Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070517024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-17
- Monat1907-05
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezmrS-PreiS für Leipzig und Vororte durch unsere Träger und Spediteure inS HauS gebracht: Aus gabe A (nur morgenS) vierteljährlich 3 M., monatlich 1 M.; Ausgabe It tmorgens und abends) vierteljährlich 4.50 M., monatlich 1.50 Bi. Durch die Poft bezogen (1 mal täglich) innerhalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljährlich 3 M., monatlich 1 W. ausschl. Pvilbestellgetd, für Oeslerreich-llngaru vierteljährlich 5 L 45 b Abonnement-Annahme: Augnstusplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzelne Nummer kostet 10 Pfg. Redaktion und Vrpcditioin Jobannisgasse 8. Teleph. Nr. 14692, Nr. 14693, Nr. 14694. Berliner Redattious-Bureau: Berlin 5W. 7, Prinz Louis Ferdiuaud- Straste 1. Telephon '!, Nr. 9275. Nr. 136. Abend-Ausgabe v. MMer TltgMÄ Handelszeitung. Ämtsklatt -es Nates und -es Nolizeiamtes -er Sta-t Leipzig. Anzeigen-PreiS für Inserate aus Leipzig u. Umgebung di« 6gespaltene Petitzeile 25 Pf„ fiuauzielle An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Pf^ von auswärts 30 Pj., Reklamen 1 M. vomAuälaud 50 Ps., finanz Anzeigen75Pf. Reklamen IchO Bi. Inserate «.Behörden im amllichen Teil 40Ps. Beilagegebühr 5 M. p. Tausend erkl. Post gebühr. Äeschäftsauzeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht, lltabatt »ach Tarn. FeslerteiUe Aufträge können nicht zurück gezogen werden. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: AagnituSPlaq K, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncrn- Expedilwue« des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: EarlDun cke r,Herzgl.Baqr.Hofbuchhandlg, Lützowltraße 10 (Tel. Vl, 4603). Freitag 17. Mai 1907. 1V1. Jahrgang. Vas Neueste vom Lage. (Die nach Schluß der Redaktion eingegaugenen Depeschen stehen auf der 3. Seite des Hauptblattcs.) Der Kampf im Baugewerbe. Unter dem Borsitz des Geheimen Kommerzienrats Emil Jacob und unter Anwesenheit der beiden stell vertreten den Präsidenten des Zentralausschusses Berliner kauf männischer. gewerblicher und industrieller Ver eine, der Herren August Meisemann (Fa. Rudolph Hertzog) und Kommerzienrat Max Hapvold fand gestern im SitzungSsaale des Vereins Berliner Kaufleute und In- dustricller die von dem Präsidium angeregte Zusammenkunft von Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber des Bau gewerbes statt. Von dem Verein der Bauunternehmer waren erschienen die Herren Baumeister Gestrich, Heuer, Lachmann, Schindler und Bahl, als Vertreter der Arbeiter die Herren Bömelb-urg, Knüpfer, Kribow, Schrader, Silberschmidt und Thöns. Nach fünf stündiger Debatte machte Geheimrat Jacob den Vorschlag, den Tarifvertrag auf Grund des Schiedsspruches statt auf 3, auf 2 Jahre zu schließen, mit den erhöhten Lohnsätzen, hin gegen unverkürzter Arbeitszeit während der zwei Jahre. Beide Parteien erklärten sich bereit, den Vorschlag ihren Auftrag gebern zu unterbreiten. Da jedoch die Vertreter der Arbeiter betonten, daß sich ein Beschluß nicht vor nächster Woche herbeiführen lassen könne, und da die Vertreter der Unter nehmer erklärten, daß sie die Aussperrung zu verschieben nicht in der Lage seien, da hierzu ein Generalversammlungsbeschluß notwendig wäre, der sich bis Sonnabend technisch nicht mebr ermöglichen lasse, fo mußten die Verhandlungen vorläufig angesichts der von beiden Seiten anerkannten technischen Schwierigkeiten abgebrochen werden. Von beiden Seiten wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß der Kampf sach lich geführt und so rasch als möglich beendigt werde. Es ist