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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070516011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-16
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Umgebung die 6gespaltene Petitzeile 25 Pf, finanzielle An zeigen 30 Pf^ Reklamen 75Pf.; oon auswärts 30 Pf., Reklamen 1 M.; vom Ausland 50 Pt., finanz. Anzeigen 75 Pf., Reklamen 1.50 M. Inserate v. Behörden im amtlichen Teil 40 Pf. Beilagegebühr 6 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. Geschäftsanzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarn Festerteilte Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. ' Anzeigen-Annahme: AuguftuSVlatz 8, -bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Elpeditioaeir des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin. CarlDun cke r.Herzgl-Bayr.Hosbuchhandlg.. Lützowstraße 10 (Tel. VI, 4603. Nr. 135. DoriKeröLaH 16. Mai 1907. 101. Jahrgang. Var Aicdtigrte vom Lage. * Prinz Friedrich Leopold von Preußen hat sich als Vertreter des Kaisers zur Taufe des spanischen Thronfolgers nach Madrid begeben. * In Berlin wurde gestern in Anwesenheit des Kronprinzen die deutsche Armee-, Marine- und Kolonialausstellung eröffnet. (S. d. bes. Art.) * Der „Reichsanze-ger" veröffentlicht die Ernennwng des Landrates a. D Gustav Ebbinghaus in Bonn -um Kuratorder Rheinischen Friedrich Wilhelms- Universität daielbst unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Geheimer Regierungsrat mit dem Range eines Nates dritter Klasse. * Das preußische Abgeordnetenhaus vertagte sich bis zum 5. Iuni. (S. Dtschs. R.s * Die Leipziger Stadtverordneten genehmig- ten in gestriger Sitzung die Maudatsniederlegung des bisherigen Vorstehers Justizrat Dr. Jun ck. (S. Bericht.) * Der Allgemeine Studentenausschuß der Universität Leipzig beschloß gestern seinen Aus tritt aus dem Verbände deutscher Hochschulen. l2. Leipz. Ang.) * Bei den österreichischen Reich Lratswehlen sind bis jetzt über 80 Klerikale und etwa 60 Sozial demokraten im erstan Gange gewählt. Fort schrittspartei und Volkspartei zahlen zu sammen erst 10 Mandate. (S. d. des. Art.) Vie Zchlacdt §rs allgemeinen Stimmrechts. Oesterreichs Volk hat gesprochen. Man braucht von seiner Entscheidung nicht befriedigt zu sein und darf eS doch dankbar begrüßen, daß es endlich einmal zu Worte gekommen ist. Freilich gab es ja schon feit einem Dutzend Jahren eine Kurie des allgemeinen Wahlrechts, aber doch nur neben den vier alteren deS StändeparlamentS. Dem Gesamtvolke ge hörte V» seiner Abgeordneten, Vs wurde» von den Städten und Landgemeinden mit Ausschluß der niedrigsten Steuer klassen gewählt. Bolle V» waren der Kurie der Großgrundbesitzer und den Handelskammern Vorbehalten geblieben. Die Berichterstattung über den AuSgang der Wahlen ist noch sehr unvollständig. Der Nachrichten-Apparat funktio niert noch nicht so schnell wie bei uns das allerletzte Mal. Galizien wählt erst heute. Trotzdem wissen wir schon, daß gekommen ist, was vor- auSgesagt wurde. Die Sozialdemokratie hat einen großen Sieg errungen! Daß sie die Mehrheit erringen wird, ist natürlich ausgeschlossen. Haben sie auch nach deutschem Muster in den allerländlichsten Kreisen Kandidaten auf gestellt, so waren diese doch in den kleinbäuerlichen Alpen ländern von vornherein weit hoffnungsloser als in Ostpreußens Latifundien. Aber in den Städten, im böhmischen und niederösterrcichischen Jndustriebezirk, sind so viele gewählt oder in die Stichwahl hineingekommen, daß mit einer Hundertmann-Partei ernstlich gerechnet werden muß, zumal aus Galizien noch Dutzende im ersten Gange erwartet werden. Mußte es so kommen? Ist eine Ueberflutung