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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1907
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070518016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-18
- Monat1907-05
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Var Mehligste vom Lage. * Köw!g Friedrich August von Sachsen ist von Tarvis über Wie« nach Breslau gereist, wo er heute vormittag erwartet wird. * Fiiri't Karl zu Hohenlohe-Langenburg.der Bruder des Statthalters von Elsaß-Lothringen, ist gestorben. * Die würtiembergische Zweite Kammer hat den Gesetzentwurf einstimmig angenommen, nach dem den Weinbau treibenden Gemeinden vnfolge Aus- »cilles der letzten Weinernte unverzinsliche Notstands darlehen bis ;u,m Gesamtbeträge von 320 000 Mark gewährt werden. * Für das Kolonialamt sind angeblich die Geheim räte Lenze und Schnee als Direktoren in Aus sicht genommen. * Bassermann hat sich einem englischen Pressevertreter gegenüber über die deutsch-eng lischen Beziehungen ausgelassen. (S. Ttschs. N.) * Es droht ein Strei ? der Seeleute in den O st - seehäfen. (S. Dtschs. R.) * In dem Prozesse gegen den Chefredakteur Sie- bertz vom „Bayerischen Kurier" gab der Vertreter des Be klagten die Erklärung ob, daß Frhr. v. Speidel vor rym als Beamter, Kavalier und Ehrenmann tadellos dastche und daß er jeden Vorwurf gegen den Intendanten, sofern ein solcher aus den Artikeln des „Bayerischen Kuriers" kon statiert werden könnte, mit dem Ausdrucke des Bedauerns zurücknehme; das gleiche gelte bezüglich des N e g i s s e u r s Heine. lS. Gerichtssaal.) * Die Duma hat über die Verallgemeinerung »eS Elementarschulwesens beraten. Der Minister veranschlagt die Kosten einer allgemeinen Volksschule au- das siebenfach« des heutigsn llnterrichtsbudgets. lS. AuÄ.) * Die marokkanische Negierung warnt die Franzosen dringend vor einer Rückkehr nach der Stadt Marokko. lS. Ausl.) emi«; Ser Ungeladene. Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der Me- morreirschreiber, war ein kluger, aber auch vorsichtiger Mann. Er ließ seine Denkwürdigkeiten, die diesen Namen übrigens verdienen, erst noch seinem Tode veröffentucyen. Und wußte weßhalb. Sein Sohn Prinz Alexander und der Oberkonsistorialpräsidemt Dr. Curtius sind weniger vor sichtig gewesen und haben die Aufzeichnungen des kleinen Herrn und großen Menschenkenners drucken lassen. Der Sohn kann für sich die Pflicht der Pietät geltend macken, hat dies auch getan, ist aber doch vor dem Zorn des kaiser lichen Neffen seines Vaters von seinem Platze gewichen und hat den Reichsdienst quittiert. Der Präsident Tr. Curtius bat sich, den jüngsten Meldungen zufolge, entschlossen zu bleiben. Sein Fall ist wesentlich anders geartet und recht lich wie ethisch sehr kompliziert. Ob jemand sich durch den Ausschluß von einer Hostafel tief bewegt fühlt oder nicht, ist Sache der Veranlagung. An sich ist jedenfalls daran fcstzuhalten, daß ein solcher Vor gang noch nicht einen Beamten zur Demission verpflichten kann. Es gibt da nämlich interessante Präzedenzfälle. Sv führte die Vorliebe des verstorbenen Prinzen Albrecht von Preußen für den katholischen Klerus mehrfach zu ganz ähn lichen Situationen. Als der prinzliche Generalinspekicur noch in Hannover residierte, hat er auf Inspektionsreisen oft genug Würdenträger der katholischen Kirche zur Tafel