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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.05.1907
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19070524021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1907052402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1907052402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-24
- Monat1907-05
- Jahr1907
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Bon amtlicher Seite wird über die gestrigen Haus suchungen in den russischen Lesehallen bekannt gegeben: „Seit einiger Zeit glaubte die Polizei berechtigten Grund zu der Annahme zu haben, daß ein Teil der sich in Berlin aufhaltenden russischen Studenten mit den Ber liner Anarchisten eng« Fühlung genommen habe. Bor einigen Tagen bereits wurden die Berliner Anarchisten Karfunkelstein und Weiß verhaftet unter dem dringenden Verdacht, sich des Vergehens gegen tz 128 des Strafgesetzbuches schuldig gemacht zu haben. Um weiteres Beweismaterial hierüber «zu bekommen, wurden in den russischen Lesehallen in Berlin und Charlottenburg Haussuchungen vor genommen, bei denen in Charlottenburg eine große Menge von terroristischer Literatur gefunden und beschlagnahmt wurde. Auf Grund dieses Beweismaterials nahm die Berliner Polizei nur ,.hn Sistierungen vor. Alle zehn Festgenommenen be finden sich im Polizeigewahrsam, und es wird im Laufe des Tages entschieden werden, ob sie als lästige Ausländer auS- zuweisen sind. Die Sistierungen mußten zum Teil auch deswegen vorgenommen werden, weil es notorisch ist, daß viele russische Studenten sich der Pässe von anderen bedienen oder sich hier unter falschem Namen uiederlassen." Zum Kampf i« Baugewerbe. Die Zahl der Ausgesperrteu wird von beiden Parteien sehr verschieden angegeben. Während die Unternehmer auf Grund vorläufiger Feststellungen in 650 Betrieben nahezu 40 000 entlassene Arbeiter notieren, wissen die Organisationen der Arbeiter nur von 13 700 Ausgesperrten zu berichten. Nach einer am Mittwoch vorgenommenen Kontrolle der Bauten wird noch auf 654 Bauten gearbeitet. Davon sind ein Teil der Leute im Akkord beschäftigt, ein anderer Teil sind aber Lohnarbeiter, die von den Unternehmern noch nicht auSgejperrt wurden. Mau rechnet mit einer erhöhten Zahl der Ausgesperrten in den nächsten Tagen, sodaß mit Abschluß der Woche die Höchstzahl erreicht wird. Ver hältnismäßig gering ist die Zahl der ausgesperrteu Zimmerer. Die Kontrollstatiouen der Maurer, Zimmerer und Bauhilfs arbeiter — 120 — sind während der ganzen Woche in Tätigkeit. Die Aufnahme in die Listen macht große Schwierigkeiten, da viele Arbeiter erst von Pfingstreisen zurückkommen, andere ihre Abreise verspätet anmeldeu. Die nicht direkt von der Aussperrung betroffenen Organisationen werden sich mit den anderen Bauarbeitern solidarisch erklären. Eine Prokla mierung von Streiks außerhalb der Kreise der Ausgesperrteu ist jedoch nicht zu erwarten, da mau auf seiteu der Arbeiter alles vermeiden will, um die Zahl der Kämpfenden zu ver größern. Oesterreichischc Wahlresultate. Von 73 bisher bekannten Stichwahlresultaten sind ge wählt: 12 Sozialdemokraten, 3 Christlich-Soziale, 10 Deutsch freisinnige, darunter Funke unv Bachmann, der gegen den Alldeutschen Schalk siegte, Urban. Nitsche und Demel, 9 deutsche Volkspartei, darunter Chieri und Steinwernder, während Loecker gegen den Sozialdemokraten unterlag. 