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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070518026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907051802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907051802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-18
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Kenig Friedrich August von Sachsen traf heute morgen 5 Uhr 56 Minuten auf dem Breslauer Hauptbahnhose eia und begab sich im Automobil nach Sibyllenort. TeS Kaisers Rückkehr. Der Kaiser traf mit Sonderzug um 10 Uhr 35 Min. in der Wildparistation ein. Zum Empfange waren am Bahnhöfe anwesend die Kaiserin, der Kronprinz und die Kronprinzessin, Prinz Eitel Friedrich, Prinz August Wilhelm mit seiner Braut Prinzessin Alexandra Victoria, Prinz Adalbert, Prinz Oskar, Prinz Joachim mit Prinzessin Victoria Luise, lerner der Polizeipräsident von Potsdam v. Starck. Die kaiserliche Familie begab sich in das Neue Palais. Ter Rücktritt veS Prinzen Johaun Georg. Aus Dresden xvirv uns telegraphiert: Zu der Nachricht vom bevorstehenden Rücktritt des Prinzen Johann Georg von seinem militärischen Kommando wird jetzt von kompe tenter Seite erklärt, daß der Rücktritt selbst als sicher an gesehen werden könne, der Zeitpunkt' jedoch noch nicht feststehe nud keinesfalls der 25. Mai sein werde. Auch die Genehmigung des Königs, die zwar nicht auöbleiben werde, sei bis letzt noch nicht erteilt worben. Tic Braunschweiger Ncgcntenfrage. Aus Braunschweig meldet uns ein Privattelegramm: Die vaterländischen Bereinigungen des Herzogtums hatten den Herzog Ernst August gebeten, zu erwägen, ob es nicht an gebracht fei, einen Sohn des Hauses Braunschweiz-Lüneburg als Regenten des Herzogtums zu präsentieren. Wie die „Brauaschw. Neuesten Nachr." melden, ist auf diese Zuschrift vor einigen Tagen, als die Kandidatur des Herzogs Johann Albrecht in Braunschweig noch nicht gesichert war, eiu Antwortschreiben des Herzogs von Cumberland hier eiu- gegangen, das in der Hauptsache wie folgt lautet: „Seine Köuigl. Hoheit der Herzog glaubt annehmen zu müssen, daß, da die RegierungSübernahme seines jüngsten Sohnes in Braunschweig durch eineu andeni deutschen Bundesstaat ver hindert sei, auch eine eventuelle Regentschaft eines der Söhne des Hauses Braunschweig-Lüneburg gleichfalls verhindert werden würde." Mit dieser Annahme würde der Cumber lander wohl Recht behalteu haben. Uebrigens ist letzt die Wahl des Herzogs Albrecht ja nur noch eine Formfrage, wie auch aus dem Umstand hervorgebt, daß er seinen mecklen burgischen Hofstaat bis zum 15. Juui anflöst und alle Herren und Damen dieses Hofstaates bis auf zwei sich rüsten, nach Braunschweig überzusiedeln. Ter Münchener Hoflhcaterprozcfz. Im Münchener Hoftheaterprozeß kam zwischen den Parteien ein Vergleich zustande, der jedoch noch der Genehmigung des Priuzregenten bedarf. Der Anfang der heutigen Sitzung war auf IN/« Uhr festgesetzt. Einer späteren Meldung zufolge hat der Minister des Aeußern und des Königlichen Hauses, dem das Hoftheatcr untersteht, den gestern abgeschlossenen Vergleich im Hof theaterprozeß genehmigt. Indessen darf man als Folge des Prozesses auf Ueberraschungen im Bereich des Hof theaters rechnen. Zwei Opfer erhielten bereits gestern sehr deutliche Winke, daß auf ihre Dienste künftig Verzicht ge- leistet werde. Preujkischer Lehrertag. Zu dem heute in Magdeburg beginnenden IV. preußischen Lehr er tag sind schon 2000 Lehrer aus allen Teilen der preußischen Monarchie eingetroffen. Von Abgeordneten find die Freisinnigen Kopsch, Ernst und Sommer anwesend. Gin neuer Fall Karell. Schon während deS Konfliktes