Dauer des Provisoriums nicht zu rechnen ist. stl:. Ein Ausliesernngsvertrag mit Griechenland. Aus Berlin wird uns geschrieben: Seit einigen Tagen sor.chi Feuilleton. - Zn der H"vc »ckunebeu und Krallen staden, dntz Lne Lo-' der grotzc» Geister. Alle großen Menschen waren intolerant, und man muß er, sein. Durst' unsrir Auskstärnng staden nur mestr Leere ast- Bolle gefunden. Im Grunde wissen wir. daß gncnstliest viele Dinge, die unsere Baker sür wastr d-elten, falsrst sind, und »nie fenne» wenig mähre, die ihnen undräannl wareu. Diese Leere, die in unserer Seele und in unserer Phantasie geklicben. ist, meiner Meinung nach, die wirkliche Ursache unserer Traurigkeit. Alles in unserem Kops ist optisck. Wir sind nickt für die Wahrheit geschaffen, und die Wastrsteit geht »ns nichts an. Die optische Täuschung allein ist erstrebenswert. Abbü Galiani. KU rvinnipea, -ie kana-isette MeizensLa-t. Von Dr. Ernst -Schvlhe sHamdurg). Im Norvwe-stcn des amerikanischen Kontinents entsteht ein zweites Chicago. Wie dieses, zieht es die Riesenkraft, mit der seine Entwickelung erfolgt, ans einer wirtschastlichen Vormachtstellung, die ihm der Handcl mit Weizen gewährt. Aber das neue Chicago liegt nickt im Gebiete der Vereinig ten Staaten, sondern in oem überraschend aufblühcndcn Kanada. Der Name der neuen Weizenstaldt ist Winnipeg. Roch vor 40 Fahren stand an der Stelle, wo sich Inmte ihre Straßen auSbreitcn und immer weiter in die Umgebung inausgrcisen, nur rin c-nsames Fort der Hudsonbai- Konipagnir, mitten in der endlosen Prärie, am Zusammen, ftuß zweier Ströme. Nur wenige Male im Jahre trafen hier die Beamten der .Kompagnie mit den Trappern zusam- men, di« als w«it vorgeschoben« Vorposten den Verkehr der Weißen mit den spärlichen Jndiancrhvrdcn der Prärie ver- mitteltcn. Der Name W.uuipcgs ist indianischen Ursprungs. Er Hal eine Bedeutung, die mit seinem jchöncn und vollen Klange etwas disharmoniert. Denn c' bedeutet „schmutziges Wasser" und ist dem Platze von den Indianern gegeben wor den, weil die beiden Flüsse, die bei Winnipeg zusammen strömen, der Assiniboine und der Red River, beständig durch leinen a!aiinl>a!tigen Schlamm qctrüvl sind. Auch der Name des Staates, besten Hauptstadt Winniveg ist, Manitoba, ist indianischen Ursprungs. rnc Iw-einer bezeichneten das Land als „Manilou Wapa" - e. h. das Land des Großen Geiste ', das Land Gottes. Sic traben mit dieser Be-.eichnnng nicht unrecht, denn es ist von allergrößter Fruchtbarkeit. Verbrennen euch die Farmer Man Gbas vie-fach den Dünger ihres Viehs, weil sic ihn bci der Fruchtbarkeit ihrer Farmen ganz und-gar nick! benötigen! Ev ist denn die endlose Prärie, die sich westlich und nordwestlich oonWiuiopeg aus jlach da-hinstrcckt und die einen Flächcnranm bedeckt, der fast 1000 englische Meilen von Osten nach Wcsien und 500 cngliiche Meilen von Süoen nack Norden lang ist, also den doppelten Flächeninhalt besitzt wie das Deutsche Reich, nicht nur zur Viehzucht, sondern vor allen Dingen zum Weizenbau ausge zeichnet geeignet. Und wirtlich ist der Ertrag, den dieses kanadische Weizenland gewährt, ein w märchenhaft reicher, daß selbst die berühmtesten Wcizenländcr der Vereinigten Staaten nicht so vielfältige Frucht liefern. Der kanadische Weizen „Assinidoia Nr. 1" ergibt 70 Bnshels auf dem Acre (1 Vushel gleich 0,3 Dopvelzcntner, 1 Acre gleich 40 Ar). Ter Durchichnittsertrag des Acre n Nord-Dacouck, Süd- Tacotah, Iowa