7 deutsche Agrarier, 3 Freialldeutsche, 3 Alldeutsche, 1 katho lisches Zentrum, 10 Jungtschechen, darunter Minister Forscht, Kramarcz, Herold, Kaftan, Fiedler, 1 Alttscheche, 10 Böh mische Agrarier, 2 klerikale Tschechen, 3 Böhmische Nationalsozialisten, 1 Böhmischer Staatsrechtler, näm lich Baxa, 1 liberaler Slovene, 1 freier Sozialist und ein Selbständiger, nämlich Graf Sternberg. — In Wiener Neustadt wurde der Sozialdemokrat Pernerstorfer gewählt. Der Bankgouverneur Bilinski und der radikale Tscheche Klosac wurden nicht gewählt. — In Wien wurden gewählt Hofrat Frbr. v. Hock (Deutsch-Fortschrittl.) und Dr. Ofner (Sozialpolitiker). Der Laudtagsabgeordnete Schneider (Christlich-Sozial) wurde nicht gewählt. — In Meidling wurde Wutsche! (Sozialist) gewählt. In Land straße und in Mariahilf sind die Christlich-Sozialen gegen die Sozialisten durchgevrungen. In Trautenau wurde Wolf (Freialldeutsch) gegen Dr. Eppinger (Deutsch-Freisinnig) ge wählt. Eisenbahuminister Dr. von Derschatta wurde in der Stichwahl im zweiten Wahlbezirk der Stadt Graz mit großer Mehrheit gewählt. — In Trzebinja in Westgalizien, wo der Sozialdemokrat Krurawöki in Stichwahl steht, schossen nach einer Wahlversammlung Gendarmen in die Volksmenge. Acht Sozialdemokraten wurden getötet, 40 ver wundet. — Die Reichsratöwahlen sind in sämtlichen Provinzen, mit Ausnahme von Galizien, bekannt; außerdem stehl noch das Ergebnis je einer Stichwahl in Dalmatien und Steiermark aus. Von den 408 gewählten Abgeordneten (einschließlich der Hauptwahlen) sind: 82 Sozialdemokraten, 66 Christlich- Soziale, 24 Deutschfreisinnige, 25 Deutsche Volköparteiler, 18 Deutsche Agrarier, 14 Freialldeutsche, 4 Alldeutsche, 31 katholisches Zentrum, 22 Jungtschechen, 5 Alttschechen, 33 Böhmische Agrarier, 11 klerikale Tschechen, 10 radikale Tschechen verschiedener Schattierungen, 9 liberale Slo wenen, 15 klerikale Slowenen, 14 Italiener, 5 Rumänen, 5 Rutheneu, 8 Kroaten, 2 Serben, 1 Deutscdradikaler, 1 Pole, 1 Freisozialist, 27 tschechische Wilde. Der Inn)»"!"tichafttichc Kongiest Zu Ehren der Teilnehmer des laudwirtschaftlichen Kon gresses iu Wien fand gestern abend in der Hofburg ein Empfang statt. Der Kaiser zog den Ehrenpräsidenten des Kongresses, Fürsten Auersperg, sowie zahlreiche Vertreter anderer Staaten ins Gespräch. Nach einer englischen Miuisterretse. Der Handelsminister Lloyd-George ist gestern von seinem Aufenthalt in Antwerpen unv Hamburg nach London zurück- gekehrt. In einer Rede sprach er sich folgendermaßen auS: Der Staat, die Gemeinde und private Unternehmung hätten ini Zusammenwirken zwei der in ihrer Einrichtung schönsten Häfen, die die Welt je gesehen habe, ge schaffen, doch besäßen beide nicht die natürlichen Vorzüge Feuilleton. § ' H Aue dem Nachwort von Carl Spittcler, soeben bei Eugen Diedcrichs in 2. Auflage erschienenen Gedichtband „S chmetterlinge". Mancher ist eines dicken Weckes genesen. Dichterwecke kann er darum doch nicht lesen. Wieviel Ästhetik auch gottlob vorhanden Und Kunstgeschwätz, der Dichter singts zuschanden. In Rom, Ferrara, San Onofcio Fah'n sie nach Briefen, schmökern sie nach Quellen: Doch führt sie vor des Meisters schönste Stellen, So meckern sie: „Warum? Wozu? Wieso?" LI Li LI LI LI LI LI LI LI LI L! LI LI LI L! L! LI L! LI LI LI L! LI LI LI L! L! LI LI L! L! LI LI LI LI L! LI LI L! LI LI LI LI L! j L! LI 12 1.. ,-u - - - —"7——-7^7 77. _-7r7^—— 1 IVI S888SS8SSSSS8SSSSS8S88SSSSSS8SSSSSS88 Antsn Graff in, Leipziger Ttnnstverein. Von Pros. Dr. Iuli <usVogel (Leipzigs. Im EingangSfaale des Leipziger Kunstvereins ist seit einer Woche eine bedeutsame Sammlung von Bildnissen berühmter Männer des 18. Jahrhunderts