zwischen dem hessischen Oberkonsistorium und rem Pfarrer Korell war Korell vor geworfen worden, daß er 1898 bei der Stichwahl als junger Pjarrafsistent für den kozialdcmokratischen Kandidaten „agitiert habe. Dieses Urteil hatte der „Darmst. Tägl. Anzeiger" im letzten Wahlkampf wiederholt und daran waren „beleidigende" Worte gegen Korell geknüpft worden, die jetzt zu einer Privat klage Korells hegen den Chefredakteur Grasmann führten, die mit einer Widerklage wegen einer „beleidigenden" Ant wort Korells beantwortet wurde. In diesen Tagen fand die Gerichtsverbandlung vor dem Darmstädter Schöffengericht statt und gestern wurde das Urteil gesprochen. Nach ihm werden beide Angeklagte freigesprochen. Es wird als erwiesen angenommen, daß Korell zwar aus seiner Gegnerschaft gegen die Sozialdemo kratie als nationaler Mann kein Hehl gemacht habe, aber baß er doch Aeußerungen getan hat, die dahin aufgefaßl werden konnten, er wünjche die Wahl deS Sozialdemokraten statt des Nationalliberalen, weil er erstere für das kleinere Uebel halte. Bei den gegen Korell gebrauchten Vorwürfen „feige" und „unwahr" wurde vom Gericht angenommen, daß sie nicht als Schmipforte gebraucht worden seien. In Betracht gezogen wurden die scharfen politifchen Gegensätze, die für die gefallenen Ausdrücke mildernd in Betracht kamen. Die Widerklage gegen Korell wurde abgewiesen, weil seine gegen Grasmann gebrauchten Worte zwar ironisch, aber nicht be leidigend gewesen seien. Tie Wahlen in Galizien. Nach deu vorliegenden Resultaten über die Wahlen in Galizien wurden gewählt: 5 polnische Volkspartei, 3 Konser vative, 3 Demokraten, 2 polnisches Zentrum, 2 Mitglieder der ukrainisch-rutheuischen Partei, 2 radikale Ruthenen, 1 Alt- ruthene, 1 Sozialdemokrat, 1 polnischer Wilder. In neun Landgemeinden ist ein zweiter Wahlgang und in sieben Wahl bezirken sind Stichwahlen notwendig. Ja Krakau unterlag der Sozialdemokrat Duszynski gegen den fortschrittlichen Demo kraten Petelenz. — Das Wahlrefultat ist offenbar unvoll ständig: die Zahl der galizischen Abgeordneten erreicht unge fähr das dreifache der obigen Summe. Uebrigens scheinen die in Deutsch-Oesterreich so erfolgreichen Sozialdemokraten in Galizien viel schlechter abgeschintten zu haben als bei der ersten Wahl in der Kurie deö allgemeinen Wahlrechts. Zur Stichwahl: Für die ReichStagsstichwahlen in Oesterreich haben die bürgerlichen Parteien und die Sozialdemokraten eine Ver ständigung mit den Christlichsozialeii abgelehnt. Ueber die Ablehnung des Kompromisses in Wien und in Niederöslerreich schreibt die „N. Fr. Pr.": In anderen Kronländern bestehl für die Stichwahlen die Tendenz des Zusammenschlusses der bürgerlichen Parteien gegen die Sozialdemokraten. In Wien und in Niederösterreich gilt nur die Parole gegen die Christlichsozialen. Dies erklärt sich durch die Erbitterung und deu Haß aller nicbtklerikalen Parteien gegen diese Partei. Der Führer der Christlichsozialen, Hofrat Geßmann, bot ein Kompromiß der bürgerlichen Parteien mit der Motivierung an, die Parole dürfte nicht „klerikal" und nicht „liberal" lauten, sondern „religiös und politiich tolerant". Hierzu be merkt die „Neue Fr. Pr.": Es sei ein starkes Stück, daß der Führer der Christlichsozialen religöse Toleranz predige, um Stimmen für konfessionelle Fanatiker wie Ernst Schneider zu erwerben. Dieses Manöver sei nur dadurch erklärlich, daß die Christlichsozialen für neun Stichwahlen in Wien und Niederöslerreich die Unterstützung der Freisinnigen brauchen, während die Kandidaten der Freisinnigen in zwei Wiener Stich wahlen, Hock undOfner, schon gesichert sind. DieChrrstlichsozialen wollen