aber und anderen Weizenländern der Ver einigten Staaten ist bei weitem nicht ein so hoher. Wer in der Ckadt Winnipeg lebt, beschäftigt sich natürlich nicht mit Weizenbau — ebenso wenig wie der Einwohner von Chicago. Aber der gesamte Wcizenhandel des kanadischen Westens Nt in Winnipeg zentralisiert, ganz ebenso wie man dort den Wcizenhandcl des ganzen Westens der Vereinigten Staaten an sich zu ziehen gewußt dar. Die Möglichkeit, den Wcizcnlwndcl zu monopolisieren, lag sür Winnipeg ebcn'v wie sür Chicago in der aeoa>"'ohischcn Lage und in der Ge staltung der Verkehrswege. Wie sieses durch seine Lage am Michigan-See den Vorteil genießt, den Weizen, der von Westen her ans den Schienenwegen hcranrollt, direkt in Ge treideschiffe vcrliidcn zu können, sic ihren Weg durch die Großen Seen und über den Ozcan bis nach Europa nehmen, Io zieht auch Winnipeg den gesamten Ervor^weizen gns dem kanadischen Westen an sich, nm ihn aus -cesckisse zu verladen und durch den Winnipeg-See, de" Nclioniluß und d'k Hnd- sondai üder den Atkantischcn Ozean nach Europa zu verschis st». Die Hudsondai friert erst spät zu (übrigens auch nur am Rande), und auch die Verbindung zwischen der Bai und dem Atlantischen Ozcan bleibt infolge des überaus milden Herbstes des nvrSamerikanischcn Festlandes — des berühm ten „indianischen Sommers" — lange offen. Die Weizen schiffe können also noch mit Sicherheit Nordamerika ver- lassen, b>.vor Lei Frost den Verkehr zu hemmen beginnt. Das Klima Winnipegs, wie überhaupt des kanadischen Westens, ist. auch im Winter durchaus nicht besonders schars. Es tonn zwar nicht al« Beweis herangezogcn werden, baß die Stadt ans dem ü«>. Breitengrade lieg», also etwa ans der Höhe non Paris, und daß das ganze westiiche tanadijche Weizenland südlicher liegt als z. B. Dänemark oder Schottland. Breitengrade sind ja für das Klima nicht enlsestcidend, wenn sie auch nir die Kraft der Bejonuuug non Bedeutung sind. Wichtig ist aber, daß der kanadische Westen ein viel milderes Kl'wa besitzt als der Lsten Ka nadas. Der Schneefall pfleg» im Westen ein so geringer zu sein, aaß die Farmer ihr Vieh, insbesondere Pserde, im Freien überwintern lassen können, weil cs imstande ist, sich unter der leichten Schneedecke jein Futter selbst zu suchen. Cs kann daher nicht wundernebmen. daß der Zustrom von Einwanderern in den kanadischen Westen icil einigen Iabren ein außerordentlich großer ist und daß er Jahr für Jahr mit lawinenartiger Schnelligkeit wächst. Pflegt cs boch immer eine geraume Zeil zu dauern, vis die Kunde von einem sür die Einwanderung geeigneten Lande sich überall in der Welt verbreitet. Nicht selten schwillt die Einwanderung zu besonderer Höhe erst dann an, wenn die Verhältnisse gar nicht ^inchr jo besonders liegen. Sind doch die Vereinigten Staaten, die dieses Schicksal durch gemacht haben, und die jetzt jährlich mehr als 1 Million Einwanderer erhalten, von denen sie den größten Teil gar nicht haben möchten, bereits dazu übergcganaen, von allen Einwanderern nicht nur den Besitz eine, gewissen Geld- summe zu sordcrn, sondern auch eine Kopfsteuer von 20 .kl. zu erheben. Kanada befindet sich aber heute noch im ersten Stadium der Entwicklung, und seine Regierung tut daher alles, um neue Einwanderer hcranzuzichcn. Den größten Vorteil hat davon gegenwärtig nicht der schon lange be siedelte Osten, sondern der Westen deS Landes, der einen ungeheueren Zustrom