des Reichs rates mit Roten eine unabwendbare Begleiterscheinung des allgemeinen Wahlrechts in Oesterreich, während unser 25. Januar ihre Besiegbarkeit erwiesen hat? Wir dürfen auch für Oesterreich nein sagen. Die Kurie des allgemeinen Wahlrechts hat zweimal gewählt. Das erste Mal entsandten sie 20 Sozialdemokraten unter 72. Das zweite Mal wurden die Roten beinahe halbiert — ganz wie bei uns. Das zweite Mal war aber das nationale Ge wissen aufgeweckt durch die Badeni-Jahre. Diesesmal fehlte der nationale Elan. Es war vielleicht nicht ganz richtig, daß die nationale Abgrenzung so peinlich streng vollzogen ist, daß die Kämpfe der Nationalitäten unter einander gänzlich auszeschaltet waren. Vielleicht; vielleicht aber auch war es doch richtig. ES fragt sich, ob die sozialdemokratische Gefahr iu Oesterreich die schlimmere ist. Unter dem bisherigen Zustande war die Regierung fast zur Unmöglichkeit geworden. Wenn die Ministerien zu einem sortgesetzten Eiertanz zwischen den nationalen Parteien gezwungen waren, und jedes durch einen ungeschickten pas zertretene Ei die üblen Düfte der Obstruktion zu verbreiten geeignet war — dann mußte dauernd mit einer Politik des „FortwurstelnS" gerechnet werden, mit zeitweiligen Unterbrechungen des verfassungsmäßigen Regiments durch die Herrschaft des § 14, jenes Rudiments des alten abso lutistischen Staates. Oder es mußte jene Verschwendungs- Politik der nationalen Kompromisse fortgesetzt werden, welche schließlich für jeden dummen Jungen einer Minoritäts nationalität ein eigenes Gymnasium aus Staatsmitteln bereitzustellen sich genötigt sah. Die österreichische Sozialdemokratie erscheint im Augenblick ja nicht einmal besonders staatsauflösend. Im Gegenteil: daß diese Partei es war, welche bei der Wahlrejorm durch die Verhältnisse zum sichersten Bestandteil der Regierungs anhängerschaft gemacht war, dürfte vielleicht noch einige Zeit nachwirken. Welch heißes Ringen monatelanger Ver handlungen bat es gefordert, um die nationalen Gruppen (vielleicht abgesehen von der Fortschrittspartei) schließlich nach unendlichem Markten und Feilschen auf die Ja-Seite herüberzubringen! Auch das Vordringen des KlerikaliSmus ist kaum allzu tragisch zu nehmen. Die österreichischen Klerikalen sind stramme Ungarn-Feinde und werden der EiS-Regieruug tüchtig den Nacken steifen gegen die anspruchsvollen Herren in Pest, welche jedes Zugeständnis bloß als Sprung brett für eine neue Forderung ausnutzen wollen und für ihre eigenen Zugeständnisse so ein herzlich schlechtes Gedächlniö haben, daß ihnen gar nicht scharf genug auf die Finger gesehen und schließlich — geklopft werden kann. Bedauernswert bleiben die geringen Erfolge der deut'chen Fortschrittspartei und auch die Verluste der deutschen Volks partei. Indessen ist mit Wahrscheinlichkeit darauf zu rechnen, daß erstere Gruppe, die älteste deutsche Partei Oesterreichs, sich einst wieder erholen, daß sie nicht den Fehler ihrer ungarischen Schwesterpariei nachmachen wird, nach einer tüchtigen Wahlniederlage das Harakiri zu vollziehen. Wir hoffen im Gegenteil, daß im Sturm der allernächsten Zu kunft recht bald eine Wiedervereinigung mit der Volkspartei zustande gebracht Werre. Auf schwere Stürme der allernächsten Zukunft weisen alle Wetterzeicken. Nicht allein die Verhandlungen mit Ungarn gehen ihren entscheidendenTagen entgegen. Die Großmachlstcllung der Monarchie erträgt nicht länger die „Abrüstung" — will sagen: die Nichtentwicklung von Oesterreichs Wehrmacht. Das wirkliche Rekiulenkontingent bleibt verzweifelt weit hinter dem möglichen zurück. Die Bevölkerungszunahme ist seil Jahrzehnten nicht mehr ausgenutzt. Andererseits schreien die Zustände an