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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070513028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-13
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BeH«qS-PreiS für Leipzia und Boeortr durch nufere TeLger und Spediteure in« Hau« pebraLt: «u«- gab« (nur morgen«) vierteljährlich 3 monatlich 1 M.; rluSaabr v (morgen« »nd abend«) vierteljährlich 4chO monatlich 1.50 M. Durch die Poft bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschland« und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 monatlich l M. auSschl. Posibestellgrld, für Oeflerreich-Uugarn vierteljährlich 5 L 4bd. Abonnemeut-Aunahme: AugustuSpkatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, EpÄttenren und Annahmestellen, sowie PostSmteru und Briefträgern. Die einzelne Nummer lostet Pfg. Redaktion «n» «r>e»ttt«ir Johauni«aasse 8. Telephon Nr. 153, Nr. 222, Nr. UM. Berliner RedattiouS-Bureavt Berlin IBlV. 7, Prinz Loui« Ferdinand« Straste l. Telephon I, Nr. 9275. Abend-Ausgabe 8. MiMIagedlaü Hmtdelszeitrmg. Amtsblatt -es Nates und -es Nottzeiamtes -er LLa-t Leipzig. A«Heiqen.PreiS für Inserate au« Leipzig ». 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Mai ist in der zweiten NachmsttagSfluude der Freiherr HanS Dietrich Konrad von Trützschler zum Falkenstein nach längerem schweren Leiden auf Schloß Doriftadt bei Falkenstem im Vogtland« im Alter von 78 Jahren gestorben. Der Berstorbeue war Domherr und gehörte lange Zeit unter de« vom König ernannten Rittergutsbesitzern zu den Mitgliedern der Sächsischen Ersten Kammer. Der Kampf im Berliner Baugewerbe. Im Baugewerbe wird der Friede im Laufe dieser Woche nicht gestört werden. Die Befürchtung, daß der AuSsperruugS- beschluß der Arbeitgeber durch den sofortigen Streik der Arbeiter beantwortet werden köante, sind- hinfällig. Die Vorstände der fraglichen Organisationen sind Lbereingekommea, vorläufig nichts zu unteruehmeu und di« Aussperrung abzu- warteu. Nächsten Mittwoch findet hier eine Versammlung des ZentralverbandeS der Maurer statt. «egen Srauvinger. Aus Bamberg wird gemeldet: Die Zartrumskatholiken hier und in der Umgebung haben bei dem Bischof von Bamberg die Einleitung eines kirchlichen Disziplinar verfahrens gegen Pfarrer Graudinger beantragt, weil er am Sonntag vor dem HimmelfahrtStag politische Ver sammlungen in Sachen sei»« Kandidatur abgehalten habe. Die Klag« ist natürlich nur ei« Vorwand, hinter dem sich der parteipolitische Haß gegen den liberaler gerichteten Pfarrer verschanzt. Als hätten nicht auch schon Zentrumsversamm lungen am Sonntag, von Pfarrern geleitet, stattgefundeu. Der Religionsunterricht in Pen Hemfnfttttea. Die Hamburger Schulsyuode beschloß, wie uns ein cä-Privattelegramm meldet, am letzte» Sonnabend abend mit 199 gegen 149 Stimmen die Beibehaltung des ReligiouS- unterrichtS iu den Hamburger Volksschulen. Dieses Stimm verhältnis zeigt, wie stark schon die Strömung für Abschaffung des Religionsunterrichts ist. Englische Sitte. Ein Telegramm aus Cap Hamilton auf den Bermudas berichtet, daß das englische Krenzergeschwader unter dem Befehl des AomiralS Neville dort eiugetroffen sei. ES hatte der feierlichen Eröffnung der Ausstellung in Jamestown bei gewohnt. Während des Aufenthalts in den amerikanischen Gewässern sind gegen 300 Unteroffiziere und Ma trosen desertiert. — Desertionen sind in England be kanntlich anders zu beurteilen als anderswo. Sie ent springen keiner Drückebergerei, sondern die Flüchtlinge wollen sich eben auf einem anderen Schiffe wieder auwerben lassen und dadurch doppeltes Haudgeld