sich dadurch neun Mandate sichern und bieten den Freisinnigen ein Kompromiß für zwei Mandate an» ohne daß die Freisinnigen es brauchen. Dies beweise, daß mit den Ckristlichsozialen ein loyales, korrektes Uebereiokommen nicht möglich ist. Sie seien nicht verlragüfähig, uud die Parole müsse lauten: Gegen die Christlichsozialeo." Neue Nachrichten über die angebliche Verschwörung gegen de«» Zarcu. In Zarskoje Sselo ist außer dem bereits vor einigen Tagen arretierten Soldaten jetzt noch ein Kosakenunter- ossiziec vom Leibconvoi des Zaren, sowie ein Kandidat der Hossängerkapelle verhaftet worden. Alle drei bekennen sich schuldig der Verschwörung gegen das Leben des Zaren. Auf ihre Angaben bin wurden noch drei Militärs arretiert, sowie eine ganze Menge — man spricht von über 30 — Personen, dre der Kampforgamsation der revolutionären Partei angehören. Stark belastet ist ein Unteroffizier des Leibconvois, der, zur Wache gehörig, die Verschwörer in das Palais hineinlassen sollte. — In einer anderen Depesche ans Petersburg heißt eS: Hier zirkuliert neuerdings das Gerücht, daß es der Staatspolizei gelungen sei, ein Komplott zur Umwälzung der Slaatssorm aufzudeckeu. Die Verhaftung von zwei Personen der höheren Gesellschaftskreise soll mit dieser Angelegenheit in Verbindung stehen. — Ob die Ver schwörer die Republik oder die „Autokratie" verlüuden wollten, darüber schweigt die Meldung, welche ebensosehr noch der Bestätigung bedarf, wie alle anderen Verschwörungs nachrichten. — Unsere starken Zweifel an der ganzen Ber- scbwörungügeschichte werden durch folgende Mitteilung der „Wiener Allg. Corresp." bestätigt: An maßgebender L-telle werden die Gerüchte von einer Verschwörung gegen den Zaren, an welcher auch Soldaten, die im Schlöffe in ZarS- loje-Sselo den Wachdienst versehen, beteiligt gewesen waren, als durchaus unbegründet bezeichnet. Ebenso unrichtig sei eS, daß einer dieser Soldaten gestanden habe, er wäre für Geld gedungen worden, um den Kaiser zu ermorden. Im Schlosse habe sich nichts ereignet, waS zu einer Verschärfung der ge wöhnlichen Vorsichtsmaßregeln Anlaß gegeben hätte. psMisAes. Ter Wahlausgang. Von unserem Wiener I'.-Korrespondenten wird uns geschrieben: Auf Ueberraschungen war man gefaßt; jo verblüffende Resultate, wie jre der 14. Mai, der erste Tag des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts, gebracht hat, wurden von niemand erwartet! Selbst die Sieger, die Sozialdemokraten, erschraken vor der Fülle des Segens, den ihnen die neue parlamen tarische Aera in den Schoß geworfen hat. In Oesterreich — die sozialdemokratische Partei die Herrin des Parlaments! Tn Land der Unwahrscheinlichkeiten — wie wahrst du kein Renommee, deine Tradition! Die Roten, das ist die eine, dir sieghafteste Couleur; die zweite Farbe, die mit ihr um die Macht ringen wird, ist die schwarze, die Christlich-Sozialen, an die sich die Konservativen anschließen werden. Tas neue Wahlrecht hat zwei Blocks geschaffen: den dentsch-romaniichen und den slawischen. So steht es ans dem Papier; das war die Idee des Gesetzes, die Wirklichkeit hat sich über die Legislatoren hinweggesetzt. Tas nationale Moment ist zurück gedrängt, nur die politischen Fragen sieben mächtig, dominierend da. Und wo sind die bürgerlichen Parteien? Die Deutschen erlitten schwere Verluste; die Jungljchechen sind auf weniger als die Hälste reduziert! Die Partei, mit der nicht nur die Regierung, mit der Oesterreich rechnen mußte: die tschechische Delegation im österreichischen Reichsrate, deren Anwesenheit der Erfolg Taaffes war, deren Abjeutierung zu einer Bersassungsänderung geführt hätte, ist zu einer Fraktion von etwas über zwanzig Mann zusammengeschrumpit; sie ist fast eine gnaotitS nSxlchbadka geworden. 0 temporal Mit tiefem Schmerze muß man die Schmälerung der deutsch-fortschrittlichen Parteien re gistrieren. Wo ibre Vertreter in Stichwahl sieben, werden sie nur dank der Unterstützung der Sozialdemokraten siegen; so Dr. Eppinger in Trautenau, Tr. Backmann in Pilsen, Dr. Löcker in Linz und der Eisenbahnminister Dr. v. Derschatta in Graz! Welche Stellung sollen sie denn im neuen Hause einnehmen? Tas bürgerliche Pro- gramm rückt sie an die Seite der Christlich-Sozialen» die ibre Gegner auf fortschrittlichem Gebiete sind; nähern sie sich den Sozial demokraten, gelangen sie in Konflikt mit ihren bürgerlichen An schauungen. Eine ganz neue politische Situation ist geschaffen; alte parlamentarische Anschauungen und Begriffe müssen in Oester reich nun revidiert werden. Wie wird die Thronrede lauten? Schon verlautet, daß man von einer Adreßdebalte abjehen werde, daß anstatt einer Adresse an den Kaiser nur eine Loyalitälskund- gebung erfließen werde. Tie Sozialdemokraten haben sich bisher niemals an Loyalitätskundgebnngen beteiligt — was werden sie in diesem Falle tun, da sie dem Kaiser, der das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht gefördert hak, ihre neue, starke Position zu danken haben? Aeußerlich wird der Ausfall der Wahlen seinen Ausdruck im Kabinett finden müßen. Ter Unterrichtsminister Dr. Marchet ist im Wahlkampf unterlegen und bleibt, nach einer Temiisionr-Demarche, nur als halbparlamentarischer, halber Be amtenminister im Amte. Portefeuilles werden den Christlich-Soziale» und den Konservativen angeboteu werden müssen. Die Tscheche», die bis jetzt zwei Minister halteu, haben jetzt nicht einmal An spruch auf einen. Wie die Wahlen in Galizien auch ausfalleu werden, auch der Polenklnb verliert an Einfluß. Aufsehen erregt die Niederlage der alldeutschen Partei in Böhmen: Schönerer ist gefallen, mit ihm Franko und Stein, mit ihnen auch die kleineren. Sehr beachtenswert ist, Laß die Agrarier, die deutschen wie die tschechischen, schlecht abgeschnitten haben. Ihr Zukunstsführer, Fürst Karl Auersperg, ist in Gottjchee gewählt; er war der Bize-Obmann der Verfaffungspartei im Herrenhause und gedenkt nun, die Ralliierung der deutjch-agrarljchen und der fortschrittlichen deutschen Parteien im Abgeordnetenhaus« durchzu führen. Ein interessantes Experiment in jedem Falle. Uebrigens die Experimente werden im neuen Hause regieren, und Las ge waltigste wird die Aufgabe der Regierung lein, mit den neuen großen Parteien den Ausgleich mit Ungarn zu erledigen Die Christlich-Sozialen sind Gegner des Ausgleichs — als Regie rungspartei haben sie aber alle Ursache, das Haus arbeitsfähig zu gestalten, eine Auslösung zu verhindern, dem Paragraph 14 Barrieren zu bauen. Dasselbe gilt von den Sozialdemokraten. Werden aber die Sozialdemokraten die Rekruten bewilligen, die neuen notwendigen Militärlasten, werden sie die Staaisnotwendigkeiten anerkennen? Und niemans kann vorausiagcn, wie die Delegation beschaffen sein wird, die das neue Haus wählen muß, und welchen Einfluß das erste Resultat des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts auf die internationale Politik der Monarchie haben wird? Mau sieht: Fragezeichen über Fragezeichen! Feuilleton. Die Welt als sic vor tausend Jahren sein wird. Wonach soll man am Ende trachten? Die Welt zu kennen und sie nicht verachten. Goethe. ist nicht schlimmer und nicht besser, tausend Jahren war und nach Kotzebue. Die Welt ist viel trivialer, oder. wenn du es auf deutsch willst, viel nichtsbedeutender. als sie