gezogen, von der Einladung der Inhaber entsprechender Stellan der hannoverschen Landeskirche aber abgesehen. Daraus hat aber unseres Wissens niemals einer der Ge- 'chnittenen eine Kabinettsfrage gemachl. Und mit Recht. F.» Falle Curtius kommt freilich noch etwas hinzu. Dem Straßburger Oberkonsistorialpräsidenten ist nämlich aus drücklich zu verstehen gegeben worden, durch den kaiserlichen Statthalter von Elsaß-Äthringen, daß der Ausschluß e.ue persönliche Spitze gcga. den Betroffenen trage. Er :st sogar indirekt, aber unzweideutig, aufgesordert worden, die so genannt'» Konsequenzen auL dem Vorfälle zu ziehen. Wir prcchen cbsichtlich von sogei-.nutcr Konsequenzen, denn aecad: darüber wird gestrittor, ob die icrtürliche Folge der At ae .'e-r'he!: di« Demission zu sein hat oder nicht. Zu- nächst ist ein rechtlicher Umstand zu beachten. Herr Currius ist ga^ nickt Reichsbeaunter im gewöhnlichen Sinne, bezieht auch jein Gehalt nur zum Teil vom Reich, «um anderen von d n La.'besbehördcn. Aber selbst venu er Reichsb-omter wäre, müßte ein Zwang zum Nehmen des Abschieds als un zulässig gelten. Hätte Herr Curtius gegen seine Beamten pflichten verstoßen, so gehörte er vor den ordentlichen ooer vor den Disziplinarrichter. Das wird aber von keiner Seite behauptet. Auch ist keinerlei Verfahren gegen 'hn cingeleitet worden. Es kann sich also nur um eine Frage des Taktes handeln. Da mag man nun ruhig zugestedcn, daß die Veröffentlichung der Memoiren trotz ihrer un zweifelhaften großen historischen und kulturellen Bedeutung auch eine politische Seite hat, und daß man sehr Wohl im .'weise! darüber sein kann, ob es gerade für eünen Ober- konsistorialpräsidenten in einem ncudcutschen Reich-laude oft unruhigem politischen Boden nicht rassam gewesen wäre, die Finger von der Angelegenheit zu lassen. Zu solchen Arbeiten eignen sich immer unabhängige Männer am besten. Nebenbei hatten wir in de» Denkwürdigkeiten wahrscheinlich noch manch anderes interessante Dokument gefunden, wenn nicht gerade ein Oberkonsistorialpräsident sie herausgegeben hätte. Aber davon abgesehen, Herr Curtius hat den Takt fehler, den auch manche liberale Leute in seiner Heraus gebertätigkeit erblicken, nicht im Zusammenhänge mit seiner Amtstätigkeit begangen, und deshalb muß gegen jeden Druck auf ihn protestiert werden. Dabei spricht auch noch ein Grund mit, der gerade bei einem Konsisiorialbcamten ins Gewicht fallen muß. Womit wollte denn Herr Curtius sein Abschiedsgesuch begründen, ohne gegen die Wahrheit zu ver stoßen? Der Tatbestand selbst gibt ihm keim« Handhabe, außer loenn er auf seine esion verzichtet. Herr Curtius müßte aft'o nach anderen Gründen suchen, ein Geschäft, das nicht jedermanns Sache ist. Eine sochentsprechende Ab schi edsbogrüm'dung wäre immerhin möglich, wenn -Herr Curtius auf Schwierigkeiten in seiner Amtsführung infolge der Vorkommnisse Hinweisen könnte. Soweit die Kon- sistorialbehörden in Frage kommen, sind solche Schwierig keiten aber nicht vorhanden. Vielmehr haben zahlreiche Mitglieder der evangelischen Kirchenbehörden Herrn Cur tius ihr Vertrauen ausgedrückt, sind sogar demonstrativ für ihn in einer Eingabe an den Statthalter eingetreten. Dann bliebe noch die Möglichkeit von Mißhelligkeiten im Verkehr mit den politischen Behörden. Und deren mag es manche gebsn-, zumal weder Fürst Hohenlohe-Langenburg noch Herr v. Köller dem Oberkonsistorialpräsidenten besonders gewogen scheinen. Und wenn wirklich Herr Dr. Curtius darin den Anlaß gefunden hätte, sein Amt niederzulegen, so wäre das verständlich gewesen. Cs hätte auch niemand das Recht ge habt, ihn zu tadeln, denn es ist nun einmal nicht jedermanns Sache, den Tribunen zu spielen. Aber ebenso wenig hat jemand das Recht, Herrn Tr. Curtius das Verbleiben im Amte vorzuwerfen. Fühlt er sich der schwierigen Situation gewachsen, so hat ihm niemand Vorschriften zu machen. ES ist also die rein persönliche Auffassung des Herrn Dr. Curtius, die hier den Ausschlag zu geben hat. Dr. Curiius bat sich entschlossen zu bleiben. Der tap'ere Mann wird nicht zu beneiden sein. Und nun noch eine Bemerku>.-.g über die Nichtcinladung zur kaiserlichen Takel. Gerade demokratische und links liberale Blätter scheinen der Sache eine programm- widrige übertrieb. Ved-'utunc besz"I aer So -cher es ern-e Ehre ist, vom Kaiser zur Tafel gezogen zu werden, so sicher ist es keine Schänd«, nichtgeladen zu werden. Dies Schicksal soll von den sechzig Millionen deutscher Reichs bewohner sogar eine ganz erkleckliche Anzahl trcssen. Auch gibt cs kein gesetzliches Recht «rss das Mitcssen an der kaiserlichen Tafel. Und dem Kaiser sollte das persönliche Recht auf die Auswahl der Tischgenossen gerade von liberalen Leuten nicht verkümmert werden. Aus einer Nicktcinladung zur kaiserlichen Tafel ein Staatsereignis zu machen, lallte man ruhig den Leuten überlassen, die meinen, des Lebens Inhalt erschöpfe sich in seinen äußeren Formen. vuikkft Mächte. tVon unserem Petersburger sch Mitarbeiter.) Die Reden, die auf dem Parteitage des vielköpfigen „Ver- Handes des russischen Volkes", der kürzlich in Moskau tagte, gehalten wurden, geben zu denken. Nicht inhaltlich freilich: denn was da an politischen Nesunms und staatswirt- schastlichen Ausblicken geboten wurde, das ist höchstens zur Aufnahme in Witzblätter geeignet. Bekanntlich aber ist es der Ton, der die Musik macht. Der Brustton der Ueber- zeugung, mit dem hier die Regierung ganz systematisch be schimpft wurde, die Brutalitäten und Provokationen, die an den Premierminister Stolypin gerichtet waren und ibn mit Pontius Pilatus verglichen, weil auch er „die Wahrheit ver- achte" — sie geben diesem Parteitage das Gepräge. „Fort mit jedem, der für die Konstitution ist!", so lautet der Wahl spruch dieser gefährlichen Clique, die gewiß kein Mittel scheut, um ihr Ziel zu erreichen. Das Eigentümliche dabei, das, was uns zu Bedenken Anlaß gibt, ist, daß diese Politiker mit demselben Atemzuge versprechen, für „ihren" Kaiser zu sterben, und schmähen, was sein Wille und Befehl war. Denn das Oktobermanifest, das Fundament der werdenden Konstitution, dankt doch zarischem Entschlüsse seine Verkündigung. Seitdem jedem gerecht Denkenden die Einsicht gekommen sein muß, baß die führenden M.nistcr im Kabinett, also Stolypin, Kokowzew und Iswolsky, fest ent schlossen sind, das Oktobervroqramm 'm Sinne der kaiser lichen Entschließung durchzuführen, oder mit anderen Worten sich offen zum K o n st i t u t i o n a l i s m u s bekannt haben, — seitdem gefällt sich der „Verband" in ganz m-C- losen Angriffen, die gegen das Ministerium gerichtet sind. Was ihnen früher Witte war, das ist ihnen heute Stoly pin. Einst hatte die Zeitung „Wetsche" einen Artikel aus der frommen Feder des