bedauerlich, daß lediglich aus formal-technischen Gründen durch die bevorstehenden Feiertage eine Abänderung der Be schlüsse nicht mehr berbeigeführt, die Aussperrung nicht mebr verhindert werden kann. Andererseits ist jedoch die Hoff nung berechtigt, daß, da guter Wille auf beiden Seiten vorhanden ist, der Friede in kürzester Zeit wiedrrhergestellt wird. Aufmarsch zur Stichwahl. Die Versuche des Ministerpräsidenten v. Deck, ein Kom- promiß für die Stichwahlen gegen die Sozialdemokraten zu stande zu bringen, blieben erfolglos. Neber die voraussicht lichen Ergebnisse der Stichwahlen verlautet, daß die Zahl der sozialdemokratischen Mandate von 60 auf 80 gesteigert werden dürfte; die Deutschfreisinnigen dürften zusammen 85 Sitze gewinnen, die Christlichsozialen zusammen mit den Klerikalen 100. — In den Sammelnamen „Dentschfreifinnige" scheinen jetzt auch die Agrarier :c. ein gerechnet zu werden; sonst müßte man die Erreichung einer so hohen Ziffer, wie sie ihnen in dieser Depesche geweissagt wird, nach dem Ausgang der .Hauptwahl für ein Ding der Unmöglichkeit halten/ Uebrigens erscheint auch außerdem obige Berechnung ein wenig optimistisch. Ferner sind den Klerikalen natürlich noch Mafien von Gesinnungsgenossen aus dem slawischen Lager znzuteilen. Vorsichtsmaßregeln. Anläßlich des Besuchs des Präsidenten FalliöreS ist die Garnison vou Lyon bedeutend verstärkt worden. Gestern trafen mittelst Spezialzugs aus Chambsry 13 Offiziere und 600 Mann und ebenso 30 Offiziere und 1200 Mann aus Grenoble ein. Für heute werden noch weitere Verstärkungen erwartet. — Woher diese Aengstlichkeit, als wenn der Zar käme und nicht eiu demokratischer Präsident? Vor der Tücke eines Mörders kann auch die Zusammenziehung ganzer Armeekorps schließlich nicht schützen (Carnot wurce bekannt- lich in Lyon ermordet). An einen Ausstand aber denkt doch gewiß niemand. Keine Temisfioueu. Minister Prade erklärte einem Interviewer, daß die Gerüchte von der Demission der deutschen Minister unrichtig seien, ebenso sei es das Gerücht von einer Ersetzung des Kabinetts durch eiu Beamteuministerium. Eö seien keinerlei Veränderungen im Kabinett geplant. Seeschlachten mitten in Makedonien. Die .Frankfurter Zeitung" meldet aus Saloniki vom 16. b. MtS.: Die im Seegebiete von Jenidsche gegen bulga rische und griechische Banden operierenden türkischen Truppen fanden dort zwei verschanzte, aber verlassene Inseln. Auf der dritten Insel fand em Kampf mit einer bulgarischen Bande statt, welche nach einem Verlust vou sieben Mann flüchtete. Die Verfolgung wurde mit Booten fortgesetzt. — Die Kutzowalachen äscherten die griechische Kirche in Poroj im Bezirke Deoirhissar eiu. politisches. * Prinz Johann Georg von Sachsen, der seit dem 20. September 1904 im Rang eines Generalmajors die 1. Infanterie-Brigade Nr. 45 führte, gedenkt, wie schon seit mehreren Tagen gerüchtweise verlautete, am Geburtstage des Königs aus dem Heeresverbaud auszuscheideu. Der Ent schluß des Prinzen überrascht insofern nicht, als bekannt war, daß seine wissenschaftlichen und künstlerischen Neigungen stärker sind als sein militärisches Interesse. Nur der Zeit punkt seines Ausscheidens war bisher unbestimmt. * Gouverneur Seit;. Das amtliche deutsche Kolouialblatt veröffentlicht in seiner neuesten Nummer die schon uri-geieckte Ernennung des Geheimen Legationsratrs Dr. Theodor Seitz znm Gouverneur von Kanrerun. Dr. Seitz wurde 1863 in Seckenheim bei Mannheim geboren. Don 1891-94 war er als badischer Amtmann in Mannheim tätig und trat dann bei der Kolonialabteilung ein. Vou 1895—99 wurde er in Kamerun verwendet, wo er häufig auch in längeren Zeit räumen den Gouverneur vertrat. Seit 1899 