Oesterreichs Grenzen nach einer kräftigeren Auslandspolitik. Die Einschnürung in die allernördlichste Ecke der Adria darf sich der Kaiserstaat auf die Dauer nicht gefallen lassen, will er seine Zukunft retten und damit gleichzeitig seinen gegenwärtigen Besitzstand sichern. Daß dies aber einen schweren Au,ward kosten wir', und wie schwierig eS ist, eine nationale Mehrheit für mate rielle Opfer zusammeNzuscharen — das wissen wir Reichs deutschen aus langjähriger Erfahrung. Möge für den großen Moment auch in dem uns so eng verbundenen Oesterreich ein großes Geschlecht dereilslehen! Wir haben gute Hoffnung. Das Himmelszeichen einer schöneren Zukunft überbrückt die Gewässer der Sintflut, von denen auch so mancher brave Mann verschlungen ist: die unfähigste von Oesterreichs deutschen Parteien, die Schönerer- Gruppe, ist bis auf den letzten Mann vernichtet! Spätere Depeschen melden: 12 Uhr mittags: Broher sind die Resultate aus 367 Wahlkreisen bekannt; davon sind 154 Stichwahlen. Gewählt wurden 213 Abgeordnete und ein polnischer Minoritätskandidat in Brzosow. Unter den Gewählten befinden sich: 4 Deutsch-Fortschrittliche, darunter der erste Vizepräsident des Herrenhauses, Fürst zu Auers perg, 5 Mitglieder der Deutschen Volkspartci, 56 Christlich- Soziale, 56 Sozialdemokraten, 26 Mitglieder der katholischen Zentrumspartei, 3 Jungtschechcn, 2 Alttschcchen, 1 klerikale Tschechen, 1 böhmischer Nationalsozialist, 1 böhmische Agrarier, 8 deutsche Agrarier, 3 Frei-Altdeutsche, 2 Polen, 2 polnische Klerikale, 5 Ruthenen, 1 Rumäne, 9 Italiener, 14 Mitglieder der slowenischen Voltspartei, 3 national- sortschrittliche Slowenen, 2 Kroaten, 1 Parteiloser, 1 Deutsch- Freisiuniger und 1 Deutsch-Radikaler. Wie aus Triest ge meldet wird, wurden dort ein Slowene und ein Sozial demokrat gewählt, während zwischen drei italienischen Liberalen und drei Sozialdemokraten Stichwahlen statt zufinden haben. 80 Klerikale und 60 Sozialdemokraten sind das Ergebnis des gestrigen Tages und damit ist der Charakter des künftigen Abgeordnetenhauses gegeben. Die Sozialdemokraten sind noch an 60 Stichwahlen beteiligt; sie haben noch auf mindestens 10 Mandate zu rechnen. Die deutschfreisinnigen Parteien mit Einschluß der Freialldeutschen und der Agrarier zählen bisher nur 25 Mandate. Die schwersten Niederlagen haben die Jungtschechen und die nationalradikalen Deutschen und Tschechen erlitten. Beide radikale Parteien hören auf, politisch zu zählen. Vie RuttiÄten Ott klrter-Zaale-Faualr. Die an sich sehr sachlichen und beachtenswerten Aus führungen des Herrn I. H. in Nr. 131 des „L. T." bedürfen zur Vermeidung des Anscheins, als wenn man sich bisher in wichtigen Punkten „nichtigen Illusionen" hiugegeben hätte, doch einiger Gegenbemerkungen: Herr I. H. gebt davon auS, daß der künftige Schiffs güterverkehr sich jährlich auf 600 000 t belaufen werde. Dabei ist nicht ersichtlich, ob er den Anfangsverkehr oder den rechnungsmäßigen Verkehr meint; denn er sagt eist: „Wenn wir also den Schiffsgüterverkehr für Leipzig in den ersten Jahren mit 600 000 t einstellen, so haben wir ihn schon hoch veranschlagt." Am Schluffe Les nächsten Absatzes aber: „Nach alledem darf man bei vorsichtiger Abwägung aller Verhältnisse nur einen Gesamtverkehr von höchstens 600 000 t für Leipzig auf dem Kanal annehmen." Es ist sehr wichtig, welchen von beiden Sätzen nun Herr I. H. gelten lassen will: sollte er den ersteren meinen, so sind wir vollkommen mit ihm einverstanden, und da er der Versammlung vom 22. April beigewohnl hat, wird er sich besinnen, daß ich durchaus seine Meinung geteilt habe. Anders ist aber ja auch die Annahme der Handelskammer von 1 Million Tonnen Umschlag