Priesters Hilarion gebrockt, der von der Hinrichtung des „Erzverräters" Witte erzählte und die Zeremonie des Aufbängens genau beschrstb: Geistliche sollten den „Freund und Genossen der Juden" zum Tode geleiten. Heute hat das „Rußkojc Snamja", das offizielle Organ des „Verbandes", die „Wetsche" abgelöst. Man kann dort lesen, daß die Minister sich von den in die Verbannung geschickten Revolutionären und Sozialisten haben bestechen lassen, und nur dadurch die Flucht Chrustalew-NossarS, des Vorsitzenden des einstigen „Arbeiterdeputiertenrates", und Gerschunis möglich wurde. Bis zu welchem Grad von Schamlosigkeit das zitierte Verbandsblatt geht, daS illustriert folgende Meldung: „Secks Genossen, Expropriatoren, wurden aufgcbängt. Dem siebenten aber wurde eine Milderung seiner Strafe zu teil. Warum? Nun, weil seine Schwester für ihn ge beten batte, die auf den Minister sofort einen solchen Ein druck machte, daß er sie heiratete." Auch dieser Erguß gehört in ein Witzblatt hinein. Gewiß, aber es bat eine Zeit gegeben, wo Witzblattredakteure für weit weniger heftige Entgleisungen zu langdauernder Ge fängnisstrafe verurteilt worden sind. Die Schmähredner de» „Verband«»" aber bleiben straflos. Wer schützt sie? so ist man versucht zu fragen. Da erscheint cs nicht unbegreiflich, daß allerhand Verdächtigungen rege werden, und von einer Protektion gesprochen wird, >'egen die anzukämpfen, vergeblich wäre. Das sind aber alles lmltlose Gerüchte, die sich bis weilen zu den unsinnigsten Märchen verdichten. So wurde jüngst durch eine sozialdemokratische Korrespondenz eine Meldung verbreitet, derzusolge der Ehrenvorsitzende des Verbandes des russischen Volkes eine außerhalb der Dis kussion stehende Persönlichkeit sei. Das ist natürlich eine wenig geschmacklose Sensationsnachricht, die die Unwahrheit an der Stirn trögt. Aber auch diese „Erfindung" wäre gewiß nicht gemacht worden, wenn die Regierung dem Verbände nicht bisher eine beispiellose Nachsicht bewiesen hätte. Auch die andern reaktionären Blätter, so vor allem die „Moskowskija Wcdomosti", üben sich in der Ignorierung des kaiserlichen Neformprogramms. .kaum zwei Jahre sind ver- flössen, seitdem das „Tolcranzedikt" in einem Manifeste feierlich verkündigt wurde. Und jetzt schreibt das oben zitierte Blatt folgendes: „Man möge die von der Orthodoxie Abfallenden zwar nicht zwingen, zum Glauben ihrer Väter zurückrnkehren, sondern sie einfach aus dem Lande jagen. Dos sei zur Selbsterholtung des Volkes in moralischer und nationaler Beziehung notwendig. Die Ausweisung eines Renegaten sei eine ebenso notwendige Maßnahme des Staates wie die Abirrung der gesunden Teile des Reiches von Gebieten, wo die Pest oder der Aussatz herrsch t." Solche Aeußerungen einer sich als regierungstreu aus spielenden Presse diskreditieren die Negierung aufs Schlimmste. Es wird hohe Zeit, daß Stolypin mit der bis herigen Tradition bricht und der Reaktion das Recht nimmt, sich als „immun" zu bezeichnen. Was soll man dazu sagen, wenn das genannte Partei blatt dem „Verbände" den Rat erteilt, den Anordnungen des Tumapräsidenten nicht zu gehorchen. „Wenn der Duma präsident ein Mitglied des Verbandes aus dem Saale aus weist, so soll man es darauf ankommen lassen, ob die Re- gicrunq Soldaten hergibt, um diesem Befehl Nachdruck zu geben. Sollte aber die Regierung es unternehmen, der For derung des Präsidenten und der Dumamajorität zu ent sprechen, so muß ein solch trauriger Vorfall dazu benutzt wer den, um einen Vorteil für die heiligen Grundsätze des russi- 'cken Bosses and her -n'sischen Geschichte „u er.ielen zwecks Auflösung der staatsoerräterischen Duma. Truppen sollen in ^as Tumagebäude einziehen, um die Deputierten mit den Bajonetten aus dem Hause zu jagen." Es ist schwer, deutlicher zu sein! Manches aber wird erklärlich, wenn man sich d-ssen erinnert, was jüngst der Moskauer Abgeordnete Maklakow erzählte, daß nämlich .Hörschelmann. der Generalqouverneur von Moskau, vom Balkon seines Hauses herab „Leute, die den Staatsstreich herbeisehnten", ossen ermuntert habe. Zur gleichen Zeit erklärt der Führer der Sozialdemokra- ten, Alelßinsky, der jetzt in London Brand- und Giftreden schwingt, „die Bemühungen der Sozialdemokraten müßten dahin gehen, die Auflösung der Duma hcrbeizusühreu/ Ncak, tion und Revolution gehen also dem gleichen Ziele zu. Nie Kuzzichte» «irr klrlet-Zaaie-Rsnair. Eö Würde ;u keinem Ziele sübren, an dieser Stelle eine Polemik über rie Autsicincn Vcs Elster-Saale-KanalS sich eutspinneu zu lassen. Gehen doch die Meinungen über „Aussichten" in der Regel weil auseinander. Die nach- jo!g ndcn Zeilen sollen Laber ledigl-ch einigen tanäcklicken Feststellungen gegenüber Leu Ausführungen des Herrn Dr. Roßöach dienen. Zunächst sei bemerkt, daß der in dem Aitikel in der MonragSnmnmer angenommene Verkehr von 600 000 t aut einem lünsiigen Elster-Sa'ft-Kanal als Höchstziffcr für das erüe Jahrzehnt gelten: soll. Demenftprechenv ist auch an anderer Stelle gesagt: „Wir glauben, daß die stärtucke ZinSaarantie von 300 000 „L für die ersten 10 Iadre voll in Anspruch genommen wird, und erst später dürste sich eine Abmindernng ergeben." Man braucht noch nicht der Pessimist zu sein, der in diesen Tagen die Flugschrift „Die Frage der Finanzierung des Elster-Laab-KanaleS" berauS.iee.eben bat und der einem solchen Kanal jede Nenlabilität für jetzt und alle Zukunst abgesprochen hat — allein wenn mau den Ansangsoerkebr mit 300 000 t für das erste Jahr cinsctzt, so sind das sckon 50 Prozent mehr, als in Halle in dem sehr günstigen Wasser fahr 1905 zu Berg und zu Tal die Schleuse passierten (zu Bcrg 124 051 t, zu Tal 78 465 t, zn'ammcn 202 516 t). Dazu tommt, daß Halle einen lehr gut eingerichteten Transit verkehr bat (nach Tbüringen und Bayern), während für Leipzig nur das Vogtland als Hinterland vorhanden ist, denn Ckcmnitz würde nach wie vor vorteilhafter von Dresden (Ober-Elbe) und Riesa (Unter-Eibe) vertorgt, und bis Wurzen hin würde ebenfalls Riesa die Hauptrolle spielen. Im wesentlichen wird also bei Leipzig nur eigener Verkehr in Frage kommen, nicht auswärtiger. Kranqelver bei einer Rentabilitätsberechnung des künftigen Kanals sckon beute in Anschlag bringen zu wollen, muß kenn dock etwas sehr verfrüht erscheinen. Sie dürsten auch stark in Anspruch genommen werden bei Verzinsung der entsprechenden Anlagen. Auunerksam gemacht sei au dieser Stelle nur darauf, daß der Hallesche Speditionöverein bei seinen guten Einrichtungen, über die er verfügt, im Jahre 1906 nur einen Bruttogewinn von 7500 erzielte (s. Leip ziger Handelszeitung vom 12. Mai). Nun nock ein Wort über den zu erwartenden Kohle n- verkebr. Zunächst sei bemerkt, daß die 15 000 t, die Halle zu Tal empfing, nicht Kohlensrackten