sich einbildet. ^ilh. Raabe. Man kann über die Welt lachen, sic ver achten. sic hassen; aber man darf sich mit ihr nicht entzweien. ^oh. Jak. Mohr. 888888888888888888888888888888888888 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 882SSS88SS8SSSS8SSSS8SSSS8SSSSSSSS8S 8 S .'2 8 s 8 8 S s 8 8 L 8 8 S s 8 S S kl s 8 S S 8 S Das jpfingstwun-er in der Annst. Die Weltbedeutung des Pfingstfestes ist cs, die in den schüchternen Versuchen aus der Früyjeit der bildenden Kunst zum Ausdruck zu kommen sucht. L-o wird schon im einer frühen griechischen Miniatur, die die Ausgießung des heiligen Geistes darstellt, durch die Personifikation des Kosmos, der Welt, auf die mit dem Pfingsttage beginnende neue Aufgabe der Apostel bingewiesen, aller Welt das Evangelium zu predigen. Derselbe Gedanke ist auf einer Tafel der Egbert-Handschrist ausgedrückt, auf der die Dar stellung des Psinastmotivs durch Vorführung der fremden Völker zu einem Bilde von der siegenden Macht deö Christen tums erweitert wird. Die rührendste Darstellung dieser Art von einer ganz wundersamen Frische und Ursprünglichkeit der Auffassung findet, sich in der spanischen Kapelle in Florenz. Auf einer der großen Fresken der Deckenwölbung, die von Crowe und Covalcaselle dem Antonio Veneziano zu- awchneben werden, sieht man ans der Terrasse eines Hauses Maria im Kreise der Apostel sitzen, während die Strahlen des heiligen Geistes sich aus die Gruppe herniedersenken. Petrus allein ist wie m der Erregung über den geheimnis vollen Vorgang aufgesprungen. Ju dem von Säulen ge- tragencn unteren Portal des Hauses aber strömt von beiden Seiten eine von den verschiedensten Empfindungen hierher getriebene, bunr durcheinander gewürfelte Menge in mannig faltigster Tracht. Einige blicken scheu empor, andere weisen erregt mit erhobener Hand in die Höhe oder sprechen hastig auseinander ein. Neben dem Portal stehl isoliert eine Ge stalt, die lauschend die Hand emporhäil, um ein Wort von der begeisterten Rede der Apostel aufzufangen; an die Tür aber Hal sich eine andere geschlichen, die in schüchtern eckig vorgebeugter Haltung die Tür öffnen und einlreten möchte, aber von einer L>chcu, dem Geheimnis sich zu nähern, gleich sam zurückgehalten wird. Eine andere schöne Darstellung des Pfingstfestes von ähnlichem architektonischen Aufbau, iu der das gleiche Motiv der unten lauschenden Männer des Volkes festgehalten wird, hat F ra Angelico gemalt. Aber die Handlung ist konzentrierter geworden. Der Akzent liegt aus Petrus, der sich aus der Gruppe der Jünger herauslöst, vorn an die Brüstung getreten ist und mit weissagender Gebärde den Nmherstehenden die frohe Bot schaft zuruft, während die andern Apostel für sich im an dächtigen Geber verharren oder die Blicke erstaunt auf Petrus richten, aus dem die Stimme des Geistes spricht. Eine stille Weihe, eine tiefe innere Sammlung liegt über dieser Gruppe, über der die lichtbringende Taube des hei ligen Geistes schwebt und in deren Mitte Maria in strenger, unbewegter Haltung, wie erstarrt im Schauen des Wun ders. mit betend erhobenen Händen verharrt. Die meisten Darstellungen des Pstngstwiindcrs begnügen sich damit, das Wunder selbst in keiner engeren Wirkung aus die Jünger zu gestalten, ohne bei der weiteren Be deutung des Pfingstfestes für die im Christentum c»e Er füllung ihres Sehnens findende Men chhcit zu verweilen. Aber auch schon die Gestaltung deS Psingstwunders bot dem bildenden Künstler große Schwierigkeit. Es handelt sich ja hier nicht um die Darstellung eines ansckmulici-en Vor ganges, wie bei der Auferstehung und Himmelfahrt, die dem Künstler schwierige formale, aber