arbeitete er wieder in der Kolonialabteilung und wurde dort 1902 zum Vortragenden Rat befördert. Dort siel ihm besonders die Erledigung der Etatssachen zu. cvr. Jur Landtagswahl. Da die dennrächstige Wahl im l5. ländlichen Wahlkreise nur eine Ersatzwahl für den 1905 gewählten nnd inzwischen verstorbenen konservativen Ab geordneten Bunde-Erlbach ist, so findet eine Neuwahl der Wahlmänner nicht statt, es sind vielmehr nur für drei in zwischen ebenfalls verstorbene Wahlmänuer ErganzungStvahlen vorzunehmen. Von den 67 im 45. Wahlkreise in Tätigkeit tretenden Wahlmäunern gehören 37 der konservativen, die übrigen der liberalen bez. der sozialdemokratischen Partei au. Zu den beiden Kandidaten, Bürgermeister Dr. Schau z- Oelsnitz (konservativ) und Badearzt Dr. Werbatus-Bad Elster (nationalliberal) soll den: Vernehmen nach auch noch ein deutschfreisinniger Kandidat kommen, da 1905 für den damaligen Kandidaten Kaufmann Arnold v. Schwarze- Plauen 23 Wahlmäuner gewählt wurden. Eine größere Anzahl von ihnen dürfte allerdings diesmal ohne weiteres für den Nationalliberalen eiutreten; es wird dem Vernehmen nach sogar erwartet, daß dieser und jener vor zwei Jahren für den Konservativen gewählte Wahlmanu diesmal für Dr. WerbatuS einlritt. mb. Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals. Nachdem der Reichstag der Erweiterung des Kaiser Wilhelm-Kanals zugestimmt und die erste Baurate von 15 Millionen Mark bewilligt hat, ist der Beginn der Vorbereitungen in nächster Zeit rn erwarten. Dazu gehört vor allem die Ausarbeitung des Spezialprojektes. Auch der Gruuderwerb muß durch geführt werden, den wenn der Fiskus auch stellenweise noch größere Flächen besitzt, so muß doch durchweg der zur Er weiterung erforderliche Grund erworben werden. Das wird nicht ohne zahlreiche Enteignungen abgehen, weil die Kanal behörde nicht sonderlich beliebt ist. Es sind 2300 da Grund erforderlich, für die eine Ausgabe von 9,2 Millionen Mark in Anschlag gebracht worden ist. Die eigentlichen Bau arbeiten werden wohl erst im Sommer n. I. beginnen, da zu ihrer Inangriffnahme erheblich größere Mittel erforder lich find, als der Reichstag in der ersten Baurate be willigt hat. Die diesjährige Plenarversammlung des Königl. sächsischen LandeSmedtztnattollegtamS ist auf den 25. Novbr. anberaumt. Zur Beratung werden u. a. kommen: Entwurf einer neuen Gebühreutaxe für die ärztliche und zahnärztliche PrivatpraxiS und Antrag auf Abänderung des K 7 der amtlichen StanoeSordnung. In letzterer Beziehung handelt es sich um die nach der StandeSordnung unzulässige Aus führung von Narkosen bei Zahntechnikern. * Kaufleute im Solomaldienst. Der Verleger der „Schlesischen GebirgSzeitung" in Hirschberg, H. Iatzke, hat an den Kolonialdirektor Dernburg eine Anfrage über die Ber- .oeucuug tun Kaufleuten im Kolouialdieuft gerichtet. Indem Schreiben heißt eS: Gerade in den unteren Schichten der deutschen Kauf mannschaft gibt es kluge Köpfe die Menge, und nnter diesen Herren, des bin ich überzeugt, gibt es Hunderte, die sich berettwllligst jeder auch noch so schwierigen Prüfung unterwerfen löuuen und werden, um event. in Reichs- kolouialdienste treten zu können. Ich würde mich außer ordentlich glücklich schätzen, von Ew. Exzellenz in dieser Angelegenheit eine aussichtsreiche Mitteilung zu erhallen. Hierauf ist folgender Bescheid ergangen: Berlin, den 1l. Mai 1907. Unter dem Ausdruck ver bindlichen Dankes für den ausgesprochenen Glückwunsch erwidere ich dem Verlag auf das Schreiben vom 18. v. M. ergebenst, daß ich dem angeregten Vorschläge Wohl sympa thisch gegenüberstehe. Zurzeit ist jedoch der der Lage der Gesetzgebung und VerwaltungSorganisation zu meinem Be dauern