waren, sondern de» Verkehr der Halleschen Stadt'ckleuse überhaupt darstellen. Auf der Saale dürsten talwärts nur wenig Kohlen bejördert Werren. Den Hauptverkebr macht dort Nebra mit seinem Steinbandel. Dann dürften nock andere Banmaicrualicn (Stämme und Hölzer) in Belrackl loniineii. Die Käbne, die jetzt oberhalb Halle verlehren können, werden für einen Kohlentransport in großem Maß stabe auch kaum geeignet sein. Zudem fallen bei kurzen Wasserstrecken, wie sie hier in Frage kommen, die UmschlagSlosten viel zu sehr in» Gewickt. als das; r . direkte Bahnoerladung ab Werk nicht vorteilhafter cnckeincu sollte. Auch einen sonst'gen Lokalverkeb r, ras sei cleick eingesii t, soll mau nicht besonders in Rechnung ziehen. Naco den nnS gewordenen Mitteilungen sind z. B. alle Bemühungen, zwischen Hall: und Magdeburg einen Lolaloerkehr zu er zielen, g scheitert, weil eö an der nöligen Betrachtung sebUe und die Unternehmer nicht auf ihre Kosten kamen. Für das Schiff bleibt gewisse — Auftrabmen abgerechnet — ;er gl.Ul: Fernverlehr die Seele des Geschäfts. Die ankere Frage aber, ob wir auf einen bedeute- r n Empfang böhmischer Braunkohle bei tcm Vorhanden sein eines Elster-Saalc-Kanals rechnen tonnen, muss ver neint werden. Dresden empfing im Jahre 1905 ai böhmischer Braunkohle aus der Essenbahu 333 930 t, ans rcr Elbe 313 800 t, das sind zusammen 677 730 t, Tie iu DreSren wirtlich ausgeladcncn Kohlenmengen deinigen 553 250 t. ES verbleibt eine Differenz von nur 1215o0i, die den Transit in böhmischer Braunkohle (rechts und lin'.s der Elbe) darstcllen dürsten. Riesa empfing per Bah» 55 000 t, per Schiff 32 000 t böhmisch: Braunkohle Aus- geschifft wurden in Riesa 19 300 t; davoli wurden — 1000 t umgesch'agen, d. h. auf der Bahn weiier ver sendet. Diesen Ziffern gegenüber, die dem Berichte der Dresdner Handelskammer für 1905 entnommen sind, ist eS ganz unmöglich, an einen Verkehr böhmischer Braunkohle auf der Saale und dem Saale-Elster-Kanal zu glauben. Es pa'sierten denn auch 1905 die Schleuse zu Ealbe a. S. auf dem Wege zu Berg nur 10 740 t Sieinkohle (meist wobt englische) und 6725 r Braunkohle. Wie viel daoon bis nach Halle ging, ist im Berichte der dortigen Handelskammer nick: angegeben, ebensowenig, ob die Braunkohie böhmischer Her kunft war. Hiermit Iminen die tatsächlichen Feststellungen geschlossen werken. Es soll mit allerem Niemand der Glaube a i eine Prosperität eines Etster-Saale-Kanals genommen werden. Aber dieser Glaube allein tutS nicht. Ein Gemeinwesen hat kühl zu prü'en, ch: eö sich in Niittrnchmnngen einläßt, wie sie in diesem Falle von unserem Leipzig verlangt worden sind: Bau des Kanals auf eigene Rechnung oder Ucdernabm: der voll-n Zinsgarantie. Nein, eS muß dabei geblieben werden: Eine ZinSgarantic von 300 000 - ist das äußerste, was von der Statt geboten werre» kann. Findet sico daun nock kein Kapital zum Kanalbau, so muß daS als ein Zeichen dafür betrachtet werden, daß es den am meisten inlercssieiten Kreisen — mindestens an Taikraft fcblt. -I. kl Leipzig. Ma'. * Ankunft der Kaiserin in Bonn. Tie Kaiserin ist in Begiessung d-w Prinzessin Viiwria Lasse und der Prinzessin Alexandra Viktoria von Hslstcin-Glücksvurq. von Wiesbaden lommoa'd, gestern um 12'5 Nur mittags in esionn cinactrofton. Am Bahnhofs waren Prinz August Wil clm u-id Prinzessin Viktoria, die Gemahlin des Prinzen Aböl' zu Tckcumbur > Lippe, zum Emp'ang anwesend. Nach her-'icher Begrüßung, bei vor Prinz August Wilhelm der Hasser u ein Blumen- aebindc überreichte, fuhren die Herrschaften im oftenen Automobil zur kaiserlickcn Villa in der Wörtbstraße. * Fürst Karl von Hohcnloh.