von Einwanderern an sich zieht. Für Hotclwirte stellt Winnepeg daher einen goldenen Boden dar: ereignet sich doch in der Houpteinwanderungsfabres- zeit trotz aller fieberhaften Neubauten von Hotels fast Nackt sür Nackt wieder dasselbe Schauspiel, daß mehrere hundert Personen wegen Ucbcrnill-ung in keinem Hotel, in keinem B-mrdina House nnterkonnnen können, obwohl sic imstande sind, nir ihre Unterkunft gut zu bezahlen. Selbst die Eisenbahnen, die in Nordamerika ge wöhnlich weit voraus denken, sind von dieser ungeheueren Entwicklung überrascht worden. Di« bisher größte kakia- dftche Eisenbahngesellickast, die „Canadian Pacific Raft- way", bat in Winniveg ein Stationsgebäude errickne:, säst so großartig angelegt ist wie da« verüvmlsiie z> in-- hofsgebäudc der Vereinigten Staaten, die „Vroaa Su.v! Station" in Philadelphia. Tie Erössnuüa dc neuen Stationsgebäudes in Winnipeg enoicue vor eu-i>-n Mo naten, natürlich noch bevor cs gar: stniaasi - >1 n a- Jetzt ist es aber scvon zu klein; mar. stai daher -oP:i.i dem Bau eines Crwcucrungsgcbäudcs beginnen i ft- Und selbst in der Beivaltigung des Paisagier- und siacl':- vcrkehrs (ganz abgesehen von Li eien "avnr -su sten' :n:rt die kanadische Pacincbahngesellschast ecr f.in llen Enn. ck- lung kaum nach. Hat doch der kanadncke Westen im or.' r Jahre 85 Millionen B-ishcl Weiten i25si Mckn.^ n Doppelzentner) erzeugst. Zum Vergleim st. angesti'rr. vc das Deutsche Reich im Jahre 1005 37 Millionen Doovst- zentner Weizen hcivorbrachle. So Vai die Bann bereits den früher nur eingleisigen Sck-enensirong zwstcken Winnipeg und Fort William verdoppeln müssen — wo'-i sich bekanntlich anierikanftwe Babnge'cllschaften ers: ent schließen, wenn cs überhaupt gar nicht anders mehr weg- lich ist. Die Stadl Winnipeg Hal ivrcn schnellen Aw''chwuug hauptsächlich der Tat'gchc m danken, daß die sinnlichen Eisenbahnlinien des kanadischen Westens hier znstnnmen- lauscn und sich von hier aus erst wieder nach L sten 'äckcr- artig ausbrcitcn. Das oft mißbrauchte Wort, daß sich „wie in einem Brennspiegcl" alte Strahlen der nstenchaft- lichen Kräfte sammeln, trifft sür Winnipeg latiächlich zu. Denn auch bci den außerordentlich bedeutenden Babu erweiterungen, die in Kanada jetzt vorgcnommen werden — allein die kanadische Regierung lxrt zur Unterstützung von Babnbauten nicht weniger als 500 Millionen Maik ausgeworstn! - ist Winniveg stets als Ziel- oder Durch- gangspunkt berücksichtigt,.so daß cs aus demselben Meridian ln K-anada keine einzige Stadt sonst gibt, die von Eisen bahnen berührt wird, während die Meridiane westlich und östlich in Kanada stets mehrere Bahnlinien schneiden. So ist es kein Wunder, baß sich in Winuivea bäuftg mehr als 10 000 Fremde gleichzeitig aufhalteu. Größten teils sind Lies Einwanderer, hie aus allen möglichen Gegenden der Erde nach dort strömen, um lick aus einer Farm, die die kanadische Regierung im Westen unentgelt lich zur Verfügung stellt, nicdcrzulasscn. Die Einloende- rung nach Kanada ist mit Riesenschritten gestiegen: loährcnd 1901 49 000 Einwanderer inS Land kamen, betrug der Zustrom 1903 128 000 und 1900 gar die enoemc Zahl von 189 000 Menschen. Zu diesen Einwanderern treten — namentlich zur Erntezeit — noch Tausende von Arbeitern, die au« dem Osten Kanadas oder aus d«n Vereinigten Staaten herbefftrövren, um hier einige Wochen lang gegen
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