ausgestellt, die im> besonderem Maße die Aufmerksamkeit unserer Mitbürger verdient, aber auch außerhalb unserer Stadt das Interesse der Kunstfreunde auf sich lenken dürste. Die Sammlung besteht aus 27 Bild nissen des berühmtesten deutschen Porträtmalers des 18. Jahr. Hunderts, des aus Winterthur in der Schweiz gebürtigen Anton Grafs (1736—18131, der im Jahre 1766 sich in Dresden niederließ, hier Äkademicprofessor und Hofmaler wurde und in Dresden sowohl, als besonders in Leipzig und Berlin, ge- legentlich auch aus Reisen, wie z. B. in Karlsbad, eine so umfangreiche Tätigkeit als Bildnismaler entfaltete, daß er als solcher wohl zu den fruchtbarsten Künstlern der gesamten Kunstgeschichte zählen dürste. Denn nach seinen eigenen Aus zeichnungen hat er in seinem Leben nicht weniger als 1210 Bildnisse gemalt, eine Zahl, die an sich Staunen erregt, frei lich aber auch aus seiner leichten Produktivität und seinem langen Loben, das er bis an sein hohes Alter mit seiner Ar beit ausgcnutzt hat. erklärlich ist. Sein Name ist allgemein geachtet und den Schulkindern schon bekannt, sa als der des berufensten Bildnismalers unserer klassischen Litevaturepochc und der geistigen Wiedergeburt unseres Volkes jetzt geradezu gefeiert. Während für seine Bildnisse früher niedere Preise gezählt wurden, wurden ste in den letzten Jahren mit hohen Summen bewertet — das für das biestge Mw'eum jüngst er. worbenc Altersselbstbildnis bat 10000,§ gekostet — und seit der'Berliner Iahrbunderf-Ai'sstelluna des »ergangenen Iah- res gehört er endlich auch »üben großen Meistern, di- einen Meristem in der Geschichte der Kunst bezeichnen. Wir in Sachsen, und besonders wir hier in Leipzig, haben uns seit Jahren bemüht, »eine Bedeutung richtig einzuschäken. Anion Springer war es, aus dessen Anregung Richard Muther 1831 seine Doktordisscrtotion über den Meister schrieb, und der Verfasser dieser Zeilen konnte auf Veranlassung der königlich sächsischen Kommission für Geschichte 1898 in einem großen Tafelwerkc Graffs Hauptwerke hcrausgcbcn, eine Publi kation, der, da auch die Schweiz ihr Heimatsrecht an dem Künstler geltend machte und hinter Sachsen nicht zurückstchcn wollte, einige Jahre später aus Grund einer umfangreichen Ausstellung von Bildnissen Graffs, die in Winterthur ver anstaltet wurde, ein zweites Tafelwcvk nachfolgte, das der Kunstverein in Winterthur hcrausgab. Leipzig hat neben Dresden ein besonderes Anrecht an den Künstler, denn in unserer Stadt dürfte — im Museum, in der Universitäts- und in der Stadtbibliothck, in der Handels kammer und im Privatbesitz — die größte Anzahl seiner Bild nisse vorhanden sein. Die im Kunstoercin ausgestellten 28 Bildnisse stammen aus dem Besitz der Universitätsbibliothek und werden, nachdem sic von dem hiesigen Bildcrrcstanrator Walther Kühn, irre ich nicht, mit auf Anregung der königlich sächsi'chcn Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmälcr, sorgsam und sehr geschickt von altem Schmutz und Firnis ge reinigt und restauriert worden sind, mit Genehmigung Sr. Magnifizenz dcs.Herrn Rektor Magniiicus — wobl zum ersten Male — öffentlich ausgestellt. Bisher hingen sic zum Teil im Katalogsaale, zum Teil in anderen Sälen der Biblio thek, io daß sie als einheitliches Ganzes, das sie darstellcn, nicht zur Geltung kamen. Die Sammlung bat ihre Geschichte, die für die Bildnisse selbst wichtig genug ist, um mit einigen Worten nacherzählt zu werden. Hier in Leipzig lobte seit dem Jahre 1747 ein durch sein Organisationstalent und seine