-Langen»urg iu Ter um jass drei Fabre ält>.re Bruder des loiserlichen CkaNhaucrs in Elsaß-Lothringen, Fürsten Hermann zu Hoheul. y:-Lau-cn- burg, der Fürst Karl Ludwig Wil elm Lccpold. ist ge. st o rb c'n. Er war am 25. Oktober 1>29 geboren Um s o'cr Ebe nin Marie Dorothea Grathwob! willen, die durch württcmberqiscke Verleihung eine Freifrau von Bronn wurde, verzichtete er zugunsten des jexiacn TlattgasserS in den Rcichslauden aus die Rechte des äl:ercu TohneS. Cr hielt sick zumeist in Salzburg aut, wo auch ftin Tod er folgte. Militärisch hatte er den Namg eines iuüiltcm.'rgi- ickcn Majors n In suite der Armee inne, auch ma: er Ehrcnritter des Johannirerordc-us. Seme Gemahlin ist ihn: schon am 19. Mai 1901 im Tode vorangegangcn. -> Tie Tranerseicr um den Prinz'eu Moritz saue wie uns aus Altenburg berichtet wird, gestern zwsschee 1 und 2 Unr in der Schlovkirchc statt. Aus-er den bi'ftaen fürstlichen Personen wohisscu nock 22 a'swäriige der 3cic. bei. Darunter befanden sich auch der H rzeg von Au ass Herzog Georg von Oldenburg, Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg, der Fürst Georg zu Sckaumb: rg-Lipye mit seiner Gemahlin Großfürst Konstantin von Rußssind neb". Gemahlin, die Prinzen I o h a'n n OZ e o r'g v o u Sack ' e n. Franz von Bayern, Friedrick Wilb-ssm von Preußen Friedrich von Meiningen, der Erbprinz von Meiningen, der Erbprinz nebst den übrigen Prinzen zu Sckaumbura-Liyre Der preußische und der öiterre cki'ck-u:'gariscke Gesandt waren aus Dresden, sowie der sächsische lVciandie aus W eia ar gekommen. Außerdem batten neun Fürsten Abgesandte zur Feier geschickt. Oberhof- und Ho'charge», Wamme:Herr.w und Gefolge, Vertreter des Minister ums und des Landjazs. die Generalität und das hiesige O"izierkorpS. Laudräte und Vertreter der städtischen Gemeinden bildeten die weitere Traucrgemeindc. Am Altar batte die gesamte Geistlich:..: Platz genommen. Aus Wunsch des Verstorbenen war d e Feier recht einfach aehalten. Eine Trauerrede unterb'i'b. nur einige Bibclstellan kamen zur Verlesung. Vom Scklou- ckor gelangte das Lcnisckc Requiem und ein paar Choral- sätze zum Vortrag. Nack: der Einsegnung, d'e vow H''- prediqer R c i ck a rd t vollzogen wurde, wurden nom Mw.ss.r im Sckleßbos drei Ehrcnialvi.il abgegeben. Gegen Al-eod sand ein Gastmahl im Residenzicklusse statt Die Benetzung dagegen erfolgte in aller Stille gegen Miticrnack' Lause des Vormittaas sind ein vaar tausend in : rauer ae kleidete Personen nochmals am Sarge des V-rew ften vorübergcpilacrt * Vom Reichsgericht. Aus Braunscawcia aieioci uns em P r i v o t t e l c g r a m m: Der Bundesrat tcklug »en Ober- lanvcsgericklsrat Mansfeld i-n Braunschweig zum Re chsgerichte-rat vor. * Bessermann über die deiiss'ch-engftsckeii Bezi.hnntmn. Aus London meldet »ns ?'» P r i v a ! t c l e r e m w unseres Korre,poad:nlen: T«r Berliner ><omc oovde.'.t der „Westm. Gazette" hcrttc ein Intern ew mit Bassrrmann über die vvn Bassermann in Magdeburg gehaltene, viel be- sprachen« Red«, die auf die Reisen de» König» vo» England
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