nur in wenigen besondereu Fällen Gelegenheit zur Verwendung von Kaufleuten iu der Kolonialabteilung unv den Schutzgebieten vorhanden. Auswärtiges Amt, Kolonial abteilung. gez. Dernburg. * Es wird weiter gefoltert. Redakteur Paul Schlegel in Nürnberg ist, nachdem der ihm zur Wahrnehmung eines Termins gewährte und um 8 Tage verlängerte Urlaub ab gelaufen war, wieder in die ZeugniszwaugShaft, die er hier verbüßen wird, zurückgekehrt. * Ter VII. allgemeine Parteitag der Freisinnigen Volls partei wird laut Beschluß des Zentralausschusies Mitte September in Berlin abgehalten werden. Der Geschäfts führende Ausschuß hat beschlossen, den Parteitag zusammen zuberufen für den 12. bis 15. September. * Arbeitszeit im BtuuenschiffahrtSgcwerbc. DaS Re sultat der „Erhebung über die Arbeitszeit im Binnenschiff» fahrtSgewerbe" liegt jetzt durch die Veröffentlichung deS Kaiserlichen Statistischen Amts, Abteilung für Ärbeiterstatistik, vor. Die Erhebungen haben sich vor allem auf folgende sieben Hauptpunkte gerichtet: Dauer des Schiffahrtsbetriebes (auf Fähren, Dampfichiffen und Segelschiffen), auf die Arbeits zeit, auf Frühstücks-, Mittags- nnd Nachmittagspausen, Dauer der täglichen Fahrbehinderung, regelmäßige Verlängerung bezw. Verkürzung der Arbeitszeit au einzelnen Werktagen, wiederholte Bcschäftiguugsdauer von mehr als 24 Stunden und Ausgehzeiten der über mehr als 16 Jahre alten Personen. Für die Erhebung waren im ganzen 3903 Fragebogen zur Ausgabe gelangt (354 für Fähren, 663 für Dampfschiffe, 2886 für Segelschiffe), von Lenen 3635 (352 für Fähren, 637 für Dampfschiffe, 2646 für Segelschiffe) nur wieder eiugiugeu. Hl * Revolotion in einer französischen Kleinstaat Aus Besseres wird geschrieben: Der diesige Gemeinderat hatte seine Entlassung gegeben. Um 8 Uhr abends wurde das Rathaus von einer erregten Menge angegriffen und teilweise erstürmt, das Mobiliar wurde aus den beiden Polizei- kommiffariateu heraus- und auf den Rathausplatz geschleppt, wo man eS in Brand steckte. Die Polizei war angesichts der übergroßen Erregung der Menge machtlos und mußte flüchten. Erst gegen Mitternacht gelang es mit Hilfe ein getroffener Gendnrmericmonnschasten den Nathausplatz zr säubern. Bald darauf langten zwei Kompagnien Infanterie an, die alsbald die Ordnung wiederherstellten. Es wurden 20 Personen verhaftet. Die Erregung war dadurch ent standen, daß aus den Fenstern des Rathauses, die zu dem Polizeibureau gehören, ein Schuß gefallen war. — Eine zweite Depesche gibt folgende Darstellung: Die Kundgebung der Frauen der Markthalle, die gegen das Fehlen einer Fahne auf dem Rathause am vergangenen Sonntag bei dem Aufzug der Weinbauern protestieren wollten, führte zu einem Zu sammenstoß mit der Polizei. Die durch zwei von einem Polizisten abgegebenen Schüsse gereizte Menge stürmte das Rathaus, erbrach die Türme mit eisernen Hebeln und zer trümmerte das Mobiliar zweier Bureaus. Durch Angriffe mit der blanken Waffe räumte die Polizei den Platz vor dem Rathaus. 10 Personen wurden bei dem Tumulte verwundet. Nachdem Militär zu Hilfe gezogen worden war, wurde die Feuilleton. ßl— Me wird es der Chemie gelängen, eine A Zelle, eine Muskelfaser, einen (Nerv, mit einem D Worte einen der wirklich organischen, mit M H vitalen Eigenschaften begabten Teile des Or- A K ganisnms oder gar diesen selbst in ihrem A L j Laboratorium lzerzustellen. Die unvrganischeu « schaffen immerdar nur Unorganisches. A eine in dem lebendigen Leibe wirkende A Kraft, deren Diener die unorganischen H find, entsteht der organische, eigentüm- A A lich geformte, vom Kristall verschiedene und A mit vitalen Eigenschaften begabte Stoff. k A Liebig. U A Wollen wir ein abgerundetes, in sich gc- «! K schlossenes. gesetzmäßiges Weltbild erhalten. E A so müssen wir hinter den Dingen, die wir C H sehen, noch andere, unsichtbare Dinge vermuten, S m hinter den Schranken unserer Sinne noch heim- Mf liche Mitspieler suchen. ,H. .Hertz. A -.