verdienen. Freilich istS eine L>itte, deren Bruch die Britten mehr ehren würde als ihre Befolgung. Krieg in Marokko. Nach längerer Pause ist eS wieder eiumal zu einem Waffengang zwischen den SultanStruppen «nd den An hängern des Prätendenten gekommen. Nach einer Meldung aus Melilla sollen die Truppen des Sultans die Anhänger ElRoghiS geschlagen und etwa 200 gefangen haben. Die Zahl der Geloteten soll groß sein. El Roghi ist aufge- krochen, nm sich den scherifischen Truppen, die auf dem Marsche nach Marchica sich befinden, eutgegenzustellen. Man beobachtet von den Anhöhen um Marchica aus m der Ferne Rauch und glaubt, daß dieses iu Brand steht. Das freudige Kamitienerelguis. Die Geburt des Thronerben bildet in Madrid den all gemeinen Gesprächsstoff. Als sich der König gestern auf dem Balkon zeigte, wurden ihm große Ovationen dargebracht. Das genaue Datum der Taufe ist noch nicht bestimmt. Sämtliche spanische Bischöfe treffen zum Taufakt in Madrid ei«. Schwedische Wahlreform. Die Zweite Kammer hat mit 122 gegen 105 Stimmen -den Gesetzentwurf der Regierung über die Abänderung des Wahlrechts angenommen, mit einigen Zusätzen, die teils auf Bewilligung von Diäten für die Mitglieder der Ersten Kammer hinauSgehen, teils auf Herabsetzung des für die Ausübung des Wahlrechts zur Ersten Kammer bestehenden Zensus von 4000 Kronen aus 2000 Kronen Einkommen. Dieser Beschluß unterscheidet sich von den vorher von der Ersten Kammer angenommeuen nur dadurch, daß die Erste Kammer eine Herabsetzung des Zensus für die Ausübung des Wahlrechts zur Ersten Kammer nicht beschlossen bat. Man nimmt an, daß die definitive Lösung in einem Ver- mittelrrngSvorschlage gefunden werden wird, den beide Kam mern annchmen, und in welchem der in Frage kommende Zensus auf 3000 Kronen festgesetzt werden wird. politisches. * Die Rerchstaaskommiffiou zur Borberatung der Be amten^ «setze hat beschloss««, dem Reichstage die An rechnung der vom 18- Lebensjahre ab geleisteten Dienstzeit bei der Versetzung in den Ruhestand anzurechnen. Gleich zeitig sind noch roeitere VeöbcsstM'ngen des Hinterbliebenen- gasetzeS angeregt, di« voraussichtlich auch di« Zustimmung des Plenums «nd des Bundesrates finden dürsten. Als ganz besonders erfreulich darf die Erklärung der Reyieruna begrüßt werden, die den Hinterbliebenen der auf Grund des jetzigen Gesetzes pensionierten Beamten in Fällen der Be dürftigkeit ausreichende Unterstützungen zusichert, ein Zu geständnis, das auch wir erst kürzlich an dieser Stell« vertreten haben. — Der Antrag Campe-König aus Anrech nung der Dienstzeit vom 18. Lebensjahre ab ist übrigens im preußischen Abgeordnetenhau.se unter Zustimmung Les Ministers v. Rheiwdabon- angenommen worden. si. Die Verhaftung der anarchistischen Hauptagitatoren. Am 1. Mai sind bekanntlich die anarchistischem Hauptagita- toven Weidt und Werner Daya, von denen auch die meisten Artikel in den anarchistischen Mattern herrührem, verhaftet worden. Man Hot bei W. einen sehr interessanten nießrurg von der Gemeinde. Zu diesen beneidenswerten Rhörrdävsern gehört u. a. Iondhmm v. d. Rh. * „Lästige" Ausländer, Gestern früh wurden in Berlin zwei junge Russen in ihrer Wohnung verhaftet, die sie bereits seit einiger Zeit bewohnen. Wie verlautet, sollen beide politisch verdächtig sein, und sich ohne Erlaubnis hier auf. halten. Sie dürsten als lästige Ausländer ausgrwiesen werden. * Gelegentlich des Besuches der englische» Journal isteu iu Deutschland ist der Hinweis auf ein kleines Werk von Interesse, das soeben erscheint, und zwar als 9. svorletztes) Heft der von Dr. Th. Lenschau herausgegebenen Sammlung »England in deutscher Beleuchtung", Verlag Gebauer- Schwetschke, Halle a. S.: Dr. Th. Lorenz „Die englische Presse". 1^20 ^l. Wie kern anderer ist der Verfasser in der Lage, dieses schwierige Thema zu behandeln. Nach einer geschichtlichen Einführung bespricht er zunächst die Londoner Tagespresse, sodann die Provinzpresse, die Wochen- und Monats-Revuen u. s. f. Am interessantesten ist natürlich für uns der zweite Teil, in dem die englische Presse in ihrer Haltung Deutschland gegenüber charakterisiert wird. Gerade in diese» Tagen wird das Werk zweifellos viele Leser finden. Es erscheint in der Sammlung dann noch als letztes Heft eine Arbeit des Herausgebers: „Größerbritannien", die ein abschli<chenLes Bild des gesamten Unternehmens bietet. So- bald dieses 10. Heft vvrliegt, gibt der Verlag das ganze Sammelwerk in einem Bande gebunden zu dem niedrigen Preise von 7 ^l heraus. Brief gefunden. Man wird die beiden Agitatoren und den „Genossen" Oerter, der ja bekanntlich obsttfalls häufig m dem Versammlungen auftritt, unter Anklage wegen Verstoß gegen verschiedene Paragraphen des Strafgesetzbuchs sWider- stand gegen die Staatsgewalt, geheime Verbindung, feind liche Hrltnng gegen befreundete Staaten) stellen. Auch die Breslauer Staatsanwaltschaft hat ein Vorverfahren gegen den „Genössen" Oerter eingeleitet. Er hat in der schlesischen Hauptstadt Ende April eine tolle Rede gehalten. -cft. Die außerordentliche Vertreterversammlung des Lehrerverbandes für die Provinz Sachsen wurde vom Vcr- dandsvorsitzcnden Lehrer Lchwärzel-Magdeburg gestern vor mittag 10bb Uhr in Halle eröffnet; sie war aus allen Teilen der Provinz Sachsen sehr stark beschickt. Der Vorsitzende gab zunächst ein einleitendes Referat Wer die BvsoldunaS- rrage, die auch Gegenstand der Beratungen des 4. preußisch«» Lehrertages ist. Der Referent wies darauf hin, daß die auf den bisherigen preußischen Lehrerlagen ausgestellten Be- soldwüysforderrmgen den damaligen Zsitoechöltmssen an gepaßt seien, beut« sei das Bild ein anderes und di« preußische Lehrerschaft müsse klar und deutlich ihre Forderung dahin präzisieren, daß sie in ein« der ihnen Anstehenden Boamleu- katcyorren eingeordnet werde. Eventualforderunyen müsse man fällen kaffen und fiir künftige Lchrertaye zurückstrlleu, dmn es tue not, daß möglichst einmütige Forderungen er hoben werden. Es konnte noch der gepflogenen veyen Be- sprechung die fast einstimmige ov blöo-Annaihme der Vor lage des geschäht sführeind en Ausschusses vom preußischen Lchrerverein festgestellt werden, die darauf hinAielt, daß den Lehrern ein Einkommen gewährt werde, das nach Höhe und Art des Anwachsens dem der nichttcchnischen Sekretäre in den staatlichen Betrieben und Verwaltungsbehörden gleich ist. Der von den „Freunden der Gleichstellung" ge stellte Antrag, der das Prinzip der Gleichstellung ausdrück lich betont wissen wollte, famd insofern Berücksichtigung, als der Wortlaut der Vorlage des geschäftsführenden Ausschusses vom preußischen Lchrerverein dahin abgcändert wurde, daß in derselben statt einheitliche Besoldung" gleiche Besol dung gesetzt wurde. Ein weiterer Antrag der vorgenannten ^Bereinigung auf den Ausbau der jetzigen Mterszulagekaffen zu vollen Besoldungskaffen wurde lebhaft debattiert und an genommen. Des weiteren wurde beschlossen, daß der ge saunte Vorstand des Lchrerverbwndes den Verband auf dem 4. preußischen Lehrertag« vertreten soll. Der von der Ver einigung der Freunde der Gleichstellung gestellte Antrag, daß die Vertreter mit imperativen Mandaten versehen werden sollen, wurde abyelehnt. t Recht deueideusvertc Verhältnisse, deren ganzer Wert in der gogeMvärtig teuren Zeit ganz besonders wohltuvnd empfunden wird, herrsch«» noch in einigen Orten des Thüringerwaides und m der immer als arm verschrieenem- Rhön. So zahlt z. B. das Dorf Martinroda bei Ilmenau nicht nur keine Gemeinde- und Kirchensteuern, kein Schulgeld und keinen Wasserzins sonderm- es wird dort bereits seit langen Jahren i-m Frühjahr an jeden nutz- nießungsherechtigten Ortseinwohner je «in Raummeter weicher Stöcke und 100 Wellen Reisig unentgeltlich aus dem Gemeindeforst abgegeben. So kamen in diesem Frühjahr mehr als 170 Meter Stöcke uind ebensoviele hundert Wellen Reisig zur Verteilung. In derselben Gebend gibt es noch eine Reihe andere Orte, di« fast ebenso günstig gestellt sind, wie Martinroda. Gantz älmlich liegen die Verhältnisse auch in einigen weimarischen Nhöngemeinden. Dort erhalten die Bürger außer Holz vielfach Wiesen uind Land zur Nutz- * Die uuzufrittwuen Winzer. Aus Beziers wird ge meldet: Der Bund der Vereinigungen zum Schutze deS Weinbaues ließ dem Komitee der Stadt Argelliers, von dem die Bewegung ausgeht, volle Handlungsfreiheit. Dieses beschloß, wenn die Regierung nicht bis zum 10. Juni Ab hilfe für die Krisis schaffe, die Steuerzahlung einzustellen. Das Komitee beraumte jur nächsten Sonntag eine Ver sammlung der an der Bewegung Beteiligten in Per pignan an. * Englische Eisenbahner. In England haben die Eisen- bahnangestellten gestern insgesamt etwa 150 Versammlungen veranstaltet. In London, wo die Kundgebung im Hydepark stattfand, betrug die Zabl der Teilnehmer 20 000, in GlaS- aow 15 000. Die Veranlassung zu den Versammlungen war das Verlangen, daß der Gesamtverband der Eisenbahnange stellten bei den über die Streitigkeiten mit den Gesellschaften zu führenden Verhandlungen als Vertreter der Eisenbahn bediensteten anerkannt werde. In den Versammlungen wurde eine Resolution angenommen, in der die Haltung des Verbandes gebilligt wurde. In der Versammlung zu New castle gelangte noch eine Zusatzresolution zu Annahme, in der die Gesellschaften aufgesordert werden, ihre Ent schließung über die geforderten Zugeständnisse und der An- erkennung des Gesamtverbandes vor Ende Juni bekanntzu geben. Falls den Forderungen nicht stattgegeben werden sollte, werde am 2. August der Ausstand beginnen. * New Korker Hasenarbeiterausstand. Nach einer Mel dung des „Daily Telegraph" aus New Kork beläuft sich der durch den Ausstand der Hafenarbeiter bis jetzt erwachsene Schaden auf etwa 12 Millionen Mark. Die ganze Kaifront der Hasenanlagen von New Kork und Brooklyn liegt voller Waren, die nicht expediert werden können, und deren Menge rund eine Million Tonnen betragen dürfte. — Weiter wird gemeldet: Der Ausstand der Hafenarbeiter dauert fort. Die Dampfer „Umbria" und „Vaderland" sind, nur teilweise be- Feuilleton. 12 a> 12 12 12 12 12 12 12 12 12 <2 12 12 12 12 12 12 12 <2 12 12 12 <2 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 <2 Es sind die Weiber, welche die Raffe er halten, die in Körper und Geist den Typus des Dolksstommes am längsten bewahren und darum gleichsam den Spiegel der Zukunft und Ver gangenheit bilden, die einem Volke beschieden sind. Karl Vogt. Gerechtigkeit ist mehr die männliche.Menschen- licbe mehr die weibliche Tugend. Der Gedanke, Weiber das Nichteramt verwalten zu sehen, er regt Lachen: aber die barmherzigen Schwestern übertreffen sogar die barmherzigen Brüder. Arthur Schopenhauer. Weiber sind im Unglück größer als Männer vermöge der weiblichen Kardmaltugend Geduld: ober im Glück sind sic wieder kleiner kraft des weiblichen Kardinalverbrechens Eitelkeit. Karl Julius Weber. SSS8SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS 12 - - ' - 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 !2 21 21 2> 21 21 21 2! 