Gcschästskcnntnissc weithin be. rühmt gewordener Buchhändler: Philipp Erasmus Reich (ge. boren 1717 zu Lambach in der Wettcrau), der durch sein kauf- männischcs Genie die damals noch in Lcipffq befindliche Weidmannsche Buchhandlung vordem Verfall rettete, so daß er 1762 Geschäftsführer dieser Firma wurde und nach dem Tode des Besitzers das Geschäft unter dem Namen „Weidmanns Erben und Reich" für seine Rechnung übernahm. Wieland nannte ihn den „ersten Buchhändler der Nation" und in Leipzig hieß er allgemein der „Fürst der Leipziger Bucbhänd- ler". Ebenso groß wie er als Organisator und als Buchhänd ler war, zeigt« er sich vornehm in seinem ge'ellschaftlichkn Auftreten allen gegenüber, die 'ein gastfreies Haus aufsuch- ten. Die Schöngeister und Künstler Leipzigs und solche, die auf ihren Reisen unsere Stadt berührten, verkehrten gern bei ihm, denn er wußte seine persönlich hohe Bildung mit einer ungemein seinen Noblesse des Gaftireundcs zu versan den. Es ist bekannt, daß auch der junge Goethe während sei- ncr Leipziger Studentenzeit bei ihm, und zwar in seinem Landbausc in Sellcrlwusen. das er im Sommer bewohnte, verkehrte. Ein Lieblingsplan von Reich war es, von den geistigen Kapazitäten und künstlerischen Größen, di- ihm persönlich nabe standen oder sein besonderes Interesse auf sich gezogen hatten. B'ldnisse malen zu lassen, die er in sei. nein Heim ru einer Galerie zeitgenössischer Berühmtheiten vereinigte. Anton Graff war in erster L'nie ausersehcn. ibm diese Idee verwirklichen zu Hellen Der Gedanke war an sich gar nicht neu. Der bekannte Dichter Ludwig Gleim in Hal- LoudonS. Wenn in London em ähnliches Zusammen- wirken bestände, könnte keiner der beiden Häfen hoffen, in meßbare Nähe an die britische Metropole herauzu- kommen. Waö ihm während seines Besuches den geilten Eindruck gemacht habe, sei die Rolle gewesen, die die Staats» eisenbahneu bei der Entwickelung des Handels und Wandels der beiden Völker spielten. Während man in England über Freihandel und Schutzzoll rede, vergäße man, was der größte Faktor bei der Organisation des auswärtigen Handels Deutschlands und Belgiens sei. Der Redner fuhr fort, er sei, seit er die von den Staatsbahnen im Handel Deutsch lands und Belgiens gespielte Rolle gesehen habe, mehr denn je überzeugt, daß man in England mehr Aufmerksamkeit auf diesen Faktor im Kämpfe um die Vorherrschaft im Welt handel, der zwischen England und den beiden Völkern statt- sinde, richten müsse. Die Korkindustrie schreit nach Handelsverträgen k Die Delegationen der Korkproduzenteu undKorkindustriellen aus Estremadura, Andalusien und Katalonien statteten dem Ministerpräsidenten unv dem Minister des Aeußeren Besuche ab und legten ihnen dar, daß es notwendig sei, Handels verträge abzuschließen, die für die Ausfuhr von Kork günstige Bedingungen schaffen. Besonders seien solche Verträge ab zuschließen mit Deutschland, Oesterrcich-Ungarn, Rußland, den Vereinigten Staaten und den füdamerikauischen Staaten. Beide Minister erwiderten den Delegationen, daß sie von den Darlegungen gern Keuutuis gcuommca hatten. — Hoffentlich hilft's! Bruch der Immunität. Die russische Regierung ist entschlossen, auf Grund d«S erbrachten Beweismaterials 36 Deputierte der Linken aus der Duma zur gerichtlichen Verantwortung zu ziehen und ihre Ausschließung aus der Duma bis zur Gerichtsverhand lung zu fordern. — ES dürste sich um die in die Militär verschwörung verwickelten Sozialisten handeln. Ter Ausstand am Rand. In Johannesburg sind Truppen eingetrvffen und auf verschiedene Punkte des Raud verteilt. Auf einigen ver einzelt liegenden Minen, deren Arbeiter sich bisher geweigert hallen zu streiken, wurde durch Drohungen dcö PöbelS und der Ausständigen die Einstellung der Arbeit erzwungen. Es fanden mehrere ernste Ruhestörungen statt. Die Umzäunungen bec Miaea wurden uiedcrgerissnu Bei eiu.r Mim w-rde die Polizei mit Steinen beworfen unv mit Stöcken geschlagen, bei anderen hatte die Mißhandlung von Bergleuten, die sich dem Ausstande widersetzten, einen Kampf zur Folge, bei dem Revolverichüsse gewechiell wurden. Ein Bergarbeiter wurde verwundet. 70Ö Mann englische Kavallerie uns Infanterie sind abends eiogetroffen. Liune-Kcier. Anläßlich der 200jährigen Wiederkehr des Geburtstages Linues fand iu der Universität Upsala eine große Festlich keit statt, an welcher der Kroaprinz-Regent, mehrere Mit glieder der königlichen Familie, sowie auch ausländische Delegierte teilnahmeu. Nach der Festrede deö Rektors der Universität Prof. Schuck überbrachten die ausländischen Delegierten Glückwünsche und überreichten Adressen. Jeder Delegierte sprach in seiner Muttersprache. Darauf über brachten Delegierte der schwedischen Universitäten, Hochschulen, Akademien und wissenschaftlichen Gesellschaften ihre Glück wünsche. Mit Gesang „Carolus Llnuaeus" schloß die Feier. Nach derselben wurden die fremden Delegierten dem Krou- priliz-Regeuwn vorgestellt. politischer. Die Bekämpfung der Uusittltchkett. ktz. Am zweiten Tag seiner Verhandlung bat der Evan gelisch-soziale Kongreß das Thema behandelt »Die Bekäm pfung der Uusittlichkeit mit besonderer Beziehung auf den Schutz der Jugend*. Referent war der Ver fasser des bekannten, viel gelesenen Buches „Wir jungen Männer*, HauS Wegeuer-MoerS. Die richtige Ge sinnung bei der Behandlusg dieser Frage sei, auch wenn man sich der großen Gefahren der Uusittlichkeit bewußt ist, die eines gesunden Optimismus, des Glaubens an den Menschen, seinen Wert und seine Bestimmung. Dieser Optimismus müsse Wille und Tat werden. Die bisherige Bekämpfung der Unsittlichkeit hat sich wesentlich nur gegen einzelne Symptome gerichtet. Darum konnte sie zu keinem wirk lichen Erfolg führen. Man hat auch zu sehr eine mönchische Auffassung deö Geschlechtslebens vertreten. Die Sexualität ist eine heilige Macht, denn sie ist die Quelle neuer Geschlechter. Sie ist eine Kulturmacht, weil sie schöpferisch ist. Darum aber darf sie auch nicht lediglich tierischer Trieb sein, sondern muß mit der Liebe verbunden sein, die mit der Möglichkeit ihres AushörenS nicht rechnet. Die Ehe ist des halb der gegebene Ort für den Geschlechtsumgang. Sie ist auch die Stätte det Geburt der Kinder, und deswegen ist eS auch wieder nicht gleichgültig, wie sich der Geschlechts» umgang dec Eltern gestaltet. Er muß rein sein, auch vor dem Abschluß der Ehe. Der Refereut streifte dann die Prostitutioussrage, in der er jede Reglementierung verwirft, ein Verbot der Auimierkneipen wünscht, Aufnahme der Ge schlechtskrankheiten in das Seuchengesetz verlangt, ebenso Unterdrückung solcher Witzblätter, die ohne Witz nur der Unsittlichkeit dienen, z. B. „Kleines Witzblatt*. Hinsichtlich der Lkunst unterschied er drei Arten von Knnstprodukten: Die, welche ernsthaft als Kunst gemeint sind und darum nicht dem Urte l der Polizei, sondern nur dem der Kunst unterliegen; die Machwerke, die nur unter der Maske der Kunst gehen, z. B. Aklstudieu, deren Verbreitung so geregelt werden sollte, daß sie wirklich der Kunst und nicht, d^L Lüsternheit dienen. Schließlich die vom Auslande importicriw Darstellungen sexueller «Szenen, gegen die auf dem Weg der Spionage vorzugehen für den Staat nicht würdig ist Hinsichtlich der Ehe und Kindererziehung führte er schlief;, lich aus: Unsere Aufgabe ist, eine Jugend zu erziehen, die sich mit kraftvoller Reinheit selbst durchsetzt. Das Ideal cc, Familie, die der Schutz der Jugend sein soll, ist noch uich erreicht, auch nicht in der sogenannten christlichen Familie, ir der nur das Gebot herrscht: Du sollst Deinen Vater uni Deine Mutter ehren. Der Respekt der Eltern vor der Kindern als den Bürgern der Folgezeit muß den Kinder» berstabl liatte schon seit dem Jahre 1745 die Bildnisse seiner 1 Gönner und Freunde gesammelt, indem er die meisten auf I seine Kosten, und zwar Heimlich für sich malen ließ, und die f auf diese Weise entstandene Galerie seinem Musen- und Freundjcbaftstcmpcl cinoerlcibtc. Bis zu seinem Tode hatte er im ganzen 118 solcher Bildnisse zusammengebracht. Nur die ivenigsten von ihnen haben einen wirklich künstlerischen Wert, nur wenige namhafte Künstler der Zeit sind unter den Meistern vertreten, die Gleims Wünsche erfüllen sollten. Das künstlerisch bedeutsamste dürste wohl das von Herder sein, das kein anderer als Graff, und zwar 1785 in Karlsbad gemalt Hal. Sämtliche Gemälde find von Gleim letztwillig als Teil seiner zur Humauitätsfchulc gestifteten Familienbibliothek in Halberstadt bestimmt worden, wo sie sich heute noch befinden. Reichs Sammlung erreicht der Zahl nach nur etwas über den vierten Teil der Glcimschen Stiftung — es sind im gan zen vierunddrcißia Nummern. Aber der Qualität nach ist siebener unendlich überlegen, denn Reich überwies den Haupt» auftraa Anton Graff, der zu diesem Zweck vielfach in Leip zig. seit 1771 auch in Berlin tätig war, andere ließ er von Jo hann Heinrich Lischbcin in Kassel aussührcn. Angeblich wll die auf die«c Weise, in der Hauptsache in den Jahren 1769 bis 1771, entstandene Galerie vierunddrcißia Bildnisse umfaßt haben, davon scchsundzioanzig von Graffs Hand. In der Ausstellung im Kunstverein, die, wie erwähnt, sicbcnuiidzwan- zig Nummern aufwcist, scheinen aber, soweit man aus den Formaten, der Einrahmung und Bezeichnung der Gemälde Schlüsse ziehen dars, nur zwciundzwanzia Nummern zu der Reichschen Kollektion zu gehören- Es sind dies die Bildnisse twn Ernasti, Morus, Gellert, Christian Felix Weiße, Bau;« (Bildnis ams jüngeren Jahren), Bürgermeister Müller, Hiller, Stemlcr und Zolikorer (sämtlich in Leipzigs, von Christian Ludwig von Hagedorn, Philipp Daniel Lippert, dem Minister Tl)omas Frcihcrrn von Fritsch (diese in Dresden), von Spalding, Sulzer, Ramler, Phoses Mendelssohn in Berlin, VE Garvc in Breslau, Niemeyer in Halle, Eichhorn in Göttingen, nnd Zimmermann in Hannover, denen sich die von Reich, dem Besteller, und von Graff, dem Künstler dieser Galerie, an schließen. Zu diesen zwciundzwanzia Nummern gesellen sich aber noch weitere fünf, von denen zwei, nämlich das Bildnis von Friedrich Nicolai (um 1795 gemalt) und das Altersbildnis von Bauic (1808) aus zeitlichen Gründen und wegen des Formals nicht zu der Reichschen Sammlung gehören, wäh rend die Bildnisse von Lessing und von zwei Unbekannten, da sie auf den Rahmen nicht die Namen der Dargcstcllten tragen, auch eine ganz andere Einrahmuna aufweifen, wohl ebenfalls ainHeren Ursprungs sind.') Eine SdiffungS- *) Unklar ist mir die Provenienz von zwei Grafffchen Bildnissen, die im Jahre 1876 von der Verwaltung der Uni versitätsbibliothek mit Gemahmiaung des Kultusministeriums unserem Museum der bildenden Künste geschenkt wurden: das Bildnis des Dresdner Hofmalers Christian David Müller und des Johann Samuel Nagel, der Marktbelfer im Dienst' von Reich war. Das letztere namentlich ist ein Kabinettstück der Portrötkuust. Haben beide Bildnisse auch zur Reichschen Sammlung gehört? Nagel doch wohl schwerlich? urkunde, die nähere Nachweise geben müßte, ist bisher nicht bekannt geworden: bin ich aber recht unterrichte!, soll neuer dings eine zum Vorschein gekommen sein. Mit ihrer Per öffentlichrurg würden wir erst Klarheit über die ganze Slff- tung erhalten. Die Rcichschc Galerie wurde nämlich vor Reichs Witwe, ei-nier geborenen Heye aus Berlin, bei ihren Wegzug von Leipzig der Universität (oder vielmehr bereu Biblioihek?) geschenkt. Die Kunstvereinsaus-stellung west» außer den Grafffchen Porträts noch das Bildnis de' ssiöttinyer Christian Gottlob Heyne ans, eines Jrcunces Johann Heinrich Tischbeins, ebenfalls zur Reichschen Samm lang gehörig. Ein Mick auf die vorfteliend in ihrer Entstehung slüchtic gekennzeichnete Sammluna berühmter Männer des achtzehn tcn Jahrhunderts, gemalt von einem Meister der Porträt kunst, dessen nüchterner Realismus ebenso überzeugend wirk« wie dessen tiefgehende Charakteristik und Erfassung I>r geistigen Persönlichkeit der Dargestellten bewundcruugswursir ist, muß jeden mit Staunen über den Schatz, den die Um veriitätsbibliothek ihr eigen nennt, erfüllen. Die kicne Galerie ist in der Tat einzig in ihrer Art und besonders des willen bedeutungsvoll, als in den meisten M! sinnen Grast aus der höchsten .Höhe seines Könnens erscheint. Ja man möchte vermuten, daß der Künstler mit einer ganz be sonderen Liebe den allerdings sehr dankbaren Auitrag sich und seiner Kunst zu Ehren ausgeführt habe. Bildnisse, wie die von Reich selbst, lwn Hagedorn, von Ernest', Hiller und Moses Mendelssohn, das seinfimffae bleiche Gesicht von Morus sind so hervorragende Leistungen der Porträtkuinist, daß sic auch den gesteigertsten kritischem Anforderungen trotz ihrer im ganzen schlichten Haltung mit absoluter Sicherheit standbalten. Wir aber wollen uns kreuen, in den Mauern umfcrer Stadt eine» Schatz zu besitzen, um den uns die größte Galerie der Weir beneiden kämm. * 8fi» Veethovcn-Tveater in Holland. Tie im Haag er scheinende Zeitung ,.Baderland" berichtet, daß eine Gruope von holländischen Komponisten und Musikfreunden, der sich auch Aus länder an geschlossen haben, an einer schönen Stelle der Tüuen im Norden Hollands ein Theater erbauen will, daS Beethoven ge- widmet sein soll. Die Initiative zu diesem Plan bat der Utrechter Kapellmeister Hutsckenruytcr ergriffen; die Eatwnrse des Gebäudes stammen von Berlage, dem Erbauer der Amslervamer Börse. * Tie Geheimnisse der Inspiration. Voltaire bat einmal gesagt: „Inspiration — das heißt alle Tage arbeiten!" Die Be obachtung der Arbeitsweise bedeutender Männer zeigt jedoch, daß das nickt ohne weiteres stimmt, sondern daß jene geheimnisvolle Anregung des Schöpferwillcns. dir wir Jnsviraliou nennen, von vielen und zum Teil ganz merkwürdigen Umständen odbänqt. So mußte fick Bossuet, um eine Predigt oder eine Leichenrede abzu- saisrn, den Kopf in warme Tucker einichlagen Chateaubriand vllegte, während er seinem Sekretär diktierte mit nackten Füßen im Zimmer aui und ad zu ivazieren. Leibniz und Descartes tonnten nickt anders arbeiten als im Bet»,. Goethe, Balrac und Zola liebten eS, selbst am Hellen Tage künstliches Licht bei ihrer
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