-H Stoffe Durch höhere Kräfte ALrrnftanrstellttngen in Leipzig. (Kunstverein — Verein von Künstlerinnen und Kunst freundinnen.) In dem Obcrlichtsaalc des Kunstvcrcins teilen sich dies mal der Landschafter Hans von Volkmann mit einer umfassenden Kollektivausstellung seiner malerischen und graphischen Werke nnd die Freie Vereinigung W ii r t t c in b c r g i s ch c r Künstler in Stuttgart. Beides in ihrer Art sehr genußreiche Darbietungen, die innerlich verwandt miteinander sind, wie sie ein gutes Bild süddeutschen Kunstschaffens vermitteln. .lieber Hans von Volkmanns Art dürste man im allge meinen gut orientiert sein. Er gehört zweifellos zu den populärsten Erscheinungen neudcutschcr Kunst und hat das seltene Glück, einen großen Kreis von Verehrern um sich zu sehen. Und das mit Recht. Gehört doch Hans von Volk, wann zu txn typischen Vertretern einer echt deutschen Land- schaftLmalerei, die speziell in Karl»rich«, der Stadt -au» Thomas, zu Hause ist. Jedes dieser zahlreichen Bilder, die die Hälfte des Oberlichtsaales füllen und allen Schaffens perioden des Meisters entstammen, strömt dieselbe warme Stimmung aus, ist aus derselben innigen Liebe zur deutschen Heimat geboren. Merkwürdig genug. Man möchte so gern Stilunterschiede, Wandlungen in der malerischen Art, eine von Jahr zu Jahr fortschreitende Entwickelung konstatieren können. Es ist nicht möglich. Hans von Volkmann ist der selbe geblieben von dem Momente an, wo er sein erstes Ge mälde schuf, bis auf den heutigen Tag. Nur die Motive wechseln aus seinen Bildern, ihre innerste Sprache verrät immer den gleichen Laut. Am meisten liebt her Maler die Einsamkeit, jene Gegenden der welligen Eijcllandschaften, über die der Blick in weite Fernen schweift, ohne daß er durch Zeichen menschlichen Lebens abgclenkt würde, jene Landstriche, die das Gemüt mit leiser Melancholie umfangen und auf poetische Naturen so wundervoll beruhigend wirken, lieber diese Gegenden gießt der Maler den ganzen duftenden Frieden scicrlickzei Stimmungen aus, die herbstliches Tosen, den Kampf der Elemente nicht kennen, Jriihlingsschncn und Sommcrfreudeii. So ist er der Poet der deutschen Landschaft geworden, der er mit dem Herzen des Lyrikers nachgeht. Brandet z. B„ dessen Kunst uns besonders nahe steht, empfindet ganz anders, obwohl seine Landschaften nicht weniger deutsch, als die des Karlsruhers anmuten. Er ist rassiger, temperamentvoller, liebt die starken Gegensätze, die wetterbewegtcn Momente, die herbstlichen Schauer und das Geheul der dahinstürmenden Windsbraut. Er gibt z. B. den Frühling am liebsten im Borstadium des Erwachens, wo er noch mit dem trutzigen Winter zu kämpfen hat, den Herbst mit allen Nuancierungen seines ungestümen Tosens und Drängens. In diesem Sinne ist Brändels Kunst ein präch tiges Gegenstück zu der weicheren, sensibleren Art Hans von Vollmanns, auf dessen Bildern die Einsamkeit höchstens hier und da durch den heiseren Schrei eines Waldvogels, einer Wildente am Teich unterbrochen wird. Daneben liebt Volk mann die sommerlichen Gluten, in denen die Farbtöne seiner Palette kräftiger schwelgen können, die heiße Schönheit des stillen Feldes, auf dem in der flimmernden Luft bunte Blumen sprießen mid sonst rings herum alles von Müdig. leit besangen scheint. Etwas Beruhigendes, den Nerven un gemein Wohltuendes geht von all diesen Bildern aus, die immerzu einen großen Künstler verraten, der in erster Linie