21 21 2! 2! 2! 2! 2! 2! 2! 2! 21 21 2> - — -—- — Mairnheinier A«»stell«ngLbriefe. Von Walter Schulte vom Brühl (Wiesbaden). UI. Wie die Kunstausstellung, besonders durch die vielfache Anwendung der Raumkunst, ibr eigenes Gepräge zeigt, so die Gartenbauausstellung durch den Umstand, daß hier die Kunst des Gärtners vorwiegend in den Dienst der bildenden Kunst tritt, die der gesamten Veranstaltung ihren Stempel aufdrückt. Selbstverständlich fehlt cs nicht an „Objekten", die sich um die Meinung der Herren Stilisten und Garten architekten einen Deut kümmern, die im Lause der halb jährigen Ausstellung, meist in kürzeren Sondcrausstellungcn, sei es nun als Orchideen oder Nelken, als Kakteen oder appe titliches Obst, nur als „Ding an sich" wirken wollen, und auch die Nelumbien in ihren Teichen und die Palmen in ihrem Riesenhause scheren sich wenig um die Zeichnungen Läugers oder Behrens'. Aber der Hauptteil der Aus- stellung und der Aussteller mußte sich, wie gesagt, den Deko rationskünstlern gefällig zeigen. Schon gleich beim Eingang keimen sich in zwei Rosarien der «rotzfirmen Peter Lambert - Trier u»d I. Böhm - Oberkassel Tausende von laublosen Rosenstämmchen in den Linien des Professors Läuger, der durch weiße Mäuerchen, durch Efeu und Koniferenwänd« den Kindern Floras einen wirksamen Hintergrund für die Zeit ihrer Blüte bereitete. Schlinggewächse und Bordüren blühender Kastenpflanzen werden seine Weißen Pargolcn und Fassaden farbig schmücken, und 25000 Tulpen der Firma Beiscnbusch in Dorsten sind eben im Begriff, die große Fontäne farben freudig zu umgeben, während der Schmuckhof der Firma Liesmeyer vor der Kunsthalle seine Reize entfaltet. Das Reich der Gärten und Blumen tut sich erst voll kommen auf, wenn man die Ueberbrückung durchschritten, die den Friedrichsplatz von den ehemaligen städtischen Pacht- gärten — ein großes Gelände — trennen. Auf der einen Seite wird ein Teil dieses Geländes von Len Ausstellungs hallen begrenzt, die alles das bieten, was man bei Garten hauausstellungen zu sehen gewöhnt ist: Maschinen und Geräte, die der Gärtner gebraucht, Blumen und Pflanzen jeglicher Art, die riesigsten Palmen und die winzigsten Kakteen, ernsthafte Gewächse und die Claons der Pflanzen welt, herrliche Produkte der Blumcnbindekunst, fremde Hölzer und Gartenerzeugnisic aus den Kolonien. Manches darin wechselt, je nach dem Fortschritt der Jahreszeit, oft von Woche zu Woche. Uns«r Interesse wird aber in erster Linie gefesselt durch eine Reihe von Einzelgärten, in die das Gelände abgeteilt ist. Obgleich sehr verschieden in ihrem Wesen, ihrer Bestimmung, tragen sic doch durch die ver bindende Kunst Läugers einen einheitlichen Charakter, wie eben die ganze Ausstellung. Nachdem wir einen Blick in seine vertieften Farbengärten, seine Blumenparterres ge worfen, in denen Tausende von Blumen, wechselnd nach ihrer Blütenperiode, ein wunderbares Farbenspiel entfalten, schreiten wir in die Anlagen hinab und gelangen zunächst in den großen Garten von Gros und Aönemann in Nieder walluf, in dem diese weltbekannte Firma in einer Anlage von intimen landschaftlichen Reiz um eine kleine Vase herum und vor dem Hintergründe dunkler Kcnifcren ihre Stauden- gewächse aller Arten zur Geltung bringt. Hier hat auch eine reizvolle Skulptur, ein Mannhcimia von Professor Richter, ihre Ausstellung gefunden, wie denn überhaupt in diesen Gärten manch treffliches Werk der Plastik, bald als Form, bald als Brunnenfigur oder als besonderes Stand- hild, Platz fand. Zwei Ziergärten von Professor Billing mit hübscher Blumcnornamentik auf erhöhten Beeten und ein als vor nehmer Hausgarten gedachter Raum von Gebr. Rötbe in Bonn schließen sich an, weiterhin ein mauerumscblosscner Sondergarten, ein idyllisches Erdenwinkclchen, von dem be kannten Ornamentiker und Landschaftsmaler Professor Schulze-Naumburg, der uns deutlich macht, wie man einen schlichtbürgerlichen Garten in oder vor der Stadt ebenso zweckdienlich, als schön gestalten kann. Es mag hier bemerkt sein, daß alle diese Gärten mit Weiser Einordnung von vor handenen, alten Bäumen geschaffen wurden. Mancher alte Obstbaum aus diesen ehemaligen städtischen Pachtgärten, manche zierliche Birken- und andere Baumgrupp« geben nun dem Ganzen einen besonderen Reiz, den man aick den »rohen Gartenbauausstellungen in Hamburg und Düsseldorf der- missen mußte, und boten der künstlerischen Phantasie des Gartenkünstlers Anlaß, sich zu betätigen. Hervorragendes Interesse erweckt auch die Anlage von Professor Läuger, den mehrgenannten Schöpfer der Aus- stellungsbauten, der uns eine sehr vielseitige Anwendung von Bäumen, Blumen, Architekturen und Steinen zeigt und manches Bild von hohem Reize schafft, nicht zum wenigsten in dem Ausblick auf ein zierliches Badegebäude mit einem ge schlossenen, vornehmen Badeyausc für den Wimer und einem offenen Bassin für den Sommer. Dieser Anlage schließt sich der Garten an, in dem Professor Behrens-Düsseldorf u. a. eine Naturbühne aus Tuzahecken als Kulissen Herstellen ließ. Im Laufe des Sommers soll in dem hübschen, lauschigen Winkel wirklich gespielt werden. Weiterhin der mit großem Gcldaufwande eingerichtete, mit japanischen Zu taten durchsetzte Garten der durch ihre Wasscrpflanzcnkul- turen berühmten Firma Henkel in Darmstadt, die Teiche, zum Teil künstlich durch Röhren erwärmt, durchziehen. Die schönsten Lotos werden dort im Sommer ihre Pracht ent falten. Brückchen und Pagoden, auch eine der im Wuchs künstlich zurückgehaltenen, Jahrhunderte alten japanischen Kiefern in einem großen Topf, werden sich in den Wassern spiegeln, und eine Veranda aus Bambusgeflccht schließt diesen Garten gegen einen anderen ab, der einem Nestau- rationsgarten als Muster dienen soll. Der Gartenarchitekt Brahe in Mannheim bietet eine moderne Gartenanlage in klassischem Stile: sie zeigt, wie ein Hausgärtchen auch in den kleinsten Verhältnissen höchst reiz- voll gestaltet werden kann. Nebenan eine Mehlhornsche Ge wächshausanlage mit einem von Henkel bepflanzten Viktoria-Regiabecken. Ein besonders fesselndes Erden winkelchen folgt, eine Schwarzwaldlandfchaft mit Felsen und einem rauschenden Bach, einem alpinen Felsen garten von Meus in Ronsdorf und zahlreichen, herrlichen Koniferen der Firma A. Weber u. Cie. in Wiesbaden. Dies Stückchen Schwarzwald enthält auch ein veritables, stroh gedecktes Schwarzwaldhaus älteren Stils und ein zweites neuerer Art, in dem eine Wcinkostballe untergebracht ist, sowie eine Ausstellung von Erzeugnissen der Schwarzwald. Industrie. In einer verkleinerten Nachbildung der Zähringer Burgruine finden wir eine plastische Nachbildung der Gartenstadt Ebcnhauscn. So viel über die Sondergärten der Ausstellung. Zum Hintergrund dient ihnen das Riesengebäude des Restaurants Zillertal, in dem der Zechende innerhalb eines groß artigen Bergpanoramas seinen Schoppen trinkt. Auf die übrigen Ausstellungen, seien es solche von präch tig und ebenmäßig gezogenen Pyramidenobststämmen, feien es Blumen- oder gar Champignonanlagen, brauchen wir wohl nicht näher einzugehen. Man kennt das ja zur Genüge von