immer doch noch mit an schaulichen Mitteln zu lösende Probleme stellte. Hier aber sollte ein ganz innerlicher Vorgang der Inspiration, der Ekstase, gegeben werden, dessen nutzere Ursache, die Aus gießung des heiligen Geistes, doch nur symbolisch zu um schreiben war. In der Regel ist dieses Symbol die nieder schwebende, Strahlen ausspcndende Taube, und zur weiteren Versinnbildlichung des Wunders flammen auf dem Haupt der Apostel die feurigen Zungen aut. in Gestalt von spitzen, züngelnden Flämmchen. An der Schwierigkeit, den Vor gang innerlich lebendig zu machen, vielleicht aber auch an der religiösen Scheu, das Wunder darzuftcllen, mag, es liegen, daß die Ausgießung des heiligen Geistes in früher Zett verhältnismäßig selten gemalt wurde, und z. B. in den großen zyklischen Darstellungen des Mittelalters häufig tehlt, während die spätere Kunst cs vorzog, die äußerlich er regenden und formal interessanten Motive der Heilsaeschickte zu formen und das anschaulich darstellbare Wunder zu be- bandeln. Die älteste Darstellung der Herabkunst des heiligen Geistes findet sich aui einem Ocljläjchcheu zu Monza, auf dem Engel den in der Maudorla thronenden Erlöser umschweben, während sich über Maria inmitten der Apostel die Taube nicdersenlt. Die Gruppierung der Apostel um Maria, die wohl auch die formale Darstellung der Szene erleichterte, da jo ein Zentrum geschaffen war, von dem aus sich die innere Bewegung weitervcrteilte und verklang, er hält sich bis in die späteste Zeit. Sie fehlt dagegen in den meisten deutschen Evangelienyandjchriften des Mittelalters. So sitzen auch in der Egbert-Handschrist die Apostel allein, ohne Maria, auf Stühlen in einem Gemach. Auch Giotto kennt in der Arenakapelle in Papua nur die Gruppe der Apostel, die in eurer offenen, vou Säulen geirageneu Halle auf Bänken einander gegenübersitzen. Nie vorher und nie nachher ist das Pfiugslmotlv jo ganz innerlich, jo mir jedem Verzicht auf äußerliche Wirkung dar- gestellt worüen. Selbst die Taube fehlt, auch die züngelnden Flammen; nur goldene Strahlen, die wie aus weiter Ferne dringen, berühren die Häupter der Apostel. Niemand spricht, keine Hand erhebt sich zum äutzeren Ausdruck tiefsten Erlebens, in lautloser Stille vstcnbart sich hier Christus seinen Jüngern. Eingesenkt in diese Stille, ist der Blick der Apostel in die Ferne gerichtet, in mystischem Erkennen des Unnennbaren, in leisester Bewegung dringt er empor und verliert sich in namenlosem Schauen, scheu und fragend tauchen die Blicke anderer Jünger ineinander, um das Ge heimnis der Verheißung, d,c sich an ihnen erfüllte, zu er gründen. Kein Zentrum ist in dieser Gruppe, kein An- und Abschwellen der Akzente, jeder Jünger ist für sich, gelöst von den andern, und doch ist in dicicr Gruppe die stärkste innere Konzentration, der intensivste Zusammenhang, den das eine wunderbare Erlebnis bewirkt. . . . Dem mystischen Sinn des Trecento lag die Darstellung des Psingstwunders nahe. Sv sindeu wir denn in dieser Zeit das Motiv noch vielfach gestaltet, z. B. von Duccio und Taddeo Gaddi, in der vou nun an nicht mehr auf- gegebeuen Form der Gruppierung der Apostel um Maria. Einen schönen, reinen Ausdruck findet es in einer Miniatur der Kollegiatbüchcr von San Gimignano, in der ein sienesischcr KAnstlcr vom Ende des Trecento Maria in mitten der verklärt eiuvordlickcnden Apostel noch mit oll dem sehnenden Liebreiz der Himmelskönigin malte, den die spätere Kunst nicht mehr erreichte oder aus bcn sic absichtlich verzichtete. Ueber das Trecento und Fra Angelico hinaus finden sich nur noch sehr vereinzelte Darstellungen deS Psingstwunders, das aber nun, von der Seite des Lichtproblems her gesehen, eine neue Bedeutung für die Künstier erhält. Die stille, innerliche Weihe, die die Szene bei Giotto und Fra An- gelico batte, wird häufig zum erregten Pathos, und das säh bineinsallende Licht gibt neue dramatische Wirkunasakzcntc. Eine interessante plastische Darstellung des Psingstscsics gibt ein Relief von Veit Stoß im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin. Maria sitzt bier, zum erstenmal nickt von vorn, sondern im Profil gegeben, still betend in der Gruppe der sich eng von allen Seiten um sie drängenden Jünger, die in jeidenjchaftlicher Erregung in die Knie gesunken gleichsam eine Erklärung des unbegreiflichen Wunders von ihr »or dern. Ganz anders bei Dürer, der ein einziges Mal in der kleinen Passion die Ausgießung des heiligen Geistes be handelt hat. Hier sitzt Maria, zuiammcngcjunlen und wie betäubt von dem das weite Gemach erfüllenden Glanz, inner lich gelöst von den Aposteln, die sie in weitem Umkreis um stehen, schreiend oder sprechend in der Erregung des Wun ders, in gebanntem Emporjchauen oder auch abgewandl, da sic den Glanz nicht ertrugen. In ein Strablenmeer getaucht ist Vic Szene beiTizian, der sie auf seinem Bild in S. Maria della Salute in Vene dig in einen hoben, gewölbten, kapellenarrigen Raum verlegt. Entsetzt, geblendet, in ekstasischer Begeisterung sahren die Jünger auseinander, während Mama in hastiger Wendung sich icheu zur Seite geneigt hat, jo daß der senkrecht aus sie hernieder gerichtete Stradlenglanz etwas seitlich aufrrisfl. was den Eindruck der Wucht dieser Strahlenglut noch steigert. Seltsamerweise hat Rembrandt, den, wie man anncbmen könnte, das Lichrproblcm in dieser Szene reizen mußte, nie eine Herabkunst des heiligen Geistes ge malt. Dagegen findet sich in der Münchener Pinakothek ein Pfingstbild von Rubens, das in seinem Pyramiden- formigeu Aufbau der Gruppe mir einer Verschiebung des aus Maria ruhenden Akzents zur Seite und in die Tiefe eine große räumliche Wirkung erzielt Die Taube ruht hier nicht, wie meist, auch noch bei Dürer, in einem Meer von Strahlen, sondern scheint wirklich mit unaufhaltsamer Kratt aus einer leuchtenden weißen Wolke sich zu den Aposteln uiederzuscnken. Auch hier sind die Apostel aufgesprungen, Bücher und Scbristrollcn, die sie vordem in der Hand trugen, liegen am Boden: in angstvollem Grauen, in wilder Erregung starren sie zu dem Wunder empor, das Licht be- tont die erregt emporgestrcckten Arme, taucht einige aufwärts gerichtete Gesichter in sähe Helle, während die anderen in lautlosem Dunkel verschwinden. Uebcrall zucken feurige Flämmchen aus. bald cmporslommend, bald säb verlöschend. Aber das laute Pathos des Bildes ist weitab von jener stillen Innerlichkeit, die srübere Zeiten dieser Szene zu geben wußten, in denen da^ Pttnastwunder nich, allein in einem Rauschzustand der Seele und in einem ratloien Grauen cmpsiinden wurde, sondern in denen es den Blick öffnete in eine weite Ferne und das hingebende Gemüt mit Frühlinasscligkcit durchströmte. .. . Oertruck Lüstl. * * Ausstellung im Buchgewerbemuseum. Der Leipziger Akademieprottssor Franz Hein gibt uns zum drittenmale Ge legenheit, einen vielsagenden Einblick in seine künstlerische Werkstatt ui tun. Stellte er sich im vergangenen Iabre zunächst in der Kiinühall« von Bever und Sobn als Graphiker, einige Monate später in einer umfassenden Kollektivau-Zstelluna deS KünstvereinS al- Maler vor, so bat er diesmal das Buchgewerbemuseum dazu auSrrsekrn, sein« zahlreichen Arbeiten auf dem biete der Buchkunst uud der künstlerisch« AllusteM« M
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