mit dem Hcr,zcn malt. Das muß besonders betont werden, denn dadurch unterscheidet sich Hans von Vollmann von der großen Mehrzahl unserer modernen Landschafter, nnd das ist es auch, was ihm die Herzen seiner Verehrer gewinnt. Denn daß er malen kann, wissen wir längst, aber daß er auch ein Künstler von innen heraus ist, kann nie ost genug gesagt norden. Uebrigens ist unter den Bildern des Knnst- vercins eines, das ich mir ganz besonders notiert habe. Es führt den Titel „Ans dem Wege zur Kirchweih", stammt aus dem Jnhrc 1892 und erscheint mir schlechtdin als das beste von sämtlichen Bildern des Meisters, wenigstens nach der Seite des rein Malerischen. Aehnliche Tonwerte wie sie hier gegebrn sind, findet man sonst nicht wieder. Die warm« wcch« 4>oun»erl«st ist ordentlich mit den Häaden Hegriffen und dem Spiel der Sonne ist hier ein wundersames Lob lied gesungen Die Freie Vereinigung Württemberger K üustler verfügt über eine Reihe sehr stattlicher Talente, die sich innerlich vielfach ähnlich sind. Die meisten lagen, sogar den Wunsch wach werden, man möchte sie einmal gründlicher kennen lernen, als cs Mrzeit möglich ist. Da tzängt z. B. ein prächtiges Stück, „Astrckfrsch" betitelt, das man beini ersten flüchtigen Hinsehen für einen leibhaftigen Lcibl daltcn möchte. Fcrd. Zix ifl der Maler der Bilder, von dein eS auch noch einige sehr achtbare Blumenstöcke zu seben gibt. Als Stiltebcnmaler reicht ihm P. v. Wächter die Hand, der auf einem „Sitberblättcr" genannten Blninenstiick eine malerische Musil von berauschendem Ton klang entfallet. P aul Huber ist ebenso stark als Land schafter wie als Figureninaler. Das Parisurteil - mehr eine Vision, die hinter weichen Nebelschleiern erscheint — erinnert von jern an Schöpfungen curr englischen Prä- rafaeliten, ans dem „Schloß in Kißsteg" dagegen spricht die Natur in starken harmonischen Tönen zu uns. Als zweifellos stärkste Begabung in der genannten Vereinigung notierte ich Her mann Druck, der in seiner Landschaft des schwäbischen Jura eine naturfrische Stimmung mit einer entzückenden Beleuchtung wiedergcgebcn, die Meisterschaft bekundet, auch^dic Mondnacht, mit ihren licllblauen Tönen, atmet echten Stimmungszaubcr und verrät eine wundervoll malerische Kultur des AugcS. Etloa auf gleicher Hohe be wegt sich Karl Sch ick Hardts den man im ersten Mo ment vielleicht als Dachauer anzprechen könnte und dessen Bildern zum Teil eine besondere dekorative Note eigen ist. Endlich nenne ich noch Erwin Starckcr, ebensalls ein Landschafter, dessen Bilder indes noch nicht ganz ausge glichen wiz-ken, da sic hier und dort absichtlich zu kräftig unterstrichen erscheinen und malerisch an Feinheit zu wün schen übrig lassen. Alles in allem lernt man hier eine stattliche Schar jugendstarker Talente kennen, von denen keinem das Zeug fehlt, sich in der Einkunft durchznsetzen. Ja einem der Scitcnkabiuctte — cs gibt da Erfreuliches und recht Unerfreuliches zu setzen — kommt der Franzose Alexander Lunois zu Worte mit einer Reihe far biger Lithographien, s^ickmungen und Bleistiftstiidicn. Luiiois gehört zu jenen nervösen, leichtbcweglichen Tem peramenten, die dem Leben selbst die momentane In spiration verdanken und der Gegenwart die künstlerischen Motive abbajckvm. Er ist, wie fein Kollege Etienne Dinct, be sonders dem Orient zugetan. Als sseichner ungemein vir tuos, vermag er als Meister der Farbe so leicht nicht zu erwärmen. Zwar find ja alle seine Blätter mehr fluchtig Inngeworfenc Impressionen und Studien^ die nicht mit dem Anspruch vollendeter Kilustn»crke auftrcten, nnd in diesem Sinne sind sie überaus lehrreich. Toch hüte man sich, mehr in ihnen zu seben. Der Dialer Lnuvis, von dem