anderen kurzfristigen Gartenbauausstellungen her. Wir glauben, daß unser kurzer Ueberlick genügen wird, deut- lich zu machen, daß die Mannheimer Gartenbauausstellung eine reiche Fülle praktischer Anregung für den Fachmann, wie für den gartenbaufreundlichen Laien bietet, und daß sie in ihrer Art nicht minder bedeutungsvoll ist, wie di« Kunst- auSstellung mit ihre« anSgesachten Meisterwerke«. „Die Welt ift tief . . Von Karl F. Nowak (Berlin). Der rauhe Leutnant Glau, der in seinen Wäldern den leisesten Hall vernahm, den Voaelschrei in der Luft erkannte und, wenn der Herbstwind die Blätter rasch an ihm vorüber trug, ihre Herkunft im Fluge unterschied: dieser rauhe, stolze Jäger Hamsuns, den später ein Jagdgefährte in bunter Tropenwildnis von allem Leid durch mörderischen Schuß erlöst, hat's sicherlich auch Johannes V. Jenfen gelehrt, die Reviere des „Pau" in zärtlicher Andacht zu durchstreifen. Johannes V. Jensen: cm Däne, der 1873 zu Himmerland geboren wurde. Ein jütischer Bauer, der zügellos, trotzig und wild, voll ungestümen Rebellenblutes ist, und dieses oft genug oben in Dänemark schon erprobte. Und bald wird ihn jetzt auch Deutschland kennen lernen, verstehen und achten, zumal er uns nach „Madame d'Ora", dieser kraft erfüllten, unbändigen Kriminalgeschichte, rasch noch einen Band ganz merkwürdiger Novellen schickte: „Die Welt ist tief . . ." * *). Vier merkwürdige Novellen. Nicht alle gleich an Wert, nicht alle gleich im Tempo der Erfindung, über dies durchaus nicht alle von gleicher künstlerischer Sorgfalt. Manchmal durchbricht sie auch Affeklation, leise Manier, die sich ein wenig auch auf sich selbst einbildet. Und über allen Hamsun, Knut Hamsun, der absonderliche, der erbitterte Phantast, der grollende Schwärmer, der manchmal ist wie ein Kind. Später spricht dann fernher auch noch ein anderer mit. Einer, den Jensen liebt, Heinrich Heine, dessen Kind- hcitsreminiszenzen er selbst in Düsseldorf nachgehi, Heine, dessen Stil ihn entzückt. Aber doch hat Jensen vor allem eines nicht vergessen: neben dem Norweger und dem Deutschen auch den Dänen mitzubringen. So wird man in den vier Novellen auch den Dänen Jensen leicht erkennen, — seine wirbelnde Kraft, seine eigene stille Nachdenklichkeit, die sich gegen Gesetz und Regel ausbäumt, wo sie darf, seine be- sondere Kunst, deutlich mit Symbolen zu spielen, seine hohe dichterische Sehnsucht, seine schmiegsame Grazie. . . . Aber eigentlich ist's doch wieder nur eine der 9!ovellen dieses Bandes, die man am liebsten, die man gern zweimal lesen wird. Es ist nicht „Dolores", das zweite Stück, eine zerfahrene, oft quälerische Geschichte aus Spanien, die ohne allen Nachklang, fast wie im Zwang ein paar fragmenta rische Episoden aufreiht, und plötzlich so nebenhin mystisch wird, wo die Handlung plötzlich völlig versagt. Und es ist auch nicht „Louison", der Erzählungen dritte, diese zärtliche, spöttische Geschichte der kleinen Grisette, die den Fremden entzückt, den Fremden liebt, ihm alles gewährt und ihn morgen betrügt. — ein Grisettenabenteuer, duftig, sein, auch zierlich in den Farben, aber freilich wie viele zu Paris, nicht anders. Doch wird man in dem Buche die „Wälder" finden. Von der Sehnsucht nach ihnen erzählt — gleichsam als Prä- ludium: „Die entschwundenen Wälder" — die Parabel von des alten Korra jungem Sklaven. Aus dem Westen war der Sklave gekommen. Dort hatte seine Freiheit noch nichts vom Knechtesdienst gewußt. Vor Bangen nach der Heimat ') JobauneS v. Jens«»: „Die Welt ist ttch . . «o- velke«. Verlag von G. Fischer, verli».
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