nicht zu verstehen gewesen; denn es ist ja selbstverständlich, daß nicht vom ersten Augenblick der Eröffnung des Kanals an ein Verkehr vorhanden ist, der einem Gesamtumschlag von 1 Million Tonnen entspricht, sondern daß es erst einer Ver- kehrserrlwickelung bedarf. Ich kann aber nun durchaus nicht die Ansicht deS Herrn I. H. teilen, daß diese VerkehrSentwickelung — bis zur Erreichung des vollen rechnungsmäßigen Vertehrs von einer Million Tonnen — 10 Jahre beanspruchen würde. Sowohl für den Dortmund-Rhein-Kanal wie für den Mittelland-Kanal ist von der preußiichen Regierung bis zur Erreichung des rechnungsmäßigen Verkehrs eine Periode von 5—6 Jahren angenommen, und zwar: ortmuiid-Nhcitt-Kaiial Mittrllanv-Kanal I- Jahr 30 V« 30°/« 2. Jahr 50°/« 50 V. 3. Jahr 68 V« 67 V. 4. Jahr 84 V, 82 V, 5. Jahr 98 V, 95 V. 6. Jahr 111V» 106°/, Achnlich ist die VerkehrSentwickelung auf dem Ooer- Spree-Kanal tatsächlich vor sich gegangen — im 6. Jahre 119 o/o des rechnungsmäßigen Verkehrs—, während bei der Mainkanalisierung der rechnungsmäßige Verkehr schon nach 4 Jahren erreicht war. — Vgl. Symxher, Die wirtschaftliche Bedeutung des Nhein-Elbe-Kanals, 1899, S. 83 f. Wenn man also mit einer gleichen VerkehrSentwickelung auch auf dem Elster-Saale-Kanal rechnet, so kann man das wohl kaum als „überspannte Erwartung" bezeichnen; ander seits darf man aber auch nicht zu schwarz sehen, wie es Herr I. H. mit der Annahme einer zehnjährigen Periode nach den bei anderen Kanälen gemachten Erfahrungen und den auioritatioen Berechnungen der preußischen Regie rung tur Nun hat Herr I. H. ferner gesagt: wenn man eineu Um schlag von nur 600 000 t — in Anlehnung an den Dresdner Ulnerelbijchen Verkehr — annimmt, so ermäßigt sich der Gesamtertrag aus 450 000 t, so daß also die Stadt in den ersten Jahren oder überhaupt die jetzt vom Rat vorge schlagenen 300 000 t in vollem Umsange zuichießen müßte. Auch diese Annahme hat ein Loch. Bei seiner Berechnung hat Herr I. H. noch nicht mit den Hafen- und Krangelvern gerechnet, sowie mit den Einnahmen aus Spcichermiete, die doch mit dem Verkehr aus dem Kanal notwendig entstehen. Dieselben sind allerdings in der Berechnung der Handelskammer noch nickt mit rechnungsmäßig berücksichtigt. DaS war aber daun erst notwendig, wenn man auch ohne sie die O^Voige Rentabilität des Kanals nachweisen konnte. Dagegen muß sie Herr I. H. doch berücksichtigen, wenn er beweisen will, daß die angenommene Rentabilität nicht erreicht wird. Tut man das, dann kommt eine ganz andere Rechnung heraus, die selbst bei einem Umschlag von nur 600 000 t daS Elstcr- Saale-Projekt nicht so hoffnungslos erscheinen läßt, wie das von Herrn I. H. angenommen wird. (Es wäre mir nota- donc viel lieber, wenn ich mich mit Herrn I. H. nicht als Anonymus zu unterhalten brauchte.) Die Reißmannsche Ein gabe hat nun diese Nebeneinnahmen berücksichtigt und bei einem angenommenen Umschlag von 1 800 000 t aus 550 000 berechnet. Setzen wir die Umschlagsziffer mit I. H. auf 600 000 t berab, so würde sich aus den Hafen- und Kran geldern, Speichermieten usw. eine Einnahme von rund 200 000 t — es sei gestattet, mal nach vben abzurunden — ergeben. Damit steigen aber die Gesamteinnahmen sofort auf 650 000 -<s, so daß selbst bei dem von Herrn I. H. an genommenen Umschlag der anfängliche Zuschuß der Stadt nur 100 000 -L (bei auszubringenden 750 000 -L sür Bau zinsen und Betriebs- und Unterhaltungskosten, von denen letztere mit 225 000 sehr hoch bemessen sind, nach Have- stavt und Contag nur 136 000 -ai) betragen würde. Hat man nun aber Grund zu der Annahme, daß die Differenz zwischen dem von der Handelskammer und dem von I. H. angenommenen Güterumschlag eine so erhebliche sein wird? Herr I. H. gebt davon ans, daß man zur Fest stellung des ungefähren künftigen Leipziger Umschlags den Dresdner Umschlag annehmen kann, der sich in der Richtung von Hamburg nach Dresden bewegt, und er kommt so aus die 600 000 t, weil Dresdens Verkehr zwischen Dresden und Hamburg sich ungefähr so hoch stellt. Dabei ist aber außer acht gelassen, was nicht außer acht gelaßen werben darf, daß nämlich Leipzig einen bedeutend größeren Gesamtumschlag als Dresden hat, nämlich aus sämtlichen Leipziger Bahnhöfen zusammengenommen von 6 Millionen Tonnen, während Dresden mitsamt dem Wasser verkehr nur einen solchen von 4 Millionen Tonnen gegenüber stellen kann. Diese 2 Millionen Tonnen, die Leipzigs Um schlag mehr beträgt, kann man nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, und wenn man nur das Verhältnis zwischen Eisenbahn und Wafferverkehr annimmt, das die Handels kammer angenommen hat, 1 : 6 — bei Dresden stellt eS sich wie 1:3 — so hat man von den 2 Millionen Tonnen noch etwa 300 000 t auf den künftigen Leipziger Wasserweg zu rechnen, so daß also auch hiernach ein Umschlag von 900 000 t sich ergeben würde. Herr I. H. bezweifelt ferner, daß sich ein Verkehr von der Ober-Elbe entwickeln würde, und er steht damit durch aus nicht allein. Er begründet dies damit, baß die Güter von der Ober-Elbe einen zu großen Umweg über Barby nehmen müßten. Es ist aber bereits früher, meiner Ansicht nach mit Recht, darauf hingewiesen worden, daß Umwege bei der Schiffahrt durchaus nicht so inS Gewicht fallen, wie LaS nach F. H.s Ansicht der Fall ist Haoestadt und Contag, ge wiß beachtenswerte und bisher stets beachtete Wasserpolitiker und Techniker haben hierüber gesagt — besonders mit Bezug auf den Verkehr mit der Ober-Elbe —: „.... es ist im vorliegen den Falle sür den großen Schiffahrtsverkehr nachder Ferne gleich gültig, auf welchem mehr oder weniger langen Wege die Schisse aus der Elbe nach Leipzig ge langen, es kommt vielmehr nur darauf an, daß sie keines falls ein geringeres und beschwerlicheres Fahrwasser vorfinden, als sie cs vorher auf der Elbe hatten", und an anderer Stelle: „Vom praktischen Standpunkt aus betrachtet, kommt es übrigens bei der Berechnung der Wasserfrachten weniger auf die kilometriscke Wegelänge, als ans andere Verhältnisse an." (Haoestadt L Contag, Die Leipziger Kanalfrage, 1892, S. 12 s.) Es ist daS besonders wichtig sür die viel umstrittene Frage, ob Leipzig zu Schiff böh mische Braunkohle haben wird oder nicht. DaS kann ja allerdings nach den Erfahrungen mit Halle zweifelhaft sein. Eine „nichtige Illusion" ist eS deswegen noch lange nicht. Altona bezieht in größeren Menge böhmische Braun kohle zu Wasser, desgleichen Berlin auf dem großen Umweg durch den Plauener Kanal, warum sollte eS denn bei Leipzig nicht möglich sein, auf dem Wasserwege einen großen Teil oder noch mehr als bisher (jetzt per Babu etwa 70 000 t) böhmische Braunkohle zu beziehen? Weil Halle keine bezieht? DaS ist kein Beweis, sondern ebenfalls nur eine Annahme, und übrigens ist dabei n'cht berücksichtigt, daß die Ver wendung böhmischer Kohle in Halle überhaupt — auch per Bahn bezogen — eine im Verhältnis zu Leipzig sehr geringe ist. Endlich hat Herr I. H. stark in Zweifel gezogen, daß der von der Handelskammer angenommene 500 000 Tonnen-Kohlen- verkehr erreicht würde. Zuzugeben ist auch dies für die ersten Jahre, aber nach Ablauf einer gewissen Entwicklungsperiode kann sehr Wohl auf einen solchen Kohlenumschlag gerecbuet werden, wenn man bedenkt, daß bereits jetzt 400 000 t Kohlen aus der Provinz Sachsen bezogen werden, von denen ein großer Teil — die nötigen Frachtverhältnisse voraus gesetzt — dem Wafferverkehr zusallen muß, daß auch Teile der nördlichen Provinz Sachsen durch den Wasserweg erst in den Stand gesetzt werden, Kohlen nach Leipzig zu ver frachten, so insbesondere die Magdeburger Werke, daß ferner die englische Kohle, die jetzt schon den Wasserweg benutzen muß, ganz auf dem Wasser nach Leipzig verfrachtet werden kann und daß endlich auch Weißenfelser Kohlen und über haupt Kohlen von der oberen Saale nach Leipzig geführt werden können. Herr I. H. weist nun zwar darauf hin, daß Halle jetzt nur 15 000 t Braun kohlen von der oberen Saale bezieht. Das ist aber ein gar nicht zu unterschätzender Posten, wenn man mit ihm „nach jeder Richtung hin" die in Halle bestehenden Verhält nisse für den Elster-Saale-Kanal als maßgebend betrachtet. Nach den statistischen Mitteilungen der Handelskammer zu Halle hatte diese Stadt 1904 einen Braunkohlenempsang von rund 300 000 t, Leipzig dagegen ungefähr das dreifache zur Bahn; wendet man hiernach das Hallesche Verhältnis (15 000 t) in entsprechender Weise auf Leipzig an, so würde das mithin einen Braunloblenbezug von 45 000 t allein aus ter Weißenfelser Gegend sür Le pzig ergeben. Wenn Leipzig jetzt noch keinen Kohlenbezug bei teilweiser Wasserfracht bat, so liegt das eben daran, daß ein so billiger Artikel die Um schlagsspesen nickt verträgt und die Eisenbahn infolgedessen mit ihren Tarifen durchaus konkurrenzsähig ist. Bekommt Leipzig aber reine Wassersracht, so wird daS Verhältnis sofort ein anderes werden. I>r. Rossbach. Vie kröttnung aer vamillrs. * Berlin, 1b. Mai. Die Damuka, eine ethymologischc Schwester der Hapaz und der Bedag, ist aus einer Zusammensetzung der Anfangs buchstaben der Deutschen Armee-, Marine- und Kolonial- Ausstellunz entstanden und trotz ihrer Jugend schon so be liebt, daß jedermann sie kennt, ja daß auch schon von ibr das auf die BarrisonS geprägte Wort gilt: Man muß sie gesehen haben. DaS ist nun nickt so ganz leicht. Und selbst der westliche Berliner, dem sonst alles recht bequem gemacht zu werden pflegt, bat erst die Gefahren und Zufälligkeiten einer Expedition nach dem Ausstellungsgelände bei Friedenau zu bestehen, ehe er seine zeitgenössuche Pflicht erfüllt bat und mit reden kann. Man fährt am besten mit der Wannseebah n vom Pots damer Bahnhof und hat dann vom Bahnhof Friedenau nur nock eine kurze, aber wüstenähnliche Sandstrecke bis zu der einfach gehaltenen AuSstellungsplorte znrückzulegen. Menichen- massen säumen die sogenannte Straße, die von Schutzleuten mit Würde sreigehaltcn wird. Man tritt ein und sicht sich vor einem gewaltigen Terrain, an dessen Rändern hallen- und burgartige Holzbrücken ragen. Lieblichen Anblick bietet in der auaenquälenden «sandatmosphäre eine künstliche, be tonierte Wasserfläche mit geschwungenen Uferlinien. Es sollen Marineschampiele auf ibr vorgeführt weiten Aber es ist noch keine Zeit zum Lckaucn, denn eben, um lO Udr vormiltagS.finden die Eröffnungsfeierlichkeiten statt. Der Kronprinz, als Pro tektor, in Kürassierinterimsuniform mit Helm, die Kron prinzessin in blauer Seide und rotem Hut, der Separat- Protektor der Kolonial-Ausstellung Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg, Prinz Eitel Friedrick, die prinzlichen Damen in Promenadentoilette, Offiziere vom Hofdienst, unzählige Herren im Frack oder Ueberrock mit gezücktem Zylinder und wehendem Taschentuch (der Hitze und der Begrüßung wegen) bilden ein Mensckenlnäuel, daS jedes Schutzmannsberz in die Gefahr des Brechens bringen muß. Indessen die Feier geht rasch und ohne Unfall vorüber, ein Kaiierhurra erklingt, eine Militärkapelle spielt die Weise vom Heil im Giegerkranz,
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