mir einige Bilder in Erinnerung geblieben sind, schafft anders, obllwhl ich nicht bctxiupten möchte, daß er als sol- clzer interessanter sei, wie ja überhaupt für jeden Kenner der Blick in die Werkstatt eines Schaffenden von besonde rem Reize ist. Und den empfängt man hier und er ist viel sagend genug und wird auch hier und dort in Bewunde rung versetzen können. ! Ueber di« hochintzevefiant« Anckstellung von Büdurfien Graffs im Eingangssaale wird an dieier Stelle vou einem der berufensten Kenner der Kunstgeschichte deS 18. Jahrhunderts noch berichtet werden. In einigen Kabinetten im Parterre des Museums bat mit besonderer Genehmigung des Rares der Stadl Leipzig der Verein von Ku nft l e r i n n e n und Kunst freundinnen eine Ausstellung veranstalte!, die uns in ein gewisses peinliches Dilemma verletzt, weil wir nicht anncbmen tonnen, daß man dem hier Dargcbotcncn nur >dem Anspruch auf ernste Kunst gcgeniibertrcten soll. Ware das der Fall, so müßten wir so deftig negieren, als cs unS bei unserem kritischen Amte möglich ist. Eine Ausstellung von dilettautcnkafrcn Darbietungen höchster Potenz, wie sie hier gezeigt wird, verlohnt andererseits kaum eine ein- gchendcre ^trachtung, weit man nie mit der gunst spielen oder dieselbe als angenehme Beschäftigung in müßigen Stunden betreiben soll. Zwar geschieht dies nur allzu oft. DaS wissen wir leider zur Gxniüge, weil jode moderne „höhere Tochter" über eine genüge Anzahl von „Talenten ' verfugen muß — als da isl Singen, Malen, Hand arbeiten usw. — die ibr in vielen Augen erst den stempel der Existenzberechtigung ausprägen. Malt man d.c-brlh schon ans Langeweile oder weil es so fein muß, so fän det daS der leidenden Dfttwclt nicht, solange man deraroge Künste in den vier Pfählen des eigenen Hanfes bcireillt Tritt man aber mit den Produkten dieser Beschäftigung vor daS breite Forum der Oeffentlichkeit, so muß man auch die Konsequenzen tragen können. Nutzbringend das sei zu nächst lustont, kann eine Ausstellung dieser Ari nie icin, weil sic die Gefahr in stell birgt, auf Mcnicycn, die sich Mübe geben, ihren Geschmack zu bilden und damit .roch nickst zn einem sicheren Resultat gelangt sind, verderblich zu wirken. Darum täte man besser, alle schlechte Kunst hinter Mauern nnd Riegeln zu verstecken, Werl sic der ästheti'chen Weiterbildung der Menschheit entietzliäie Hindert«"'.' in den Weg legt, gegen die oftmals alles Predigen machtlos ist. Zeigt man sic aber trotzdem, so kann das „Ccrvete" nie laut genug sein. So txrben wir es immer gehalten und fo müssen wir es auch leider den Veranstaltern der genannten Ausstellung gegenüber tun. Wie gesagt, ernsthaften Ansprüchen hält keines der hier gezeigten Werke stand, dennoch wollen wir gern zugeben, daß sich die Still- leben von Job A i g n - H o l l c n fte i n c r , die Porträts von Frau Wolff-Arndt, ein TstldniS von M- Loewe- Beide, die Landschaften von Elisabeth Graeßner, die von A. v. Got t berg, znvi immerhin nicht üble Porträtstücke von Isidore Leuguick und zwei Fluß bilder von E. Mehls über das allgemeine sonstige Niveau erheben. Im gan,^n aber hätten wir sehr gewünickst. diese Ausstellung nie gesellen zu haben: nickst einmal das an sich schon stärkere Wohlwollen tveillliehen Talenten gegenüber Hilst bier der Kistttk auf die Beine und der Galantuomo kommt schmerzlicher Weise erst rechn uicllt auf seine Honen. Warum man aber gar Räume deS Museums zu derartigen Veranstaltungen bcraibt, wo so und so viel ernsthaft strebende Talente )Mübe haben, alle paar Jabre einmal vor die Oeffentlichkeit treten zu können, erscheint unS mebr denn je rätselhaft. Dr Lisrnmnin.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite